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Polykarp von Leyser der Altere 18 Marz 1552 in Winnenden 22 Februar 1610 in Dresden auch Polykarp Leyser I war ein lutherischer Theologe Superintendent von Braunschweig Generalsuperintendent des sachsischen Kurkreises Professor der Theologie in Wittenberg kursachsischer Oberhofprediger und Konsistorialrat von Sachsen Polykarp Leyser d A 1602Portrat des alten Leyser Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Bildungsweg 1 2 Wittenberger Zeit 1 3 Braunschweiger Zeit 1 4 Dresdner Zeit 2 Leyser als Autor 2 1 Schriften 3 Fazit 4 Familie 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenBildungsweg Bearbeiten Polykarps Vater Magister Kaspar Leyser 20 Juli 1526 Ende 1554 in Nurtingen war Pfarrer in Winnenden spater in Nurtingen Er trat an der Seite von Jacob Andreae dafur ein die Kirchenzucht ganzlich in die Hande der Pfarrer zu legen was auf Einrichtung von Gemeindekonsistorien hinausgelaufen ware Dabei unterhielten beide Kontakt zu Johannes Calvin der ihren Vorstellungen jedoch reserviert gegenuberstand Immerhin gelang es ihnen die Zustimmung des Herzogs Christoph von Wurttemberg zu erhalten Auf Betreiben von Johannes Brenz schlug dieses Ansinnen jedoch fehl der davor warnte die in der Wurttemberger Territorialkirche zentralisierte Kirchenzucht aufzugeben Polykarp Leysers Mutter Margarethe war eine Tochter des Tubinger Kaufmanns Johannes Entringer und eine Schwagerin Jakob Andreaes Nachdem Kaspar Leyser 1554 gestorben war heiratete seine Witwe schon bald Lucas Osiander den Alteren 1556 verzog die Familie nach Blaubeuren wo Leyser die Klosterschule besuchte und mit den drei Sohnen seines Stiefvaters aufwuchs 1562 ubersiedelte er auf das Stuttgarter Padagogium Nach dem Tod seiner Mutter 1566 entsandte ihn sein Stiefvater auf die Universitat Tubingen wo er als herzoglicher Stipendiat protestantische Theologie studierte In Tubingen lernte er Agidius Hunnius kennen mit dem ihn bald eine tiefe Freundschaft verband 1570 erwarb er den akademischen Grad eines Magisters und wurde kurz darauf Stiftsrepetent Theologisch beeinflusst wurde er wahrend dieser Zeit vor allem von Jacob Heerbrand Andreae und Dietrich Schnepf Leyser zeichnete sich durch hervorragende Prufungsergebnisse aus Daher liess ihn Andreae 1572 bereits offentlich uber die Rechtfertigungslehre disputieren Anfang des Jahres 1573 ordinierte man ihn und er ubernahm ein Pfarramt im niederosterreichischen Gollersdorf Hier trat er mit dem kaiserlichen Rat und Erbtruchsess Michael Ludwig von Puchheim 1512 1580 in Verbindung der ihn mit dem Hofleben unter Maximilian II vertraut machte Alsbald wurde man auf ihn in Graz aufmerksam und wollte ihn fur dortige Aufgaben gewinnen jedoch rieten Osiander und Puchheim ab Stattdessen ging er zuruck nach Tubingen wo er am 16 Juli 1576 gemeinsam mit seinem Freund Hunnius zum Doktor der Theologie promovierte Zunachst hatte Leyser nur geringe Berufsaussichten was sich jedoch schon bald andern sollte Wittenberger Zeit Bearbeiten In Wittenberg hatte es an der Universitat durch die Auseinandersetzungen um den Sturz der Philippisten seit 1574 einschneidende personelle Veranderungen gegeben Diese waren teilweise von tumultartigen Unmutsausserungen gegen die Lehrkrafte begleitet So wandte man sich nach dem Tod des einstigen Vorstehers der theologischen Fakultat Kaspar Eberhard im Oktober 1575 zunachst an David Chytraeus mit der Bitte die Generalsuperintendentur in Wittenberg zu ubernehmen der jedoch ablehnte Daraufhin berief man Leyser im November desselben Jahres als Generalsuperintendent nach Wittenberg Mit dieser Stelle war das Pfarramt an der Stadtkirche Wittenberg verbunden Leyser wurde zunachst von seinem Landesherrn Herzog Ludwig von Wurttemberg fur zwei Jahre an Kurfurst August von Sachsen ausgeliehen Am 20 Januar 1577 hielt er eine Probepredigt in Dresden Am 3 Februar folgte seine feierliche Einfuhrung in Wittenberg Leyser begab sich sodann uber Dresden zuruck nach Osterreich 1 um seine Sachen abzuholen Am 12 Mai war er wieder in Wittenberg und nahm nun seine Amtsgeschafte auf Dass ein 25 Jahriger plotzlich im hochsten kirchlichen Amt in Wittenberg stand ohne vorher theologisch in Sachsen aufgefallen zu sein erregte allgemeines Aufsehen Als er dann auch noch am 8 Juni Professor an der theologischen Fakultat wurde und am 20 November 1577 gar Mitglied des Konsistoriums unterstellten ihm einige Personen Vetternwirtschaft Jedoch konnte Leyser sich durch seine besanftigende Haltung bei der Vertreibung der sachsischen Kryptocalvinisten und bei der Reorganisation der Wittenberger Universitat solche Verdienste erwerben dass auch seine Kritiker bald in den Hintergrund traten Vor allem kamen ihm rhetorische Fahigkeiten und eine anspruchslose und zuverlassige Art zugute Diese erhohten seine Popularitat unter den Studenten zu denen auch Philipp Nicolai und Johann Arndt gehorten Leysers Fahigkeiten zeigten sich auch bei Ausarbeitung der Konkordienformel die 1580 im Konkordienbuch erschien Dabei entwickelte er enge Kontakte zu Martin Chemnitz und Nikolaus Selnecker Gemeinsam mit letzterem wurde er beauftragt die Unterschriften einer dafur einberufenen Kommission in Kursachsen zur Konkordienformel die er selbst am 25 Juni 1577 als erster Geistlicher des Kurkreises unterschrieben hatte einzuholen Alsbald nahm er an den bedeutenden theologischen Konventen in Sachsen teil und bewahrte sich als Protokollant derselben Den Wittenberger Neidern war ein Aussenstehender immer ein Dorn im Auge Um ihnen die Grundlage zu entziehen heiratete er im Marz 1580 die Einheimische Elisabeth Cranach Die im Wittenberger Rathaus stattfindende Hochzeit wurde allerdings durch studentische Ausschreitungen und ausschweifende Trinkgelage uberschattet die die zustandigen Stellen noch spater beschaftigen sollten 1581 finden wir Leyser als Visitator der sachsischen Kurkreise wieder wobei er sich vor allem dem niederen Schulwesen und den Furstenschulen in Meissen Schulpforta und Grimma widmete Publizistisch erschienen von ihm wahrend dieser Zeit lediglich Leichenpredigten und Disputationen Vor allem aber machte ihm der Widerstand gegen die Konkordienformel zu schaffen Tilemann Hesshus war wahrend dieser Zeit sein erbitterter Gegner bei Durchsetzung der Ubiquitatslehre Die Streitigkeiten wurden auf Kolloquien ausgetragen so 1583 in Quedlinburg wo er den letzten grossen Auftritt seines einstigen Mentors Chemnitz miterlebte Als dieser am 9 September 1584 aus dem Amt des braunschweigischen Superintendenten schied wollten die Braunschweiger Leyser als neuen Superintendenten verpflichten Er lehnte jedoch auf Rat Selneckers ab da er sich seinem Dienstherrn August von Sachsen verpflichtet sah Als August 1586 starb die Leichenpredigt hielt ihm Leyser wendete sich das Blatt mit Antritt des neuen Kurfursten Christian I der zum Calvinismus tendierte und diesen schleichend durchsetzte So befreite er die Pfarrer von der Pflicht die Konkordienformel bei der Ordination zu unterschreiben was auch auf das Lehrpersonal ausgedehnt worden war Leyser der als wichtigster Vertreter des Konkordienluthertums unter August von Sachsen galt war zudem zunehmend Anfeindungen Nikolaus Krells und Johann Majors ausgesetzt die wachsenden Einfluss auf die Universitats und die Konsistorialangelegenheiten ausubten Uber diese Anfeindungen war Leyser derart erbost dass er die Studenten davor warnte unter Major den Magistertitel zu erwerben Als der Calvinist Matthias Wesenbeck in der Schlosskirche zu Fussen Martin Luthers beigesetzt wurde und Leyser in seiner Leichenpredigt behauptete dieser habe sich vor seinem Tod vom Calvinismus losgesagt und sei gut lutherisch gestorben kam es zu einem Eklat der Leyser noch bis in seine Braunschweiger Zeit begleiten sollte Braunschweiger Zeit Bearbeiten In Braunschweig war es 1587 zu theologischen Auseinandersetzungen mit den dortigen Stadtsuperintendenten gekommen so dass man sich erneut an Leyser wandte um durch sein Kommen eine Klarung der Angelegenheit herbeizufuhren Krell unterstutzte diesen Antrag um seinen unliebsamen Gegner im sachsischen Wittenberg loszuwerden und erwirkte die Einwilligung des Kurfursten der zwar nicht gerade uber den Fortgang von Leyser erfreut war aber dennoch im August 1587 die Entlassung gewahrte Nachdem Leyser sich bereits erstmals im September nach Braunschweig begeben hatte wurde seine endgultige Abreise im Dezember von Protesten begleitet die in seinem Abzug ein Vordringen des Calvinismus sahen Am 17 Dezember 1587 hielt Leyser seine Antrittspredigt in Braunschweig an der St Aegidien Kirche und wurde Koadjutor des Superintendenten den er alsbald verdrangte was es ihm erleichterte sich als energischer Verteidiger der Ubiquitatslehre zu erweisen Am 22 Dezember erfolgte die offizielle Anstellung Leyser setzte in seiner Braunschweiger Zeit durch dass die Konkordienformel ein Bestandteil der dortigen Kirchenordnung wurde Von Braunschweig aus musste er mitverfolgen wie seine Errungenschaften in Kursachsen durch die Calvinisten konsequent ruckgangig gemacht wurden So schrankte man die kirchliche Aufsicht uber die Furstenschulen ein erliess eine neue Kirchen und Schulordnung sowie eine neue Konsitorialordnung und hob das Oberkonsistorium in Dresden auf Man vertrieb die Lutheraner aus ihren Amtern und setzte Vertreter des Calvinismus ein Leyser der dieses Treiben beenden wollte reiste deshalb nach Luneburg Hamburg Lubeck Wismar und Rostock um Verbundete fur seinen Kampf gegen den Calvinismus zu suchen 1591 92 trat Leyser im Streit um die Abschaffung des Exorzismus bei der Taufe auf und stritt in dieser Frage besonders mit seinem Wittenberger Amtsnachfolger Urban Pierius Als die Taufriten im Furstentum Anhalt Bernburg dennoch geandert wurden hielt Leyser eine flammende Verteidigung von Luthers Taufbuchlein Die calvinistischen Theologen Anhalts antworteten daraufhin mit einem Angriff auf den bereits verstorbenen Chemnitz Leyser reagierte mit einer sehr emotionalen Rettung der Ehre des Glaubens und Bekenntnisses Herrn Dr Martini Chemniti welcher von den Anhaltern und Calvinisten gelastert als wenn er vor seinem Ende von seiner Bekenntnis abgefallen ware Magdeburg 1592 und fand in den Kreisen der Braunschweiger Theologen weitgehende Unterstutzung Inzwischen hatte sich die Lage durch den Tod Christians I von Sachsen erneut geandert Friedrich Wilhelm I Sachsen Weimar hatte die Amtsgeschafte fur den noch minderjahrigen Christian II von Sachsen ubernommen und anderte die Religionspolitik wieder in die Bahnen des einstigen Kurfursten August zuruck Dadurch verloren die calvinistischen Krafte ihren Einfluss in der sachsischen Religionspolitik Man griff rasch wieder auf Leyser zuruck und machte ihm bereits im Oktober 1591 durch Georg Mylius den Vorschlag in den kursachsischen Kirchendienst zuruckzukehren Der calvinistische Generalsuperintendent wurde abgesetzt und Leysers Schwager Augustin Cranach nach Braunschweig entsandt um Leyser zur Ruckkehr nach Wittenberg zu bewegen Jedoch verblieb Leyser weiter in Braunschweig auch ein Angebot der Leipziger Generalsuperintendentur mit dem Pfarramt an der St Nicolaikirche schlug er aus Im Sommer 1592 begannen Verhandlungen mit den Vertretern Wittenbergs und Braunschweigs uber eine Entlassung aus den Braunschweiger Diensten Da die Braunschweiger Burger im Abwandern Leysers eine Intrige seiner Gegner sahen kam es zu Volksauflaufen Im April 1593 einigte man sich darauf dass Leyser fur zwei Jahre nach Wittenberg gehen und nebenbei die Braunschweiger Superintendentur behalten sollte Leyser musste geloben im April 1595 nach Braunschweig zuruckzukehren und einmal im Jahr das ganze Kirchenwesen zu visitieren Um die Erfullung dieser Vereinbarungen zu sichern musste er seinen Hausrat in der Stadt belassen So hielt Leyser am 21 Mai 1593 seine zweite Antrittsrede als Wittenberger Professor und Generalsuperintendent In ihr blickte er auf das hinter ihm liegende funfjahrige Exil zuruck und dankte Gott fur dessen Treue Ganz in diesem Sinne hat Leyser seine den Braunschweigern gegebenen Versprechen getreulich eingehalten bereits Ende Juni machte er seine erste Visitation die nachste folgte im Herbst Alsbald wurde Leyser als Dekan der theologischen Fakultat in die Auseinandersetzung mit Samuel Huber den er anfanglich unterstutzte gezogen Huber verbreitete dass die Konkordienformel kryptocalvinistisch sei und vertrat seine Lehre vom Gnadenuniversalismus Leyser und besonders sein Freund Agidius Hunnius der Altere der ebenfalls an der Wittenberger Universitat wirkte beriefen ein Kolloquium ein Alle Vermittlungsversuche schlugen jedoch im Streit mit Huber fehl so dass dieser 1594 aus den universitaren und 1595 aus kursachsischen Diensten entlassen wurde Leyser begab sich im April 1594 nach Braunschweig um dort erneut Visitationen vorzunehmen Auf Betreiben der Kurfurstin Sophie wurde Leyser als Oberhofprediger nach Dresden berufen Es bedurfte einiger Verhandlungen den Braunschweiger Rat zur Einsicht zu bewegen Leyser ziehen zu lassen Am 2 Juni 1594 hielt Leyser seine zweistundige Abschiedspredigt Drei Tage spater reiste er nach Dresden ab Dresdner Zeit Bearbeiten nbsp Grabplatte Leysers in DresdenIm Juli 1594 trat Leyser sein Amt als Erster Hofprediger in Dresden an und wurde so quasi mit landesbischoflichen Rechten fur Sachsen ausgestattet Als lutherisch orthodoxer Hofprediger verkorperte er die typischen Zuge seiner theologischen Grundposition Diese verankerte er in einem Hofpredigerspiegel in dem er sein Selbstverstandnis der Tatigkeit eines Hofpredigers als Leitbild aller Amtsnachfolger darlegt Inhaltlich ging Leyser dabei von der Betonung der reinen Lehre in Schrift und Bekenntnis aus die in der praktischen Konsequenz angesichts der mannigfaltigen Versuchungen und Sunden gerade am Hof zur Notwendigkeit der Strafpredigten fuhrte Ausfuhrlich weist Leyser den Vorwurf angeblichen Reichtums im Hofpredigeramt zuruck Kirche und Schule mussen die notwendigen geldlichen Mittel haben fur die er immer wieder Eingaben macht und auch Strafgelder fur notwendig halt Deutlich stellt Leyser die Unabhangigkeit des geistlichen Amtes heraus Damit begegnet er dem vielfach erhobenen Vorwurf besonders gegen die Hofprediger sie wollten in ihrem Amt Einfluss auf politische Angelegenheiten nehmen Denn auch Leyser selbst sah sich dem Vorwurf ausgesetzt die Rolle eines Dressnischen Bapstes zu spielen Die Pfaffen so hiess es wollten zu viel dominieren einen Fuss auf der Kanzel den anderen auf der Kanzlei haben Mit dem geschickten Hinweis auf die vermischten halb geistlichen halb weltlichen Angelegenheiten bei Kirchen und Schulsachen hebt er die Verantwortung der Hofprediger gerade in diesem Bereich hervor obwohl eine geistliche Person nur mit geistlichen Sachen umzugehen habe Im Zusammenhang mit der von Leyser geforderten strikten Einhaltung der uberkommenen Kirchenordnungen werden ausfuhrlich die Kampfe vor allem mit dem Landadel geschildert der sich den Anordnungen des angeblichen Dresdner Papstes etwa bei Kindtaufen nicht fugen will Leyser wollte mit diesen Regeln deutlich einen allgemeinen Massstab fur Hofprediger setzen vor allem fur junge Prediger die bedenken sollen wie ein Hoff Prediger so einen beschwerlichen sorglichen standt habe in seinem beruff Mit einer scharfen Kritik wohl besonders im Blick auf calvinistische Hofprediger beschliesst Leyser seinen Hofpredigerspiegel Wie sol es denn denen gehen die so blindlingen in die Hoffpredicatur hineinplatzen bedencken nicht einnmahl was fur ein sorglich thun es sey sitzen von einer mitternacht biss zur andern liegen unten und oben mit der gesellschaft und machen es so unsode dass einem die Ohren wehe thun der es nur horet Dieser Geist eines selbstbewussten lutherischen Hofpredigers kommt auch in den Dresdner Regenten und Landtagspredigten Leysers zum Ausdruck in denen das Obrigkeitsverstandnis und die Obrigkeitskritik des alteren Luthertums besonders charakteristisch zusammengefasst sind In direktem Bezug auf Luthers Obrigkeitsverstandnis in der Obrigkeitsschrift von 1523 und vor allem in seiner Auslegung des Psalms 101 von 1535 stellte Leyser die tiefe Verbundenheit von gottlicher Wurde und hoher Verantwortung des obrigkeitlichen Amtes heraus Nur aus diesem Zusammenhang ist seine erhebliche Kritik an dem konkreten Handeln der Obrigkeit zu verstehen Leyser geht es in seiner politischen Predigt am Dresdner Hof in erster Linie um die Eigenstandigkeit der Kirche und des geistlichen Amtes im fruhneuzeitlichen Territorialstaat Im Hofpredigeramt versucht er mit grundsatzlicher Belehrung und konkreter Ermahnung auf die Gestaltung der offentlichen Angelegenheiten vor allem auf die Kirchenordnung massgeblich Einfluss zu nehmen Durch die Strafpredigt ubt er Kritik an der Obrigkeit rugt nicht nur das personliche Verhalten sondern betont auch die politische und vor allem soziale Verantwortung der Regenten und ihrer Hofbeamten Sie entspricht dem strengen Massstab den Leyser fur sich selbst und fur alle Prediger insbesondere die Hofprediger aufstellt Die ethischen Kriterien und das Anschauungsmaterial fur sein Obrigkeitsverstandnis entnimmt Leyser mit der ganzen lutherischen Orthodoxie den frommen Konigen des Alten Testamentes Indem der lutherische Hofprediger seinen Rat mit dem des Kanzlers Nikolaus Krell kontrastiert nimmt er schon jene Unvereinbarkeit von Gottesfurcht und Staatsrason vorweg mit der nach dem Dreissigjahrigen Krieg lutherische Theologen gegen die zerstorerischen Krafte im Herrschaftsverstandnis des fruhabsolutistischen Staates ankampfen Sein Verstandnis vom Charakter eines lutherischen Staatsmannes findet seinen Niederschlag in der Leichenrede fur den kursachsischen Kanzler David Peifer 1602 Eine christliche Predigt Matthes Stockel Dresden 1602 Von Dresden aus setzte er sich nicht nur mit den abweichenden Vorstellungen auseinander sondern hatte im Zusammenhang mit dem Hofpredigeramt auch innersachsische Kirchenfragen zu klaren So fuhrte er selbst Visitationen durch fuhrte die Generalsuperintendenten in ihr Amt ein und arbeitete an den Universitatsordnungen in Sachsen mit In seinem Testament vermachte er Studenten Geld das diese beim Studium unterstutzen sollte und jahrlich an den Tagen des heiligen Polycarp 26 Januar und der heiligen Elisabeth 19 November ausgezahlt wurde Fur seine Verdienste und die seiner Vorfahren um das Haus Osterreich wurde er von Kaiser Rudolf II am 22 Dezember 1590 in Prag in den erblichen Adelsstand erhoben Nach langerer Krankheit verstarb er in Dresden Seine feierliche Beisetzung fand am 1 Marz 1610 in der dortigen Sophienkirche statt Leyser als Autor BearbeitenLeyser der sich als Theologe im Laufe seines Lebens auch literarisch mit den Auseinandersetzungen seiner Zeit befasste und dabei einen umfangreichen Briefverkehr pflegte ist bei weitem noch nicht vollstandig wissenschaftlich aufgearbeitet Sein Urenkel Polykarp Leyser III veroffentlichte 1706 in Sylloge epistolarum eine umfangreiche Briefauswahl die vermutlich nur die Spitze des noch zu erforschenden Potentials mit 200 Briefen von ihm und 5000 an ihn darstellt Des Weiteren sind von ihm umfangreiche Leichenpredigten bekannt die das Spektrum des Predigers in der Zeit des Konkordienluthertums und seinen kontextsensitiven Belangen erweitern Seine theologischen Ausfuhrungen umfassen mehr als 60 Schriften und bilden somit einen weiteren Forschungsbestand der uber den bisher unzureichend erforschten Bereich der Netzwerke des Luthertums im Bereich der Konfessionalisierung zusatzliche Auskunft geben kann Schriften Bearbeiten Fur eine komplette Ubersicht der erhaltenen Drucke siehe das Verzeichnis der im deutschen Sprachbereich erschienenen Drucke des 16 Jahrhunderts VD 16 Fazit BearbeitenLeyser der durch seinen Vater seinen Onkel Andreae und spater durch seinen Stiefvater Osiander gefordert wurde fand auch durch seinen Lehrer Chemnitz zu einem tief verwurzelten Standpunkt in der lutherischen Orthodoxie In den Schwierigkeiten seiner Zeit war er derjenige der diese Orthodoxie etablierte Man staunt uber seine Schaffenskraft bei den Loci theologici 1591 92 der Harmonia evangelica 1593 Postilla 1593 und De controversiis iudicium 1594 Sein theologischer Standpunkt entzundete sich am Streit um den kursachsischen Krypto Calvinismus am Exorzismusstreit am Streit um die lutherische Christologie und am Huberschen Streit Leyser hat damit zweifellos zu den Schlusselfiguren des nord und mitteldeutschen Konkordienluthertums gezahlt Nicht zuletzt sah er sich standigen Anfeindungen ausgesetzt und wurde in Flugschriften im damals fur Deutschland nicht unbedeutenden Landesteil Sachsen als Papst von Dresden angegriffen Als einer der massgeblichen Mitarbeiter der Konkordienformel setzte sich Leyser auch literarisch fur die Verteidigung der lutherischen Orthodoxie gegen den Calvinismus und die romische Kirche ein Auf kurfurstlichen Befehl begleitete er die Arbeit mehrerer Konvente am Konkordienbuch Er setzte sich fur die Begrenzung der Anzahl der Paten auf drei Personen ein Sein Wirken ist jedoch bei weitem nicht erschopfend erforscht Familie BearbeitenLeyser der selbst den Quellen nach aus der einflussreichen osterreichischen Adelsfamilie der Leysers stammte hatte am 17 Mai 1580 Elisabeth Cranach 3 Dezember 1561 in Wittenberg 16 September 1645 ebenda geheiratet Sie war die jungste Tochter des bedeutenden Wittenberger Malers und einstigen Burgermeisters von Wittenberg Lucas Cranach der Jungere und seiner zweiten Frau Magdalena Schurff 1531 1606 einer Tochter des Naturgelehrten Augustin Schurff Die offenbar gluckliche Ehe wahrte fast 30 Jahre und aus ihr gingen funf Sohne und acht Tochter hervor Nach dem Tod des jungeren Cranach erwarb Leyser im Erbgang dessen Haus an der heutigen Schlossstrasse 1 und errichtete fur diesen das heute noch in der Wittenberger Stadtkirche hangende Epitaph Die Kinder Leysers waren Magdalena Leyser 29 November 1581 in Wittenberg 2 April 1602 in Dresden verheiratet 31 Oktober 1599 in Dresden mit dem kurfurstlichen Wittums Kammermeister Rat und Geheimen Sekretar in Dresden Caspar Schreyer Wunsiedel 14 Juni 1602 in Dresden Lucas Leyser 2 Mai 1583 in Wittenberg 23 August 1599 in Wittenberg Student Elisabeth Leyser 12 Januar 1585 in Wittenberg 26 September 1635 in Leipzig heiratete am 26 Januar 1605 Michael Wirth 14 Oktober 1571 25 Mai 1618 Appellationsrat in Leipzig Professor an der Universitat Leipzig Polykarp Leyser II 20 November 1586 in Wittenberg 15 Januar 1633 in Leipzig heiratete am 31 Oktober 1615 Sabina Volckmer der Tochter des Nikolaus Volkmar Burgermeister und Buchhandler in Leipzig Caecilie Leyser 2 November 1588 in Braunschweig 19 April 1665 in Wittenberg verheiratet seit 1605 mit Erasmus Unruh Friedrich Leyser Erbsass auf Broda 11 April 1591 in Braunschweig 19 Juli 1645 in Eilenburg 2 verheiratet mit Dorothea Schmidt der Tochter des Amtsschossers in Torgau Georg Schmidt promovierte 1617 in Jena zum Doktor der Theologie Superintendent in Eilenburg schrieb Disp inaug de dicto Apostolico Rom 4 22 23 sowie einige Leichenpredigten Wilhelm Leyser I 26 Oktober 1592 in Braunschweig 8 Februar 1649 in Wittenberg Ehe mit Regina Tuntzel 22 Juli 1602 in Leipzig 30 Dezember 1631 in Wittenberg die Tochter des kaiserlichen Hofpfalzgrafes u kurfurstlich sachsischen Geheimrats Gabriel Tuntzel 21 Dezember 1645 Dresden und dessen Frau Catharina Schilter 17 Dezember 1576 in Leipzig 22 Marz 1628 in Dresden Ehe mit Katharina Bose 15 Dezember 1615 in Leipzig 30 Juni 1677 in Wittenberg Tochter des Ratsherrn und Handlers Caspar Bose 5 Juli 1676 und dessen Frau Katharina Schreider 1578 1620 Verheiratet II am 17 Februar 1663 in Wittenberg mit Caspar Ziegler Magaretha Leyser 22 Februar 1594 in Wittenberg 14 Januar 1662 in Leipzig heiratete am 28 Oktober 1611 in Leipzig den Juristen und Assessor am Schoppenstuhl zu Leipzig Enoch Heiland auch Heyland dessen Sohn Polycarp Heyland Vater von Auguste Christine der Ehefrau von Christian Thomasius 1655 1728 war Sophia Leyser Ehe am 9 Februar 1613 mit Dr med Bartholomaus Kruger 30 April 1579 in Danniko bei Magdeburg 23 Mai 1613 in Wittenberg Ehe am 3 Februar 1617 mit David Faber auch Fabri Dr med und Kreisphysikus Anna Maria Leyser 18 Februar 1597 in Dresden 6 Juni 1618 in Wittenberg verlobt mit Ernst Stisser verstarb jedoch vor der Hochzeit Dorothea Leyser 28 April 1667 in Leipzig verheiratet mit Johann Jacob Reiter Dr med und Professor in Leipzig Euphrosina Leyser Ehe am 5 November 1622 mit Andreas Grosshenning Dr theol Professor in Rostock Ehe September 1627 mit Leonhard Rechtenbach Dr theol Superintendent in Eisleben Christian Leiser 1600 in Dresden 30 Marz 1602 in Dresden 3 Literatur BearbeitenGeorg Christian Bernhard Punjer Leyser Polykarp I In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 18 Duncker amp Humblot Leipzig 1883 S 523 526 Theodor Mahlmann Leyser Polykarp In Neue Deutsche Biographie NDB Band 14 Duncker amp Humblot Berlin 1985 ISBN 3 428 00195 8 S 436 f Digitalisat Karl Friedrich Ulrichs LEYSER Polykarp d A In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 5 Bautz Herzberg 1993 ISBN 3 88309 043 3 Sp 3 7 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Realenzyklopadie fur protestantische Theologie und Kirche Band 11 3 Ausgabe Seite 431 Leyser Polycarpus ein Lutherischer Theologus In Johann Heinrich Zedler Grosses vollstandiges Universal Lexicon Aller Wissenschafften und Kunste Band 17 Leipzig 1738 Sp 728 730 Walter Friedensburg Die Geschichte der Universitat Wittenberg Niemeyer Halle an der Saale 1917 Wolfgang Sommer Die Stellung lutherischer Hofprediger im Herausbildungsprozess Fruhmoderner Staatlichkeit und Gesellschaft In Zeitschrift fur Kirchengeschichte Band 106 3 1995 Seite 313 328 Wittenberger Gelehrtenstammbuch Herausgeber Historisches Museum Berlin Mitteldeutscher Verlag Halle 1999 ISBN 3 932776 76 3 Seite 327 Wolfgang Sommer Politik Theologie und Frommigkeit im Luthertum der fruhen Neuzeit Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1999 ISBN 3 525 55182 7 Wolfgang Sommer Die lutherischen Hofprediger in Dresden Grundzuge ihrer Geschichte Steiner Stuttgart 2006 ISBN 3 515 08907 1 1 Christian Peters Polykarp Leyser in Wittenberg In Irene Dingel und Gunther Wartenberg Hrsg Die Theologische Fakultat Wittenberg 1502 bis 1602 Evangelische Verlagsanstalt Leipzig 2002 ISBN 3 374 02019 4 Fritz Roth Restlose Auswertungen von Leichenpredigten und Personalschriften fur genealogische und kulturhistorische Zwecke Bd 1 S 28 R 55Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Polykarp Leyser der Altere Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Werke von und uber Polykarp Leyser der Altere in der Deutschen Digitalen BibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Brief von Polykarp Leyser an Jakob Andreae in Tubingen vom 2 Marz 1577 aus Gollersdorf In Adam Rechenberg Hrsg Sylloge epistolarum B D Polycarpi Lyseri ex Mss eruta et in unum Volumen congesta Lanck Nachf Leipzig 1706 S 237 248 Google Books Google Books Eintragungen Friedrich Leyser in ze170380 In Johann Heinrich Zedler Grosses vollstandiges Universal Lexicon Aller Wissenschafften und Kunste Band 17 Leipzig 1738 Sp 380 Threni Polycarpi Lyseri In welchen Vier Leich un d Trostpredigten zusammen gezogen sind welche gehalten worden uber dem todlichen Abgang dreyer seiner Kinder als Lucae Christiani und Magdalenae auch seines Eid oder Tochtermanns Herrn Caspar Schreyers der Churfurstlichen Sachsischen Widwen Kammermeisters und Geheimbden Secretarii Eine von dem Herrn D Aegidio Hunnio nunmehr auch Gottseligen Die ubrige drey vom Herrn M Conrado Blatten Churf Sachsischen Hoffpredigern Digitalisat VorgangerAmtNachfolgerMartin MirusHofprediger in Dresden 1594 1610Paul JenischNormdaten Person GND 116991534 lobid OGND AKS LCCN n90697767 VIAF 57380713 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Leyser Polykarp der AltereALTERNATIVNAMEN Leyser Polykarp vonKURZBESCHREIBUNG lutherischer TheologeGEBURTSDATUM 18 Marz 1552GEBURTSORT WinnendenSTERBEDATUM 22 Februar 1610STERBEORT Dresden Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Polykarp Leyser der Altere 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