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David Chytraus eigentlich David Kochhafe nach griech xytra Kochtopf zu lat Chytraeus grazisiert 26 Februar 1530 in Ingelfingen 25 Juni 1600 in Rostock war evangelischer Theologe Historiker Schulorganisator und funfmaliger Rektor der Universitat Rostock Er gilt als einer der fuhrenden Vertreter der Spatreformation David Chytraus Inhaltsverzeichnis 1 Ausbildung 2 Wittenberg 3 Rostock 4 Alpenlandische Kirchen und Schulordnungen 5 Chytraus als Schulorganisator 6 Chytraus als Historiker 7 Werke 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseAusbildung BearbeitenChytraus wurde als Sohn eines schwabischen Pfarrers der dem evangelischen Glauben zugetan war Matthaus Kochhafe 1559 aus Brackenheim und dessen Frau Barbara Nelberg auch Neiperg geboren Nachdem die Familie wegen ihrer evangelischen Einstellung verfolgt wurde fand sie in Menzingen eine Zuflucht Dort wurde auch sein Bruder Nathan geboren Im Alter von sieben Jahren besuchte David in Gemmingen die Lateinschule wo Franciscus Irenicus sein Lehrer war Als Neunjahriger wurde er in das Tubinger Stift aufgenommen und am 22 Juni 1539 an der Universitat Tubingen immatrikuliert Hier erhielt er eine humanistische Ausbildung bei Joachim Camerarius dem Alteren Erhard Schnepf und Melchior Rufus Volmar Im Februar 1544 schloss er sein Studium an der Artistenfakultat zusammen mit Dietrich Schnepf Jakob Dachtler und Georg Liebler mit dem Grad eines Magister Artium ab 1 und wechselte im selben Jahr im Oktober an die Universitat Wittenberg Da seine Eltern uber wenig finanzielle Mittel verfugten gab ihm der Menzinger Ortsherr Peter von Mentzingen wahrend seiner Studienzeit ein grosszugiges Stipendium Wittenberg Bearbeiten nbsp Wittenberg zu der Zeit als Chytraus dort studierte und lehrteIn Wittenberg horte er noch Martin Luther und band sich nach dessen Tode eng an Philipp Melanchthon der ihn als Schuler und Hausgenossen filii loco aufnahm nachdem der frisch zum Magister promovierte Dreizehnjahrige ihn beim Vorstellungsgesprach durch den fruhen Erwerb seines Titels und durch seine Griechischkenntnisse beeindruckt hatte Er horte Vorlesungen von Martin Luther Paul Eber Johann Forster Wahrend des Schmalkaldischen Krieges verliess er Wittenberg fur kurze Zeit und hielt sich in Heidelberg und Tubingen auf Er kehrte aber schon 1548 zuruck und hielt Vorlesungen uber Melanchthons Loci communes sowie uber Rhetorik Astronomie und Geschichte Im darauf folgenden Jahr baute er diese Vorlesungen Oratio Davidis Cythrai in repetitionem locorum communium Domini Philippi seine mit Erfolg durchgefuhrten Lehrveranstaltungen weiter aus und schuf damit die erste speziell an akademische Theologiestudenten gerichtete offentliche Studienanweisung im Bereich des Luthertums Auffallend ist der synthetische Charakter der Rede Wesentliche Ratschlage und Empfehlungen der beiden Wittenberger Lehrer Luther und Melanchthon wurden von Chytraus zu einem neuen Ganzen verbunden hinter dem ein durchaus eigenstandiges in gewisser Weise sogar originelles Konzept des Theologiestudiums steckt Mit ihr sind die fundamentalen Vollzuge des Theologiestudiums beschrieben die allerdings von Chytraus auf das doppelte humanistische Bildungsziel hin spezifiziert werden So verloren die Ausfuhrungen ihren exklusiven Bezug auf das biblische Wort und wurden zu praktischen Ubungen durch die der Student seine Ubungen kultiviert lernen sollte Dieser synthetische Ansatz wurde von Chytraus in seinen Rostocker Anweisungen spater noch erweitert und vertieft Chytraus hatte einen grossen Zulauf bei seinen Vorlesungen jedoch unterbrach der Schmalkaldische Krieg jah seine Lehrtatigkeit in Wittenberg und er ging wahrend der Zeit nach Heidelberg und Tubingen Nach der Wittenberger Kapitulation und der Neuaufrichtung der Wittenberger Akademie unter dem neuen Kurfursten Moritz von Sachsen kehrte er nach Wittenberg zuruck Dort hielt er wieder Vorlesungen begab sich mit Andreas Martini auf eine Bildungsreise in die Schweiz und nach Italien Rostock BearbeitenZuruckgekehrt nach Wittenberg begleitete er 1550 seinen Freund Johannes Aurifaber nach Rostock und wurde an das dortige Padagogium der Universitat Rostock berufen 2 wo er philologische philosophische geschichtliche und theologische Vorlesungen hielt 1561 erwarb Chytraus der sich bereits 1551 zum Studium an der Rostocker Universitat immatrikuliert hatte 3 die Doktorwurde an der theologischen Fakultat 4 1563 folgte die Professur fur Theologie Noch im selben Jahr 1563 wurde David Chytraus erstmals zum Rektor der Universitat ernannt In den Jahren 1567 1573 1585 und 1597 folgten weitere Amtszeiten als Rektor in denen sich Chytraus grosse Verdienste um die Reorganisation der Rostocker Hochschule erwarb Chytraus wirkte zudem beim Aufbau lutherischer Bildungsstatten der evangelischen Landeskirche Mecklenburgs Einrichtung eines Konsistoriums und Superintendentenordnung beides 1571 mit und war beim Naumburger Furstentag beim Braunschweiger Konvent und an der Abfassung der Konkordienformel von 1577 der abschliessenden Bekenntnisschrift des Luthertums beteiligt Alpenlandische Kirchen und Schulordnungen BearbeitenDie evangelischen Stande von Niederosterreich luden Chytraus 1568 auf Veranlassung Kaiser Maximilians II ein damit er ihnen eine Kirchenordnung und eine Agende ausarbeite Der Kaiser gestattete den evangelischen Standen am 13 August 1569 aufgrund der von Chytraus in Spitz an der Donau erarbeiteten Kirchenordnung freie Religionsubung und genehmigte 1570 71 die neue Agenda die ein Jahr spater von den Standen angenommen wurde Auch die Stande der Steiermark baten Chytraus um die Neuordnung ihrer kirchlichen Verhaltnisse Er traf Anfang Januar 1574 in Graz ein und vollendete im Mai die Kirchenordnung der Steiermark Diese wurde dann auch von den Evangelischen in Krain und Gorz ubernommen Chytraus als Schulorganisator BearbeitenChytraus wandelte sich im Laufe der spatreformistischen Zeit von einem Philippisten zu einem gemassigten Gnesiolutheraner Ausdruck findet dies in seiner Arbeit als Schulorganisator Er grundete viele Gymnasien lutherischen Typs in protestantischen Landern 1575 war er auch an der Begrundung der Helmstedter Universitat massgeblich beteiligt Er schuf mit der Schulordnung fur die protestantische Landschaftsschule in Graz einen Schultyp der vom Elementarunterricht bis zu einer rhetorisch juristischen Ausbildung fuhrte Bis an sein Lebensende blieb Chytraus Professor in Rostock Dort entstanden seine bedeutsamen historische Studien und er selbst wurde zu einer bedeutenden Saule der Lehranstalt Sein Wirken reichte weit uber die Grenzen Mecklenburgs hinaus und erstreckte sich auch auf die skandinavischen Lander Chytraus als Historiker BearbeitenChytraus verfasste zahlreiche Lehr und Handbucher und war als Bibelkommentator und Autor wissenschaftspropadeutischer Schriften eine der massgeblichen Autoritaten des deutschen Luthertums Womoglich nachhaltiger noch wirkte er als Historiker Seit 1559 hielt er im Rahmen seiner theologischen Professur Vorlesungen uber Geschichte und legte dann seit 1575 den Schwerpunkt fast ganz auf die historische Tatigkeit Im Sinne herkommlicher Geschichtswissenschaft war er ein versierter Fachmann fur antike Geschichte und verfasste hilfswissenschaftliche Schriften zur Chronologie und Topographie Unter dem Einfluss Melanchtons erweiterte er das Interesse und den Lehrplan jedoch auch auf Themen der jungeren Geschichte und Zeitgeschichte und leistete bedeutende Arbeiten zur Geschichte Westfalens und Norddeutschlands im 16 Jahrhundert Er veranlasste die erste grosse Sammlung von Aktenstucken zur Geschichte der Augsburger Konfession die er in einer deutschen und einer erweiterten lateinischen Darstellung verarbeitete Mit seiner am 18 Oktober 1569 im Rahmen seiner historischen Vorlesungen offentlich gehaltenen und seither oft aufgelegten Rede uber den Zustand der christlichen Kirchen des Ostens einer Frucht seiner Osterreichreisen und seiner personlichen Korrespondenzen mit griechischen Theologen lenkte er das Interesse des deutschen Protestantismus auf die Ostkirchen und wurde zum Vorlaufer der protestantischen Ostkirchenkunde Er interessierte sich fur Musik und Musikgeschichte und ist der Autor eines kurzen Traktats De Musica 1595 Werke Bearbeiten nbsp Titelblatt der Chronicon SaxoniaeFur eine komplette Ubersicht siehe das Verzeichnis der im deutschen Sprachbereich erschienenen Drucke des 16 Jahrhunderts VD 16 Catechismus Rostock 1554 Regulae vitae Wittenberg 1555 Praecepta rhetoricae inventionis Wittenberg 1556 Digitalisat der Universitatsbibliothek Kiel Onomasticon theologicum Wittenberg 1557 Oratio de Studio Theologiae recte inchoando Wittenberg 1560 Oratio Davidis Cythrai in repetitionem locorum communium Domini Philippi habita Vuitebergae Anno Christi 1549 In Selectarum Declamationum Professorum Academiae Ienensis Tomus Primus herausgegeben von Johannes Goniaeus Richard Argentorati 1554 Tabula philosophorum sive series philosophorum et sectarum eorum praecipuarum a Thale et Socrate usque ad Ciceronem De studio dialecticae recte instituendo De lectione historiarum recte instituenda Rostock 1565 zusammen mit Christoph Reuter Christliche Kirchen Agenda Wie die bey den zweyen Standen der Herrn und Ritterschafft im Ertzhertzogthumb Oesterreich unter der Enns gebraucht wirdt 1571 De ratione discendi et ordine studiorum 1574 De statu ecclesiarum hoc tempore in Graecia Asia Ungeria Boemia Strassburg 1574 Oratio de statu ecclesiae in Graecia Asia Africa Bohemia etc 1575 Historia Augustanae Confessionis 1578 Poematum Nathanis Chytraei praeter sacra omnium libri septendecim Rostock 1579 Digitalisat bei CAMENA Historia der Augspurgischen Confession Wie sie erstlich berahtschlagt verfasset und Keiser Carolo V ubergeben ist sampt andern Religions handlungen so sich dabey auff dem Reichstag zu Augspurg anno 1530 zugetragen Rostock 1586 Davidis Chytraei Chronicon Saxoniae amp vicini orbis Arctoi Rostock 1590 Pars Prima Digitalisat http vorlage digitalisat test 1 3D 7B 7B 7B1 7D 7D 7D GB 3D IA 3D MDZ 3D 0A10178372 00001 SZ 3D doppelseitig 3D LT 3D PUR 3D Pars Secunda Digitalisat http vorlage digitalisat test 1 3D 7B 7B 7B1 7D 7D 7D GB 3D IA 3D MDZ 3D 0A10178374 00005 SZ 3D doppelseitig 3D LT 3D PUR 3D vom Munchener Digitalisierungszentrum De Vandaliae et Saxoniae Alberti Crantzii continuatio Wittenberg 1586 Opera theologica Leipzig 1599 Mit Caspar Schutz Historia Rerum Prussicarum Danzig 1599 Digitalisat Der Sohn von Chytraus gab 1614 den Briefwechsel des Vaters heraus Davidis Chytraei epistolae editio posthuma a Davide CHYTRAEO Autoris filio Hannoviae MDCXIV Literatur BearbeitenDaniel Benga David Chytraeus 1530 1600 als Erforscher und Wiederentdecker der Ostkirchen Dissertation Universitat Erlangen 2001 Volltext Otfried Czaika David Chytraeus und die Universitat Rostock in ihren Beziehungen zum schwedischen Reich Publications of Luther Agricola Society Band 51 Luther Agricola Gesellschaft Helsinki 2002 ISBN 951 9047 60 3 Karl Heinz Glaser Hrsg David Chytraeus 1530 1600 Norddeutscher Humanismus in Europa Beitrage zum Wirken des Kraichgauer Gelehrten Verlag Regionalkultur Ubstadt Weiher 2000 ISBN 3 89735 139 0 Steffen Stuth David Chytraeus Ein Gelehrter der Universitat Rostock im Umkreis der mecklenburgischen Landesfursten In Bernd Rocker Hrsg Reformation und Humanismus im Kraichgau Heimatverein Kraichgau Eppingen 2003 ISBN 3 921214 26 2 S 117 125 Robert Stupperich Reformatorenlexikon Max Mohn Gutersloh 1984 ISBN 3 579 00123 X Reinhard Duchting und Boris Korkel David Chytraeus Kraichgau De Creichgoia Ubstadt Weiher 1999 ISBN 3 89735 100 5 Rudolf Keller Die Confessio Augustana im theologischen Wirken des Rostocker Professors David Chytraus 1530 1600 Gottingen 1994 ISBN 3 525 55168 1 Sabine Pettke Nathan Chytraeus Quellen zur zweiten Reformation in Norddeutschland Koln u a 1998 ISBN 3 412 15393 1 Marcel Nieden Wittenberger Anweisungen zum Theologiestudium In Irene Dingel und Gunther Wartenberg Hrsg Die Theologische Fakultat Wittenberg 1502 1602 Evangelische Verlagsanstalt Leipzig 2002 ISBN 3 374 02019 4 Agathe Sueur und Pascal Dubreuil Ubersetz Joachim Burmeister Poetique musicale Suivi de David Chytraeus De la Musique franzosische Ubersetzung Einleitung und Lexicon Paris Rhuthmos 2017 Ubersetzung des De Musica ISBN 979 10 95155 17 1 Heinz Scheible Melanchthons Briefwechsel Personen Band 11 Wolfgang Klose Das Wittenberger Gelehrtenstammbuch Das Stammbuch von Abraham Ulrich 1549 1577 und David Ulrich 1580 1623 Mitteldeutscher Verlag Halle 1999 ISBN 3 932776 76 3 Fritz Roth Restlose Auswertungen von Leichenpredigten und Personalschriften fur genealogische und kulturhistorische Zwecke Band 7 R 6131 S 78 Georg Loesche Chytraus David In Realencyklopadie fur protestantische Theologie und Kirche RE 3 Auflage Band 4 Hinrichs Leipzig 1898 S 112 116 Ludwig Fromm Chytraeus David In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 4 Duncker amp Humblot Leipzig 1876 S 254 256 Ernst Wolf Chytraeus David In Neue Deutsche Biographie NDB Band 3 Duncker amp Humblot Berlin 1957 ISBN 3 428 00184 2 S 254 Digitalisat Friedrich Wilhelm Bautz Chytraus David In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 1 Bautz Hamm 1975 2 unveranderte Auflage Hamm 1990 ISBN 3 88309 013 1 Sp 1021 1122 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Chytraeus David In Johann Heinrich Zedler Grosses vollstandiges Universal Lexicon Aller Wissenschafften und Kunste Band 5 Leipzig 1733 Sp 2311 f Harald Bollbuck Geschichts und Raummodelle bei Albert Krantz um 1448 1517 und David Chytraeus 1530 1600 2006 ISBN 3 631 54789 7 D Klatt Chytraus als Geschichtslehrer und Geschichtsschreiber In Beitrage zur Geschichte der Stadt Rostock Bd V H 1 und 2 Rostock 1909 Diss Weblinks Bearbeiten nbsp Commons David Chytraus Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber David Chytraus im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber David Chytraus in der Deutschen Digitalen Bibliothek Eintrag zu David Chytraus im Catalogus Professorum RostochiensiumEinzelnachweise Bearbeiten Vgl Ludwig Melchior Fischlin Memoria theologorum Wirtenbergensium resuscitata Georg Wilhelm Kuhn Ulm 1710 S 89f Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek Munchen Rezeption von David Chytraus im Rostocker Matrikelportal Immatrikulation von David Chytraus im Rostocker Matrikelportal Promotion zum Doktor von David Chytraus im Rostocker MatrikelportalNormdaten Person GND 119009137 lobid OGND AKS LCCN nr93001391 VIAF 73981943 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Chytraus DavidALTERNATIVNAMEN Kochhaff David Kochhafe DavidKURZBESCHREIBUNG deutscher evangelischer Theologe und HistorikerGEBURTSDATUM 26 Februar 1530GEBURTSORT IngelfingenSTERBEDATUM 25 Juni 1600STERBEORT Rostock Abgerufen von https de wikipedia org w index php title David Chytraus amp oldid 225067368