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Dieser Artikel beschreibt den Heidelberger Stadtteil Handschuhsheim Eine elsassische Gemeinde heisst Handschuheim Handschuhsheim anhoren kurpfalzisch Hendse oder Hendesse 1 ˈhɛndese anhoren ist der bevolkerungsreichste Stadtteil von Heidelberg Auf einer Flache von 1 511 Hektar leben hier rund 18 000 Einwohner 2 Wappen von Heidelberg Handschuhsheim Stadtteil von HeidelbergLage des Stadtteils Handschuhsheim in HeidelbergKoordinaten 49 25 42 N 8 41 0 O 49 428333333333 8 6833333333333 Koordinaten 49 25 42 N 8 41 0 OFlache 15 11 km Einwohner 17 925 31 Dez 2021 Bevolkerungsdichte 1186 Einwohner km Stadtteilnummer 010GliederungStadtbezirke Handschuhsheim Ost 010 1 Handschuhsheim West 010 2 Handschuhsheimer Flur 010 3 Klausenpfad Sud 010 4 Quelle Stadt Heidelberg PDF 141 kB Blick auf HandschuhsheimDer Kern des Stadtteils liegt zwischen Tiefburg und Vituskirche das innere Ortsbild ist gepragt von alten Bauernhausern verwinkelten Gassen und etlichen Lokalen und Gartenwirtschaften Eines der altesten Lokale ist das Gasthaus Zum Roten Ochsen in der Muhltalstrasse An den Hangen des Heiligenbergs befinden sich einige Villen aus der Zeit um 1900 Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 2 1 Vorgeschichte 2 2 Romerzeit 2 3 Frankische Besiedlung 2 4 Besitzubergang an die Kurpfalz 2 5 Kriege des 17 und 18 Jahrhunderts 2 6 Aufschwung von Garten und Obstbau 2 7 Eingemeindung nach Heidelberg 2 8 Stadtteil von Heidelberg 3 Sehenswurdigkeiten 4 Infrastruktur und Verkehr 5 Politik 6 Personlichkeiten 7 Einzelnachweise 8 Literatur 9 WeblinksLage BearbeitenHandschuhsheim liegt im Norden der Stadt Heidelberg am Ausgang des Siebenmuhlentals zwischen Hohem Nistler und Heiligenberg am Muhlbach der hier in die Rheinebene eintritt um spater unter dem Namen Rombach in den Kanzelbach und mit diesem in den Neckar zu munden Der Weg entlang der Bergstrasse am Fuss des Auerstein im Norden der Stadt ist ein wichtiger alter Handelsweg Handschuhsheim grenzt im Norden an die Gemeinde Dossenheim im Westen an den Neckar im Osten an den Stadtteil Ziegelhausen und im Suden an den Heidelberger Stadtteil Neuenheim Stadtteilgrenze ist hier die Strassenmitte der Blumenthalstrasse 53 der Flache sind Wald 26 werden landwirtschaftlich genutzt Auf dem Gebiet des heutigen Handschuhsheim am Hollenbach befand sich im Mittelalter das Dorf Hillenbach das im Lorscher Codex im Jahr 767 erstmals erwahnt wird und wohl um 1300 zur Wustung wurde Seit 1994 erinnert ein Gedenkstein an den Ort Geschichte BearbeitenVorgeschichte Bearbeiten Im Gebiet von Handschuhsheim lebten nachweislich seit dem dritten vorchristlichen Jahrtausend Menschen Etwa ab 500 v Chr siedelten Kelten in der Gegend auf dem Heiligenberg haben sich Reste eines doppelten keltischen Ringwalls aus dem 4 Jahrhundert v Chr erhalten Wahrscheinlich sind schon fruher Menschen auf den Heiligenberg gestiegen um dort ihre Gottheiten zu verehren Um das Jahr 100 v Chr mussten die Kelten dem Andrang germanischer Scharen weichen Die Sueben die aus dem mittleren Norddeutschland kamen und grosse Teile Suddeutschlands besiedelten wurden auch in der Neckargegend ansassig wenn auch ein nicht unbetrachtlicher Rest von Kelten wohnen blieb Romerzeit Bearbeiten Kurz nach Beginn unserer Zeitrechnung setzten die Romer von Gallien aus uber den Rhein und wurden bald die Herren der Gegend Das eroberte Land das heutige Gebiet fast ganz Badens mit Teilen von Oberhessen Wurttemberg und Bayern wurde gegen das freie Germanien durch den Limes abgeriegelt In der Handschuhsheimer Gemarkung sind jedoch nur verhaltnismassig wenig Spuren der Romerzeit zu finden Im Gewann Entensee lag vermutlich ein romischer Gutshof Auch unmittelbar sudlich der Kirche sind romische Siedlungsspuren gefunden worden Auf dem Heiligenberg weisen verschiedene Funde darauf hin dass der Berg auch zu romischer Zeit eine Kultstatte blieb Die Romer errichteten hier kleine Tempelanlagen die vor allem dem Mercurius geweiht waren Frankische Besiedlung Bearbeiten Im dritten Jahrhundert begann die Macht der Romer unter dem Ansturm der Germanen zu wanken Das rechtsrheinische Hinterland des Limes wurde in den Jahren um 260 n Chr aufgegeben Limesfall Die Alemannen ubernahmen in den folgenden Jahrzehnten das Gebiet bis der Frankenkonig Chlodwig I 496 ihrem Siegeszug nach Westen der zur Eroberung der Rheinpfalz und des Elsass gefuhrt hatte ein Ende machte und ihr Gebiet dem frankischen Reich einverleibte der Vormarsch des Christentums begann Als Handschuhsheim in der zweiten Halfte des 8 Jahrhunderts erstmals urkundlich erwahnt wurde waren seine Bewohner langst fur das Christentum gewonnen mochte dieses auch kaum mehr als eine dunne Haut uber alten heidnischen Vorstellungen gewesen sein Als Hantscuhesheim wird der Ort erstmals 765 im Lorscher Codex erwahnt 3 war also damals im Besitz des Klosters Lorsch welches den Ort spater der Schauenburg oberhalb Dossenheims zuordnete Es ist wahrscheinlich dass der Ort damals schon einige Jahrhunderte bestand die Endung heim jedoch weist auf eine frankische Grundung hin Der Ort ist wohl nach einem Gutsbesitzer im Fruhmittelalter namens Ansco aus Ansgar oder Hansco benannt woraus dann im Lauf der Jahre Handschuh wurde Das Wappen von Handschuhsheim zeigt jedenfalls tatsachlich in Blau einen silbernen rot gefutterten Handschuh 774 wird im Gebiet des Ortes eine Kapelle erwahnt die dem in Lorsch besonders verehrten Heiligen Nazarius geweiht war Besitzubergang an die Kurpfalz Bearbeiten nbsp Haupteingang zur Tiefburg nbsp Wappen der Herren von Handschuhsheim nach dem Scheibler schen WappenbuchMit Lorsch und dem Amt Schauenburg gelangte Handschuhsheim im 13 Jahrhundert an Kurmainz Um 1400 erhielt Handschuhsheim die Marktgerechtigkeit 1460 besetzte Kurfurst Friedrich I Handschuhsheim und Dossenheim 1461 wurden die Kurmainzer Besitztumer an die Kurpfalz verpfandet Handschuhsheim blieb als Pfand bei der Kurpfalz Nachdem 1653 der Mainzer Erzbischof auf seine Rechte verzichtete wurden die Pfalzer Kurfursten auch formell mit dem Ort belehnt Wahrend der Ort unter der Herrschaft von Lorsch spater Kurmainz und ab 1460 der Kurpfalz stand bewirtschaftete in der Tiefburg das Ministerialen Geschlecht der Herren von Handschuhsheim das 1600 ausstarb ein Lehnsgut Im gleichen Besitz war ein benachbartes Hofgut wahrend das ebenfalls benachbarte Schlosschen auf einen Herrensitz der Familie Knebel zuruckgeht aber in der Neuzeit haufig den Besitzer wechselte Die Tiefburg und das Herrenhaus kamen 1624 an die Herren von Helmstatt Kriege des 17 und 18 Jahrhunderts Bearbeiten Zu Beginn des Dreissigjahrigen Krieges diente der Ort dem kaiserlichen General Tilly als Hauptquartier fur die Eroberung Heidelbergs Generell hatte der Ort unter den Kriegen des 17 Jahrhunderts stark zu leiden Was den Dreissigjahrigen Krieg uberdauert hatte nahm bei einem Franzoseneinfall 1674 Schaden Im Pfalzischen Erbfolgekrieg wurde Handschuhsheim 1689 weitere drei Mal bis auf wenige Gebaude niedergebrannt Im fruhen 18 Jahrhundert erholte sich Handschuhsheim von den grossen Kriegsschaden Zuwanderer aus der Schweiz liessen sich im Ort nieder woher die Bezeichnung Schweizer Gass fur die Handschuhsheimer Landstrasse ruhrt Georg Adam von Helmstatt errichtete 1700 unweit der Burg an der Stelle des verfallenen Herrenhofs der Herren von Handschuhsheim ein freiadliges Gut auch das Schlosschen wurde wiederaufgebaut Georg Adams Sohne Damian Hugo und Johann Ferdinand Joseph von Helmstatt haben ihren Besitzmittelpunkt zwar nach Hochhausen verlegt die Tiefburg und das Freiadlige Gut blieben dennoch bis ins 20 Jahrhundert im Besitz der Familie Im Verlauf des 18 Jahrhunderts war der Ort von weiteren kriegerischen Handlungen betroffen Im Siebenjahrigen Krieg waren Franzosen im Ort einquartiert und es kam zu Plunderungen In den Revolutionskriegen gegen Ende des Jahrhunderts standen sich im Jahr 1795 auf der Gemarkung von Handschuhsheim osterreichische und franzosische Truppen in einer Schlacht gegenuber 4 Bei einem der letzten franzosischen Vorstosse auf Heidelberg 1799 wurde Handschuhsheim erneut geplundert Bei der den napoleonischen Kriegen folgenden Neuordnung des deutschen Sudwestens kam Handschuhsheim 1803 an Baden Aufschwung von Garten und Obstbau Bearbeiten nbsp Das Freiadlige Gut in Handschuhsheim um 1870 Gemalde von Maximilian von Helmstatt nbsp Handschuhsheim mit der Tiefburg Ruine um 1900Der rein landwirtschaftlich gepragte Ort erlebte durch die landwirtschaftlichen Erkenntnisse von Stephan Gugenmus 1740 1778 einen ersten Aufschwung Gugenmus reformierte die Landwirtschaft und fuhrte den Gartenbau ein In den Hungerjahren des fruhen 19 Jahrhunderts hatte die Bevolkerung damit freilich noch kein Auskommen so dass es bis nach der Revolution von 1848 49 zu einer grossen Auswanderungswelle kam Der Gartner Karl Friedrich Bechtel entwickelte den Gartenbau in Handschuhsheim in der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts schliesslich erfolgreich weiter Wahrend die Landwirtschaft und der Weinbau zuruckgingen entwickelte sich der Ort zu einem wohlhabenden Zentrum des Garten und Obstbaus Insbesondere wurden Erdbeeren und Kirschen sowie verschiedene Gewachshauspflanzen angebaut Eingemeindung nach Heidelberg Bearbeiten Im spaten 19 Jahrhundert mehrten sich die Stimmen die eine Eingemeindung des Ortes nach Heidelberg forderten 1898 richteten 313 Handschuhsheimer Burger ein entsprechendes Gesuch an das Grossherzogliche Bezirksamt Im Jahr 1900 lehnte der Burgerausschuss eine Eingemeindung noch mehrheitlich ab durch Nachverhandlungen fand das Ansinnen dann 1901 eine breite Zustimmung Die Eingemeindung wurde zum 1 Januar 1903 vollzogen Der Anschluss nach Heidelberg brachte vor allem eine Erneuerung der Infrastruktur So erhielt Handschuhsheim schon 1903 Gas aus dem Heidelberger Gasrohrnetz 1908 bekam der Ort eine neue Kanalisation 1904 erhielt Handschuhsheim ausserdem einen Anschluss an die Strassenbahn bisher verkehrte nach Heidelberg nur die Oberrheinische Eisenbahn die am damaligen Ortsrand einen Bahnhof besass Stadtteil von Heidelberg Bearbeiten nbsp MuhltalstrasseSeit der Eingemeindung 1903 teilt Handschuhsheim die wirtschaftliche und politische Geschichte Heidelbergs In den 1920er und 1930er Jahren wurden unterbrochen von Krisenzeiten grossere Bauprojekte getatigt darunter der Bau des grossen Wohnkomplexes auf dem Areal des einstigen Atzelhofes von 1921 bis 1927 und der Bau der Gartengrossmarkthalle 1930 Die Stadt erwarb ausserdem 1919 das Schlosschen und richtete darin eine Jugendherberge ein Den Zweiten Weltkrieg hat der Ort unbeschadet uberstanden Mit dem Erwerb der Tiefburg von der Familie von Helmstatt kam die Stadt Heidelberg 1950 in den Besitz eines der bedeutendsten Anwesen des Ortes Ab jener Zeit dehnte sich der Ort durch den Bau von Gewerbegebieten Wohnanlagen und universitaren Einrichtungen nach allen Richtungen aus Zu den bedeutendsten Neubauprojekten zahlten die weitlaufigen medizinischen Einrichtungen im Neuenheimer und Handschuhsheimer Feld das Schwimmleistungszentrum der Universitat und das 1972 erbaute Fernheizkraftwerk Heidelberg Nord am Klausenpfad das das Universitatsgelande mit Fernwarme versorgt In den spaten 1970er Jahren kamen die Wohn und Gewerbegebiete Langgewann Andreas Hofer Weg und Weiher hinzu in den 1980er Jahren der Technologiepark beim Blockheizkraftwerk Ende 1984 hatte Handschuhsheim uber 16 000 Einwohner Im Rahmen der Heidelberger Stadtepartnerschaft mit der ukrainischen Stadt Simferopol pflegt der Stadtteil die Freundschaft mit dem dortigen Kiewski Rajon Sehenswurdigkeiten BearbeitenKatholische Pfarrkirche St Vitus und St Georg nbsp St Vitus und St GeorgDie Vituskirche ist die alteste Kirche Heidelbergs Neben Mauerresten aus karolingischer Zeit stammen die altesten erhaltenen Teile darunter der Triumphbogen von einem fruhromanischen Bau der 1053 1057 neu errichtet wurde Um 1200 wurde das Langhaus zur dreischiffigen Basilika erweitert weitere Umbauten gotischer Chor erfolgten 1483 und 1933 34 wobei die Kirche nach Norden orientiert und durch einen Anbau entschieden vergrossert wurde 1650 wurde die Kirche Simultankirche Bis 1905 teilten sich Katholiken und Protestanten den Raum 1911 und 1961 wurden in der Kirche Wandmalereien freigelegt ein Freskenzyklus mit dem Leben Christi aus dem Jahr 1400 und die Abbildungen mehrerer Heiliger aus der ersten Halfte des 15 Jahrhunderts Die Kirche wurde von 1960 bis 1972 grundlegend renoviert 1964 wurden dem Chor sieben neue Glasfenster von Valentin Feuerstein hinzugefugt Von Bedeutung sind ausserdem einige Grabmaler aus dem 15 16 Jahrhundert darunter das Doppelgrabmal von Dieter und Margarethe von Handschuhsheim 1483 87 und das Renaissance Grabmal des Heinrich von Handschuhsheim und seiner Gemahlin Amale Beusser von Ingelheim 1588 1622 Grabsteine aus dem Fussboden befinden sich heute aussen an der Sudwand der Kirche Tiefburg nbsp Markt vor der Tiefburg im Hintergrund der Turm der FriedenskircheDie Handschuhsheimer Tiefburg ist die einzige Wasserburg an der Bergstrasse Sie umfasste ein weitaus grosseres Gebiet ca 5 ha als die heute noch sichtbare Wohnburg vermuten lasst Sie wurde im Dreissigjahrigen Krieg schwer beschadigt und im Januar 1689 im Pfalzischen Erbfolgekrieg endgultig zerstort 1911 1913 wurde die Tiefburg durch den Besitzer Raban Graf von Helmstatt renoviert und das Wohngebaude wieder nutzbar gemacht Bleickard von Helmstatt 1871 1952 hat die Burg 1950 an die Stadt Heidelberg verkauft Die Wohnburg ist von einem neuzeitlichen Graben umgeben seit ihrer Ubereignung an die Stadt Heidelberg wird sie vom Handschuhsheimer Stadtteilverein genutzt zahlreiche ortliche Feste finden in ihrem Hof statt Die Tiefburg steht im Mittelpunkt des historischen Romans von Walter Laufenberg Ritter Tod und Teufel der 1992 bei Langen Muller in Munchen erschienen ist nbsp Schlosschen nbsp Die Orangerie des Schlosschens links dient heute als Carl Rottmann SaalHelmstatter HerrenhausDas Helmstatter Herrenhaus beim Schloss wurde um 1700 von Georg Adam Christoph von Helmstatt 1676 1714 an der Stelle eines alteren Gutshofs als Freiadliges Gut zum Ersatz der zerstorten Burg errichtet Zu den letzten adligen Bewohnern zahlte Viktor von Helmstatt 1851 1935 der nach dem Tod seiner Mutter 1905 nach Neckarbischofsheim zog und das Gut von einem Verwalter bewirtschaften liess Spater bewohnte sein Neffe Bleickard von Helmstatt 1871 1952 nochmals zeitweise bis 1930 das Anwesen Nach dem Tode des Onkels verausserte er sukzessive den Handschuhsheimer Besitz Das Anwesen beherbergt heute ein Restaurant SchlosschenDas Handschuhsheimer Schlosschen geht auf den spatmittelalterlichen Knebelhof zuruck Bis auf den Treppenturm von 1609 stammt das Gebaude aus dem fruhen 18 Jahrhundert Zu den zahlreichen rasch wechselnden Besitzern zahlt der Kolonial Kaufmann Carl Adolf Uhde der das Gebaude als Museum fur seine in Mittel und Sudamerika erworbenen indianischen Sammlungen nutzt die spater in der Sammlung des Ethnologischen Museums in Berlin Dahlem aufgingen Er gestaltete auch den sudlich gelegenen Park im Sinne eines kleinen botanischen Gartens Der Park heisst heute nach dem weiteren fruheren Besitzer dem Englander John Benjamin Graham Seit 1919 ist das Schlosschen im Besitz der Stadt und seit 1973 Sitz der Stadtischen Musikschule Die zum Vortragssaal umgebaute Orangerie heisst nach dem hier geborenen Maler der Romantik heute Carl Rottmann Saal nbsp Friedenskirche von WestenEvangelische FriedenskircheDie Friedenskirche deren Turm das Ortsbild pragt wurde unter Leitung des Grossherzoglichen Oberbaurates Hermann Behaghel 1908 1910 fur die evangelische Gemeinde Handschuhsheims errichtet Die erste Renovierung erfolgte von 1959 bis 1961 Hierbei wurden Altar Kanzel und Taufstein die so genannten Prinzipalstucke erneuert ausserdem eine Walcker Orgel installiert Die Friedenskirche besitzt den Grundriss eines griechischen Kreuzes und ist mit ihren vier Emporen und 1 200 Sitzplatzen vom Bautyp her eine Predigtkirche Neben der Christuskirche in der Weststadt ist sie eines der bedeutendsten Werke des Oberbaurats Behaghel Ehemalige Lutherische KircheDie Ehemalige Lutherische Kirche in der Oberen Kirchgasse 20 war von 1784 bis 1821 Gotteshaus der Lutherischen Gemeinde des Ortes und ist seit 1870 Wohnhaus Das Kirchel mit dem auffalligen glockenformigen Giebel hatte einst ein Vierungsturmchen in dem sich zwei Glocken befanden Rathaus nbsp Jugendstil Wohnhaus aus dem Jahr 1908Das Rathaus wurde 1877 78 erbaut und hatte diese Funktion bis zur Eingemeindung 1903 Der funfachsige Bau erinnert an die italienische Palastarchitektur der Renaissance Sonstige historische GebaudeDer Ort ist gepragt von zahlreichen weiteren historischen Gebauden unterschiedlicher Epochen Die so genannte Charlottenburg mit ihrem sehr alten steinernen Sockelgeschoss an der ausseren Tiefburg Ummauerung gehorte wohl ursprunglich noch zum erweiterten Baukomplex der Burg Das Pollich Haus in der Dossenheimer Landstrasse 9 ist ein denkmalgeschutztes historisches Bauernhaus das an das einstige landwirtschaftliche Geprage der Ortsmitte erinnert Viele weitere historische Gebaude des Ortes stammen aus Grunderzeit und Jugendstil In der 1889 erbauten Villa Orotava in der Handschuhsheimer Landstrasse 72 fand 1902 ein bedeutendes Treffen der russischen Komponisten Rimski Korsakow und Strawinsky statt Die an der Ecke Bergstrasse Hainsbachweg gelegene Villa Krehl wurde 1909 als Wohnsitz des Internisten Ludolf von Krehl erbaut wurde und in der Folgezeit wechselnde Nutzung als Schulerheim Friedrichsstift Luftwaffen Versuchsinstitut und Spruchkammergebaude erfuhr Von 1969 bis 2012 war die Villa deutscher Sitz der Schiller International University seitdem wird es von anderen Bildungseinrichtungen genutzt Heiligenberg nbsp Michaelskloster auf dem Heiligenberg nbsp ThingstatteDer Gipfel des Heiligenbergs 440 m befindet sich ebenfalls auf dem Territorium Handschuhsheims Hier steht die Ruine des Michaelsklosters aus dem 11 Jahrhundert sowie die Freilichtbuhne Thingstatte aus der Zeit des Nationalsozialismus Unterhalb des Michaelsklosters Einheimische nennen das Ruinengebaude nach der Kirche auch Michaelsbasilika liegt auf Neuenheimer Gebiet das ebenfalls verfallene Stephanskloster sowie das Heidenloch das etwa 56 Meter tief ist und den Monchen in vergangener Zeit vermutlich als Zisterne diente Siebenmuhlental nbsp Turnerbrunnen im SiebenmuhlentalDie heutige Muhltalstrasse an der die namengebenden Muhlen lagen zieht sich aus der Ortsmitte nach Osten das Siebenmuhlental hinauf und ist bis fast zum Turnerbrunnen am Waldrand bebaut Die Muhlen liegen alle im Teil der Strasse der parallel zum Muhlbach verlauft der bis zur Muhltalstr 120 herab offen fliesst und ab dort teilweise verdolt ist bis er dann auf der Hohe von Nr 61 ganz im Untergrund verschwindet Als es noch keine Trinkwasserspeicher gab trieb der Muhlbach die Handschuhsheimer Muhlen an und sicherte den Mullern ihren Wohlstand 891 wurde erstmals eine Muhle in Handschuhsheim erwahnt die dem heiligen Nazarius dem Schutzheiligen des Klosters Lorsch mit der Auflage gestiftet wurde dem Stifter Seelenmessen zu lesen Im 13 Jahrhundert wurden dem Kloster Schonau zwei Muhlen vermacht eine im Jahr 1238 die andere 1287 Bis zum Jahre 1755 liefen in Handschuhsheim nur die unteren sechs Muhlen die heute die Hausnummern 52 67 81 91 120 und 122 tragen Von der sechsten Muhle ist heute nichts mehr vorhanden an ihrer Stelle steht ein Wohnhaus aus den 1970er Jahren Oberhalb dieser bestanden zeitweilig noch zwei kleine Schleifmuhlen die wahrscheinlich in der siebten Muhle Muhltalstr 124 aufgingen Die unterste Muhle heute Muhltalstrasse 52 gehorte ursprunglich dem Kloster Schonau und ist eine der oben erwahnten Schenkungen 1545 wird berichtet dass diese Muhle die Verpflichtung ubernimmt die Oblaten und Hostien fur die heilige Kommunion zu liefern eine Verpflichtung die teilweise auch nach der Reformation bestehen blieb es musste von da an nur noch das Kommunionsbrot fur das Heilige Abendmahl geliefert werden Die zweitunterste Muhle das heutige Anwesen Muhltalstrasse 67 war einst im Besitz der Herren von Handschuhsheim und musste diesen zum Martinstag eine Erbpacht entrichten Nach dem Tod Amales der letzten Freifrau von Handschuhsheim deren Kinder in jungen Jahren ums Leben kamen kam die Muhle in den Besitz der Helmstatter ihrer Erben denen im Jahre 1844 wahrscheinlich der damalige Betreiber Heinrich Eberhard das Obereigentum abkaufte Die drittunterste Muhltalstrasse 81 musste dem Handschuhsheimer Waisenhaus und spater der Pflege Schonau Abgaben entrichten Zur Strassenseite hin ist ein Wappenstein von 1591 eingemauert den schon Derwein in seinem Handschuhsheim Buch aus dem Jahr 1933 erwahnt Die viertuntersten heute Muhltalstrasse 91 ist wohl die zweite der oben genannten Schenkungen an die Pflege des Klosters Schonau sie steht wahrscheinlich auf dem Platz der 891 erstmals erwahnten Muhle Die funfunterste Muhltalstrasse 120 war eine der beiden Waisenhausmuhlen Die sechste Muhltalstrasse 122 war die andere Waisenhausmuhle Sie wurde lange Zeit als die obriste oder Obermuhle bezeichnet also als die hochste am Bach Schon im 17 Jahrhundert aber gab es oberhalb von ihr noch zwei Schleifmuhlen die Heidelberger Waffenschmieden gehorten Aus einer von diesen entwickelte sich die siebte Muhle Muhltalstrasse 124 welche die letzte der Handschuhsheimer Muhlen ist die beschrieben wurde Nach dem Bau der grossen dampfbetriebenen Muhlen in Mannheim im Zuge der Industrialisierung konnte das Mullerhandwerk nicht mehr konkurrieren und so wurde eine Muhle nach der anderen stillgelegt Infrastruktur und Verkehr Bearbeiten nbsp Haltestelle Hans Thoma PlatzHandschuhsheim verfugt unter anderem uber zwei Grundschulen Tiefburgschule und Heiligenbergschule eine evangelische und eine katholische Pfarrgemeinde und zwei Krankenhauser Salem und St Elisabeth Der Friedhof Handschuhsheim ist der zweitgrosste Friedhof Heidelbergs Zu Handschuhsheim zahlt auch der nordliche Teil des Neuenheimer Feldes mit dem Neubau der Padagogischen Hochschule dem Max Planck Institut fur auslandisches offentliches Recht und Volkerrecht dem Technologiepark und dem Heizkraftwerk Heidelberg Handschuhsheim wird von den Strassenbahnlinien 5 21 26 und 24 der RNV durchfahren zentraler Umsteigeknoten ist der ehemalige OEG Bahnhof am Hans Thoma Platz Von dort erschliesst die Buslinie 38 den alten Dorfkern und das Muhltal zeitweise verkehrt sie bis auf den Heiligenberg Mit 16 4 hat Handschuhsheim nach Pfaffengrund mit 14 4 den zweitniedrigsten Auslanderanteil unter den Heidelberger Stadtteilen 5 Politik BearbeitenDer Handschuhsheimer Bezirksbeirat setzt sich wie folgt zusammen Partei Liste 2019 6 Grune 6SPD 3CDU 3Die Linke 1GAL 1BL 1 Die Heidelberger 1FDP 1AfD 1Personlichkeiten BearbeitenStephan Gugenmus 1740 1778 Reformator der Landwirtschaft arbeitete ab etwa 1769 in Handschuhsheim Johann Michael Rummer 1747 1821 Kunsthandwerker geboren in Handschuhsheim Friedrich Rottmann 1768 1816 Maler geboren in Handschuhsheim Carl Adolf Uhde 1792 1856 Altertums und Naturaliensammler lebte in Handschuhsheim Eduard Muhling 1795 1859 Pfarrer und Heimatkundler lebte in Handschuhsheim Carl Rottmann 1797 1850 Maler geboren in Handschuhsheim John Benjamin Graham 1813 1876 Minenbesitzer lebte zeitweilig in Handschuhsheim Raban von Helmstatt 1844 1932 restaurierte von 1911 bis 1913 die Tiefburg Johann Fischer 1852 1921 letzter Burgermeister von Handschuhsheim Philipp Lenz 1861 1926 Mundartforscher geboren in Handschuhsheim dokumentierte die dortige Mundart Emil Reimold 1863 1946 Burstenfabrikant und Schriftsteller lebte zeitweilig in Handschuhsheim Albert Ludwig 1868 1957 Theologe lebte zeitweilig in Handschuhsheim Bleickard von Helmstatt 1871 1952 letzter adliger Besitzer der Tiefburg Karl Friedrich Heck 1874 1934 Priester Lehrer und Heimatforscher Fritz Frey 1881 1962 Heimatforscher geboren in Handschuhsheim Irma von Drygalski 1892 1953 Schauspielerin lebte in Handschuhsheim Herbert Derwein 1893 1961 Heimatforscher lebte in Handschuhsheim Friedrich Kuhn 1895 1976 Heimatforscher geboren in Handschuhsheim Josef Kreisch 1897 1975 Kunsthandwerker geboren in Handschuhsheim Georg Adam Klemm 1902 1985 Rechtsanwalt und Lokalpolitiker Erster Burgermeister der Stadt Heidelberg Erich Hubner 1917 1985 Kirchenmusiker von 1951 bis zu seinem Tod Kantor in Handschuhsheim Raingard Tausch 1949 Zeichnerin Malerin und Kunstlerin Anton Kartak 1924 2011 Basketballtrainer und Sportfunktionar lebte in Handschuhsheim Heinz Haller 1914 2004 deutscher Finanzwissenschaftler lebte zeitweilig in HandschuhsheimEinzelnachweise Bearbeiten Literatur zu Handschuhsheim Heidelberger Geschichtsverein e V HGV abgerufen am 9 August 2014 Hendesse Heidelberger Datenatlas 2021 Abgerufen am 11 August 2022 Minst Karl Josef Ubers Lorscher Codex Band 2 Urkunde 281 22 Jul 765 Reg 5 In Heidelberger historische Bestande digital Universitatsbibliothek Heidelberg S 70 abgerufen am 9 Marz 2016 Winfried Wackerfuss Vor 220 Jahren Die Schlacht bei Handschuhsheim am 24 September 1795 In Der Odenwald Zeitschrift des Breuberg Bundes 63 1 2016 S 39 41 ww2 heidelberg de Datenatlas Heidelberg Stand 31 Dezember 2016 Stadt Heidelberg Bezirksbeirat Handschuhsheim Abgerufen am 12 Dezember 2019 Literatur BearbeitenEd Joh Jos Muhling Historische und topographische Denkwurdigkeiten von Handschuhsheim ein Beitrag zu dessen Geschichte von seiner Erbauung an bis auf unsere Tage Tobias Loffler Mannheim 1840 Hans Heiberger Handschuhsheim Chronik eines Heidelberger Stadtteils Heidelberg 1985 Martin Jordan Die Handschuhsheimer vor 1900 Ortssippenbuch von Heidelberg Handschuhsheim Badische Ortssippenbucher 56 Guderjahn Heidelberg 1988 ISBN 3 924973 07 5 Bearbeiteter Zeitraum 1650 1900 Herbert Derwein Handschuhsheim und seine Geschichte Verlag Brigitte Guderjahn Heidelberg 1997 ISBN 3 924973 04 0 Jurgen Brose An des Berges Fuss gelegen Handschuhsheim von den Anfangen bis heute eine Chronik Stadtteilverein Handschuhsheim Heidelberg 2010 ISBN 978 3 936866 04 9 Melanie Mertens u a Stadtkreis Heidelberg Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland Kulturdenkmale in Baden Wurttemberg Band II 5 Band 2 Jan Thorbecke Ostfildern 2013 ISBN 978 3 7995 0426 3 S 78 164 Einfuhrung zu Geschichte und Siedlungsgeschichte Beschreibung aller Kulturdenkmale des Stadtteils Julia Becker Handschuhsheim als Dorf der Karolingerzeit und seine Ersterwahnung im Lorscher Codex In Christoph Mauntel Carla Meyer Achim Wendt Hrsg Heidelberg in Mittelalter und Renaissance Eine Spurensuche in zehn Spaziergangen Jan Thorbecke Ostfildern 2014 ISBN 978 3 7995 0520 8 S 20 37 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Handschuhsheim Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Stadtteilverein Handschuhsheim e V Geschichte Handschuhsheims auf der Homepage der Gemeinde St Vitus Beschreibung einiger Sehenswurdigkeiten Heidelbergs zum Tag des offenen Denkmals 2005 PDF 160 kB Handschuhsheim auf badischewanderungen de Digitales Tiefburgarchiv Sammlung von Motiven aus alten Fotoalben Schenkungen und Nachlassen Handschuhsheimer BurgerStadtteile Heidelbergs Altstadt Bahnstadt Bergheim Boxberg Emmertsgrund Handschuhsheim Kirchheim Neuenheim Pfaffengrund Rohrbach Schlierbach Sudstadt Weststadt Wieblingen Ziegelhausen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Handschuhsheim amp oldid 235899668