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Der Russisch Osterreichische Turkenkrieg 1736 1739 auch 4 Russischer Turkenkrieg bzw 7 Osterreichischer Turkenkrieg war ein Kampf des mit der Russischen Kaiserin verbundeten osterreich habsburgischen Kaisers des Heiligen Romischen Reiches gegen das Osmanische Reich bei dem es einerseits um die russische Expansion zum Schwarzen Meer andererseits um habsburgische Eroberungen auf dem Balkan ging Der Konflikt reiht sich demnach in eine lange Kette dauernder Turkenkriege ein Dem offiziellen Ausbruch des Krieges gingen im Jahre 1735 bereits einige Scharmutzel und Strafexpeditionen im Khanat der Krim voraus weshalb in der Literatur gelegentlich das Jahr des Kriegsbeginns mit 1735 angegeben wird Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Militarischer Verlauf 2 1 Feldzug 1736 2 2 Feldzuge 1737 2 3 Feldzuge 1738 2 4 Feldzuge 1739 3 Friedensschluss und Folgen 4 Literatur 5 WeblinksVorgeschichte Bearbeiten nbsp Kaiserin Anna 1693 1740 Das Russische Kaiserreich unter der Kaiserin Anna 1693 1740 verfolgte in den 1730er Jahren weiterhin die strategischen Ziele Peters des Grossen 1672 1725 die darin bestanden die Grenzen des Reiches bis an die Kusten des Schwarzen Meeres auszudehnen die allerdings von Vasallenstaaten des Osmanischen Reiches bevolkert waren Davon versprach man sich einen Anteil am ergiebigen Schwarzmeer und Mittelmeerhandel Als es in Asien zu kriegerischen Verwicklungen zwischen dem Osmanischen Reich und den Persern 1731 1736 kam entdeckte man darin russischerseits eine gunstige Gelegenheit zum Angriff Begunstigt wurde diese Entscheidung durch die vorherrschende Ansicht bei den fuhrenden russischen Ministern Biron Ostermann Munnich dass das Osmanische Reich dem Kollaps nahe ware Als unmittelbarer Vorwand dienten im Jahre 1735 die gelegentlichen Einfalle der Krimtataren in die russischen Grenzgebiete woraufhin im folgenden Fruhjahr die Feindseligkeiten eroffnet wurden Fur die Habsburger mit ihrem romisch deutschen Kaiser stellte sich die Situation anders dar Nach dem Venezianisch Osterreichischen Turkenkrieg 1714 1718 hatten sie im Frieden von Passarowitz das Banat und Belgrad von den Osmanen erobert Aber im Polnischen Thronfolgekrieg 1733 1735 1738 hatten sie vor allem in Italien grossere Gebietsverluste hinnehmen mussen Kaiser Karl VI hoffte deshalb in einem erneuten Krieg gegen das Osmanische Reich neue Lander zu erobern um mit diesen die vorherigen Verluste zu kompensieren Ein zweiter Grund lag darin dass man verhindern wollte dass das Zarenreich seinen Einfluss auf dem Balkan zu weit ausdehnen konnte Als Rechtfertigung fur seinen Kriegseintritt im Jahre 1737 diente ihm ein Bundnis mit Russland aus dem Jahre 1726 das wahrend der Krise um den Englisch Spanischen Krieg 1727 1729 entstanden war und ihn verpflichtete Russland im Kriegsfall mit mindestens 30 000 kaiserlichen Soldaten zu unterstutzen Ausserdem waren russische Truppen im Polnischen Thronfolgekrieg zur Unterstutzung des Kaisers an den Rhein geruckt was man nun vergelten wollte Militarischer Verlauf BearbeitenFeldzug 1736 Bearbeiten nbsp Operationen am Don und Dnepr 1736Ukraine Der Feldzugsplan des russischen Oberbefehlshabers Feldmarschall Burkhard Christoph von Munnich 1683 1767 sah vor zunachst mit einem Korps die Festung Asow zu erobern und gleichzeitig mit der Hauptarmee auf die Krim vorzustossen Diese wurde an der Landenge von Perekop durch eine starke Befestigungslinie geschutzt Am 28 Mai ersturmte die russische Hauptarmee ca 54 000 Mann unter Feldmarschall Munnich diese Linie und nahm die Stadt selbst ein Nachdem er einen Teil seiner Armee 13 000 Mann unter General Leontjew ausgeschickt hatte um Kinburn einzunehmen stiess er mit dem Rest seiner Truppen auf die Krimhalbinsel vor Bachtschyssarai der Sitz des Khans der Krimtataren sowie die gesamte Halbinsel wurden verwustet bevor Munnich sich aufgrund von Versorgungsschwierigkeiten und Krankheiten in seiner Armee wieder in die Ukraine zuruckzog Graf Peter von Lacy 1678 1751 hatte inzwischen mit seinem Korps ca 15 000 Mann am 4 Juli Asow erobert und auch General Leontjew hatte ohne Muhe Kinburn eingenommen Es war zu keinen grosseren Schlachten gekommen aber aufgrund von Krankheiten und des standigen Kleinkriegs der Krimtataren hatte die Russische Armee fast 30 000 Mann verloren Feldzuge 1737 Bearbeiten nbsp Kriegskarte mit Frontverlaufen von 1737 zum Russisch Osterreichischer TurkenkriegUkraine Schon Ende April ging die russische Hauptarmee ca 65 000 Mann unter Feldmarschall Munnich uber den Dnepr und marschierte zur Festung Otschakow welche von 20 000 Osmanen verteidigt wurde Am 10 Juli erreichte Munnich die Stadt und eroffnete sofort das Feuer Ohne eine formliche Belagerung gelang es die Festung im Sturm einzunehmen Danach setzten die Russen die Verteidigungsanlagen der Festung wieder instand Munnich zog mit der Armee an den Bug um von dort aus Otschakow zu decken Dabei kam es nur zu kleineren Gefechten bis sich Munnich Ende August wieder in die Winterquartiere zuruckzog Ende Oktober erschien ein 40 000 Mann starkes Heer der Osmanen und Tataren unter dem Seraskier Ali Pascha und dem Khan der Krimtataren vor der Festung Otschakow und versuchte sie zu sturmen Als dies jedoch misslang mussten sich auch die Osmanen wieder zuruckziehen Graf Lacy hatte unterdessen mit einer zweiten Armee ca 40 000 Mann am Don und dem Asowschen Meer gegen die Krim operiert Im Juli gelang es ihm erneut in die Krim einzubrechen von der er sich jedoch im August wieder zuruckziehen musste nbsp Franz I Stephan von LothringenBalkan Am 12 Juli uberschritten kaiserliche Truppen 80 000 Mann 36 000 Pferde 50 000 Milizen zunachst unter dem Kommando von Franz Stephan von Lothringen 1708 1765 dem Gemahl Maria Theresias 1717 1780 die Grenzen zum Osmanischen Reich Die Hauptarmee unter Feldmarschall Friedrich Heinrich von Seckendorff 1673 1763 besetzte Anfang August Nisch ein kleineres Korps unter Feldmarschall Georg Olivier Graf von Wallis 1673 1744 besetzte einen Teil der Walachei und ein weiteres Korps unter dem Kommando des Prinzen Josef von Hildburghausen 1702 1787 belagerte Banja Luka Letzteres Korps musste sich jedoch nach einer verlorenen Schlacht am 4 August vor einer osmanischen Ubermacht hinter die Save zuruckziehen Von der Hauptarmee wurde eine Einheit unter Ludwig Andreas von Khevenhuller 1683 1744 zur Einnahme von Widin ausgesandt Doch die Besatzung der Festung war verstarkt worden und so zog sich die Einheit nach der Schlacht bei Radojevatz 28 September 1737 bei Orsova uber die Donau zuruck Dort vereinigte sie sich mit dem Korps des Grafen Wallis der die Walachei geraumt hatte da er meinte sie nach dem Abzug der kaiserlichen Truppen vom Timok bei Widin nicht mehr behaupten zu konnen Die Hauptarmee war inzwischen nach Westen gezogen und hatte die Bergfestung Uzice eingenommen und die Belagerung Zvorniks begonnen Durch diesen Marsch an die Drina den Verlust Nischs an ein osmanisches Belagerungsheer und Khevenhullers Ruckzug vom Timok verlor man aber die Verbindungslinien durch das Moravatal zu den osterreichischen Kernlanden So zogen sich die kaiserlichen Truppen zum Jahresende aus Serbien zuruck Feldzuge 1738 Bearbeiten Ukraine Feldmarschall Munnich sollte mit der 50 000 Mann starken Hauptarmee am Dnister operieren mit dem Ziel Bender oder Chotyn einzunehmen Die Armee ging im Mai uber den Dnepr und erreichte im Juni den Bug An diesem Fluss belauerten sich das osmanische und das russische Heer den ganzen Sommer lang so dass es nur zu wenigen grosseren Gefechten 11 und 19 Juli kam Mangel an Lebensmitteln und Krankheiten bewogen Munnich im September in die Ukraine zuruckzukehren und Winterquartiere zu beziehen Lacy der wiederum mit 35 000 Mann gegen die Krim vorgehen sollte um die Stadt Caffa zu nehmen eroberte im Juli Perekop und brach erneut auf die Halbinsel ein Am 20 Juli besiegte er die Osmanen in einen grosseren Gefecht aber da die Krim durch die Verheerungen der letzten Jahre zu stark verwustet war konnten sich die russischen Truppen dort nicht halten Ende August raumten sie die Halbinsel Die Festung Otschakow musste in diesem Jahr wieder kampflos aufgegeben werden Balkan Graf Joseph Lothar von Konigsegg Rothenfels 1673 1751 der Prasident des Hofkriegsrates ubernahm den Oberbefehl uber die Armee auch wenn im Sommer Herzog Franz wieder bei der Armee eintraf Das deutsche kaiserliche Reichsheer befand sich nun in der Defensive In den vorangegangenen Jahren war das osmanische Heer u a von Graf Claude Alexandre de Bonneval 1675 1747 reformiert worden und hatte an Schlagkraft gewonnen Mit Hilfe der verbesserten Artillerie eroberten die Osmanen nun Schritt fur Schritt die serbischen Festungen zuruck Im Mai fielen sie in das Banat ein und besetzten Mehadia Im Folgenden konzentrierten sich die Kampfe auf die kleineren Donaufestungen Konigsegg errang zunachst einige Vorteile bei Ratza und Pancsova aber am Ende des Jahres hatten die Osmanen Mehadia Orșova Ada Kaleh Semendria und Utschitza erobert An diesem Feldzug nahmen in grosserem Umfang auch kurbayrische Regimenter teil die vom Kaiser als Hilfstruppen erbeten worden waren Feldzuge 1739 Bearbeiten nbsp Peter Graf von Lacy 1678 1751 Ukraine Feldmarschall Munnich sammelte die Hauptarmee 57 000 Mann 180 Geschutze im Mai und fuhrte sie uber polnisches Territorium an den Dnjestr Am 10 Juli uberschritt diese Armee den Bug Demgegenuber versammelte sich die osmanische Armee unter Beli Pascha bei Bender Munnich versuchte zunachst Chotyn zu erobern aber auf dem Weg dorthin trat ihm uberraschend das osmanische Heer entgegen In der Schlacht bei Stawutschan besiegten die Russen am 27 August die osmanischen Truppen Die Stadt Chotyn fiel kurze Zeit spater Da nunmehr kein osmanisches Heer mehr im Feld stand ruckte Munnichs Armee Anfang September ungehindert uber den Pruth auf Jassy und Butschatsch vor bevor es in die Winterquartiere ging Dort erhielt Munnich die Nachricht vom abgeschlossenen Friedensvertrag Balkan Mit dem Grafen Wallis erfolgte auf kaiserlicher Seite zu Beginn des Feldzuges erneut ein Wechsel des Oberbefehlshabers der etwa 60 000 Mann starken Armee Mit dem grossten Teil der Streitkrafte uberquerte er bei Pancsova die Donau und zog nach Suden Am 22 Juli traf er in der Schlacht bei Grocka auf die osmanische Hauptmacht und erlitt eine schwere Niederlage Wallis zog sich daraufhin unter standigen Kampfen Gefecht bei Pancsova am 30 Juli uber die Donau zuruck wahrend die Osmanen mit der Belagerung Belgrads begannen Diese Belagerung wurde bereits von intensiven Verhandlungen begleitet die schliesslich am 1 September zum Praliminarfrieden fuhrten Dies wurde beim wesentlich erfolgreicher kampfenden Verbundeten Russland als Verrat empfunden Friedensschluss und Folgen BearbeitenDie Vermittlung zwischen den Kriegsparteien wurde durch franzosische Diplomaten organisiert die traditionell gute Beziehungen zur Pforte unterhielten Ziel Frankreichs war es den Kaiser aus dem Bundnis mit Russland zu losen und zugleich seinen eigenen Einfluss im Osmanischen Reich zu starken Die Bereitschaft aller drei Kriegsparteien war gross Die Osmanen hatten gegenuber den Russen schwere Verluste und Niederlagen erlitten Der Habsburger Kaiser hatte ebenfalls Niederlagen erlitten und stand vor dem Verlust Belgrads Das Russische Kaiserreich sah sich durch die neuerliche Aufrustung Schwedens bedroht und wunschte seine Armee bald nach Norden verlegen zu konnen Am 18 September 1739 schlossen der deutsche Kaiser und das Osmanische Reich den Frieden von Belgrad Die Habsburgermonarchie musste die Kleine Walachei im heutigen Rumanien sowie Nordserbien mit Belgrad und einen Grenzstreifen in Nordbosnien an das Osmanische Reich abtreten und verlor damit die meisten ihrer Erwerbungen aus dem Frieden von Passarowitz vom 21 Juli 1718 ihr blieb nur das Temesvarer Banat Daraufhin glaubte man auch am russischen Kaiserhof Frieden schliessen zu mussen und ubertrug den franzosischen Diplomaten dafur alle Vollmachten Der Beitritt zum Belgrader Frieden war fur die Kaiserin Anna wenig vorteilhaft Sie verzichtete auf alle territorialen Eroberungen Nur die Festung Asow deren Werke jedoch geschleift werden mussten und die Stadt Saporischschja fielen an Russland Als ein Resultat des Krieges beschnitt die Pforte in den folgenden Jahren die Rechte der russischen Handler im Schwarzen Meer erheblich Im Mai 1740 wurden hingegen die franzosischen Handelsprivilegien ausgeweitet indem sie als einzige Fremde im Osmanischen Reich vom Importzoll befreit wurden Literatur BearbeitenGeorg Heinrich von Berenhorst Betrachtungen uber die Kriegskunst Band 3 Leipzig 1799 Digitalisat http vorlage digitalisat test 1 3D 7B 7B 7B1 7D 7D 7D GB 3DtHEyU3hRJ7YC IA 3D MDZ 3D 0A SZ 3D doppelseitig 3D LT 3D PUR 3D Carl von Clausewitz Feldmarschall Munnich In Hinterlassenes Werk des Generals Carl von Clausewitz Band 10 Berlin 1837 S 15 28 http vorlage digitalisat test 1 3D 7B 7B 7B1 7D 7D 7D GB 3D5htUAAAAcAAJ IA 3D MDZ 3D 0A SZ 3DPA15 doppelseitig 3D LT 3DS 2015 E2 80 9328 PUR 3D Bernhard von Poten Hrsg Handworterbuch der gesamten Militarwissenschaften Band 9 Leipzig 1880 S 220f Turkenkrieg 1736 1739 http vorlage digitalisat test 1 3Dhttps 3A 2F 2Farchive org 2Fdetails 2Fhandwrterbuchde04potegoog 2Fpage 2Fn220 2Fmode 2F1up GB 3D IA 3D MDZ 3D 0A SZ 3D doppelseitig 3D LT 3DS 220f 20T C3 BCrkenkrieg 201736 1739 PUR 3D Melchior Vischer Munnich Feldherr Ingenieur Hochverrater Frankfurt Main 1938 Heinz Duchhardt Balance of Powers und Pentarchie Internationale Beziehungen 1700 1785 Paderborn Munchen Wien Zurich 1997 Handbuch der Geschichte der internationalen Beziehungen Band 4 Ferenc Majoros und Bernd Rill Das Osmanische Reich 1300 1922 Augsburg 2002 Hans Joachim Bottcher Die Turkenkriege im Spiegel sachsischer Biographien Gabriele Schafer Verlag Herne 2019 ISBN 978 3 944487 63 2 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Russisch Osterreichischer Turkenkrieg 1736 1739 Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Russisch Osterreichischer Turkenkrieg 1736 1739 amp oldid 227326618