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Truchsess war ein Hofamt in der mittelalterlichen Hofgesellschaft fur den obersten Aufseher uber die furstliche Tafel Der Ausdruck stammt von althochdeutsch truhtsazo lateinisch dapifer franzosisch ecuyer de cuisine englisch steward ungarisch asztalnok polnisch stolnik niederlandisch drossaard niederdeutsch Drost e Das Truchsessenamt gehort wie Marschall Schenk und Kammerer zu den hochsten Hofamtern Truchsess Darstellung auf einem Kartenspiel von 1455 Inhaltsverzeichnis 1 Charakteristik 2 Etymologie 3 Besonderheiten in Osterreich Ungarn 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseCharakteristik BearbeitenEs war ursprunglich die Bezeichnung fur den obersten Aufseher uber die furstliche Tafel spater fur den Vorsteher der Hofhaltung Im Laufe der Zeit erhielt das Amt weitere einflussreiche Funktionen Zahlreiche Familien nahmen die Amtsbezeichnung als festen Bestandteil in den eigenen Familiennamen auf siehe Adelsgeschlechter Truchsess und Droste Im Heiligen Romischen Reich hatte seit der Kronung Ottos I ein Furst als Truchsess die erste Schussel auf die Tafel des Kaisers zu setzen Wie die ubrigen Erzamter wurde auch dieses spater erblich und mit einem Kurfurstentum verbunden das Erztruchsessamt mit der Kurpfalz Als Friedrich V von der Pfalz 1623 die Kur verlor fiel das Erztruchsessamt an Bayern und 1706 infolge der Achtung des Kurfursten von Bayern wieder an die Kurpfalz 1744 erneut an das Kurfurstentum Bayern das das Amt bis zur Auflosung des Reiches 1806 ausubte 1 Bei hofischen Zeremonien wie der Kronung der romisch deutschen Konige und Kaiser wurden die Kurfursten als Inhaber der Erzamter von Grafen als Inhaber der entsprechenden Erbamter vertreten so die Erztruchsesse von den Reichserbtruchsessen den Grafen von Waldburg die zugleich auch als Erbkuchenmeister fungierten Auch am Hof von Reichsfursten wie z B des Furstbischofs von Munster 2 und Domkapiteln 3 gab es erbliche Amter als Truchsess Drost Dem Amt des Truchsess entspricht der franzosische Seneschall der englische Lord High Steward der High Steward of Scotland oder der Lord High Steward of Ireland Die beiden Letzteren sind bis heute erbliche Hofamter wahrend die praktischen Aufgaben des Vorstehers der britischen Hofhaltung der Master of the Household wahrnimmt Etymologie BearbeitenBezuge reichen bis ins 10 Jahrhundert zuruck so in althochdeutsch truh t sazo oder truh t sezzo mittelhochdeutsch truh t saze und mittelniederdeutsch droste bzw drotsete Der Begriff ist zusammengesetzt aus druhti Schar gemeint ist hauptsachlich das Gefolge eines Fursten bzw truht oder druht Gefolgschaft leisten und saze sitzen vgl Sasse wie etwa in Freisasse Landsasse und Hintersasse und tragt folglich die Bedeutung jemand der in der Gefolgschaft sitzt bzw moglicherweise auch schon ursprunglich der der Gefolgschaft vorsteht Besonderheiten in Osterreich Ungarn Bearbeiten nbsp Verleihung der Truchsessen Wurde im Konigreich Ungarn fur Anton Pongracz 1780Wie bei den Kammerherrn in Osterreich und Bayern Kammerer wandelte sich auch bei den Mundschenken Vorschneidern und Truchsessen das ursprunglich entgeltliche und einen dauerhaften Aufenthalt am Hofstaat der Habsburger bedingende Amt in einen Ehrendienst von Haus aus um Doch war die Zahl dieser Hofwurdentrager niemals nur annahernd so gross wie jene der Kammerer 4 Als mit dem Aufkommen des Gebrauches der Gabel das Zerlegen der Fleischstucke nicht mehr im Speisesaal sondern in der Kuche geschah wurden Vorschneider uberhaupt nicht mehr ernannt Ebenso wurde von der Bestellung von Mundschenken abgesehen 5 Die Truchsessen zu deren Erlangung auch erworbener inlandischer Adel genugte gehorten aber weiterhin zur Tafelpartie und unterstanden als solche dem Obersthofmeister von dem sie auch beeidigt wurden Gehorte der Bewerber um die Truchsessenwurde dem Beamtenstand an so musste er wenigstens kaiserlicher oder koniglicher Rat oder Hof Ministerial Sekretar sein 6 War derselbe nicht angestellt so musste er sonst eine ehrenvolle soziale Stellung einnehmen Vor der Beeidigung hatte sich der ernannte Truchsess mit dem Erlag der vorgeschriebenen Taxe Gebuhr auszuweisen 7 worauf ihm auch das Truchsessenehrenzeichen ausgefolgt wurde 8 Die Truchsessen waren gleich den Kammerern Hofwurden 9 Sie waren zur Hoffolge verpflichtet rangierten nach den Kammerern wurden zur Tafel bedienung oder bey Festins zu Commissiarienstellen gebraucht hatten den Vorzug den Hof zu Corteggiren und traten insbesondere bei der Zeremonie der Speisung am Grundonnerstag in Funktion Truchsess war demnach ebenso wenig wie Kammerer ein blosser Ehrentitel sondern ein zu Dienstleistungen verpflichtendes und durch Eid bekraftigtes Dienstverhaltnis das im Taxpatent 10 direkt als Ehrenamt bezeichnet wurde Andererseits war auch die Truchsessenwurde keine staatliche Auszeichnung sondern eine dem Hofrecht angehorende Dienst und Ehrenverleihung Literatur BearbeitenIvan von Zolger Der Hofstaat des Hauses Osterreich Franz Deuticke Wien 1917 S 144 145 Wiener staatswissenschaftliche Studien Bd 14 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Truchsess Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen nbsp Commons Truchsess Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Begriffsklarung bei Zeno org Einzelnachweise Bearbeiten Mittelalter Lexikon Truchsess Bilder Conversations Lexikon S 15347 vgl BC Lexikon Bd 4 S 486 siehe Adelsgeschlecht Droste zu Vischering siehe Adelsgeschlecht Droste zu Hulshoff Im Schematismus 1704 sind gegen 450 Kammerer dagegen nur sechs Mundschenken und 18 Truchsessen so wirklich das Jurament abgelegt und nur zwei Vorschneider angefuhrt Der Schematismus 1812 weist uber 1000 Kammerer und nur 30 Truchsesse aus In den Hofschematismen 1812 ff ist die Rubrik Mundschenken und Vorschneider mit dem Vermerk unbesetzt versehen In neuerer Zeit verschwand dann schliesslich auch diese Rubrik A u Vortrag des Obersthofmeister vom 9 April 1773 Original im Haus Hof und Staatsarchiv dass ein derley Supplicant keinen minderen als einen Raths oder deme gleichkommenden Dienst bekleidete damit diese kaiserl Hofehrencharge nicht allzu gemein und andurch verachtlich wurde Kameraltaxe 157 fl 50 kr o W und Expeditionstaxe 31 Stuck Dukaten in Gold Siehe Erlass des M d I vom 3 Marz 1869 Mayrhofer Pace V 140 In den Kundmachungen der Wiener Zeitung und des Budapesti Kozlony ist die Formel gebraucht Seine k u k Apostolische Majestat haben dem N N die Truchsessenwurde agn zu verleihen geruht Vom 27 Janner 1840 N 404 J G S 134 und 160 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Truchsess Hofamt amp oldid 236898810