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Das Goring Programm auch erweitertes Luftwaffenprogramm war ein gescheiterter deutscher Plan im Zweiten Weltkrieg vom 23 Juni 1941 zur Vervierfachung der deutschen Luftwaffe innerhalb von zwei bis zweieinhalb Jahren zum Kampf gegen die Westmachte Er basierte auf einer geplanten Verlagerung des Rustungsschwerpunktes vom Heer auf die Luftwaffe und Marine Nach dem Scheitern des Blitzkrieges gegen die Sowjetunion in der Schlacht um Moskau musste es aufgegeben werden Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung und Wirkung des Goring Programms 2 Umsetzung 3 Beurteilung 4 Wirtschafts und Rustungsplane der NS Zeit 5 Literatur 6 EinzelnachweiseEntstehung und Wirkung des Goring Programms BearbeitenFur das Unternehmen Barbarossa war am 28 September 1940 das Rustungsprogramm B erlassen worden welches die Bereitstellung der Rustung fur 180 Feld und entsprechende Besatzungsdivisionen bis Fruhjahr 1941 vorsah 1 und den Rustungsschwerpunkt auf das Heer legte Im Oktober 1940 hatte der Luftfahrtindustrielle Friedrich Siebel eine Denkschrift an Ernst Udet geschrieben in der er anmahnte Roosevelts Ankundigung eine Luftflotte von 50 000 Flugzeugen aufzubauen ernst zu nehmen und eine rechtzeitige Vervielfachung der Luftrustung das Schicksal Deutschlands entscheiden werde dafur seien dramatische Schritte erforderlich Der tief beeindruckte Udet legte die Denkschrift Hitler vor der jedoch sofort einen Rechenfehler entdeckte und daraus schlussfolgerte dass die USA nicht uber die notwendige Menge an Leichtmetallen verfugen wurden Siebels Forderungen die sich Udet und Todt zu eigen machten liefen auf die Einsetzung eine Rustungsdiktators hinaus und Siebel hoffte das Goring mit der Wucht seiner Personlichkeit alles als richtig erkannte durchsetzen werde 2 Mit dem Erlass uber das erweiterte Luftwaffenprogramm vom 20 Juni 1941 3 zwei Tage vor dem Angriff auf die Sowjetunion und der Weisung Nr 32 vom 14 Juli 1941 befahl Hitler die Verlagerung des Schwerpunktes der Rustung vom Heer auf die Luftwaffe 4 Am 23 Juni 1941 lag dazu das Goring Programm vor 5 Der erste Schritt das sogenannte Elch Programm sah eine Verdoppelung der Flugzeugproduktion von 1200 Flugzeugen auf 2400 Flugzeuge pro Monat vor Am 1 Juni 1942 sollten schliesslich monatlich 3000 Flugzeuge produziert werden Der Plan hatte drei Eckpfeiler Den Bau dreier neuer Flugzeugfabriken und eines Flugzeugmotorenwerkes mit einer Kapazitat von 1000 Motoren monatlich Verdoppelung der Leichtmetallerzeugung von 531 000 Tonnen im Jahr durch den Leichtmetall Ausbauplan Steigerung der Erzeugung von Flugbenzin von 160 000 t monatlich auf 390 000 t durch den Flugtreibstoff Ausbauplan Der Leichtmetallausbauplan sah die Steigerung der Produktion hauptsachlich in Norwegen wegen seiner reichen Energiequellen vor Das Bauxit sollte vorwiegend aus Ungarn herantransportiert werden Der Flugtreibstoff Ausbauplan unter Leitung des Aufsichtsratsvorsitzenden der I G Farben Carl Krauch sah die Lieferung von 4 Millionen Jahrestonnen Erdol aus der Sowjetunion uber eine Pipeline von Odessa nach Schlesien und Brux im Sudetenland vor Zur Verarbeitung sollten mehrere grosse Erdolverarbeitungsanlagen errichtet werden Der General Georg Thomas meinte dazu Ohne Besitz des Kaukasus hat es keinen Zweck mehr das Flugbenzinprogramm von Krauch weiter zu verfolgen 6 Die hohe Zahl an Flugzeugen sollte vor allem durch Massenproduktion und Einschrankung auf wenige Flugzeugtypen erreicht werden Am 22 Mai 1941 wurde dazu der Industrierat fur die Luftwaffenindustrie gebildet dem u a William Werner Karl Frydag Hans Heyne Rudolf Egger Bussing Rudolf Lahs und Albert Vogler angehorten 7 Umsetzung BearbeitenNach Rolf Dieter Muller sind die Umsteuerungsbemuhungen zugunsten der Luftwaffe mehr oder weniger wirkungslos verpufft 8 Am 22 Oktober wurde in einem Gesprach zwischen Erhard Milch und General Thomas festgestellt dass eine Umstellung bisher noch nicht stattgefunden hat 9 Am 10 November 1941 stellte man im Wehrwirtschafts und Rustungsamt fest dass das Heer praktisch keine nennenswerten Kapazitaten und Arbeitskrafte frei gab 10 Der Fuhrerbefehl Rustung 1942 vom 10 Januar 1942 legte den Rustungsschwerpunkt auf das Heer Damit war die Umrustung und das Goring Programm endgultig gescheitert 11 Im Januar 1943 erliess Hitler das Adolf Hitler Panzerprogramm zur Vervierfachung der Produktion von Panzerfahrzeugen Beurteilung BearbeitenFur Bernhard R Kroener scheiterte die Umrustung an technischen Schwierigkeiten ganze Produktionszweige kurzfristig umzustellen und den burokratischen und politischen Hemmnissen und Reibungsverlusten die sich aus der nationalsozialistischen Polykratie ergaben Die Entwicklung im Osten hob Kroener zufolge vollends samtliche Pramissen auf die die Grundlage dieses Befehls gebildet hatten 12 Fur den marxistischen Historiker Dietrich Eichholtz hingegen waren es primar die militarischen Ereignisse an der deutsch sowjetischen Front verursacht durch den heldenmutigen Widerstand des Sowjetvolkes die den Plan scheitern liessen und weniger die mangelnde Konzentration der Regulierungsgewalt die fur ihn aus der Konkurrenzgesetzlichkeit des Systems entsprang 13 Nach Ansicht von Olaf Groehler wollten die aggressivsten Teile des deutschen Imperialismus mit dem Goring Programm die Weltluftherrschaft ergreifen Die Umsteuerungsbemuhungen scheiterten jedoch am Widerstand von Monopolgruppierungen die besonders eng mit der Heeres und Marinerustung verflochten waren 14 Kurt von Tippelskirch schreibt dass die deutsche Kriegfuhrung ganz von dem Nach Barbarossa Gedanken beherrscht wurde Man wollte nach der mit Sicherheit erwarteten russischen Niederlage das Schwergewicht der Industrie auf Luftwaffe und U Boote legen Wahrend die Luftwaffe im Osten und in Nordafrika um den Sieg rang entstand die erdruckende Uberlegenheit der Luftwaffen der Westmachte 15 Wirtschafts und Rustungsplane der NS Zeit BearbeitenIm nationalsozialistischen Deutschland wurde sukzessive eine Zentralverwaltungswirtschaft mit wirtschaftslenkender Gesetzgebung ausgebaut Als Neuer Plan wurde 1934 der Weg vorgezeichnet es folgte der Vierjahresplan von 1936 der Schnellplan von 1938 und der Schell Plan im Jahre 1939 Das Goring Programm war eines der Programme mit denen die deutsche Wirtschaft koordiniert werden sollte Die Expansion der Kriegswirtschaft wurde von etlichen weiteren Programmen begleitet Die Koordination dieser Plane und die Gewichtung von Interessen sollte ab 1942 beim Ausschuss fur Zentrale Planung im Reichsministerium fur Rustung und Kriegsproduktion erfolgen Der Uberblick der Plane ist teilweise schwer nachvollziehbar wobei etliche dieser Plane in Personal oder Amtsunion von Wehrwirtschaftsfuhrern sowie in fusionierten Wirtschaftsgebilden wie den Reichswerken Hermann Goring betreut und umgesetzt werden sollten Dass es dabei zu Konkurrenzsituationen kam ist insbesondere zum Thema Luftrustung vs Panzerrustung und zum Wirken von Konstrukteuren wie Ferdinand Porsche oder Hans Ledwinka bekannt Wie im Bereich der Kraftfahrzeugfertigung waren auch die Betriebe in annektierten oder besetzen Gebieten betroffen wie es bei Unternehmen wie den Osterreichischen Saurerwerken und Skoda sowie Tatra der Fall war Nachfolgend eine unvollstandige Ubersicht der Plane 1938 1939 1940 1941 1942 1943 1944Schnellplan Schell Plan Rustungsprogramm B Goring Programm Iwan Programm Adolf Hitler Panzerprogramm MineralolsicherungsplanLiteratur BearbeitenDietrich Eichholtz et al Geschichte der deutschen Kriegswirtschaft 1939 1945 Reprint 2012 Auflage De Gruyter Boston 2003 ISBN 978 3 11 183765 9 Einzelnachweise Bearbeiten Erlass uber die Steigerung der Rustung Gedruckt in Erhard Moritz Fall Barbarossa Berlin 1970 S 212 ff Rolf Dieter Muller Die Mobilisierung der deutschen Wirtschaft fur Hitlers Kriegsfuhrung In MGFA Hrsg Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg Stuttgart 1988 Band 5 1 S 527 f Als Faksimile gedruckt in Karl Drechsler Deutschland im zweiten Weltkrieg Band 2 Berlin 1976 S 99 Gedruckt in Walther Hubatsch Hitlers Weisungen fur die Kriegsfuhrung 1939 1945 Bonn o J S 136 ff Die Darstellung des Goring Programms ist entnommen aus Dietrich Eichholtz Geschichte der deutschen Kriegswirtschaft Berlin 1985 Band 2 S 11 ff Eichholtz S 17 Olaf Groehler Geschichte des Luftkriegs Berlin 1981 S 340 MGFA Hrsg Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg Stuttgart 1990 Band 5 1 S 612 Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg Bd 5 1 S 932 Eichholtz S 34 Gedruckt in Percy Ernst Schramm Hrsg Kriegstagebuch des Oberkommandos der Wehrmacht Bonn o J Band 2 2 Halbband S 1265 ff Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg Bd 5 1 S 931 f Eichholtz S 18 und 40 Groehler S 338 Kurt von Tippelskirch Geschichte des Zweiten Weltkriegs Beltheim Schnellbach 2012 S 714 f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Goring Programm amp oldid 237599799