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Linksradikalismus linker Radikalismus oder radikale Linke bezeichnet verschiedene Stromungen der politischen Linken Der Ausdruck verbindet die inhaltliche Richtungsangabe links die aus der Franzosischen Revolution von 1789 stammt mit dem formalen Merkmal der Radikalitat etymologisch von lat radix fur Wurzel Gemeint ist eine Politik die die Ursachen von Unfreiheit Ungleichheit Unterdruckung und Ausbeutung durch eine grundlegende revolutionare Veranderung der kapitalistischen Gesellschaftsordnung beseitigen will Welche Politik das leisten kann war in der Linken seit dem 19 Jahrhundert jedoch immer umstritten In der fruhen Sozialdemokratie und im Leninismus wurden andere Linke ofter als Linksradikale kritisiert Seit den 1960er Jahren wird Linksradikalismus im deutschen Sprachraum als unbestimmte Selbst und oft abwertende Fremdbezeichnung fur eine Vielzahl verschiedener linker Politikansatze verwendet Es gibt keine einheitliche Definition des Ausdrucks Im engeren Sinn versteht man seit der 68er Bewegung darunter die undogmatische Neue Linke die sich auch selbst so bezeichnet In verschiedenen europaischen Landern gibt es linksliberale Parteien deren Namen wortlich Radikale Linke oder Linke Radikale bedeuten die aber nichts mit dem Linksradikalismus zu tun haben so die danische Radikale Venstre oder die franzosische Mouvement des Radicaux de Gauche Inhaltsverzeichnis 1 Deutschland ab 1840 2 Weimarer Republik 3 Bundesrepublik Deutschland 4 Schweiz 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseDeutschland ab 1840 Bearbeiten Radikalismus war seit der europaischen Aufklarung des 18 Jahrhunderts bereits als Eigen und Fremdbezeichnung fur weitgehende politische Demokratisierungsziele ublich geworden In Deutschland entstand unter den Junghegelianern um 1840 eine Diskussion um den Begriff Wahrend Ludwig Feuerbach Bruno Bauer und andere darunter vor allem ein offentliches Bekenntnis zum Atheismus Forderungen nach einigen Burgerrechten und eine unangepasste Lebensfuhrung verstanden wollte Karl Marx von der Religionskritik zu einer die Kritik der politischen Okonomie umfassenden Gesellschaftskritik voranschreiten Im Ergebnis dieses Streits trennten er und sein Verbundeter Friedrich Engels sich von den Junghegelianern 1 1844 beschrieb Marx sein Verstandnis von Radikalismus programmatisch als Ergebnis und Aufhebung der linkshegelianischen Religionskritik Radikal sein ist die Sache an der Wurzel fassen Die Wurzel fur den Menschen ist aber der Mensch selbst Der evidente Beweis fur den Radikalismus der deutschen Theorie also fur ihre praktische Energie ist ihr Ausgang von der entscheidenden positiven Aufhebung der Religion Die Kritik der Religion endet mit der Lehre dass der Mensch das hochste Wesen fur den Menschen sei also mit dem Kategorischen Imperativ alle Verhaltnisse umzuwerfen in denen der Mensch ein erniedrigtes ein geknechtetes ein verlassenes ein verachtliches Wesen ist 2 Jedoch nannten Marx und Engels weder ihren eigenen wissenschaftlichen Kommunismus noch andere linke Positionen linksradikal Sie kritisierten den Radikalismus der Junghegelianer als bloss theoretischen und abstrakten Idealismus den Fruhsozialismus anderer Radikaldemokraten als moralischen Utopismus und den Anarchismus von Pierre Joseph Proudhon Michail Alexandrowitsch Bakunin und anderen als individualistischen Voluntarismus 3 Nachdem 1890 das Sozialistengesetz aufgehoben und die Sozialdemokratische Partei Deutschlands SPD erlaubt worden war brach ein schon langer schwelender innerparteilicher Konflikt um ihr Verhaltnis zum Parlamentarismus offen aus Die Jungen eine meist aus burgerlichen Intellektuellen bestehende Bildungselite protestierten gegen den Reformismus und die Legalitatsstrategie der SPD Fuhrung Sie verstanden sich als Wahrer und authentische Interpreten des revolutionaren Marxismus Wie Wilhelm Liebknecht 1869 lehnten sie die Institutionen des damaligen Staates als Mittel der Klassenherrschaft ab Folglich sahen sie Versuche die Lage der Arbeiter durch parlamentarische Arbeit im Reichstag zu verbessern als Illusion bestritten den Fuhrungsanspruch der SPD Reichstagsfraktion und die strikte Parteidisziplin Liebknecht und Engels distanzierten sich jedoch von ihnen Der SPD Vorsitzende August Bebel sorgte beim Erfurter Parteitag 1891 fur ihren Ausschluss Der daraufhin von den Jungen gegrundete Verein der unabhangigen Sozialisten zerfiel schon 1893 in einen anarchistischen und einen revisionistischen vom Marxismus abgewandten Flugel und blieb weitgehend wirkungslos fur die SPD Politik Diese antiparlamentarische Opposition in der SPD gilt als Vorlaufer spaterer linksradikaler Stromungen 4 Eins ihrer kontinuierlichen Merkmale war die Kritik am Geschichtsdeterminismus wonach der Sozialismus sich aus okonomischen Gesetzmassigkeiten wie von selbst durchsetzen werde Dagegen bestanden die Jungen auf notwendigen von Parteihierarchien unabhangigen Eingriffen der Arbeiter in den Geschichtslauf 5 Auf die Russische Revolution 1905 folgte in der SPD eine jahrelange Massenstreikdebatte Der linke Parteiflugel um Rosa Luxemburg verstand spontane Massenstreiks mit politischen Zielen als notwendige Form des revolutionaren Klassenkampfes Die Bremer SPD ubernahm diese Auffassung und forderte bei verschiedenen tagespolitischen Anlassen politische Streiks Weil der SPD Vorstand Massenstreiks auch gegen das preussische Dreiklassenwahlrecht ablehnte bildete die Bremer SPD 1910 die eigenstandige Gruppe Bremer Linksradikale Ihr Vertreter Anton Pannekoek kritisierte wie Rosa Luxemburg dass sich der SPD Vorstand um Karl Kautsky nur theoretisch am Marxismus orientierte praktisch aber Eduard Bernsteins Reformismus folgte und politische Streiks allenfalls als defensive Abwehrmassnahme bejahte Kautsky mache die mechanische Selbsterhaltung der Parteiorganisation statt praktischen Zusammenhalt mit den proletarischen Massen zum obersten Zweck Revolutionare Massenaktionen seien jedoch wegen des damaligen Imperialismus und der darin enthaltenen Kriegsgefahr unerlasslich 6 Kautsky wiederum kritisierte die Bremer Linksradikalen als jungsten Radikalismus also als Neuauflage der Jungen von 1890 Wie damals Engels kritisierte er ihre Position als Vulgarmarxismus der den Klassengegensatz zwischen Kapital und Arbeit nur pauschal feststelle ohne die ubrigen Interessengegensatze Krafteverhaltnisse Situationen und Stimmungen in der Gesellschaft zu berucksichtigen Folglich uberschatzten die Radikalen das revolutionare Potential der Massen und unterschatzten die Notwendigkeit der hierarchischen SPD Organisation zum Schutz der Gewerkschaften deren revolutionare Bedeutung kunftig erheblich zunehmen werde Nicht der Parlamentarismus an sich sei das Hindernis sozialen Fortschritts sondern die Mehrheits und Machtverhaltnisse im Parlament Mit ausserparlamentarischen Massenaktionen versuchten die Linksradikalen die Sozialdemokratie mit Anarchismus und Syndikalismus zu vereinigen 7 Auf dem SPD Parteitag von 1913 fand der linke SPD Flugel fur eine Massenstreikresolution relativ viel Zustimmung blieb aber auf einzelne voneinander getrennte Orts und Landesverbande begrenzt die in anderen Fragen zerstritten waren Am 4 August 1914 stimmte die SPD Reichstagsfraktion entgegen ihren Vorkriegsbeschlussen der Burgfriedenspolitik und den Kriegskrediten zu trug so den Ersten Weltkrieg mit und bewirkte dass die Sozialistische Internationale zerbrach Daraufhin versuchten die zersprengten Linkssozialisten unter Kriegs Haft und Zensurbedingungen das SPD Versagen aufzuarbeiten und eine Antikriegsopposition zu bilden Im Kriegsverlauf entwickelte sich die Gruppe Internationale um Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht zur Spartakusgruppe ab 1915 die Bremer Radikalen um Pannekoek Johann Knief Paul Frolich und Karl Radek zur Gruppe Internationale Sozialisten Deutschlands ISD ab Dezember 1915 Als von der SPD ausgeschlossene Kriegsgegner im April 1917 die Unabhangige Sozialdemokratische Partei Deutschlands USPD grundeten schloss die Spartakusgruppe sich ihr an Dagegen blieben die ISD ihr fern und schlossen sich den Forderungen Wladimir Iljitsch Lenins auf den Zimmerwalder Konferenzen 1915 1916 an 8 Erst in der Novemberrevolution 1918 naherten sich der nun reichsweite Spartakusbund und ISD nun als Internationale Kommunisten Deutschlands IKD einander an und grundeten gemeinsam am 1 Januar 1919 die Kommunistische Partei Deutschlands KPD Damit war die deutsche Arbeiterbewegung organisatorisch in reformistisch sozialdemokratische und revolutionar kommunistische Parteien gespalten 9 Weimarer Republik BearbeitenDie KPD war von der Erfahrung gepragt dass eine soziale Massenbewegung das Kriegsende erzwungen Monarchie und Militarherrschaft gesturzt und mit der Ratebewegung eine umfassende Demokratisierung aller Gesellschaftsbereiche hatte greifbar werden lassen Eine Mitgliedermehrheit erwartete die konsequente Fortsetzung dieser Revolution und lehnte Mitarbeit in Parlamenten und bestehenden Gewerkschaften daher ab Die Spartakusfuhrer dagegen bejahten diese Mitarbeit um die mehrheitlich sozialdemokratische Arbeiterschaft allmahlich vom KPD Programm zu uberzeugen Das von Rosa Luxemburg verfasste Grundungsprogramm schloss eine Machteroberung durch einen Putsch aus Nach dem Scheitern des Januaraufstands und der Ermordung von Liebknecht und Luxemburg Januar 1919 und Leo Jogiches Marz 1919 wurde Luxemburgs enger Vertrauter Paul Levi KPD Vorsitzender Er war ihrem Programm verpflichtet 1919 beschlossen viele KPD Regionalverbande jedoch den Ausstieg aus den bestehenden Gewerkschaften verlangten die Aufgabe von Parlamentssitzen von ubergetretenen Abgeordneten und lehnten eine straffere zentrale Parteiorganisation ab Als der Parteivorstand diese im Oktober 1919 beschloss traten etwa 38 000 Mitglieder aus der KPD aus 1920 grundete ein Teil davon die Allgemeine Arbeiter Union AAU und die Kommunistische Arbeiterpartei Deutschlands KAPD 1921 spalteten sich AAU und KAPD erneut an Organisationsfragen und verloren einen Grossteil ihrer Mitglieder Doch auch in der ubrigen KPD blieb eine gewerkschafts und parlamentsfeindliche Stromung prasent 10 Lenin kritisierte diese Stromung in Westeuropa besonders in der KPD und der Communist Party of Great Britain in seiner Schrift Der Linke Radikalismus die Kinderkrankheit im Kommunismus von 1920 Er stellte funf typische Merkmale dieser Haltung fest politische Ungeduld und Neigung zum Putsch um direkt den Kommunismus einzufuhren ohne die gesellschaftlichen Krafteverhaltnisse zu berucksichtigen starkes Misstrauen gegen die eigene Parteifuhrung die unreflektiert als Fuhrer der Masse gegenubergestellt werde Ablehnung des burgerlichen Parlamentarismus und der Teilnahme an Wahlen Ablehnung von nichtkommunistischen als sozialchauvinistisch reaktionar und konterrevolutionar beschriebenen Gewerkschaften wie denen des ADGB Ablehnung jeder Zusammenarbeit mit nichtkommunistischen Parteien Diese Ablehnung vertraten linksradikale Kommunisten grundsatzlich nicht bloss wegen einer besonderen historischen Situation Historiker wie Arthur Rosenberg Geschichte der Weimarer Republik 1935 Hans Manfred Bock Geschichte des linken Radikalismus 1976 Otto Langels Die ultralinke Opposition der KPD in der Weimarer Republik 1984 und Marcel Bois Kommunisten gegen Hitler und Stalin 2014 griffen Lenins Typisierung auf und verstehen Linksradikalismus als besondere antiautoritare und auf baldmoglichste Sozialrevolution zielende Stromung in der Fruhphase kommunistischer Parteien als diese noch nicht straff organisiert waren Bois vermeidet ihre polemische Abwertung als Ultralinke die in der Komintern ublich war und betont dass die Linksradikalen aus derselben Tradition kamen wie andere Kommunisten und sich ebenfalls auf das Kommunistische Manifest von 1848 beriefen 11 Auch Detlef Siegfried versteht Linksradikalismus als revolutionares soziales Milieu der fruhen Weimarer Republik Er betont dass es Arbeiter Kunstler und Intellektuelle umfasste und teils in Linksparteien organisiert teils unorganisiert war Dort gab es parteiubergreifend Sympathien fur den Ratekommunismus den Syndikalismus und den Linkssozialismus Alle diese Stromungen grenzten sich vom Reformismus der SPD und Zentralismus der KPD ab 12 Nachdem ein Generalstreik den Kapp Putsch antidemokratischer Militars beendet und die SPD gefuhrte Reichsregierung den Ruhraufstand gewaltsam niedergeschlagen hatte Marz 1920 erhielt der antiparlamentarische Flugel in der KPD erneut Zulauf Seine Vertreter Hugo Eberlein und Ernst Meyer lehnten die vom bisherigen Parteivorstand erwogene Tolerierung einer von SPD und USPD vorgeschlagenen Arbeiterregierung strikt ab und wurden in den neuen Parteivorstand gewahlt Sie erhielten Auftrieb durch den Zusammenschluss der KPD mit dem linken USPD Flugel Dezember 1920 und planten daraufhin gemass ihrer Offensivstrategie einen Aufstand in Mitteldeutschland Diese Marzaktion von 1921 wurde jedoch rasch niedergeschlagen Hunderte KPD Anhanger wurden dabei getotet rund 4000 Arbeiter in Eilverfahren zu langen Haftstrafen vier davon zum Tod verurteilt Bis November 1921 verlor die KPD mehr als die Halfte ihrer Mitglieder Paul Levi wurde nach scharfer Kritik an der Marzaktion aus der KPD ausgeschlossen Beim folgenden dritten Komintern Weltkongress bestatigten Lenin und Leo Trotzki jedoch Levis Position wonach die KPD zuerst eine Mehrheit der Arbeiterschaft erringen musse auch durch Zusammenarbeit mit Sozialdemokraten Nachdem die Komintern diese Einheitsfrontpolitik fur die Folgezeit beschloss vertraten auch die Linken im KPD Vorstand diese neue Linie Anders als die zuvor ausgetretenen Linksradikalen bejahten sie den leninschen Zentralismus In Massenprotesten gegen rechtsradikale Fememorde und im Eisenbahnerstreik erprobte die KPD die Einheitsfrontpolitik erfolgreich und gewann so bis Ende 1923 ihr Ansehen unter deutschen Arbeitern und fruhere Mitgliederstarke zuruck 13 Bundesrepublik Deutschland BearbeitenDas Historisch Kritische Worterbuch des Marxismus sieht bereits 1945 einen Bruch des Linksradikalismus mit der Arbeiterbewegung in der er entstand Das Jahr 1945 markiert einen Bruch Seitherige Varianten des L beriefen sich zwar auf die verschiedenen Stromungen des L in der Arbeiterbewegung z B auf Karl Korsch und Arthur Rosenberg Bordiga oder Nikolai Bucharin Sie wurden jedoch weniger von der Arbeiterschaft getragen sondern ausserten sich als Jugendrevolte mit sozialistischen Forderungen aber heterogener Klassenlage ein Ausdruck der seit den 1950er Jahren voranschreitenden Auflosung proletarischer Millieus bei gleichzeitig steigendem Anteil der Lohnabhangigen HKWM Band 8 2 Sp 1200 14 Laut dem HKWM bezeichnet der Begriff vornehmlich im sozialen Spektrum der Arbeiterbewegung des Kommunismus und Sozialismus eine Form politischer Kritik und Praxis die an die Wurzel lat radix zu gehen beansprucht Vertreter des Linksradikalismus beanspruchen eine unbedingt revolutionare grundsatzliche Kritik die moderaten auf systemimmanente Reformziele verkurzten Gesellschaftskritiken vorzuziehen sei 15 Wahrend sich die in England entstandene Neue Linke seit 1956 noch stark in der Arbeiterbewegung bzw mit Bezug auf die Kommunistischen Parteien orientierte aber die Politik der Sowjetunion ablehnte entstand mit der Studentenbewegung seit Mitte der 1960er Jahre in Europa und den USA eine neue Generation des Linksradikalismus Wahrend der 68er Bewegung erstarkten linksradikale antiautoritare Bewegungen ebenso kam es zu einer Welle von Neugrundungen traditioneller Kaderorganisationen K Gruppen Das politische Potential wurde in den folgenden Jahrzehnten jedoch durch Zersplitterung stark geschwacht Neben unterschiedlichen marxistisch und ratekommunistisch orientierten sowie operaistischen Gruppen entfaltete sich seit den 1970er Jahren eine autonome situationistische und anarchistische Szene die vor allem in den 1980er Jahren Auftrieb erhielt Seit der westdeutschen APO der 1960er Jahre bezeichnen sich antiautoritare Linke Spontis Autonome und andere selbst als radikale Linke bzw als Linksradikale siehe auch Daniel Cohn Bendit Linksradikalismus 1968 Der westdeutsche Verfassungsschutz bezeichnete ursprunglich alle nicht reformistischen Teile der Linken als Linksradikalismus seit den fruhen 1980er Jahren bezeichnet er sie als Linksextremismus 16 Diese reine Fremdbezeichnung geht auf die Totalitarismustheorie zuruck und ist in der Politik und Geschichtswissenschaft wenig gebrauchlich 17 Schweiz BearbeitenDie Tradition des Linksradikalismus in der Schweiz reicht bis auf den libertaren Sozialismus und Anarchismus der Jurafoderation der 1 Internationale zuruck hier hatten die Anhanger eines freiheitlichen Sozialismus um Bakunin ihre Hochburg Wahrend des Ersten Weltkriegs erwuchsen aus der Ablehnung der Burgfriedenspolitik in der Schweiz und der Opposition gegen den Krieg verschiedene linksradikale Stromungen innerhalb und neben den sozialdemokratischen Parteien vom religios sozialen Kreis bis zum anarchistischen Zusammenhang um Fritz Brupbacher und Kommunisten um Jakob Herzog In der gesellschaftlichen Unruhe erlangte diese soziopolitische Stromung aufgrund ihres stark aktivistisch gepragten Verhaltens und in der Projektion burgerlicher Angste vor revolutionaren Erhebungen eine uberproportionale Bedeutung Das libertare Gedankengut des Linksradikalismus wurde in der Folgezeit etwa vom Marxismus Leninismus in den Hintergrund gedrangt Zwischen den Weltkriegen kann nur vereinzeltes Vorkommen des Linksradikalismus ausserhalb der grossen Parteien der Arbeiterbewegung beobachtet werden so etwa 1930 die Abspaltung des anti stalinistischen Flugels der Kommunistischen Partei in Schaffhausen Literatur BearbeitenMarcel Bois Kommunisten gegen Hitler und Stalin Die linke Opposition der KPD in der Weimarer Republik 2 Auflage Klartext Berlin 2016 besonders 3 Linksradikalismus in der fruhen KPD S 101 168 Marcel Bois Linksradikalismus und radikale Linke in der Weimarer Republik in Alexander Deycke u a Hg Von der KPD zu den Post Autonomen Orientierungen im Feld der radikalen Linken Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2021 S 85 106 Ulrich Peters Unbeugsam und widerstandig Die radikale Linke in Deutschland seit 1989 90 Unrast Munster 2014 ISBN 978 3 89771 573 8 Peter Friedrich Norbert Madloch Links Radikalismus Linksradikale Krafte in den gesellschaftlichen Auseinandersetzungen Dietz Berlin 1989 ISBN 3320013564 Walter Fahnders Martin Rector Linksradikalismus und Literatur Rowohlt Reinbek 1985 ISBN 3 499 25052 7 Hans Manfred Bock Geschichte des linken Radikalismus in Deutschland Ein Versuch Suhrkamp Frankfurt am Main 1976 ISBN 3 518 00645 2 Richard Albrecht Marxismus burgerliche Ideologie Linksradikalismus Zur Ideologie und Sozialgeschichte des westeuropaischen Linksradikalismus In M Buhr Hrsg Zur Kritik der burgerlichen Ideologie Band 55 Akademie Verlag Berlin Ost 1975 Weblinks BearbeitenRuedi Brassel Moser Linksradikalismus In Historisches Lexikon der Schweiz Ralf Hoffrogge Fur Lenin gegen Stalin Linksradikale in der Weimarer Republik In Analyse amp Kritik Nr 596 August 2014 Einzelnachweise Bearbeiten Jonathan Sperber Karl Marx Sein Leben und sein Jahrhundert Beck Munchen 2013 S 97 Andreas Fisahn Herrschaft im Wandel Uberlegungen zu einer kritischen Theorie des Staates PapyRossa 2008 ISBN 3894383917 S 19 Karl Marx Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie MEW Band I S 385 Reinhold Sellien Hrsg Gablers Wirtschafts Lexikon Springer Wiesbaden 1980 ISBN 978 3 322 87453 5 S 130 Hans Ulrich Ludewig Arbeiterbewegung und Aufstand Matthiesen Verlag 1978 ISBN 3786814325 S 18 Wolfgang Durner Antiparlamentarismus in Deutschland Konigshausen amp Neumann 1997 ISBN 3826012704 S 82 85 Ulrich von Alemann Gertrude Cepl Kaufmann Hans Hecker Bernd Witte Hrsg Intellektuelle und Sozialdemokratie Springer VS Wiesbaden 2000 ISBN 978 3 322 93209 9 S 69 f Hans Manfred Bock Geschichte des linken Radikalismus in Deutschland Frankfurt am Main 1976 S 76 80 Hans Manfred Bock Geschichte des linken Radikalismus in Deutschland Frankfurt am Main 1976 S 26 29 Hans Manfred Bock Geschichte des linken Radikalismus in Deutschland Frankfurt am Main 1976 S 81 83 Marcel Bois Kommunisten gegen Hitler und Stalin Berlin 2016 S 106 und 536 Marcel Bois Kommunisten gegen Hitler und Stalin Berlin 2016 S 107 119 Marcel Bois Kommunisten gegen Hitler und Stalin Berlin 2016 S 103 105 Detlef Siegfried Das radikale Milieu Kieler Novemberrevolution Sozialwissenschaft und Linksradikalismus 1917 1922 Springer Wiesbaden 2004 ISBN 978 3 322 93468 0 S 12 f Marcel Bois Kommunisten gegen Hitler und Stalin Berlin 2016 S 119 134 Linksradikalismus In HKWM Band 8 2 Sp 1200 Ralf Hoffrogge Linksradikalismus In Historisch kritisches Worterbuch des Marxismus Band 8 II Argument Verlag Hamburg 2015 Spalte 1193 1207 hier Spalte 1193 Horst Heimann Linksradikalismus und Linksextremismus In Lexikon des Sozialismus Bund Verlag Koln 1986 S 40 Gero Neugebauer Extremismus Rechtsextremismus Linksextremismus Einige Anmerkungen zu Begriffen Forschungskonzepten Forschungsfragen und Forschungsergebnissen In Wilfried Schubarth Richard Stoss Hrsg Rechtsextremismus in der Bundesrepublik Deutschland Eine Bilanz Opladen 2001 S 6 ff pdf Auszug vom 4 Dezember 2003 Memento vom 24 Februar 2007 im Internet Archive Normdaten Sachbegriff GND 4136650 5 lobid OGND AKS LCCN sh95005689 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Linksradikalismus amp oldid 236593159