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Fememord war eine Bezeichnung fur den Mord an angeblichen Verratern innerhalb rechter Gruppierungen besonders in den 1920er Jahren Auch in neuerer Zeit wurden ahnliche Morde in einigen Medien als Fememord bezeichnet Der Begriff ist aber zu unterscheiden von politischen oder anderen Morden Inhaltsverzeichnis 1 Begriffsbestimmung 1 1 Fememord 1 2 Unterscheidung von politischen Morden 2 Opferzahlen 3 Reaktionen 4 Als Fememord bezeichnete aktuellere Falle 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseBegriffsbestimmung BearbeitenFememord Bearbeiten Feme von mittelniederdeutsch veime Strafe bezeichnet im Sprachgebrauch rechtsextremer Gruppierungen einen Akt der Selbstjustiz die Totung von Verratern Diese waren ihrer Meinung nach grundsatzlich gegen die Interessen dieser Gruppierung vorgegangen zum Beispiel durch offentliches Bekanntmachen von internen Informationen oder andere Schadigungen So hiess es in der Satzung der Organisation Consul eines rechtsterroristischen antisemitischen Geheimbunds in den 1920er Jahren Verrater verfallen der Feme 1 Im November 1925 veroffentlichte die Zeitschrift Die Weltbuhne einen anonymen Artikel von Carl Mertens uber Fememorde an mehr als zwanzig Mitgliedern rechtsgerichteter Gruppen 2 Unterscheidung von politischen Morden Bearbeiten Fememord ist grundsatzlich zu unterscheiden von politischen Morden und Morden mit anderen Motiven Der Publizist Emil Julius Gumbel verwendete in seiner Schrift Vier Jahre politischer Mord 1922 nie diesen Begriff da dieser sich seiner Meinung nach allein auf Morde an den eigenen Mitgliedern innerhalb rechter Organisationen beschrankte 3 Ahnlich unterschied ein Reichstagsausschuss 1926 Fememorde von anderen politischen Morden indem er die Verwendung des Begriffs auf die von einer Gruppe geplante Ermordung von Geheimnisverratern beschrankte auch innerhalb linksextremer Gruppierungen Auch in der modernen Sozialforschung ist diese Trennung weitgehend ublich 4 Opferzahlen Bearbeiten Hauptartikel Liste von Fememord Opfern in Deutschland wahrend der fruhen Zwischenkriegszeit Nahezu alle diese Fememorde ereigneten sich in den unruhigen Anfangsjahren der Weimarer Republik Ein Hohepunkt wurde erreicht als im Jahr 1923 Inflation bis hin zur Hyperinflation alliierte Ruhrbesetzung Hitlerputsch und separatistische Bestrebungen das Deutsche Reich erschutterten Insgesamt fielen Fememorde inbegriffen bis 1924 fast 400 politische Gegner 5 6 rechtsradikalen und nationalsozialistischen Attentaten der Organisation Consul des Bundes Wiking der Schwarzen Reichswehr der Sturmabteilung Rossbach der bayerischen Einwohnerwehr und deren Nachfolgeorganisationen zum Opfer Reaktionen BearbeitenDer Statistiker Emil Julius Gumbel war der Erste der versuchte das Phanomen systematisch und fur ganz Deutschland zu erforschen Mit dem Bericht Vier Jahre politischer Mord den er 1922 vorlegte spater fortgeschrieben unter dem Titel Vom Fememord zur Reichskanzlei veroffentlichte er eine Zusammenfassung seiner Nachforschungen Gumbel war wegen dieser Studie schweren Drohungen ausgesetzt Die polizeilichen und gerichtlichen Untersuchungen der Femeverbrechen verliefen schleppend die Morder soweit sie identifiziert wurden kamen mit geringen Strafen oder sogar mit Freispruch davon Die offenbaren Mangel in der Rechtsverfolgung beschaftigten wahrend der Weimarer Zeit mehrere Parlamente 1920 setzte der Bayerische Landtag einen eigenen Untersuchungsausschuss ein um das Femeverbrechen an dem Reichswehrsoldaten Hans Dobner zu untersuchen 1924 wurde im Preussischen Landtag der Untersuchungsausschuss Politische Morde eingesetzt zwei Jahre spater ein weiterer Untersuchungsausschuss Auf Antrag der SPD sollte im Januar 1926 ein Untersuchungsausschuss des Reichstags unter der Bezeichnung Feme Organisationen und Fememorde diese Verbrechen und ihr politisches Umfeld in Parteien Reichswehr und Justiz aufklaren 7 Das Vorhaben wurde von Anfang an durch die rechtslastige parlamentarische Mehrheit die verweigerte Kooperation der bayerischen Justizbehorden 8 und nicht zuletzt durch die damalige Unentschlossenheit der SPD selbst 9 behindert Als Fememord bezeichnete aktuellere Falle BearbeitenAhnliche Taten wurden auch in neuerer Zeit als Fememorde bezeichnet so der Mord am linken Studenten Ulrich Schmucker am 5 Juni 1974 10 der Mord an Joachim Peiper am 14 Juli 1976 11 der Mord am ANS Aktivisten Johannes Bugner am 29 Mai 1981 der Mord an dem Skinhead und Neonazi Aussteiger Gerd Roger Bornemann am 3 Februar 1987 12 13 14 oder der Mord am Bundesgrenzschutzer Hans Pluschke 1998 15 Heute wird der Begriff eher mit Selbstjustiz oder Lynchjustiz gleichgesetzt Siehe auch BearbeitenOmerta Schweigegebot der MafiaLiteratur Bearbeitenin der Reihenfolge des Erscheinens Emil Julius Gumbel Vier Jahre politischer Mord Verlag der Neuen Gesellschaft Berlin Fichtenau 1922 und mehrere Nachdrucke Achim Richter 200 amtliche Fememorde Wie zu Eberts Zeiten das Vaterland gerettet wurde Amnestieverrater heute Fememordkommandeure damals Internationaler Arbeiter Verlag Berlin 1928 Emil Julius Gumbel Vom Fememord zur Reichskanzlei Mit einem Vorwort von Walter Fabian Lambert Schneider Heidelberg 1962 Irmela Nagel Fememorde und Femeprozesse in der Weimarer Republik Kolner historische Abhandlungen Bd 36 Bohlau Koln 1991 ISBN 3 412 06290 1 zugleich Diss Universitat Koln 1989 Ulrike Claudia Hofmann Verrater verfallen der Feme Fememorde in Bayern in den zwanziger Jahren Bohlau Koln 2000 ISBN 3 412 15299 4 zugleich Diss Universitat Bamberg 1998 99 Bernhard Sauer Schwarze Reichswehr und Fememorde Eine Milieustudie zum Rechtsradikalismus in der Weimarer Republik Zentrum fur Antisemitismusforschung der Technischen Universitat Berlin Reihe Dokumente Texte Materialien Bd 50 Metropol Berlin 2004 ISBN 3 936411 06 9 Weblinks BearbeitenUlrike Claudia Hofmann Fememorde In Historisches Lexikon Bayerns Mario Niemann Bormann Martin und Rudolf Hoss In Kurt Groenewold Alexander Ignor Arnd Koch Hrsg Lexikon der Politischen Strafprozesse Marz 2016 Einzelnachweise Bearbeiten Ulrike Claudia Hofmann Verrater verfallen der Feme Fememorde in Bayern in den zwanziger Jahren Bohlau Koln Weimar 2000 S 119 Die Fememorde In Die Weltbuhne vom 17 November 1925 S 750 756 online E J Gumbel Verrater verfallen der Feme 1929 Informationen Hans Helmuth Knutter Fememorde In Carola Stern Thilo Vogelsang Erhard Kloss und Albert Graff Hrsg dtv Lexikon zur Geschichte und Politik im 20 Jahrhundert dtv Munchen 1974 Bd 1 S 252 unterscheidet diese Morde aber ebenso wie die politischen Morde von links von den eigentlichen Fememorden Statistiker Emil Gumbel Rechnen gegen den Terror von Daniel Furth Spiegel Online vom 27 April 2012 Emil Julius Gumbel Das rechte Auge von Benjamin Lahusen Zeit Online vom 9 Februar 2012 Reichstagsprotokolle 1924 28 5 Debatte am 23 Januar 1926 Reichstagsprotokolle 1924 28 5 Debatte am 11 November 1926 Heinrich August Winkler Geschichte des Westens Die Zeit der Weltkriege 1914 1945 3 Auflage 2016 C H Beck Munchen 2011 ISBN 978 3 406 59236 2 Kopfschuss im Grunewald Von Andreas Forster Berliner Zeitung 1 Dezember 2004 AFFAREN Pech fur ihn DER SPIEGEL 30 1976 Abgerufen am 29 Januar 2020 Skinheads Rechte Armee Fraktion Der Spiegel 10 August 1987 Ein Fememord aus niedrigen Beweggrunden von Jurgen Voges taz 21 August 1987 Von Fememord war nicht die Rede von Jurgen Voges taz 14 Dezember 1987 Bad Salzungen Fememord alter Seilschaften insuedthueringen de vom 16 August 2013 Normdaten Sachbegriff GND 4261726 1 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fememord amp oldid 236837960