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Die Wirtschaftliche Forschungsgesellschaft mbH kurz WiFo war eine 1934 in Berlin durch das Reichswirtschaftsministerium gegrundete Tarnfirma welche fur die Beschaffung Lagerung und Herstellung von kriegswichtigen Rohstoffen zustandig war und damit die Logistik der Wehrmacht sicherstellen sollte Ihre Hauptaufgabe bestand in der Errichtung von geheimen Grosstanklagern daruber hinaus war sie fur den Betrieb von Mineralolkesselwagen Tankschiffen den Ausbau von Transportstrecken und den Betrieb von Werken zur Chemiegrundstoffherstellung wie beispielsweise Salpetersaure zustandig Die WiFo existierte nach dem Krieg weiter und loste sich dann bis zum Jahre 1970 selbst auf wobei die Nachfolgeunternehmen heute privatisiert sind Wirtschaftliche Forschungsgesellschaft mbHLogoRechtsform GmbHGrundung 1934Auflosung 1970Sitz BerlinBranche Rohstofflogistik Kraftstoffherstellung Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Hintergrund 1 2 Organisation 2 Tanklager 2 1 Grosstanklager 2 2 Weitere WiFo Tanklager 3 Transporte 4 Nach Kriegsende 5 Literatur 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenHintergrund Bearbeiten Ein wichtiger Faktor bei der deutschen Wiederaufrustung war die Versorgung einer modernen und motorisierten Streitmacht mit Treibstoff welche im Falle eines Krieges aufgrund der zu erwartenden Blockade nicht auf Importe gestutzt werden konnte Deswegen beabsichtigte Wirtschaftsminister Hjalmar Schacht die Anlegung grosser Treibstoff Vorrate welche durch die Einfuhr aus den rumanischen Olabbau Gebieten und der Herstellung synthetischen Benzins gewonnen werden sollten 1 Nachdem sich sowohl deutsche Unternehmen als auch die Royal Dutch Shell nicht fur Bau und Finanzierung von Grosstanklagern gewinnen liessen grundete die Reichsregierung eine eigene Zweckgesellschaft um Kraftstoffreserven einlagern zu konnen Organisation Bearbeiten Um die Rustungsvorbereitungen zu verschleiern wurde am 24 August 1934 unter harmlos klingender Bezeichnung die Wirtschaftliche Forschungsgesellschaft mbH WiFo mit Hauptsitz in Berlin gegrundet Laut Handelsregister lautete der Geschaftszweck Errichtung und Unterhaltung von Unternehmen und Betrieben der Industrie des Handels und des Handwerks insbesondere Errichtung und Unterhaltung von Versuchs und Forschungsanlagen zwecks Forderung der genannten Wirtschaftszweige 2 Offiziell war die WiFo eine Grundung der Deutschen Gesellschaft fur offentliche Arbeiten Offa 80 und der I G Farben 20 wobei die Offa jedoch zu hundert Prozent eine Tochter des Reichswirtschaftsministeriums war 3 Die I G Farben stiess ihren Geschaftsanteil jedoch schon 1935 an die zu 83 dem Wirtschaftsministerium gehorende Deutsche Bau und Bodenbank AG ab nachdem mit der Einfuhrung der allgemeinen Wehrpflicht die Notwendigkeit zur Verschleierung von Kriegsvorbereitungen weitgehend entfallen war Die WiFo stand somit unter dem Befehl des Reichswirtschaftsministeriums jedoch gehen Chronisten der Nachfolgegesellschaft VTG davon aus dass die Grundung auf Bestreben des Reichswehrministeriums veranlasst wurde 4 Im August 1942 wurden alle Geschaftsanteile an das Deutsche Reich ubertragen und das Treuhandverhaltnis zur WiFo gelost die fortan eigenstandig arbeitete Lediglich die kleinen Heeres Tanklager verblieben im Eigentum des Reiches wurden aber von der WiFo verwaltet 5 1942 beschaftigte die WiFo fast 10 000 Mitarbeiter fur die meist eigene Siedlungen in der Nahe der Tanklager gebaut wurden und unterhielt an mehreren Standorten eigene Barackenlager fur Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene 6 Tanklager BearbeitenGrosstanklager Bearbeiten Geplant waren zunachst zehn geschutzte und unterirdisch angelegte Grosstanklager mit einem jeweiligen Fassungsvermogen zwischen 100 000 und 200 000 Kubikmetern als nationale Kraftstoffreserve fur Heer und Luftwaffe Die Standorte sollten verkehrsgunstig an Bahnstrecken und Wasserstrassen nicht aber in der Nahe von dichtbesiedelten Ballungsraumen oder Grenzgebieten liegen Der kriegswirtschaftliche Zweck der Grosstanklager war eindeutig 7 Grosstenteils 1936 begannen die Arbeiten auf den meisten Baustellen gleichzeitig wobei es einen Standardbauplan fur alle Tanklager gab Da es bis dahin keine Erfahrungen mit der Konstruktion von unterirdischen Grosstanklagern gab galt deren Bau als Pionierleistung 8 Als Bautrager fungierten hauptsachlich die damaligen Grossunternehmen Philipp Holzmann sowie Dyckerhoff amp Widmann Die Tanklager bestanden aus einzelnen mit Stahlbeton ummantelten Grosstanks mit jeweils 3333 Kubikmeter welche meistens in Zehnergruppen uber Pipelines verbunden waren und mindestens zwei Meter unter der Erde lagen Im spateren Verlauf ging man dazu uber funf Behalter mit je 4000 Kubikmeter in einen Block zusammenzufassen wodurch bei gleichzeitiger Kapazitatserhohung und besserem Schutz Beton und Stahl eingespart werden konnte Daneben besass ein Tanklager eine umfangreiche Infrastruktur wie Rangieranlagen Lokschuppen Pumpstationen Kesselhauser Abfullanlagen Werkstatten Grosslabore Feuerwehren Wachstationen und Verwaltungsgebaude so dass jedes Lager einen Arbeitskraftebedarf zwischen 300 und 400 Mann hatte Die Gesamtkapazitat der Tanklager betrug 1 5 Millionen Kubikmeter fur Kraftstoffe und 100 000 Kubikmeter Schmierstoffe sie wurden dort zum Teil auch veredelt gemischt und in Fasser und Kleingebinde abgefullt Ende 1938 betrugen die Mineralolvorrate der WiFo fast 800 000 Tonnen Von den zehn Grosstanklagern verfugten im September 1939 die meisten bereits uber erhebliche Kapazitaten 9 Lage Tarnname Gesamtkapazitat in m BemerkungenBremen Farge Wasserberg 320 000 Aktiver Betrieb bis 2015 10 Stassfurt Bela 220 000 Nach Kriegsende gesprengtHniewitz bei Raudnitz Sudetenland 200 000 Lager sollte uber eine Pipeline mit dem Tanklager Wien Lobau verbunden werden was aber nicht mehr realisiert wurde 11 Nach Kriegsende gesprengtHitzacker Hellberg 150 000 Durch Luftangriffe 1945 stark beschadigt Bis 1948 gesprengt und demontiert 12 Wien Lobau 150 000 Gebiet liegt heute in Osterreich Nach Kriegsende gesprengtDerben Lowenberg 120 000 Nach Kriegsende gesprengtNienburg Kuhberg 110 000 1945 bombardiert danach von der brit Armee spater von der Bundeswehr genutzt Nur noch ein kleiner Teil des Lagers vorhanden der von einer privaten Firma genutzt wird 13 Krailling Munchberg 110 000 Noch im aktiven BetriebOberhausen bei Neuburg an der Donau Buchenberg 106 000 Von der Besatzungsmacht angeordnete Sprengung konnte mehrmals abgewendet werden Tanklager noch im aktiven Betrieb Drugehnen Samland in Ostpreussen Hegeberg 100 000 Lage im heutigen Oblast KaliningradTanklager nach Kriegsende gesprengtZu Kriegsbeginn waren die Grosstanklager der Wifo zu 80 Prozent gefullt Bis Ende 1941 sank der Gesamtbestand auf nur noch 13 Prozent ab 14 Trotzdem herrschte in den Lagern reger Betrieb da die hochwertigen Flugkraftstoffe nicht aus den Raffinerien kamen sondern in allen der zehn Lager aus Treibstoffen und Additiven zusammengemischt wurden Aus diesem Grund besassen die Lager von der Wifo eigens entwickelte Tanks mit Mischanlagen Die Luftwaffe bezog 90 ihres Treibstoffbedarfs aus diesen Lagern Neben dem Hauptabnehmer Luftwaffe fand eine Treibstoff Aufbereitung auch fur das Heer statt so dass aufgrund der unterschiedlichen Qualitatsmerkmale der angelieferten Olsorten eine Vielzahl von Benzinen gelagert wurde So befanden sich beispielsweise im Tanklager Hitzacker u a drei Arten aliphatischer Benzine acht Benzine mit niedrigem Aromatengehalt sechs Benzine mit hohem Aromatengehalt vier Sorten schwere und drei Sorten leichte Ole 15 Infolgedessen wurde dem jeweiligen Standort Labor eine hohe Bedeutung zugemessen Weitere WiFo Tanklager Bearbeiten Eine zuverlassig belegte Zusammenstellung aller von der WiFo verwalteten Anlagen ist nicht greifbar 16 Neben den Grosstanklagern betrieb die Wifo noch elf kleine oberirdische Heerestanklager welche eine Gesamtkapazitat von 78 500 Kubikmeter besassen Eine zufallige und unvollstandige Auswahl von Standorten wird nachfolgend aufgelistet Heeres Tanklager Heiligenstadt Heiligau in Thuringen 17 die Bauarbeiten dauerten von 1937 bis 1942 Heeres Tanklager Ebrach Eberau in der Nahe von Schweinfurt Im Schmerber Grund bei Ebrach entstand ab 1935 das Heeres Tanklager Nr 4 18 Heeres Tanklager Eickeloh Rodenau in Niedersachsen 19 Heeres Tanklager Amstetten Wurttemberg Ammenau in Baden Wurttemberg 20 Ein WiFo Treibstoff und Chemikalienlager in der Stollenanlage im Kohnstein bei Nordhausen wurde 1943 zugunsten der Einrichtung einer unterirdischen Raketenfabrik Mittelwerk aufgelassen 21 Tanklager Herbram Wald 22 bei Lichtenau Tanklager bei Munchenbernsdorf Sonnentau in Thuringen Das ab 1938 gebaute unterirdische Tanklager wurde im April 1945 bombardiert 23 Nach 1945 bis 1992 93 wurde das Areal von der Roten Armee weitergenutzt Tanklager Ruthen 24 bei Soest Lufttanklager Ehmen 25 im Westen von Wolfsburg Lufttanklager 2 VI bei Preussisch OldendorfTransporte BearbeitenNeben dem Bau von Tanklagern entwickelte sich anfangs aus der Notwendigkeit heraus mit dem Transport von Ol und Chemieprodukten ein weiteres wichtiges Geschaftsfeld der Wifo Zu Beginn dieser Tatigkeit im Jahre 1936 lieh sich die Wifo noch 130 Kesselwagen von der Eisenbahn Verkehrsmittel AG aus ehe sie im darauffolgenden Jahr die ersten eigenen Waggons einsetzte Im Laufe der Zeit produzierte und mietete die Wifo eine immer grosser werdende Flotte so dass sich im Jahre 1942 dem Zeitpunkt der grossten deutschen Machtausdehnung uber 38 000 Bahn Kesselwagen und 35 Tank Binnenschiffe in ihrem Besitz befanden 26 Die immer mehr eigenstandige Hauptabteilung Transport lagerte ihren Sitz 1943 vom bombengefahrdeten Berlin in die Verwaltungsgebaude des bayerischen Grosstanklagers Neuburg an der Donau aus wo nach dem Krieg eine Zentralwerkstatte fur Waggons des langsam wieder errichteten Transportgeschaftes entstand Nach Kriegsende BearbeitenNach dem Zweiten Weltkrieg wurden die meisten Gross Tanklager geschleift die anderen zeitweilig von den Alliierten genutzt Der Hauptsitz der Wifo in Berlin wurde aufgelost und ein anfangs kleines Behelfsburo in der zum Tanklager Krailling gehorenden Wifo Siedlung eingerichtet von wo aus sich ein immer mehr expandierender Betrieb von Chemie und Treibstofftransporten entwickelte Kurz vor der Wahrungsreform im Jahre 1948 besass die Wifo 1200 Kesselwagen und hatte 42 Mitarbeiter Die Wifo Fuhrung beschloss im Jahre 1951 die Selbstliquidierung so dass das unter diesem Namen gefuhrte Unternehmen endgultig bis zum Jahre 1969 aufgelost wurde Ab 1951 entstanden aus der Wifo drei Folgeunternehmen 27 Wifo i L Die Wifo in Liquidation genannte und in einem eigens gebauten Burogebaude in Munchen befindliche Firma verwaltete die Wifo eigenen Liegenschaften und wurde nach der 1969 endenden Geschaftstatigkeit endgultig im Jahre 1970 aus dem Handelsregister gestrichen Industrie Verwaltungs Gesellschaft IVG Die IVG entstand als staatliche Holding in Bad Godesberg und betrieb nach der Ruckgabe der Besatzungsmachte neben zwei ehemaligen Wifo Chemiebetrieben die letzten drei intakt gebliebenen Gross Tanklager Im Kalten Krieg war die IVG fur die Treibstoffversorgung der Bundeswehr zustandig Nach der Wiedervereinigung wurde die IVG vollstandig privatisiert Die drei noch bestehenden und teilweise an das NATO Pipelinesystem CEPS angeschlossenen Tanklager werden heute jeweils von privaten Investorgesellschaften gepachtet Vereinigte Tanklager Transportmittel GmbH VTG Derzeit Europas grosste Eisenbahnwaggon Flotte war zu Beginn eine hundertprozentige Tochter der IVG wurde jedoch nach Regeln der Privatwirtschaft gefuhrt Die VTG ubernahm einen Grossteil der Kesselwagen und Tankschiffe und verwaltete kurzzeitig auch fur den Mutterkonzern IVG dessen Grosstanklager Im Jahre 1962 erfolgte die Privatisierung durch den Verkauf der VTG an die Preussag Literatur BearbeitenHerbert Wilhelm Freiheit zum Wagnis Die historische Entwicklung der VTG Hamburg 1976 als Manuskript gedruckt Standort Universitats Bibliothek Braunschweig Signatur 3489 505 Hans Dieter Gotz Geheime Reichssache WiFo Selbstverlag Germering 2009 ISBN 978 3 00 027821 1 Einzelnachweise Bearbeiten Rainer Karlsch Raymond G Stokes Faktor Ol Die Mineralwirtschaft in Deutschland 1859 1974 Munchen 2003 ISBN 3 406 50276 8 S 179f Wilhelm Die historische Entwicklung der VTG S 26 Wilhelm Die historische Entwicklung der VTG S 28 Hans Dieter Gotz Geheime Reichssache WiFo ISBN 978 3 00 027821 1 S 108 Rainer Karlsch Raymond G Stokes Faktor Ol S 181 182 Faltblatt Uber die geheimen Tanklager der WiFo bei Hitzacker hrsg vom Heimatmuseum Hitzacker o J Rainer Karlsch Raymond G Stokes Faktor Ol S 180 Wilhelm Die historische Entwicklung der VTG S 41 Alle Angaben zum Fassungsvermogen nach Rainer Karlsch Raymond G Stokes Faktor Ol S 180 sowie Hans Dieter Gotz Geheime Reichssache Wifo S 108 Hinweis Zwischen beiden Angaben gibt es teilweise nicht erklarbare Differenzen Lisa Boekhoff Gefahrliches Relikt in Farge Tanklager Antworten auf zentrale Fragen In Die Norddeutsche 1 Juli 2016 abgerufen am 16 September 2017 Karl Friedl Leopold Kolbl Exkursion I I 2 Erdolfelder Zentrales Wiener Becken In Mitteilungen der Geologischen Gesellschaft in Wien 57 Band 1964 Heft 1 S 158 zobodat at PDF 651 kB geschichtsspuren de vorm lostplaces de WiFo Tanklager Hitzacker Abruf 20 September 2010 Faltblatt Uber die geheimen Tanklager der WiFo bei Hitzacker hrsg vom Heimatmuseum Hitzacker o J relikte com Nienburg Schaferhof Abruf am 19 September 2010 Wilhelm Die historische Entwicklung der VTG S 62 Bericht uber das WIFO Tanklager Hitzacker auf geschichtsspuren de zum Beispiel Cold war Abruf am 26 September 2010 oder WIFO Tanklager HOKO Melbeck Embsen Rustungsprojekte in Nord Thuringen http www schatzsucher de Foren archive index php t 31183 html schatzsucher Memento vom 12 Dezember 2010 im Internet Archive Abruf am 17 September 2010 Ebrach WIFO Lager In fgut wordpress com Forschungsgruppe Untertage e V abgerufen am 18 Marz 2023 Liste der Rustungsaltlasten Block A Stand 30 04 1997 S 57 laufende Nummer 137 Zum Download hier PDF 534 KB Land Niedersachsen Landesamt fur Bergbau Energie und Geologie abgerufen am 1 November 2020 Cold war Forum Abruf am 21 September 2010 Aggregat 4 Abruf am 21 September 2010 Eisenbahnfreunde Wifo Herbram Wald Memento vom 18 Juli 2011 im Internet Archive Abruf am 21 September 2010 Hans Jurgen Barteld Hans Bernhard Karl Die Nebenbahn Niederpollnitz Munchenbernsdorf Nebenbahndokumentation Band 56 Verlag Kenning Nordhorn 1999 ISBN 3 933613 10 8 S 52 ff Eisenbahnfreunde Wifo Herbram Wald Memento vom 18 Juli 2011 im Internet Archive Abruf am 30 Mai 2011 relikte com das Lufttanklager Ehmen Abruf am 6 April 2014 forum geschichtsspuren de vorm lostplaces de Abruf am 23 August 2010 H Wilhelm nennt allerdings andere Zahlen 14 328 eigene Kesselwagen 8134 fremde 22 471 von der Wifo verwaltete Kesselwagen zwei Motortankschiffe und funf Salpetersaurefabriken Melbeck Langelsheim Sondershausen Doberitz Piesteritz in Betrieb Wilhelm Die historische Entwicklung der VTG Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wirtschaftliche Forschungsgesellschaft amp oldid 232674294