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Das Adolf Hitler Panzerprogramm auch Panzerprogramm III Aktion Saur war ein deutsches Rustungsprogramm im Zweiten Weltkrieg vom 22 Januar 1943 fur den Bau von Panzerfahrzeugen Es sah die Steigerung der Produktion von Panzern Sturmgeschutzen und Selbstfahrlafetten auf das Vierfache vor und die beschleunigte Massenproduktion der neuartigen Tiger und Panther Panzer mit denen im Unternehmen Zitadelle eine Kriegswende herbeigefuhrt werden sollte Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung und Wirkung des Programms 2 Luftrustung vs Panzerrustung 3 Wirtschafts und Rustungsplane der NS Zeit 4 Literatur 5 EinzelnachweiseEntstehung und Wirkung des Programms Bearbeiten nbsp Produktion von PanthernMit dem Goring Programm vom Juli 1941 sollte der Rustungsschwerpunkt auf die Luftwaffe verlagert werden was aber angesichts des Widerstandes der Roten Armee nicht realisiert werden konnte Mit dem Fuhrerbefehl Rustung 1942 vom 10 Januar 1942 wurde der Rustungsschwerpunkt wieder auf das Heer gelegt Nach der Ubernahme des Oberbefehls uber das Heer widmete Hitler sich verstarkt der waffentechnischen Entwicklung des Heeres sein besonderes Interesse und Eifer galt der Panzerwaffe 1 Erste Uberlegungen Hitlers fur eine drastische Steigerung der Panzerproduktion stammen vom September 1942 bei denen die Monatsproduktion von 520 Stuck im 3 Quartal 1942 auf 1400 Stuck bis zum Fruhjahr 1944 also knapp das Dreifache erhoht werden sollte Mitte Januar 1943 nach der Niederlage bei Stalingrad verlangte Hitler eine Steigerung schon binnen weniger Monate 2 Am 22 Januar 1943 erliess Hitler in einem Sonderbefehl das Adolf Hitler Panzerprogramm In ihm befahl er das Programm sei von so ausschlaggebender Bedeutung fur die Entscheidung des Krieges dass samtliche Zivil und Militar Dienststellen das Programm mit allen zur Verfugung stehenden Kraften nachdrucklichst zu unterstutzen haben Es sei umgehend uberreichlich und grosszugig mit Arbeitskraften Rohstoffen Maschinen und Energie zu versorgen selbst wenn dadurch andere wichtige Fertigungen der Rustungswirtschaft vorubergehend beeintrachtigt werden Der Befehl drohte allen die den Befehl nachlassig oder saumig befolgten Bestrafung durch den Volksgerichtshof an 3 Im Februar 1943 berief er den Schopfer der deutschen Panzerwaffe Heinz Guderian zum Generalinspekteur der Panzertruppen und bestimmte dass er fur eine der kriegsentscheidenden Bedeutung entsprechende Weiterentwicklung der Panzertruppen verantwortlich sei 4 In einem Aufruf an die Rustungsschaffenden im Panzerbau ebenfalls vom 22 Januar 1943 rief er alle Beteiligten zu grossten Anstrengungen auf Laut Guderian kam in ihm die zunehmende Besorgnis um die absinkende Kampfkraft der deutschen Panzertruppe gegenuber der standig wachsenden sowjetischen Panzerwaffe mit ihrem vortrefflichen T 34 zum Ausdruck 5 Das endgultige Programm sah eine Monatsfertigung von 1500 Panzerfahrzeugen bis zum Spatherbst 1943 und von 2100 bis Ende 1944 vor Dafur waren nach Ansicht des Rustungsministers Albert Speer drei Millionen zusatzliche Arbeitskrafte notig 6 Jedes Panzerwerk wurde befugt zur 72 Stunden Woche uberzugehen 7 An Investitionen waren knapp 300 Millionen Reichsmark vorgesehen 8 Bis Mai 1943 konnte eine Verdoppelung der Produktionszahlen erreicht werden 7 Basis dafur war eine Steigerung der Stahlproduktion durch die Reichsvereinigung Eisen 9 Als der Rustungsindustrielle Walter Rohland der die deutsche Panzerproduktion organisierte und von der NS Presse als Panzer Rohland gefeiert wurde Anfang Dezember 1942 uber Schwierigkeiten hinsichtlich der notwendigen Erweiterungsbauten Beschaffung von Maschinen und der notigen Eisen bzw Stahlmengen referierte befahl Hitler dass die projektierten Zahlen unbedingt erreicht werden mussten und ausserte Panzer mussen hergestellt werden koste es was es wolle 10 Rohland erklarte in seinen Memoiren dass er von seiner Leitung des Panzerausschusses wegen der irrealen geforderten Produktionszahlen des Panzerprogramms zurucktrat Er hatte die Verwendung sachlicher Zahlen erzwingen wollen um seine Auffassung zu untermauern dass der Krieg nicht mehr zu gewinnen sei 11 In einer Lagebesprechung im Fuhrerhauptquartier am 1 Februar 1943 ausserte Hitler dass ohne das Donezbecken das Programm der Rustung hinfallig werde das Panzerprogramm das Kanonenprogramm sowie das Munitionsprogramm 12 General Erich von Manstein berichtet dass Hitler deswegen unbedingt das Donezbecken halten wollte 13 In einer Lagebesprechung vom 18 Februar 1943 bei der Heeresgruppe Sud ausserte Hitler die Idee mit einer Anfang Mai zur Verfugung stehenden gigantischen Summierung von modernsten Angriffswaffen bestehend aus 150 Tigern 200 250 Panthern 98 Ferdinand 50 Panzerhaubitzen Wespe einer Anzahl Panzer IV und schwerster Artillerie irgendwo ein Loch zu brechen und dann einen Stoss zu fuhren um die Initiative wieder in die Hand zu bekommen 14 Laut Speer legte Hitler am 7 Juli 1943 fest dass die Produktion der V2 genauso wichtig wie das Panzerprogramm ist 15 Seefeld in Tirol wurde extra zu einem Erholungsort fur Panzerarbeiter gemacht wo sie als Gaste des Rustungsministers in besonderer Weise verwohnt wurden 16 Den Namen fur das Programm schlug Speer am 22 November 1942 Hitler vor der zustimmte 17 Luftrustung vs Panzerrustung BearbeitenIndex der Produktion von Panzern und Flugzeugen Jan Feb 1942 100 18 Jahr Flugzeuge Panzer1941 97 811942 133 1301943 216 3301944 277 536Karl Otto Saur drang brachial in die Luftwaffenfertigung ein und rekrutierte mit dem Befehl Hitlers zur bevorzugten Panzerfertigung Techniker und Ingenieure direkt von den Fliessbandern 19 Nach Adam Tooze war der Aufruhr den dieses Programm verursachte so gewaltig dass sich die Luftwaffe im April 1943 gezwungen sah Auftrage unter dem Stichwort Panzer zu erteilen Aber trotzdem sei die Produktion von Flugzeugen hinsichtlich der produzierten Werte wie der verbrauchten Mittel funf Mal so bedeutend gewesen 20 Der Historiker Brendan Simms zieht aus der Tatsache dass im Mai 1943 40 der Kapazitat der deutschen Kriegswirtschaft fur den Flugzeugbau verwendet wurden und nur 6 fur die Panzerproduktion die Schlussfolgerung dass der grosste Teil der deutschen Kriegsanstrengung von diesem Zeitpunkt an gegen die Westmachte ausgerichtet war 21 Dies bezieht sich auf einen Gesamtwert der Rustungsendfertigung in gleichbleibenden Preisen errechnet 22 Olaf Groehler macht dafur die Profite der Luftfahrtindustriellen verantwortlich Er bemerkt dazu dass es interessant sei zu beobachten dass die Kostensenkungen durch Serienproduktion keinen entsprechenden Niederschlag in der Preisbildung fanden So haben die Flugzeugzellen fur ein Arado Ar 65 Jagdflugzeug 1933 50 900 Reichsmark gekostet und fur eine Messerschmitt Bf 109 E 1941 58 000 Reichsmark Die Flugzeugzellen fur das Bombenflugzeug Dornier Do 11 kosteten 1933 141 900 Reichsmark und 1941 fur eine Heinkel He 111 H 1941 203 900 Reichsmark 23 Laut Willi A Boelcke fuhrte die hektische Aufrustung sich abzeichnende volkswirtschaftliche Mangelsituationen und burokratisierter Wirtschaftsdirigismus zu einem unverhaltnismassig hohen Arbeitsaufwand So war die deutschen Luftrustungsindustrie vor dem Krieg beim Rustungsexport dem Ausland hoffnungslos unterlegen Allein die Zelle eines Jagdflugzeuges ohne Motor kostete 130 000 Reichsmark wahrend die auslandische Konkurrenz ein gutes Jagdflugzeug mit Motor bereits fur 90 000 Reichsmark verkaufen konnte So wurde der gewohnlich nach aussenpolitischen Gesichtspunkten gesteuerte Rustungsexport mit 40 Reichsverbilligung subventioniert 24 Alan Milward schreibt dass die Produktionsmethoden der Flugzeugindustrie oft unrationell waren auf ihnen habe nicht der gleiche Druck wie auf den anderen Rustungsfirmen gelastet 25 Laut Untersuchung des United States Strategic Bombing Survey wurde die Flugzeugindustrie erst in der ersten Halfte des Jahres 1944 als letzte Industrie auf Massenproduktionsmethoden umgestellt 26 In Hitlers Besprechungen mit Albert Speer stand bis zum Herbst 1944 die Panzerfertigung im Vordergrund 27 Joseph Goebbels notierte am 6 Marz 1943 in seinem Tagebuch Wir haben eben durch den Krieg im Osten die Luftherrschaft uber Europa in wesentlichen Teilen verloren und sind jetzt den Englandern wenigstens in dieser Beziehung etwas auf Gnade und Ungnade ausgeliefert 28 Wirtschafts und Rustungsplane der NS Zeit BearbeitenIm nationalsozialistischen Deutschland wurde sukzessive eine Zentralverwaltungswirtschaft mit wirtschaftslenkender Gesetzgebung ausgebaut Als Neuer Plan wurde 1934 der Weg vorgezeichnet es folgte der Vierjahresplan von 1936 der Schnellplan von 1938 und der Schell Plan im Jahre 1939 Das Adolf Hitler Panzerprogramm war eines der Programme mit denen die deutsche Wirtschaft koordiniert werden sollte Die Expansion der Kriegswirtschaft wurde von etlichen weiteren Programmen begleitet Die Koordination dieser Plane und die Gewichtung von Interessen sollte ab 1942 beim Ausschuss fur Zentrale Planung im Reichsministerium fur Rustung und Kriegsproduktion erfolgen Der Uberblick der Plane ist teilweise schwer nachvollziehbar wobei etliche dieser Plane in Personal oder Amtsunion von Wehrwirtschaftsfuhrern sowie in fusionierten Wirtschaftsgebilden wie den Reichswerken Hermann Goring betreut und umgesetzt werden sollten Dass es dabei zu Konkurrenzsituationen kam ist insbesondere zum Thema Luftrustung vs Panzerrustung und zum Wirken von Konstrukteuren wie Ferdinand Porsche oder Hans Ledwinka bekannt Wie im Bereich der Kraftfahrzeugfertigung waren auch die Betriebe in annektierten oder besetzen Gebieten betroffen wie es bei Unternehmen wie den Osterreichischen Saurerwerken und Skoda sowie Tatra der Fall war Nachfolgend eine unvollstandige Ubersicht der Plane 1938 1939 1940 1941 1942 1943 1944Schnellplan Schell Plan Rustungsprogramm B Goring Programm Iwan Programm Adolf Hitler Panzerprogramm MineralolsicherungsplanLiteratur BearbeitenMarc Bergere u a L epuration economique en France a la Liberation Presses universitaires de Rennes Rennes 2008 ISBN 2 7535 3086 6 Dietrich Eichholtz u a Geschichte der deutschen Kriegswirtschaft 1939 1945 Reprint 2012 Auflage De Gruyter Boston 2003 ISBN 978 3 11 183765 9 Sven Feyer Die MAN im Dritten Reich Ein Maschinenbauunternehmen zwischen Weltwirtschaftskrise und Wahrungsreform Nomos Baden Baden 2018 ISBN 978 3 8487 4338 4 Neil Gregor Stern und Hakenkreuz Daimler Benz im Dritten Reich Aus dem Engl von Waltraud Gotting und Karl Heinz Silber Propylaen Berlin 1997 ISBN 3 549 05604 4 Einzelnachweise Bearbeiten Heinz Guderian Erinnerungen eines Soldaten Stuttgart 1994 S 251 Dietrich Eichholtz Geschichte der deutschen Kriegswirtschaft Berlin 1985 Band 2 S 121 Zit n Eichholtz S 122 Guderian S 263 Guderian S 256 MGFA Hrsg Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg Stuttgart 1990 Band 5 II S 850 a b Adam Tooze Okonomie der Zerstorung Munchen 2007 S 682 Hartmut H Knittel Panzerfertigung im Zweiten Weltkrieg Bonn 1988 S 52 Tooze S 684 Willi A Boelcke Deutschlands Rustung im Zweiten Weltkrieg Hitlers Konferenzen mit Albert Speer 1942 1945 Frankfurt am Main 1969 S 205 Walter Rohland Bewegte Zeiten Stuttgart 1978 S 147 Helmut Heiber Hitlers Lagebesprechungen Die Protokollfragmente seiner militarischen Konferenzen 1942 1945 Stuttgart 1962 S 122 Erich von Manstein Verlorene Siege Bonn 1993 S 443 Eberhard Schwarz Die Stabilisierung der Ostfront nach Stalingrad Gottingen 1985 S 255 Albert Speer Erinnerungen Berlin 1969 S 377 f Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg Band 5 II S 572 Notiz Speers uber Fuhrerbesprechung am 22 November 1942 Gedruckt in Percy Ernst Schramm Hrsg Kriegstagebuch des Oberkommandos der Wehrmacht Bonn o J Band 2 2 Halbband S 1310 Alan Milward Die deutsche Kriegswirtschaft Stuttgart 1966 S 165 Horst Boog Strategischer Luftkrieg und Reichsverteidigung 1943 1944 In MGFA Hrsg Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg Stuttgart 2001 Band 7 S 140 Tooze S 683 Brendan Simms Hitler Eine globale Biographie Munchen 2020 Kapitel 17 Deutsches Institut fur Wirtschaftsforschung Die deutsche Industrie im Kriege 1939 1945 Berlin 1954 S 69 Olaf Groehler Geschichte des Luftkriegs Berlin 1981 S 495 f Willi A Boelcke Stimulation und Verhalten von Unternehmen der deutschen Luftrustungsindustrie wahrend der Aufrustungs und Kriegs phase In Horst Boog Hrsg Luftkriegfuhrung im Zweiten Weltkrieg Ein internationaler Vergleich Herford 1993 S 96 Milward S 123 Auszug gedruckt in Fritz Blaich Wirtschaft und Rustung im Dritten Reich Dusseldorf 1987 S 100 f Gregor Janssen Das Ministerium Speer Deutschlands Rustung im Krieg Berlin 1969 S 97 Elke Frohlich Hrsg Die Tagebucher von Joseph Goebbels Munchen 1996 Teil II Band 7 S 483 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Adolf Hitler Panzerprogramm amp oldid 236072096