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Als Ubiquitatslehre wird der in der lutherischen Theologie des 16 Jahrhunderts aufgekommene Versuch bezeichnet die Realprasenz Jesu Christi im Abendmahl in einer anderen Weise als durch die in der romisch katholischen Kirche dogmatisierte Lehre von der Transsubstantiation zu erklaren Sie besagt dass Christus leiblich im Abendmahl anwesend sein konne weil er an der gottlichen Allgegenwart nicht nur nach seiner gottlichen Natur sondern auch nach seiner menschlichen Natur Anteil habe da beide Naturen nicht voneinander zu trennen seien und sich gegenseitig durchdringen Communicatio idiomatum Der Begriff Ubiquitat vom lateinischen ubique uberall war zunachst ein polemischer Begriff mit dem die Gegner der lutherischen Auffassung die Absurditat dieser Vorstellung aufzeigen wollten erst zum Ende des 16 Jahrhunderts wurde er von den Lutheranern als Selbstbezeichnung ubernommen Die reformierten Theologen lehrten demgegenuber gemass der Lehre vom spater so genannten Extra Calvinisticum dass Jesu menschliche Natur sich seit der Himmelfahrt zur Rechten Gottes im Himmel befinde und deswegen nicht gleichzeitig im Abendmahl korperlich prasent sein konne Dieses Verstandnis findet sich auch im Heidelberger Katechismus von 1563 1 Martin Luther entwickelte diese Lehre erstmals 1527 in seiner gegen Ulrich Zwingli und Johannes Oekolampad gerichteten Schrift Dass die Worte Christi das ist mein Leib etc noch feststehen Wider die Schwarmgeister Dabei griff er vor allem auf William von Ockhams Vorstellung einer Multivoliprasenz Gottes zuruck Im Zweiten Abendmahlsstreit den die lutherischen Theologen in den 1550er und 1560er Jahren mit Johannes Calvin und seinen Schulern ausfochten wurde vor allem durch Johannes Brenz die Lehre ausgebaut und radikalisiert auch in Auseinandersetzung mit Philipp Melanchthon und seinen Schulern In einer durch Martin Chemnitz wieder abgemilderten Form nach der die Allgegenwart der menschlichen Natur Christi nicht auf dem Weg der Personeinheit sondern durch erganzende Mitteilung der gottlichen Natur zukommt wurde die Ubiquitatslehre in die Konkordienformel Art VIII aufgenommen Von der Lutherischen Orthodoxie noch energisch vertreten geriet die Ubiquitatslehre in der Zeit von Pietismus und Aufklarung in den Hintergrund Die Leuenberger Konkordie von 1973 versuchte den Streit zwischen Lutheranern und Reformierten beizulegen indem sie die Aufgabe formulierte neu zur Geltung zu bringen was die reformierte Tradition in ihrem besonderen Interesse an der Unversehrtheit von Gottheit und Menschheit Jesu und was die lutherische Tradition in ihrem besonderen Interesse an seiner volligen Personeinheit geleitet hat Art 22 Die Leuenberger Konkordie wird jedoch von konfessionellen lutherischen Kirchen wie z B der SELK wegen Unvereinbarkeit mit dem lutherischen Bekenntnis abgelehnt 2 In der zeitgenossischen evangelischen Theologie hat insbesondere Jorg Baur versucht die Ubiquitatslehre neu als relevant fur den Glauben zu erschliessen Literatur BearbeitenJorg Baur Ubiquitat In Theologische Realenzyklopadie TRE Band 34 de Gruyter Berlin New York 2002 ISBN 3 11 017388 3 S 224 241 Jorg Baur Ubiquitat In Oswald Bayer Benjamin Gleede Hrsg Creator est creatura Luthers Christologie als Lehre von der Idiomenkommunikation Theologische Bibliothek Topelmann 138 de Gruyter Berlin u a 2007 ISBN 978 3 11 019276 6 S 186 301 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Ubiquitat Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten Walter Kreck Abendmahl In Religion in Geschichte und Gegenwart RGG 3 Auflage Band 1 Mohr Siebeck Tubingen 1957 Sp 37ff Wiedergegeben in Lexikon reformierter Grundbegriffe auf reformiert online net 2001 abgerufen am 1 April 2018 Gert Kelter Die SELK und die Leuenberger Konkordie oder der Unterschied zwischen Freundschaft und Ehe 2017 abgerufen am 5 April 2019 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ubiquitatslehre amp oldid 223944341