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Ferdinand Friedrich Karl Werner 27 Oktober 1876 in Weidenhausen Kreis Biedenkopf 5 Marz 1961 in Giessen war ein deutscher volkisch antisemitischer und spater nationalsozialistischer Politiker Er war von 1911 bis 1917 Mitglied des Reichstages fur die Deutschsoziale Partei von 1915 bis 1918 Vorsitzender der Deutschvolkischen Partei Von 1924 bis 1928 gehorte er erneut dem Reichstag und von 1921 bis 1933 dem Landtag des Volksstaates Hessen an zunachst fur die DNVP ab 1930 fur die NSDAP Von 1931 bis 1933 war Werner Landtagsprasident und von Marz bis September 1933 der erste nationalsozialistische Staatsprasident Hessens Anschliessend betatigte er sich als Reichswanderfuhrer und Landeshistoriker Ferdinand Werner 1938 beim deutschen Wandertag in Stuttgart Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Ehrungen 3 Schriften 3 1 Autor 3 2 Herausgeber 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenFerdinand Werner wuchs als Sohn eines Schlossermeisters im hessischen Giessen auf 1 und war evangelischer Konfession Wahrend seines Studiums der Geschichte Germanistik und neueren Sprachen an der Universitat Giessen 1 wurde er Mitglied der Landsmannschaft Chattia und beim Verein Deutscher Studenten Giessen 2 Nach seinem Studium trat Werner 1900 in den hessischen Schuldienst als Lehrer ein und wurde wegen seiner von ihm offen zur Schau gestellten Judenfeindlichkeit des Ofteren versetzt bis er 1910 an der Weidigschule in Butzbach landete 1 wo er bis 1933 lehrte Er promovierte 1907 zum Doktor der Philosophie mit der Arbeit Konigtum und Lehnswesen im Franzosischen Nationalepos bei dem Romanisten Dietrich Behrens 3 In dieser Zeit polemisierte er vergeblich gegen die Errichtung des ersten deutschen Heinrich Heine Denkmals in Frankfurt am Main das 1933 auf sein Betreiben hin doch noch entfernt wurde 4 Ab 1914 trug er die Amtsbezeichnung Gymnasialprofessor 5 Werners Antisemitismus zeigte sich bereits im Wilhelminischen Reich in den 1890er Jahren schloss er sich dem Alldeutschen Verband 6 an und wurde Mitglied des Judenausschusses 7 1908 bewarb sich Werner fur die Deutschsoziale Partei um ein Mandat im Hessischen Landtag zog die Kandidatur jedoch zuruck 7 1909 wurde er zum Vorsitzenden der Deutschsozialen Partei in Hessen gewahlt 7 1911 wurde er fur den Wahlkreis Giessen in einer Nachwahl in den Reichstag gewahlt und konnte dieses Mandat 1912 verteidigen 7 Ab 1915 war er in Nachfolge von Wilhelm Lattmann Vorsitzender der Deutschvolkischen Partei bis diese Ende 1918 in der Deutschnationalen Volkspartei DNVP aufging Nach dem Tod von Eduard Lutz war Werner 1918 kurzzeitig Abgeordneter des Wahlbezirks Oberhessen 6 Grunberg in der Zweiten Kammer des Landtags des Grossherzogtums Hessen 5 Im Rahmen der Novemberrevolution empfahl er dem Judenausschuss in einer Eingabe vom 18 November 1918 den Antisemitismus als einzige Waffe 8 Er gehorte dem ersten Vorstand der am 24 November 1918 gegrundeten Deutschnationalen Volkspartei an Der Reichsverband der Deutschvolkischen Partei wurde in den Deutschvolkischen Bund umgewandelt und Werner am 30 Marz 1919 zu dessen ersten Vorsitzenden gewahlt 9 Ende des Jahres ging der Deutschvolkische Bund dann im Deutschvolkischen Schutz und Trutzbund auf Zusammen mit Friedrich Wiegershaus organisierte Werner in Hessen sowie im unbesetzten Rheinland den Aufbau von Landesverbanden des Schutz und Trutzbundes 10 Im April 1920 wurden Werner und Wiegershaus zu stellvertretenden Vorsitzenden des Schutz und Trutzbundes ernannt es kam jedoch spater immer wieder zu Kompetenzstreitigkeiten mit der Bundesfuhrung 11 Bei der Reichstagswahl vom 6 Juni 1920 damals im vorlaufigen Vorstand der DNVP konnte er kein Mandat erringen 12 Nachdem Werners Opposition gegen den alldeutschen Fuhrungsanspruch im Schutz und Trutzbund selbst nach einer Drohung mit Rucktritt im Fruhjahr 1921 keine Wirkung zeitigte zog er sich vollig von den organisatorischen Tatigkeiten im Schutz und Trutzbund zuruck und betatigte sich vorerst nur noch als Redner 13 Ab Juni 1922 agitierte Werner zusammen mit Wiegershaus und Artur Dinter gegen den Hauptgeschaftsfuhrer des Schutz und Trutzbundes Alfred Roth 14 Bei einer der letzten Versammlungen des Schutz und Trutzbundes am 9 Juli 1922 in Berlin wurden Werner und Wiegershaus dann einvernehmlich von Gertzlaff von Hertzberg ihrer Amter enthoben 15 1921 wurde Werner Abgeordneter der DNVP im Landtag des Volksstaates Hessen 1924 wurde er bei den Wahlen im Mai und im Dezember fur die DNVP auf Reichswahlvorschlag in den Reichstag gewahlt dem er bis 1928 angehorte Werner verliess 1930 die DNVP und trat der NSDAP bei Nachdem diese bei der hessischen Landtagswahl im November 1931 starkste Kraft geworden war wahlte der Landtag Werner zu seinem Prasidenten 1933 ubernahm er ausserdem den Fraktionsvorsitz der NSDAP im Darmstadter Landtag Am 13 Marz 1933 wurde er zum ersten nationalsozialistischen Staatsprasidenten Hessens gewahlt Er loste damit Bernhard Adelung SPD ab Zugleich war er hessischer Minister des Ausseren und fuhrte die Geschafte des Kultus und Bildungsministeriums Mit der Gleichschaltung der Lander gingen die meisten Befugnisse der Landesregierungen auf Reichsstatthalter uber Am 15 Mai 1933 ernannte der hessische NSDAP Gauleiter und Reichsstatthalter Jakob Sprenger Werner zum Ministerprasidenten und betraute ihn zugleich mit der Fuhrung des Bildungs Finanz Innen und Justizministeriums Nach einer Auseinandersetzung um die Zusammenlegung der Handelskammern im Parteigau Hessen Nassau setzte Sprenger am 20 September 1933 Werner wieder ab Sein Nachfolger wurde Philipp Wilhelm Jung Das 1933 ubernommene Amt des Fuhrers des Reichsverbandes Deutscher Gebirgs und Wandervereine hatte Werner bis 1942 inne 16 Ihm als personlich gewahltem Vorsitzenden stand Wilhelm Gotz als geschaftsfuhrender Vorsitzender des Verbands zur Seite 17 Wahrend Werners Amtszeit wurde der damals 259 000 Mitglieder zahlende Verband gleichgeschaltet Werner verfugte bereits im Juli 1933 den Ausschluss aller Nichtarier und Marxisten aus den Mitgliedsvereinen des Verbands Als Vorsitzende der Untergliederungen durften nur noch NSDAP Mitglieder fungieren die Jugendgruppen waren in die Hitlerjugend bzw den Bund Deutscher Madel zu uberfuhren 18 1941 widersetzten sich die Delegierten in Wurzburg einer Einheitssatzung zur Eingliederung in den Reichssportbund 19 Ab 1933 gehorte Werner dem Reichsfuhrerring des deutschen Sports an Als Studienrat ging Werner 1934 in den Ruhestand Er wurde 1936 bis 1938 aber als Regierungsdirektor und kommissarischer Leiter der Abteilung fur das hohere Schulwesen Schlesiens beim Oberprasidenten in Breslau eingesetzt 5 Bei seiner Pensionierung 1942 erhielt er einen Ehrensold und 1943 das Goldene Parteiabzeichen der NSDAP Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde er 1949 trotz seiner antisemitischen Schriften und seiner Parteifunktionen als minderbelastet entnazifiziert 1950 wurde er von der Spruchkammer zum Mitlaufer herabgestuft Er betatigte sich als hessischer Landeshistoriker und blieb fuhrendes Mitglied der Hessischen Historischen Kommission Darmstadt Ehrungen Bearbeiten1933 Ehrenburger der Stadt Budingen 1946 aberkannt 1933 Ehrenburger der Stadt Butzbach aberkannt 1933 Ehrensenator der Universitat GiessenSchriften BearbeitenAutor Bearbeiten Konigtum und Lehnswesen im franzosischen Nationalepos Univ Diss Giessen 1907 Geschichte der franzosischen Literatur Berlin 1907 Ein offentliches Heinedenkmal auf deutschem Boden Leipzig 1913 Der Wahrheit eine Gasse Eine Abrechnung mit dem Judentum und seinen Helfern Munchen 1919 Otrang das versunkene romische Schloss bei Bitburg Bez Trier Heinen 1934 In Sturm und Stille Mainz 1935 Bearb Englands Krieg gegen Deutschland Giessen 1940Herausgeber Bearbeiten Grossmeister deutscher Lyrik Eine Auslese edelsten deutschen Gedankengutes Leipzig 1934 Frohliches Deutschland Eine Sammlung heiterer Mundart 1938Literatur BearbeitenHannes Heer Sven Fritz Heike Brummer Jutta Zwilling Verstummte Stimmen die Vertreibung der Juden und politisch Untragbaren aus den hessischen Theatern 1933 bis 1945 Berlin Metropol 2011 ISBN 978 3 86331 013 4 J P Jatho Dr Ferdinand Werner Eine biographische Skizze zur Verstrickung eines volkischen Antisemiten in den Nationalsozialismus in Wetterauer Geschichtsblatter 34 1985 S 181 224 Jochen Lengemann MdL Hessen 1808 1996 Biographischer Index Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen Bd 14 Veroffentlichungen der Historischen Kommission fur Hessen Bd 48 7 Elwert Marburg 1996 ISBN 3 7708 1071 6 S 407 Klaus Dieter Rack Bernd Vielsmeier Hessische Abgeordnete 1820 1933 Biografische Nachweise fur die Erste und Zweite Kammer der Landstande des Grossherzogtums Hessen 1820 1918 und den Landtag des Volksstaats Hessen 1919 1933 Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen Bd 19 Arbeiten der Hessischen Historischen Kommission NF Bd 29 Hessische Historische Kommission Darmstadt 2008 ISBN 978 3 88443 052 1 Nr 966 Hans Georg Ruppel Birgit Gross Hessische Abgeordnete 1820 1933 Biographische Nachweise fur die Landstande des Grossherzogtums Hessen 2 Kammer und den Landtag des Volksstaates Hessen Darmstadter Archivschriften Bd 5 Verlag des Historischen Vereins fur Hessen Darmstadt 1980 ISBN 3 922316 14 X S 267 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Ferdinand Werner politician Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Ferdinand Werner im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Ferdinand Werner in der Datenbank der Reichstagsabgeordneten Werner Ferdinand Friedrich Karl Hessische Biografie Stand 14 Januar 2019 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Dr phil Ferdinand Friedrich Karl Werner Abgeordnete In Hessische Parlamentarismusgeschichte Online HLGL amp Uni Marburg abgerufen am 19 Juni 2023 Stand 23 November 2022 Einzelnachweise Bearbeiten a b c Uwe Lohalm Volkischer Radikalismus Die Geschichte des Deutschvolkischen Schutz und Trutz Bundes 1919 1923 Leibniz Verlag Hamburg 1970 S 353 ISBN 3 87473 000 X Louis Lange Hrsg Kyffhauser Verband der Vereine Deutscher Studenten Anschriftenbuch 1931 Berlin 1931 S 244 Universitatsarchiv Giessen Phil Prom 402 Bjorn Wissenbach Heine vor Ort Geliebt und gehasst Das Denkmal fur Heinrich Heine in Frankfurt herausgegeben von der Initiative 9 November e V Frankfurt 2023 S 57 a b c Werner Ferdinand Friedrich Karl Hessische Biografie Stand 14 Juni 2022 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Lohalm 1970 S 19 a b c d Lohalm 1970 S 69 Lohalm 1970 S 70 Lohalm 1970 S 70f Lohalm 1970 S 93 Lohalm 1970 S 97 Lohalm 1970 S 194 Lohalm 1970 S 266 Lohalm 1970 S 266f Lohalm 1970 S 270 Deutscher Wanderverband Hrsg 125 Jahre Wandern und mehr Michael Imhof Verlag Petersberg 2008 ISBN 978 3 86568 221 5 S 171 Deutscher Wanderverband Hrsg 125 Jahre Wandern und mehr Michael Imhof Verlag Petersberg 2008 ISBN 978 3 86568 221 5 S 170 Deutscher Wanderverband Hrsg 125 Jahre Wandern und mehr Michael Imhof Verlag Petersberg 2008 ISBN 978 3 86568 221 5 S 24 Deutscher Wanderverband Hrsg 125 Jahre Wandern und mehr Michael Imhof Verlag Petersberg 2008 ISBN 978 3 86568 221 5 S 11Regierungschefs des Grossherzogtums Hessen und des Volksstaates Hessen Prasidenten des Gesamtministeriums des Grossherzogtums Hessen Karl von Grolman Karl du Thil Heinrich von Gagern Carl Wilhelm Zimmermann Heinrich Carl Jaup Reinhard von Dalwigk Friedrich von Lindelof Karl Hofmann Julius Rinck von Starck Jakob Finger Carl Friedrich Rothe Carl von Ewald Staats Ministerprasidenten des Volksstaates Hessen Carl Ulrich Bernhard Adelung Nationalsozialismus Ferdinand Werner Philipp Wilhelm JungFinanzminister des Grossherzogtums Hessen und des Volksstaates Hessen Grossherzogtum Hessen Karl du Thil August Konrad Hofmann Karl Wilhelm von Kopp Carl Wilhelm Zimmermann Ludwig Friedrich Carl Freiherr Schenck zu Schweinsberg Maximilian Leopold Engelbert von Biegeleben Heinrich August Schleiermacher August Weber Wilhelm Kuchler Ernst Albrecht Braun Feodor von Gnauth Johann Becker Volksstaat Hessen Konrad Henrich Ferdinand Kirnberger Nationalsozialismus Heinrich Muller Ferdinand Werner Philipp Wilhelm JungInnenminister des Grossherzogtums Hessen und des Volksstaates Hessen Grossherzogtum Hessen Karl von Grolman Heinrich von Gagern Reinhard Carl Theodor Eigenbrodt Heinrich Karl Jaup Reinhard Carl Friedrich von Dalwigk Friedrich Georg Gustav von Bechtold Philipp Freiherr Rinck gen v Starck Jakob Finger Carl Friedrich Rothe Ernst Albrecht Braun Friedrich von Hombergk zu Vach Volksstaat Hessen Heinrich Fulda Carl Ulrich Otto von Brentano di Tremezzo Ferdinand Kirnberger Wilhelm Leuschner Nationalsozialismus Heinrich Muller Ferdinand Werner Philipp Wilhelm JungJustizminister des Grossherzogtums Hessen und des Volksstaates Hessen Grossherzogtum Hessen Joseph Aloys Kilian Friedrich von Lindelof Georg Kempf Philipp Freiherr Rinck gen v Starck Jakob Finger Emil Gerhard Dittmar Carl von Ewald Volksstaat Hessen Otto von Brentano di Tremezzo Ferdinand Kirnberger Nationalsozialismus Heinrich Muller Ferdinand Werner Philipp Wilhelm JungPrasidenten des Verbands Deutscher Gebirgs und Wandervereine Georg Haus 1883 1891 Adolf Dronke 1891 1894 Karl Friedrich Richard Wagner 1894 1897 Wilhelm Muller 1897 1900 Julius Euting 1901 1905 Karl Wegener 1906 1910 Hermann Mockel 1911 1916 Paul Gilbert 1916 1920 Rudolf Kissinger 1921 1930 August Jaspert 1931 1933 Ferdinand Werner 1933 1942 Heinrich Haake 1942 1945 Georg Fahrbach 1950 1975 Konrad Schubach 1976 1993 Karl Schneider 1993 2007 Hans Ulrich Rauchfuss seit 2008 Normdaten Person GND 130111112 lobid OGND AKS LCCN no2014157102 VIAF 60180511 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Werner FerdinandALTERNATIVNAMEN Werner Ferdinand Friedrich Karl vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Lehrer Romanist und Politiker DNVP NSDAP MdRGEBURTSDATUM 27 Oktober 1876GEBURTSORT WeidenhausenSTERBEDATUM 5 Marz 1961STERBEORT Giessen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ferdinand Werner Politiker amp oldid 237573799