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Wenzel Anton Graf Kaunitz Rietberg ab 1764 Reichsfurst von Kaunitz Rietberg 2 Februar 1711 in Wien 27 Juni 1794 in Mariahilf damals noch Vorstadt von Wien war osterreichischer Staatsmann des aufgeklarten Absolutismus Reichshofrat und Diplomat Wenzel Anton Furst Kaunitz RietbergAls Berater und Mitarbeiter der Reformen Maria Theresias und Josephs II und als Grunder des osterreichischen Staatsrats war er die fuhrende Stimme der Aufklarungspartei in der Habsburgermonarchie und Beforderer vieler innenpolitischer Reformen Als Staatskanzler 1753 1792 war er fur die Aussenpolitik Osterreichs zustandig und trug durch das Bundnis mit Frankreich im Vorfeld des Siebenjahrigen Krieges zum Renversement des alliances bei Unter Kaiserin Maria Theresia hatte er umfassende Vollmachten in der Aussenpolitik Sie wurden jedoch unter den Nachfolgern Joseph II Leopold II und Franz II immer mehr eingeschrankt Inhaltsverzeichnis 1 Familie 2 Fruhe Jahre 3 Staatskanzler 3 1 Siebenjahriger Krieg 3 2 Hohepunkt des Einflusses 3 3 Sinkende Bedeutung 4 Herr der Grafschaft Rietberg 5 Forderer der Kunste und privates Leben 6 Tod und spatere Wurdigung 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseFamilie Bearbeiten nbsp Wappen des Wenzel Anton von Kaunitz 1789 Auferstehungskirche in Austerlitz Slavkov Tschechien Einen ihrer Stammsitze hatte die Familie der Kaunitz in Austerlitz dem heutigen Slavkov in Mahren Seine Eltern waren Maximilian Ulrich von Kaunitz 1679 1746 und Marie Ernestine von Ostfriesland Rietberg 1686 1758 Der Vater war unter anderem Landeshauptmann in Mahren Die Mutter war die Erbtochter des Grafen Ferdinand Maximilian von Ostfriesland und Rietberg in Westfalen mit deren Vater das Haus Ostfriesland 1690 in mannlicher Linie ausgestorben war Die Grafschaft ging danach an Wenzel von Kaunitz und erhielt den Namen Kaunitz Rietberg Wenzel Antons Bruder Karl Joseph 1715 1737 war Domherr in verschiedenen Bistumern Sein Onkel Franz Karl 1676 1717 war Bischof in Ljubljana Er selbst heiratete 1736 Maria Ernestine von Starhemberg 1717 1749 Sie war die Enkelin des ehemaligen Hofkammerprasidenten Thomas Gundacker Graf von Starhemberg der als Mitglied der Geheimen Konferenz einer der einflussreichsten Berater von Kaiser Karl VI war Aus der Ehe gingen sieben Kinder hervor Unter diesen Ernst Christoph 2 Reichsfurst von Kaunitz Rietberg 6 Juni 1737 1797 Ritter des Ordens vom Goldenen Vlies K k Obersthofmarschall und Botschafter Fideikommissherr verehelicht am 12 November 1741 mit Maria Leopoldine Elisabeth Prinzessin zu Oettingen Spielberg 28 November 1741 Tochter des Fursten Johann Aloys I zu Oettingen Spielberg deren Sohn Joseph Ernst Karl Januarius Graf von Kaunitz Rietberg geboren in Neapel am 20 Juli 1769 vor 1797 unverehelicht verstarb Deren Tochter Maria Eleonore geboren nach 1770 verstorben am 19 Marz 1825 ehelichte am 26 September 1795 Klemens Wenzel Lothar von Metternich Furst von Metternich Winneberg Ochsenhausen aus dem Hause Metternich Winneburg Beilstein Herzog von Portella u a auf Konigswart in Westbohmen K k Staatskanzler und Minister des Ausseren verstorben 1859 in Wien Dominik Anton Andreas Graf von Kaunitz Rietberg Questenberg d d 1761 sukz 1797 als 3 Furst und Fideikommissherr 1740 1812 1762 verehelicht mit Maria Bernhardine Grafin von Plettenberg Tochter des Franz Joseph Graf von Plettenberg Witten zu Mietingen aus dem Hause Nordkirchen Erbmarschall des Furstentum Munster Deren Kinder waren 1 Maria Theresia 1763 1803 verehelicht im Jahre 1784 mit Graf Rudolph von Wrbna und Freudenthal auf Gross Waltersdorf Horovice und Ginetz Oberstkammerer und Geheimrat Kommandant der K k Bohmischen Noblegarde 1813 1814 und Prasident der kgl Bohmischen Gesellschaft der Wissenschaften in Prag verstorben 1823 in Wien 2 Vinzenz 4 Furst von Kaunitz Rietberg Questenberg auf Neuschloss 1764 1839 sukz 1812 ehelichte am 15 Februar 1801 in Prag Pfarrei Maria de Viktoria Pauline de Longueval Grafin von Buquoy verstorben nach 1850 3 Aloys Wenzel 5 Furst von Kaunitz Rietberg Questenberg Fideikommissherr sukz 1829 K k Geheimrat und Kammerer 1774 1774 verstorben als letzter mannlicher Namenstrager der mahrischen Linie des furstlichen Hauses 1798 verehelicht mit Franziska Ungnadin Grafin von Weissenwolf 1773 Tochter des Guidobald Ungnad Graf von Weissenwolf Freiherr zu Sonneck und Ennseck Franz Wenzel Graf von Kaunitz Rietberg 1742 unverehelicht 1825 General Feldzeugmeister Joseph Clemens 22 November 1743 K k Kammerer unverehelicht verstorben Maria Antonia 16 Mai 1745 verehelicht 1763 mit Graf Christoph Wilhelm II von Thurheim Freiherr von Bibrachzell 1 Fruhe Jahre BearbeitenDer Vater erwirkte 1724 aus Grunden der Versorgung fur seinen Sohn durch papstliche Provision die Anwartschaft auf eine Stelle als Domherr in Munster Damit war indes nicht die Absicht verbunden in den geistlichen Stand einzutreten Er resignierte die Stelle 1733 2 Wenzel Anton Graf Kaunitz studierte in Leipzig Rechtswissenschaften und schloss das Studium 1731 mit einer hervorragenden Disputation ab In der Folge unternahm er seine Grand Tour die ihn nach Berlin in die Niederlande nach Italien und schliesslich nach Paris fuhrte Er kehrte 1734 nach Wien zuruck wo er schon seit langerem die Anwartschaft auf eine Stelle im Reichshofrat hatte Im Jahr 1734 war er zunachst Regimentsrat in Niederosterreich ehe er ein Jahr spater seine Stelle am Reichshofrat antreten konnte Er beabsichtigte in den diplomatischen Dienst einzutreten Seine finanzielle Situation war aber nicht gut genug als dass er einen Botschafterposten an einem angesehenen Hof annehmen konnte Er musste sich mit einer Gesandtschaft in Italien zufriedengeben um dort die Geburt des spateren Kaisers Joseph II 13 Marz 1741 anzuzeigen Zwischen 1742 und 1744 war er ausserordentlicher Gesandter in Turin In dieser Zeit gelang es ihm das unsichere Bundnis mit dem Konigreich Sardinien zu stabilisieren Im Jahr 1744 wurde er Minister beim Generalstatthalter der osterreichischen Niederlande Karl Alexander von Lothringen dem Schwager Maria Theresias mit Sitz in Brussel Seit 1745 war Kaunitz der dortige bevollmachtigte Minister Bei Abwesenheit des Generalstatthalters ubernahm er auch dessen Funktion vertretungsweise Fur ihn war bald klar dass die Niederlande wahrend des laufenden Osterreichischen Erbfolgekriegs nicht gegen Frankreich gehalten werden konnten Tatsachlich musste er 1746 kapitulieren und ging zunachst nach Antwerpen von wo er nach Wien zuruckkehrte Als Gesandter Osterreichs war er 1748 an den Verhandlungen zum Frieden von Aachen massgeblich beteiligt Der Verhandlungsverlauf uberzeugte ihn dass die bisherigen osterreichischen Bundnispartner England und die Niederlande an der von Maria Theresia geplanten Ruckgewinnung Schlesiens nicht interessiert seien Er begann daher auf eine Annaherung an Frankreich zu setzen Kaunitz war sogar zeitweise bereit die Osterreichischen Niederlande im Tausch gegen die politische Unterstutzung Frankreichs einzusetzen Von 1749 bis 1750 war er Mitglied des Geheimen Rats Wahrend der Geheimen Konferenz vom 5 Mai 1749 formulierte er erstmals seine politischen Vorstellungen Das Ziel der Zuruckgewinnung Schlesiens war danach vordringlich Um dieses Ziel zu erreichen sei ein Bundnis mit Frankreich damals regiert von Ludwig XV notig Nach einer langen Debatte wurde dieser Kurs gebilligt Er selbst wurde bevollmachtigter Minister in Paris wo er bis 1752 als osterreichischer Botschafter blieb Dort prasentierte er Osterreich als eine neue Macht die nur noch locker mit dem Heiligen Romischen Reich verbunden sei Er konnte unter den massgeblichen Kraften in Paris zwar Vertrauen gewinnen aber ein Bundnis kam dennoch nicht zu Stande Den Plan stellte er daher vorerst zuruck Stattdessen trat er in engen Kontakt mit einigen franzosischen Aufklarern und betrieb einen offenen Salon Mit Voltaire hatte er keinen Kontakt Von den Enzyklopadisten lernte er einige kennen Falschlicherweise wurde spater behauptet Rousseau sei sein Sekretar gewesen Staatskanzler BearbeitenSiebenjahriger Krieg Bearbeiten nbsp Kaunitz um 1762Maria Theresia bot ihm um 1751 insgeheim das Amt des Staatskanzlers zustandig vor allem fur die Aussenpolitik an Kaunitz verwies auf seine schwache Gesundheit erklarte sich aber bereit den Posten fur kurze Zeit zu ubernehmen Er musse jedoch freie Hand bekommen damit er die Behorde so umorganisieren konne bis sie wie ein Uhrwerk funktioniere Tatsachlich gelang es ihm in zahen Verhandlungen so grosse Kompetenzen durchzusetzen wie sie bislang noch kein Minister in Osterreich besessen hatte Statt das Amt nur kurz zu verwalten blieb er 41 Jahre unter Maria Theresia Joseph II und Leopold II Staatskanzler ehe er am 19 August 1792 seinen Abschied nahm Gegen Kaunitz hatten sich sowohl Maria Theresias Mann Kaiser Franz I als auch weitere fuhrende Personen ausgesprochen Die Herrscherin ubersah auch nicht seine Selbstherrlichkeit und seine hypochondrischen Neigungen war aber von seinen Qualitaten uberzeugt Zunachst machte er die Staatskanzlei zu einem reibungslos funktionierenden modernen Aussenministerium Nach dem Umbau des Amtsgebaudes am Ballhausplatz heutiges Bundeskanzleramt wurde auch das Haus Hof und Staatsarchiv integriert 3 Kaunitz forcierte unter Schwierigkeiten seine profranzosische Aussenpolitik eine deutliche Kursanderung im Gegensatz zu der von Freiherr von Bartenstein beeinflussten Politik seines Vorgangers Anton Corfiz Ulfeldt Nachdem 1754 in Ubersee die Auseinandersetzungen zwischen Frankreich und England begonnen hatten wies er den osterreichischen Botschafter Georg Adam von Starhemberg an die Bundnisplane in Paris erneut auf den Tisch zu bringen Als es zur preussisch englischen Konvention von Westminster gekommen war ging Ludwig XV auf die Vorschlage ein und es kam 1756 zum Defensivbundnis zwischen Osterreich und Frankreich Daneben konnte er auch Russland als Bundnispartner gewinnen Als Friedrich II zu Beginn des Siebenjahrigen Krieges Sachsen uberfiel gelang es Kaunitz Frankreich 1757 zu einem Offensivbundnis gegen Preussen zu bewegen Hinzu traten Russland und Schweden Der beruhmte Wechsel der Allianzen Renversement des alliances und das Ende der jahrhundertelangen Feindschaft zwischen Frankreich und Habsburg bedeuteten einen wichtigen Wendepunkt der europaischen politischen Geschichte Wahrend des Krieges war Kaunitz der engste Berater Maria Theresias traf zahlreiche militarische Entscheidungen selbst und begab sich anfangs selbst zur Armee Die Staatskanzlei leitete in den folgenden Jahren die militarischen Operationen Allerdings gelang es ihm nicht die Verbundeten zu einem koordinierten militarischen Vorgehen zu bewegen An Stelle des eher zogerlich agierenden Leopold Joseph von Daun setzte er auf Gideon Ernst von Laudon Aber auch diesem gelang kein entscheidender Sieg Im Jahr 1760 begann sich auf osterreichischen Seite allmahlich eine Erschopfung der Krafte abzuzeichnen Fur Kaunitz lag ein Grund in den von Friedrich Wilhelm von Haugwitz geschaffenen neuen Verwaltungsstrukturen Er drangte auf die Auflosung des Directorium in publicis et cameralibus und damit auf die Entmachtung von Haugwitz Er lehnte die Entmachtung der Stande und die Neuordnung nicht grundsatzlich ab sah aber die Chance seinen Einfluss zu vergrossern So setzte er die Bildung eines Staatsrates und die Schaffung von Ressortministerien durch Der Staatsrat beriet uber alle Probleme der einzelnen Behorden hatte aber selbst kein Exekutivrecht Das Direktorium wurde 1761 aufgehoben stattdessen wurde eine Vereinigte bohmische und osterreichische Hofkanzlei eingerichtet 4 All dies half nicht die Situation Osterreichs kurzfristig zu verbessern Nachdem Russland unter dem neuen Zaren Peter III 1762 aus dem Bundnis ausgeschieden war trieb Kaunitz die Friedensbemuhungen voran die 1763 zum Frieden von Hubertusburg und den endgultigen Verzicht auf Schlesien fuhrten Hohepunkt des Einflusses Bearbeiten Nach dem Ende des Krieges plante Kaunitz weitgehende Reformen An den zahlreichen Veranderungen dieser Zeit hatte er seinen Anteil So war er massgeblich an der Zentralisierung der Verwaltung beteiligt Die Reformen nahmen teilweise den Josephinismus vorweg Der Jesuit Ferdinand Maass sprach denn auch von Kaunitziatismus Vor allem das Verhaltnis von Staat und Kirche 5 beschaftigte Kaunitz in dieser Zeit Teilweise wurden diese in den norditalienischen Besitzungen die der Staatskanzlei unterstanden erprobt Besonders die wirtschaftlichen Sonderrechte der Kirche waren nach Meinung von Kaunitz nicht zu vereinbaren mit einem modernen Staat Dazu zahlte etwa die Steuerfreiheit des Klerus und der Besitz der toten Hand All dies machte einen katholischen Staat zwangslaufig einem protestantischen unterlegen wo diese Probleme seit der Reformation nicht mehr bestanden Als ideologischer Begrundung bediente sich Kaunitz des Jansenismus Er legte 1768 eine grosse Denkschrift vor in der er die Sakularisation des Kirchenbesitzes und das Ende der Steuerfreiheit der Kleriker vorschlug Es gelang Kaunitz in langwierigen Verhandlungen die fromme Maria Theresia auf einen staatskirchlichen Kurs einzuschworen Tatsachlich wurde seit 1768 die Steuerfreiheit des Klerus abgeschafft Sinkende Bedeutung Bearbeiten nbsp Darstellung von Kaunitz am Maria Theresien Denkmal in WienNach dem plotzlichen Tod des Kaisers Franz I 18 August 1765 wuchs der Einfluss von Kaunitz auf Maria Theresia noch Obwohl ihr Mitregent Joseph II viele Ideen von Kaunitz aufnahm kam es zu Auseinandersetzungen mit dem Staatskanzler Unterschiede gab es vor allem hinsichtlich der Verwirklichung der Ziele Der ungeduldige Joseph konnte zudem die langatmige Art des Kanzlers nicht ausstehen Dieser reichte daher erstmals 1766 vergeblich seinen Rucktritt ein Trotz der Gegnerschaft zu Preussen regte Kaunitz ein Treffen zwischen Joseph II und Friedrich II an das 1769 in Neisse und ein Jahr spater in Mahrisch Neustadt stattfand Bei diesem zweiten Treffen begleitete Kaunitz den Kaiser und bestritt dabei offensichtlich einen Grossteil des Gesprachs der Preussenkonig ausserte sich anschliessend sehr kritisch uber den osterreichischen Staatskanzler dieser halte sich fur ein Orakel in der Politik und alle anderen fur seine Schuler die er belehren wolle 6 Eine Folge dieser vorsichtigen Annaherung war die Erste Polnische Teilung von 1772 Kaunitz vertrat diese von Joseph II befurwortete Politik gegen die widerstrebende Maria Theresia Im Vorfeld des Bayerischen Erbfolgekrieges von 1777 storte der Kaiser durch sein militarisches Handeln die Verhandlungen von Kaunitz Als sich das Scheitern von Josephs Planen abzeichnete fuhrte Kaunitz Friedensverhandlungen ohne den Kaiser einzubeziehen Diese Verhandlungen brachten 1779 das Innviertel an Osterreich Kaunitz hielt es fur einen Fehler in der Reichspolitik die Initiative Preussen zu uberlassen Ihm gelang es 1780 nach einer langen wittelsbachischen Vorherrschaft in der Germania sacra Nordwestdeutschlands den Erzherzog Maximilian Franz von Osterreich als Koadjutor in Kurkoln und dem Hochstift Munster durchzusetzen Auf dem Immerwahrenden Reichstag in Regensburg gelang es ihm eine einflussreiche kaiserfreundliche Partei zu schaffen Maria Theresias Tod 29 November 1780 brachte fur Kaunitz eine erhebliche Verringerung seines Einflusses Der Kaiser hatte kein Interesse an seiner ausgleichenden Politik Joseph preschte in verschiedenen aussenpolitischen Punkten vor ohne auf Kaunitz zu horen Dazu gehorte etwa der Plan 1784 die Osterreichischen Niederlande mit den Wittelsbachern gegen Bayern zu tauschen Dieser Plan scheiterte und fuhrte letztlich zur Isolation Osterreichs Gegen Joseph richtete sich der 1785 auf Betreiben Friedrichs II gegrundete Furstenbund Allerdings hatte Joseph II gegen den Rat von Kaunitz ein Bundnis mit Russland abgeschlossen Da dieses in dieser Situation der einzige Ruckhalt Osterreichs war unterstutzte Kaunitz die Beteiligung am Russisch Osterreichischen Turkenkrieg Der Feldzug 1787 88 wurde fur Osterreich sehr teuer und verlustreich Kaiser Joseph erkrankte an Tuberkulose Kaunitz versuchte vergeblich Joseph von seinen ubersturzten und alle regionalen Unterschiede ignorierenden Reformmassnahmen abzubringen Nach Josephs Tod am 20 Februar 1790 gab es Aufstande in Ungarn und den Osterreichischen Niederlanden ein neuer Krieg mit Preussen war zu befurchten und der Krieg gegen die Osmanen drohte zu scheitern Der neue Kaiser Leopold II machte Kaunitz mitverantwortlich fur den aussenpolitischen Scherbenhaufen Er entliess ihn zwar nicht beschrankte seine aussenpolitischen Kompetenzen aber stark Die Politik der Annaherung an Preussen lehnte Kaunitz strikt ab Er erkannte durchaus richtig dass Preussen nicht mehr die starke Macht war die sie unter Friedrich II gewesen war Diese Einschatzung erwies sich wahrend des Ersten Koalitionskrieges 1792 1797 gegen Frankreich als richtig Er hielt ein militarisches Eingreifen gegen das revolutionare Frankreich fur falsch und sah richtig voraus dass ein Angriff von aussen Frankreich einen wurde Nach dem plotzlichen Tod von Leopold II wurde sein Sohn Franz II 1792 Kaiser er ubernahm Kaunitz als Staatskanzler Kaunitz hatte zu dieser Zeit kaum noch Einfluss er trat am 19 August 1792 zuruck Die Vorbereitung zur Zweiten Polnischen Teilung von 1793 wurde ohne seine Kenntnis vereinbart Herr der Grafschaft Rietberg Bearbeiten nbsp Sankt Maria Immaculata in Neu Kaunitz nbsp Kaunitz Rietberger Wappen am Portal der St Johannes Nepomuk Kapelle in RietbergIm Jahr 1746 ubernahm er die Regentschaft der Grafschaft Rietberg Aufgrund seiner Tatigkeit in Wien konnte er ihr aber nur wenig Aufmerksamkeit widmen und liess sie wie schon sein Vater von Beauftragten verwalten Im selben Jahr liess er als Landesherr die Pfarrkirche St Maria Immaculata erbauen wodurch die Ortschaft Kaunitz entstand Wenig spater veranlasste er den Bau der St Johannes Nepomuk Kapelle in Rietberg und im Jahr 1792 den Bau der Kirche St Anna in Verl Wahrend des Siebenjahrigen Krieges mussten die graflichen Beamten fliehen und das Landesarchiv ging verloren 7 Im Jahr 1768 erliess er fur die Grafschaft eine furstliche Polizei und Kameralordnung Im Jahr 1775 verfugte er die ersten Gemeinheits und Markenteilungen Zwei Jahre spater folgte eine Bauordnung Kaunitz stellte 1782 zum ersten Mal auf Dauer einen Landphysikus Landarzt ein Kurze Zeit spater kam es auch zur Verbesserung des Bildungswesens Forderer der Kunste und privates Leben BearbeitenNeben diesen Kirchenbauten und der Bildungspolitik forderte Kaunitz auch die Kunste und Wissenschaften Er war ein bedeutender Kunstsammler und Forderer von Christoph Willibald Gluck An der Grundung der Academie royale in Brussel war er ebenso massgeblich beteiligt wie an der Vereinigung der verschiedenen Kunstakademien in Wien zur Akademie der bildenden Kunste Er war uber 20 Jahre Protektor der Einrichtung 8 Ihm gelang allerdings nicht die Grundung einer Wissenschaftlichen Akademie in Wien 9 Personlich galt er als starker Hypochonder und extrem eitel Kaunitz bewohnte zuerst ein Palais in der Wiener Herrengasse und danach das Staatskanzleigebaude heute Bundeskanzleramt am Ballhausplatz sowie das spater als Schulbau genutzte Palais Kaunitz in der heutigen Amerlingstrasse 6 wo er auch starb Im Jahr 1749 wurde er in den Orden vom Goldenen Vlies aufgenommen Am 5 Januar 1764 wurde er zum Reichsfursten und am 27 Juni 1776 zum erblandischen Fursten erhoben Tod und spatere Wurdigung BearbeitenKaunitz starb 1794 und ist heute in der Kaunitz schen Familiengruft unter der St Johannes der Taufer Kirche auf dem Friedhof Austerlitz Slavkov bestattet Der Furst ruht in einem Holzsarg unter einer Glasplatte und ist mit einer Uniform und dem Grosskreuz des ungarischen Stephansordens bekleidet Die Leiche ist trocken und gut erhalten Im Jahr 1862 wurde in Wien Mariahilf 6 Bezirk die Kaunitzgasse nach ihm benannt In der burgenlandischen Stadt Pinkafeld erinnert ebenfalls eine Kaunitzgasse an diesen Staatsmann Literatur BearbeitenQuelleneditionenSebastian Brunner Hrsg Correspondances intimes de l empereur Joseph II avec son ami le comte de Cobenzl et son premier ministre le prince de Kaunitz Kirchheim Mainz 1871 Adolf Beer Hrsg Denkschriften des Fursten Kaunitz In AOG 48 1872 S 1 158 Adolf Beer Hrsg Joseph II Leopold II und Kaunitz Ihr Briefwechsel Wilhelm Braumuller Wien 1873 Hanns Schlitter Hrsg Kaunitz Philipp Cobenzl und Spielmann Ihr Briefwechsel 1779 1792 Adolf Holzhausen Wien 1899 Hanns Schlitter Hrsg Correspondance secrete entre le Comte A W Kaunitz Rietberg Ambassadeur imperial a Paris et le Baron Ignaz de Koch Secretaire de l Imperatrice Marie Therese 1750 1752 Plon Paris 1899 Altere DarstellungenConstantin von Wurzbach Kaunitz Rietberg Wenzel Anton Furst In Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich 11 Theil Kaiserlich konigliche Hof und Staatsdruckerei Wien 1864 S 70 86 Digitalisat Alfred Ritter von Arneth Kaunitz Wenzel Anton Furst In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 15 Duncker amp Humblot Leipzig 1882 S 487 505 Alfred von Arneth Biographie des Fursten Kaunitz Ein Fragment In AOG 88 1900 S 1 202 Digitalisat Georg Kuntzel Furst Kaunitz Rittberg als Staatsmann Diesterwerg Frankfurt 1923 Elemer Malyusz Kaunitz uber die Kulturpolitik der Habsburgermonarchie In Sudostdeutsche Forschungen jetzt Sudostforschungen 2 1937 S 1 16 Alexander Novotny Staatskanzler Kaunitz als geistige Personlichkeit Hollinek Wien 1947 Friedrich Walter Manner um Maria Theresia Holzhausen Wien 1951 William J McGill The Roots of Policy Kaunitz in Italy and the Netherlands 1742 1746 In Central European History 1 1969 S 131 149 William J McGill Wenzel Anton von Kaunitz Rittberg and the Conference of Aix la Chapelle 1748 In Duquesne Review 14 1969 S 154 167 William J McGill The Roots of Policy Kaunitz in Vienna and Versailles 1749 1753 In Journal of Modern History 48 1971 S 228 244 Neuere DarstellungenGrete Klingenstein Der Aufstieg des Hauses Kaunitz Studien zur Herkunft und Bildung des Staatskanzlers Wenzel Anton Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1975 Neuauflage 1997 ISBN 3 525 35906 3 Grete Klingenstein Hanna Begusch Marlies Raffler Franz A J Szabo Hrsg Staatskanzler Wenzel Anton von Kaunitz Rietberg 1711 1794 Neue Perspektiven zu Politik und Kultur der europaischen Aufklarung Schnider Graz Esztergom Paris New York 1996 ISBN 3 900993 43 2 Franz A J Szabo Staatskanzler Furst Kaunitz und die Aufklarungspolitik Osterreichs In Walter Koschatzky Hrsg Maria Theresia und Ihre Zeit Eine Darstellung der Epoche von 1740 1780 aus Anlass der 200 Wiederkehr des Todestages der Kaiserin Residenz Salzburg Wien 1979 ISBN 3 7017 0236 5 S 40 45 Tibor Simanyi Kaunitz oder die diplomatische Revolution Staatskanzler Maria Theresias Amalthea Wien 1984 Harm Klueting Die Lehre von der Macht der Staaten Das Aussenpolitische Machtproblem in der politischen Wissenschaft und in der praktischen Politik im 18 Jahrhundert Historische Forschungen 29 Duncker amp Humblot Berlin 1986 ISBN 3 428 06052 0 Reiner Pommerin Lothar Schilling Denkschrift des Grafen Kaunitz zur machtepolitischen Konstellation nach dem Aachner Frieden von 1748 In Johannes Kunisch Hrsg Expansion und Gleichgewicht Studien zur europaischen Machtepolitik des ancien regime Berlin 1986 S 165 239 Eva H Balazs Kaunitz es Magyarorszag Doktori tezises osszefoglalo Budapest 1990 Franz A J Szabo Kaunitz and enlightened absolutism 1753 1780 Cambridge University Press Cambridge 1994 Lothar Schilling Kaunitz und das Renversement des alliances Studien zur aussenpolitischen Konzeption Wenzel Antons von Kaunitz Historische Forschungen 50 Duncker amp Humblot Berlin 1994 G Klingenstein F A J Szabo Hrsg Staatskanzler Wenzel Anton von Kaunitz Rietberg 1711 1794 Neue Perspektiven zu Politik und Kultur der europaischen Aufklarung Graz u a 1996 Michael Hochedlinger Dass Aufklarung das sicherste Mittel ist die Ruhe und Anhanglichkeit der Unterthanen zu befestigen Staatskanzler Kaunitz und die franziszeische Reaktion 1792 1794 In Helmut Reinalter Hrsg Aufklarung Vormarz Revolution Jahrbuch der Internationalen Forschungsstelle Demokratische Bewegungen in Mitteleuropa von 1770 1850 an der Universitat Innsbruck 16 17 1996 97 S 62 79 Franz A J Szabo Favorit Premierminister oder drittes Staatsoberhaupt Der Fall des Staatskanzlers Wenzel Anton Kaunitz In Michael Kaiser Andreas Pecar Hrsg Der zweite Mann im Staat Oberste Amtstrager und Favoriten im Umkreis der Reichsfursten in der Fruhen Neuzeit Duncker amp Humblot Berlin 2003 ISBN 3 428 11116 8 S 345 362 Angela Kulenkampff Osterreich und das Alte Reich Die Reichspolitik des Staatskanzlers Kaunitz unter Maria Theresia und Joseph II Bohlau Koln Weimar Wien 2005 ISBN 3 412 10305 5 Gerlinde Gruber En un mot j ai pense a tout Das Engagement des Wenzel Anton Kaunitz Rietberg fur die Neuaufstellung der Gemaldegalerie im Belvedere In Jahrbuch des Kunsthistorischen Museums Wien 10 2008 S 191 205 Franz A J Szabo Perspective from the Pinnacle State Chancellor Kaunitz on Nobility in the Habsburg Monarchy In Gabriele Haug Moritz Hans Peter Hye Marlies Raffler Hrsg Adel im langen 18 Jahrhundert Osterreichische Akademie der Wissenschaften Wien 2009 S 239 260 Karl Otmar Freiherr von Aretin Kaunitz Wenzel Anton Graf In Neue Deutsche Biographie NDB Band 11 Duncker amp Humblot Berlin 1977 ISBN 3 428 00192 3 S 363 369 Digitalisat Konrad Fuchs Kaunitz Wentzel Anton Graf v In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 3 Bautz Herzberg 1992 ISBN 3 88309 035 2 Sp 1250 1252 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Gernot Mayer Kulturpolitik der Aufklarung Wenzel Anton von Kaunitz Rietberg 1711 1794 und die Kunste Michael Imhof Petersberg 2021 Stendaler Winckelmann Forschungen 13 Dissertation Universitat Wien 2021 ISBN 978 3 7319 1199 9 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Wenzel Anton Kaunitz Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Wenzel Anton von Kaunitz Rietberg im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Wenzel Anton von Kaunitz Rietberg in der Deutschen Digitalen Bibliothek Herwig Katzer 27 06 1794 Todestag Wenzel Anton Graf von Kaunitz WDR ZeitZeichen Podcast Einzelnachweise Bearbeiten Zu den Nachkommen siehe Roman von Prochazka Genealogisches Handbuch erloschener bohmischer Herrenstandsfamilien Neustadt an der Aisch 1973 dort Kaunitz Herkunft Teilstammfolgen und Ahnentafel ISBN 3 7686 5002 2 S 138 Wilhelm Kohl Die Bistumer der Kirchenprovinz Koln Das Bistum Munster Band 4 Berlin 1982 S 733 Bertrand Michael Buchmann Hof Regierung Stadtverwaltung Wien als Sitz der osterreichischen Zentralverwaltung von den Anfangen bis zum Untergang der Monarchie Wien 2002 S 65 Bertrand Michael Buchmann Hof Regierung Stadtverwaltung Wien als Sitz der osterreichischen Zentralverwaltung von den Anfangen bis zum Untergang der Monarchie Wien 2002 S 70 siehe auch Katholische Kirche in Osterreich Staatskirche der Habsburgermonarchie Zitiert nach Theodor Schieder Friedrich der Grosse S 403 G J Rosenkranz Beitrage zur Geschichte des Landes Rietberg und seiner Grafen In Zeitschrift fur vaterlandische Geschichte und Altertumskunde NF Band 3 Munster 1852 S 185 192 Kurt Haslinger Die Akademie der bildenden Kunste in Wien im 18 Jahrhundert Reformen unter Kaunitz 2008 abgerufen am 5 Juli 2011 Encyclopedia of the enlightenment New York 2004 S 322 VorgangerAmtNachfolgerFerdinand von BartholomeiHabsburgischer Gesandter in Sardinien Piemont 30 Jun 1742 bis 3 Mar 1744Heinrich Hyacinth von Naye und RichecourtKarl Ferdinand von Konigsegg ErpsHabsburgischer Minister in den Osterr Niederlanden 1744 bis 1746Karl Josef BatthyanyMaria Ernestine FranciscaGraf von Rietberg 1746 bis 1794Ernst ChristophJohann von Mareschall GtHabsburgischer Botschafter in Frankreich 1750 bis 1752Johann von Mareschall GtAnton Corfiz UlfeldtHabsburgischer Staatskanzler fur Aussenpolitik 1753 bis 1792Philipp von CobenzlPeter von GiustiHabsburgischer Botschafter in Spanien 7 Jul 1776 bis 12 Sep 1784Karl von HumburgNormdaten Person GND 118721313 lobid OGND AKS LCCN n87893317 VIAF 29701264 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Kaunitz Rietberg Wenzel Anton vonALTERNATIVNAMEN Kaunitz Rietberg Wenzel Anton Dominik Furst vonKURZBESCHREIBUNG osterreichischer Diplomat und PolitikerGEBURTSDATUM 2 Februar 1711GEBURTSORT WienSTERBEDATUM 27 Juni 1794STERBEORT Wien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wenzel Anton von Kaunitz Rietberg amp oldid 237421068