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Der Harthberg ist eine 317 6 m hohe Erhebung rechts der Werra im nordhessischen Werra Meissner Kreis Auf dem steilen trockenen und warmebegunstigten Prallhang der Werra Maanderschleife bei Oberrieden und Lindewerra haben sich durch die historische Bewirtschaftung als Niederwald Traubeneichenmischwalder ausgebildet Um diesen seltenen Waldtyp mit dem angrenzenden staudenreichen Werraufer zu erhalten und zu schutzen wurde der Bereich im Dezember 1993 zum Naturschutzgebiet erklart und spater als Teil eines Fauna Flora Habitat Gebiets in dem europaweiten Netz von Schutzgebieten Natura 2000 verankert Harthberg IUCN Kategorie IV Habitat Species Management AreaBlick von der Werraaue auf den steilen Sudhang des Hardtbergs Blick von der Werraaue auf den steilen Sudhang des Hardtbergs Lage Rechts der Werra an der Landesgrenze zu Thuringen im Werra Meissner Kreis in HessenFlache 40 HektarKennung 1636023WDPA ID 163534Geographische Lage 51 19 N 9 56 O 51 322228 9 940322 Koordinaten 51 19 20 N 9 56 25 OHarthberg Hessen Meereshohe von 140 m bis 317 6 mEinrichtungsdatum Dezember 1993Besonderheiten Besonderer Schutz als Naturschutzgebiet und Teil des Natura 2000 Gebiets Werra und Wehretal Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geologie 3 Natur 4 Kulturhistorische Bedeutung 5 Unterschutzstellung 6 Touristische Erschliessung 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseLage BearbeitenDer Harthberg liegt in der Gemarkung von Werleshausen einem Ortsteil der Stadt Witzenhausen im Werra Meissner Kreis Er bildet das westliche Ende des Hohebergs eines Hohenzugs des Unteren Werraberglandes im Grenzbereich von Hessen und Thuringen Sein Sudhang reicht bis an die hufeisenformige Werraschleife bei Oberrieden und dem thuringischen Lindewerra im Landkreis Eichsfeld Das Gebiet gehort zum Geo Naturpark Frau Holle Land Naturraumlich wird der Hardtberg der Teileinheit Hoheberg im Unteren Werraland des Osthessischen Berglands zugeordnet Im Norden geht der Bereich in die Teileinheit Neuseesen Werleshauser Hohen und im Suden in die Teileinheit Lindewerra Werleshauser Schlingen uber 1 Das ostlich angrenzende thuringische Gebiet wird als Oberes Eichsfeld der naturraumlichen Haupteinheit Nordwestliche Randplatten des Thuringer Beckens zugerechnet Geologie BearbeitenDer Harthberg ist ein Auslaufer des Buntsandsteingebiets des Hohebergs dessen Scholle im Ubergangsbereich der Saalfeld Eichenberger Storungszone in den Leinegraben emporgehoben wurde 2 Er entstand als Prallhang der Werra die bei dem Bad Sooden Allendorfer Ortsteil Oberrieden in einer langgezogenen Linksschleife einen von Sudwesten hereinragenden Umlaufberg umfliesst An der stark abschussigen Sudseite des Hardtbergs stehen uber eine Lange von rund dreihundert Metern in mehreren Hanganschnitten eine bis zu dreissig Meter machtige Abfolge aus Gesteinen der Bernburg Formation des Unteren Buntsandsteins an Die Turbulenz und die Erosionskraft des fliessenden Wassers der Werra hat die Felswande unterschnitten und die Uferboschung steil gehalten Nachbrechendes Gestein sorgte fur relativ gute Aufschlussverhaltnisse Der hier anstehende Untere Buntsandstein unterscheidet sich von dem im Kreisgebiet weit verbreiteten Schichten des Mittleren Buntsandsteins Er ist tonreicher generell glimmerreich und weist andere sedimentare Strukturen auf Die Sandsteine sind meist dunnplattig und zeigen teilweise Rippelmarken 3 nbsp Aufschlusse der Sand Ton Mischgesteine des Unteren Buntsandsteins im sudostlichen Bereich des Prallhangs nbsp Die Werra hat am Hardtberg die Boschung unterschnitten und so das Ufer steilgehalten Natur BearbeitenAuf dem nach Suden ausgerichteten Steilhang werden Walder geschutzt die durch die fruhere Bewirtschaftung als Niederwald entstanden sind Die ehemalige Nutzung und die extremen Standortbedingungen haben einen Habichtskraut Traubeneichenwald ausgebildet Dieser Waldtyp wachst auf Flachen die eher trocken und warmebegunstigt und deren Boden nahrstoffarm sind Typische oder haufige Baumarten sind Trauben und Stieleiche Hainbuche Winterlinde Elsbeere und Wildbirne In der Krautschicht des lichten Waldes sind Farber Ginster Zypressen Wolfsmilch Blauroter Steinsame Berg Segge und Schwarzwerdende Platterbse vertreten Auch mehrere Habichtskrautarten finden hier geeignete Wuchsbedingungen 4 Ein attraktiver Lebensraum ist der Hardtberg auch fur zahlreiche Vogelarten wie Rotmilan Kolkrabe Hohltaube Turteltaube Waldkauz Waldohreule Grun Grau Bunt Mittel und Kleinspecht Grauer Fliegenschnapper und Waldbaumlaufer Den Waldrand zum Werraufer hin besiedeln Nachtigall und Sumpfmeise und im Schilf kommen Teichrohrsanger und Rohrammer vor Zu den hier lebenden Tagfaltern gehoren Mauerfuchs Aurorafalter Grosses Ochsenauge Kleines Wiesenvogelchen Schachbrett und weitere Arten 4 Kulturhistorische Bedeutung BearbeitenDer Bereich um Lindewerra war nahezu immer Grenzland Hier stiessen im Laufe der Zeit die Gebiete der Thuringer und Franken der mainzischen spater preussischen Eichsfelder und der Hessen aneinander Im Jahr 1945 besetzten amerikanische und sowjetische Besatzungstruppen beide Flussufer der Werra und die beiden danach entstandenen deutschen Staaten hatten ihre Grenze auch in diesem Gebiet Von der ehemaligen Innerdeutschen Grenze am Hardtberg mit der einst rund einhundert Meter breiten Schneise auf der ein Stahlgitterzaun errichtet und ein Kolonnenweg aus Betonplatten angelegt wurde sind heute nur noch Relikte vorhanden Im Herbst 1945 kam es im Rahmen des Wanfrieder Abkommens zu einer Grenzverschiebung der amerikanisch sowjetischen Zonengrenze im Werratal Mit ihr wollten die Amerikaner erreichen dass der unterhalb der thuringischen Burg Hanstein gelegene Abschnitt der wichtigen Nord Sud Eisenbahnverbindung nicht mehr durch sowjetisches Besatzungsgebiet fuhrt Auf diesem rund drei Kilometer langem Streckenabschnitt soll es wiederholt durch Kontrollschikanen zu Behinderungen gekommen sein Mit einer Grenzkorrektur durch den sogenannten Wisky Wodka Vertrag sollte die Bahnlinie sowjetfrei werden Im Tausch kamen die ehemals hessischen Orte Sickenberg Asbach Vatterode Weidenbach und Hennigerode nach Thuringen und die zuvor thuringischen Orte Werleshausen und Neuseesen und mit ihnen auch der Harthberg an Hessen Die Walder an dem Steilhang des Hardtbergs wurden durch die fruhere Nutzung als Niederwald gepragt Der Wald diente wie viele andere Walder der Region auch als Eichenschalwald zur Gewinnung von Gerberlohe Die Lederproduktion war einst bis zu ihrem Niedergang nach dem Ersten Weltkrieg in der nahe gelegenen Kreisstadt Eschwege einer der Haupterwerbszweige Der Bedarf an Gerbsaure aus der Eichenrinde war gewaltig In vielen dafur gut geeigneten Waldern des Werratals wurden die Triebe der Eichen etwa alle zehn bis zwanzig Jahre kurz uber der Wurzel gekappt und entrindet Die Baume trieben wieder neu aus und bildeten so den vielstammigen Niederwald dessen Strukturen sich mancherorts bis heute erhalten haben 5 Die geschalten Stammchen konnten zu Spazierstocken weiterverarbeitet werden ein Handwerkszweig der in Lindewerra bis in die Gegenwart uberlebt hat Das Stockmacherhandwerk entwickelte sich seit 1836 zu einem bluhenden Gewerbe so dass es bald keine Familie im Ort gab die nicht wenigstens teilweise mit dem Stockmachen beschaftigt war In dem als das Stockmacherdorf Deutschlands uber die Landesgrenzen hinaus bekannten Ort produzierten beispielsweise in den 1940er Jahren 30 Familien fast eine Million Geh und Stutzstocke aller Art im Jahr Auch wenn es heute nicht mehr so viele sind und die Rohware nicht mehr heimische Eiche ist sondern meistens Kastanienholz das aus Spanien und Sudengland bezogen wird werden jahrlich hier noch mehrere zehntausend Stocke handgefertigt 6 nbsp Ansicht vom Radweg bei Lindewerra nbsp Blick von Lindewerra auf den Harthberg und das Naturschutzgebiet Kelle Teufelskanzel im Bild rechts nbsp Der Hardtberg von der Teufelskanzel aus gesehen Unterschutzstellung Bearbeiten nbsp Zum Naturschutzgebiet gehoren die durch die niederwaldartige Nutzung gepragten Walder des Steilhangs und das staudenreiche Werraufer Mit Verordnung des Regierungsprasidiums Kassel vom 9 Dezember 1993 die am Tage nach der Verkundung im Hessischen Staatsanzeiger vom 27 Dezember 1993 in Kraft trat wurden die durch die niederwaldartige Nutzung gepragten Traubeneichenwalder des Harthbergs mit dem angrenzenden staudenreichen Werraufer zum Naturschutzgebiet erklart 7 Das Schutzgebiet mit einer Grosse von 40 Hektar hat die nationale Kennung 1636023 und den WDPA Code 163534 8 Als eine von vielen Teilflachen wurde das Naturschutzgebiet Harthberg in das Fauna Flora Habitat Gebiet Werra und Wehretal mit der Nummer 4825 302 und dem WDPA Code 555520187 integriert und ist so zu einem Teil von Natura 2000 dem europaweiten Netz von Schutzgebieten zur Erhaltung gefahrdeter Lebensraume und Arten geworden 9 Das mit einer Flache von rund 24 000 Hektar grosste FFH Gebiet des Werra Meissner Kreises soll vorrangig dem Schutz der Fledermausarten Bechsteinfledermaus und Grosses Mausohr sowie dem Schutz der grossen zusammenhangenden Buchenwalder mit waldnahem Grunland und angrenzenden Streuobstwiesen dienen Die rechtliche Sicherung erfolgte im Januar 2008 mit der Verordnung uber Natura 2000 Gebiete in Hessen 10 11 Wegen des Vorkommens vieler als wertvoll eingestufter Biotope gilt das Werratal in Verbindung mit dem Hohen Meissner und dem Kaufunger Wald bundesweit als ein Hotspot der Artenvielfalt 12 Auf der thuringischen Seite grenzt das Naturschutzgebiet und Natura 2000 Gebiet Kelle Teufelskanzel direkt an den Harthberg Geschutzt werden in dem 200 Hektar grosse Gebiet Laubwalder die aus ehemaligen Niederwaldern hervorgegangenen sind und meistens dem Lebensraumtyp Labkraut Eichen Hainbuchenwald zugerechnet werden sowie Silikatfelsen und Streuobstwiesen 13 14 Das Schutzgebiet Kelle Teufelskanzel liegt innerhalb des EU Vogelschutzgebiets 4626 420 Werrabergland sudwestlich Uder und des Landschaftsschutzgebiets Obereichsfeld Besondere Bedeutung besitzen die Schutzgebiete Harthberg und Kelle Teufelskanzel im Biotopverbund des Grunen Bandes das mit der Entscheidung des Thuringer Landtages vom 9 November 2018 zum Nationalen Naturmonument erklart wurde 15 Touristische Erschliessung Bearbeiten nbsp Der Werratal Radweg am Fuss des HarthbergsDas Schutzgebiet kann auf vorhandenen Forstwegen begangen werden Zu den Aussichtspunkten Lindewerrablick Zweiburgenblick und Teufelskanzel fuhren teilweise markierte Wanderwege Am Fuss des Harthbergs verlauft der naturbelassene Werratal Radweg zwischen Lindewerra und Werleshausen Literatur BearbeitenLothar und Sieglinde Nitsche Marcus Schmidt Naturschutzgebiete in Hessen schutzen erleben pflegen Band 3 Werra Meissner Kreis und Kreis Hersfeld Rotenburg cognitio Verlag Niedenstein 2005 ISBN 3 932583 13 2 Adalbert Schraft GeoTouren in Hessen Geologische Streifzuge durch die schonsten Regionen Hessens Band 3 Osthessisches Buntsandstein Bergland und Werra Meissner Bergland Hessisches Landesamt fur Naturschutz Umwelt und Geologie Wiesbaden 2018 ISBN 978 3 89026 384 7 Holm Wenzel Werner Westhus Frank Fritzlar Rainer Haupt und Walter Hiekel Die Naturschutzgebiete Thuringens Weissdorn Verlag Jena 2012 ISBN 978 3 936055 66 5 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Naturschutzgebiet Harthberg Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Naturraumliche Gliederung nach Otto Klausing In Umweltatlas Hessen abgerufen am 30 Juni 2020 Holm Wenzel Werner Westhus Frank Fritzlar Rainer Haupt und Walter Hiekel Die Naturschutzgebiete Thuringens S 448 f Von Lindewerra auf die Teufelskanzel und zu Aufschlussen am Werra Ufer In Adalbert Schraft GeoTouren in Hessen Geologische Streifzuge durch die schonsten Regionen Hessens S 608 f a b Sieglinde und Lothar Nitsche Naturschutzgebiete im Werra Meissner Kreis In Naturschutzgebiete in Hessen schutzen erleben pflegen Band 3 S 124 f Karl Heinz Binzer Die Eschweger Lohgerber Leder aus Eschwege Aus der Geschichte eines untergegangenen Handwerks Selbstverlag des Geschichtsvereins Eschwege 1992 Oliver Luck Der Stockmacher von Lindewerra In Spiegel online abgerufen am 30 Juni 2020 Verordnung uber das Naturschutzgebiet Harthberg vom 9 Dezember 1993 In Staatsanzeiger fur das Land Hessen Ausgabe Nr 52 1993 vom 27 Dezember 1993 S 3245 f Harthberg In Weltdatenbank fur Schutzgebiete abgerufen am 30 Juni 2020 Werra und Wehretal In Weltdatenbank fur Schutzgebiete abgerufen am 30 Juni 2020 Verordnung uber die Natura 2000 Gebiete in Hessen In Gesetz und Verordnungsblatt fur das Land Hessen Teil I Nr 4 vom 16 Januar 2008 Steckbrief des FFH Gebiets 4825 302 Werra und Wehretal In Website des Bundesamtes fur Naturschutz BfN abgerufen am 30 Juni 2020 Hotspots der biologischen Vielfalt In Website des Bundesamtes fur Naturschutz BfN abgerufen am 30 Juni 2020 Kelle Teufelskanzel In Weltdatenbank fur Schutzgebiete abgerufen am 30 Juni 2020 Steckbrief des FFH Gebiets 4625 303 Kelle Teufelskanzel In Website des Bundesamtes fur Naturschutz BfN abgerufen am 30 Juni 2020 Das Grune Band Thuringen Nationales Naturmonument Auf der Webseite des Thuringer Ministeriums fur Umwelt Energie und Naturschutz abgerufen am 30 Juni 2020 Naturschutzgebiete im Werra Meissner Kreis nbsp Naturschutzgebiet nbsp Bilstein im Hollental Blaue Kuppe Boyneburg und Schickeberg bei Breitau Buhlchen bei Weissenbach Dreiherrenstein Eschenberg Kreutzerberg Ebenhohe Liebenberg Eichenberg bei Frieda Ermschwerder Heegen Feuchtwiesen bei Luderbach Frankenloch bei Heldra Freudenthal bei Witzenhausen Graburg Harthberg Hessische Schweiz bei Meinhard Hohekopf bei Grossalmerode Meissner Iberg bei Markershausen Jestadter Weinberg Kalkklippen sudlich des Iberges Kalkmagerrasen bei Rossbach Kielforst bei Herleshausen Kiesteich bei Frieda Kiesteich unter der Aue schen Kugel Kreideberg bei Ellerode Kripp und Hielocher Monchesrieth bei Grebendorf Oberes Niestetal Plesse Konstein Quellgebiet der Weissen Gelster Reichenbacher Kalkberge Rhoneberg bei Marzhausen Steinbachtal und Hirschhagener Teiche Tiefenbachwiesen bei Rommerode Trimberg bei Reichensachsen Weissbachtal bei Reichenbach Werra Altarm bei Schwebda Werraaltarm und Werraaue bei Albungen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Harthberg amp oldid 224241236