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Nikol List auch Nicol oder Nickel List getauft 4 Dezember 1654 in Waldenburg Sachsen 23 Mai 1699 in Celle war ein Rauberhauptmann im ausgehenden 17 Jahrhundert der mit seiner Bande innerhalb und ausserhalb Sachsens vor allem Dom und Kirchenraub sowie Mordbrennerei beging Der verhaftete Rauberhauptmann Nicol List nach einem alten Stich NICKEL LIST wie er sich als den Herrn JOHANN RUDOLPH von der MOSEL auffuhrete Stich fruhes 18 Jhd Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Nikol List Steine in Beutha 3 Belletristik 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenAls Sohn des Tagelohners Hans List wurde Nikol List 1654 in armlichen Verhaltnissen im sachsischen Waldenburg geboren und dort am 4 Dezember des gleichen Jahres getauft Er wuchs in der Gegend von Hartenstein auf wo sich sein Vater verdingte Er selbst entwickelte sich in seiner Jugend zum Reitknecht und Pferdekenner Nach der 1679 vollzogenen Hochzeit mit der aus Thierfeld geburtigen Maria Scherf die 1683 nach der Geburt der gemeinsamen Tochter Anna Marie starb liess er sich in Beutha nieder Ab 1681 ist er als Kurassier im kursachsischen Militardienst nachweisbar in dem er es bis zum Korporal schaffte Nach der Ruckkehr aus der Schlacht gegen die Turken um die ungarische Stadt Ofen betrieb List seine Entlassung aus dem Militardienst die ihm als ehrlicher Abschied jedoch nur gegen Uberlassung von zwei Pferden und Zahlung von 30 Talern gewahrt werden sollte So verliess er 1687 eigenmachtig die Garnison in Langenau und erwarb in Beutha einen Bauplatz fur ein neues Wohnhaus Er betrieb eine Gastwirtschaft und eine Branntweinbrennerei sowie einen Pferdehandel als Lebensunterhalt Mit Margarethe Gode die aus Burg bei Magdeburg stammte ging er eine zweite Ehe ein und bekam mit ihr funf Kinder Ab 1691 betrieb List als Pachter den Gasthof Grune Tanne im Nachbarort Raum musste diese Pacht aber nach 17 Monaten aufgrund diverser Beschwerden beenden 1 In dieser Zeit gab es im Amt Hartenstein mehrfach Hinweise auf eine straffallige Vergangenheit Lists u a wegen Pferdediebstahlen Nachweislich war er 1692 an einem Einbruch auf dem Gut der Frau von Tettau in Mechelgrun beteiligt Allein sein Beuteanteil soll 1200 Taler betragen haben Der Streit um die Beuteaufteilung fuhrte in der Folge zu Streit mit seinen Kumpanen in dem List sein Anteil abgepresst wurde Ein Komplize der Wachtmeister genannte Eckardt wurde 1695 in Lists Scheune erschlagen 1 Als Anfuhrer einer Rotte Soldaten war List 1694 massgeblich am Einbruch in Schloss Braunsdorf im Furstentum Sachsen Zeitz beteiligt Wahrend gegen seine Kumpanen Strafverfahren durchgefuhrt wurden blieb List zunachst unbehelligt Mit vier Komplizen brach er 1696 bei dem Erbrichter Hilbert in Kleinruckerswalde ein wobei ihnen erhebliche Beute in die Hande fiel Nachforschungen fuhrten schnell auf seine Spur Als man ihn in der Johannisnacht in Beutha verhaften wollte erschoss er um sich einer Festnahme zu entziehen zwei an der Verhaftung beteiligte Landschoffen aus Hartenstein Sachsen und entkam Am 9 November 1697 wurde er in einem Inquisitionsprozess wegen zweifachen Mordes geachtet sein Haus in Beutha war bereits 1696 geschleift worden List war uber Jahre auf der Flucht mit Aufenthalten u a in Wittenberg Fulda Leipzig und Halle und machte als Hauptmann seiner Rauberbande grosse Landstriche vorwiegend Norddeutschlands unsicher List gab sich den Namen Freiherr von Mosel und zog mit einem kleinen Hofstaat umher In der Nacht des 6 Marz 1698 beging er mit seinen Kumpanen den grossten Kirchenraub aller Zeiten Mit einem Nachschlussel verschaffte er sich Zugang zur Michaeliskirche von Luneburg die den sagenhaften Schatz der Goldenen Tafel barg den Burger Herzoge und Monche uber Jahrhunderte Stuck fur Stuck zusammengetragen hatten Zehn Pfund pures Gold und Silber Perlen und Edelsteine schmuckten den Hauptaltar der Kirche List und seine Bande brachen grosse Teile des kostbaren Schatzes heraus und vernichteten damit das Gesamtkunstwerk Zunachst konnten die Einbrecher entkommen Am 27 Juli 1698 verubte die Rauberbande um List einen weiteren Einbruchsdiebstahl in Hof Drei der Rauber darunter List wurden in Greiz gefangen genommen und am 23 August 1698 nach Hof ausgeliefert Am 16 Oktober 1698 wurde dort ein Mitglied der Bande namens Horn in Hof hingerichtet ein zweiter Rauber soll wieder freigelassen worden sein List wurde zum Tod durch Radern verurteilt jedoch zunachst am 18 Oktober 1698 nach Celle uberstellt wo das Urteil wegen seines Verbrechens im Zusammenhang mit der Goldenen Tafel in abgeanderter besonders harter Form vollstreckt werden sollte Am 23 Mai 1699 wurden ihm zuerst Arme und Beine mit acht Schlagen zerschmettert spater wurde er gekopft und schliesslich sein Rumpf verbrannt wahrend der Kopf auf einen Pfahl gespiesst wurde Nikol List und auch dem mitverurteilten Christian Muller widerfuhr damit am Ende ein Schicksal das trotz der Verwendung anderer Werkzeuge dem langsamen und qualvollen Tod durch Radern vergleichbar war Heinrich Buntings Newe volstendige Braunschweigische und Luneburgische Chronica aus dem Jahre 1722 bestatigt Nicol List ward an stat des Rades mit eisernen Keulen von unten auf vom Leben zum Tode gestraft der Kopf auf dem Pfal gesteckt 2 Beteiligt war List an 40 Diebstahlen neunmal an schwerem Kirchenraub und an zwei Morden Sigismund Hosmann der ab Januar 1699 als Seelsorger Lists und mehrerer Komplizen im Celler Gefangnis tatig war veroffentlichte aus seiner Erinnerung unter dem Titel Furtreffliches Denck Mahl Der Gottlichen Regierung Bewiesen an der uhralten hochst beruhmten Antiquitat des Klosters zu S Michaelis in Luneburg der in dem hohen Altar daselbst gestandenen Guldenen Taffel und anderer Kostbarkeiten Wie der gerechte Gott Dero Rauber gantz wunderbarlich entdekket Alles aus denen von Hochgemeldeter Furstl Regierung dazu communicirten IX Voluminibus Actorum Der Grossen Inquisition und andern gewissen Nachrichten nach Historischem Ablauff des gantzen Processes Zusammen getragen eine Schilderung von Lists Leben und Taten In der jungeren Forschung wird Hosmann attestiert dass er keine gesicherten Kenntnisse zum Vorleben Lists vor 1694 hatte und die Biografie wohl nach eigenem Gutdunken literarisch gefullt hatte Zudem enthalten die Texte zahlreiche Ungenauigkeiten die aus Hor oder Druckfehlern z B Ramsdorf statt Raum und falschen Ortsangaben entstanden sein konnen 1 Nikol List Steine in Beutha Bearbeiten nbsp Die Nikol List Steine in der Friedhofsmauer von BeuthaIm Jahre 1696 wurde sein Haus in Beutha dem Erdboden gleichgemacht und dort in der Dorfstrasse Nr 58b eine Schandsaule errichtet Jedem der beiden 1696 erschossenen Hartensteiner Burger wurde zum Gedenken ein Steinkreuz mit Inschriften aufgestellt Die metergrosse dreiflachige schieferne Schandsaule und die beiden sandsteinernen Gedenksteine der beiden Hartensteiner Burger mit ihren Lebensdaten befinden sich an der Innenseite der Friedhofsmauer in Beutha Alle sechs Steine sind verwittert und die Inschriften kaum noch lesbar Der Text wurde durch Pfarrer Johann Christian Neubert in Beutha erhalten 3 Der grosse Stein in der Mitte die Schandsaule tragt die Inschrift 4 Vordere Seite An diesem Ort hat gewohnt der weltbekannte Dieb Kirchenrauber und Morder Nicol List welcher in der Johannisnacht 1696 von einer nach ihm geschickten Folge den eigenen Landschoppen Christoph Kneufflern und noch einen Burger Gottfried Eckarden jammerlich erschossen und darauf die Flucht ergriffen Auf der Gnadigen Herrschaft Befehl ist das hier gestandene Listsche Haus niedergerissen und wider den fluchtigen Morder mit der Acht versehen worden Hintere Seite Nachdem nun Nicol List den 5 November wegen der beiden hier begangenen Mordtaten zu Hartenstein in die Acht erklart worden ist er wegen anderer Ubeltaten zu Greiz gefanglich eingekommen und von da nach Hof gefuhret hier nachst aber ob ihm schon daselbst ein scharfes Todes Urteil gesprochen worden dennoch als ein Mitrauber der kostbaren guldenen Tafel zu Luneburg erst nach Celle gebracht allwo er wegen bekannten vielen wichtigen Beuten 9 Kirchen Rauben und diese Mordtaten willen den 23 Mai 1699 seinen Lohn empfangen da er von unten auf mit 8 Schlagen zerschmettert ihm noch lebend der Kopf mit dem Beil abgehauen selbigen auf den Pfahl genagelt der tote Korper aber auf einem Scheiterhaufen zu Pulver verbrennet worden Die Inschrift auf dem Steinkreuz rechts lautet auf der einen Seite Christoph Kneuffler Land und Gerichtsschoppe zu Hartenstein ist allhier in der Johannisnacht 1696 von Nicol Listen mit einer ins Gevierte gespaltenen Kugel erschossen und den nachsten Sonntag darauf zu Hartenstein ehrlich begraben auf der anderen Seite Dieser ehrliche Mann ist 50 Jahr und 27 Wochen alt gewesen hat eine betrubte Witwe und Vier Kinder nehmlich 3 Sohne und 1 Tochter hinterlassen Auf dem Steinkreuz links steht auf der einen Seite Gottfried Eckhardt Burger und Hoffleischer zu Hartenstein ist allhier in der Johannisnacht 1696 von Nicol Listen mit zwei metallenen Kugeln erschossen und den nachsten Sonntag darauf zu Hartenstein ehrlich begraben auf der anderen Seite Dieser mann ist 34 Jahr und 34 Wochen alt gewesen hat eine arme betrubte Witwe und 3 kleine unerzogene Kinder 2 Sohne und 1 Tochter hinterlassen Belletristik BearbeitenAusser alteren aktenmassigen Darstellungen der Verbrechen dieses Raubers gab es auch eine historisch romantische unter dem Titel Leben und Gaunerstreiche Nickel List s und seiner Rauberbande Penig Leich in Leipzig 1802 Lists Leben wurde oft beschrieben und als Kriminaltragodie auf der Puppenbuhne aufgefuhrt Wie Literaturhistoriker herausfanden hat Friedrich Schiller Teile aus dem Leben Lists und aus dem Prozessverlauf in seinem Werk Die Rauber verwendet Literatur BearbeitenClaus Heinrich Bill Nickel Lists problematischer Aristokratismus 1698 In Robert Bohn und Jurgen Weber Hrsg Wortmeldungen zur Zeit und Regionalgeschichte Festschrift fur Uwe Danker Husum Druck und Verlagsgesellschaft Husum 2022 ISBN 978 3 96717 099 3 S 33 40 Matthias Blazek Nickel List In Ders Hexenprozesse Galgenberge Hinrichtungen Kriminaljustiz im Furstentum Luneburg und im Konigreich Hannover Stuttgart 2006 ISBN 3 89821 587 3 S 137 ff Ralf Busch Die Hinrichtung von Nickel List und einiger Bandenmitglieder 1699 in Celle In Celler Chronik 17 Hrsg vom Museumsverein Celle Celle 2010 Uwe Danker Rauberbanden im Alten Reich um 1700 Ein Beitrag zur Geschichte von Herrschaft und Kriminalitat in der fruhen Neuzeit Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft Band 707 Band 1 Suhrkamp Frankfurt am Main 1988 ISBN 3 518 28307 3 S 20 32 Gerd Freitag Auf den Spuren des Raubers Nicol List 1654 1699 In Sachsische Heimatblatter 62 2016 Heft 1 S 66 73 ISSN 0486 8234 doi 10 52410 shb Bd 62 2016 H 1 S 66 73 Julius Eduard Hitzig Willibald Alexis Nickel List und seine Gesellen In Der neue Pitaval eine Sammlung der interessantesten Criminalgeschichten aller Lander aus alterer und neuerer Zeit Band 3 Brockhaus Leipzig 1843 S 274 387 Online bei Google Books Hirt List Nicolas In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 18 Duncker amp Humblot Leipzig 1883 S 774 778 S igismund H osmann Furtreffliches Denck Mahl Der Gottlichen Regierung Bewiesen an der uhralten hochst beruhmten Antiquitat des Klosters zu S Michaelis in Luneburg der in dem hohen Altar daselbst gestandenen Guldenen Taffel und anderer Kostbarkeiten Wie der gerechte Gott Dero Rauber gantz wunderbarlich entdekket Alles aus denen von Hochgemeldeter Furstl Regierung dazu communicirten IX Voluminibus Actorum Der Grossen Inquisition und andern gewissen Nachrichten nach Historischem Ablauff des gantzen Processes Zusammen getragen Hoffmann Celle u a 1700 und ofter Digitalisat Hans von Hulsen Nickel List die Chronik eines Raubers Reclam Leipzig 1925 Annette Kura Sachsens Mordbrenner Rauber Pascher und Wildschutzen im Erzgebirge und in der Oberlausitz Altis Verlag Berlin 1993 ISBN 3 910195 08 3 Joachim Lehrmann Rauberbanden zwischen Harz und Weser Braunschweig Hannover Hildesheim ein historischer Ruckblick Lehrmann Lehrte 2004 ISBN 3 9803642 4 0 S 86 146 Frank Reinhold Vor 300 Jahren wurde Nickel List gefangen genommen Aus der Geschichte der Neuen Schenke In Heimatbote 1998 44 Jg 1998 Heft 6 S 10 Rudolf Schramm Nickel List Kirchenrauber und Bandit Von seinen Raubtaten und von seiner Gefangennahme im Greizer Land anno 1698 In Greizer Heimatkalender 1958 Greiz 1958 S 65 Julius Seybt Nickel List und seine Gesellen ein Gaunerleben aus alter Zeit In Nachtseiten der Gesellschaft Leipzig 1848 S 147 190 Die Hofer Altstadtchronik In 52 Bericht des Nordoberfrankischen Vereins fur Natur Geschichts und Landeskunde Hof 2005 Regina Rohner Der schwarze Nickel Nicolaus List In Hundert sachsische Kopfe Chemnitzer Verlag Chemnitz 2002 ISBN 3 928678 77 9 S 122f Bernd Stephan Geld oder Leben Rauberbanden zwischen Harz Oberlausitz und Erzgebirge Verlag Bussert amp Stadeler Jena Quedlinburg 2010 ISBN 978 3 942115 06 3 Gottfried Tobisch Die Geschichte vom furchterlichen Rauberhauptmann Nicol List In Sachsenring Journal Die Kultur und Heimatzeitschrift der Region Glauchau Hohenstein Ernstthal und Stollberg Band 2 Nr 1 Sachsenring Verlag Oelsnitz 1993 S 21f Belletristische VerarbeitungenSiegfried Weinhold Der schwarze Nickel das Rauberschicksal des Nicol List Chemnitzer Verlag Chemnitz 1994 ISBN 3 928678 12 4 Gottlieb Bertrand Der furchtbare Abentheurer Nickel List genannt von der Mosel Schroder Braunschweig 1806 Johann Gottfried Hagemeister Ludwig Tieck u a Nickel List Bande 1 2 von Thaten und Feinheiten renomirter Kraft und Kniffgenies Verlag Himburg Berlin 1790 OCLC 257589810 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Nikol List Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Artikel Nickel List 2019 von Michael Wetzel in Sachsische Biografie hrsg vom Institut fur Sachsische Geschichte und Volkskunde Literatur von und uber Nikol List im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Literatur uber Nikol List in der Sachsischen Bibliografie Informationen zu den Nickel List Steinen und Nickel List auf www suehnekreuz de Der Millionenraub der Goldenen Tafel von Luneburg PDF 141 kB Homepage der Stadt LuneburgEinzelnachweise Bearbeiten a b c Gerd Freitag Auf den Spuren des Raubers Nicol List 1654 1699 In Sachsische Heimatblatter 62 Heft 1 2016 S 66 73 ISSN 0486 8234 Matthias Blazek Uberwiegend Morder und Giftmischer wurden geradert Korper zur Abschreckung in Feldmark aufgestellt Die Praxis des Zerstossens der Glieder mit eisernen Keulen wurde hierzulande noch bis 1828 angewandt In Sachsenspiegel Blatter fur Geschichts und Heimatpflege Beilage der Celleschen Zeitung Nr 10 2010 In Cellesche Zeitung 6 Marz 2010 Die Schonburgischen Recessherrschaften nebst den Ephorien Annaberg Marienberg und Frauenstein In Sachsens Kirchen Galerie Dresden 1845 S 23 Digitalisat Die Anordnung der Steine entspricht nicht mehr den Angaben in der Sachsischen Kirchengalerie Normdaten Person GND 11935800X lobid OGND AKS VIAF 5739372 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME List NikolALTERNATIVNAMEN Mosel Nikol Freiherr von List Nicol List NickelKURZBESCHREIBUNG RauberhauptmannGEBURTSDATUM getauft 4 Dezember 1654GEBURTSORT Waldenburg Sachsen STERBEDATUM 23 Mai 1699STERBEORT Celle Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Nikol List amp oldid 237139126