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Crvenka serbisch kyrillisch Crvenka deutsch Tscherwenka Rotweil ungarisch Cservenka ist eine serbische Kleinstadt in der Opstina Kula im Okrug Zapadna Backa in der Provinz Vojvodina Der Ort wurde 1978 zur Stadt erhoben und hatte 2011 etwa 9 000 Einwohner Die Stadt liegt am Grossen Batschka Kanal Crvenka Crvenka CservenkaCrvenkaHilfe zu Wappen Crvenka Serbien BasisdatenStaat Serbien SerbienProvinz VojvodinaOkrug Zapadna BackaOpstina KulaKoordinaten 45 39 N 19 27 O 45 658333333333 19 455833333333 86 Koordinaten 45 39 30 N 19 27 21 OHohe 86 m i J Flache 66 4 km Einwohner 9 001 2011 Bevolkerungsdichte 136 Einwohner je km Telefonvorwahl 381 025Postleitzahl 25220Kfz Kennzeichen SOStruktur und VerwaltungGemeindeart StadtWebprasenz www crvenka com Inhaltsverzeichnis 1 Name 2 Geographische Lage und Klima 3 Geschichte 3 1 Vorgeschichte und Antike 3 2 Mittelalter bis heute 4 Sport 5 Bevolkerung 6 Wirtschaftsstruktur 7 Personlichkeiten 7 1 Hier geboren 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseName BearbeitenDie Herkunft des Namens ist nicht eindeutig sodass es uber den Ursprung des Namens mehrere Annahmen gibt de facto ist jedoch ein slawischer Ursprung anerkannt 1 Eine Annahme besagt die Ableitung vom Wort crven crvena bzw crveno das im Urslawischen fur die Farbe Rot steht der auf die reich vorhandene rote Erde um Crvenka zuruckzufuhren ist Eine andere bezieht sich auf das damalige zahlreiche Vorkommen von rotem Klatschmohn im Tal von Crvenka dem Crveni mak Eine weitere Annahme leitet Crvenka von cer bzw Hrast cer ab die sudslawische Bezeichnung fur die Zerreiche und vom slawischen Wort venac das fur Kranz steht denn in der Umgebung gab es mehrere kranzartig verlaufende Haine die aus dieser Gattung der Eichen bestanden Namensgeber von Crvenka soll der mittelalterliche slawische Stamm der Bajsani gewesen sein dessen Vieh dort weidete was die slawische Herkunftsthese des Namens bekraftigt Als Teil des Konigreichs Ungarn wurde die Kleinstadt in ungarischer Schreibweise als Cservenka und wahrend der deutschen Kolonisation vom 18 bis Mitte des 20 Jahrhunderts als Tscherwenka oder Rotweil bezeichnet 1 Geographische Lage und Klima BearbeitenDie Stadt liegt am Grossen Batschka Kanal im Okrug Zapadna Backa und gehort zur Gemeinde Kula Sie liegt 148 km nordlich der Hauptstadt Belgrad 63 km von Novi Sad und 33 Kilometer ostlich von Sombor im nordserbischen Batschka Tiefland in der Pannonischen Tiefebene Die Region ist grosstenteils Flachland Sie liegt in der gemassigten Klimazone und weist nach osterreichischer Einteilung ein typisches pannonisches Klima auf mit geringen Niederschlagen heissen Sommern und kalten Wintern Geschichte BearbeitenVorgeschichte und Antike Bearbeiten Die Region um Crvenka war wahrend ihrer prahistorischen Ara lange Zeit von Wassern bedeckt Auf dem Gebiet zwischen der Donau und dem ebenfalls im Okrug Zapadna Backa liegenden Telecka Plateau befand sich ein grosser See der von romischen Schriftstellern als Susser See bezeichnet wurde 1 Zu dieser Zeit konnte man mit dem Boot bis zum Mittelgebirge Fruska Gora und zur Landschaft Srem reisen Rund um die Kleinstadt gibt es noch zahlreiche Buchten und Senken als Uberbleibsel fruherer Quellen und Bache die das Telecka Plateau durchzogen Das Plateau war auch von dichten Waldern bedeckt die reich an unterschiedlichen Wildtieren waren In der Kupinovoj dolina einem Tal nahe dem kleinen Bahnhof von Crvenka an der Bahnstrecke nach Subotica fand man Uberreste von Urzeit Tieren z B von einem Mammut 1 Wahrend des Fruhneolithikums gehorte die Region zur Starcevo Kultur Belegt ist dass spater die Kelten auf dem Gebiet um Crvenka sesshaft wurden 1 So fand man nach archaologischen Grabungen in unmittelbarer Nahe im benachbarten Kula Gegenstande aus keltischer und romischer Zeit darunter Halsketten Urnen Tongefasse sowie keltische und romische Munzen letztere sind als Follis bekannt auf denen Konstantin der Grosse abgebildet ist Andere stammen aus der Republik Venedig Ab der Mitte des 1 bis zum 4 Jahrhundert gehorte die Region zum Herrschaftsgebiet der Jazygen Ab dem 5 Jahrhundert stiessen massenweise slawische Stamme und ab dem 9 Jahrhundert finno ugrische Stamme in die Region vor die sie besiedelten 1 Im 11 Jahrhundert wurde die Ortschaft innerhalb der neu geschaffenen Gespanschaft Bacs Bodrog dem Konigreich Ungarn angegliedert Mittelalter bis heute Bearbeiten Nahe Crvenka fand man Munzen die wahrend der Herrschaft des ungarischen Konigs Andreas II 1205 1235 hergestellt wurden 1 Mit der aggressiven Expansion der nach Sudosteuropa anruckenden Osmanen begann ab dem 13 Jahrhundert eine schrittweise Emigration durch Flucht und Vertreibung der serbischen Bevolkerung aus den sudlichen Gebieten des serbischen Reiches bzw aus Altserbien in Richtung Norden und somit auch in die Region um Crvenka das zu der Zeit auf dem Gebiet des Konigreichs Ungarn lag Besonders nach der Schlacht von Marica 1371 zwischen einer serbischen Streitmacht und dem osmanischen Heer welche die Osmanen fur sich entscheiden konnten gelangten immer mehr Serben uber die Save und Donau in die Region Diese osmanische Expansion erfolgte besonders ab 1381 konnte jedoch anfangs durch schwere Niederlagen in den Schlachten bei Dubravnica 1381 und wenige Jahre spater in der Schlacht bei Plocnik gestoppt werden Nach der Schlacht auf dem Amselfeld 1389 die ohne eindeutigen Sieger endete im Ergebnis jedoch den Widerstand der Serben gegen die Osmanen in den nachfolgenden Jahren entscheidend schwachte verstarkte sich der Massenexodus der Serben in Richtung Norden 1 Die Ausdehnung des Osmanischen Reiches konnte auf Dauer nicht gestoppt werden so dass 1459 ganz Serbien und Sudungarn nach der Niederlage des ungarischen Heeres in der Schlacht bei Mohacs 1526 dem Reich einverleibt wurden Erstmals erwahnt wurde Crvenka im 16 Jahrhundert als es zum Osmanischen Reich gehorte In den folgenden Jahrzehnten ging es den Ungarn nur mehr darum das weitere Vordringen der Osmanen in Richtung Mitteleuropa moglichst zu verhindern 1 Der ungarische Konig Leopold I 1658 1705 befurwortete daher mit zahlreichen Versprechen an die Serben deren erste organisierte Ansiedlung in die Region ab Mitte des 17 Jahrhunderts um damit die durch die Habsburger zuruckeroberten sudlichen Gebiete des ungarischen Konigreiches vor den Osmanen zu sichern die sporadisch in die Region einfielen Ende des 17 Jahrhunderts nahmen die Massenvertreibungen der serbischen Bevolkerung aus dem Kosovo und Metochien zu was zur grossen serbischen Emigration von 1690 in Richtung Norden fuhrte Die serbische Bevolkerung lebte auch unter den Habsburgern unter schwierigen Bedingungen weil die Reichsregierung ihr Versprechen an die Serben nicht erfullte so dass diese uberwiegend einfache Bauern blieben 1 nbsp Ulmer Schachtel historische Darstellung Wahrend dieser Periode begann auch die Ansiedlung der Deutschen die wahrend der Herrschaft von Joseph I einsetzte sich unter Karl VI und Maria Theresia fortsetzte und wahrend der Herrschaft von Joseph II als sie ihren Hohepunkt erreicht hatte beendet wurde 1 Maria Theresia war die erste die in einem grosseren Ausmass Deutsche in der Region ansiedelte vor allem in der Backa zu der Crvenka gehorte 1 Die Backa war wegen der standigen Auseinandersetzungen mit den Osmanen grossteils verlassen oder die Orte und Siedlungen waren nur unzureichend bevolkert Joseph II beschloss daher diesen Lebensraum mit Deutschen zu besiedeln die der absolutistischen kaiserlichen Fuhrung die Treue hielten und als qualifizierte Landwirte die neu besiedelten Gebiete kultivierten Die Ansiedlung der Deutschen fand im Einklang mit der von der Politik geforderten Germanisierung statt Joseph II erkannte dass fur die Besiedlung der Region die Bevolkerung vom Oberrhein genauer aus Baden Wurttemberg Elsass Lothringen Hessen und der Pfalz am geeignetsten war weil dort der Bauernstand am ausgepragtesten war Eine kaiserliche Verkundung uber die Kolonisation der Region die am 21 September 1782 veroffentlicht wurde fand bei der Bevolkerung am Oberrhein Zuspruch 1 Die Verkundung versprach jeder Familie ein Haus mit Nutzgarten den Bauern ausreichend landwirtschaftliche Nutzflachen Vieh und einen Grossteil der dafur benotigten landwirtschaftlichen Gerate sowie den Handwerkern Werkzeuge in vollem Umfang und 50 Forint Jeder Familie wurden die Reisekosten bereitgestellt und die Befreiung von Steuern Abgaben und Lasten fur zehn Jahre garantiert 1 Trotz der Tatsache dass die Herrscher der zum Heiligen Romischen Reich gehorenden Regionen versuchten die Auswanderung zu verhindern gelang es zahlreichen Familien in der Hoffnung auf ein besseres Leben auszuwandern Die Auswanderungen begannen im Fruhjahr 1783 Erster Sammelpunkt war Regensburg Dort erhielten die Reisenden entweder neue Reisepasse oder die bisherigen wurden fur gultig befunden Die zehntagige Reise nach Wien wurde auf der Donau mit kleinen Schiffen fortgesetzt Dort erhielt jede Person zwei Forint und eine Art Siedler Pass auf dem der Ort vermerkt war wo die Familien angesiedelt werden sollten Die Kolonisten die der Gespanschaft Backa zugeordnet waren wurden sofort zu einer Art Ansiedlermeldestelle nach Sombor geschickt Dort erhielt jeder pro Monat weitere zwei Forint dazu jedes uber zehn Jahre alte Familienmitglied einen Kreuzer sowie Mehl Feuerholz Heu und Essig bis zur Fertigstellung des Wohnhauses So kamen im Juni 1783 die ersten Kolonisten von Sombor nach Crvenka Vor der Besiedlung der heutigen Kleinstadt war Crvenka ab 1655 ein Feudalwesen zwischen Sivac und Kula Die Ansiedler trafen dort auf einheimische serbische Familien die mit der Zeit verschwanden jedoch wurde nach ihnen die damalige Ratzsgasse benannt 1 Ratzen Raizen oder Rasizer war die fruhere deutsche und ungarische Bezeichnung fur die Serben die Bewohner von Raszien eines im Mittelalter existierenden selbstandigen serbischen Furstentums Im Jahre 1785 wurden weitere 610 Familien angesiedelt Davon stammten ca 150 aus dem Elsass 200 aus der Pfalz 70 aus Hessen und 30 aus dem heutigen Saarland Weitere Familien kamen aus Baden Wurttemberg und anderen deutschen Landern Die Ansiedlung von Crvenka erfolgte im Rahmen des sogenannten Dritten Schwabenzuges unter Kaiser Joseph II Es war die grosste Gemeinde der josephinischen Siedlungsphase und im Jahre 1944 mit ca 8000 deutschen Bewohnern nach Apatin die grosste Gemeinde dieser Volksgruppe in der Backa Fur die Kolonisten war hauptsachlich Ulm die Sammelstelle von dort aus begann die Reise auf der Donau mit kleinen Schiffen den Ulmer Schachteln Bei einem Aufenthalt in Wien wurden die Aussiedlungsformalitaten abgewickelt protokolliert dann erfolgte eine Weiterfahrt donauabwarts bis Apatin Von dort wurden die Siedler in die neu angelegten Ortschaften verteilt Das nach einem Bebauungsplan angelegte Crvenka bestand aus funf fast zwei Kilometer langen Langsgassen spater kam eine sechste dazu und sechs Quergassen Kreuzgassen Der Ort ist ein Beispiel fur eine schachbrettartige Anlage mit grosszugiger Strassenfuhrung Die Siedler gehorten zu der Gruppe der Donauschwaben Bis zur Endphase des Zweiten Weltkrieges uberwog in Crvenka der deutsche Bevolkerungsanteil nbsp Im Stadtzentrum von CrvenkaGegen Ende des Zweiten Weltkriegs am 6 8 Oktober 1944 verubten Angehorige der SS ein Massaker an ca 700 judischen Zwangsarbeitern die sich auf einem Todesmarsch aus Bor Serbien befanden 2 Zugleich setzte die Fluchtbewegung eines Grossteils der deutschstammigen Bewohner 90 Crvenkas ein Von den in Crvenka zuruckgebliebenen Einwohnern kamen 312 in Lagern um Von den etwa 7000 im Oktober 1944 gefluchteten Bewohnern haben viele in Munchen und Umgebung in Baden Wurttemberg in Rheinland Pfalz in Osterreich in Kanada und in den USA eine neue Heimat gefunden Die jugoslawischen Behorden siedelten andere Bevolkerungsschichten im Ort an die bestehenden Hauser erhielten Siedler aus Bosnien und Montenegro Die ethnische Struktur des Ortes anderte sich und die durch den Exodus der Donauschwaben entstandenen Siedlungslucken wurden wieder geschlossen Sport BearbeitenDas Aushangeschild der Stadt ist der Handballverein RK Crvenka Bevolkerung BearbeitenBei der Ansiedlung zogen 610 Familien mit ca 2500 Personen in 453 fertiggestellte Hauser ein Durch Krankheiten und Epidemien Ruhr kam es zu einem Bevolkerungsruckgang erst im Jahre 1808 konnte die ursprungliche Zahl wieder erreicht werden Bis 1869 stieg die Einwohnerzahl bis auf ca 6900 und bis 1900 waren es ca 7600 Bei der Volkszahlung 1931 wurden fasst 10 000 Personen registriert davon ca 7000 mit deutscher Volkszugehorigkeit Heute leben in Crvenka uberwiegend Serben Montenegriner und Ungarn Wirtschaftsstruktur Bearbeiten nbsp Katholische Kirche Herz Jesu nbsp Evangelische Kirche von 1879 bis 1947Die Wirtschaftsstruktur der Gemeinde wurde hauptsachlich von der Landwirtschaft dem Weinbau der Zuckerfabrik der Spiritusfabrik der Viehzucht und der Nahrungsmittelproduktion bestimmt deren Produkte grosstenteils exportiert wurden Eine Besonderheit des Ortes waren die 630 Weinkeller die sich mit dem typischen runden Vorbau aneinandergereiht den Hang der Telecka entlang zogen Die Keller drang weit in den Losshang hinein Jeder Winzer hatte seinen eigenen Weinkeller als personliches Weinlager Personlichkeiten BearbeitenHier geboren Bearbeiten Wilhelm Ratz 1882 1952 Prediger der Deutschen Ev Kirchengemeinde zu Pressburg Dusan Salatic 1929 ehemaliger serbischer Professor und Schriftsteller Siegfried Lamnek 1943 deutscher Soziologe Ratko Svilar 1950 ehemaliger serbischer Fussballspieler Marin Trenk 1953 deutscher Ethnologe Zorica Vojinovic 1958 ehemalige serbische Handballspielerin Sara Savatovic 1993 serbische HammerwerferinLiteratur BearbeitenKarl Beel Peter Bieber Christian Bischert Tscherwenkaer Tafel im Haus der Donauschwaben in Munchen Onlinefassung PDF 4 6 MB Roland Vetter Hans Keiper Unser Tscherwenka 672 Seiten 1980 Verlagsdruckerei J F Bofinger KG Tuttlingen Tscherwenkaer Familien 461 Seiten 2002 von Angela Hefner Karlsruhe Onlinefassung PDF 2 6 MB Tscherwenkaer Heimatzeitung MunchenWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Crvenka Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Offizielle Website der Stadt Tscherwenkaer Heimat ZeitungEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i j k l m n o ISTORIJA CRVENKE serbisch Memento des Originals vom 28 Juni 2015 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www crvenka com Experience I survived a Nazi massacre In The Guardian online 28 Januar 2022 abgerufen am 18 Februar 2022 Ausfuhrlich Carolin Mezger The 1944 Crvenka massacre and the potentials of postwar testimony In Holocaust Studies 26 2019 1 25 Normdaten Geografikum GND 4070149 9 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Crvenka amp oldid 235137598