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Die Wiener Doppelhochzeit im Rahmen des von Historikern so bezeichneten Ersten Wiener Kongresses oder Wiener Furstentags 17 Juli bis 29 Juli 1515 wurde am 22 Juli 1515 gefeiert Vaclav Brozik Tu felix Austria nube 1896 Belvedere Wien Doppelhochzeit von Kaiser Maximilian I kniend mit Anna von Ungarn mit Brautschleier sowie Maria von Habsburg mit Ludwig II von UngarnHolzschnitt von Albrecht Durer v l n r Kaiser Maximilian I seine Enkelin Maria Ludwig II von Ungarn neben seinem Vater Konig Vladislav II von Ungarn seine Tochter Anna und sein Bruder Konig Sigismund I von PolenBei der Wiener Doppelhochzeit wurden Ludwig II von Ungarn 1506 1526 der Sohn Vladislav II Konig von Bohmen Kroatien und Ungarn mit Maria von Habsburg 1505 1558 einer Enkelin Kaiser Maximilians I sowie Kaiser Maximilian 1459 1519 letztlich stellvertretend fur seinen Enkel Ferdinand I 1503 1564 mit Anna von Ungarn 1503 1547 vermahlt Die Wiener Doppelhochzeit muss historisch im Lichte der Bedrohung durch das Osmanische Reich die Turken gesehen werden das sich seit der Eroberung von Konstantinopel 1453 am Balkan Richtung Ungarn und Osterreich ausbreitete Ein wichtiges Ziel bestand in der Festlegung einer einheitlichen Politik der osteuropaischen Machte gegen die Turkengefahr Die Verhandlungen hierzu wurden am 22 Juli 1515 erfolgreich abgeschlossen und die Friedensvereinbarungen wurden durch die beiden Heiratsvertrage besiegelt Inhaltsverzeichnis 1 Habsburgische Hausmachtpolitik 2 Die Doppelhochzeit in Wien 3 Politische Folgen 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 Anmerkungen 8 EinzelnachweiseHabsburgische Hausmachtpolitik BearbeitenMaximilian hatte schon im Jahre 1496 durch eine doppelte Hochzeit die Position der Habsburger als europaische Grossmacht starken konnen Damals heiratete sein Sohn Philipp die spanische Infantin Johanna von Kastilien wahrend seine Tochter Margarete mit dem spanischen Thronfolger Juan verheiratet wurde Damit gewannen die Habsburger den spanischen Konigsthron und gleichzeitig die Herrschaft uber die spanischen Kolonialgebiete 1 Im Jahre 1504 begann er auch seine ostlichen Nachbarn durch Heiratsvertrage an sich zu binden Er handelte mit dem Konig von Ungarn und Bohmen Vladislav II ein Eheversprechen fur dessen eben geborene Tochter Anna mit einem seiner Enkel aus Als Annas Mutter wieder schwanger wurde arrangierte er die Verlobung seiner Enkelin Maria 1505 1558 mit dem noch ungeborenen Kind fur den Fall dass das Kind ein Junge werden wurde Tatsachlich wurde am 1 Juli 1506 Marias zukunftiger Ehemann Ludwig Jagiello spater Ludwig II geboren Die Doppelhochzeit in Wien BearbeitenDas zwolftagige Fest verschlang wahre Unsummen etwa 200 000 Gulden Anm 1 Bis knapp vor Beginn der Feierlichkeiten kampfte Kaiser Maximilian mit seinem Augsburger Kreditgeber Jakob Fugger um einen Kredit Schliesslich gewahrte der Kaufmann dem Kaiser doch noch ein Darlehen von 54 000 Gulden da er im Falle eines Streits zwischen Habsburgern und Jagiellonen um seine Bergwerke in Oberungarn bangen musste im Gegenzug dafur musste der Kaiser ihm die Ausbeute der Tiroler Kupferminen fur 6 Jahre abtreten 2 Nachdem die Finanzierung der Grossveranstaltung gesichert war zogen am 17 Juli 1515 die drei Herrscher Kaiser Maximilian Vladislav Konig von Bohmen Kroatien und Ungarn und dessen Bruder Sigismund Konig von Polen und Grossfurst von Litauen unter dem Jubel der Wiener Bevolkerung in die Stadt ein Am 20 Juli begannen die offiziellen Verhandlungen uber die Heiratsvertrage Dem neunjahrigen Prinzen Ludwig setzte Maximilian dabei eine besondere Geste Er adoptierte ihn am 20 Juli an Sohnes statt und bestellte ihn zum Generalvikar des Deutschen Reiches sowie zum Erben der Kaiserwurde ein geschickter Schachzug mit dem der Kaiser zwar gegen geltendes Reichsrecht verstiess der gleichzeitig dem Habsburger jedoch formal die Moglichkeit gab sich im Falle des Falles in die ungarischen Angelegenheiten einzumischen 2 Bei den eigentlichen Verhandlungen uber die Heiratsvertrage war Maximilian jedoch in der peinlichen Lage dass er noch keine bindende Zusage fur einen seiner beiden Enkel machen konnte Karl sollte Mary Tudor die Schwester Heinrichs VIII von England heiraten und Ferdinand war in Spanien bei seinem Grossvater Ferdinand II von Aragon der wohl eigene Heiratsplane hatte Also erklarte Maximilian dass er Anna in Stellvertretung seiner Enkel heiraten werde Sollte ein Ehevertrag mit einem seiner Enkel binnen eines Jahres nicht zustande kommen wurde er Anna selbst zur Frau nehmen So fungierte Anna zugleich als jungfrauliche Ehefrau und politische Blanko Braut 3 Die glanzvolle Doppelhochzeit wurde am 22 Juli 1515 im Wiener Stephansdom gefeiert Anwesend waren die Gesandten aller europaischen Staaten und der Hochadel des Heiligen Romischen Reiches Zunachst liess sich der 56 jahrige Kaiser mit der 12 jahrigen Anna trauen und Kaiser Maximilian versprach Anna Wiewohl wir Itzt Euer Liebden das Wort gegeben dass Ihr Unser Gemahlin sein sollet so ist doch solches geschehen im Namen Unserer beiden abwesenden Enkel und in der Meinung Euer Liebden an einen von denselben zu vermahlen den wir auch hiermit Euch ehelich versprechen Und weil mein Enkel Carl die Konigreiche Castillien und Arragonien sein Bruder Ferdinand aber das Konigreich Neapel zu erben und zu erwarten hat so erklaren und nennen wir hiemit Euer Liebden eine Konigin und wollen Euch zu einer solchen gekronet haben Anschliessend wurden der 9 jahrige Ludwig und die 9 jahrige Maria getraut Das Hochzeitsfest dauerte bis zum 29 Juli am 3 August besiegelten die drei Herrscher einen offiziellen Freundschaftsvertrag Der Ehevertrag uber die Vermahlung von Anna mit Ferdinand wurde vor Ablauf eines Jahres geschlossen Die Hochzeit fand jedoch erst sechs Jahre nach dem Wiener Grossereignis am 26 Mai 1521 in Linz statt Diese Ehe wurde eine der glucklichsten in der Geschichte der Familie Habsburg 3 Politische Folgen BearbeitenUngarn wurde 1526 vom Osmanischen Reich erobert wobei Ludwig II sein Leben verlor In Osterreich konnte Ferdinand der Anna geheiratet hatte der Belagerung standhalten nach dem Tod Ludwigs II war er formal auch Herrscher uber das osmanisch eroberte Ungarn wo von den Osmanen jedoch Ludwigs Onkel Johann Zapolya zum Konig ausgerufen wurde Insofern wurde durch diese Hochzeiten der Grundstein der Donaumonarchie gelegt die sich spater als Osterreich Ungarn zur europaischen Grossmacht entwickelte Siehe auch BearbeitenHeiratspolitik der HabsburgerLiteratur BearbeitenHermann Wiesflecker Kaiser Maximilian I Oldenbourg Munchen 1971 1986 5 Bande Standardwerk Hermann Wiesflecker Maximilian I Die Fundamente des habsburgischen Weltreiches Verlag fur Geschichte und Politik Wien Munchen 1991 ISBN 3 7028 0308 4 Manfred Hollegger Maximilian I 1459 1519 Herrscher und Mensch einer Zeitenwende Kohlhammer Stuttgart 2005 ISBN 3 17 015557 1 Heinrich Ulmann Maximilian I romischer Konig und Kaiser In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 20 Duncker amp Humblot Leipzig 1884 S 725 736 Hermann Wiesflecker Maximilian I In Neue Deutsche Biographie NDB Band 16 Duncker amp Humblot Berlin 1990 ISBN 3 428 00197 4 S 458 471 Digitalisat Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Maximilian I Album mit Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikisource Maximilian I Quellen und Volltexte Regesten Maximilians I 1486 1493 1519 Literatur von und uber Maximilian I im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Wiener Doppelhochzeit in der Deutschen Digitalen BibliothekAnmerkungen Bearbeiten Ein Gulden fiorino d or bestand aus 3 54 g Feingold Der heutige 2015 Goldpreis von 200 000 Gulden liegt somit bei rd 25 Mio EuroEinzelnachweise Bearbeiten Hermann Wiesflecker Maximilian I In Neue Deutsche Biographie NDB Band 16 Duncker amp Humblot Berlin 1990 ISBN 3 428 00197 4 S 458 471 Digitalisat hier S 463 a b Johannes Sachslehner Schicksalsorte Osterreichs Wien 2009 ISBN 9783222132780 S 71 77 a b Stephan Vajda Die grosse Geschichte Osterreichs Stuttgart 1984 S 210 ISBN 3870702133 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wiener Doppelhochzeit amp oldid 231387470