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Das Kloster Schonau in der Stadt Schonau im Odenwald war eine 1142 vom Kloster Eberbach aus gegrundete Zisterzienserabtei und bestand bis zu seiner Aufhebung im Zuge der Reformation 1558 Es galt nach dem Kloster Maulbronn als bedeutendstes Kloster der Kurpfalz Ausser geringen Resten der machtigen Klosterkirche haben sich von der grossen Konventanlage nur die markante Klosterpforte und das sogenannte Herrenrefektorium erhalten das heute als evangelische Kirche dient Der Ort Schonau entwickelte sich durch die nachfolgende Besiedlung mit calvinistischen Fluchtlingen bis 1600 zur Stadt Zisterzienserabtei SchonauDas ehemalige Herrenrefektorium heute als evangelische Stadtkirche genutztLage Deutschland Baden WurttembergKoordinaten 49 26 9 2 N 8 48 33 8 O 49 4359 8 8094 Koordinaten 49 26 9 2 N 8 48 33 8 OOrdnungsnummernach Janauschek 202 CCII Grundungsjahr 1142Jahr der Auflosung Aufhebung 1558Mutterkloster Kloster EberbachTochterkloster Kloster Bebenhausen 1190 Inneres des Refektoriums um 1900 Inneres des Herrenrefektoriums Februar 2009 Glasfenster im Herrenrefektorium Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Urkundliche Belege 3 Kulturhistorisches Museum Huhnerfautei 4 Personlichkeiten die im Kloster Schonau gewirkt haben 5 Personlichkeiten die im Kloster Schonau zu Grabe gelegt wurden 6 Sehenswurdigkeiten 7 Einzelnachweise 8 Literatur 9 WeblinksGeschichte BearbeitenDas Kloster Schonau wurde vom Bistum Worms bzw dessen Kloster Eberbach im Jahr 1142 gegrundet Worms hatte den sudlichen Odenwald bereits seit 1012 besessen jedoch teilweise an verschiedene Adelige als Lehen gegeben Unter Bischof Burchard II auch Buggo kam die Gemarkung des Klosters 1142 wieder unmittelbar an Worms zuruck und daraufhin erfolgte die Klostergrundung Die Zisterzienser erhielten von Buggo die breite Talsohle des Steinachtals und ein sudlich angrenzendes Waldstuck das 1172 durch Bischof Konrad II erheblich vergrossert wurde Zunachst bestanden wohl provisorische Holzbauten die um 1200 durch von einer Ringmauer umgebene massive Gebaude ersetzt wurden 1169 befand sich das Kloster unter kaiserlicher Schutzherrschaft an deren Stelle noch im 12 Jahrhundert die Schirmherrschaft der Pfalzgrafen bei Rhein trat deren Hauskloster beliebter Aufenthaltsort und Grablege das Kloster wurde Pfalzgraf Konrad der Staufer Halbbruder Kaiser Friedrichs I Barbarossa verlegte um 1182 seine Residenz von der Burg Stahleck am Mittelrhein nach Heidelberg seinem Sitz als Klostervogt von Schonau wodurch Heidelberg zur Residenz der Kurpfalz wurde Die Pfalzgrafen halfen dem Kloster auch eine wirtschaftliche Krise im 14 Jahrhundert zu uberwinden Die Klosteranlage war nach dem ublichen Klosterschema der Zisterzienser gestaltet die 84 Meter lange Kirche war nach Osten ausgerichtet sudlich daran schloss sich der rechteckige Kreuzgang an dem westlich das Konversenhaus fur weltliche Bruder beigestellt war Der Sudflugel des Kreuzgangs fuhrte zum Speisesaal heutige evang Stadtkirche mit angebauter Kuche Gegenuber dem Speisesaal befand sich eine Brunnenhalle An den Ostflugel des Kreuzgangs schloss sich der Kapitelsaal mit daruberliegendem Schlafsaal der Monche an weiter ostlich der Krankenbau Ab 1275 entstand ausserdem noch ein Spital Im 13 Jahrhundert lebten etwa 300 Monche in Schonau und das Kloster galt neben dem Kloster Maulbronn als bedeutendstes Kloster der Pfalzgrafschaft Von Schonau aus wurde bereits 1190 das Tochterkloster Bebenhausen gegrundet Der jeweilige Abt von Schonau hatte nach dessen Grundung 1386 die Aufsicht uber das Studienkolleg St Jakob in Heidelberg das alle suddeutschen Zisterzienser Studenten besuchten Ausserdem unterstanden das Kloster Ramsen das Kloster Neuburg und das Kloster Lobenfeld zeitweilig dem Schonauer Abt Der Besitz des Klosters entstand uberwiegend durch Schenkungen im 12 und 13 Jahrhundert und erstreckte sich von Hirschhorn westlich bis jenseits des Rheins und nordlich bis in den Raum Frankfurt am Main Das Kloster hatte Stadthauser in Heidelberg Speyer Worms und Frankfurt am Main Der Frankfurter Aussenbesitz wurde im 15 Jahrhundert aufgegeben dafur konnte das Kloster 1480 die Propstei Wiesenbach erwerben Im Rahmen der Reformation wurde das Kloster 1558 durch Kurfurst Ottheinrich aufgehoben Die bis heute bestehende Pflege Schonau ubernahm die Verwaltung der Liegenschaften und die grundherrlichen Rechte Die Pflege gab die Landwirtschaftsflachen an Hofbauern aus und siedelte im Jahr 1562 calvinistische Glaubensfluchtlinge aus Wallonien damals Spanische Niederlande im Kloster an wodurch sich der Ort Schonau bis 1600 zur Stadt entwickelte Zwar soll den Siedlern 1562 ausdrucklich die Erhaltung der Klosteranlagen verordnet worden sein jedoch fanden bis 1583 bereits zahlreiche Umbauten und Zerstorungen statt so dass die Klosteranlage rasch im sich entwickelnden Stadtkern aufging und nur noch Fragmente erhalten sind Urkundliche Belege BearbeitenDie Geschichte der Zisterzienserabtei Schonau ist nur unzureichend erforscht Das liegt vor allem daran dass sich keine Chronik des Klosters erhalten hat und bis heute kein vollstandiges Urkundenbuch existiert Wer sich mit der Geschichte der Abtei befassen will muss auf ein Urkundenbuch des 18 Jahrhunderts zuruckgreifen Gudenus das den grossten Teil der Urkunden von 1142 bis ca 1300 enthalt Der Abt Johann Schwelm findet Erwahnung im digitalisierten Buch Rettung derer Freyheiten des Klosters Schonau Weitere Schonauer Urkunden wurden im 19 Jahrhundert in der Zeitschrift fur die Geschichte des Oberrheins abgedruckt Die Urkunden des 14 15 und 16 Jahrhunderts sind dagegen bis heute ungedruckt trotz der raumlichen Nahe Schonaus zu Heidelberg und seiner beruhmten Universitat Grundlegende Forschungen zur Geschichte Schonaus stammen von Maximilian Huffschmid Robert Edelmaier und Meinrad Schaab s Literatur Vor allem die Monographie Schaabs aus den 1960er Jahren wird bis heute benutzt obwohl das Buch naturlich etwas veraltet ist Fehler enthalt wichtige Quellen nicht berucksichtigt und auch kein Register besitzt Die Schonauer Inschriften wurden von Renate Neumullers Klauser zusammengetragen Allerdings ist auch dieses Buch von 1970 langst uberholt da auf dem ehemaligen Klostergelande bis heute laufend neue Inschriften ausgegraben werden Insgesamt lagern in verschiedenen Landes und Stadtarchiven vor allem im Landesarchiv Speyer und im Generallandesarchiv Karlsruhe uber 1000 Schonauer Urkunden Die wichtigsten Ereignisse der fruhen Geschichte Schonaus wurden im 16 Jahrhundert als mit lateinischen Versen unterlegte Zeichnungen festgehalten die sich heute im Germanischen Nationalmuseum in Nurnberg befinden Die Zeichnungen offenbaren eine hohe Kenntnis von den baulichen Gegebenheiten des Klosters Moglicherweise handelt es sich bei den grossformatigen 49 39 cm Federzeichnungen um Entwurfe fur Glasfenster 1 Uber viele Ereignisse der fruhen Klostergeschichte informieren auch hagiographische Zeugnisse Vor allem die Geschichte der hl Hildegund von Schonau einer jungen Frau die im 12 Jahrhundert unerkannt als Novize Joseph im Kloster lebte wurde von den Vitenschreibern und Dichtern des spaten 12 und fruhen 13 Jahrhunderts begeistert aufgegriffen Insgesamt funf Mal wurde dieser Stoff bearbeitet u a auch von Caesarius von Heisterbach Ein weiteres wichtiges Ereignis die beruhmte Stiefelrevolte der Schonauer Laienbruder berichtet Konrad von Eberbach Auch in der Biographie des seligen Eberhard von Kumbd spielt das Zisterzienserkloster im Odenwald eine wichtige Rolle Eberhard ein Diener des Pfalzgrafen Konrad von Staufen versuchte drei Mal vergeblich in das Kloster aufgenommen zu werden Daruber hinaus wird Schonau des Ofteren im Dialogus miraculorum des Caesarius erwahnt Erstmals taucht der Begriff Stiefelrevolte bei Herbert Derwein auf der die zehn Zeichnungen Nurnberg Germanisches Nationalmuseum Kapsel 1532 Inventar Nummern Hz 195 204 die in der Zeit zwischen 1576 und 1600 als Kopien klosterzeitlicher Vorlagen entstanden nach seinen eigenen Worten zum ersten Male weiteren Kreisen bekannt machen wollte um zugleich eine Art Heimatbuch zu schaffen Konrad von Eberbach verwendet fur die Handlungsweise der Konversen den Begriff conspiratio fur die das Ordensrecht schwere Strafen vorsah Den Anlass der Verschworung bildete nicht die Art von Schuhwerk fur die heute der Begriff Stiefel verwendet wird sondern stiefelartig geformte und besonders warme Nachtschuhe 2 Aus Schonau sind des Weiteren einige wenige Gelegenheitsdichtungen vorwiegend Epitaphien uberliefert Die Handschriften des Klosters befinden sich zum grossten Teil seit dem 17 Jahrhundert in der Bibliotheca Apostolica Vaticana in Rom Kulturhistorisches Museum Huhnerfautei Bearbeiten nbsp HuhnerfauteiIm Dezember 2008 wurde in Schonau feierlich das Kulturhistorische Museum Huhnerfautei eingeweiht in dem anhand zahlreicher Fundstucke die Geschichte des Zisterzienserklosters dargestellt wird Personlichkeiten die im Kloster Schonau gewirkt haben BearbeitenAbt Daniel wird als Seliger verehrt 27 Juni Hildegund von Neuss gab sich als Mann aus Novize Joseph und starb wahrend des Noviziatsjahrs 1188 in Schonau wird als Heilige verehrt 20 April Gottfried als Abt von Schonau von 1182 bis 1191 nachweisbar gestorben an einem 5 September galt als Ordensheiliger 3 Personlichkeiten die im Kloster Schonau zu Grabe gelegt wurden BearbeitenBischof Buggo Burchard II von Worms 1149 Dieter von Katzenelnbogen Kanzler von Kaiser Heinrich VI HRR Pfalzgraf Konrad der Staufer 1195 und dessen gleichnamiger Sohn Pfalzgrafin Irmgard von Henneberg 1197 Gemahlin Konrads des Staufers Pfalzgraf Heinrich VI der Jungere von Braunschweig 1214 Konrad II von Riesenberg 1249 von 1221 bis 1246 Bischof von Hildesheim 18 Dezember 1249 4 Eberhard II von Strahlenberg 1293 Bischof von Worms Pfalzgraf Adolf 1327 Kurfurst Ruprecht II 1398 Pfalzgrafin Beatrix von Sizilien Aragon 12 Oktober 1365 Ehefrau Ruprecht II von der Pfalz und Tochter des Konigs Peter II von Sizilien 5 bis 1503 die Schenken zu ErbachSehenswurdigkeiten BearbeitenSeit dem Jahr 2001 kann man einen durch Informationstafeln erlauterten historischen Rundgang durch Schonau unternehmen Folgt man den nummerierten 28 Stationen erhalt man durch die insgesamt 30 Informationstafeln einen Eindruck der ehemaligen Klosteranlage die bald nach der Ankunft der calvinistischen Glaubensfluchtlinge aus Wallonien erhebliche Zerstorungen erfuhr das Klostertor um 1200 die Ruinen der Klosterkirche um 1230 Zu sehen sind nur noch an einer Ausgrabungsstatte die halbrunden Nischen der Seitenkapellen im nordlichen Querschiff der Klosterkirche sowie die freigelegten Fundamente des Westportals der Klosterkirche die Huhnerfautei um 1250 das zweischiffige ehemalige Herrenrefektorium das Wallonenhaus die 1558 von den Wallonen aufgestockte ehemalige Klosterschmiede der Marktplatzbrunnen Brunnenschale grosses Wasserbecken Lavatorium aus dem Brunnenhaus des Klosters die Abtwohnung im Osten Richtung Greiner Tal Zugang uber Obere Gasse spater uber 200 Jahre als Forsthaus genutzt Evangelische Stiftung Pflege Schonau mit Forstgarten und dem ehemaligen Fischteich der Zisterzienser Der Forstgarten ist noch teilweise von Resten der ehemaligen Ringmauer umgeben Einzelnachweise Bearbeiten Petra Beisel Autenrieth Das Kloster Schonau im Spiegel der Nurnberger Zeichnungen in Kreisarchiv und Referat fur Offentlichkeitsarbeit des Rhein Neckar Kreises in Verbindung mit der Stadt Schonau und dem Verein Alt Schonau e V Hg Kloster und Huhnerfautei Schonau Heidelberg 2002 S 13 34 Beisel Autenrieth Petra Verschollene Glasfenster aus dem Zisterzienser Kloster Schonau in Der Odenwald 66 S 50 51 53 67 Petra Beisel Autenrieth Stiefelrevolte oder conspiratio der Konversen wegen der Nachschuhe in Cistercienser Chronik 120 2013 S 389 Johannes Madey Konrad II von Hildesheim In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 4 Bautz Herzberg 1992 ISBN 3 88309 038 7 Sp 392 393 Artikel Artikelanfang im Internet Archive am 2007 06 29 Zu Kurfurstin Beatrix und ihrer BegrabnisstatteLiteratur BearbeitenPetra Beisel Autenrieth Stiefelrevolte oder conspiratio der Konversen wegen der Nachtschuhe in Cistercienser Chronik 120 2013 S 389 415 Petra Beisel Autenrieth Verschollene Glasfenster aus dem Zisterzienser Kloster Schonau Darstellungen von Erzahlungen uber zwei im Orden verehrte Mitglieder des Schonauer Konvents in Der Odenwald 66 2019 2 Heft S 48 74 Christian Burkhart Wir hoffen dafur ewigen Lohn zu empfangen Vor 875 Jahren stiftete der Wormser Bischof Burkhard genannt Buggo im Odenwald das Kloster Schonau in Der Odenwald 64 2017 3 Heft S 91 107 Virto Christian Rothfuss Die Schonauer Epitaphien der Pfalzgrafen bei Rhein in Der Odenwald 54 2007 S 99 102 Kreisarchiv und Referat fur Offentlichkeitsarbeit des Rhein Neckar Kreises in Verbindung mit der Stadt Schonau und dem Verein Alt Schonau e V Hg Kloster und Huhnerfautei Schonau Heidelberg 2002 ISBN 3 932102 08 8 Jurgen Kaiser und Gotz von Roman Schonau Evangelische Stadtkirche ehemalige Zisterzienserabtei Schnell amp Steiner Regensburg 2000 ISBN 3 7954 5442 5 Meinrad Schaab Die Zisterzienserabtei Schonau im Odenwald 2 unveranderte Auflage Winter Heidelberg 1990 ISBN 3 533 04256 1 Heidelberger Veroffentlichungen zur Landesgeschichte und Landeskunde 8 H U Berendes Die Bischofe von Worms und ihr Hochstift im 12 Jahrhundert Diss Koln 1984 Renate Neumullers Klauser Die Inschriften der Stadt und des Landkreises Heidelberg Stuttgart 1970 Herbert Derwein Das Zisterzienserkloster Schonau Mit den Zeichnungen des 16 Jahrhunderts aus dem Germanischen Nationalmuseum in Nurnberg Franzmathes Frankfurt 1931 Online Publikation der Universitatsbibliothek Heidelberg Die Stadt und Landkreise Heidelberg und Mannheim Amtliche Kreisbeschreibung Heidelberg 1968 Maximilian Huffschmid Beitrage zur Geschichte der Cisterzienserabtei Schonau bei Heidelberg in ZGO 45 1891 S 415 449 ZGO 46 1892 S 69 103 V F de Gudenus Sylloge I variorum diplomatariorum monumentorumque veterum ineditorum adhuc et res germanicas in primis vero moguntinas illustrantium Frankfurt 1728 Robert Edelmaier Das Kloster Schonau bei Heidelberg Ein Beitrag zur Baugeschichte der Cisterzienser Dissertation TH Karlsruhe 1913 Gustav Koester Heidelberg 1915 Ulrich Grossmann Buggo Poppo und Bligger Geschichten aus einem Kloster Verlag des Germanischen Nationalmuseums Nurnberg 2019 ISBN 978 3 946217 23 7Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kloster Schonau Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Kloster Schonau Memento vom 9 Juni 2013 im Internet Archive Zisterzienserabtei Schonau in der Datenbank Kloster in Baden Wurttemberg des Landesarchivs Baden Wurttemberg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kloster Schonau Odenwald amp oldid 234623030