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Rudolf Egger Bussing geboren als Rudolf Egger 13 Oktober 1893 in Marburg an der Drau 2 Februar 1962 in Freiburg im Breisgau war ein osterreichischer Unternehmer Er war Mitinhaber und Generaldirektor der Automobilwerke Bussing NAG in Braunschweig Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Unternehmertatigkeit wahrend des Nationalsozialismus 1 2 Tatigkeit in der Nachkriegszeit 1 3 Ehrungen 2 Literatur 3 EinzelnachweiseLeben BearbeitenNach einer Lehre war Egger zwischen 1911 und 1913 Sekretar in den Grazer Puch Werken 1920 trat er in die Bussing Werke in Braunschweig ein und wurde innerhalb kurzer Zeit zum engsten Mitarbeiter Heinrich Bussings 1 Bereits 1923 wurde er zum Direktor ernannt und heiratete eine Enkelin Bussings 1 Unternehmertatigkeit wahrend des Nationalsozialismus Bearbeiten Im Zuge der Aufrustung der Wehrmacht als Vorbereitung auf den Zweiten Weltkrieg forcierte das NS Regime eine Typenbeschrankung in der Kraftfahrzeugindustrie Egger war an diesen Massnahmen beteiligt 1 1941 trat er die Nachfolge Paul Werners als Generaldirektor der Bussing NAG AG einem grossen Nutzfahrzeughersteller im Deutschen Reich an und wurde im selben Jahr Mitglied des von Hermann Goring gegrundeten Industrierats fur Luftwaffenfertigung 2 Von 1941 3 bis Februar 1943 2 war Egger in Braunschweig Leiter der Wirtschaftsgruppe Fahrzeugindustrie Bussing NAG produzierte hauptsachlich 4 5 t Lastkraftwagen fur die deutsche Wehrmacht Im Juni 1944 bestand die Bussing Belegschaft zu 49 aus Zwangsarbeitern Zur gleichen Zeit erhielt das Unternehmen seitens des SS Wirtschafts und Verwaltungshauptamtes die Genehmigung auch KZ Haftlinge einzusetzen Unter diesen Haftlingen befanden sich uber 1 000 Insassen des KZ Auschwitz viele davon polnische und ungarische Juden 4 Die judischen Gefangenen wurden nach Aussage eines langjahrigen Bussing Mitarbeiters sowohl von der SS als auch von der Firmenleitung brutal behandelt 5 Viele Zwangsarbeiter und KZ Haftlinge wurden im KZ Aussenlager Schillstrasse einem Aussenlager des KZ Neuengamme untergebracht das sich im sudostlichen Stadtgebiet befand Andere in dem einige Kilometer westlich von Braunschweig gelegenen KZ Aussenlager Vechelde 6 Die Haftlinge aus der Schillstrasse mussten u a in der Ersatzteil und in der Maschinenreparaturabteilung sowie im so genannten Diesel Bunker arbeiten Haftlinge aus Vechelde mussten Lkw Hinterachsen fertigen 7 Als Generaldirektor war Egger dafur verantwortlich Nach Aussage eines Brigadeleiters war fur Egger das Antreiben der Haftlinge das Wichtigste 8 Wahrend des Zweiten Weltkriegs kam es auf dem Werksgelande mehrfach zu Hinrichtungen von KZ Haftlingen und Zwangsarbeitern 9 So kam es am Sonntag dem 3 September 1944 10 zur grossten bekannten Massenhinrichtung auf dem Werksgelande der Bussing NAG als neun russische Zwangsarbeiter im Alter zwischen 16 und 27 Jahren auf Veranlassung der Braunschweiger Gestapo gehangt wurden Um einen moglichst hohen Abschreckungsgrad bei den anderen Haftlingen zu erzeugen wurden diese dazu gezwungen der Hinrichtung beizuwohnen Dazu scheint es eine entsprechende Vereinbarung zwischen der Gestapo Abteilungsleiter Kriminalkommissar Fritz Flint und der Firmenleitung Rudolf Egger gegeben zu haben Gerhard Wysocki vermutet dass beide Seiten mit der Massenhinrichtung ein Exempel statuieren wollten 11 Tatigkeit in der Nachkriegszeit Bearbeiten Nachdem Braunschweig am 12 April 1945 kampflos an Verbande der 30 US Infanteriedivision ubergeben worden war erlaubte die amerikanische Militarregierung die Wiederaufnahme der seit dem 9 April ruhenden Produktion im Bussing Stammwerk Braunschweig bereits wieder ab dem 2 Mai 1945 unter Eggers Leitung 12 Mit Zustimmung der britischen Militarregierung wurde Egger im Juli 1945 zum Prasidenten der Wirtschaftskammer Braunschweig gewahlt 1 nachdem er bereits seit 1943 einer von acht Vizeprasidenten gewesen war 13 Dies wurde von grossen Teilen der Braunschweiger Arbeiterschaft und von der 1945 in Braunschweig gegrundeten Antifaschistischen Aktion ein Zusammenschluss von Mitgliedern verschiedener Arbeiterparteien als Provokation aufgefasst In einem Brief vom 24 Oktober 1945 an Hubert Schlebusch erster Nachkriegs Ministerprasident des Landes Braunschweig teilten die Betriebsrate der grossen Braunschweiger Metallbetriebe dem Politiker mit dass Egger geistiger Urheber der Morde an den neun Russen 14 sei und man es bedaure dass der Kriegsverbrecher wieder eingestellt sei Egger wurde zudem vorgeworfen personlich dafur gesorgt zu haben dass ein Bussing Ingenieur ins KZ gekommen sei Abschliessend ausserten die Betriebsrate ihr Unverstandnis dafur dass Egger im Gegensatz zu Dietrich Klagges ehemaliger NSDAP Ministerprasident und Berthold Heilig letzter Gauleiter des Gaus Sud Hannover Braunschweig nicht verhaftet worden sei 11 Im Herbst 1945 berichtete ein ehemaliger Mitarbeiter der Bussing NAG dem Generalstaatsanwalt in Braunschweig uber Misshandlungen von Haftlingen im Lager Daraufhin wurden fruhere Haftlinge sowie Mitarbeiter von Bussing befragt Die Ermittlungen ergaben genaue Schilderungen zur Situation in den KZs sowie uber einzelne Misshandlungen Einer der Hauptverantwortlichen Max Kirstein Lagerkommandant des KZ Aussenlagers Schillstrasse war jedoch geflohen Im Oktober 1945 legte Egger das Amt des IHK Prasidenten aus Krankheitsgrunden nieder 15 Aufgrund der Ereignisse bei der Bussing NAG wahrend des Krieges leitete die Staatsanwaltschaft Braunschweig im Dezember 1945 ein Ermittlungsverfahren gegen Rudolf Egger und einige andere Bussing Direktoren ein Egger wurde unter anderem vorgeworfen er sei fur die Ermordung von 500 bis 600 judischen Gefangenen des KZ Aussenlagers Schillstrasse verantwortlich 15 Egger gab dazu am 7 Januar 1946 zu Protokoll Die mir vorgelegten Berichte waren zufriedenstellend und gaben mir zu irgendwelchem besonderen Eingreifen keinerlei Veranlassung Wohl wusste ich dass in den Lagern der KZ Haftlinge Todesfalle vorkamen jedoch hatte ich keine Veranlassung mich um die Todesursachen zu kummern denn erstens kamen wahrend der Kriegsjahre Todesfalle vor und zweitens hatte ich ganz andere Aufgaben 16 Am 4 Juli 1946 wandte sich die Braunschweiger Generalstaatsanwaltschaft schriftlich mit der Anfrage an die britische Militarregierung ob die Untersuchungsergebnisse nun vor einem alliierten Tribunal oder einem deutschen Gericht verhandelt werden sollten Nach fast zwei Jahren kam am 1 Marz 1948 die Antwort der War Crimes Group NWE War Crimes Group NWE have decided that this case will not be proceeded with Die Kriegsverbrechengruppe Nordwesteuropa hat beschlossen den Fall nicht weiter zu verfolgen 17 Damit war die Angelegenheit fur die Militarregierung juristisch erledigt Ehrungen Bearbeiten Ab den 1950er Jahren erfuhr Egger zahlreiche Ehrungen Als der 10 000 Nutzkraftwagen fertiggestellt wurde wurde ihm der Name Egger Bussing verliehen 1 Am 13 Oktober 1953 seinem 60 Geburtstag verlieh ihm die Stadt Braunschweig die Ehrenburgerwurde die Technische Hochschule Braunschweig den Titel eines Ehrensenators 1 daruber hinaus wurde er zum Ehrenprasidenten der IHK Braunschweig sowie zum Ehrenmitglied des Verbandes der Automobilindustrie ernannt 18 Im selben Jahr wurde er mit dem Grossen Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet Am 19 Juli 1961 wurde Egger Bussing von der TH Braunschweig zum Dr Ing E h ernannt 19 Literatur BearbeitenGudrun Fiedler Hans Ulrich Ludewig Zwangsarbeit und Kriegswirtschaft im Lande Braunschweig 1939 1945 Braunschweig 2003 ISBN 3 930292 78 5 Jorg Leuschner Karl Heinrich Kaufhold Claudia Martl Hrsg Die Wirtschafts und Sozialgeschichte des Braunschweigischen Landes vom Mittelalter bis zur Gegenwart Band 3 Neuzeit Georg Olms Verlag Hildesheim 2008 ISBN 978 3 487 13599 1 Karl Liedke Braunschweig Bussing In Wolfgang Benz Barbara Distel Hrsg Der Ort des Terrors Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager Band 5 Hinzert Auschwitz Neuengamme C H Beck Munchen 2007 ISBN 978 3 406 52965 8 S 357 ff Karl Liedke Gesichter der Zwangsarbeit Polen in Braunschweig 1939 1945 Arbeitskreis Andere Geschichte Braunschweig 1998 ISBN 3 929778 05 X Karl Liedke Das KZ Aussenlager Schillstrasse in Braunschweig 1944 1945 Hrsg vom Kulturinstitut der Stadt Braunschweig Appelhans Braunschweig 2006 ISBN 3 937664 38 6 Karl Liedke Vernichtung durch Arbeit Juden aus Lodz bei der Bussing NAG in Braunschweig 1944 1945 In Gudrun Fiedler Hans Ulrich Ludewig Zwangsarbeit und Kriegswirtschaft im Lande Braunschweig 1939 1945 Appelhans Verlag Braunschweig 2003 ISBN 3 930292 78 5 Norman Mathias Pingel Rudolf Egger Bussing In Manfred Garzmann Wolf Dieter Schuegraf Hrsg Braunschweiger Stadtlexikon Erganzungsband Joh Heinr Meyer Verlag Braunschweig 1996 ISBN 3 926701 30 7 S 39 Gerhard Wysocki Die Geheime Staatspolizei im Land Braunschweig Polizeirecht und Polizeipraxis im Nationalsozialismus Campus Verlag Frankfurt New York 1997 ISBN 3 593 35835 2 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f Norman Mathias Pingel Rudolf Egger Bussing In Garzmann Schuegraf Pingel Hrsg Braunschweiger Stadtlexikon Erganzungsband S 39 a b Norman Mathias Pingel Die Kriegswirtschaft im Land Braunschweig 1939 1945 In G Fiedler H U Ludewig Hrsg Zwangsarbeit und Kriegswirtschaft im Lande Braunschweig 1939 1945 S 58 Norman Mathias Pingel Die Kriegswirtschaft im Land Braunschweig 1939 1945 In G Fiedler H U Ludewig Hrsg Zwangsarbeit und Kriegswirtschaft im Lande Braunschweig 1939 1945 S 27 Karl Liedke Braunschweig Bussing In W Benz B Distel Hrsg Der Ort des Terrors Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager Band 5 S 357 Karl Liedke Facetten der Zwangsarbeit In G Fiedler H U Ludewig Hrsg Zwangsarbeit und Kriegswirtschaft im Lande Braunschweig 1939 1945 S 234 Axel Richter Das Unterkommando Vechelde des Konzentrationslagers Neuengamme Zum Einsatz von KZ Haftlingen in der Rustungsproduktion Hrsg Gemeinde Vechelde Vechelde 1985 Karl Liedke Facetten der Zwangsarbeit In G Fiedler H U Ludewig Hrsg Zwangsarbeit und Kriegswirtschaft im Lande Braunschweig 1939 1945 S 225f Karl Liedke Facetten der Zwangsarbeit In G Fiedler H U Ludewig Hrsg Zwangsarbeit und Kriegswirtschaft im Lande Braunschweig 1939 1945 S 226 s FN 57 Gerhard Wysocki Die Geheime Staatspolizei im Land Braunschweig Polizeirecht und Polizeipraxis im Nationalsozialismus S 182 Gerhard Wysocki Die Geheime Staatspolizei im Land Braunschweig Polizeirecht und Polizeipraxis im Nationalsozialismus S 183 a b Gerhard Wysocki Die Geheime Staatspolizei im Land Braunschweig Polizeirecht und Polizeipraxis im Nationalsozialismus S 185 Norman Mathias Pingel Die Kriegswirtschaft im Land Braunschweig 1939 1945 In G Fiedler H U Ludewig Hrsg Zwangsarbeit und Kriegswirtschaft im Lande Braunschweig 1939 1945 S 37 Gudrun Fiedler Vom Krieg zum Frieden In Leuschner Kaufhold Martl Hrsg Die Wirtschafts und Sozialgeschichte des Braunschweigischen Landes vom Mittelalter bis zur Gegenwart Band 3 Neuzeit Georg Olms Verlag Hildesheim 2008 ISBN 978 3 487 13599 1 S 560 FN 4 Gerhard Wysocki Die Geheime Staatspolizei im Land Braunschweig Polizeirecht und Polizeipraxis im Nationalsozialismus S 185 Fussnote 365 a b Gudrun Fiedler Vom Krieg zum Frieden In Leuschner Kaufhold Martl Hrsg Die Wirtschafts und Sozialgeschichte des Braunschweigischen Landes vom Mittelalter bis zur Gegenwart Band 3 Neuzeit Georg Olms Verlag Hildesheim 2008 ISBN 978 3 487 13599 1 S 561 Karl Liedke Facetten der Zwangsarbeit In G Fiedler H U Ludewig Hrsg Zwangsarbeit und Kriegswirtschaft im Lande Braunschweig 1939 1945 S 234 Karl Liedke Facetten der Zwangsarbeit In G Fiedler H U Ludewig Hrsg Zwangsarbeit und Kriegswirtschaft im Lande Braunschweig 1939 1945 S 234 Bussing schuf Sozialgebaude In Die Zeit Nr 43 1953 S 11 Ernennungen zum Ehrensenator 1953 und Ehrendoktor 1961 Memento vom 1 Februar 2017 im Internet Archive PDF 97 kB auf biblio tu bs deNormdaten Person GND 1116818760 lobid OGND AKS VIAF 2915147786754968220002 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Egger Bussing RudolfALTERNATIVNAMEN Egger Rudolf Geburtsname KURZBESCHREIBUNG osterreichischer UnternehmerGEBURTSDATUM 13 Oktober 1893GEBURTSORT Marburg an der DrauSTERBEDATUM 2 Februar 1962STERBEORT Freiburg im Breisgau Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Rudolf Egger Bussing amp oldid 213928364