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Der Begriff Zille bezeichnet eine Familie von flachbodigen Wasserfahrzeugen die bis heute im deutschen und osterreichischen Donauraum anzutreffen ist Sie gehort zur Gruppe der Kaffenkahne die sich durch die spitz zusammenlaufenden Rumpfenden auszeichnen Von ahnlicher Bauart in anderen Gegenden sind der Weidling und der Tubinger Stocherkahn Fischerzille von 1982 mit 10 m LangeZille am Donauhafen Donauworth Inhaltsverzeichnis 1 Bootsbeschreibung 2 Geschichte 3 Heute 4 Weitere Zillen 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseBootsbeschreibung BearbeitenZillen sind einfach konstruierte zwischen 5 und 30 m lange Boote Kleinere Zillen waren grundsatzlich ungedeckt die grosseren Zillen zum Fracht oder Passagiertransport verfugten uber hausahnliche Aufbauten mittschiffs Zillen haben einen flachen Boden und gerade Seitenwande die vorne zumeist spitz zulaufen Je nach Zillentyp lauft auch das Heck entweder spitz zu ist breit oder seit einigen Jahrzehnten sogar als Spiegel fur den Motorbetrieb angelegt Die Zille liegt mit geringem Tiefgang im Wasser und ist relativ kippstabil Kleine Zillen werden mit sogenannten Stechrudern Paddeln mit einer gegabelten Eisenspitze gelenkt und angetrieben Grosse Zillen verfugten vorn und achtern uber langs der Fahrtrichtung angebrachte lange Ruderbaume sowie seitlich uber sogenannte Nauzuge die vor allem beim An und Ablegen gebraucht wurden Historische Frachtzillen wurden daruber hinaus meist getreidelt oder gesegelt Die Lange heutiger Zillen ubersteigt nur selten 10 m im 19 Jahrhundert waren die Frachtzillen nicht selten uber 30 m lang Zur grossen Familie der Zillen gehoren schlanke Boote mit spitzem Bug und Heck ebenso wie kleine Schugge mit breiten Schiffsenden oder Stockzillen mit einer stevenahnlichen Bug Konstruktion und einem ausladenden Heck das durch einen Balken den liegenden Stock geschlossen wird Insbesondere fur achtern breiter gebaute Fahrzeuge findet sich auch der Name Platte auch diese Fahrzeuge gehoren der Familie der Zillen an Geschichte Bearbeiten nbsp Historische Darstellung einer Ulmer Schachtel nbsp Schnitt einer Moldau Zille um 1900Wahrend die Boote anfangs maximal 22 m lang und 3 m breit waren vergrosserten sich ihre Masse mit der Zeit Gegen Ende des 19 Jahrhunderts erreichten sie Grossen von bis zu 30 m Lange und 7 5 m Breite Die Bordwand dieser Boote hatte eine Hohe von etwa 1 5 m Mittig auf dem Schiff befand sich eine grossere Holzhutte Bei Warentransporten lagerte hier das Handelsgut bei Auswanderungen war dies der Wetterschutz der Passagiere Zillen wurden in grossen Bereichen des Donauraums eingesetzt Auch die bekannte Ulmer Schachtel ist vom Bootstyp her eine Zille Die bis Wien fahrplanmassig verkehrenden Wasserfahrzeuge waren meist in den Stadtfarben einem schwarz weissen Streifenmuster bemalt Eine bohmische Variante wurde an der Moldau gebaut und ebenfalls meist als Einwegschiff mit Fracht uber die Elbe bis in die Markischen Gebiete gefahren Das 1984 gehobene Wrack eines solchen Fahrzeugs steht heute in der standigen Schifffahrt Ausstellung des Deutschen Technikmuseums Berlin Anfang des 19 Jahrhunderts diente der Bootstyp der Ulmer Schachtel deutschen Auswanderern als Verkehrsmittel um in die Lander des sudostlichen Europas zu gelangen Sie schifften sich in Deutschland ein und fuhren die Donau abwarts in Richtung Schwarzes Meer Heute Bearbeiten nbsp FeuerwehrzilleDer Bootstyp der Zille wird auch heute noch als Arbeits Fischer und Freizeitboot eingesetzt Nach wie vor werden sie aus Nadelholzern gebaut hauptsachlich Larche und Fichte Produktionsstatten gibt es vor allem an der oberosterreichischen Donau bei Engelhartszell Am linken Flussufer bestehen zwei Familienbetriebe die das Schiffbauer Handwerk bereits uber mehrere Jahrhunderte betreiben Die hier hergestellten Baugrossen liegen um 4 bis 12 Meter Schiffslange in Ausnahmefallen jedoch weit daruber Es werden einige fixe Zillen Typen angeboten wie etwa die Feuerwehrzillen mit genormten Abmessungen 7 m 0 9 1 2 m Tragfahigkeit bis zu 600 kg Alle ubrigen Zillen sind Sonderanfertigungen und fur den jeweiligen Einsatzzweck massgeschneidert In dieser Flexibilitat liegt noch heute die Starke dieses Bootstyps Bedingt durch die einfache Bauart herrscht verglichen mit neuzeitlichen Konstruktionen ein sehr gunstiges Preis Leistungs Verhaltnis vor Die sprichwortliche Robustheit der Zillen bietet gute Chancen fur den Weiterbestand dieser traditionellen Wasserfahrzeuge Von regionaler Bedeutung sind die alljahrlichen Zillensportmeisterschaften Der Einsatzbereich von Zillen ist ebenso breit gefachert wie ihre Konstruktion Zillen wurden und werden vor allem zur Fischerei als Arbeitsboote im Wasserbau oder als Einsatz und Rettungsfahrzeuge an Fahrstellen und im Dienste der Feuerwehren genutzt Ihr traditioneller Einsatzbereich umfasst vor allem auch den Waren und Personentransport Daneben wurden Zillen als Wagen wie Personenfahren und bei der Kies und Sandgewinnung genutzt Beim Ulmer Fischerstechen werden Zillen gefahren Weitere Zillen Bearbeiten nbsp Der Gmundner Zwolfer Trauner Nachbau aus dem 16 Jhd ist eine Salz Zille Dieser Zillentyp wurde fur den Transport des Salzes uber den Traunsee verwendet Die Liste nennt weitere Zillen und ihre Tragfahigkeit 1 Grosse Arzzille Arbzille von 3000 bis 4000 Zentner Kleine Arzzille von 2 000 Zentner Passauer und Wachauer Kelheimer 3000 bis 3500 Zentner Grosse Klotzzille von 2000 bis 3000 Zentner Kleine Klotzzille von 1500 Zentner Wachauer Gams von 2000 bis 2500 Zentner Siebnerin in drei Grossen von 800 bis 900 Zentner von 500 bis 700 Zentner von 400 bis 600 Zentner Sechserin in drei Grossen von 600 bis 700 Zentner von 400 bis 700 Zentner von 500 bis 700 Zentner kleinste Gattung von 300 bis 600 Zentner Seenursch in drei Grossen von 500 bis 800 Zentner von 400 bis 700 Zentner Kleinste Gattung von 300 bis 600 Zentner Oberbergerin von 600 bis 900 Zentner Schwabenzille von 300 850 Zentner Rosszille von 500 bis 800 Zentner Gemeindestattzille von 500 bis 800 Zentner Neunerzille von 300 bis 850 Zentner Waidhofner oder Waldzille von 200 bis 500 Zentner Hallasch von 300 bis 400 Zentner Fischerzille von 300 bis 400 Zentner kleine Zillen Nursch und die Waidzillen bis zu 180 ZentnerLiteratur BearbeitenJenny Sarrazin Andre van Holk Schopper und Zillen Eine Einfuhrung in den traditionellen Holzschiffbau im Gebiet der deutschen Donau Kabel Verlag Hamburg 1996 ISBN 3 8225 0334 7 Karl Ebner Floszerei und Schiffahrt auf Binnengewassern mit besonderer Berucksichtigung der Holztransporte in Osterreich Deutschland und Westruszland Wien Leipzig 1912 Ernst Neweklowsky Die Schiffahrt auf der Donau und ihren Nebenflussen Deutsches Museum Berichte und Abhandlungen 26 Jg Heft 3 1952 Michael Sohn Kaffenkahne Eine vergangene Binnenschiffsform Eigenverlag Sohn Art Hennigsdorf 2013 ISBN 978 3 00 041659 0 Kurt Schaefer Historische Schiffe in Wien Neuer Wissenschaftlicher Verlag 2002 ISBN 3 7083 0037 8 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Zille boat Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Zille Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Bauplan einer Zille beim Osterreichischen Zillensport Verband OZSV Geschichte Tirol Binnenschiffahrt im Hoch und Spatmittelalter abgerufen am 7 Juli 2017 Einzelnachweise Bearbeiten Joseph Hain Handbuch der Statistik des osterreichischen Kaiserstaates Band 2 Verlag Tendler amp Kompanie Wien 1853 S 402 Normdaten Sachbegriff GND 4427858 5 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zille Bootstyp amp oldid 237782534