www.wikidata.de-de.nina.az
Das Kreuzkloster in Braunschweig auch als Convent St Crucis bezeichnet entstand der Uberlieferung nach um 1230 auf dem Rennelberg vor den Toren der Stadt nahe dem Petri Tor und war dem Heiligen Kreuz und der Jungfrau Maria geweiht Es wurde wahrend des schweren Bombenangriffs auf Braunschweig vom 15 Oktober 1944 vollstandig zerstort und nicht wieder aufgebaut womit eine uber 700 jahrige Geschichte zu Ende ging Letzte sichtbare Uberreste sind der Friedhof und das Kusterhaus Das Kreuzkloster im Jahre 1899 links daneben Nr 10 das Gefangnis Rennelberg Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Wirtschaftliche Grundlage 1 2 Kirche 1 3 Liste der Leiterinnen 1 4 Friedhof 1 5 2019 Archaologische Grabungen auf dem ostlichen Friedhofsgelande 1 6 Grabmale und Bestattete 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenUrsprunglich handelte es sich um ein Benediktinerinnenkloster 1 Stifter des Klosters soll Ritter Balduin von Campen gewesen sein dessen Bruder Jordan Truchsess Herzog Ottos des Kindes 1230 als erster in der Klosterkirche bestattet wurde 1241 wurde die Klosterkirche erstmals urkundlich als Sanct Crucis erwahnt 2 nbsp nbsp Lage des Kreuzklosters auf einer Karte der Stadt Braunschweig um 1400 Um 1400 wurde es in ein Zisterzienserinnenkloster umgewandelt 3 und wurde bis 1532 von Nonnen dieses Ordens bewirtschaftet und bewohnt Eine Nonne hat in der Zeit von 1484 bis 1507 ein Konventstagebuch in lateinischer Sprache verfasst Eva Schlotheuber ubersetzte das Tagebuch in die deutsche Sprache und nahm eine geschichtliche Einordnung vor Die Ergebnisse hat die Wissenschaftlerin gemeinsam mit Henrike Lahnemann im Jahr 2023 veroffentlicht 4 Nach der Reformation in Braunschweig im Jahre 1528 bestand das katholische Kloster zunachst weiter 1532 wurde jedoch die letzte katholische Abtissin Gertrud Holle die sich bis dahin geweigert hatte den neuen Glauben anzunehmen ihres Amtes enthoben und durch die lutherische Adelheid von Lafferde ersetzt 5 Das Kreuzkloster war fortan ein lutherischer Frauen Konvent der bis zur Zerstorung des Klosters im Oktober 1944 fortbestand Hauptaufgabe der Stiftsdamen war die Krankenpflege sowie die Leitung einer Madchenschule Zwischen dem 16 und 17 Jahrhundert schwankte die Zahl der Konventualinnen also der Stiftsdamen zwischen 12 und 15 wahrend die Zahl der unterrichteten Madchen die im Kloster wie in einem Internat untergebracht waren im gleichen Zeitraum von 15 auf 24 stieg Im Jahre 1800 zahlte der Konvent eine Domina einen Propst und 14 Konventualinnen Das Gesamtkloster wurde in protestantischer Zeit von zwei Ratsherren oder sonstigen angesehenen Burgern geleitet Diesen unterstand ein Propst der allerdings nicht mehr wie fruher ein Geistlicher war sondern ein vom Rat eingesetzter weltlicher Verwalter Nach der Unterwerfung der Stadt im Jahre 1671 kamen die Konventualinnen nicht mehr wie fruher aus den Kreisen der wohlhabenden Kaufleute und Handwerker sondern es handelte sich nun um Tochter und Witwen verdienter herzoglicher Beamter oder Geistlicher die dort wohnten 6 Wirtschaftliche Grundlage Bearbeiten Das Kreuzkloster verfugte uber betrachtliche Einnahmen durch verschiedene Vorwerke die Verpachtung von Grundstucken den Zehnten den noch heute existierenden Raffturm einer Wirtschaft mit eigener Schaferei 1260 erworben einen Ziegelhof den grossen Klosterhof in Evessen am Elm den Steinhof nordlich der Stadt und einen Hof in Wedtlenstedt im Westen 7 Der Propst war zugleich Pfarrer der Kreuzklosterkirche sowie der Kirche im nahen Dorf Lehndorf einer Schenkung aus dem Jahre 1245 8 Am 1 Juli 1883 wurde die Klosterdomane aufgehoben und die sich daraus ergebenden Grundstucke verkauft oder verpachtet So entstand ab 1884 auf dem ehemaligen Gelande in Sichtweite des Klosters das Gefangnis Rennelberg 1940 lebten noch funf Stiftsdamen zusammen mit ihrer Oberin auf dem Grundstuck In den letzten Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg verfiel die Bausubstanz zusehends weshalb eine Renovierung beschlossen worden war die allerdings kriegsbedingt nicht mehr durchgefuhrt wurde Am 15 Oktober 1944 wurde schliesslich der gesamte ehemalige Klosterkomplex durch den schweren Bombenangriff bis auf Teile des Friedhofs und das Kusterhaus vollstandig zerstort Kirche Bearbeiten nbsp Die Fachwerk Kirche vor 1900Eine erste Kirche aus dem 13 Jahrhundert war mit einem Kreuzgang versehen und wahrscheinlich dreischiffig ausgefuhrt Sie verfugte uber zwei Nebenkapellen zwischen 1403 und 1410 errichtet drei Altare aus dem fruhen 15 Jahrhundert sowie eine Orgel von 1414 3 Diese nun evangelische Kirche wurde von den Braunschweigern aus Furcht vor dem katholischen Welfen Herzog Heinrich dem Jungeren 1545 auf Befehl des Rates abgerissen 9 aber von 1567 bis 1571 als einzige in massiver Bauweise ausgefuhrte Renaissancekirche der Stadt wieder aufgebaut Am 16 Mai 1571 wurde der Neubau durch den Braunschweigischen Superintendenten Martin Chemnitz geweiht 10 Mitte des 15 Jahrhunderts wohnten 30 Nonnen im Stift das meist von einer Abtissin und einer Priorin geleitet wurde Der Propst wurde jeweils vom Altstadt Rat auf Lebenszeit oder zeitlich befristet ernannt und musste vom Hildesheimer Bischof bestatigt werden 11 Bei der Belagerung der Stadt durch Herzog Heinrich Julius von Braunschweig Wolfenbuttel im Jahre 1605 wurde die Kirche erneut zerstort Der letzte Klosterkirchenneubau wurde 1609 geweiht Es handelte sich um ein schlichtes Fachwerkgebaude mit Dachreiter Gleichzeitig wurde ein grosses Wohngebaude fur die Stiftsdamen erbaut das direkt an die Kirche grenzte In die barocke Kirche wurde 1712 eine von Anton Detlev Jenner geschnitzte Altarwand eingebaut Vor dieser platzierte Jenner wahrscheinlich um Kosten zu sparen eine spatgotische Kanzel entstanden um 1490 aus dem ehemaligen Paulinerkloster am Bohlweg das nicht mehr genutzt wurde Diese Kanzel konnte 1944 wahrend des Zweiten Weltkrieges vom Braunschweigischen Landeskonservator Kurt Seeleke zusammen mit Herman Flesche 12 in Sicherheit gebracht werden so dass sie das einzige Stuck des Innenausbaus der Kreuzklosterkirche ist das die Bombennacht vom 15 Oktober 1944 unbeschadet uberstanden hat Heute befindet sie sich in der Aegidienkirche Weitere gerettete Gegenstande sind ein Kelch aus dem 14 Jahrhundert und einige Parament Stickereien die sich heute im Herzog Anton Ulrich Museum befinden Liste der Leiterinnen Bearbeiten Gertrud Holle 1532 abgesetzt letzte katholische Abtissin Adelheid von Lafferde 1532 1589 erste lutherische Domina Clara von Assel 1589 1601 Anna Lossius 1601 1640 Christiane von Stapel 1642 1648 Margarethe von Stapler 1648 1678 Anna von Engelnstedt 1678 1705 Ilse von Bobergen 1705 Ilse Dorothea von Barner 1726 Rebekka Magdalena von Petersdorff 1726 1743 Catharine von Wittorf geb von Merrettig 1743 1751 Anna von Witzleben geb von Bach 1753 1788 Philippine Charlotte von Jerusalem 1789 1823 Adolfine Henriette Albertine von Lohneysen 1826 1870 Louise Olfermann 1870 1882 Julie Olfermann 1882 1892 Toni Wirk 1892 1940 Martha Lippelt 1940 1944 Friedhof Bearbeiten nbsp Grabsteine auf dem Friedhof nbsp Grabstein von Hauptmann Carl von Rabiel gefallen im Gefecht bei Olper 1809 Der Klosterfriedhof diente zunachst sowohl dem Kloster als auch der nahen Petri Gemeinde fur ihre Vorstadt Rennelberg mit 42 Wohnhausern als Bestattungsort Der alteste heute noch erhaltene Grabstein stammt aus dem Jahre 1633 und wurde fur Anna von Engelnstedt Domina des Klosters angefertigt Noch 1710 beanspruchte die Petri Gemeinde den Friedhof fur ihre Mitglieder Aufgrund Platzmangels wurde 1887 beschlossen nur noch Konventualinnen Klosterleiterinnen und zum Kloster gehorige Personen dort zu beerdigen Die letzte Bestattung fand im April 1945 statt Auf Befehl Berthold Heiligs wurde auf dem Friedhof der SA Obersturmfuhrer Wilhelm Ogilvie erschossen und spater dort beerdigt 13 14 Damit war der Friedhof knapp 700 Jahre in Nutzung Der Friedhof befindet sich wie der gesamte ursprungliche Klosterkomplex in der Freisestrasse bis 1930 Pflegehausstrasse und gehort heute der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz Die Evangelische Stiftung Neuerkerode hat ihn gepachtet genutzt wird er vom Maria Stehmann Haus einer Einrichtung fur Behinderte Der Friedhof auf dem sich noch zahlreiche Graber und Grabsteine befinden ist fur die Offentlichkeit nicht zuganglich 15 2019 Archaologische Grabungen auf dem ostlichen Friedhofsgelande Bearbeiten nbsp Das Anfang 2019 gefundene Grab mit acht mannlichen Skeletten Der ostliche Bereich des heute nicht mehr als Friedhof erkennbaren Grundstuckteils der seit 1982 zum Georg Eckert Institut gehort soll fur den Neubau eines Bibliotheksgebaudes genutzt werden Die Aushubarbeiten begannen um die Jahreswende 2018 2019 Da bekannt war dass es sich ursprunglich um einen Friedhof handelte waren seit Beginn der Bauarbeiten Archaologen vor Ort Im Januar Februar 2019 wurden tatsachlich mehrere Einzelgraber unterschiedlichen Alters und unterschiedlichen Erhaltungsgrades gefunden und untersucht Die Archaologen schatzen die Zahl der dort bestatteten Personen auf dreihundert 16 Des Weiteren wurde ein Massengrab entdeckt das die vollstandig erhaltenen Skelette von acht Mannern im Alter zwischen 20 und 40 Jahren enthalt Aufgrund der Art der Bestattung und anderer Fundumstande vermuten Historiker und Archaologen darunter Michael Geschwinde vom Niedersachsischen Landesamt fur Denkmalpflege in Braunschweig sowie Henning Steinfuhrer Direktor des Stadtarchivs Braunschweig dass es sich um Gefallene des Gefechts bei Olper handeln konnte bei dem am 1 August 1809 unweit der heutigen Fundstelle die Schwarze Schar des Braunschweigischen Herzogs Friedrich Wilhelm auf zahlenmassig uberlegene napoleonische Truppen unter Jean Jacques Reubell stiess 17 In der Nahe des Massengrabes wurde zudem die gut erhaltene Schadelkalotte eines einzelnen geschatzt uber 50 jahrigen Mannes gefunden der offensichtlich ebenfalls dort bestattet wurde Das Artefakt weist drei schwere Verletzungstraumata auf zwei davon waren alter und bereits verheilt das letzte war ein unverheilter und hochstwahrscheinlich todlicher Hieb mit einem Kavallerie Sabel Grabmale und Bestattete Bearbeiten Rebecca Magdalena von Petersdorff 1669 1743 Carl von Rabiel 1776 1809 gefallen bei der Schlacht von Olper Heinrich Conrad Staffe 1752 1826 Besitzer des Weissen Rosses Concordia Du Roi 1742 1834 Catherine Friederike Brandes geb Zimmer 1776 1840 Carl Gebhard 1811 1870 Packhof Commissair Wilhelm Ogilvie 1915 1945 Literatur BearbeitenLuitgard Camerer Manfred Garzmann Wolf Dieter Schuegraf Hrsg Braunschweiger Stadtlexikon Joh Heinr Meyer Verlag Braunschweig 1992 ISBN 3 926701 14 5 Reinhard Dorn Mittelalterliche Kirchen in Braunschweig Niemeyer Hameln 1978 ISBN 3 87585 043 2 Hermann Durre Geschichte der Stadt Braunschweig im Mittelalter Braunschweig 1861 online Manfred Garzmann Wolf Dieter Schuegraf Hrsg Braunschweiger Stadtlexikon Erganzungsband Joh Heinr Meyer Verlag Braunschweig 1996 ISBN 3 926701 30 7 Jurgen Hodemacher Braunschweigs Strassen ihre Namen und ihre Geschichten Band 2 Okergraben und Stadtring Elm Verlag Cremlingen 1996 ISBN 3 927060 12 7 Wolfgang A Junke Zerstorte Kunst aus Braunschweigs Gotteshausern Innenstadtkirchen und Kapellen vor und nach 1944 Harms Gross Oesingen 1994 ISBN 3 86147 001 2 Henrike Lahnemann Eva Schlotheuber Unerhorte Frauen Die Netzwerke der Nonnen im Mittelalter Propylaen Berlin 2023 ISBN 978 3 54910037 0 Rezension 4 Werner Spiess Geschichte der Stadt Braunschweig im Nachmittelalter Vom Ausgang des Mittelalters bis zum Ende der Stadtfreiheit 1491 1671 2 Bande Waisenhaus Buchdruckerei Braunschweig 1966 OCLC 641322311 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kreuzkloster Braunschweig Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Hermann Durre Geschichte der Stadt Braunschweig im Mittelalter Braunschweig 1861 S 515 Reinhard Dorn Mittelalterliche Kirchen in Braunschweig Hameln 1978 S 250 a b Hermann Durre Geschichte der Stadt Braunschweig im Mittelalter Braunschweig 1861 S 516 a b Barbara Dreiling Freiheit hinter Mauern In Kirchenbote Nr 27 9 Juli 2023 S 8 Werner Spiess Geschichte der Stadt Braunschweig im Nachmittelalter Vom Ausgang des Mittelalters bis zum Ende der Stadtfreiheit 1491 1671 Band 2 Braunschweig 1966 S 645 Werner Spiess Geschichte der Stadt Braunschweig im Nachmittelalter Vom Ausgang des Mittelalters bis zum Ende der Stadtfreiheit 1491 1671 Band 2 Braunschweig 1966 S 647 Werner Spiess Geschichte der Stadt Braunschweig im Nachmittelalter Vom Ausgang des Mittelalters bis zum Ende der Stadtfreiheit 1491 1671 Band 2 Braunschweig 1966 S 646 Hermann Durre Geschichte der Stadt Braunschweig im Mittelalter Braunschweig 1861 S 519 Hermann Durre Geschichte der Stadt Braunschweig im Mittelalter Braunschweig 1861 S 522 Werner Spiess Geschichte der Stadt Braunschweig im Nachmittelalter Vom Ausgang des Mittelalters bis zum Ende der Stadtfreiheit 1491 1671 Band 1 Braunschweig 1966 S 119 Hermann Durre Geschichte der Stadt Braunschweig im Mittelalter Braunschweig 1861 S 518f Wolfgang A Junke Zerstorte Kunst aus Braunschweigs Gotteshausern Innenstadtkirchen und Kapellen vor und nach 1944 Gross Oesingen 1994 S 188 Edith Raim Justiz zwischen Diktatur und Demokratie Wiederaufbau und Ahndung von NS Verbrechen in Westdeutschland 1945 1949 Munchen Oldenbourg 2013 ISBN 978 3 486 70411 2 S 786 789 Braunschweiger Zeitung 24 April 2008 Der einsame Tod des Wilhelm Ogilvie Die Fotos entstanden am Tag des offenen Denkmals am 10 September 2006 Skelett Fund am Georg Eckert Institut in Braunschweig Archaologen gehen von 300 Toten aus auf news38 de 300 Tote und ein Sensationsfund auf der Baustelle des GEI auf focus de vom 28 Februar 2019 Kloster und Stifte in Braunschweig Aegidienkloster Alexiushaus Brudernkloster Cyriacusstift Dominikanerkloster Domstift Johanniterkommende Kloster Riddagshausen Kreuzkloster Paulinerkloster Templerkommende 52 268055555556 10 508888888889 Koordinaten 52 16 5 N 10 30 32 O Normdaten Korperschaft GND 4575890 6 lobid OGND AKS LCCN no2008110656 VIAF 127060624 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kreuzkloster Braunschweig amp oldid 235310974