www.wikidata.de-de.nina.az
Als Konzentrationslagerhaftlinge KZ Haftlinge oder auch KL Haftlinge wurden und werden von den Nationalsozialisten in den Konzentrationslagern inhaftierte Gefangenen bezeichnet fur die mit wenigen Ausnahmen die Arbeitspflicht galt Der uberwiegende Teil der Gefangenen wurde ohne Gerichtsurteil oder richterliche Anordnung einer Untersuchungshaft sondern willkurlich nach Festnahme durch Polizei oder Parteiangehorige der NSDAP unter dem Vorwand der so genannten Schutzhaft oder nach Massendeportationen in Konzentrationslagern unbefristet unter menschenunwurdigen Haftbedingungen gefangen gehalten Dies war ein zentraler Bestandteil des Unterdruckungssystems der NS Diktatur in Deutschland Schon die Haftbedingungen fuhrten durch die systematische Unterernahrung und die unhygienischen Verhaltnisse zum Tod tausender dieser Gefangenen Hinzu kamen als Todesursachen schwerste korperliche Arbeiten die vorenthaltene medizinische Betreuung nach Unfallen oder bei Krankheiten und die schweren korperlichen Misshandlungen bis hin zu Exzessmorden durch das der Schutzstaffel der NSDAP SS unterstellte Wachpersonal Die meisten waren Angehorige der SS Totenkopfverbande Inhaltsverzeichnis 1 Rechtsgrundlage 2 Erste Inhaftierungen 3 Rechtlicher Hintergrund 4 Haftlingsgruppen 5 Verwaltung der Haftlinge 5 1 Hierarchie der Funktionshaftlinge 6 Sonder und Sippenhaftlinge 6 1 Sippenhaftlinge 6 2 Sonderhaftlinge 6 3 Behandlung und Unterbringung 6 4 Evakuierung der Sippen und Sonderhaftlinge 7 Siehe auch 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseRechtsgrundlage BearbeitenErste Grundlage fur Inhaftierungen in Konzentrationslager war die nach dem Reichstagsbrand am 27 Februar 1933 von Innenminister Wilhelm Frick erlassene Verordnung zum Schutz von Volk und Staat Reichstagsbrandverordnung Mit dieser Verordnung auf Grundlage von Artikel 48 der Weimarer Verfassung konnten und wurden politische Gegner ohne Anklage in gerichtlich nicht kontrollierbare Schutzhaft genommen 1 Erste Inhaftierungen Bearbeiten nbsp Erste Gefangene im KZ Dachau 1933Die ersten Haftlinge waren Mitglieder der KPD die nach dem Reichstagsbrand systematisch verhaftet und in fruhe Lager oder wilde Lager verbracht wurden Im Marz 1933 wurde von der Schutzstaffel SS und Sturmabteilung SA als erstes systematisches Lager das KZ Dachau errichtet Rechtlicher Hintergrund BearbeitenAls Grund fur die Vorlage der Verordnung beim Reichsprasidenten Paul von Hindenburg wurde der Schutz vor den Kommunisten die fur den Reichstagsbrand verantwortlich gemacht und als Feinde der Republik eingestuft wurden genannt Es konnte aber nahezu jeder in Schutzhaft genommen werden Die Praambel des Gesetzestextes erwahnte einseitig eine antikommunistische Ausrichtung Es wurde zum einen damit eine Einschrankung signalisiert zum anderen verliess der Staat nun offenkundig seine neutrale Position und ergriff Partei in einem weltanschaulichen Kampf Die Verordnung gereichte ihm in der Folge aber zu ganz willkurlicher Verhaftungspraxis Ob eine Gefahrdung der offentlichen Ordnung vorlag unterlag bei den Notverordnungen der Beweiswurdigung durch den Reichsprasidenten Die RtBVO wurde vom Reichsprasidenten unterzeichnet und trat schon am 28 Februar 1933 in Kraft Die Verfassungsmassigkeit der Verordnung wird in der Geschichtswissenschaft als belegt angesehen Der Artikel 48 der Weimarer Reichsverfassung gab bei der Anordnung und Umsetzung von Notverordnungen zwar unter anderem diesen gesetzlichen Rahmen vor Die Offentliche Ordnung musste erheblich gefahrdet sein Die Wiederherstellung dieser Ordnung musste das Ziel der Verhangung des Ausnahmezustands sein Die Beschrankung von burgerlichen Grundrechten war nur vorubergehend erlaubt Die Anwendung allerdings der Verordnung vom 28 Februar 1933 entsprach in folgenden Punkten nicht den gesetzlichen Grundlagen Der Ausnahmezustand wurde durch seine erweiterten Interpretationen benutzt um die Ordnung im Sinne der Regierung und nicht der Verfassung wiederherzustellen Die Verordnung sah kein Ende der Grundrechtsbeschrankungen vor und wurde der Normalzustand der NS Diktatur Grundsatzlich war die Angabe zur Geltungsdauer in der RtBVO bis auf weiteres nbsp Adolf Hitler spricht zum Ermachtigungsgesetz im ReichstagMit der Verordnung konnte das NS Regime seiner Herrschaft den Eindruck von Legalitat in der Offentlichkeit verleihen Es lag aber nicht an der Formulierung bis auf weiteres im 1 in der Verordnung vom Tag nach dem Reichstagsbrand 27 28 Februar 1933 dass von Grundrechten keine Rede mehr sein konnte sondern am Gesamtcharakter der RtBVO die einen neuen Normalzustand in der sich anbahnenden NS Diktatur begrundete Allgemein widersprachen die Notverordnungen nicht den gesetzlichen Vorgaben der Weimarer Republik Erst nachdem der Reichstag das Ermachtigungsgesetz vom 24 Marz 1933 verabschiedet hatte konnte die Regierung mit einer Gesetzeserweiterung am 29 Marz die ruckwirkende Strafverscharfung auch ohne Mitwirkung des Reichsprasidenten durchsetzen 5 der RtBVO galt nun auch fur Taten die in der Zeit zwischen dem 31 Januar und dem 28 Februar 1933 begangen sind Ein Bruch mit der Gesetzmassigkeit war mit dieser Erweiterung vollzogen 2 Der 5 verstiess gegen das Ruckwirkungsverbot welches bereits in der Zeit der Aufklarung als eines der grundlegenden Prinzipien eines Rechtsstaats genannt wird Haftlingsgruppen Bearbeiten nbsp Ubersicht der Kennzeichnung der Haftlinge Hauptartikel Kennzeichnung der Haftlinge in den Konzentrationslagern Seit Errichtung der ersten Konzentrationslager wurden die Haftlinge in verschiedene Gruppen eingeteilt und entsprechend gekennzeichnet Diese hatten unmittelbaren Einfluss auf die Behandlung Stigmatisierung wie auch Verwendung der Haftlinge 3 Verwaltung der Haftlinge Bearbeiten Hauptartikel Funktionshaftling Neben der Verwaltung der Konzentrationslager durch die funf Abteilungen der ortlichen Lager Kommandanturen wurde ein Teil der Verwaltung auf Funktionshaftlinge ubertragen Zweck dieser Eigenverwaltung war Hierarchie Konkurrenz und Arbeitsteilung auf die Lagerinsassen zu ubertragen Hierdurch sollte der Zweck des Lagers effektiv umgesetzt werden gemass dem Prinzip Absolute Macht ist gestaffelte Macht Von den Gefangenen selber wurde diese Machtteilung sehr unterschiedlich umgesetzt So nutzten wenige die Moglichkeiten um den Terror zu mildern andere standen den SS Schergen in ihrer Brutalitat um nichts nach Das System wurde in Dachau von Theodor Eicke massgeblich entwickelt und spater auf alle Haupt und Aussenlager ubertragen Eicke setzte bei den von ihm durchgefuhrten Rekrutierungen auf absoluten Drill in Verbindung mit Gehorsam und wurde mehrheitlich durch die Haftlinge umgesetzt Die Gefangenen waren dabei hemmungsloser Anwendung von Gewalt ausgesetzt Gelang es der SS diese Anwendung von Gewalt auf die Funktionshaftlinge zu ubertragen konnten die Totenkopf Manner sich zuruckhalten und wurden entlastet Besonders bei Arbeitseinsatzen war diese Methode effektiv da weniger SS Manner dabei gebunden wurden 4 Hierarchie der Funktionshaftlinge Bearbeiten Der Lageralteste war verantwortlich fur die Blockaltesten und bekam von der Lagerkommandantur Anweisungen die er an die Blockaltesten zu delegieren hatte Der Blockalteste war fur seinen Block verantwortlich und hatte die Aufgabe die vom Lageraltesten gestellten Anforderungen an die Stubenaltesten weiterzugeben Der Stubenalteste hatte in den Stuben Schlafraume fur die Umsetzung der Aufgaben zu sorgen Oberkapo Anfuhrer einer Kapogruppe In der Regel mit Befehlsgewalt im Arbeitseinsatz gegenuber den Kapos die aber von der SS vorgegeben waren und von ihm umzusetzen waren Kapo Eine Art Hilfstruppe die Befehle vom Oberkapo bekam Wachmannschaft im Arbeitseinsatz und beim Transport zum und vom Einsatzort dafur verantwortlich dass die KZ Haftlinge zu den Arbeitsstatten gebracht wurden Sonder und Sippenhaftlinge Bearbeiten nbsp Carl von Ossietzky in KZ Haft in Esterwegen 1934 nbsp Hitler Attentater Georg ElserSippenhaftlinge Bearbeiten Als Sippenhaftlinge bezeichnet man Gefangene die nicht direkt wegen ihres Handelns ihrer Herkunft oder Religion verhaftet wurden sondern weil Verwandte in Ungnade des Regimes gefallen waren Prominentestes Beispiel war die Familie des Hitler Attentaters Claus Graf Schenk von Stauffenberg oder auch anderen Widerstandskampfern Sonderhaftlinge Bearbeiten Sonderhaftlinge waren Gefangene mit einem besonderen Status der sich entweder durch eine besondere Tat wie z B dem Hitler Attentat von Georg Elser oder durch besondere Prominenz wie z B Politiker der Weimarer Republik ehemalige Angehorige der Wehrmacht sowie Politiker und auslandische Militarangehorige manifestierte Behandlung und Unterbringung Bearbeiten Sippen wie auch Sonderhaftlinge wurden zum Teil anders behandelt als normale Haftlinge So kam es sowohl zu besonders grausamem Terror gegen Haftlinge wie z B Carl von Ossietzky als auch zu Vorzugsbehandlungen besonders bei prominenten Haftlingen aus dem Ausland So wurden diese z B aus der Kantine der SS Mannschaften versorgt oder nicht zur Zwangsarbeit herangezogen Viele als Widerstandler Eingestufte wurden strikt von anderen Gefangenen isoliert Rund 130 prominente Gefangene wurden im KZ Dachau untergebracht So z B der ehemalige Reichswirtschaftsminister Hjalmar Schacht der Grossindustrielle und Finanzier der NSDAP Fritz Thyssen oder der ehemalige Chef des Generalstabes Generaloberst Franz Halder Evakuierung der Sippen und Sonderhaftlinge Bearbeiten Hauptartikel Befreiung der SS Geiseln in Sudtirol Am 24 April 1945 wurde das KZ Dachau evakuiert Damit mussten auch die Sonderhaftlinge verlegt werden Unter der Leitung von SS Obersturmfuhrer Edgar Stiller wurden diese in Begleitung von einigen Dutzend SS und SD Bewachern mit Bussen und LKW nach Sudtirol gebracht Dort konnte ein von Captain Sigismund Payne Best und Bogislaw von Bonin gefuhrtes Haftlingskomitee die Bewacher am 30 April 1945 zum Aufgeben uberreden 5 Siehe auch BearbeitenKZ HaftlingskleidungWeblinks BearbeitenVerzeichnis der Sonder und Sippenhaftlinge im Transport nach Sudtirol Memento vom 29 April 2015 im Internet Archive PDF Datei 21 kB Das Phanomen der Sippenhaft im nationalsozialistischen Deutschland Konrad Adenauer StiftungEinzelnachweise Bearbeiten LeMO Reichstagsbrandverordnung Thomas Raithel Irene Strenge Die Reichstagsbrandverordnung Grundlegung der Diktatur mit den Instrumenten des Weimarer Ausnahmezustandes In Vierteljahrshefte fur Zeitgeschichte Band 48 2000 S 413 460 Kategorisierung von Haftlingen haGalil com Guido Knopp Die SS Eine Warnung der Geschichte 2002 ISBN 3 570 00621 2 S 209 210 und 211 Peter Koblank Die Befreiung der Sonder und Sippenhaftlinge in Sudtirol Online Edition Mythos Elser 2006 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title KZ Haftling amp oldid 232373982