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Werraaltarm und Werraaue bei Albungen ist der Name eines 26 Hektar grossen Naturschutzgebiets im nordhessischen Werra Meissner Kreis Es liegt am sudwestlichen Ortsende des Eschweger Stadtteils Albungen in einem isolierten Bereich der westlich von der Bundesstrasse 27 und ostlich von einem Bahndamm begrenzt wird Geschutzt werden der Altarm eine ehemalige Flussschleife die durch eine Flussbegradigung von der Werra getrennt wurde und der durch Kiesabbau entstandene Albunger See mit der nordlich des Sees liegenden Flache auf der sich ein Auenwald entwickelt hat Das Schutzgebiet beherbergt seltene und gefahrdete Pflanzen und Tierarten und gilt als ein wichtiger Rast Nahrungs und Brutplatz fur zahlreiche Vogelarten Werraaltarm und Werraaue bei Albungen IUCN Kategorie IV Habitat Species Management AreaPartie am WerraaltarmPartie am WerraaltarmLage Albungen im nordhessischen Werra Meissner Kreis Flache 26 HektarWDPA ID 166252Geographische Lage 51 13 N 9 59 O 51 220676 9 986244 Koordinaten 51 13 14 N 9 59 10 OWerraaltarm und Werraaue bei Albungen Hessen Meereshohe um 150 mEinrichtungsdatum Regenerationsgebiet 1984 NSG 1989 und 1995Besonderheiten Besonderer Schutz als Naturschutzgebiet Teilbereich eines Natura 2000 Gebiets und Teil des Landschaftsschutzgebiets Auenverbund Werra Das Naturschutzgebiet befindet sich im Geo Naturpark Frau Holle Land Nach der naturraumlichen Gliederung Deutschlands des Instituts fur Landeskunde Bad Godesberg wird das Gelande dem Albunger Werratal 358 30 und der Schwebda Jestadter Werraaue 358 20 zugeordnet Nach Westen geht der Bereich in das Soodener Bergland 358 02 und das Weidenhauser Hugelland 358 23 uber und ostlich grenzt es an das Sudliche Gobertvorland 358 52 Sie sind alle Teileinheiten des Unteren Werraberglands 358 in der Haupteinheitengruppe des Osthessischen Berglands 1 Inhaltsverzeichnis 1 Schutzgebiet 2 Fauna 3 Unterschutzstellung 4 Besucherhinweis 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseSchutzgebiet BearbeitenDem Bau der Bahnlinie von Bebra nach Gottingen in den 1870er Jahren ist das Vorhandensein des Altarms der Werra zu verdanken Um mit moglichst geringen Steigungen und Gefalle fahren zu konnen wurde teilweise die Landschaft der Strecke angepasst So verlegte man wahrend der Baumassnahmen das Bett der Werra um mit einer Begradigung die Errichtung von zwei Brucken uber die Flussschleife zu vermeiden In der Zeit des Baus der Bebra Friedlander Bahn 2 wie sie fruher genannt wurde fuhren noch Schiffe von den Seehafen auf Weser und Werra bis nach Wanfried Die Befurchtung in der damaligen Zeit war dass mit den Brucken die Schifffahrt nicht mehr moglich gewesen ware 3 Der Altarm der Werra und der See der auf einer ehemaligen Kiesabbauflache entstanden ist bilden die Kernflache des Schutzgebiets Als naturnahe Stillgewasser werden sie nach den FFH Habitatrichtlinien dem Lebensraumtyp 3150 zugerechnet 4 Nach dem Gutachten uber den Erhaltungszustand innerhalb des Gebietes das im Rahmen der Berichtspflicht gegenuber der EU Kommission im Auftrag der Oberen Naturschutzbehorde des Regierungsprasidiums Kassel erstellt wurde weisen die Stillgewasser eine uppige Wasserpflanzenvegetation auf Die in den Jahren 2003 und 2004 veroffentlichte Grunddatenerfassung rechnet die Pflanzen den Untergetauchten Laichkrautgesellschaften zu Im Albunger Baggersee kommen vor allem grossflachige dichte Bestande des Rauhen Hornblatts vor Weitere Arten sind nur selten vorhanden Die Hornblatt Gesellschaft ist an sehr nahrstoffreiche Standorte angepasst Die bis uber einen Meter dicke Humusschicht des Sees wurde durch die abgestorbenen Laichkrauter selber gebildet Im Altarm ist die Wasserpflanzenvegetation artenreicher ausgebildet Als floristisch vegetationskundliche Besonderheit wurde im Sudteil des Albunger Altarms ein Massenbestand der Armleuchteralge Chara hispida gefunden Armleuchteralgen sind an extreme Wuchsbedingungen angepasst und wachsen am Grund von Gewassern mit sehr sauberem und nahrstoffarmem Susswasser Diese Bedingungen sind vermutlich im Altarm gegeben Neben der Vielfalt an unterschiedlichen Auspragungen der Wasserpflanzen finden sich auch Verlandungszonen mit grosseren Schilf Rohrichten sowie alt und totholzreiche Ufergeholze mit uberhangenden Asten die fur Vogel und Libellen von grosser Bedeutung sind Angrenzend an den Altarm hat sich ein Bachuferwald mit Erlen Eschen und Weiden entwickelt der dem Lebensraumtyp 91E0 Erlen Eschenauenwalder und Weichholzauenwalder zugeordnet wird Er gehort aus EU Sicht zu den prioritaren Lebensraumen die besonders bedroht sind und fur die eine besondere Verantwortung fur ihre Erhaltung besteht Mangels dynamischer Vorgange zeigt der Auenwald Ubergange zu Bruch und Sumpfwaldern wie sie fur verlandende Stillgewasser charakteristisch sind Am Albunger Kiessee und auf der nordlich angrenzenden Flache hat sich ein standortgerechter Laubwald entwickelt Daneben finden sich Flachwasserzonen und vegetationsfreie Kiesbanke Auch Rohrichte sind entstanden die einer artenreichen Vogelwelt Lebensraum bietet 5 Fauna BearbeitenIm Rahmen der Untersuchungen fur die Grunddatenerhebung des FFH Gebiets Jestadter Weinberg Werraaltarm und aue bei Albungen wurden bei Begehungen in dem Auenwaldbereich mehr als 70 Vogelarten beobachtet Von ihnen werden die Wasservogelarten Haubentaucher Hockerschwan Teich und Blasshuhn Stock und Reiherente als gebietspragend gewertet Eine eigenstandige Vogelgemeinschaft wiesen die Verlandungsbereiche der Stillgewasser auf Als typische Arten galten hier Rohrammer und Teichrohrsanger und als bemerkenswert die Vorkommen von Blaukehlchen und Wasserralle An der Werra und der in die Werra mundenden Berka wurden Eisvogel und Gebirgsstelze gesehen und die dichten Ufergeholze besonders am Altarm besiedeln Fitis Zilpzalp Kuckuck Beutelmeise Grauschnapper Grauspecht Gelbspotter und Nachtigall Als eine Besonderheit im Gebiet galt der erste Brutnachweis des in Nordhessen seltenen Schwarzmilans im mittleren Bereich des Altarms Von den insgesamt im Gebiet festgestellten 26 Libellenarten haben die meisten ihren Lebensraum um die Stillgewasser westlich der Bahnlinie im Naturschutzgebiet Allerdings sind auch die wasserlosen Hangbereiche des benachbarten Jestadter Weinbergs in der Reifungsphase oder als Nahrungs und Ruhehabitat von Bedeutung Die Mehrzahl der hier lebenden Arten gelten als relativ anspruchslos und weit verbreitet Von ihnen sind Blaugrune und Herbst Mosaikjungfer Grosse Konigslibelle Hufeisen Azurjungfer Gemeine Becherjungfer Blutrote Heidelibelle Blaue Federlibelle Weidenjungfer und Grosser Blaupfeil haufig anzutreffen Zu den charakteristischen Arten des Altarms gehoren Fledermaus Azurjungfer und Kleine Mosaikjungfer Sie werden wie Grosses und Kleines Granatauge die den Schwimmpflanzenbewuchs des stehenden Gewassers besiedeln in der aktuellen Roten Liste der Libellen Hessens als stark gefahrdet oder gefahrdet gefuhrt Als bedroht angesehen werden ebenfalls Gemeine Winterlibelle und Sudlicher Blaupfeil Sie sind wie alle einheimischen Libellen durch die Bundesartenschutzverordnung geschutzt 5 Unterschutzstellung Bearbeiten nbsp Uferbewuchs des Sees der auf einer ehemaligen Kiesabbauflache entstanden istEinen ersten Schutzstatus erhielt die in der Schleife des Altarms liegende Flache im Jahr 1984 Mit einer einstweiligen Sicherstellung sollte der rund 16 Hektar grosse Bereich in dem in dieser Zeit noch ein von Norden nach Suden fortschreitender Kiesabbau betrieben wurde als Regenerationsgebiet fur ein kunftiges Naturschutzgebiet reserviert werden Absicht der damaligen hessischen Landesregierung war es zwanzig Prozent der Kiesgruben fur den Naturschutz zu sichern Zwar gab es im Werratal bereits zahlreiche aufgelassene Kiesgruben viele dienten jedoch der Erholung wurden fur Freizeitaktivitaten genutzt und teilweise intensiv beangelt Die Albunger Aue dagegen sollte mit weiteren Kiesseen ein System von Feuchtgebieten als Refugien fur bestandsgefahrdete Tier und Pflanzenarten bilden 6 Die Ausweisung als Naturschutzgebiet mit einer Grosse von 5 60 Hektar folgte im Jahr 1989 mit dem Zweck der Erhaltung eines im Naturraum seltenen mit typischer Vegetation bestandenen Werra Altarmes der Lebensraum fur eine Vielzahl gefahrdeter und vom Aussterben bedrohter Tierarten bietet 7 Eine erneute Ausweisung mit einer jetzt auf rund 26 Hektar vergrosserten Flache folgte im Jahr 1995 mit dem Ziel den bogenformigen Altarmbereich der Werra einschliesslich der gestalteten Wasserflache zu schutzen um den hier vorkommenden seltenen Tier und Pflanzenarten einen Lebensraum zu erhalten und diesen durch Pflegemassnahmen weiter zu entwickeln 8 Das Schutzgebiet hat die nationale Nummer 1636020 und in den WDPA Code 166252 9 Im Rahmen der der Umsetzung der Fauna Flora Habitat Richtlinie wurde das Naturschutzgebiet mit dem benachbarten Naturschutzgebiet Jestadter Weinberg im April 1999 der EU Kommission fur das landerubergreifende Netz besonderer Schutzgebiete Natura 2000 gemeldet Aus naturschutzfachlicher Sicht lag die Schutzwurdigkeit des Gebiets in der hessenweiten Bedeutung fur seltene und gefahrdete Pflanzen und Tierarten sowie als wichtiges Rast Nahrungs u Brutbiotop fur zahlreiche Vogelarten 10 Neben dem Gebietsmanagement und dem damit verbundenen Monitoring forderte die EU eine formliche Schutzerklarung die im Januar 2008 mit der Verordnung uber Natura 2000 Gebiete in Hessen erfolgte 11 Das FFH Gebiet mit einer Grosse von 87 Hektar hat die Bezeichnung Jestadter Weinberg Werraaltarm u aue bei Albungen die Gebietsnummer 4624 303 und den WDPA Code 555520065 12 13 Werraaltarm und Werraaue liegen vollstandig im Landschaftsschutzgebiet Auenverbund Werra Es wurde im Jahr 1992 eingerichtet um die verschiedenen Wiesen und Ufervegetationstypen zu schutzen und naturnahe Gewasserabschnitte zu erhalten oder sie wieder herzustellen Das aus mehreren unterschiedlich grossen Teilgebieten bestehende Schutzgebiet besitzt eine Grosse von rund 4000 Hektar und erstreckt sich entlang der mittleren und unteren Werra in den Landkreisen Hersfeld Rotenburg und Werra Meissner 14 Besucherhinweis BearbeitenDas Naturschutzgebiet ist nicht durch Wirtschafts und Wanderwege erschlossen Der fast luckenlose Saum von Geholzen und Hochstauden lasst von ausserhalb nur an wenigen Stellen den Blick auf die Wasserflachen des Altarms und Sees zu Literatur BearbeitenBioplan Marburg Grunddatenerfassung fur Monitoring und Management fur das FFH Gebiet Jestadter Weinberg Werraaltarm und aue bei Albungen Regierungsprasidium Kassel Auftraggeber Marburg 2004 Lothar und Sieglinde Nitsche Marcus Schmidt Naturschutzgebiete in Hessen schutzen erleben pflegen Band 3 Werra Meissner Kreis und Kreis Hersfeld Rotenburg cognitio Verlag Niedenstein 2005 ISBN 3 932583 13 2 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Naturschutzgebiet Werraaltarm und Werraaue bei Albungen Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Hans Jurgen Klink Blatt 112 Kassel In Naturraumliche Gliederung nach der Geographischen Landesaufnahme des Instituts fur Landeskunde Bad Godesberg Bebra Friedlander Bahn auf Werra Meissner Bahnen de abgerufen am 21 Februar 2022 Edgar Brill Von der Fulda bis zur Leine Gleise durchs Werraland In Das Werraland Heft 3 vom September 2016 S 57 f Liste der in Deutschland vorkommenden Lebensraume des Anhangs I der Fauna Flora Habitatrichtlinie abgerufen am 21 Februar 2022 a b Bioplan Marburg Grunddatenerfassung fur Monitoring und Management fur das FFH Gebiet Jestadter Weinberg Werraaltarm und aue bei Albungen Verordnung zur einstweiligen Sicherstellung des kunftigen Naturschutzgebietes Albunger Aue als Regenerationsgebiet vom 25 Oktober 1984 In Staatsanzeiger fur das Land Hessen Ausgabe 46 1984 vom 12 November 1984 S 2210 f Verordnung uber das Naturschutzgebiet Werra Altarm bei Albungen vom 27 Januar 1989 im Staatsanzeiger fur das Land Hessen Ausgabe 21 1989 S 1181 f die am Tage nach der Verkundung im Staatsanzeiger vom 22 Mai 1989 in Kraft trat Verordnung uber das Naturschutzgebiet Werraaltarm und Werraaue bei Albungen vom 24 April 1995 In Staatsanzeiger fur das Land Hessen Ausgabe 23 1995 vom 5 Juni 1995 S 1735 f Werraaltarm und Werraaue bei Albungen In Weltdatenbank zu Schutzgebieten abgerufen am 21 Februar 2022 Regierungsprasidium Kassel Standard Datenbogen fur besondere Schutzgebiete erstellt im Mai 1998 und im Januar 2015 aktualisiert Verordnung uber die Natura 2000 Gebiete in Hessen vom 16 Januar 2008 In Gesetz und Verordnungsblatt fur das Land Hessen Teil I Nr 4 vom 7 Marz 2008 Steckbrief des FFH Gebiets Jestadter Weinberg Werraaltarm u aue bei Albungen auf der Website des Bundesamtes fur Naturschutz BfN abgerufen am 21 Februar 2022 FFH Gebiet Jestadter Weinberg Werraaltarm u aue bei Albungen In Weltdatenbank fur Schutzgebiete abgerufen am 21 Februar 2022 Auenverbund Werra In Weltdatenbank fur Schutzgebiete abgerufen am 21 Februar 2022 Naturschutzgebiete im Werra Meissner Kreis nbsp Naturschutzgebiet nbsp Bilstein im Hollental Blaue Kuppe Boyneburg und Schickeberg bei Breitau Buhlchen bei Weissenbach Dreiherrenstein Eschenberg Kreutzerberg Ebenhohe Liebenberg Eichenberg bei Frieda Ermschwerder Heegen Feuchtwiesen bei Luderbach Frankenloch bei Heldra Freudenthal bei Witzenhausen Graburg Harthberg Hessische Schweiz bei Meinhard Hohekopf bei Grossalmerode Meissner Iberg bei Markershausen Jestadter Weinberg Kalkklippen sudlich des Iberges Kalkmagerrasen bei Rossbach Kielforst bei Herleshausen Kiesteich bei Frieda Kiesteich unter der Aue schen Kugel Kreideberg bei Ellerode Kripp und Hielocher Monchesrieth bei Grebendorf Oberes Niestetal Plesse Konstein Quellgebiet der Weissen Gelster Reichenbacher Kalkberge Rhoneberg bei Marzhausen Steinbachtal und Hirschhagener Teiche Tiefenbachwiesen bei Rommerode Trimberg bei Reichensachsen Weissbachtal bei Reichenbach Werra Altarm bei Schwebda Werraaltarm und Werraaue bei Albungen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Werraaltarm und Werraaue bei Albungen amp oldid 234317438