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Franz Xaver Rewitzer 9 Oktober 1798 in Munchen 30 Mai 1869 in Chemnitz war ein liberaler deutscher Politiker Im Laufe der 1848er Revolution war er kurzzeitig Prasident der II Kammer des Sachsischen Landtags und Abgeordneter im Frankfurter Vorparlament Franz Xaver RewitzerFranz Xaver RewitzerEhrengrab im Chemnitzer Park der Opfer des Faschismus Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Schriften 3 Literatur 4 Einzelnachweise 5 WeblinksLeben und Wirken BearbeitenDer Sohn des Munchner Webermeisters Johann Rewitzer 1818 und dessen Ehefrau Maria Anna geb Wiser 1818 wuchs in einfachen Verhaltnissen auf Eine Schulbildung erhielt er bis zum elften Lebensjahr an einer Burgerschule seiner Heimatstadt Aus der Lateinschule wurde er von seinem Vater bereits nach einem Jahr wieder herausgenommen da er sich trotz absehbarer Stipendien sorgte nicht fur die Ausbildung seines Sohnes sorgen zu konnen Stattdessen lehrte er ihn selbst in seinem Handwerksberuf im Alter von 15 Jahren wurde Rewitzer in den Gesellenstand freigesprochen Nachdem sein Bruder Matthias 1824 seinen Militardienst abgeleistet hatte gingen die beiden Bruder auf Wanderschaft Ursprunglich planten sie nach Lyon als Zentrum der franzosischen Seidenweberei zu wandern durften aber aufgrund fehlender Ausweispapiere die Grenze zwischen der Schweiz und Frankreich nicht passieren Somit entschlossen sie sich nun Chemnitz als Zentrum der sachsischen Weberei und Textilindustrie anzulaufen um dort einige Zeit zu arbeiten Eine zweite Wandersreise fuhrte sie uber Dresden Wittenberg Berlin Frankfurt Oder Breslau Wien und Prag zuruck nach Chemnitz Nach einer dritten Wandersreise zu der sie 1830 aufbrachen und sie uber Regensburg Landshut Salzburg Triest und Munchen fuhrte erwarb Rewitzer 1832 das Burgerrecht von Chemnitz liess sich zum Meister sprechen und heiratete Friederike Wilhelmine Hufner Tochter eines einheimischen Burgers Gesellschaftlich engagierte er sich im handwerklichen Verein der Stadt und ubernahm 1840 dessen Vorsitz Er begrundete die Chemnitzer Webschule 1838 wurde er in die Stadtverordnetenversammlung gewahlt und beeinflusste massgeblich dass diese seit 1843 offentlich tagt 1844 und 1845 wurde er Vorsitzender der Stadtverordneten Als im Vormarz die Bewegung des Deutschkatholizismus entstand die sich gegen die Vormachtstellung Roms innerhalb der katholischen Kirche wandte begrundete er am 2 Marz 1845 eine Gemeinde in Chemnitz 1 Von dieser wurde er auf das erste Konzil dieser Bewegung nach Leipzig entsandt Eine Anerkennung als Religionsgemeinschaft blieb dieser oppositionellen Bewegung an deren Spitze neben Rewitzer noch Robert Blum in Leipzig und Franz Wigard in Dresden standen jedoch verwehrt Zur Konfrontation kam es am 12 August 1845 wahrend des Leipzigbesuchs des Prinzen Johann bei dem die protestierende Volksmenge unter Anwendung von Schusswaffen auseinandergetrieben wurde 2 Im Sommer 1845 wurde er als Vertreter der Stadt Chemnitz in die II Kammer des Sachsischen Landtags gewahlt Er war der erste Handwerker dem der Einzug in das sachsische Landesparlament gelang In der Kammer schloss er sich den Liberalen an Wahrend des Landtags wurde er zusatzlich in den Stadtrat von Chemnitz gewahlt dem er 1847 bis 1849 angehorte Im Marz 1848 ubernahmen einige der fuhrenden liberalen Politiker Ministerposten in Sachsen oder wurden im April in die Frankfurter Nationalversammlung gewahlt Rewitzer selbst gehorte dem Frankfurter Vorparlament an In der II Kammer des Sachsischen Landtags blieben nur wenige bereits profilierte Vertreter die den Geist des gesellschaftlichen Wandels und der 1848er Revolution vertraten und das Prasidium des Hauses ubernehmen konnten In dieser Situation ubernahm er die Prasidentschaft der Kammer Friedrich Wilhelm Pfotenhauer wurde zum Vizeprasidenten gewahlt Beide Sachsischen Kammern traten am 21 Mai 1848 zur Eroffnung des Landtags zusammen 3 Bereits am 22 Mai wurde ein Entwurf fur ein liberaleres Wahlgesetz in den Landtag eingebracht der aber nicht mehrheitsfahig war Letztlich wurde am 15 November ein Provisorisches Wahlgesetz eingefuhrt und daraufhin am 15 Dezember 1848 eine Landtagsneuwahl durchgefuhrt Diesem nach liberalen Wahlrecht gewahlten Landtag der von den Demokraten dominiert wurde und von Januar bis April 1849 tagte gehorte Rewitzer zwar wiederum an stand ihm aber nicht mehr vor Adolf Ernst Hensel wurde nun zum Prasidenten der II Kammer gewahlt Wegen seines engen Kontakts zur Provisorischen Regierung wurde er wahrend der Restituierung nach dem Dresdner Maiaufstand des Hochverrats angeklagt Mangels Beweisen musste er allerdings nach dreimonatiger Untersuchungshaft und gegen 800 Taler Kaution freigelassen werden Ein im 35 Wahlkreis Limbach errungenes Mandat fur den Landtag konnte er im Oktober 1849 wegen der gegen ihn laufenden Untersuchungen jedoch nicht annehmen Als die Regierung unter Ferdinand Zschinsky im Sommer 1850 das Wahlrecht vom November 1848 beseitigte und den Landtag nach dem Modus der Sachsischen Verfassung von 1831 wieder zusammenrief weigerte er sich gemeinsam mit zehn anderen Abgeordneten das Mandat aus dem Landtag 1848 wieder aufzunehmen Als er auch nach der dritten Aufforderung in den Landtag zuruckzukehren dieser nicht nachkam wurde ihm als Repressalie das passive Wahlrecht entzogen Von der Polizei wurden seine weiteren Tatigkeiten argwohnisch uberwacht In einem 1851 von der Amtshauptmannschaft Chemnitz erstellten Demokratenverzeichnis findet sich sein Name an erster Stelle 4 Er engagierte sich jedoch weiterhin gesellschaftlich und politisch 1855 war er einer der Grunder der Chemnitzer Gemeinnutzigen Baugesellschaft die durch den Bau von kleinen gesunden Wohnungen die Wohnungsnot zu mindern versuchte Im September 1857 wurde er auf dem erstmals tagenden sachsischen Gewerbekongress in Riesa fur eine Dauer von drei Jahren zu dessen Vorsitzenden gewahlt Im gleichen Jahr zog er wieder in das Chemnitzer Stadtverordnetenkollegium ein Im 1862 von Handwerkern und Gewerbetreibenden gegrundeten Kreditverein mit Vorschussbank fur Gewerbetreibende in Chemnitz der in seinem Wohnhaus im Nikolaigraben 12 etabliert wurde ubte er das Amt des Kassierers aus An den Kongressen deutscher Volkswirte nahm er 1858 und 1859 teil und stand dabei der 2 Sektion Gewerbewesen vor Im Marz 1862 wurde auf seine Initiative hin der Stadtische Wahlverein begrundet Am 1 Januar 1863 war er massgeblich an der Grundung eines Ortsvereins der linksliberalen Deutschen Fortschrittspartei in Chemnitz beteiligt zu dessen Vorsitzenden er gewahlt wurde 5 Am 12 Februar 1867 wurde er zusatzlich unterstutzt vom Fortschrittsverein und dem Arbeiterbildungsverein die sich zu einem Wahlkomitee der Freisinnigen Deutschen Partei zusammengeschlossen hatten als Vertreter des Chemnitzer Wahlkreises in den konstituierenden Reichstag des Norddeutschen Bunds gewahlt wo er sich der Deutschen Fortschrittspartei anschloss Nachdem im Fruhjahr 1867 die Verfassung des Norddeutschen Bundes ausgearbeitet und angenommen wurde beendete der konstituierende Reichstag seine Tatigkeit Bei der folgenden Wahl im August 1867 lehnte Rewitzer eine erneute Kandidatur ab Rewitzer starb im Mai 1869 in Chemnitz Im Park der Opfer des Faschismus dem fruheren Johannisfriedhof erinnert nahe der Zschopauer Strasse ein vom Chemnitzer Handwerkerverein gewidmetes Ehrengrabmal an ihn Im Jahr 2000 wurde es Opfer von Vandalismus in dem die Sandsteinstele umgekippt und zerbrochen wurde Eine Restaurierung erfolgte im folgenden Jahr 6 Schriften BearbeitenKann ein Deutschkatholik Mitglied der Stande eines christlichen Landes sein Und noch ein paar Worte an das deutsche Volk Grimma 1845 Petition von 417 Burgern und Einwohnern zu Chemnitz Eduard Theodor Jakel und Genossen die Anerkennung der Deutsch Katholiken betreffend 1845Literatur BearbeitenJosef Matzerath Aspekte sachsischer Landtagsgeschichte Prasidenten und Abgeordnete von 1833 bis 1952 Dresden 2001 S 61f Josef Matzerath Rewitzer Franz Xaver In Institut fur Sachsische Geschichte und Volkskunde Hrsg Sachsische Biografie Wolfgang Uhlmann Franz Xaver Rewitzer Ein 48er aus Chemnitz In Erzgebirgische Heimatblatter 10 1988 3 S 75f Wolfgang Uhlmann Franz Xaver Rewitzer In Mitteilungen des Chemnitzer Geschichtsvereins 63 Jahrbuch Neue Folge II Chemnitz 1994 S 169 178 Wolfgang Uhlmann Das Wirken Chemnitzer Abgeordneter im Sachsischen Landtag 1833 1867 In Manfred Hettling Hrsg Figuren und Strukturen historische Essays fur Hartmut Zwahr zum 65 Geburtstag S 575 601 Einzelnachweise Bearbeiten Wolfgang Uhlmann Das Wirken Chemnitzer Abgeordneter im Sachsischen Landtag 1833 1867 In Manfred Hettling Hrsg Figuren und Strukturen historische Essays fur Hartmut Zwahr zum 65 Geburtstag S 575 601 Reiner Gross Geschichte Sachsens Edition Leipzig 2001 S 222 Reiner Gross Geschichte Sachsens Edition Leipzig 2001 S 225 Wolfgang Uhlmann Franz Xaver Rewitzer In Mitteilungen des Chemnitzer Geschichtsvereins 63 Jahrbuch Neue Folge II Chemnitz 1994 S 173 Sachsische Constitutionelle Zeitung Nr 3 4 Januar 1863 S 3 Information aus dem Baugenehmigungsamt Denkmalpflege abgeschlossen an zwei Ehrengrabmalen im Park der Opfer des Faschismus Memento des Originals vom 19 Oktober 2014 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot chemnitz de abgerufen am 20 Mai 2009 Weblinks BearbeitenFranz Xaver Rewitzer in der Datenbank der ReichstagsabgeordnetenPrasidenten des Sachsischen Landtags Bis zum Ende des Konigreichs Sachsen I Kammer 1831 1918 Ernst Gustav von Gersdorf Albert von Carlowitz Friedrich Freiherr von Friesen Friedrich Ernst von Schonfels Hermann Joseph Robert Georgi Friedrich Ernst von Schonfels Friedrich Freiherr von Friesen Ludwig Freiherr von Zehmen Richard Graf von Konneritz Friedrich Graf Vitzthum von EckstadtII Kammer 1831 1918 Wilhelm Friedrich August von Leysser Carl Friedrich Reiche Eisenstuck Karl Heinrich 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