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Ludwig Eduard Victor Freiherr von Zehmen 2 Februar 1812 in Wermsdorf 24 Oktober 1892 in Stauchitz 1 war ein deutscher Rittergutsbesitzer und konservativer Politiker Er war Mitglied und Prasident der I Kammer des Sachsischen Landtags Ludwig von Zehmen Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Familie 3 Schriften 4 Literatur 5 Weblinks 6 Einzelnachweise 7 WeblinksLeben und Wirken Bearbeiten nbsp Rittergut Stauchitz um 1860Ludwig von Zehmen stammt aus dem alten sachsischen Adelsgeschlecht Zehmen Nach erfolgreichem Abschluss seines Studiums der Rechtswissenschaften an den Universitaten Leipzig und Heidelberg bereiste er im Rahmen seiner Grand Tour zusammen mit seinem alteren Bruder Emil Ludwig u a die Schweiz Italien Holland Belgien und Frankreich Am 11 Juni 1838 trat er eine Stelle als Assessor bei der Kreisdirektion Dresden an und heiratete im gleichen Jahr auf Zschepplin Victoire Grafin Genovefa Louise von Mengersen 1844 erbte er das fideikommissarisch gebundene Rittergut Stauchitz Seinen Aufstieg im sachsischen Staatsdienst setzte er 1845 mit der Ernennung zum Regierungsrat fort Als stellvertretenden Abgeordneter der Rittergutsbesitzer des Meissner Kreises gehorte er 1845 bis 1847 der II Kammer des Sachsischen Landtags an 2 Als gewahlter Vertreter derselben Gruppe trat er im Mai 1848 ein Mandat in der I Kammer an Dort vertrat er die konservativen Interessen der vorherrschenden Machte Die Rolle der aufkommenden Parteien versuchte er einzudammen indem er in der Debatte uber das politische Vereinswesen am 6 Oktober 1848 forderte dass eine von den Parteien unabhangige Regierung diesen gegenuberstehen solle die die widerstrebenden Sonderinteressen der Parteien auch in das Ganze einzufugen vermag 3 Fur sein Landtagsmandat wurde er von den Dienstverpflichtungen freigestellt Den folgenden beiden Landtagen 1849 und 1849 50 deren Mitglieder nach dem liberalen Wahlrecht vom 15 November 1848 gewahlt wurden gehorte er nicht an Im Mai 1849 erwarb er die Ritterguter Graupzig und Godelitz von seinem Vater Damit avancierte er zu einem der einkommensstarksten Rittergutsbesitzer in Sachsen so dass ihn Konig Friedrich August II nach der Restituierung des vormarzlichen Landtags im Juli 1850 zum Mitglied der I Kammer ernannte 4 Seine Verwaltungskarriere die ihn zwischenzeitlich ins Kultus und Innenministerium gefuhrt hatte gab er daraufhin auf 1855 wurde ihm der Titel eines Kammerherrn verliehen Im Landtag war er Vorstand der Verfassungs und Gesetzgebungsdeputation und Referent fur staatsrechtliche Fragen Zudem war er Mitglied im Landtagsausschuss zur Verwaltung der Staatsschulden 1862 1863 lehnte er einen Ruf als Staatsminister nach Meiningen ab Zehmen war Mitbegrunder des 1862 entstandenen grossdeutschen Reformvereins und fungierte in diesem als Ausschussmitglied Dem Reichstag des Norddeutschen Bunds gehorte er als Abgeordneter des 7 sachsischen Wahlkreises von 1867 bis 1871 an 5 Er war Mitglied der Freikonservativen Fraktion und positionierte sich als Befurworter des Foderalismus Ludwig von Zehmen war ein Verfechter eines unabhangigen sachsischen souveranen Staates innerhalb des Deutschen Bundes Da Preussen die Deutsche Frage nicht mehr auf dem Verhandlungswege losen wollte sondern den Weg der militarischen Angriffspolitik Blut und Eisen und des Starkeren wahlte musste man sich mit den neuen Gegebenheiten arrangieren Uber die Nikolsburger Friedenspraliminarien den Abschluss der Militarkonvention durch Alfred Graf von Fabrice und die Unterzeichnung des Teplitzer Separatfriedens am 24 Oktober 1866 durch Konig Johann I wurde die staatsrechtliche Stellung des Konigreich Sachsens gesichert Andere Staaten wie das Konigreich Hannover Kurfurstentum Hessen Herzogtum Nassau Freie Stadt Frankfurt und Schleswig Holstein wurden Preussen einverleibt Zehmen trat fur die Annahme des Norddeutschen Verfassungsentwurfes ein da Sachsen hier ein Teil eines Bundesstaates war mit bestimmten konstitutionellen Rechten In Preussen gab es auch Krafte die einen preussischen Einheitsstaat befurworteten Dies wollte Zehmen verhindern War Sachsen einmal zu einer Preussischen Provinz herabgedruckt so war seine Selbstandigkeit unwiederbringlich verloren 6 Sachsen war im Ubrigen immer noch von preussischen Truppen besetzt Auf der anderen Seite setzte er sich fur eine konstruktive Politik unter Anerkennung der Gegebenheiten ein Eine verbitterte und erfolglose Opposition gegen die Preussische Regierung wie sie von Teilen der Hannoveranischen Abgeordneten betrieben wurde lehnte er ab Durch sein erfolgreiches auftreten im Reichstag geriet er in die Kritik der Nationalliberalen Quo usque tandem 7 Seine Freunde nannten ihn anima candida lat 8 1868 nahm er als Abgeordneter an den Beratungen des Deutschen Zollparlaments teil 9 Nach Ausarbeitung des Freikonservativen Programms 1867 68 verfestigten sich die Tendenzen in der Parteifuhrung die sich fur einen Einheitsstaat unter preussischer Fuhrung aussprachen und eine enge Anlehnung an die Politik Bismarcks beinhalteten Dies fuhrte dazu dass Zehmen und Einsiedel im April 1869 in die Konservative Fraktion wechselten 10 11 Auf dem Landtag 1871 72 wurde er Nachfolger des verstorbenen ebenfalls konservativen Kammerprasidenten Friedrich von Friesen Dem Oberhaus des Sachsischen Landtags stand er in der Folge bis zum 25 April 1890 vor 12 Ludwig von Zehmen nahm 1871 an den Verhandlungen der ersten evangelisch lutherischen Landessynode im Konigreich Sachsen teil brachte verschiedene Antrage 13 z B zur Rolle des Kirchenvorstandes ein und prasidierte in den Folgejahren mehrfach als Landessynodalprasident 14 Obwohl er selbst evangelischer Konfession war ruckte Zehmen 1872 als Domherr in das von adligen Personen dominierte Kapitel des Meissner Hochstifts ein 1879 wurde ihm zudem der Titel eines Dompropstes in Bautzen verliehen 1880 veroffentlichte er als Vorsitzender des Meissner Kreises die Geschichte der Entstehung der Meissnerischen Kreis Casse Aufgaben waren z B Befugnisse im Steuerwesen oder die Aufbringung von Kriegskontributionen Spater anderten sich die Aufgaben und man gab einen bestimmten Teil fur milde Zwecke aus Unterstutzung von Gemeinden Blinden Taubstummenunterstutzung Waisenerziehung Kranken und Siechen Pflege Unterstutzung von Rettungshausern und Anstalten zur Erziehung verwahrloster Kinder Unterstutzung von Invaliden Witwen 15 1886 erhielt er die Ernennung zum Wirklichen Geheimen Rat mit welchem Titel die Anrede mit Exzellenz verbunden war 1891 wurde er schliesslich von Konig Albert von Sachsen in den Freiherrenstand erhoben 16 Familie BearbeitenSein Vater war Carl Heinrich Ferdinand von Zehmen 1772 1849 Rat beim Oberhofgericht in Leipzig Seine Mutter war Caroline Friederike Sophie von Beeren 1782 1869 Er hatte mehrere Geschwister unter anderem Emil Ludwig 1809 1840 Kammerjunker des Konigs Verheiratet war Ludwig Eduard Viktor von Zehmen mit Victoire Genovieve Louise Grafin von Mengersen 1818 1887 vermahlt am 30 September 1838 Insgesamt hatte er 4 Kinder unter anderem Herbert Georg Victor 1839 1862 dieser trat in osterreichische Dienste bei Graf Civilart Ulanen Nr 1 in Italien machte den Feldzug mit und starb zu Brunn 1862 an Typhus Maria 1855 1915 verheiratet mit Siegmund Freiherr von Sebottendorf von der Rose war seit 1891 Sternkreuz Ordensdame Elisabeth 1847 fruh verstorben und Hans Hermann Alfred 1855 1900 verheiratet mit Maria von Frohlich Feldau Letzterer wurde 1875 zum Leutnant im 1 Ulanenregiment ernannt ging 1881 als Attache zur Gesandtschaft nach Rom und Den Haag 1885 Gesandtschaftssekretar in Teheran Einsatz in London Abschied als Kaiserlicher Legationsrat Schriften BearbeitenEinige Erlauterungen zu der Beratung des Verfassungsentwurfs fur den Norddeutschen Bund im ersten Reichstage Meinen Landsleuten und zunachst meinen Wahlern im VII Wahlbezirke gewidmet Schonfeld s Buchhandlung C A Werner Dresden 1867 Was ist unsere sachsische Grundsteuer Mit Rucksicht auf die in Aussicht genommene Revision des Systems unserer direkten Besteuerung Artikel in der Wissenschaftlichen Beilage der Leipziger Zeitung Nr 93 Donnerstag den 19 November 1868 Bemerkungen zu dem Bundesgesetze uber den Unterstutzungswohnsitz mit spezieller Beziehung auf das gegenwartige im Konigreiche Sachsen geltende Heimathrecht Dresden 1870 Die Entstehung der allgemeinen Meissnischen Kreis Casse und die Verwendung ihrer Einkunfte Druck Julius Reichel Dresden 1880 2 Auflage 1887 Des Weiteren schrieb er das Libretto zur Oper Der Wald bei Hermannstadt des befreundeten Komponisten Wilhelm Westmeyer der mehrere Jahre als Gast auf dem Rittergut Stauchitz verbracht hatte Literatur BearbeitenJosef Matzerath Adelsprobe an der Moderne Sachsischer Adel 1763 bis 1866 Entkonkretisierung einer traditionalen Sozialformation Ausgabe 183 Franz Steiner Verlag Stuttgart 2006 ISBN 978 3 515 08596 0 Informationen zu Ludwig v Zehmen auf S 119 197 281 417 Gerhard Vollbracht Leben und Werk des Iburger Komponisten Wilhelm Westmeyer 2004 ISBN 3 9807416 5 6 Erlauterungen zu Ludwig von Zehmen und seine Beziehung zum Komponisten Wilhelm Westmeyer S 30 32 56 und 57 Josef Matzerath Aspekte sachsischer Landtagsgeschichte Prasidenten und Abgeordnete von 1833 bis 1952 Dresden 2001 S 23 24 54 135 Ernst Bezold Franz von Holtzendorff Materialien der Deutschen Reichs Verfassung Norddeutscher Bund 1866 1870 Reichstag Bande 2 3 D Auvermann 1976 Erlauterungen zu Ludwig von Zehmen Volker Stalmann Die Partei Bismarcks Die Deutsche Reichs und Freikonservative Partei 1866 1890 Beitrage zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien Band 121 Droste Verlag GmbH Dusseldorf 2000 ISBN 3 7700 5226 9 S 60 61 337 338 369 Erlauterungen zu Positionen und Uberlegungen Zehmens in der Freikonservativen Honoratiorenpartei z B zu den Verfassungsberatungen zum Wahlrecht und Abwagungen ob Abgeordnetenentschadigungen notwendig sind Diaten versorgter Berufspolitiker Einfuhrung eines Oberhauses Ministerverantwortlichkeit bzw parlamentarische Verantwortlichkeit des Bundeskanzlers Gegensatz zu Preussen Hans Friedrich von Ehrenkrook Friedrich Wilhelm Euler Genealogisches Handbuch der Adeligen Hauser A Uradel Band I Band 5 der Gesamtreihe GHdA C A Starke Glucksburg Ostsee 1953 S 462 463 ISSN 0435 2408 Nachweis Erbe Stauchitz bis 1945 H M von Zehmen Genealogische Nachrichten uber das Meissnische Uradelsgeschlecht von Zehmen 1206 bis 1906 Druck von Wilhelm Baensch Dresden 1906 S 118 121 Jahrbuch des deutschen Adels Band 3 W T Bruer Berlin 1899 S 935 f Weblinks BearbeitenJosef Matzerath Zehmen Ludwig Eduard Victor Freiherr von In Institut fur Sachsische Geschichte und Volkskunde Hrsg Sachsische Biografie Ludwig von Zehmen in der Datenbank der ReichstagsabgeordnetenEinzelnachweise Bearbeiten Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Hauser 1900 In GGT Der Gotha 1 Auflage Zehmen Stammfolge Justus Perthes Gotha 1900 S 934 archive org abgerufen am 5 Marz 2023 Liste der Mitglieder des Sachsischen Landtags 1845 46 Josef Matzerath Aspekte sachsischer Landtagsgeschichte Prasidenten und Abgeordnete von 1833 bis 1952 Dresden 2001 S 23 Liste der Mitglieder des Sachsischen Landtags 1862 Liste der Abgeordneten des ersten ordentlichen Reichstags des Norddeutschen Bundes Ludwig von Zehmen Einige Erlauterungen zu der Beratung des Verfassungsentwurfs fur den Norddeutschen Bund im ersten Reichstage Meinen Landsleuten und zunachst meinen Wahlern im VII Wahlbezirke gewidmet Schonfeld s Buchhandlung C A Werner Dresden 1867 S 8 vgl S 4 7 9 35 H M von Zehmen Genealogische Nachrichten uber das Meissnische Uradelsgeschlecht von Zehmen 1206 bis 1906 Dresden Druck von Wilhelm Baensch 1906 S 121 H M von Zehmen Genealogische Nachrichten uber das Meissnische Uradelsgeschlecht von Zehmen 1206 bis 1906 Dresden Druck von Wilhelm Baensch 1906 S 121 Liste der Mitglieder des Zollparlaments Volker Stalmann Die Partei Bismarcks Die Deutsche Reichs und Freikonservative Partei 1866 1890 Beitrage zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien Band 121 Droste Verlag GmbH Dusseldorf 2000 ISBN 3 7700 5226 9 S 338 Wechsel zur Konservativen Fraktion Reichstagswahl Februar 1867 Ergebnis und Sitze der Freikonservativen Vereinigung FKV und der Konservativen Partei KP Liste der Mitglieder des Sachsischen Landtags 1889 90 Sitzungsprotokoll Verhandlungen der ersten evangelisch lutherischen Landessynode im Konigreich Sachsen B G Teubner Dresden 1871 vgl S 182 192 und viele weitere Erwahnungen Otto Guse 140 Jahre Evangelisch Lutherische Landessynode Sachsens Memento vom 24 September 2015 im Internet Archive Ansprache vom Synodalprasidenten zur Eroffnung der Fruhjahrstagung der 26 Landessynode Dresden 2011 Ludwig von Zehmen Die Entstehung der allgemeinen Meissnischen Kreis Casse und die Verwendung ihrer Einkunfte Druck Julius Reichel Dresden 1880 2 Auflage 1887 S 4 7 10 13 20 Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Freiherrlichen Hauser 1892 Jg 42 Justus Perthes Gotha 1891 S 1044 Weblinks BearbeitenSitzungsprotokolle Mitteilungen uber die Verhandlungen des ordentlichen Landtags im Konigreich Sachsen wahrend der Jahre 1871 1873 Erste Kammer Band 2 Nr 50 82 B G Teubner Dresden 1873 vgl S 1320 1963 usw Sitzungsprotokolle Stenographische Berichte und Anlagen uber die Verhandlungen des Reichstages des Norddeutschen Bundes 1 Legislaturperiode Berlin 1870 Band 2 Verlag der Buchdruckerei der Norddeutschen Allgemeinen Zeitung W Koeble S 761 1098 usw Sitzungsprotokolle Stenographische Berichte uber die Verhandlungen des Deutschen Zollparlaments Verlag von W Moeser Berlin 1868 S 145 236 usw Prasidenten des Sachsischen Landtags Bis zum Ende des Konigreichs Sachsen I Kammer 1831 1918 Ernst Gustav von Gersdorf Albert von Carlowitz Friedrich Freiherr von Friesen Friedrich Ernst von Schonfels Hermann Joseph Robert Georgi Friedrich Ernst von Schonfels Friedrich Freiherr von Friesen Ludwig Freiherr von Zehmen Richard Graf von Konneritz Friedrich Graf Vitzthum von EckstadtII Kammer 1831 1918 Wilhelm Friedrich August von Leysser Carl Friedrich Reiche Eisenstuck Karl Heinrich Haase Karl Braun Franz Xaver Rewitzer Adolf Ernst Hensel Emil Cuno Karl Heinrich Haase Ludwig Haberkorn Wilhelm Schaffrath Ludwig Haberkorn Karl Gustav Ackermann Paul Mehnert Paul VogelZwischen den Weltkriegen Sachsische Volkskammer 1919 1920 Julius FrassdorfSachsischer Landtag 1920 1933 Julius Frassdorf Max Winkler Albert Schwarz Kurt Weckel August Eckardt Walter DonickeNach dem Zweiten Weltkrieg Beratende Versammlung 1946 und Sachsischer Landtag 1946 1952 Otto BuchwitzSachsischer Landtag seit 1990 Erich Iltgen Matthias Rossler Normdaten Person GND 13366192X lobid OGND AKS VIAF 35651759 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Zehmen Ludwig vonALTERNATIVNAMEN Zehmen Ludwig Eduard Victor Freiherr von vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher konservativer Politiker Landtagsprasident im Konigreich Sachsen und RittergutsbesitzerGEBURTSDATUM 2 Februar 1812GEBURTSORT WermsdorfSTERBEDATUM 24 Oktober 1892STERBEORT Stauchitz 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