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Der Mineralolsicherungsplan der im Zweiten Weltkrieg im Juni 1944 als Geheimprojekt verfolgt wurde wurde nach dem Schopfer des Programms Edmund Geilenberg dem Generalkommissar fur die Sofortmassnahmen beim Reichsminister fur Rustung und Kriegsproduktion auch Geilenberg Programm genannt Ruine einer Anlage in Police Polen bis 1945 Politz nahe Stettin auf dem Gelande der ehemaligen Hydrierwerke Politz 2007 Im Rahmen des Geilenberg Programms erbauter Werksluftschutzbunker im Hamburger Hafen Von diesem Bunkertyp Salzgitter wurden reichsweit etwa 200 Exemplare gebaut allein zehn in Hamburg Das Programm verfolgte das Ziel den drohenden Zusammenbruch der Treibstoffversorgung zu verhindern der an der Ostfront durch den Verlust der rumanischen Erdolfelder bei Ploiești und in Deutschland durch die alliierten Bombenangriffe auf die Anlagen der Treibstoffherstellung entstanden war Zur Erreichung der Ziele des Mineralolsicherungsplanes arbeiteten 350 000 Menschen darunter 100 000 KZ Haftlinge Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung und Wirkung des Mineralolsicherungsplans 1 1 Ursachen 1 2 Luftangriffe und deren Folgen 1 3 Reaktion 1 4 Unterirdische Verlagerung 1 5 Ende und Nachwirkung des Plans 2 Wirtschafts und Rustungsplane der NS Zeit 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseEntstehung und Wirkung des Mineralolsicherungsplans BearbeitenUrsachen Bearbeiten Die Erdolforderung in Deutschland reichte nur fur knapp 30 des heimischen Bedarfs und war wegen eines hohen Gehalts an Schwer und Schmierolen weniger fur die Herstellung von Leicht und Flugbenzin geeignet Die Nutzung der bedeutenden Kohlevorkommen uber das eigens entwickelte Verfahren der Kohleverflussigung erhielt aus militarstrategischen Grunden vor dem Zweiten Weltkrieg eine gewisse Bedeutung Der Bau von Hydrierwerken wurde wesentlicher Bestandteil der Autarkiebestrebungen des Vierjahresplans und politisch gegenuber anfanglichen Widerstanden der Industrie 1 durchgesetzt und breit offentlich diskutiert Neben Karl Aloys Schenzinger war insbesondere der von Fritz Todt geforderte Sachbuchautor Anton Zischka federfuhrend bei der popularwissenschaftlichen Darstellung der Synthesethematik und der damit verbundenen Propagandaanstrengungen 2 Ab Mitte der 1930er Jahre wurden Hydrierwerke zur synthetischen Benzinherstellung gebaut Zu Kriegsbeginn 1939 existierten sieben Werke mit einer jahrlichen Gesamtkapazitat von 1 2 Millionen Tonnen 3 Das grosste waren die Leunawerke bei Merseburg Die Anlagen deckten einen grossen Teil des Treibstoffbedarfs der Wehrmacht und waren alleinige Quelle des Flugbenzins fur die Luftwaffe Dabei wurden bis zum Kriegsende amerikanische Patente auf einzelne Treibstoffsorten beachtet und deswegen Flugbenzinsorten mit einer etwas minderen Qualitat hergestellt 1 Das Strategic Bombing Command der alliierten Streitkrafte 4 hatte bereits 1941 erste Bombardierungen der Hydrierwerke unternommen Aufgrund technischer Schwierigkeiten wie strategischer Uberlegungen wurden diese zugunsten von Flachenbombardierungen zuruckgestellt Im Jahre 1944 wurde die gegenuber den Raffineriekapazitaten etwa in Ploiești vgl Luftangriffe auf Ploiești deutlich weniger geschutzte Treibstoffindustrie als eine zentrale Schwachstelle der deutschen Kriegsfuhrung erkannt gezielte Bombardierungen waren durch entsprechende Leitsysteme technisch moglich geworden Sie griffen deshalb ab dem April 1944 gezielt die deutsche Erdol und Treibstoffindustrie an Im August 1944 standen bereits sowjetische Truppen an den Grenzen Rumaniens weshalb es dort aufgrund einer Initiative von Konig Michael I zu einem Putsch kam der eine Abkehr Rumaniens vom Deutschen Reich zur Folge hatte Luftangriffe und deren Folgen Bearbeiten Die amerikanische Eighth Air Force bombardierte mit 935 Bombern 5 am 12 Mai 1944 massiv die Raffinerien und Hydrieranlagen in Leuna Bohlen Brux Lutzkendorf und Zeitz Troglitz Am 28 und 29 Mai 1944 folgten erneute Grossangriffe auf die Anlagen in Lutzkendorf Magdeburg Rothensee Merseburg Ruhland Troglitz und Politz und am 16 und 26 Juni wurden von der Fifteenth Air Force die osterreichischen Raffinerien in Floridsdorf Kagran Lobau Korneuburg und Moosbierbaum bombardiert 6 Auch die Raffinerieanlagen der Deurag Nerag in Misburg bei Hannover waren mehrfach Ziel schwerer Angriffe Die ungeschutzten Anlagen waren empfindlich und meist total zerstort da sie vollig ausbrannten Zudem war Metall im Krieg knapp und ein Wiederaufbau war erschwert bzw nahezu nicht mehr moglich Nach den ersten Angriffen erfolgten zahlreiche weitere Bombenabwurfe auf Treibstoffproduktionsstatten und der deutsche Treibstoffnachschub erlahmte Damit ergaben sich erhebliche Einschrankungen der Mobilitat fur die deutschen Land See und vor allem fur die Luftstreitkrafte und fur zivile Zwecke Neben diesen Angriffen auf die Treibstoffindustrie wirkte sich der Zusammenbruch der deutschen Ostfront im August 1944 fur die Kriegsfuhrung der Deutschen fatal aus weil dies zum Verlust der rumanischen Olfelder bei Ploiești fuhrte Diese Olfelder hatten einen grossen Teil des deutschen Erdolbedarfs gedeckt Der Zusammenbruch eines kriegswichtigen Industriezweigs stand kurz bevor Nach den erfolgreichen Bombenangriffen der Alliierten entstand das Geilenberg Programm das in einem Mineralolsicherungsplan die Untertage Verlagerung der kriegswichtigen Hydrierwerke sowie die Entwicklung und den Aufbau von neuen unterschiedlichsten Anlagen zur Treibstoffherstellung vorsah Der Treibstoffmangel fuhrte nicht nur zu einer erheblichen Einschrankung der Mobilitat der Streitkrafte Besonders gravierend war der Mangel an Kerosin fur die neuen Strahljager Me 262 Die Folge war dass die Jagdflugzeuge der Luftwaffe zeitweise aus Treibstoffmangel auf dem Boden bleiben mussten Damit war die deutsche Erdolindustrie praktisch ungeschutzt Die Produktion der deutschen Jagdflugzeuge erreichte im Kriegsjahr 1944 zwar ihren zahlenmassigen Hohepunkt aber wegen des Treibstoffmangels kamen diese oft nicht mehr zum Einsatz Unternehmen Wuste war der Deckname eines der Geheimobjekte des SS eigenen Industriekomplexes der Nationalsozialisten im Rahmen des Geilenberg Programms um dringend benotigten Treibstoff aus Olschiefer zu gewinnen In zehn Produktionsstatten des Unternehmens Wuste in Wurttemberg mussten 15 000 KZ Haftlinge unter teils morderischen Bedingungen von sieben Aussenlagern des Konzentrationslagers Natzweiler Struthof die Anlagen aufbauen und betreiben Reaktion Bearbeiten nbsp U Verlagerung bei Hattingen WuppertalAls dies die deutsche Heeresfuhrung erkannte war es fur Schutzmassnahmen zu spat da lediglich eine unterirdische Verlegung der Produktionsstatten Schutz vor Luftangriffen hatte bieten konnen Dies war von langer Hand nicht vorbereitet worden Der bisherige Leiter des Hauptausschusses fur Munition im Reichsrustungsministerium der Braunschweiger Stahlindustrielle Edmund Geilenberg wurde am 30 Mai 1944 von Hitler personlich zum Generalkommissar fur die Sofortmassnahmen beim Reichsminister fur Rustung und Kriegsproduktion ernannt Es wurde das Geilenbergprogramm ins Leben gerufen das zum Ziel hatte die Treibstoffproduktion fur die Wehrmacht zu sichern Geilenberg erstellte im Juni 1944 mit Carl Krauch Vorstandsvorsitzender der I G Farben und Generalbevollmachtigter fur Sonderfragen der chemischen Erzeugung den Mineralolsicherungsplan Der Plan sah die Sicherstellung der Grundversorgung mit Treibstoffen vor Vorhandene Dampfkessel wurden zu einfachsten Destillationsanlagen umgebaut ganze Raffinerien wurden unter Tage verlagert und zahlreiche Kleindestillationsanlagen wurden neu errichtet Geplant waren unterschiedlichste Arten von Anlagen wie beispielsweise Aufarbeitungsanlagen von Schmier und Altolen unterschiedlichste Destillationsanlagen Isooctan und Polymerisationsanlagen zur Herstellung von Flugbenzin Anlagen zur Rohdiesel und benzinerzeugung Hydrieranlagen zur Kohleverflussigung Olschieferverschmelzung Crackanlagen sowie weitere 80 Anlagen wurden konzipiert um die Treibstoffindustrie und damit den schwachsten Punkt der deutschen Rustungsindustrie zu stabilisieren was letztendlich nicht gelang Die Konzepte wurden mit Decknamen versehen und unterlagen strengster Geheimhaltung Unterirdische Verlagerung Bearbeiten Besondere Aufmerksamkeit wurde der unterirdischen Verlagerung der sogenannten U Verlagerung der Anlagen gewidmet Der Begriff U Verlagerung bezeichnet Objekte in die im Zweiten Weltkrieg Rustungsbetriebe und andere Firmen von militarstrategischer Bedeutung bombensicher untertage verlegt wurden Es war nicht moglich die bislang vorhandenen Werke der Treibstofferzeugung durch Splitterschutz oder Betonabdeckungen vor der Bombardierung zu schutzen Zur Herstellung der unterirdischen Anlagen wurden Arbeitskrafte benotigt die gegen Ende des Krieges knapp waren daher wurden vor allem KZ Haftlinge und Zwangsarbeiter zum Aufbau der unterirdischen und technischen Anlagen herangeholt wobei zahlreiche neue Konzentrationslager entstanden 350 000 Menschen darunter etwa 100 000 Haftlinge wurden im Geilenberg Programm unter brutalen Bedingungen zu Raum und Bauarbeiten in durch Bombardierungen beschadigten Treibstoffwerken und zur unterirdischen Verlagerung von Hydrieranlagen eingesetzt 7 Schwerpunkte der unterirdischen Anlagen zur Herstellung synthetischen Benzins waren in Baden Wurttemberg Nordrhein Westfalen und im Harz Ende und Nachwirkung des Plans Bearbeiten 1943 gab es zwolf produzierende Hydrierwerke fur Treibstoffe und im Fruhjahr 1944 funfzehn Gegen Ende des Krieges im Marz 1945 betrug die Kapazitat der Hydrierwerke drei Prozent des Hochststandes aus dem Jahr 1943 Die Plane die Mineralolversorgung Deutschlands sicherzustellen waren gescheitert Das Tanklager Farge wurde bis 1957 durch die US Armee und danach von der Bundeswehr und von ihr beauftragte Gesellschaften ubernommen Es befindet sich im Eigentum der Bundesrepublik Deutschland Am 31 Mai 2013 gab die Bundeswehr das Gelande auf Seitdem wird es von der Bundesanstalt fur Immobilienaufgaben BImA verwaltet Seit Marz 2015 befindet sich das Tanklager in der sogenannten Stilllegungsphase werden die Anlagen zuruckgebaut und die Gelande von Schadstoffen dekontaminiert 8 9 Wirtschafts und Rustungsplane der NS Zeit BearbeitenIm nationalsozialistischen Deutschland wurde sukzessive eine Zentralverwaltungswirtschaft mit wirtschaftslenkender Gesetzgebung ausgebaut Als Neuer Plan wurde 1934 der Weg vorgezeichnet es folgte der Vierjahresplan von 1936 der Schnellplan von 1938 und der Schell Plan im Jahre 1939 Das Mineralolsicherungsprogramm war eines der Programme mit denen die deutsche Wirtschaft koordiniert werden sollte Die Expansion der Kriegswirtschaft wurde von etlichen weiteren Programmen begleitet Die Koordination dieser Plane und die Gewichtung von Interessen sollte ab 1942 beim Ausschuss fur Zentrale Planung im Reichsministerium fur Rustung und Kriegsproduktion erfolgen Der Uberblick der Plane ist teilweise schwer nachvollziehbar wobei etliche dieser Plane in Personal oder Amtsunion von Wehrwirtschaftsfuhrern sowie in fusionierten Wirtschaftsgebilden wie den Reichswerken Hermann Goring betreut und umgesetzt werden sollten Das es dabei zu Konkurrenzsituationen kam ist insbesondere zum Thema Luftrustung vs Panzerrustung und zum Wirken von Konstrukteuren wie Ferdinand Porsche oder Hans Ledwinka bekannt Wie im Bereich der Kraftfahrzeugfertigung waren auch die Betriebe in annektierten oder besetzen Gebieten betroffen wie es bei Unternehmen wie den Osterreichischen Saurerwerken und Skoda sowie Tatra der Fall war Nachfolgend eine unvollstandige Ubersicht der Plane 1938 1939 1940 1941 1942 1943 1944Schnellplan Schell Plan Rustungsprogramm B Goring Programm Iwan Programm Adolf Hitler Panzerprogramm MineralolsicherungsplanSiehe auch BearbeitenWirtschaftliche Forschungsgesellschaft Dachs I Dachs III Dachs IVLiteratur BearbeitenDietrich Eichholtz et al Geschichte der deutschen Kriegswirtschaft 1939 1945 Reprint 2012 Auflage De Gruyter Boston 2003 ISBN 978 3 11 183765 9 Rainer Karlsch Raymond G Stokes Faktor Ol Die Mineralolwirtschaft in Deutschland 1859 1974 Verlag C H Beck Munchen 2003 ISBN 3 406 50276 8 Weblinks BearbeitenBeschreibung der Folgen eines Bombenangriffs und Liste der Decknamen Graphische Ubersicht der alternativen Treibstoffe 1 2 Vorlage Toter Link www geheimprojekte at Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Juni 2023 Suche in Webarchiven Die Uberreste eines Stollensystems aus dem Geilenberg Programm 1 2 Vorlage Toter Link 7grad org Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Juni 2023 Suche in Webarchiven Mehrere Berichte uber ehemalige unterirdische Geilenberg ProgrammeEinzelnachweise Bearbeiten a b Rainer Karlsch und Raymond G Stokes Faktor Ol Die Mineralolwirtschaft in Deutschland 1859 1974 Heike Weber Technikkonzeptionen in der popularen Sachbuchliteratur des Nationalsozialismus Die Werke von Anton Zischka In Technikgeschichte Bd 66 Heft 3 1999 S 205 236 Markus Schmitzberger Osterreichische Treibstoff und Schmierolindustrie im 2 Weltkrieg Memento vom 30 Januar 2012 im Internet Archive S 3 dem unter anderem John Kenneth Galbraith angehorte Untertageverlagerung Treibstoffproduktion me 262 de abgerufen am 10 Dezember 2017 Markus Schmitzberger Osterreichische Treibstoff und Schmierolindustrie im 2 Weltkrieg Memento vom 30 Januar 2012 im Internet Archive S 6 Christine Wolters 10 Workshop zur Geschichte der Konzentrationslager Ein Tagungsbericht eForum zeitGeschichte 1 2 2003 Der Senator fur Umwelt Bau und Verkehr der Freien Hansestadt Bremen Bericht der Verwaltung fur die Sitzung der Deputation fur Umwelt Bau Verkehr Stadtentwicklung Energie und Landwirtschaft S am 8 06 2017 PDF Abgerufen am 6 September 2017 PDF 962 KB Der Senator fur Umwelt Bau und Verkehr Sachstandsbericht fur 2017 PDF 13 Juli 2018 abgerufen am 29 August 2018 PDF 117 KB Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mineralolsicherungsplan amp oldid 236286415