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Steinbachtal und Hirschhagener Teiche ist der Name eines Naturschutzgebiets im nordhessischen Werra Meissner Kreis Der geschutzte Bereich liegt in einem Waldbachtal im sudlichen Teil des Kaufunger Waldes Seine Wald und Wiesenflachen sind zum Lebensraum fur zahlreiche bedrohte Vogelarten und seltene Pflanzen geworden Steinbachtal und Hirschhagener Teiche IUCN Kategorie IV Habitat Species Management AreaBlick auf den unteren der beiden Teiche Blick auf den unteren der beiden Teiche Lage Hessisch Lichtenau im Werra Meissner Kreis in Hessen Flache 26 HektarKennung 1636032WDPA ID 319141Geographische Lage 51 13 N 9 43 O 51 219446 9 723584 Koordinaten 51 13 10 N 9 43 25 OSteinbachtal und Hirschhagener Teiche Hessen Einrichtungsdatum 1997Besonderheiten Besonderer Schutz als Naturschutzgebiet An das Schutzgebiet grenzt das Gewerbegebiet Hirschhagen das aus Relikten einer Sprengstofffabrik aus der Zeit des Nazi Regimes entstand Bei der Planung und dem Bau der Anlage wurde damals der Schutz der Umwelt vernachlassigt Die Abwasser der Sprengstofffabrik und die Produktionsabfalle verursachten ein grosses Ausmass an Naturstorung und gesundheitlicher Bedrohung Mit einer jahrzehntelangen ausserst kostenintensiven Sanierung wurde an der Neutralisation und Beseitigung der Rustungsaltlasten gearbeitet Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Unterschutzstellung 3 Das Schutzgebiet 4 Altlasten 5 Touristische Erschliessung 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLage BearbeitenDas Naturschutzgebiet liegt im nordlichen Teil der Gemarkung von Hessisch Lichtenau zwischen den Ortsteilen Hirschhagen im Westen und Friedrichsbruck im Osten Es gehort zum Geo Naturpark Frau Holle Land Naturraumlich wird es der Mittelgebirgslandschaft der Sohre im Kaufunger Wald einer Teileinheit des Fulda Werra Berglandes im Osthessischen Bergland zugeordnet 1 Geologisch befindet sich das Schutzgebiet im Bereich einer Buntsandsteinscholle die im Sudosten durch eine Randstorung des Altmorschen Lichtenauer Grabens begrenzt wird Die anstehenden Gesteine gehoren zum Mittleren Buntsandstein Dieser bildet hier regional eine rund 370 m machtige Sandsteinabfolge die teilweise von Schluff und Tonsteinen durchbrochen wird Unterschutzstellung BearbeitenMit Verordnung vom 29 Januar 1997 der Oberen Naturschutzbehorde des Regierungsprasidiums in Kassel 2 wurden die Wiesen und Waldflachen entlang des Steinbaches sowie die Hirschhagener Teiche zum Naturschutzgebiet erklart Mit der Unterschutzstellung sollte das an seltenen Tier und Pflanzenarten reiche Waldwiesental sowie die beiden Teiche mit ihren angrenzenden Bereichen erhalten geschutzt und durch geeignete Pflegemassnahmen weiterentwickelt werden 3 Das Naturschutzgebiet besitzt eine Grosse von 26 Hektar hat die nationale Kennung 1636032 und den WDPA Code 319141 4 Das Schutzgebiet Bearbeiten nbsp Motiv aus dem Steinbachtal Der Steinbach ist ein kleines Fliessgewasser der aus dem Zusammenfluss zweier Quellbache entsteht die sich im sudlichen Teil des Naturschutzgebiets vereinigen Als rechter Zufluss mundet der Steinbach zwischen Hessisch Lichtenau und Furstenhagen in die Losse In dem Tal des Steinbachs liegen drei Teiche Der grosste und oberste Teich befindet sich ausserhalb des Schutzgebiets Der ehemalige Kuhlteich der Sprengstofffabrik wird vom Angelsportverein Eschenstruth als Vereinsgewasser genutzt Die beiden Teiche im Schutzgebiet wurden bereits fruher als Fischteiche angelegt Die Wiesen und Waldbereiche des Waldbachtals beherbergen aus naturschutzfachlicher Sicht wertvolle Lebensraume Die Autoren Sieglinde und Lothar Nitsche nennen in dem Buch Naturschutzgebiete in Hessen schutzen erleben pflegen hier Klein und Grossseggenriede wechselfeuchte Borstgrasrasen und anmoorige Schwarzerlen Auwalder Die beiden Teiche werden dem Kleinokosystem der mesotrophen Stillgewasser zugerechnet und an den Hangen wachsen auf bodensauren Standorten Baume des Lebensraumtyps Hainsimsen Buchenwald mit der Rotbuche als dominierender Art 5 In den Vegetationsbestanden der eher feuchten Bereiche des Schutzgebiets kommen Fieberklee Schmalblattriges Wollgras Schnabel und Grau Segge vor Auf versumpften Flachen wachsen Torfmoose und die Bache saumen Madesuss und Pestwurzfluren 5 Seltenere Vogelarten denen das Gebiet Brutstatten und Nahrungshabitate bietet sind Reiherente Teichralle und Kolkrabe Zu den Jahresvogeln von denen angenommen wird dass sie ebenfalls in diesem Revier bruten gehoren Zwergtaucher und Eisvogel sowie Tannenhaher Fichtenkreuzschnabel und Waldschnepfe In dem Altholzbereich im mittleren Teil des Naturschutzgebiets wurden Hohltaube Schwarz und Grauspecht beobachtet Als Nahrungsgast sucht der Schwarzstorch gelegentlich das Tal auf 5 Die beiden Teiche sind fur viele Libellen ein geeigneter Lebensraum Unter den rund zwanzig festgestellten Arten gehoren Winterlibelle und Torfmosaikjungfer zu den Rote Liste Arten deren Anzahl merklich zuruckgegangen ist und die durch menschliche Einwirkungen bedroht werden Auch die nachgewiesenen Reptilien Bergeidechse Blindschleiche und Ringelnatter gelten als zuruckgehende Arten und werden nach der hessischen Vorwarnliste als bedroht angesehen 5 Altlasten Bearbeiten Hauptartikel Sprengstofffabrik Hessisch Lichtenau Nahe der Hirschhagener Teiche wurde im Rahmen der nationalsozialistischen Aufrustung und Kriegsvorbereitungen inmitten eines grossen Waldes eine der grossten Sprengstofffabriken des Dritten Reiches gebaut Streng geheim gehalten und sorgfaltig getarnt entstand ein Werk das sich bei Kriegsende mit rund vierhundert zum Teil festungsahnlichen Gebauden uber mehr als 230 Hektar ausdehnte Unter menschenverachtenden Bedingungen mussten Tausende von Zwangsarbeitern aus den besetzten europaischen Landern und Madchen und Frauen aus dem Konzentrationslager Buchenwald unter standiger Lebensgefahr Bomben Granaten und Minen mit Explosivmaterial fullen Wie viele der eingesetzten Menschen Opfer der Unfalle und Vergiftungen der grausamen Wohnverhaltnisse und der Mangelernahrung oder der Misshandlungen in den Lagern wurden ist nicht bekannt Die Produktion und Verarbeitung der Sprengstoffe hatte Folgen fur Boden und Grundwasser Wahrend des Betriebs waren Sicherheits und Umweltschutzvorkehrungen vollig unzureichend Die verwendeten giftigen Stoffe gelangten schon bei der Produktion in den Untergrund Mitte der 1960er Jahre wurden im Trinkwasser der umliegenden Gemeinden erstmals Nitroaromaten nachgewiesen Die vorhandenen und bis dahin zur Trinkwassergewinnung genutzten Brunnen und Quellfassungen mussten im Nahbereich des Standortes stillgelegt werden Eine systematische Erkundung zur Ermittlung von Art und Ausmass der Verunreinigungen begann ab Mitte der 1980er Jahre Fur rund 45 Prozent der Flache wurde Sanierungsbedarf festgestellt Wegen aufwendiger Vorarbeiten begann die Bodensanierung erst im Jahr 1997 und die Entsorgung der schadstoffbelasteten Boden wurde gegen Ende 2009 abgeschlossen An der Sanierung des Grundwassers wird seit 1989 gearbeitet und muss voraussichtlich noch uber Jahrzehnte hinweg fortgesetzt werden 6 7 Touristische Erschliessung BearbeitenDurch das Gebiet fuhren Wirtschaftswege und Wanderpfade fur die Hirschhagen Friedrichsbruck und die Siedlung Fohren geeignete Ausgangsorte sind Den Besuchern die das Areal der ehemaligen Sprengstofffabrik kennenlernen mochten wird der Themenweg Hirschhagen empfohlen An dem rund funf Kilometer langen Rundweg informieren 15 Schautafeln uber die Entstehungsgeschichte sowie uber die menschenunwurdigen und lebensgefahrlichen Bedingungen der fruher hier arbeitenden Menschen 8 Literatur BearbeitenLothar und Sieglinde Nitsche Marcus Schmidt Naturschutzgebiete in Hessen schutzen erleben pflegen Band 3 Werra Meissner Kreis und Kreis Hersfeld Rotenburg cognitio Verlag Niedenstein 2005 ISBN 3 932583 13 2 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Naturschutzgebiet Steinbachtal und Hirschhagener Teiche Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Boden gut gemacht Die Sanierung der ehemaligen Sprengstofffabrik Hessisch Lichtenau Herausgeber Hessisches Ministerium fur Umwelt Energie Landwirtschaft und Verbraucherschutz unter Mitwirkung der HIM GmbH Wiesbaden 2013 Einzelnachweise Bearbeiten Naturraumliche Gliederung nach Otto Klausing im Umweltatlas Hessen auf atlas umwelt hessen de abgerufen am 12 Januar 2020 Die Verordnung ist am Tage nach ihrer Bekanntmachung im Staatsanzeiger fur das Land Hessen vom 10 Marz 1997 in Kraft getreten Verordnung uber das Naturschutzgebiet Steinbachtal und Hirschhagener Teiche vom 29 Januar 1997 im Staatsanzeiger fur das Land Hessen Ausgabe 10 97 vom 10 Marz 1997 S 842 f Steinbachtal und Hirschhagener Teiche in der Weltdatenbank zu Schutzgebieten abgerufen am 12 Januar 2020 a b c d Sieglinde und Lothar Nitsche Naturschutzgebiete im Werra Meissner Kreis und Kreis Hersfeld Rotenburg in Naturschutzgebiete in Hessen schutzen erleben pflegen Band 3 S 151 f Sprengstoffabrik Hirschhagen Studentisches Projekt der Universitat Kassel abgerufen am 12 Januar 2020 Sprengstoff im Kaffee auf der Webseite von ZEIT ONLINE abgerufen am 12 Januar 2020 Flyer zum Themenweg Hirschhagen abgerufen am 12 Januar 2020 Naturschutzgebiete im Werra Meissner Kreis nbsp Naturschutzgebiet nbsp Bilstein im Hollental Blaue Kuppe Boyneburg und Schickeberg bei Breitau Buhlchen bei Weissenbach Dreiherrenstein Eschenberg Kreutzerberg Ebenhohe Liebenberg Eichenberg bei Frieda Ermschwerder Heegen Feuchtwiesen bei Luderbach Frankenloch bei Heldra Freudenthal bei Witzenhausen Graburg Harthberg Hessische Schweiz bei Meinhard Hohekopf bei Grossalmerode Meissner Iberg bei Markershausen Jestadter Weinberg Kalkklippen sudlich des Iberges Kalkmagerrasen bei Rossbach Kielforst bei Herleshausen Kiesteich bei Frieda Kiesteich unter der Aue schen Kugel Kreideberg bei Ellerode Kripp und Hielocher Monchesrieth bei Grebendorf Oberes Niestetal Plesse Konstein Quellgebiet der Weissen Gelster Reichenbacher Kalkberge Rhoneberg bei Marzhausen Steinbachtal und Hirschhagener Teiche Tiefenbachwiesen bei Rommerode Trimberg bei Reichensachsen Weissbachtal bei Reichenbach Werra Altarm bei Schwebda Werraaltarm und Werraaue bei Albungen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Steinbachtal und Hirschhagener Teiche amp oldid 207462221