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Die Katharinenkirche in Braunschweig wurde Anfang des 13 Jahrhunderts als Pfarrkirche des Weichbildes Hagen errichtet Die seit 1528 evangelisch lutherische Kirche dominiert die Ostseite des Hagenmarktes Hauptpatronin ist die heilige Katharina von Alexandria von deren Attributen Schwert Rad und Krone sich das Rad im Wappen des Hagen wiederfindet Katharinenkirche mit Hagenmarkt und Heinrichsbrunnen links vorne von SudwestenSt Katharinen von Sudosten Inhaltsverzeichnis 1 Bau und Nutzungsgeschichte 1 1 Reformation und fruhe Neuzeit 1 2 19 und 20 Jahrhundert 2 Baubeschreibung 2 1 Aussenbau 2 2 Inneres 2 2 1 Schulenburg Epitaph 3 Orgel 4 Gelaut 5 Pastoren 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseBau und Nutzungsgeschichte BearbeitenDer vermutlich auf eine Stiftung Herzog Heinrichs des Lowen 1195 zuruckgehende romanische Grundungsbau wurde zwischen 1200 und 1205 in enger Anlehnung an den Braunschweiger Dom und die Martinikirche in der Altstadt als Pfeilerbasilika begonnen Mit dem Stadtrecht der Jura et libertates Indaginis aus dem Jahre 1227 erhielten die Burger des Hagen das Recht der Pfarrerwahl zu St Katharinen Der Umbau zu einer gotischen Hallenkirche wurde in der zweiten Halfte des 13 Jahrhunderts begonnen worauf ein Ablass von 1252 hinweist Dabei wurden die Seitenschiffe um das Doppelte erweitert und in der Hohe des Mittelschiffes eingewolbt Der Westbau und der Sudturm wurden 1379 fertiggestellt der Nordturm blieb durch die Abschaffung der Ablassgelder infolge der Reformation unvollendet 1 Der Sudturm hat eine Hohe von 82 18 m der Nordturm von 74 08 m davon jeweils 2 58 m fur die Wetterstange ab Knaufmitte 2 Damit ist St Katharinen der zweithochste Kirchenbau Braunschweigs nach St Andreas Reformation und fruhe Neuzeit Bearbeiten 1528 wurde die Reformation in Braunschweig eingefuhrt womit auch die Katharinenkirche einen protestantischen Pfarrer erhielt Bemerkenswert ist die aufwendige und kostspielige Ausstattung des Inneren Fritzsche Orgel 1623 Schulenburg Epitaph 1621 zu Zeiten des Dreissigjahrigen Krieges 1698 beraubte Nikol List mit seiner Bande die Kirche Er war auch durch Raububerfalle auf den Hamburger Dom und die Luneburger Goldene Tafel in der dortigen Michaeliskirche bekannt Er arbeitete etwa mit Nachschlusseln statt dem fruher gebrauchlichen Rennbaum Zu seiner Beute zahlten zahlreiche Gegenstande aus Silber und weitere wertvolle Schmuckstucke darunter Sabel und Armbander 3 Im 18 Jahrhundert bewarb sich der bekannte Komponist und Bachsohn Wilhelm Friedemann Bach bei Herzog Karl I um das Organistenamt wurde jedoch 1771 zugunsten eines Einheimischen abgewiesen nbsp Turmfront nbsp Ansicht des Westbaus und der Turme von Nordwesten im Abendlicht 19 und 20 Jahrhundert Bearbeiten Einer der Turme ging am 20 Februar 1815 nach einem Blitzschlag in Flammen auf Das sudliche Langhausportal wurde 1843 geschaffen In den Jahren 1887 bis 1890 restaurierte Stadtbaurat Ludwig Winter das Kircheninnere Nach Zerstorungen wahrend des Zweiten Weltkriegs wurde 1946 mit der Wiederherstellung begonnen Die Turmhelme und das Innere wurden 1957 bis 1958 erneuert In den Jahren 1974 bis 1978 wurde der nach Osten geneigte Westbau durch den Braunschweiger Bauingenieur Klaus Pieper 1995 stabilisiert nachdem im Zuge der Errichtung der Tiefgarage unter dem Schlosspark der Grundwasserspiegel abgesenkt worden war und die hunderte Baumstamme auf denen das Kirchengebaude wegen des ehemals sumpfigen Untergrundes errichtet ist zusammenschrumpften Der Ingenieur nutzte dazu ein seinerzeit neues Verfahren mittels Olhydraulik mit deren Hilfe ganze Wande verhoben werden konnten Eine Aussenrestaurierung erfolgte zwischen 1987 und 1999 Dabei wurde die Natursteinfassade verputzt und in den Farben die dem Elmkalkstein und dem Braunschweiger Rogenstein vom Nussberg nachempfunden sind gestrichen Die Verputzung hat viel Kritik erfahren Gemass Funden von Farbresten unter den steinernen Gesimsen war die Katharinenkirche im Mittelalter ebenfalls verputzt und gestrichen Das Bruchsteinmauerwerk in welchem wahllos Bruch und teilweise Ziegelstein verarbeitet wurde war jedenfalls nicht als Sichtmauerwerk gebaut worden Auch tritt die gotische Gliederung des Mauerwerks nach den erfolgten Massnahmen besser hervor Diese Massnahmen wurden getroffen nachdem einzelne Steine des Mauerwerks in den letzten hundert Jahren bis zu zehn Zentimeter an Dicke verloren hatten Baubeschreibung Bearbeiten nbsp St Katharinen mit umliegenden Gebauden nbsp Katharinenkirche von NordwestenAussenbau Bearbeiten Charakteristisch ist der Westbau der wie beim Braunschweiger Dom als Sachsischer Westriegel konzipiert war Dem zunachst rein romanischen Unterbau folgt dann ein fruhgotisches weiteres Geschoss auf der nachsten Ebene folgt dann das hochgotische Glockenhaus mit den spatgotischen Turmen Durch die Reformation und die Abschaffung der Ablassgelder wurde der Bau nicht vollendet der Nordturm blieb wie bei der Andreaskirche unvollendet Inneres Bearbeiten nbsp Inneres der KatharinenkircheZahlreiche alte Ausstattungsgegenstande wie das 1488 datierte Kalksteinrelief Christus als Weltenrichter befinden sich heute im Stadtischen Museum Aus der Zeit des 16 bis 18 Jahrhunderts sind mehrere Epitaphe und Grabdenkmaler erhalten Die Glasfenster mit biblischen Themen unter anderem Auferstehung und Der Baum des Lebens schuf der Glasmaler Hans Gottfried von Stockhausen in den Jahren 1960 bis 1982 Schulenburg Epitaph Bearbeiten Nach dem Tod des Militars Georg von der Schulenburg 1619 veranlasste seine Witwe Lucia von Veltheim 1620 den Bau eines aufwandigen Epitaphs Fur eine vereinbarte Summe von 2000 Talern schuf der Braunschweiger Bildhauer Jurgen Rottger 1623 zusammen mit dem Magdeburger Lulef Bartels einen vierstockigen Epitaphlettner mit einer gestaffelten Schauseite aus Schiefer und Kalkstein Die nach zeitgenossischen Gemalden entstandenen Alabasterreliefs und figuren stammen von Bartels Die beiden knienden Stifterfiguren wurden nahezu lebensgross gestaltet und farbig gefasst Im Jahre 1789 wurde die Schauwand an die westliche Stirnwand des sudlichen Seitenschiffes umgesetzt Das Schulenburg Epitaph zahlt zu den bedeutendsten Grabdenkmalern in Norddeutschland Orgel Bearbeiten nbsp Blick durchs Mittelschiff zur OrgelZwischen 1621 und 1623 entstand die Orgel durch Gottfried Fritzsche Wahrend des 19 und 20 Jahrhunderts erfolgten starke Veranderungen Im Jahre 1980 wurde durch die Hamburger Firma Rudolf von Beckerath Orgelbau eine neue Orgel unter Einbeziehung von sechs original erhaltenen Registern der alten Fritzsche Orgel gebaut Bei den sechs alten Registern die wieder verwendet wurden handelt es sich um Oktave 4 im Pedal Subbass 16 und Nasat 2 2 3 im Hauptwerk Gedackt 8 Quintadene 8 und Quinte 1 1 3 im neuen Schwellwerk Das Instrument verfugt uber 54 Register und Schleifladen 2015 wurde das Pedal um ein 32 Register erweitert Die Spieltrakturen sind mechanisch die Registertrakturen elektrisch 4 2018 wurde die Orgel mit einem elektronischen Abspielgerat mit Munzeinwurf zur Auswahl zwischen elf Musiktiteln 5 versehen Die dafur eingebauten Magneten betatigen die Tonventile ohne die vorhandene Spieltraktur in Bewegung zu setzen 6 Die Aufnahmen sind von Kirchenmusikdirektor Carl Eduard Hecker eingespielt worden I Hauptwerk C g31 Subbass 16 2 Prinzipal 8 3 Rohrflote 8 4 Gemshorn 8 5 Oktave 4 6 Nachthorn 4 7 Nasat 2 2 3 8 Oktave 2 9 Flachflote 2 10 Mixtur VI VIII11 Scharf IV12 Trompete 16 13 Trompete 8 II Schwellwerk C g314 Gedackt 8 15 Quintadena 8 16 Spitzgambe 8 17 Oktave 4 18 Rohrflote 4 19 Oktave 2 20 Waldflote 2 21 Quinte 1 1 3 22 Sesquialtera II 2 2 3 23 Obertone II24 Scharf V VII25 Dulzian 16 26 Oboe 8 27 Krummhorn 8 Tremulant28 Spanische Trompete 8 29 Prinzipal 8 30 Holzflote 8 III Brustwerk C g331 Holzgedackt 8 32 Blockflote 4 33 Prinzipal 2 34 Gemshorn 2 35 Sifflote 1 1 3 36 Oktave 1 37 Terzian II38 Scharf IV39 Vox humana 8 Tremulant Pedal C d140 Prinzipal 16 41 Subbass 16 42 Quintbass 10 2 3 43 Oktave 8 44 Gedackt 8 45 Oktave 4 46 Koppelflote 4 47 Nachthorn 2 48 Rauschpfeife III49 Mixtur VI VIII50 Posaune 16 51 Trompete 8 52 Trompete 4 53 Cornet 2 54 Untersatz 32 Koppeln Spielhilfen 1000 fache elektronische SetzeranlageGelaut BearbeitenEs sind drei Glocken aus den Jahren 1498 1533 und 1656 erhalten die 1987 durch zwei neuere erganzt wurden Die Glocke I mit dem Namen Servator Bewahrer von St Katharinen zu Braunschweig wurde 1553 von Johannes Moor aus Hertogenbosch Niederlande gegossen Ihr Nominal liegt bei h 11 ihr Gewicht betragt ca 2 800 kg Die Haube der Glocke wurde zur Aufhangung am Stahljoch durchbohrt Die Glocke II mit dem Namen Salvator Retter wurde 1656 von Ludolf Siegfriedt gegossen Ihr Nominal liegt bei d1 10 ihr Gewicht betragt ca 1 750 kg Auch bei dieser Glocke wurde die Haube zur Aufhangung am Stahljoch durchbohrt Die Glocke III mit dem Namen Sankt Katharina wurde 1987 von Petit amp Edelbrock in Gescher gegossen Ihr Nominal liegt bei e1 8 ihr Gewicht betragt 1 100 kg Die Glocke IV mit dem Namen Johannes Baptista wurde 1987 von Petit amp Edelbrock in Gescher gegossen Ihr Nominal liegt bei g1 8 ihr Gewicht betragt 680 kg Die kleinste Lauteglocke ist die Vaterunserglocke Sie wurde 1498 in Braunschweig von Hinrik Menten d A gegossen Ihr Nominal liegt bei e2 ihr Gewicht betragt 136 kg 7 Pastoren BearbeitenSeit der Reformation wurden zwei Predigerstellen an der Katharinenkirche besetzt Bekannte Pastoren waren 1529 1537 39 Johann Riebling 1557 1572 Georg Stamke Stammich 1609 1626 Eberhard Baring sen Vater von Eberhard Baring 1678 1682 Bartholomaus Botsack seit 1683 Superintendent der Stadt Braunschweig 1682 1693 Christian Ludwig Ermisch seit 1693 Superintendent 1693 1734 Georg Heinrich Pfeiffer 1867 1899 Werner Bertram 1876 1895 August Skerl 1896 1910 August Stock 1901 1934 Martin Bucking 1911 1933 Johannes Schlott 1945 1975 Siegfried StangeLiteratur BearbeitenElmar Arnhold St Katharinen Pfarrkirche im Hagen In Mittelalterliche Metropole Braunschweig Architektur und Stadtbaukunst vom 11 bis 15 Jahrhundert Appelhans Verlag Braunschweig 2018 ISBN 978 3 944939 36 0 S 116 125 Klaus Jurgens St Katharinen In Braunschweiger Stadtlexikon Herausgegeben im Auftrag der Stadt Braunschweig von Luitgard Camerer Manfred R W Garzmann und Wolf Dieter Schuegraf unter besonderer Mitarbeit von Norman Mathias Pingel Meyer Braunschweig 1992 S 124 25 ISBN 3 926701 14 5 Georg Dehio Gottfried Kiesow Handbuch der deutschen Kunstdenkmaler Bremen Niedersachsen Deutscher Kunstverlag Berlin 1977 ISBN 3 422 00348 7 Richard Moderhack Braunschweiger Stadtgeschichte Wagner Braunschweig 1997 ISBN 3 87884 050 0 Pfarramt St Katharinen Hrsg Acht Jahrhunderte St Katharinen Kirche Braunschweig Beitrage zu ihrer Geschichte Waisenhaus Buchdruckerei Braunschweig 1980 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Katharinen Braunschweig Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Offizielle Website der Kirchengemeinde St Katharinen Website der Kantorei an St Katharinen Die Glocken von St Katharinen PDF 101 kB Einzelnachweise Bearbeiten Bauwerksgeschichte von St Katharinen abgerufen am 25 Januar 2016 Walter Born Die hohen deutschen Kirchturme Lax Hildesheim 1979 ISBN 3 7848 7010 4 Die Hohenangaben basieren auf amtlichen Vermessungen Joachim Lehrmann Rauberbanden zwischen Harz und Weser Braunschweig Hannover Hildesheim und Sudniedersachsen Lehrte 2004 ISBN 978 3 9803642 4 9 S 104 108 Nahere Informationen zur grossen Orgel von St Katharinen Memento vom 4 August 2012 im Webarchiv archive today Wo die Kirchenorgel zur Jukebox wird Video 2 56 min Charlotte Morgenthal Die Jukebox Orgel In Evangelische Perspektiven Nr 2 2019 S 18 19 herausgegeben von der Pressestelle der Landeskirche Braunschweig Die Glocken von St Katharinen PDF 101 kB Denkmalgeschutzte Kirchengebaude in Braunschweig Aegidienkirche Agidienkirche Rautheim Alte Kirche Querum Andreaskirche Bartholomauskapelle Braunschweiger Dom Brudernkirche Bugenhagenkirche Christophoruskirche Leiferde Christophoruskirche Ruhme Dankeskirche Domfriedhofskapelle St Georg St Hedwig St Jakobi Jakobskirche Johanniskirche Josephkirche St Jurgen Katharinenkirche Kirche Geitelde Kirche St Johannes Kirche St Johannes Baptista Kirche Mascherode Kirche St Petri Johannis Kirche Stiddien Kirche Timmerlah Kirche Volkenrode Kirche Watenbuttel Kirche zur Heiligen Dreifaltigkeit Kirche zum Heiligen Leiden Christi Klosterkirche Riddagshausen Kreuzkirche Leonhardskapelle Magnikirche St Marien Lamme Martinikirche Matthauskirche Muhlenkirche Michaeliskirche Nicolaikirche Nicolaikirche Melverode Paulikirche Peter und Paul Kirche Petrikirche St Petri Kirche Runingen St Thomas Volkmarode St Trinitatis Ruhme Trinitatiskirche Schapen St Ulrici Versohnungskirche Wichernkirche Normdaten Geografikum GND 4436368 0 lobid OGND AKS LCCN n88104460 VIAF 312830534 52 267533333333 10 525313888889 Koordinaten 52 16 3 1 N 10 31 31 1 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Katharinen Braunschweig amp oldid 218850843