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Die Ulmer Schachtel ist ein Einweg Bootstyp der seit dem Mittelalter auf der Donau der Waren Passagier und Truppenbeforderung diente Er wurde lediglich fur Naufahrten stromabwarts verwendet Historische Darstellung einer Ulmer Schachtel Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Uberblick 1 2 Name 1 3 Beschaffenheit 1 4 Personenbeforderung 2 Seit dem 20 Jahrhundert 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenUberblick Bearbeiten nbsp Ulmer Schachtel am Ulmer DonauuferDie Ulmer Schachtel war ursprunglich lediglich ein Spottname fur die Wiener Zille einen Einweg Bootstyp der seit dem Mittelalter auf der Donau der Warenbeforderung diente Die fruheste Erwahnung der Zille stammt vom Dominikaner Monch Felix Fabri von 1488 89 1 Zillen sind im Donauraum der klassische Arbeitsschiffstyp Auch in Ulm war dieser Schiffstyp bekannt vornehmlich als kleineres Boot etwa fur die Fischerei Zum Warentransport flussabwarts verwendete man jedoch Flosse fur die im Verhaltnis zur Nutzlast viel Holz benotigt wurde Verburgt ist dass man im 18 Jahrhundert Schiffsbaumeister sogenannte Schopper aus dem bayerischen Donaugebiet anwarb um den steigenden Holzbedarf fur Flosse in den Griff zu bekommen Seitdem wurde in Ulm ein grosserer Zillentyp ursprunglich als Kelheimer bekannt vornehmlich zum Warentransport donauabwarts gebaut Die Vorfahren der Ulmer Fahrzeugbauer Familie Kassbohrer waren Zillenbauer Name Bearbeiten Der Name der Ulmer Schachtel stammt erst aus dem 19 Jahrhundert und beruht darauf dass diese Zillen in Ulm gebaut wurden und die Stadtfarben ein schwarz weisses Streifenmuster trugen Als Schachtel wurden sie insbesondere im Wurttembergischen wo man vom Neckar elegantere Schiffe gewohnt war wegen ihrer ausserst einfachen Konstruktion verspottet Diese einfache Konstruktion war zweckmassig da der grossere Teil von ihnen nur zur einmaligen sogenannten Naufahrt flussabwarts genutzt wurde Am Ende der Fahrt wurden Ulmer Schachteln vielfach als Nutzholz oder zur Weiterverwendung verkauft Eine Abbildung einer Ulmer Schachtel ist am Ulmer Rathaus im Giebel zu sehen Beschaffenheit Bearbeiten Ulmer Schachteln in Ulm zu jener Zeit nach dem Bestimmungsort Wiener Zillen genannt waren einfach konstruierte bis zu 30 Meter lange Boote die zum Schutz wertvollerer Ladung und von Passagieren mit einem Hausaufbau auf dem Deck versehen waren Sie trieben mit Stangen gelenkt auf der Donau flussabwarts Mit den Wiener Zillen wurden in regelmassig wochentlichem Schiffsverkehr von Ulm aus Waren und Personen nach Regensburg Passau Linz Wien Budapest oder Belgrad transportiert Da sie nach Fahrplan regelmassig verkehrten wurden sie Ordinarischiffe genannt Die Schiffe wurden von einer eigenen Zunft gebaut und betrieben Wahrend die Boote anfangs maximal 22 m lang und 3 m breit waren vergrosserten sich ihre Masse mit der Zeit Gegen Ende des 19 Jahrhunderts erreichten sie Grossen von bis zu 30 Meter Lange und 7 5 Meter Breite Die Bordwand dieser Boote hatte eine Hohe von etwa 1 5 Metern Mittig auf dem Schiff befand sich eine grossere Holzhutte Bei Warentransporten lagerte hier das Handelsgut bei Auswanderungen war dies der Wetterschutz der Passagiere Das Fahrzeug wurde auf seiner Reise donauabwarts mit Stangen bzw Ruderblattern zwei am Bug und zwei am Heck gesteuert Personenbeforderung Bearbeiten Zwischen dem spaten 17 und Ende des 18 Jahrhunderts gelangten verschiedene deutsche Auswanderergruppen auf Ulmer Schachteln in die von den Habsburgern neueroberten Lander des sudostlichen Europas In ihren neuen Siedlungsgebieten im heutigen Rumanien Ungarn und Serbien entstanden die Volksgruppen der Ungarndeutschen und oder Donauschwaben Auch von 1804 bis 1818 gelangten tausende Auswanderer die sich in Ulm auf Flossen und Ulmer Schachteln einschifften die Donau abwarts bis ins Mundungsgebiet am Schwarzen Meer Aus ihnen entstanden die Volksgruppen der Bessarabien Dobrudscha und Schwarzmeerdeutschen Prominente Nutzer waren Kaiser Franz I und seine Ehefrau Maria Theresia die mit ihrem Gefolge im Herbst 1745 von der Kronung in Frankfurt am Main auf 34 Schachteln nach Wien zuruckkehrten Seit dem 20 Jahrhundert Bearbeiten nbsp Kleine Ulmer Schachtel ElchingenDieser Bootstyp der Zille wird auch heute noch als Arbeits Fischer und Freizeitboot eingesetzt Hervorzuheben ist seine besondere Eignung fur den Hochwasser Rettungseinsatz der Freiwilligen Feuerwehren entlang der Flusslaufe Nach wie vor werden sie aus Nadelholzern gebaut hauptsachlich Larche und Fichte Produktionsstatten gibt es vor allem an der oberosterreichischen Donau bei Engelhartszell Die hier hergestellten Baugrossen liegen um 6 bis 12 Meter Schiffslange in Ausnahmefallen jedoch weit daruber Ulmer Schachteln werden beim alljahrlich stattfindenden Nabada einem traditionellen Wasserumzug in Ulm verwendet Von regionaler Bedeutung sind alljahrliche Meisterschaften mit der Zille die auch beim Fischerstechen zu sehen sind Fur touristische Zwecke verkehren auf der Donau zwischen Ulm und Wien funf Schachteln eine grossere und vier kleinere Sie fahren somit allerdings keine Kurzstrecken und meist auch nur wenige Male im Jahr Betreiber ist der Verein Gesellschaft der Donaufreunde Ulm e V 2 3 4 Siehe auch BearbeitenLauertanneLiteratur BearbeitenMerkwurdige und vollstandige Reisebeschreibung der im Jahr 1817 ausgewanderten Wurtemberger Badenser und Schweizer nach Kaukasien Aus dem Tagebuch eines dahin Gewanderten Zur Beruhigung der im Vaterlande zuruckgebliebenen und zugleich zur Warnung den Auswanderer nicht nachzufolgen Germanien 1818 Neuauflage bearbeitet von Friedrich Fiechtner Landsmannschaft der Bessarabiendeutschen Stuttgart 1970 Ernst Neweklowsky Die Schiffahrt und Flosserei im Raum der oberen Donau Schriftenreihe des Instituts fur Landeskunde von Oberosterreich 3 Bande Linz 1952 1954 Wolf Henning Petershagen Ulrich Burst Die Ulmer Schachtel Ein schwimmendes Kuriosum Suddeutsche Verlagsgesellschaft Ulm 2001 ISBN 3 88294 316 5 Neuauflage Kleine Geschichte der Ulmer Schachteln Klemm amp Oelschlager Ulm 2010 ISBN 978 3 932577 86 4 Christoph Sonntag Schwabische populare Irrtumer Ein Lexikon 2 Auflage edition q in Bebra Berlin 2011 S 68 ff ISBN 978 3 86124 659 6 Kapitel Donauschwaben Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Ulmer Schachtel Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Geschichte der Donauschifffahrt auf der Website der Gesellschaft der Donaufreunde Interview mit Henning Petershagen Verfasser von Die Ulmer Schachtel Ein schwimmendes Kuriosum Auswanderer nach Russland Der Weg nach Tiflis Transkaukasien Beschreibung bei ulm deEinzelnachweise Bearbeiten Henning Petershagen Die Ulmer Schachtel ISBN 978 3 7995 8023 6 Stadtgeschichte Markenzeichen Ulmer Schachtel abgerufen am 17 Mai 2019 Schachtelfahrt Fahrplan 2018 abgerufen am 17 Mai 2019 Ulmer Schachtel auf www reisetravel eu abgerufen am 17 Mai 2019 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ulmer Schachtel amp oldid 238771365