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Johann Christoph Bartenstein ab 1719 Ritter von Bartenstein ab 1732 Freiherr von Bartenstein 23 Oktober 1689 in Strassburg 6 August 1767 in Wien war ein Staatsmann und Diplomat in Diensten der Habsburgermonarchie Er begrundete die Familie der Freiherrn von Bartenstein Johann Christoph Freiherr von Bartenstein nach Martin van Meytens Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Herkunft 1 2 Studium und erste Kontakte 1 3 Karriere in Wien 1 4 Familie 1 5 Nachleben 2 Wirken 2 1 Diplomatische Erfolge und Niederlagen 2 1 1 Bartenstein und die Pragmatische Sanktion 2 1 2 Bartenstein als Ehestifter 2 1 3 Friede von Belgrad 2 1 4 Osterreichischer Erbfolgekrieg und Schlesische Kriege 2 2 Letzte Jahre in der Innenpolitik 2 3 Fazit 3 Zitate 4 Fortleben 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHerkunft Bearbeiten Der burgerlich geborene Bartenstein wuchs in Strassburg in einer streng lutherischen Familie auf Sein Vater Johann Philipp Bartenstein 1650 1726 war ein aus Thuringen zugezogener Professor fur Philosophie und Leiter des Strassburger Gymnasiums seine Mutter entstammte einer Strassburger Gelehrtenfamilie Studium und erste Kontakte Bearbeiten Der junge Bartenstein studierte in Strassburg Sprachen Geschichte und Rechtswissenschaften Sein Geschichtsstudium schloss er 1709 ab mit einer Arbeit uber den Krieg des Moritz von Sachsen gegen Karl V Furstenaufstand sein Jurastudium 1711 mit einer Arbeit uber Erbschleicherei Als Neunzehnjahriger reiste er nach Paris wo er in Kontakt zu Benediktinern trat anschliessend zog es ihn nach Wien Dort begegnete er Reichshofrat Gottfried Wilhelm Leibniz der ihn forderte und ihm zu einer Laufbahn in der Staatsverwaltung riet Karriere in Wien Bearbeiten nbsp Wappen des Johann Christoph von Bartenstein als Reichsfreiherr 1732 bzw 17331715 konvertierte der evangelisch getaufte junge Bartenstein zum katholischen Glauben da er eine Laufbahn in der osterreichischen Administration anstrebte Bereits 1719 wurde er in den Ritterstand erhoben und machte in den 1720er und 1730er Jahren eine steile Karriere am habsburgischen Kaiserhof Bartenstein wurde zunachst Sekretar spater Protokollfuhrer der Geheimen Konferenz der obersten Regierungsbehorde in Wien und engster Vertrauter und Berater von Kaiser Karl VI 1732 nach anderer Quelle 1733 erhielt er das Adelsdiplom als Reichsfreiherr und stieg auf zum Geheimen Rat und Vizekanzler in der osterreichischen Hofkanzlei Nach Karls Tod 1740 blieb er dessen Tochter und Nachfolgerin Maria Theresia verbunden und pragte uber Jahre die Habsburger Haus und Aussenpolitik 1753 wurde der inzwischen 64 jahrige Bartenstein durch Wenzel Anton von Kaunitz Rietberg als Leiter der Aussenpolitik abgelost und war fortan in der Innenpolitik tatig Zuletzt war Bartenstein Direktor des Geheimen Hausarchivs und verfasste Lehrbucher fur den Kronprinzen Joseph II Familie Bearbeiten Er heiratete 1725 Maria Cordula Holler von Doblhoff Witwe von Josef von Orelli Das Paar hatte 2 Sohne und 3 Tochter darunter Franz 1772 Rat in Brussel Johanna von Osy Joseph Philipp Christoph 1726 1804 Reichshofrats Viceprasident 1764 Freiin Maria Antonia von Buol 1744 1773 Christoph Innozenz 1735 1761 Gesandter zum Reichstag in Regensburg Freiin Barbara von Osy von Zeegward 1736 1797 Maria Freiherr Joseph von Egger 1 Nachleben Bearbeiten Bei seinem Tod 1767 hinterliess er seinen Nachkommen umfangreiche Landereien in Niederosterreich und Schlesien Sein Sohn Johann Freiherr von Bartenstein erwarb die Herrschaft Poysbrunn und liess in Falkenstein die Bartensteingruft anlegen In Wien wurde 1873 in der Inneren Stadt in der Nahe des Parlaments die Bartensteingasse nach ihm benannt Wirken BearbeitenDiplomatische Erfolge und Niederlagen Bearbeiten Bartenstein und die Pragmatische Sanktion Bearbeiten Bartenstein galt zu seiner Zeit als einer der einflussreichsten Personlichkeiten und klugsten Kopfe am Wiener Hof Als geschickter diplomatischer Drahtzieher war er massgeblich beteiligt an der politischen Durchsetzung der von Karl VI 1713 erlassenen Pragmatischen Sanktion der Proklamation zur Sicherung des ungeteilten habsburgischen Hausbesitzes durch Einfuhrung der weiblichen Erbfolge dass die habsburgischen Erblande und Ungarn 1723 diesen Erlass durch eigene Beschlusse annahmen die Pragmatische Sanktion Staatsgrundgesetz und von England 1731 anerkannt wurde war auch ein Verdienst Bartensteins Bartenstein als Ehestifter Bearbeiten Das Zustandekommen der ausserst glucklich verlaufenden Ehe der Thronerbin mit Franz Stephan von Lothringen wird dem diplomatischen Geschick des Strassburgers zugeschrieben Eine Ehe der Regentin mit dem ihr verhassten Infanten Don Carlos von Spanien wusste er zu verhindern und fadelte auch die Ehe von Maria Theresias jungerer Schwester Marianne mit dem jungeren Bruder Kaiser Franz I Stephan v Lothringen Prinz Karl Alexander Feldmarschall Hochmeister des Deutschen Ordens Generalkapitan der Osterreichischen Niederlanden ein Geschickt lavierend reichte er dem machtigen Kardinal Fleury die Hand und veranlasste Franz Stephan sein Herzogtum im Tausch gegen das Toskana an Frankreich abzutreten Damit wurde 1735 der polnische Erbfolgekrieg beendet 1737 folgte die Hochzeit in Wien und 1745 die Thronbesteigung des Lothringers als Kaiser des Heiligen Romischen Reiches deutscher Nation Diese diplomatische Glanzleistung sicherte Bartenstein die lebenslange Loyalitat der Kaiserin und Konigin Maria Theresia und gilt als Bravourstuck seiner Karriere Friede von Belgrad Bearbeiten Weniger erfolgreich war Bartenstein bei anderen aussenpolitischen Analysen und Entscheidungen Seine Durchsetzung eines neuerlichen Kriegseintritts Osterreichs an der Seite Russlands 1737 gegen die Turken im 7 Osterreichischen Turkenkrieg fuhrte zu einer empfindlichen Niederlage im Frieden von Belgrad 1739 Osterreichischer Erbfolgekrieg und Schlesische Kriege Bearbeiten Die wichtigsten Jahre in Bartensteins politischem Wirken sind wohl die ersten Regierungsjahre Maria Theresias als die habsburgische Monarchie sowohl durch den preussischen Einmarsch in Schlesien Schlesische Kriege als auch durch die Angriffe auf das osterreichische Erbe wie sie Bayern und Sachsen mit Unterstutzung Frankreichs unternahmen Osterreichischer Erbfolgekrieg in eine existenzielle Krise geriet Vorbehaltlos unterstutzte Bartenstein die unerfahrene Konigin die jegliche Gebietsabtretung strikt ablehnte und auf der Unteilbarkeit ihrer Lander beharrte und starkte der jungen Erzherzogin und Konigin von Bohmen und Ungarn den Rucken gegen die altgedienten Minister bei Hofe Aber nicht nur als aussenpolitischer Berater genoss Bartenstein das Vertrauen Maria Theresias In ihrem Auftrag war er wahrend des Ersten und Zweiten Schlesischen Krieges der wohl wichtigste politische Publizist der Hofburg der den politischen und rechtlichen Standpunkt Habsburgs in zahlreichen offiziellen Druckschriften vertrat die uber die auswartigen Vertretungen in zum Teil vielen tausend Exemplaren verbreitet wurden 2 Letzte Jahre in der Innenpolitik Bearbeiten Fallengelassen wurde Bartenstein nach dem Ende seiner aussenpolitischen Tatigkeit nicht Maria Theresia betraute ihn mit der inneren Verwaltung ihrer Lander und der Ausarbeitung eines neuen Zolltarifs Er leitete das osterreichische Sanitatswesen und wurde zum Prases der Illyrischen Hofdeputation ernannt die die Angelegenheiten der aus Serbien eingewanderten Bevolkerung regelte Zuletzt wurde er Leiter des 1749 neu gegrundeten Geheimen Hausarchivs und schrieb ein historisches Lehrwerk fur den jungen Thronfolger Joseph handgeschriebene vierzehn Bande Text und sechs Bande Beilagen von Karl dem Grossen bis Rudolf II Fazit Bearbeiten In diplomatischen Kreisen war der fur seine grosse Gelehrsamkeit wie fur seine scharfe Zunge gleichermassen bekannte Aufsteiger Bartenstein nicht unumstritten Zeitgenossen mokierten sich vor allem uber sein kriecherisches Wesen gegenuber der Krone und sein arrogantes Auftreten gegenuber auslandischen Diplomaten Maria Theresia jedenfalls urteilte uber Bartenstein er sei ein grosser Staatsmann gewesen und betonte dass ihme allein schuldig die Erhaltung dieser Monarchie Ohne seiner ware Alles zu Grund gegangen 3 Ausser Maria Theresia selber hatte der burgerlich geborene Einzelganger keine Hausmacht kein Netzwerk an personlichen Beziehungen das ihn auch in Krisenzeiten getragen hatte Trotzdem hat der Osterreich stets loyal ergebene Diplomat massgeblich mitgewirkt an der neuen Identitat des habsburgischen Vielvolkerstaates als selbstbewusster Hegemonialmacht Zitate Bearbeiten Keine Abtretung keine Erzherzogin Bartenstein zu Franz Stephan von Lothringen der zunachst nicht auf Lothringen verzichten will Zwei Pfeiffer sic taugen nicht in einem Wirtshaus Kaunitz uber Bartenstein vor dessen Versetzung Muss Ihme die Justiz leisten dass Ihme allein schuldig die Erhaltung dieser Monarchie ohne Seiner ware alles zu Grund gegangen Maria Theresia in einem Brief an Johann Christoph von Bartenstein Fortleben BearbeitenDas politische Schicksal Bartensteins auf seinem Hohepunkt wird in dem Film Wie der Mond uber Feuer und Blut von 1981 inszeniert Literatur BearbeitenAlfred von Arneth Johann Christoph Bartenstein und seine Zeit In Archiv fur osterreichische Geschichte 46 1871 Sonderdruck K Gerolds Sohn Wien 1871 Volltext Alfred von Arneth Maria Theresia Band I VI Wien 1863 1875 Alfred von Arneth Bartenstein Johann Christoph Freiherr von In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 2 Duncker amp Humblot Leipzig 1875 S 87 93 Max Braubach Johann Christoph von Bartensteins Herkunft und Anfange In Mitteilungen des Instituts fur osterreichische Geschichtsforschung 61 1953 S 99 Max Braubach Bartenstein Johann Christoph Freiherr von seit 1733 In Neue Deutsche Biographie NDB Band 1 Duncker amp Humblot Berlin 1953 ISBN 3 428 00182 6 S 599 f Digitalisat G Klugenstein Kaunitz contra Bartenstein In H Fichtenau E Zollner Hrsg Beitrage zur neueren Geschichte Osterreichs Barbara Stollberg Rilinger Maria Theresia Die Kaiserin in ihrer Zeit Eine Biographie C H Beck Munchen 2017 S 221 229 et passim F Walter Manner um Maria Theresia Wien 1951 S 19 38 Constantin von Wurzbach Bartenstein Johann Christoph Freiherr von In Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich 1 Theil Universitats Buchdruckerei L C Zamarski vormals J P Sollinger Wien 1856 S 163 Digitalisat Franz Karl Wissgrill Schauplatz des landsassigen nieder oesterreichischen Adels Band 1 S 301fWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Johann Christoph von Bartenstein Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Eintrag zu Johann Christoph von Bartenstein im Austria Forum im AEIOU Osterreich Lexikon Einzelnachweise Bearbeiten Karl Schmutz Historisch topographisches Lexicon von Steyermark Band 1 S 293 Vgl zur publizistischen Tatigkeit Bartensteins vor allem den von Reinhold Koser bearbeiteten ersten Band der Preussischen Staatsschriften aus der Regierungszeit Konig Friedrichs II Berlin 1877 Seite 515ff Ebenso Alfred von Arneth Bartenstein und seine Zeit Wien 1871 Zitiert nach Franz Herre Maria Theresia Koln 1994 S 47 Normdaten Person GND 118657372 lobid OGND AKS LCCN no2008041418 VIAF 42631664 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Bartenstein Johann Christoph vonALTERNATIVNAMEN Bartenstein Johann Christoph Freiherr von vollstandiger Name Bartenstein Joann Christoph Ritter von Bartenstein Johann Christoph Geburtsname KURZBESCHREIBUNG osterreichischer Staatsmann und DiplomatGEBURTSDATUM 23 Oktober 1689GEBURTSORT StrassburgSTERBEDATUM 6 August 1767STERBEORT Wien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johann Christoph von Bartenstein amp oldid 237816946