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Dieser Artikel behandelt den Offizier Carl Mertens Zur Besteckfabrik siehe Carl Mertens Besteckfabrik zu anderen Personen siehe Karl Mertens Carl Mertens 1902 in Kassel 17 Oktober 1932 bei Paris war ein deutscher Offizier Journalist und radikaler Pazifist Er deckte 1925 in der Zeitschrift Die Weltbuhne die so genannten Fememorde innerhalb der Schwarzen Reichswehr auf Carl MertensInhaltsverzeichnis 1 Herkunft und militarischer Werdegang 2 Der Weg an die Offentlichkeit 3 Der radikalpazifistische Publizist 4 Schriften 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseHerkunft und militarischer Werdegang BearbeitenMertens wurde 1902 als Sohn eines Polizeikommissars in Kassel geboren Da sein Vater fruh starb war Mertens gezwungen bereits in jungen Jahren zum Lebensunterhalt fur seine Mutter und seinen kleineren Bruder beizutragen Uber seinen schulischen und beruflichen Werdegang nach 1918 gibt es unterschiedliche Angaben Einem Brief zufolge den Mertens im Marz 1926 an den Pazifisten Ludwig Quidde schrieb unterbrach er gegen Ende des Ersten Weltkriegs seine schulische Ausbildung um der sogenannten Einwohnerwehr beizutreten Ebenfalls sei er Mitglied des Jungdeutschen Ordens geworden nbsp Truppenausweis von Carl MertensIn Sachsen habe er an der Unterdruckung innerer Unruhen teilgenommen Anschliessend kehrte er nach Kassel zuruck wo er 1919 eine Lehre bei einem Buchhandler begann Zu der Frage ob er vor Beginn der Lehre noch das Abitur machte oder ob er das Realgymnasium vorzeitig verliess gibt es unterschiedliche Angaben Nach Mertens Angaben drangte der monarchistisch gesinnte Buchhandler seinen Lehrling jedoch dazu sich an der Niederschlagung der oberschlesischen Aufstande im Mai 1921 zu beteiligen Auf diese Weise kam Mertens zunachst zum Bund Oberland Anschliessend kehrte er wieder nach Kassel in die Buchhandlung zuruck 1922 sei er eine Zeitlang durch Deutschland und Italien gewandert bevor er der Familientradition folgend nach Brandenburg zur Polizeischule gegangen sei Wahrend des Ruhrkampfes wurde er vom Bund Oberland zu Sabotageakten ins Ruhrgebiet beordert Uber den Bund gelangte er auch zur Schwarzen Reichswehr 1924 kam er ein weiteres Mal in seine Heimatstadt zuruck und nahm sich vor nicht mehr zu den illegalen Wehrverbanden zuruckzukehren Diesem Entschluss blieb er auch treu als die Organisation Consul ihn im Oktober 1924 zwingen wollte sich dem Verband anzuschliessen Um moglichen Racheakten zu entgehen reiste er in die Schweiz und nach Italien wo er als Journalist arbeitete Im April 1925 kehrte er nach Deutschland zuruck Die Wahl Paul von Hindenburgs zum Reichsprasidenten veranlasste Mertens an seinem neuen Aufenthaltsort Darmstadt unterstutzt von SPD Kreisen seine Erfahrungen mit den Vaterlandischen Verbanden zu publizieren und damit die reaktionaren Krafte zu bekampfen Der Weg an die Offentlichkeit Bearbeiten nbsp Originaltext der WeltbuhneIm Sommer 1925 wurde dem Herausgeber der Weltbuhne Siegfried Jacobsohn uber den Mittelsmann Carlo Mierendorff ein anonymes Manuskript uber die Fememorde innerhalb der Schwarzen Reichswehr angeboten Autor dieser Aufzeichnungen mit dem Titel Hinter den Kulissen der Vaterlandischen Verbande war Carl Mertens Obwohl Jacobsohn wusste dass er sich mit einer Veroffentlichung dieses Materials einer grossen personlichen Gefahr aussetzte publizierte er vom 18 August 1925 an wochentlich die brisanten zunachst anonymen Aufzeichnungen Mertens Schilderungen zufolge herrschte innerhalb dieser Verbande eine Gesinnung wie sie fur den nationalsozialistischen Terror charakteristisch werden sollte Dann haben sie auch wohl von der Zukunft getraumt Die verfluchten Proleten sollten gehenkt werden ja neue Foltersysteme wurden mit sadistischer Wollust ausgebaut Die sie am meisten hassten die wurden oft ja fast taglich im Geiste zu Tode gemartert Aber es waren keine Franzosen sondern ihre Erbfeinde waren reiche Juden dicke Bauern sozialistische Arbeiter und welcher Arbeiter ist fur sie nicht Sozialist Gewerkschaftssekretare und Manner der Regierung Die Vaterlandischen Verbande 1 Auch Mertens furchtete weiterhin die Gefahren auf die er mit seinen Veroffentlichungen aufmerksam machen wollte Er vermied es sich langere Zeit am selben Ort aufzuhalten Der Druck der Offentlichkeit fuhrte schliesslich dazu dass die Polizei gegen die von ihm genannten Fememorder ermittelte und von 1926 offentlich nach den Tatern fahndete Auch der Reichstag debattierte uber die Umtriebe innerhalb der Schwarzen Reichswehr In den anschliessenden Prozessen entschied das Reichsgericht zu Gunsten der Fememorder dass es auch ein Notwehrrecht des einzelnen Staatsburgers gegenuber rechtswidrigen Angriffen auf die Lebensinteressen des Staates gibt RGSt 63 215 220 Wie gering das offentliche Interesse an dem Thema war zeigte sich an dem Misserfolg des 1926 publizierten Buches Verschworer und Fememorder Da Siegfried Jacobsohn von einer grossen Nachfrage republikanisch und pazifistisch gesinnter Kreise an dem Material ausging hatte er Mertens Aufsatze zusammengefasst und in hoher Auflage drucken lassen Das Interesse fiel aber unerwartet gering aus so dass Jacobsohns Verlag in finanzielle Schwierigkeiten geriet Der radikalpazifistische Publizist Bearbeiten nbsp Umschlag von Verschworer und Fememorder Es hatte nur wenige Monate gedauert bis Mertens Inkognito geluftet worden war und er unter seinem eigenen Namen zu publizieren begann Von 1926 an kampfte er ebenso wie die Journalisten Berthold Jacob Fritz Kuster und Walter Kreiser gegen die heimliche Aufrustung der Reichswehr und brachte die Reichswehrfuhrung aufgrund seiner guten Kontakte mit fundierten Berichten uber verborgene Rustungsprogramme in Verlegenheit Dies trug ihm mehrere Anklagen wegen Landesverrats ein Am 30 Dezember 1926 wurde schliesslich Haftbefehl gegen ihn erlassen dem er sich jedoch durch eine Ausreise uber Osterreich und die Schweiz nach Paris entzog Das Verfahren wurde 1928 eingestellt der Haftbefehl aufgehoben Anders als gemassigte Pazifisten wie Ludwig Quidde war Mertens zu Recht der Uberzeugung dass der deutsche Militarismus nach der Niederlage im Ersten Weltkrieg nicht gebrochen sei sondern in der Weimarer Republik ungehindert fortwirke Zusammen mit Friedrich Wilhelm Foerster versuchte Mertens daher in zahlreichen Publikationen sowohl in Deutschland als auch im Ausland auf diese geheimen Aktivitaten aufmerksam zu machen So finanzierte Foerster die Korrespondenz Genf Fur Frieden und Verstandigung die von Mertens herausgegeben wurde Weitere Publikationsorgane fur ihn waren Das Andere Deutschland Die Menschheit Die Zeit Das Tage Buch und die Chronik der Menschheit Aufgrund seiner pazifistischen Aktivitaten war Mertens innerhalb der nationalistischen Kreise sehr verhasst was er bei einem letzten Besuch in Deutschland zu spuren bekam Als er im Januar 1928 unter der Zusage eines sicheren Geleits nach Leipzig reiste um vor dem Reichsgericht in einem Prozess gegen Julius Schreck auszusagen wurde er auf dem Bahnhof von mehreren Nationalsozialisten angegriffen und niedergeschlagen Mertens starb am 17 Oktober 1932 zwischen Fontainebleau und Paris an den Folgen eines Autounfalls Schriften BearbeitenVerschworer und Fememorder Verlag der Weltbuhne Charlottenburg 1926 Carl Mertens Otto Lehmann Russbuldt Konrad Widerhold Hrsg Die deutsche Militarpolitik seit 1918 Berlin 1926 Reichswehr oder Landesverteidigung Beitrag zu den Wehrmachtsproblemen Deutschlands Wiesbaden 1927 Ein Dokument zur Reichswehr und Stahlhelmpolitik Mit erlauternden Aufsatzen von Friedrich Wilhelm Foerster Wiesbaden 1927 Der kommende Krieg Genf 1927 Memorandum zur deutschen Abrustungspolitik Genf 1930Literatur BearbeitenHelmut Donat Rustungsexperte und Pazifist Der Reichswehroffizier Carl Mertens 1902 1932 In Wolfram Wette Hrsg Pazifistische Offiziere in Deutschland 1871 1933 Bremen 1999 S 247 271 Helmut Donat Karl Holl Hrsg Die Friedensbewegung Organisierter Pazifismus in Deutschland Osterreich und der Schweiz Hermes Handlexikon Econ Taschenbuchverlag Dusseldorf 1983 ISBN 3 612 10024 6 Ursula Madrasch Groschopp Die Weltbuhne Portrat einer Zeitschrift Buchverlag Der Morgen Berlin 1983 Nachdruck Bechtermunz Verlag im Weltbild Verlag Augsburg 1999 ISBN 3 8289 0337 1 Bernhard Sauer Schwarze Reichswehr und Fememorde Eine Milieustudie zum Rechtsradikalismus in der Weimarer Republik Metropol Verlag Berlin 2004 ISBN 3 936411 06 9 Reihe Dokumente Texte Materialien Band 50 Zugleich TU Berlin Diss 2003 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Carl Mertens Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Die Vaterlandischen Verbande In Die Weltbuhne 18 August 1925 S 239 258 hier S 244 Normdaten Person GND 116905662 lobid OGND AKS VIAF 57378599 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Mertens CarlKURZBESCHREIBUNG deutscher Journalist und PazifistGEBURTSDATUM 1902GEBURTSORT KasselSTERBEDATUM 17 Oktober 1932STERBEORT bei Paris Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Carl Mertens amp oldid 194161323