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Die Aegidienkirche ist die katholische Hauptkirche in Braunschweig Das Baudenkmal ist eine turmlose gotische Hallenkirche am ansteigenden Sudrand der Innenstadt und wird auch Liebfrauenmunster St Aegidien genannt Wie ihr romanischer Vorgangerbau aus dem Jahr 1115 der 1278 niederbrannte war sie Abteikirche des von Markgrafin Gertrud der Jungeren von Braunschweig gestifteten Aegidienklosters Langform Benediktinerkloster St Maria und St Aegidius Nach dessen Aufhebung evangelisch lutherische Pfarrkirche und im 19 Jahrhundert als Agidienhalle profan genutzt ist die Aegidienkirche seit 1945 Pfarrkirche der Pfarrgemeinde St Aegidien und gehort zum Dekanat Braunschweig des Bistums Hildesheim Aegidienkirche von NordenBlick von Sudosten auf die AegidienkircheInnenansicht mit Blick in den ChorraumWestseite mit Turmresten Inhaltsverzeichnis 1 Bau und Nutzungsgeschichte 1 1 Klosterkirche 1 2 Reformationszeit 1 3 20 Jahrhundert Katholische Pfarrkirche 2 Baubeschreibung 2 1 Aussenbau 2 2 Inneres 2 2 1 Kanzel 2 2 2 Taufstein 2 2 3 Auctor Kapelle 2 2 4 Orgel 3 Weitere katholische Einrichtungen in der Gemeinde St Aegidien 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseBau und NutzungsgeschichteKlosterkirche Die Einrichtung des Klosters erfolgte durch Abt Heinrich von Bursfelde erster Abt wurde nach 1117 Gozwin aus Ilsenburg Im 12 Jahrhundert erlebte das Kloster eine Blutezeit nicht zuletzt durch den durch die Grunderin initiierten Reliquienkult um den heiligen Auctor der im Jahre 1200 zum Schutzpatron der Stadt Braunschweig erhoben wurde Der mit dem Forderer des Klosters Herzog Heinrich dem Lowen befreundete Abt Heinrich I wurde im Jahre 1173 zum Bischof von Lubeck ernannt wo er das Tochterkloster St Johannis grundete Auf den romanischen Grundungsbau folgte nach dem Brand im Jahre 1278 ein vollstandiger Neubau im Stile franzosischer Kathedralgotik Bis ungefahr 1320 waren Chor Querhaus und zwei ostliche Langhaus Joche entstanden Die beiden westlichen Langhausjoche waren um 1437 vollendet die Gesamtweihe erfolgte 1478 Reformationszeit nbsp Zeichnung des Zustandes um 1730 nbsp Reste des romanischen Vorgangerbaus an der Sudwand des Langhauses in der Nische Skulptur des hl Genesius als Schutzpatron der BuhnenkunstlerIm Jahre 1528 schlossen sich wie die Burger Braunschweigs auch die Monche von St Aegidien der Reformation an Der Konvent wurde aufgelost und die Klosterkirche als ev luth Pfarrkirche fur die Klosterfreiheit genutzt Die Stadt ubernahm 1542 die Verwaltung des Klosters welches kurz darauf bis zum Jahre 1571 von Zisterzienserinnen des Klosters Heiligkreuz auf dem Braunschweiger Rennelberg bezogen wurde 1546 als Katharina von Bora die Witwe Martin Luthers vor dem Schmalkaldischen Krieg aus Wittenberg floh fand sie hier Zuflucht Ab 1605 wurde das Kloster als evangelisches Frauenkonvent genutzt 1717 wurde die Aegidienkirche im Stile des Barock ausgestattet Die Einweihung als Garnisonkirche nahm am 29 September 1718 der Superintendent Christian Ludwig Ermisch vor Im Jahre 1811 erfolgte die Aufhebung als Pfarrkirche im Folgejahr wurde das Inventar samt Kirchenglocken versteigert Infolge der Einrichtung eines Kreisgefangnisses in den ehemaligen Klostergebauden im Jahre 1832 wurde der evangelische Aegidienkonvent in die Innenstadt Kleine Burg verlegt Die Kirche selbst diente als Militardepot und Magazin und seit 1836 als Konzertsaal Im Jahre 1885 wurde das Gefangnis aufgrund des geringen Sicherheitsstandards auf den Rennelberg verlegt wo in diesem Jahr das neue Kreisgefangnis Rennelberg eroffnet wurde 1 20 Jahrhundert Katholische Pfarrkirche Ab 1902 wurden Kloster und Kirche als Ausstellungsraum des Vaterlandischen Museums fur Braunschweigische Landesgeschichte des spateren Braunschweigischen Landesmuseums genutzt Noch heute befindet sich ein Teil des Museums im ehemaligen Benediktinerkloster Wahrend des Zweiten Weltkriegs wurden die Gebaude stark beschadigt Am 1 September 1945 wurde die Kirche St Aegidien der katholischen St Nicolai Gemeinde zur Nutzung uberlassen die ihre Kirche am 15 Oktober 1944 bei einem Bombenangriff verloren hatte Am 12 Dezember 1948 fand der erste Gottesdienst seit 1811 und gleichzeitig der erste katholische Gottesdienst seit 1528 statt und die Kirche wurde durch den Hildesheimer Bischof Joseph Godehard Machens wieder der kirchlichen Nutzung ubergeben Nach dem Erwerb der St Aegidien Kirche durch die Diozese im Jahre 1958 erfolgte am 8 Dezember 1959 die Neuweihe als Munster zu Ehren der Unbefleckten Empfangnis durch Bischof Heinrich Maria Janssen Umfangreiche Aussen und Innenrenovierungen fanden in den Jahren 1974 bis 1979 statt wobei die durch die brunonische Markgrafin Gertrud die Jungere von Braunschweig dort beigesetzten Reliquien des Stadtpatrons St Auctor wieder aufgefunden wurden Am 8 Dezember 1979 wurde durch Bischof Janssen ein neuer Altar geweiht Seit dem 1 Januar 1980 tragt die Gemeinde St Nicolai den Namen St Aegidien Am 1 November 2006 kamen zur Pfarrgemeinde auch die Kirchen St Christophorus Ruhme St Godehard Zuckerberg St Joseph Westliches Ringgebiet und St Laurentius Nordliches Ringgebiet Am 21 Februar 2009 wurde die St Godehard Kirche profaniert Baubeschreibung nbsp Innenansicht Detail Triforium uber dem Chorumgang nbsp Damonendarstellungen an den Gewandsaulen des ChorumgangsAussenbau Die Aegidienkirche ist der einzige hochgotische Hallenkirchenbau Braunschweigs Im ersten Bauabschnitt entstand der Chorraum mit Chorumgang Gewandsaulen und Triforium Aussen leiten Strebepfeiler den Druck der Gewolbe auf die seitlichen Aussenmauern ab Im Chorumgang befinden sich Seitenkapellen Die architektonische Konstruktion erlaubte wie fur die Gotik wesentlich den Durchbruch uberaus grossflachiger Fenster im Langhaus Teile des Kreuzgangs und des Refektoriums sind erhalten teilweise noch vom romanischen Vorgangerbau Das Baumaterial besteht aus Elmkalkstein und Braunschweiger Rogenstein teilweise als Sichtmauerwerk meist jedoch als Bruchsteinmauerwerk ausgefuhrt Auffallend ist dass die Aegidienkirche keinen Glockenturm hat Auf der Westseite waren eigentlich zwei Turme geplant und deren Fundamente schon vorbereitet Der Grund dafur ist in der Bodenbeschaffenheit zu suchen Wahrend das Langhaus der Agidienkirche auf einem festen Lehmsockel ruht befindet sich an der Stelle der seinerzeit geplanten Turme ein ehemaliger Flussverlauf der Oker mithin ehemals sumpfiger Boden Dieser konnte einen massiven Turm nicht tragen Versuche die Turme aufzubauen scheiterten immer wieder durch Einsturz Die Turme wurden daher nie vollendet und ihre Ansatze deshalb 1817 endgultig abgerissen Inneres nbsp Taufbecken von Carl Constantin Weber aus dem Jahre 2008 nbsp Spatgotische Kanzel von Hans WittenDas Langhaus ist als Hallenkirche ausgefuhrt An der Sudwand sind Reste des romanischen Vorgangerbaus zu erkennen Besonders sehenswert sind heute noch im Chorumgang die mit Damonendarstellungen und Blattornamenten verzierten Kapitelle der Gewandsaulen Diese Darstellungen folgen noch romanischen Bildidealen obwohl die architektonische Ausfuhrung bereits gotisch ist Der vollkommen unbeeintrachtigte Erhaltungszustand dieser Bildhauerarbeiten ist erstaunlich wenn man bedenkt dass die Kirche zwischendurch als Gefangnis genutzt wurde Die Aegidienkirche hatte baulich bedingt mit 11 13 Sekunden eine aussergewohnlich lange Nachhallzeit Sie wurde in den 1990er Jahren durch den Einbau von schallabsorbierenden Wandverkleidungen vermindert Kanzel In der Aegidienkirche fand anlasslich der Wiederverwendung als Kirche auch die von Hans Witten geschaffene spatgotische Kanzel aus dem Paulinerkloster Verwendung Diese war bei dem 1712 begonnenen Umbau des Klosters zum furstlichen Zeughaus in die Altarwand des Kreuzklosters auf dem Rennelberg eingebaut worden Da sie 1944 ausgelagert worden war blieb sie als einziges Stuck des Innenausbaus der Kreuzklosterkirche im Zweiten Weltkrieg unversehrt Taufstein Im Marz 2008 wurde der Wunsch nach einem festen Taufplatz erfullt Das von Carl Constantin Weber geschaffene Taufbecken aus portugiesischem Marmor wurde vom Generalvikar des Bistums Hildesheim Werner Schreer feierlich geweiht Das Becken symbolisiert ein prall gefulltes Fischernetz Fische drangen an verschiedenen Stellen aus dem Netz Der Kunstler nimmt damit Bezug auf eine Bibelstelle im Neuen Testament in der Jesus seine Apostel Petrus Andreas Jakobus und Johannes zu Menschenfischern beruft Der Boden des Taufbereichs wurde ebenfalls von Weber gestaltet Hier symbolisieren grafische Linien das Wasser und eingearbeitete Bander die Namen der Apostel Im Kontrast zum ubrigen Bodenbelag aus rotem Sandstein wurde dafur dunkelgrauer Theumaer Schiefer verwendet Auctor Kapelle Die St Auctor Grabkapelle im Chorscheitel der Kirche ist mit modernen Inschriften sowie einer Grabplatte von 1710 ausgestaltet die Herzog Anton Ulrich anfertigen liess Orgel In der Aegidienkirche steht eine Orgel der Bonner Firma Johannes Klais aus dem Jahr 1965 Das Schleifladen Instrument hat 45 Register auf drei Manualen und Pedal Die Spieltrakturen sind mechanisch die Registertrakturen elektrisch Eine Besonderheit ist die Trompeta magna im Hauptwerk die als Horizontalregister in den Kirchenraum abstrahlt 2 nbsp Klais Orgel mit Trompeta magna nbsp Chor Orgel von Herbert KruseI Hauptwerk C g31 Praestant 16 2 Principal 8 3 Rohrflote 8 4 Octav 4 5 Holztraverse 4 6 Superoctav 2 7 Cornett V 8 8 Mixtur V9 Cymbel III10 Trompeta magna 16 11 Trompete 8 II Positiv C g312 Praestant 8 13 Holzgedackt 8 14 Quintade 8 15 Principal 4 16 Gemshorn 4 17 Rohrnasard 2 2 3 18 Waldflote 2 19 Terz 1 3 5 20 Octav 1 21 Scharff IV22 Krummhorn 8 Tremolo III Schwellwerk C g323 Pommer 16 24 Holzprincipal 8 25 Viola di Gamba 8 26 Principal 4 27 Spillflote 4 28 Octave 2 29 Sifflote 1 1 3 30 Acuta V31 Nonencymbel IV32 Basson 16 33 Hautbois 8 34 Clairon 4 Tremolo Pedal C f135 Praestantbass 16 36 Subbass 16 37 Principal 8 38 Bartpfeife 8 39 Holzoctav 4 40 Nachthorn 2 41 Hintersatz V42 Fagott 32 43 Posaune 16 44 Trompete 8 45 Zink 4 Koppeln II I III I III II I P II P II PWeitere katholische Einrichtungen in der Gemeinde St AegidienKatholische offentliche Bucherei KOB St Aegidien Spohrplatz 9 Caritas Kindertagesstatte St Nikolaus Bocklerstrasse 230 3 Heim des katholischen Studierendenvereins Cheruscia seit 2021 in der Helmstedter Strasse 4 Caritas Seniorenwohnanlage St Hedwig mit Hauskapelle Bocklerstrasse 232 1992 eroffnet 5 Friedhof mit Auferstehungskapelle Helmstedter Strasse 54 6 Das St Vinzenz Krankenhaus in der Bismarckstrasse 10 wurde Ende 2016 aus wirtschaftlichen Grunden geschlossen 7 8 Trager war die Kongregation der Barmherzigen Schwestern vom hl Vinzenz von Paul in Hildesheim In der Hauskapelle des Krankenhauses fanden seitens der Pfarrei St Aegidien regelmassig Heilige Messen statt letztmals am 27 Dezember 2016 9 Siehe auchListe der Kulturdenkmale in der Braunschweiger Altstadt Liste der Kirchen im Bistum Hildesheim AgidienkircheLiteraturElmar Arnhold St Aegidien Die gotische Klosterkirche In Mittelalterliche Metropole Braunschweig Architektur und Stadtbaukunst vom 11 bis 15 Jahrhundert Appelhans Verlag Braunschweig 2018 ISBN 978 3 944939 36 0 S 146 151 Luitgard Camerer Manfred R W Garzmann Hrsg Norman Mathias Pingel Wolf Dieter Schuegraf Braunschweiger Stadtlexikon Meyer Braunschweig 1992 ISBN 3 926701 14 5 Reinhard Dorn Mittelalterliche Kirchen in Braunschweig Niemeyer Hameln 1978 ISBN 3 87585 043 2 Peter Giesau Die Benediktinerkirche St Agidien zu Braunschweig Ihre Baugeschichte von 1278 bis 1478 und ihre Stellung in der deutschen Architektur des 13 bis 15 Jahrhunderts In Quellen und Forschungen zur Braunschweigischen Geschichte Band 18 Selbstverlag des Braunschweigischen Geschichtsvereins Braunschweig 1970 Gunter Jahn Todesdamonen und Hollenwesen die 24 monstrosen Kapitellfiguren im Chorumgang der Braunschweiger Agidienkirche Stadtarchiv Braunschweig Braunschweig 1995 Christof Romer Ute Romer Johannsen St Aegidien Braunschweig Verlag Schnell amp Steiner 1991 ISBN 978 3 7954 4633 8 Ute Romer Johannsen Christof Romer 800 Jahre St Aegidien Liebfrauenmunster der katholischen Propsteigemeinde St Nicolai zu Braunschweig In Veroffentlichungen des Braunschweigischen Landesmuseums 22 Braunschweig 1979 Ute Romer Johannsen Hrsg St Aegidien zu Braunschweig 1115 1979 Liebfrauenmunster der katholischen Probstgemeinde St Nicolai Braunschweig 1979 ISBN 3 87065 192 X Renate Kumm Das Bistum Hildesheim in der Nachkriegszeit Untersuchung einer Diaspora Diozese vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil 1945 bis 1965 Verlag Hahnsche Buchhandlung Hannover 2002 S 176 182 Weblinks nbsp Commons St Aegidien Braunschweig Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Website der katholischen Gemeinde St Aegidien Internetseite von Kirche von Unten mit Informationen zur KircheEinzelnachweise Rudolf Blasius Hrsg Braunschweig im Jahre MDCCCXCVII Festschrift den Theilnehmern an der LXIX Versammlung Deutscher Naturforscher und Aerzte Meyer Braunschweig 1897 Digitalisat S 413 Braunschweig Sankt Agidienkirche In de Orgelsite orgelsite nl Abgerufen am 12 Marz 2023 Familienzentrum St Nikolaus Abgerufen am 13 Marz 2023 Henning Noske Neues Domizil fur Studentenverein In Braunschweiger Zeitung Ausgabe vom 13 Januar 2021 St Hedwig Caritas Senioren Wohnen und Pflege in Braunschweig Abgerufen am 7 Marz 2017 Katholischer Friedhof Braunschweig Abgerufen am 7 Marz 2017 Internetprasenz des St Vinzenz Krankenhauses abgerufen am 1 Marz 2017 Schliessung des St Vinzenz Krankenhauses auf Internetprasenz der Vinzenz Verbund Hildesheim gGmbH abgerufen am 1 Marz 2017 8 Tage Blatter der Pfarrei St AegidienDenkmalgeschutzte Kirchengebaude in Braunschweig Aegidienkirche Agidienkirche Rautheim Alte Kirche Querum Andreaskirche Bartholomauskapelle Braunschweiger Dom Brudernkirche Bugenhagenkirche Christophoruskirche Leiferde Christophoruskirche Ruhme Dankeskirche Domfriedhofskapelle St Georg St Hedwig St Jakobi Jakobskirche Johanniskirche Josephkirche St Jurgen Katharinenkirche Kirche Geitelde Kirche St Johannes Kirche St Johannes Baptista Kirche Mascherode Kirche St Petri Johannis Kirche Stiddien Kirche Timmerlah Kirche Volkenrode Kirche Watenbuttel Kirche zur Heiligen Dreifaltigkeit Kirche zum Heiligen Leiden Christi Klosterkirche Riddagshausen Kreuzkirche Leonhardskapelle Magnikirche St Marien Lamme Martinikirche Matthauskirche Muhlenkirche Michaeliskirche Nicolaikirche Nicolaikirche Melverode Paulikirche Peter und Paul Kirche Petrikirche St Petri Kirche Runingen St Thomas Volkmarode St Trinitatis Ruhme Trinitatiskirche Schapen St Ulrici Versohnungskirche Wichernkirche 52 259722222222 10 525277777778 Koordinaten 52 15 35 N 10 31 31 O Normdaten Geografikum GND 4403999 2 lobid OGND AKS LCCN nr96016452 VIAF 139999028 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Aegidienkirche Braunschweig amp oldid 239240158