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Die Deutsche Evangelische Kirchengemeinde A B zu Pressburg war eine von 1606 bis 1945 bestehende deutsche evangelische Kirchgemeinde des Augsburgischen Bekenntnisses A B in Pressburg Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte der Evangelischen Kirchengemeinde A B zu Pressburg 1 1 Erste Anzeichen der Reformation in Pressburg 1 2 Grundung der Pressburger evangelischen Kirchengemeinde 1 3 Bau der ersten evangelischen Kirche in Pressburg 1 4 Das Zeitalter der Gegenreformation in Ungarn 1 5 Toleranzzeit 1 6 Bau neuer Kirchen 1 6 1 Zweite Deutsche Evangelische Kirche Grosse Kirche 1 6 1 1 Die Orgeln 1 6 2 Die slawisch ungarische Kirche Kleine Kirche 1 7 Orthodoxie Pietismus Rationalismus 1 8 Das 19 Jahrhundert 1 9 Kirchenpolitische Auseinandersetzungen nach Grundung der Tschechoslowakei 1918 1 10 Die Zeit des Nationalsozialismus und der Zweite Weltkrieg 1 11 Ende der Deutschen Gemeinde 2 Bedeutende Prediger der Deutschen Evangelischen Kirchengemeinde A B Auswahl 3 Struktur und Aufbau der Evangelischen Kirche in Pressburg 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte der Evangelischen Kirchengemeinde A B zu Pressburg BearbeitenErste Anzeichen der Reformation in Pressburg Bearbeiten Die Reformation verbreitete sich im damaligen Konigreich Ungarn ungemein rasch Zwar finden sich erste Anzeichen der Reformation auch in Pressburg bereits kurz nach der Schlacht bei Mohacs trotzdem bleibt zu bemerken dass sich die Lehren Martin Luthers in der Stadt selbst nur zahflussig verbreiteten Die Patrizier der Stadt sowie das gebildete Pressburger Burgertum das bereits in damaliger Zeit zahlreich vorhanden war kannte sicherlich die Ereignisse die sich in der damaligen Welt abspielten und konnten sich aus Buchern die damals schon auch in Pressburg verbreitet waren uber die Ereignisse die sich 1517 in Wittenberg abspielten informieren Trotzdem mussten nahezu hundert Jahre seit dem Beginn der Reformation bis zur Grundung der ersten evangelischen Kirchengemeinde in Pressburg vergehen Vermutlich war es die Osteuropa immer wieder bedrohende Turkengefahr und die fur das Konigreich Ungarn katastrophale Niederlage des koniglichen Heeres in der Schlacht bei Mohacs die dazu beitrug dass die Reformation in Pressburg vorerst als nebensachliche Angelegenheit betrachtet wurde Aus den von den Turken besetzten Gebieten setzte ein Fluchtlingsstrom in Richtung des hervorragend befestigten Pressburgs ein Bereits am 3 September 1526 kam hier die Konigin Witwe Maria von Ungarn an 1 Ihr folgte ein Teil des ungarischen Adels und Hochadels Auch der danach entbrannte Kampf um die ungarische Konigskrone beeinflusste nachhaltig den Fortgang der Reformation Den Anspruch auf die Krone erhoben gleichzeitig zwei Pratendenten der eine war der Woiwode von Siebenburgen Johann Szapolyai 1487 1440 und der andere war Erzherzog Ferdinand I von Osterreich der als Bruder des Kaisers aufgrund des Erbvertrages Wiener Doppelhochzeit zwischen dem Hause Habsburg und dem Hause Jagiello ebenfalls Anspruche auf den ungarischen Thron erhob nbsp Die erste Deutsche Evangelische Kirche A B zu Pressburg erbaut 1636 1638 heute Jesuitenkirche In der Geschichte des nicht von den Turken besetzten Konigreiches Ungarn fiel der Stadt Pressburg eine dominierende Rolle zu Bei dem 1535 einberufenen Landtag wurde beschlossen die Stadt Pressburg zum Sitz der gesamten Landesverwaltung zu machen Damit wurde Pressburg auch de jure Hauptstadt des Landes und Sitz der Zentralbehorden einschliesslich der Koniglichen Statthalter Dieser Zustand wahrte uber 300 Jahre lang 1 In dieser Zeit war man eher mit diesen politischen Angelegenheiten befasst die aus der Niederlage des ungarischen Heeres gegen die Osmanen herruhrten und alsbald eine Reorganisation der Verwaltung im Konigreich zur Folge hatten Die durch die Reformation verbreiteten Lehren Martin Luthers leben in Pressburg eher nur wie eine glimmende Glut die erst zu einem viel spateren Zeitpunkt entfacht werden soll Aber von der Glut der Reformation wurden sogar die adeligen Kreise erfasst 2 Grundung der Pressburger evangelischen Kirchengemeinde Bearbeiten Die Anfange der Grundung einer evangelischen Gemeinde in Pressburg waren sehr bescheiden Die erste Pressburger evangelische Gemeinde war keine Kirchengemeinde wie wir sie heute kennen Sie war letztlich ein Ergebnis des politischen Wunsches des damaligen Pressburger Stadtmagistrates Da sich zwischenzeitlich auch in Pressburg laute Kundgebungen fur die Reformation bemerkbar machten wurde am 17 April 1606 beim Stadtmagistrat ein Antrag auf Anstellung eines lutherischen Predigers fur die innere Stadt gestellt welcher aber vom Magistrat abgelehnt wurde Nach Abschluss des Wiener Friedens stand jedoch einer Wahl eines evangelischen Pfarrherrn nichts mehr im Wege nbsp Titelblatt anlasslich der Einweihung der ersten Deutschen Evangelischen Kirche A B zu Pressburg im Jahre 1638Am 16 26 Juli 1606 richtete daher der Pressburger Magistrat einen Brief an den Grafen Siegfried von Kollonich 3 einen gluhenden Anhanger der Reformation der sich als Hofkriegsrat mit seinen Truppen in Prag aufhielt In diesem Briefe bat der Stadtmagistrat um Unterstutzung bei der Organisation einer evangelischen Gemeinde und gleichzeitig um Uberlassung seines Ratzersdorfer Hofpredigers Andreas Reuss Bereits am 7 August erfolgte die Zusage des Grafen Daraufhin wurde Andreas Reuss am 2 Oktober 1606 offentlich als erster evangelischer Prediger berufen Seine Antrittspredigt hielt er am 8 Oktober 1606 dem 20 Sonntag nach Trinitatis im Armpruster schen Hause Zur blauen Himmelskugel welches als provisorische Statte fur evangelische Gottesdienste eingerichtet wurde da die Evangelischen damals noch keine eigene Kirche in der Stadt hatten Das Armpruster sche Haus stand auf der Stelle der heutigen Jesuitenkirche auf dem Hauptplatze zwischen der damaligen koniglichen Kurie dem Beck schen und Karnerischen Hause in der Nahe des Rathauses 4 Andreas Reuss der erste lutherische Prediger Pressburgs stammte aus Querfurt im heutigen Sachsen Anhalt Er besuchte das Gymnasium in seiner Vaterstadt und dann das Gymnasium in Salzwedel wo die Reformation bereits 1541 eingefuhrt wurde Gemass Wittenberger Ordinationsbuch wurde er am 1 April 1579 von Polykarp Leyser zum lutherischen Pfarrer ordiniert Als Besonderheit kann angemerkt werden dass Reuss keine theologisch akademische Ausbildung besass Siegfried von Kollonich machte Reuss 1581 zu seinem Hofprediger und es ist nachweisbar dass er bereits seit 1590 in Ratzersdorf als Prediger wirkte Bereits in der damaligen Zeit besuchten zahlreiche Lutheraner Pressburgs seine Gottesdienste Aber auch Reuss selbst kam noch vor seiner Berufung nach Pressburg wiederholt in die Vorstadt wo er im Kamper schen Hause im Zuckermantel offentliche Gottesdienste hielt Spater hatte man an diesem Hause eine ihm gewidmete Gedenktafel angebracht Anzumerken ist dass das Zuckermantel bis zum Jahre 1850 nicht unter die Jurisdiktion der Stadt Pressburg gehorte sondern als eine selbstandige kommunale Verwaltungseinheit galt nbsp Infoblatt des Einweihungsgottesdienstes der ersten Deutschen Evangelischen Kirchengemeinde A B zu Pressburg 1638 Das Wirken von Reuss als erster evangelischer Pfarrer der Stadt dauerte leider nicht lange Bereits ein Jahr nach seinem Amtsantritt wurde Reuss von katholischer Seite wegen Majestatsbeleidigung angeklagt worauf ihm der Stadtmagistrat auf Druck von oben am 13 November 1607 das Predigen untersagte Im Jahre 1608 wurde er nach St Georgen berufen wo er zum Dekan gewahlt wurde In St Georgen blieb er bis an sein Lebensende etwa im Jahre 1629 Im Interesse des Aufbaues eines evangelischen Lebens in der Stadt und auf Anraten des Grafen Siegfried Kollonich machte sich eine Pressburger Deputation nach Lauingen auf um beim evangelischen Herzog Philipp Ludwig von Pfalz Neuburg einen Rektor fur die geplante evangelische Schule sowie einen Diakon als Predigtgehilfen fur Reuss zu erbitten Als Begrundung gaben sie an dass der evangelische Glaube in Ungarn noch keine so starken Wurzeln hatte und deshalb Manner mit entsprechendem Glaubenseifer erforderlich waren Der Herzog erklarte sich damit einverstanden und entsandte Professor David Kilger der erster Rektor der Pressburger evangelischen Schule wurde sowie den Diakon Adam Tettelbach nach Pressburg Adam Tettelbach stammte aus Carlstein in Osterreich Nach dem Tod seines Vaters kam Tettelbach in die Pfalz und unter die Schutzlinge des Herzogs Philipp Ludwig spater studierte er als pfalzgraflicher Stipendiat Theologie in Wittenberg wo er am 7 April 1606 zum Magister promovierte Nach den Studien entsandte ihm der Herzog auf Verlangen des Pressburger Magistrats nach Pressburg wo er im Dezember 1606 eintraf Ihm war hier jedoch nur ein relativ kurzes Wirken beschieden da er bereits am 28 August 1613 an der Pest starb Seine Leichenpredigt hielt sein Nachfolger der Dritte in der Ahnenreihe der Pressburger Pfarrherren Simon Heuchelin 1577 zu Lauingen 1621 ebenfalls an der Pest Bau der ersten evangelischen Kirche in Pressburg Bearbeiten Von diesem Zeitpunkt an begann sich das evangelische Leben in Pressburg sehr fruchtbringend zu entwickeln Die Gemeinde wuchs Der Stadtmagistrat war allmahlich von der evangelischen Glaubensgesinnung durchdrungen und forderte den evangelischen Glauben Aber auch die Burger waren nicht nur begeistert sondern auch opferbereit als zu einer Spendenaktion fur den Bau des ersten eigenen evangelischen Bethauses der Stadt ausgerufen wurde Vier Funftel der Kosten fur den Kirchenbau wurden als Spendengelder von den Pressburgern aufgebracht Mit der Bauausfuhrung wurde der aus Augsburg stammende Baumeister Hans Stoss betraut Es mussten strenge Baukriterien berucksichtigt werden Das Gebaude durfte nicht das Aussehen eines sakralen Baus haben und ebenfalls war der Bau eines Kirchturms untersagt Nach drei Jahren Bauzeit konnte am 18 Dezember 1638 der aus Augsburg stammende Theologe mit internationaler Bedeutung Josua Wegelin 1604 1640 der Elfte in der Ahnenreihe der Pressburger Pfarrherren fur das neue Bethaus neben dem Pressburger Rathaus die erste Dankpredigt fur die gluckliche Vollendung des Kirchenbaues halten 5 Die feierliche Konsekration erfolgte im Rahmen eines zweitagigen Kirchweihfestes am 21 Dezember 1638 Josua Wegelin der Senior der Gemeinde weihte das Gotteshaus auf dem Namen der Heiligen Dreifaltigkeit und er hielt auch die Festpredigt 5 Damit hatten die Deutschen Evangelischen Pressburgs einen der Hohenpunkte ihrer Existenz in jener Zeit erreicht Mit der Konsekration dieses Gotteshauses begann die erste Blutezeit der Pressburger evangelischen Kirchengemeinde nbsp Langsschnitt der aus Holz gebauten Artikulier Kirche auf der Nonnenbahn zu Pressburg Das Zeitalter der Gegenreformation in Ungarn Bearbeiten Das Jahrzehnt zwischen 1671 und 1681 wird als Trauerdekade des Protestantismus im Konigreich Ungarn bezeichnet Die Gegenreformation gelangte in Pressburg in diesem Jahrzehnt auf ihrem Hohepunkt Im Jahre 1672 wurde den Evangelischen nach hartem Widerstand die erste evangelische Kirche der Stadt weggenommen und am 1 Januar 1673 dem Jesuitenorden ubergeben Wenn es nach dem Willen der von Gyorgy Szelepcsenyi 1595 1685 ab 1666 Erzbischof von Gran Esztergom gefuhrten Jesuitenpartei innerhalb der Romischen Kirche gegangen ware so hatte der Protestantismus in Ungarn in dieser Zeit mit seiner ganzlichen Vernichtung rechnen mussen Unter der Leitung von Erzbischof Leopold Kollonich wurden in den Jahren 1673 74 Schauprozesse in Tyrnau inszeniert in welchen die Protestanten Lutheraner und Calvinisten gleichermassen massenweise vorgefuhrt und verurteilt wurden Damit hofften die katholischen Wurdentrager die lutherischen und calvinistischen Haretiker ein fur allemal auszurotten Es wurden drakonische Urteile und Strafen ausgesprochen die bis zum Verkauf von protestantischen Predigern als Galeerensklaven nach Neapel fuhrten Ein Aufschrei der Emporung brauste durch das protestantische Europa Der kaiserliche Hof in Wien konnte diese radikale Position des katholischen Klerus nicht hinnehmen Rucksichtnahme auf die protestantischen Fursten im Deutschen Reich sowie auf seine protestantischen Bundesgenossen England und Holland die er im Kampf gegen den turkischen Sultan und Frankreich brauchte zwangen Kaiser Leopold I einen liberaleren Standpunkt einzunehmen Es musste auch im Hinblick auf die militarischen Erfolge von Emmerich Thokoly ein Kompromiss gefunden werden welcher die Probleme loste Und so entschloss sich Kaiser Leopold I im Mai 1681 nach Odenburg einen Landtag einzuberufen nbsp Die zweite ehemals Deutsche evangelische Kirche von 1776 auf der Nonnenbahn zu Pressburg heute Grosse Kirche Die Gesetzgebung dieses Landtages rettete den Protestantismus Altungarns vor seinem ganzlichen Untergang Mit den Gesetzesartikeln XXV und XXVI war sogar ein bescheidener Neuanfang moglich Die Protestanten konnten jetzt ihren Glauben frei ausuben und durften nicht mehr verpflichtet werden an den katholischen Riten teilnehmen zu mussen Den Predigern die vertrieben wurden war es gestattet ins Land zuruckkehren und wieder als Seelsorger ihren Dienst zu tun In jedem Komitat durften die Protestanten zwei Kirchen ausserhalb der Stadtmauern der Ortschaften besitzen welche jedoch aus Holz gebaut sein mussten Das Gleiche galt fur die koniglichen Freistadte Bereits vorhandene Kirchen durften auch weiterhin im Besitze der Protestanten verbleiben wenn diese seit 1670 ununterbrochen von ihnen genutzt wurden Da sich jedoch im Jahre 1672 also auf dem Hohepunkt der Gegenreformation der katholische Klerus fast aller evangelischen Kirchen mit Hilfe des Militars bemachtigt hatte waren fur die Protestanten die meisten vorhandenen Kirchen fur immer verloren Somit stand auch in Pressburg den evangelischen Glaubigen keine Kirche zur Verfugung Deshalb entschloss man sich im Jahre 1682 den Auflagen des Odenburger Landtages entsprechend ausserhalb der Stadt auf der Nonnenbahn eine Holzkirche zu errichten Diese diente dem gottesdienstlichen Gebrauch der Gemeinde nahezu 100 Jahre lang Toleranzzeit Bearbeiten Mit Kaiser Josef II beginnt das Zeitalter der Aufklarung Von seiner Mutter der Kaiserin Maria Theresia wurde bereits 1773 der Jesuitenorden aufgelost Fur die Protestanten war damit die uber 200 Jahre dauernde schwerste Zeit der Verfolgungen vorbei Am 5 Oktober 1781 gab Josef II sein Toleranzpatent Edictum Tolerantiae heraus welches weitere wesentliche Religionsfreiheiten und Erleichterungen fur die Protestanten festschrieb Wesentliche Punkte des Ediktes waren Entzug der Aufsicht der Romischen Kirche uber die protestantische Geistlichkeit ab sofort sind dafur Superintendenten zustandig die Protestanten durfen Kirchen sowie ihre eigenen konfessionellen Schulen errichten und es wurde ihnen gestattet auch offentliche Amter zu bekleiden Mischehen wurden wenn auch mit Einschrankungen erlaubt nbsp Der Kanzelaltar in der ehemaligen Deutschen Evangelischen Kirche auf der Nonnenbahn heute Grosse Kirche ein Werk von Peter Bandenthaler Das Retabelbild stammt von Adam Friedrich Oeser Auf der Empore ist das Kruzifix Consummatum est Es ist vollbracht ein Hauptwerk des Pressburger Bildhauers Johann Fadrusz 1858 1903 zu sehen Die protestantischen Konfessionen wurden jedoch nur geduldet propter bonum pacis adhuc tolerata sie waren keine einverleibten Religionen religio recepta Die Geduldeten machten sich sofort an die Arbeit Gemeinden strukturierten sich neu das Gemeindeleben bekam neuen Aufschwung und es wurden neue Kirchen gebaut Im Jahre 1791 hob Kaiser Leopold II in einer Resolution die Beschrankungen fur Protestanten ganzlich auf So durfte zum Beispiel in Pressburg die 1682 gebaute deutsche Artikularholzkirche bereits vor Inkrafttreten des Toleranzpatentes 1776 durch einen massiven Kirchenneubau ersetzt werden Majestatsgesuch der Pressburger Kirchengemeinde an die Kaiserin Maria Theresia von 1774 Nur ein Jahr spater konnte bereits eine zweite Kirche ebenfalls nach Erteilung einer kaiserlichen Sondergenehmigung in Pressburg gebaut werden Bau neuer Kirchen Bearbeiten Zweite Deutsche Evangelische Kirche Grosse Kirche Bearbeiten Nachdem sich die bestehende Artikular Holzkirche in einem sehr schlechten baulichen Zustand befand stellte die Pressburger Kirchengemeinde im Februar 1774 bei Kaiserin Maria Theresia einen Antrag auf einen Neubau Im Juni 1776 wurde der Gemeinde eine Sondergenehmigung des Wiener Hofes fur den Neubau erteilt Gemass Auflagen der Baugenehmigung durfte die Kirche keinen Turm haben musste ausserhalb der Innenstadt errichtet werden der Eingang durfte nur von einer Seitengasse erreichbar sein Gemass diesen Auflagen plante der Baumeister Matthaus Walch 6 nahe der Stelle der baufalligen holzernen Artikular Kirche einen Neubau im Stil des Spatbarock mit klassizistischen Elementen Der Grundstein fur den Neubau wurde am 24 Juni 1774 gelegt Diese zweite Kirche der deutschen Evangelischen folgte einer schnorkellosen klassizistischen Linienfuhrung und ahnelt damit im Charakter wenn auch in ganz anderen Stilformen der erwahnten ersten Renaissancekirche heute Jesuitenkirche am Hauptplatz der Stadt Verwandt ist etwa das hochaufragende Dach das wiederum die Auffalligkeit eines Kirchturmes ersetzen musste der zu diesem Zeitpunkt nicht erlaubt war In strenger Reihung gliedern die Fensterachsen den puritanischen Baukorper der Kirche die eigentlich keine Hauptansicht besitzt Im Inneren atmet die Kirche den Geist eines aufklarerischen Predigtsaales dessen doppelte Emporen auch einen Hor oder Theatersaal angemessen gewesen waren 7 Einzig der Kanzelaltar ein Werk von Peter Brandenthaler mit seinem Retabelbild einem Geschenk des geburtigen Pressburger Malers Adam Friedrich Oeser des Zeichenlehrers Johann Wolfgang von Goethes darstellend das Abendmahl zu Emmaus 8 tragt bildlichen Schmuck Ansonsten ist alles auf das gesprochene Wort der Predigt ausgerichtet Der erste Gottesdienst fand in dieser Kirche am Samstag Nachmittag vor dem 1 Advent 30 November 1776 statt Die Predigt wurde von Pfarrer Michael Klein 9 1712 1782 gehalten die eigentliche Weihe des Hauses erfolgte am darauf folgenden 1 Adventsonntag 1776 durch Pfarrer Johann Ribiny Die Pressburger Zeitung schrieb am 4 Dezember 1776 wie folgt daruber An eben diesem Tage 30 November als am jungstvergangenen ersten Adventsonntage hielt die allhiesige evangelisch deutsche Gemeinde in ihrem neuen Bethause ihren ersten Gottesdienst Den Bau desselben haben Ihre k k Apostol Majestat Maria Theresia aus Landesmutterlicher Huld schon im Jahre 1774 allrgnadigst bewilliget weil das alte dessen sie sich seit 1682 bedienen zu klein baufallig taglich mehr Lebensgefahr zu drohen schien Die Vorbereitung zu dieser Andacht geschah Tages zuvor durch eine feyerliche Vesper Der W E W H Johann Ribiny hielt als erster Prediger am Einweihungstage uber Psalm 93 5 10 vor einer grossen Menge herbeygekommener Zuhorer die Hauptprredigt und dankte beym Schlusse derselben den k k Majestaten als den allerhochsten Wohlthatern mit einem ganz entzuckendem Geiste und mannlicher Beredsamkeit fur diese allerhochste Gnade welche ihn und alle seine Glaubensgenossen in eine ausserordentliche Freude versetzten Herr Johann Thomasy Chordirektor dessen musikalische Verdienste schon lange bekandt und entschieden sind wusste die gottesdienstliche Andacht durch eine ausserordentlich angenehm und liebliche Musikrecht erdenklich zu machen Den Nachmittags Gottesdienst beschloss S W Herr Michael Klein mit einer Rede uber das gewohnliche Festevangelium Das Gebaude ist unter der Oberaufsicht Sr Hochedelgeborenen Herrn v Gombosch dermahligen bestverdienten H Burgermeister und Inspektor vollzogen worden 11 nbsp Die ehemalige slawisch ungarische evangelische Kirche auf der Nonnenbahn etwa um 1930 Heute wird sie als Kleine Kirche bezeichnet Der Kirchenbau verschlang die beachtliche Summe von 46546 Gulden und 42 Kreuzer die Gelder wurden ausschliesslich aus Spenden der evangelisch lutherischen Glaubensgenossen aufgebracht 12 Die Orgeln Bearbeiten In der Grossen Kirche gab es von Anfang an eine Orgel Die erste Orgel wurde bereits 1776 vom Pressburger Orgelbauer Karl Janischek eingebaut Im 19 Jahrhundert genugte diese Orgel den Anspruchen der Kirchengemeinde nicht mehr Deshalb wurde sie abgebaut und es wurde der Wiener Orgelbauer Jacob Deutschmann mit dem Bau einer grosseren Orgel beauftragt Diese hatte 27 Register und 1602 Pfeifen Die neue nun die zweite Orgel der Kirche wurde am 13 Oktober 1839 feierlich eingeweiht Johann Nepomuk Batka d A der sich spater auch in Pressburg ansiedelte schrieb fur diese Gelegenheit ein Larghetto op 25 das wahrend der Einweihungsfeier aufgefuhrt wurde Wahrend des Ersten Weltkrieges wurde ein grosser Teil der Pfeifen requiriert und der Waffenindustrie zugefuhrt Da in den ersten Nachkriegsjahren auch kein Geld investiert werden konnte verfiel die Orgel zusehend Anfang der 1920er Jahre wurde unter aktiver Mitwirkung des damaligen Seniors der Deutschen Kirchengemeinde D Carl Eugen Schmidt uber den Bau eines neuen Instrumentes nachgedacht Die Stelle des Organisten wurde mit den bedeutenden Orgelmusiker Gustav Rhodes 13 besetzt Und im Jahre 1923 begann man in der Grossen Kirche eine neue Orgel einzubauen Sie war bereits das dritte Instrument in der Historie der Kirche Die Orgel wurde von der Firma Gebruder Rieger Jagerndorf gefertigt und von dieser auch in der Kirche eingebaut Die architektonische Gestaltung oblag dem Pressburger Architekten Christian Ludwig Das Instrument hat 62 Register 4787 Pfeifen 4 Manuale und ein Pedal Die feierliche Konsekration erfolgte am 20 Januar 1924 Am Abend dieses Tages fand auch das erste Orgelkonzert auf den neuen Instrument statt das von den beruhmten Hamburger Organisten Alfred Sittard gegeben wurde Gestiftet wurde die Orgel von der deutschen Winzer Weingartner Familie Schwanzer 14 Oberhalb des Spieltisches befindet sich folgende deutsche Inschrift Der Deutschen Evangelischen Kirche A B zu Pressburg zur Ehre Gottes und zur Erbauung der Gemeinde gewidmet von den Geschwistern Schwanzer 1923 Zwischen den beiden Weltkriegen war es das grosste Instrument seiner Art in der gesamten damaligen Tschecho Slowakei und deshalb diente es nicht nur fur den gottesdienstlichen Betrieb sondern war auch ein beliebtes Konzertinstrument Nach dem Zweiten Weltkrieg und in der Zeit der kommunistischen Herrschaft konnten in die Orgel keinerlei finanziellen Mittel investiert werden wodurch das Instrument in einem desolaten Zustand geriet Erst nach der Wende wurde mit Renovierungsarbeiten begonnen Im Jahre 2010 wurde die inzwischen in Osterreich ansassige Firma Rieger mit einer Generalreinigung und Renovierung der Orgel beauftragt Sie gehort zu den grossten Orgeln in der gesamten Slowakei und wird nicht nur fur gottesdienstliche Zwecke sondern auch fur Orgelkonzerte genutzt Das inzwischen uber 90 Jahre alte Instrument steht heute unter Denkmalschutz Die slawisch ungarische Kirche Kleine Kirche Bearbeiten Rund um die Strassenzuge Nonnenbahn und Lyzeumgasse entstand das neue evangelische Viertel von Pressburg mit dem ebenfalls von Walch errichteten Evangelischen Lyzeum und der Grossen Kirche unmittelbar benachbart fand auch die Kirche der Slowaken und Ungarn ihren Standort die heute als Kleine Kirche bezeichnet wird Sie scheint sich noch ganz zwischen den Hauserzeilen zu verstecken und ist ausserlich als Kultgebaude nicht auszumachen Beide Kirchen erfuhren spater keine Sakralisierung und auch ein Turm blieb ihnen versagt weshalb sie ihr ursprungliches Aussehen treu bewahrt haben Die Kleine Kirche steht genau an der Stelle der inzwischen abgerissenen holzernen Artikularkirche Auch fur diese Kirche wurde eine Sondergenehmigung von Maria Theresia erteilt datiert zu Wien am 24 Februar 1777 Der Bau von den Baumeistern Mathias Walch und Franz Carl Romisch realisiert wurde am 8 November 1777 fertig gestellt Die feierliche Einweihung erfolgte am 1 Adventsonntag 1777 30 November 1777 Der Bau kostete 7167 Gulden und 81 Kreuzer 12 Die Gelder wurden ebenfalls ausschliesslich aus Spenden der Glaubigen aufgebracht Die Orgel der Kleinen Kirche wurde 1878 vom Orgelbauer Martin Sasko aus Birkenhain slow Brezova pod Bradlom errichtet und nach dem Ersten Weltkrieg von den Pressburger Orgelbauer Konstantin Bendar umgebaut Es handelt sich um ein einfaches Instrument mit einem Manual und einem Pedal Orthodoxie Pietismus Rationalismus Bearbeiten nbsp Matthias Bel war von 1719 bis 1749 erster Prediger der Deutschen Evangelischen Kirchengemeinde in Pressburg Stich von Johann Jacob Haid Nachdem der Protestantismus die schwerste Zeit seines Uberlebenskampfes bestanden hatte machten sich im 18 und beginnenden 19 Jahrhundert verschiedene religiose Stromungen breit die den Glaubigen Altungarns die Religionsauffassung erschwerten und unter den Theologen zur Existenzfrage stilisiert wurden Einerseits war es der religiose Konfessionalismus der weltfremd und bezugslos die Thesen der lutherischen Orthodoxie inhaltsleer vortrug Die beiden anderen Stromungen wurden aus Deutschland importiert Die eine war der von Georg Friedrich Seiler 1733 1807 begrundete Rationalismus Vernunftsglauben die andere der Pietismus des Frankfurter Pfarrers Philipp Jakob Spener welcher uber den an der Universitat Halle S wirkenden August Hermann Francke und dessen Theologiestudenten nach Altungarn kam Als die damalige evangelische Kirche im starren Lehrsystem des von der Vernunft herruhrenden Rationalismus einzufrieren drohte rief Spener alle auf die mit Ernst Christen sein wollen zu einem Christentum des Herzens und der Tat Spener Francke und ihre Anhanger wurden von den Gegnern verachtlich Frommler d h Pietisten genannt aber im Laufe des 19 Jahrhunderts erwarb sich die Theologie des Pietismus einen sehr guten Klang und wurde somit zu dieser positiven Glaubensrichtung als welche wir sie heute kennen Kein Wunder also dass die evangelischen Glaubigen vom Pietismus angesprochen wurden dessen Hauptvertreter in Pressburg sass Matthias Bel Er hatte bei August Hermann Francke in Halle studiert und den Pietismus sozusagen am Ursprungsort eingesogen Seit 1719 war er erster Prediger der Deutschen Evangelischen Gemeinde Pressburgs und entwickelte sich zu einem der bedeutendsten Theologen und Historiker seiner Zeit Bel fragte nicht nach theologischer Korrektheit sondern nach Auswirkungen des Glaubens im alltaglichen Leben Der Glaube des Einzelnen sollte in der Liebe tatig sein das war jetzt der Schwerpunkt kirchlicher Verkundigung und Lehre und des Gemeindelebens Jedoch bis in die erste Halfte des 19 Jahrhunderts wurden die Fragen der Religionsstromungen unter Theologen aber auch unter den Laien heftig diskutiert und der Kampf um die reine Lehre ist mit grossem Einsatz ausgetragen worden In Altungarn wurde in der Synode von Rosenberg 1707 der an der Universitat Halle S gelehrte Pietismus in einem separaten Artikel ausdrucklich verurteilt und abgelehnt In den Gemeinden Altungarns herrschte allgemein der Rationalismus der Aufklarung vor Gottesdienste wurden zu reinen Predigtgottesdiensten umgestaltet die alten traditionsreichen Kirchenlieder wurden vernunftig gemacht und sogar Lutherlieder aus den Gesangbuchern verbannt Nur ganz langsam und mit zeitlicher Verzogerung gegenuber Deutschland wird der Rationalismus der Aufklarung auch in Altungarn uberwunden und allmahlich wirkte sich die kirchliche Erneuerung belebend auf das erkaltete Gemeindeleben aus 15 Das 19 Jahrhundert Bearbeiten Im beginnenden 19 Jahrhundert dem Zeitalter des Liberalismus war die Periode der grossten Verfolgungen uberstanden Durch die Gegenreformation wurde die Zahl der Protestanten im Konigreich Ungarn auf nahezu ein Zehntel dezimiert Am Anfang des 19 Jahrhunderts wurden die Lutheraner auf etwa 830 000 geschatzt die bis 1918 in vier Kirchendistrikten der Ungarlandischen Evangelischen Kirche A B zusammengeschlossen waren Den grossten Anteil bildeten mit etwa 440 000 die Slowaken vor allem in den Komitaten Liptau und Turz die Deutschen zahlten etwa 200 000 und die Ungarn 180 000 Mitglieder Das deutsche Luthertum war uberwiegend im Nordwesten des Landes und zwar in den Komitaten Raab Odenburg Eisenburg und der Zips sowie der Stadt Pressburg und Umgebung angesiedelt wo es auch die grosste Kirchengemeinde mit rund 5000 Mitgliedern gab Die Deutsche Pressburger Kirchengemeinde A B gehorte innerhalb der Ungarnlandischen Evangelischen Kirche A B verwaltungsmassig zum Evangelischen Kirchendistrikt fur Cisdanubien Als 1840 der damalige Generalinspektor der Lutherischen Landeskirche Graf Karl Zay 1797 1871 nach dem Muster der Evangelischen Kirche der altpreussischen Union 1817 den Versuch unternahm die Lutheraner und Reformierten in einer Union zusammenzufassen scheiterten seine Bestrebungen am heftigen Widerstand der evangelischen Gemeinden da die Lutheraner Ungarn den Reformierten zahlenmassig weit unterlegen waren 15 Auch die Evangelische Kirchengemeinde in Pressburg stellte sich gegen die Bildung einer Union nach preussischem Muster Kirchenpolitische Auseinandersetzungen nach Grundung der Tschechoslowakei 1918 Bearbeiten Nach Grundung der Tschechoslowakei im Jahre 1918 wurde die Organisation der Ungarlandischen Evangelischen Kirche A B zerstort eine Neuorganisation musste gefunden werden Eine Reihe massgebender evangelischer Slowaken die gleichzeitig gluhende slowakische Patrioten waren wollten moglichst schnell neue Strukturen schaffen Deshalb baten sie den damals massgebenden Minister mit Vollmacht fur die Verwaltung der Slowakei Vavro Srobar die Neuorganisation von Staats wegen in die Hand zu nehmen Dieser setzte durch die Verordnungen vom 30 Januar und 7 Februar 1919 die bisherige Autonomie ausser Kraft indem er die hoheren Presbyterien und Kirchenkonvente aufloste Bischofe Inspektoren und Senioren ihrer Amter entsetzte zwei Kirchendistrikte organisierte und einen Generalkirchenrat einsetzte der nur aus Slowaken bestand Dieser ernannte am 2 April 1919 die Distriktualkirchenrate bischofliche Amtsverweser und Inspektoren sowie die Senioren Die Pressburger Evangelische Kirchengemeinde immerhin zahlenmassig die grosste Kirchengemeinde in der Slowakei erfuhr von alledem beilaufig aus der Zeitung Sie protestierte vor allem gegen die Aufhebung der kirchlichen Autonomie Als aber in der ersten Synode im neuen Staat am 19 Januar 1921 in Trentschin Teplitz uberhaupt keine Rucksicht auf Minderheitenrechte genommen wurde und die Deutschen standig uberstimmt wurden beschloss Pressburg den Austritt aus der Evangelischen Kirche A B in der Slowakei und erklarte den Beitritt zu der Deutschen Evangelischen Kirche Bohmen Mahren und Schlesiens mit Sitz in Gablonz Dieser Beschluss wurde nicht genehmigt und alle Staatszuschusse gesperrt Unter diesen Druck musste Pressburg seinen Wiedereintritt in die Evangelische Kirche Evangelische Kirche A B in der Slowakei erklaren allerdings mit 11 Vorbehalten Einer dieser Vorbehalte war die Bildung eines Deutschen Kirchendistrikts Tatsachlich kam es dann am 12 Dezember 1923 immerhin zur Bildung eines Deutschen Seniorats Pressburg dem die deutschen Gemeinden Pressburgs und der Umgebung angehorten nbsp Die Pfarrerschaft der Deutsch Ungarischen Kirchengemeinde zu Pressburg Ende der 20er Jahre des 20 Jahrhunderts V l n r Adolf Okalyi D Heinrich Prohle Senior Carl Eugen Schmidt Wilhelm Ratz In der Stadt Pressburg verlief die Neuordnung etwas anders Es bildete sich eine slowakische Kirchengemeinde mit etwa 1600 Seelen und eine deutsch ungarische Gemeinde mit etwas uber 8000 Seelen Die wirtschaftliche Trennung zog sich bis zum 3 Dezember 1928 hin wobei das Vermogen etwa im Verhaltnis 4 5 zu 1 5 aufgeteilt wurde 16 Das Pressburger Diakonissenheim sowie zahlreiche Immobilien verblieben bis 1945 in den Handen der Deutschen Evangelischen Kirchengemeinde Die Pressburger deutsch ungarische Gemeinde wurde durch vier Pfarrherren betreut Senior Carl Eugen Schmidt war erster deutscher Prediger der Gemeinde seit 1890 neben ihm versahen Pfarrer Heinrich Prohle seit 1905 und Pfarrer Wilhelm Ratz seit 1910 ihren Dienst in der Deutschen Gemeinde Fur den ungarischen Teil der Gemeinde war Pfarrer Adolf Okalyi 1940 zustandig Okalyi war in der Gemeinde seit 1911 tatig bis zum Zusammenbruch der Donaumonarchie vorwiegend fur die Slowaken und danach bis zum Jahre 1937 fur die Ungarn Als sich Okalyi in den Ruhestand begab ubernahm der ungarische Pfarrer Janos Endreffy dieses Amt und ubte es bis 1945 aus In ihren Gaben und Interessen hatten die Pfarrer unterschiedliche Schwerpunkte und erganzten sich dadurch gut Das zeigt sich beispielhaft in ihrem Wirken an der Pressburger Theologischen Akademie an die sie neben ihrem Pfarramt berufen wurden Carl Eugen Schmidt war bis 1919 fur die Praktische Theologie zustandig Heinrich Prohle leitete bis zum Ende des Ersten Weltkrieges das Katechetische Seminar Und Pfarrer Ratz wurde 1935 zum vortragenden Lehrer fur homiletische und liturgische Vorlesungen ernannt Die Zeit des Nationalsozialismus und der Zweite Weltkrieg Bearbeiten Auf gesamtkirchlichem Gebiet wurde die Zusage einer Bildung eines Deutschen Distrikts von slowakischer Seite verzogert Erst 1937 wollte der Generalkonvent daruber entscheiden aber da war es schon zu spat die Politik war uber die kirchlichen Gesprache hinweggegangen Die nationalsozialistischen Krafte forderten inzwischen eine eigene Landeskirche 1939 wurde die Deutsche Evangelische Kirche A B in der Slowakei gegrundet 1942 wurde sie staatlich genehmigt und Johannes Scherer als Bischof eingefuhrt Trotz dieser Storungen von aussen musste das Gemeindeleben weitergehen Senior Schmidt versuchte den Stromungen des Nationalsozialismus entgegenzutreten Bereits 1935 wandte er sich im Evangelischen Gemeindeblatt gegen die Errichtung einer Reichskirche in Deutschland mit Reichsbischof Ludwig Muller an der Spitze und dessen Parole Ein Volk eine Kirche Schmidt Der Nationalsozialismus wolle die Germanisierung der Kirche Und das sichtbare Ziel sei und jetzt wird Schmidt bitter sarkastisch die von oben her befohlene mit dem Staate gleichgeschaltete evangelische Kirche die grosse herrliche Reichskirche mit dem nicht minder grossen herrlichen Reichsbischof an der Spitze der sich mit Stab und mit einem Ministerium umgab und lustig Kirchengesetze fabrizierte Darunter Gesetze wie den torichten Arienparagraphen mit dem sich diese bekenntnislose Allerweltkirche doch wieder von der Gesamtkirche ausschloss Denn dieser Paragraph setzt an Stelle des Sakraments der Taufe und des vom Heiligen Geist gewirkten Glaubens an Jesus Christus die Zugehorigkeit zu einer Rasse als Bedingung des Eintritts in die christliche Gemeinde voraus Solche Warnungen mogen manche Kirchenmitglieder nachdenklich gemacht haben Viele unter ihnen waren treue Gemeindemitglieder aber auch Mitglieder in der Karpatendeutschen Partei KdP Nur dass diese Partei im Laufe der Zeit nationalsozialistisch unterwandert wurde merkten viele erst zu spat Wahrend der Sudetenkrise wurde die im September 1938 KdP verboten kurze Zeit spater wurde an ihrer Stelle die nationalsozialistische Deutsche Partei gegrundet die den Anspruch erhob alle Deutschen in der Slowakei zu vertreten Die Pfarrherren der deutsch ungarischen Pressburger Gemeinde genossen ein solches Ansehen unter der Bevolkerung der Stadt dass die Nazis es nicht wagten gegen sie vorzugehen Keiner der Pfarrer hat mit der Deutschen Partei kollaboriert Das mag auch der Grund gewesen sein weshalb keiner der deutschen Pfarrer der Pressburger Gemeinde beim Heranrucken der Ostfront trotz der angeordneten Evakuierung der Deutschen Pressburg nicht verlassen hatte Ende der Deutschen Gemeinde Bearbeiten Am 4 April 1945 wurde Pressburg durch die Rote Armee befreit Viele Pressburger Gemeindeglieder fluchteten in Richtung Westen aber der grossere Teil wurde anhand der Benes Dekrete zwangsweise ausgesiedelt und uber ganz Osterreich und vor allem Deutschland verstreut Die Deutsche Evangelische Kirche A B in der Slowakei wurde aufgelost und das Kirchenvermogen ging in das Eigentum der Slowakischen Evangelischen Kirche ECAV uber Die etwa 10 bis 15 der Deutschsprachigen die in der Stadt blieben wurden zunachst durch die daheim gebliebenen deutschen Pfarrer betreut Etwa ab 1949 waren wieder in Bratislava deutsche evangelische Gottesdienste erlaubt die nun in der Kleinen Kirche gehalten wurden Nach dem Tode des letzten deutschen Pfarrers Wilhelm Ratz 1952 wurde der Rest der Gemeinde durch den slowakischen Pfarrer Juraj Holcik 1903 1984 betreut Holcik ein geburtiger Pressburger studierte in Erlangen evangelische Theologie und sprach ein Deutsch auf Mutterspracheniveau Er war es der sich bis zu seinem Tode dieses kleinen Haufleins der noch in der Stadt lebenden evangelischen Deutschen annahm 17 Nach seinem Tode konnte in Bratislava von einer Deutschen Gemeinde nicht mehr die Rede sein Aber es werden auch gegenwartig von den slowakischen Ortspfarrern ohne Unterbrechung deutsche Gottesdienste angeboten die jedoch inzwischen von Angehorigen der in der Stadt beschaftigten deutschen Firmen oder aber auch von Touristen besucht werden Bedeutende Prediger der Deutschen Evangelischen Kirchengemeinde A B Auswahl BearbeitenSimon Heuchelin 1577 1621 Josua Wegelin 1604 1640 David Titius 1619 1679 Anton Reiser 1628 1686 Georg Friedrich Schnaderbach 1669 1716 Matthias Bel 1684 1749 Michael Klein 1712 1782 Johannes Ribiny 1722 1788 Daniel von Crudy 1735 1815 Wilhelm Josef Jarius 1772 1843 Franz Samuel Stromszky 1792 1861 Johann Christian Tremmel 1773 1845 Paul Razga 1798 1849 Carl August Raabe 1804 1878 Ludwig Geduly 1815 1890 Gustav Ebner 1846 1925 Carl Eugen Schmidt 1865 1948 Heinrich Friedrich Wilhelm Prohle 1870 1950 Wilhelm Ratz 1882 1952 Struktur und Aufbau der Evangelischen Kirche in Pressburg BearbeitenDie Evangelisch lutherische Kirche in Konigreich Ungarn war vollig anders aufgebaut als Kirchen in Deutschland Diese waren und sind von oben nach unten konzipiert die romisch katholische Kirche sowieso und die evangelischen Kirchen entstanden ja auch als Landeskirchen mit Landesherrlichen Konsistorium das ein strenges Kirchenregiment fuhrte und weitgehend heute noch fuhrt Die Evangelische Kirche in Altungarn war nach einer ersten Blutezeit ab etwa 1674 eine unterdruckte Kirche Als der Odenburger Landtag 1681 und erst recht durch das Toleranzpatent Kaiser Joseph II 1781 Duldung eintrat musste sich die evangelische Kirche getrennt von Staat und Kommunen eigenstandig von unten her aufbauen So wurde der Konvent die Gesamtheit der Wahlberechtigten zur wichtigsten Entscheidungsinstanz Der Konvent wahlte einen Kircheninspektor meist eine angesehene Personlichkeit aus Adel Verwaltung oder Wirtschaft der die Gemeinde leitete der auch den Konvent einberief Dem Konvent wurden auch die Vorschlage fur die Pfarrerwahl eingereicht und der Gemeindekonvent allein entschied die Wahl eine vorgesetzte Behorde hatte damit nichts zu tun Der Konvent wurde in der Regel nur einmal jahrlich einberufen es sei denn es bestand eine besondere Notwendigkeit wie eine Pfarrerwahl Fur die Zwischenzeit wahlte der Konvent ein Presbyterium das die laufenden Geschafte erledigte Die einzelnen Presbyter wurden in verschiedene Ausschusse gewahlt Wichtig war vor allem der Verwaltungsausschuss der die Finanzgeschafte der Gemeinde zu erledigen hatte Der Vorsitzende dieses Ausschusses wurde Kurator genannt Da alle diese Amter ehrenamtlich ausgeubt wurden musste die Gemeinde nur die Angestellten bezahlen die die Arbeiten ausfuhrten So konnten Kirchenabgaben der Gemeindeglieder verhaltnismassig niedrig gehalten werden und das meiste Geld in die Gemeindearbeit gesteckt werden Literatur BearbeitenKurze Geschichte der evangelisch lutherischen Kirche in Ungarn Gottingen 1794 online Adalbert Hudak Die Kirche unserer Vater Stuttgart 1953 Anton Klipp Fragmente zur Geschichte des Protestantismus in Altungarn in Karpatenjahrbuch 2006 Jg 57 Stuttgart 2005 ISBN 80 88903 78 5 Anton Klipp Pressburg Neue Ansichten zu einer alten Stadt Karpatendeutsches Kulturwerk Karlsruhe 2010 ISBN 978 3 927020 15 3 Anton Klipp Die Habsburger und die Anfange der Reformation in Pressburg in Karpatenjahrbuch 2017 Jg 68 Stuttgart 2016 ISBN 978 80 8175 021 2 Andreas Metzl und Mitarbeiter Unvergessene Frommigkeit Die letzten deutschen evangelischen Kirchengemeinden in der Slowakei Acta Carpatho Germanica XXII SNM Museum Bratislava 2016 C E Schmidt S Markusovssky G Ebner Geschichte der evangelischen Kirchengemeinde A B zu Pressburg 2 Bde Pozsony 1906 Reiner Sorries Von Kaisers Gnaden protestantische Kirchenbauten im Habsburger Reich Koln Weimar Wien 2008 ISBN 978 3 412 20154 8 Roland Steinacker Desider Alexy 350 Jahre Evangelische Kirche in Pressburg Stuttgart 1956 P Rainer Rudolf Eduard Ulreich Karpatendeutsches Biographisches Lexikon Arbeitsgemeinschaft der Karpatendeutschen aus der Slowakei Stuttgart 1988 ISBN 3 927096 00 8 Weblinks BearbeitenGeschichte der lutherischen Kirche in Ungarn Reinmundus Rimandus Pressburger Schul und Kirchenverlust erschienen A D 1673 Das Exemplar befindet sich in der Bayerischen Staatsbibliothek Munchen Einzelnachweise Bearbeiten a b Anton Klipp Pressburg S 57f Anton Klipp Die Habsburger und die Anfange der Reformation in Pressburg S 75ff Siegfried von Kollonich gehorte der ursprunglich aus Kroatien stammenden Adelsfamilie Kollonitz von Kollograd an Geschichte der evangelischen Kirchengemeinde A B zu Pozsony Pressburg Pozsony 1906 Band 1 Seite 91 a b Geschichte der evangelischen Kirchengemeinde A B zu Pressburg 1906 Bd 1 S 152 bis 155 Matthaus Walch wurde in Bosing geboren Er war der einzige namhafte Baumeister des 18 Jahrhunderts der aus der Umgebung von Pressburg stammte 1757 liess er sich in Pressburg nieder 1776 erbaute er die Grosse Deutsche evangelische Kirche auf der Nonnenbahn Ausserdem erbaute er das Ordenshaus der Jesuiten das alte Stadtische Theater in Pressburg sowie die Pressburger Palaste der Adelsfamilien Erdody und Illeshazy Sein Schaffen stand unter den Einfluss F A Hillebrands Quelle Karpatendeutsches Biographisches Lexikon Stuttgart 1988 S 343 Reiner Sorries Von Kaisers Gnaden S 177f Nach dem Lukas Evangelium die Szene bezieht sich auf Lk 24 30 32 LUT Michael Klein 14 September 1712 in Wagendrussel Komitat Zips Konigreich Ungarn 8 Marz 1782 in Pressburg war der 40 in der Reihenfolge der Pfarrer in der Deutschen Evangelischen Kirchengemeinde A B zu Pressburg Er war Sohn eines evangelischen Pfaffers studierte Theologie an der Universitat in Jena Ab 1762 bis zu seinem Tode wirkte er als Seelsorger in Pressburg Deine Zeugnisse sind wahrhaftig und gewiss Heiligkeit ist die Zierde deines Hauses Herr fur alle Zeit Lutherbibel 2017 Pressburger Zeitung Mittwoch 4 Dezember 1776 S 5f a b Angaben aus Quellen der Evangelischen Kirche Augsburger Bekenntnisses in der Slowakei Evanjelicka cirkev augsburskeho vyznania na Slovensku ECAV Gustav Rhodes war ein Schuler des beruhmten Orgelkunstlers und Hamburger Kantors Alfred Sittard Die Orgel kostete eine enorme Summe von 400 000 Kronen die Familie Schwanzer spendete den halben Betrag dieser gewaltigen Summe a b Anton Klipp Zur Geschichte des Protestantismus S 57ff Nach einem Vortrag gehalten von Pfarrer Andreas Metzl Die letzten funfzig Jahre der Deutschen Evangelischen Kirchengemeinde Pressburg in Bernried Starnberger See am 11 April 2017 Anton Klipp In memoriam Juraj Holcik zum 10 Todestag In Karpatenpost Stuttgart Jg 45 Juni 1994 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Deutsche Evangelische Kirchengemeinde A B zu Pressburg amp oldid 238147694