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Der Englisch Spanische Krieg war ein militarischer Konflikt zwischen dem Konigreich Grossbritannien und dem Konigreich Spanien Obwohl die ersten Kampfhandlungen bereits im Sommer 1726 in der Karibik begannen wird allgemein erst mit dem Ausbruch der offenen Konfrontation in Europa am 11 Februar 1727 von einem Krieg gesprochen Der formell unerklarte Kriegszustand zwischen beiden Staaten bildete den Hohepunkt einer gesamteuropaischen Krise auf deren einer Seite die Herrenhausener Allianz und auf deren anderer die Partner des Wiener Vertrages standen Der Ausbruch eines allgemeinen Krieges konnte jedoch diplomatisch verhindert werden Im Wesentlichen beschrankten sich die Kampfhandlungen auf maritime Operationen in der Karibik ohne dass es dabei zu grosseren Seeschlachten gekommen ware In Europa war die erfolglose Belagerung des britischen Stutzpunktes Gibraltar die einzige nennenswerte Auseinandersetzung Der englisch spanische Konflikt endete formell am 9 November 1729 mit dem Abschluss des Vertrages von Sevilla und der Wiederherstellung des Status quo ante Die grundsatzlichen Differenzen beider Staaten wurden jedoch nicht beseitigt was kaum zehn Jahre spater zum Ausbruch eines weiteren Krieges fuhrte Englisch Spanischer KriegDas spanische Linienschiff Catalan im Gefecht mit der britischen Mary Gemalde von Rafael Monleon Datum 11 Februar 1727 bis 9 November 1729Ort Karibik GibraltarAusgang Status quo ante bellumFriedensschluss Vertrag von SevillaKonfliktparteienSpanien 1506 Spanien Grossbritannien Konigreich GrossbritannienBefehlshaberPhilipp V Juan Guillermo Riperda Georg I Robert Walpole Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Anbahnung der europaischen Krise 3 Verlauf der Kampfhandlungen 3 1 Operationen in der Karibik 3 2 Belagerung von Gibraltar 4 Auflosung der europaischen Krise 5 Folgen des Konfliktes 6 Nachweise 6 1 Weblinks 6 2 Literatur 6 3 EinzelnachweiseVorgeschichte Bearbeiten nbsp Philipp V von Spanien 1683 1746 Gemalde von Jean Ranc 1723Das Konigreich Spanien gehorte Anfang des 18 Jahrhunderts zu den Absteigern im europaischen Machtesystem Duchhardt 1 Im Spanischen Erbfolgekrieg 1701 1714 wurde eine neue bourbonische Dynastie unter Philipp V 1683 1746 einem Enkel Ludwigs XIV auf dem spanischen Thron installiert In den folgenden Jahren und Jahrzehnten fuhrten diese Herrscher einige Reformen im maroden Staats und Militarwesen des Landes durch Philipp V war jedoch keine energische Personlichkeit In vielerlei Hinsicht uberliess er die Aussenpolitik seiner ehrgeizigen Ehefrau Elisabetta Farnese 1692 1766 2 Spanien erlitt mit dem Frieden von Utrecht 1714 bedeutende territoriale Verluste Neben den italienischen Besitzungen gingen die Spanischen Niederlande an die Habsburger verloren wahrend die Stutzpunkte Gibraltar und Menorca an Grossbritannien fielen Zusatzlich musste die spanische Regierung die Rechte am Sklavenhandel zwischen Afrika und den amerikanischen Kolonien an die britischen Handler uberschreiben Asiento de Negros und zustimmen dass jahrlich ein englisches Handelsschiff mit den spanischen Kolonien in Sudamerika handeln durfte Der Versuch einer Revision dieser Verluste im Krieg der Quadrupelallianz 1718 1720 schlug fehl und fuhrte zur fast vollstandigen aussenpolitischen Isolierung Spaniens Trotzdem verfolgte die spanische Konigin weiterhin das Ziel ihre Kinder mit einer Sekundogenitur in Italien auszustatten was zu einem standigen Unruheherd der europaischen Politik wurde Andererseits isolierte sich auch Osterreich mit der Politik Karls VI Dieser war letztlich genauso wenig bereit die Bedingungen des Utrechter Friedenswerkes das seinen Verzicht auf den grossten Teil des spanischen Erbes verlangte zu akzeptieren und verweigerte sich einem Ausgleich mit Spanien Andererseits konkurrierte er mit den Seemachten als er ab 1722 mit der Ostender Kompanie in den Uberseehandel eintrat Daneben verlangte der Kaiser die Anerkennung der weiblichen Erbfolge in seinen Landen Pragmatische Sanktion Die Vermischung dieser beiden Anliegen pragte die kaiserliche Politik als unstet und wankelmutig Europa wandelte nachdem die Quadrupelallianz faktisch in Inaktivitat gesetzt worden war permanent am Rande eines neuen umfassenden Krieges die alten noch ungelosten Probleme zwischen Wien und Madrid und die neuen Probleme Ostende Kompanie Pragmatische Sanktion liessen eine Atmosphare des Kalten Krieges entstehen die potentiell explosiv war Heinz Duchhardt Historiker 3 Im Sommer 1724 sollte auf einem Kongress eine Aussprache aller Beteiligten zur Uberwindung dieser Spannungen erfolgen Anbahnung der europaischen Krise Bearbeiten nbsp So war ganz Europa in zwei Heerlager geteilt Alle grosseren Machte mit Ausnahme von Savoyen das neutral blieb hatten fur die eine oder andere Allianz Partei ergriffen Ein gewaltiger Krieg drohte zwischen zwei Staatengruppen von denen die eine die unzweifelhafte Uberlegenheit zur See besass die andere eine solche zu Lande Max Immich 4 In Spanien waren die Erwartungen die es an den Kongress von Cambrai stellte hoch Bereits wahrend des Krieges der Quadrupelallianz hatte der britische Erste Minister James Stanhope der spanischen Regierung im Zuge von Verhandlungen die Ruckgabe Gibraltars angeboten Im Jahre 1721 hatte Konig Georg I in einem personlichen Schreiben noch einmal die Ruckgabe des Stutzpunktes in Aussicht gestellt freilich ohne dass dies im Parlament durchsetzungsfahig gewesen ware und im selben Jahr war sogar ein spanisch franzosisch britisches Defensivbundnis zustande gekommen Allerdings hatten diese Annaherungsversuche die spanischen Erwartungen nachhaltig erhoht 5 Da in Cambrai allerdings ergebnislos uber die Auflosung der Ostende Kompanie die Sekundogenituren in Italien und die Restitution Gibraltars gestritten wurde setzte sich bei der spanischen Regierung der Eindruck durch dass man nur uber einen Ausgleich mit Wien die weitgesteckten Ziele erreichen konne In Geheimverhandlungen die von dem Niederlander Juan Guillermo Riperda 1684 1737 vermittelt wurden verstandigten sich beide Seiten auf eine weitreichende Kooperation deren Eckpunkte am 1 Mai 1725 im Vertrag von Wien festgehalten wurden Beide Herrscher erkannten gegenseitig ihre Herrschaft und territoriale Integritat an Spanien garantierte die Pragmatische Sanktion Karl VI stimmte der Einrichtung der Sekundogenituren zu und versicherte seine Unterstutzung bei der Wiedererlangung von Gibraltar durch Spanien Letztlich raumte die spanische Regierung der Ostende Kompanie weitreichende Handelskonzessionen ein Die Nachricht vom Abschluss des Vertrages schlug wie eine Bombe ein und fuhrte schnell zur Auflosung des Kongresses in Cambrai 6 In London wurde das Wiener Bundnis als Bedrohung des eigenen Welthandels und von Gibraltar aufgefasst weshalb der einflussreiche erste Minister Robert Walpole 1676 1745 eine diplomatische Reaktion einleitete Dabei konnte er sich auf franzosische Unterstutzung verlassen denn am Hof des jungen Ludwig XV furchtete man zum einen die konkurrierenden Anspruche Philipps V auf die franzosische Krone und war zum anderen von der Erbfeindschaft zu Osterreich gepragt Auch das Konigreich Preussen das bereits seit 1723 mit Grossbritannien verbundet war Vertrag von Charlottenburg hatte im Streit um die Grafschaft Julich Berg die diplomatischen Kontakte nach Wien abgebrochen Konig Friedrich Wilhelm I hatte mit dem Tod des russischen Kaisers Peter I einen wichtigen Verbundeten verloren und suchte nun Ruckhalt bei den westlichen Machten 7 Diese drei Staaten schlossen am 3 September 1725 die Herrenhausener Allianz welche die Sicherheit aller Beteiligten garantieren und gleichzeitig ein Erstarken Spaniens und Osterreichs verhindern sollte Die Ostende Kompanie sollte aufgelost die deutschen Protestanten geschutzt und die preussischen Anspruche auf Julich Berg durchgesetzt werden 8 nbsp Juan Guillermo Riperda 1684 1737 vermittelte die spanisch osterreichischen Verhandlungen anonymes Gemalde 1740Die Grundung zweier Machtegruppierungen verscharfte die Situation in Europa weiter Am 5 November 1725 einigten sich die osterreichische und die spanische Regierung auf militarische Absprachen fur den Fall eines Krieges Beide Machte versprachen sich gegenseitig durch Truppen zu unterstutzen und verabredeten bereits die Aufteilung einiger franzosischer Provinzen Ausserdem wurde in der Vertragsnovelle die Heirat zweier jungerer Tochter Karls VI mit den Sohnen Elisabetta Farneses vorgesehen Auch die Partner der Herrenhausener Allianz rusteten militarisch auf Preussische Truppen sollten zusammen mit einer hannoverschen Brigade in Schlesien einrucken wahrend Frankreich entweder in Italien oder am Rhein angreifen sollte Grossbritannien sollte die Seekriegfuhrung uberlassen bleiben Beide Bundnisse bemuhten sich auch um neue Partner wobei Russland seit dem Grossen Nordischen Krieg eine etablierte europaische Macht eine zentrale Rolle zukam Damit verband sich allerdings die europaische Krise mit einer ungelosten Konfliktlage im Ostseeraum Das Haus Holstein Gottorf war seit 1724 mit der Romanow Dynastie familiar verbunden und versuchte nun mit russischer Unterstutzung Anspruche auf das von Danemark nach dem Nordischen Krieg annektierte Schleswig durchzusetzen Frankreich und Grossbritannien wollten ein Festsetzen Russlands in der westlichen Ostsee jedoch nicht zulassen und unterstutzten ihrerseits Danemark Es war deshalb nur eine Frage der Zeit bis Kaiserin Katharina I 1683 1727 am 6 August 1726 den Anschluss an das Habsburgerreich suchte zumal beide Staaten durch das Osmanische Reich ohnehin einen gemeinsamen Feind hatten 9 Im Heiligen Romischen Reich fanden sich hingegen noch das Kurfurstentum Sachsen und damit in Personalunion auch Polen Litauen und Bayern als Partner des Wiener Vertrages August der Starke 1670 1733 erreichte mit seiner Unterstutzung fur den Kaiser dessen spatere Garantie fur eine Erbfolge seines Sohnes in Polen Auf der anderen Seite traten im gleichen Jahr die Vereinigten Niederlande der Herrenhausener Allianz bei weil auch sie die Konkurrenz der Ostende Kompanie beseitigen wollten Hingegen scheiterten britisch franzosische Versuche das Osmanische Reich fur ein Bundnis zu gewinnen 4 Der Zeitzeuge Franz Dominc Haberlin gab der allgemeinen Stimmung dieser Zeit Ausdruck Gegen Ende des Jahres lasst sich alles zum Ausbruch eines blutigen Krieges an 10 Verlauf der Kampfhandlungen BearbeitenAuch in Grossbritannien glaubte man dass der Ausbruch eines Krieges kurz bevorstand deshalb wurden eilig Vorbereitungen fur einen bewaffneten Konflikt getroffen Seit August 1725 waren die Festungswerke in Gibraltar unter der Leitung des britischen Gouverneurs Richard Kane ausgebessert worden Wahrend des Jahres 1726 setzte Minister Walpole die Royal Navy als aussenpolitisches Druckmittel ein So wurde das britische Mittelmeergeschwader verstarkt und ein Geschwader unter Admiral Charles Wager in die Ostsee entsandt das von Mai bis September 1726 den Hafen Reval blockierte um die russische Regierung einzuschuchtern und deren Flotte am Auslaufen zu hindern Ein drittes Geschwader unter Rear Admiral Francis Hosier sollte gleichzeitig den spanischen Handel in der Karibik storen und den Hafen von Portobelo blockieren Davon erhoffte sich Walpole einen doppelten Erfolg Einmal sollte so verhindert werden dass die spanische Silberflotte Europa erreichte und damit die Wiener Verbundeten in den Besitz zusatzlicher finanzieller Mittel kamen Zum anderen sollte auf diese Weise Philipp V demonstriert werden wie abhangig er und sein Kolonialreich vom britischen Wohlwollen waren Doch die Regierung in Spanien stand derjenigen in London in der Wahl aggressiver Mittel in nichts nach Bisher waren sich die Madrider und die Wiener Regierung hinsichtlich eines Krieges nicht einig gewesen Zwar hatten sie ihn vorbereitet doch wahrend man dies in Wien als rein defensive Vorsichtsmassnahme ansah erschien ein gesamteuropaischer Waffengang den Interessen der spanischen Regierung entgegenzukommen In der Ansicht durch das Wiener Bundnis abgesichert zu sein entschlossen sich Philipp V und Elisabetta Farnese gegen den Rat ihres neuen leitenden Ministers Jose de Patino y Morales zu einem offenen Konfrontationskurs gegenuber Grossbritannien als die ersten Nachrichten von britischen Aktionen aus der Karibik eintrafen Im Dezember 1726 wurden alle britischen Handelsprivilegien einseitig aufgekundigt 11 Am 1 Januar 1727 liess Philipp V der britischen Regierung einen Brief zugehen der den Paragraphen 10 des Vertrages von Utrecht der Grossbritannien den Besitz Gibraltars garantierte fur nichtig erklarte Als Grund gab er an dass die britische Garnison vertragswidrig gehandelt habe als sie die Befestigungen ausgebaut und den Schmuggel unterstutzt habe Ausserdem ware die katholische Kirche in der Stadt behindert worden Tatsachlich waren diese Punkte nicht ganz aus der Luft gegriffen und dienten nunmehr als passender Vorwand zum Krieg Die Note kam daher einer Kriegserklarung gleich 12 Am 11 Februar 1727 wurde der militarische Angriff auf Gibraltar eingeleitet Obwohl keine offizielle Kriegserklarung erfolgte befanden sich beide Staaten spatestens zu diesem Zeitpunkt im Kriegszustand Operationen in der Karibik Bearbeiten nbsp Die Operationen der englischen und spanischen Flotten in der Karibik 1726 1728Mit der Ankunft des britischen Geschwaders unter Rear Admiral Hosier in der Karibik begannen de facto bereits die britisch spanischen Feindseligkeiten Am 16 Juni 1726 trafen die 15 Schiffe und 4750 Mann vor Bastimentos ein Gemass den Befehlen Walpoles begann Hosier mit der Blockade von Portobelo um der Silberflotte und damit den wichtigen Finanzkraften den Weg nach Europa zu verlegen Einen direkten Angriff auf die Stadt schlossen die Befehle jedoch aus 13 Tatsachlich wurde in Portobelo gerade die Silberflotte ausgerustet Der ortliche Gouverneur war uber die Ankunft des englischen Geschwaders beunruhigt und liess bei Hosier nach dem Grund der Anwesenheit fragen Hosier gab an das englische jahrliche Handelsschiff Royal George eskortieren zu wollen Nachdem die Royal George Portobelo jedoch verlassen hatte und die englischen Kriegsschiffe noch immer vor dem Hafen lagen entschieden sich die Spanier die Silberflotte zuruckzuhalten und die Fracht auf dem Landweg nach Vera Cruz zu schaffen Hosier ging nun zur offenen Blockade uber Noch im Sommer gelang es den Briten einige spanische Schiffe aufzubringen Die Operationen vor Portobelo dauerten etwa sechs Monate wahrend derer Gelbfieber unter der Besatzung ausbrach Als die Mannschaftsstarken immer weiter absanken lief Hosier schliesslich den englischen Stutzpunkt auf Jamaika an das er am 24 Dezember 1726 erreichte Dort erganzte er die Vorrate heuerte neue Mannschaften an und liess die Besatzungsmitglieder kurieren Nach zwei Monaten lief er erneut aus Allerdings hatten die Spanier diese Unterbrechung der britischen Blockade ausgenutzt Von Vera Cruz aus stach eine kleine spanische Flotte in See und erreichte Havanna Dort war bereits am 13 August eine spanische Flotte aus Europa mit 2000 Soldaten eingetroffen die von Don Jose Antonio de Gaztaneta befehligt wurde Castaneta vereinigte die Schiffe aus Vera Cruz mit seinen eigenen und verliess Havanna unbemerkt von den Briten am 24 Januar 1727 13 Er erreichte am 8 Marz 1727 mit 31 Millionen Pesos sicher das spanische Festland 14 Admiral Hosier stach Ende Februar 1727 wieder in See und erreichte am 2 April Havanna Da ihm die spanische Silberflotte jedoch entkommen war kreuzte er erfolglos vor Cartagena Das Gelbfieber forderte auch weiterhin viele Opfer Hosier selbst erlag der Krankheit am 23 August 1727 An seine Stelle trat Captain Edward St Loe Kommandant der HMS Superb der nach einigen Wochen ebenfalls zur Auffrischung nach Jamaika zuruckkehrte Dort ubernahm Vice Admiral Edward Hopson am 29 Januar 1728 das Kommando und lief im Februar wieder zur Kuste Mittelamerikas aus Allerdings verstarb auch dieser Befehlshaber an den Folgen des Gelbfiebers sodass am 8 Mai 1728 erneut Edward St Loe den Oberbefehl ubernahm Dieser verstarb ebenfalls am 22 April 1729 Nachdem bereits im Marz dieses Jahres der Praliminarfrieden unterzeichnet worden war kehrte die Flotte nun nach England zuruck 15 Zu diesem Zeitpunkt hatte die englische Expedition etwa 4000 Seeleuten und Soldaten das Leben gekostet Fast alle waren an den Folgen des Gelbfiebers gestorben 16 Belagerung von Gibraltar Bearbeiten nbsp Die Belagerung Gibraltars 1727 Zeitgenossischer KupferstichPhilipp V versammelte Anfang 1727 seine fuhrenden Militars zu einer Beratung betreffend Gibraltar Der Marquis de Villadarias der 1705 schon einmal den Versuch unternommen hatte die Festung zu erobern riet von einem Angriff ab sofern nicht zuvor die Seeherrschaft erobert ware Doch gerade an einer schlagkraftigen Flotte fehlte es seit der Niederlage in der Seeschlacht vor Kap Passero 11 August 1718 Wahrend der grosste Teil der Generalitat dem zustimmte meinte der Marquis de las Torres der Aufgabe gewachsen zu sein Er ubernahm daher den Befehl uber 18 500 Mann Infanterie 700 Mann Kavallerie und etwa 100 Geschutze um San Roque 17 Die spanische Armee setzte sich zu einem grossen Teil aus Niederlandern Italienern Korsen und Sizilianern aber auch Iren Franzosen und Schweizern in spanischen Diensten 19 Bataillone zusammen zu denen noch viele Milizionare der Provinz Malaga stiessen Nur zehn Bataillone der Belagerungsarmee waren tatsachlich regulare spanische Soldaten Die Artillerie wurde unter grossen logistischen Schwierigkeiten aus der Festung Cadiz herangeschafft De las Torres liess die spanischen Schutzengraben und Walle von etwa 3000 Zivilisten bauen Das Winterwetter und die ungenugende Versorgung der Armee machten sich schon bald bemerkbar 18 Auf britischer Seite hatten die Vorbereitungen auf eine Belagerung bereits einige Monate zuvor begonnen Nunmehr wurde aus Grossbritannien eine Flotte unter Admiral Sir Charles Wager zur Unterstutzung der Festung entsandt An Bord der Schiffe befanden sich neben dem neuen Kommandanten der Festung General Jasper Clayton auch Teile von drei Regimentern zur Verstarkung der vier Besatzungsregimenter vor Ort Damit erreichte die Besatzung eine Starke von 3206 Soldaten 19 Die Belagerung begann am 11 Februar 1727 und schon bald zeigte es sich dass die Spanier im Nachteil waren Die britische Flotte beschrankte die Angriffsmoglichkeiten auf die schmale Landzunge die allerdings unter dem Feuer der britischen Festungsartillerie lag De las Torres plante daher die Befestigungen erst durch Artillerie Feuer zu zerstoren und diese dann mit seiner Infanterie zu ersturmen Die Belagerer gruben daher zunachst Approchen um sich der Festung zu nahern Der Kampf beschrankte sich dabei auf die Wirkung der jeweiligen Kanonen und gelegentliche Gefechte der Vorposten Am 24 Marz waren die spanischen Geschutze so weit in Stellung gebracht dass De las Torres die Bombardierung beginnen konnte Diese dauerte zehn Tage an und verursachte zahlreiche Schaden an den britischen Positionen welche selbst unter Heranziehung aller Zivilisten in der Festung nur ungenugend repariert werden konnten Ab dem 2 April setzte jedoch eine Schlechtwetterperiode ein welche beide Seiten gleichermassen behinderte In dieser Zeit wurde die britische Garnison durch weitere Verstarkungen 2 Regimenter auf 5481 Mann gebracht Vom 7 bis 20 Mai liess De las Torres ein weiteres Bombardement durchfuhren das zahlreiche britische Geschutze ausser Gefecht setzte Doch dann versagte wieder der Nachschub an Pulver und Kanonenkugeln Nachdem die Diplomatie inzwischen den direkten Konfrontationskurs aufgegeben hatte kam auch vor Gibraltar am 23 Juni 1727 ein Waffenstillstand zustande 20 Die Belagerung hatte 17 Wochen gedauert Durch den Schutz der Flotte war die Versorgung der britischen Garnison besser gewahrleistet als diejenige der Spanier deren Versorgung unzureichend blieb Dies spiegelte sich auch in den Zahlen der Deserteure wider Als zum Beispiel am 16 April 1727 erstmals ein Gefangenenaustausch stattfand wurden 24 Briten gegen 400 Spanier ausgewechselt Auf britischer Seite war Alkoholismus ein gravierenderes Problem 21 Die britischen Truppen hatten 107 Tote 208 Verwundete und 17 Deserteure insgesamt 332 Mann zu verzeichnen wahrend die Spanier 700 Gefallene 825 Verwundete und 875 Deserteure insgesamt 2400 Mann zu beklagen hatten 22 Auflosung der europaischen Krise Bearbeiten nbsp Don Carlos spater Karl III von Spanien 1716 1788 Gemalde von Jean Ranc 1725Die von Spanien erhoffte Ausweitung des Krieges auf ganz Europa blieb aus Kaiser Karl VI wollte sich nur wegen der Ostende Kompanie nicht in einen europaischen Krieg sturzen lassen zumal die versprochenen spanischen Subsidien hinter den Versprechungen zuruckblieben Auch in Frankreich wo seit dem Juli 1726 Kardinal Fleury 1653 1743 die Politik bestimmte war die Neigung zum Krieg gering Fleury suchte die Annaherung an Spanien und sah in einem englisch spanischen Krieg zudem eine Behinderung der franzosischen Handelsinteressen 23 Er vermittelte deshalb zwischen Grossbritannien und Osterreich kurz bevor auch diese beiden Staaten sich in einen Krieg verstrickten Grossbritannien hatte bereits Schiffe der Ostende Kompanie angegriffen und die Entsendung von Truppen in das Heilige Romische Reich vorbereitet wahrend Osterreich die diplomatischen Kontakte nach London einseitig abgebrochen hatte Fleury gelang dennoch die Vermittlung die am 31 Mai 1727 zum Abschluss eines Praliminarfriedens in Paris fuhrte Der Kaiser verpflichtete sich darin die Ostende Kompanie fur sieben Jahre zu suspendieren und trat von seinen im Wiener Vertrag verabredeten kommerziellen Verbindungen mit Spanien zuruck Die Differenzen sollten auf einem neuen Kongress beigelegt werden 24 Die spanische Regierung trat dem Pariser Praliminarfrieden bei um sich nach dem Abfall des einzigen Verbundeten nicht vollig zu isolieren Als jedoch nur Tage spater Konig Georg I verstarb erweckte dies in Spanien Hoffnungen Vorteile aus einer Unterstutzung des Stuart Pratendenten zu ziehen Man setzte die Belagerung Gibraltars vorerst fort und wich einer Verstandigung aus Erst nachdem Georg II ohne Umstande den Thron bestiegen hatte die Einnahme Gibraltars nicht gelang und die spanischen Finanzen eine Fortfuhrung des Konfliktes aussichtslos erscheinen liessen lenkte die Madrider Regierung ein Sie beendete die Belagerung und bestatigte erneut die britischen Handelsprivilegien Am 6 Marz 1728 unterzeichnete sie die Konvention von Pardo die den Seekrieg beendete 25 Am 14 Juni 1728 trat der Kongress von Soissons zusammen der zunachst ohne Fortschritte blieb Allerdings losten sich die Bundnisse langsam auf So hatte sich Preussen der Herrenhausener Allianz angeschlossen um Unterstutzung fur seine Anspruche auf die Grafschaft Julich Berg zu erhalten Als aber die Generalstaaten zu dem Bundnis gestossen waren und eine preussische Herrschaft in dem benachbarten Gebiet ablehnten entfiel damit auch eine Unterstutzung durch Grossbritannien und Frankreich Preussen schloss deshalb bereits 1726 einen Geheimvertrag mit Osterreich und trat nun wahrend des Kongresses von Soissons am 23 Dezember 1728 Vertrag von Berlin 1728 offiziell dem Wiener Bundnis bei 26 Elisabetta Farnese drangte gleichzeitig Karl VI zur Vermahlung ihres Sohnes Don Carlos mit der altesten Tochter des Kaisers Maria Theresia Aus Wien traf jedoch in verklausulierter Form eine Absage ein Die spanische Konigin wollte nun mit Unterstutzung Grossbritanniens und Frankreichs wenigstens die Sekundogenitur ihres Sohnes in Italien sichern Im Vertrag von Sevilla fand daher am 9 November 1729 der englisch spanische Konflikt einen Ausgleich Spanien loste offiziell sein Bundnis mit dem Kaiser liess die Anspruche auf Gibraltar fallen und bestatigte formell die britischen Handelsrechte in spanischen Gebieten Dafur garantierten Frankreich und Grossbritannien die Einrichtung der spanischen Sekundogenitur im Herzogtum Parma und Piacenza und im Grossherzogtum Toskana sowie die Uberfuhrung von 6000 spanischen Soldaten dorthin um diese Gebiete militarisch zu sichern 27 Die kaiserliche Regierung in Wien widersetzte sich der Einrichtung der spanischen Herrschaft in Italien nach Moglichkeit Sie verlegte eine Armee von 30 000 Mann in ihre italienischen Besitzungen die im Januar 1731 das Herzogtum Parma besetzte nachdem der letzte regierende Herzog verstorben war Noch einmal sah es kurzzeitig nach einem Krieg zwischen den verbleibenden Partnern des Wiener Vertrages Osterreich Russland Preussen und den Partnern des Vertrages von Sevilla Spanien Frankreich Grossbritannien Generalstaaten aus Allerdings wurde man sich am 16 Marz 1731 in einem weiteren Vertrag von Wien einig Gegen die Garantie der Pragmatischen Sanktion erkannte Karl VI die spanische Sekundogenitur in den italienischen Herzogtumern an Er zog seine Truppen zuruck deren Garnisonen von spanischen Soldaten ubernommen wurden die auf britischen Schiffen nach Italien gelangt waren Im Marz 1732 trat Don Carlos die Herrschaft in Parma Piacenza an Damit war ein wesentlicher Konfliktpunkt aus der europaischen Diplomatie gelost 28 Folgen des Konfliktes Bearbeiten nbsp Ausgabe des Gedichtes Admiral Hosier s Ghost von Richard Glover 1740Der Vertrag von Sevilla hatte den Status quo wiederhergestellt ohne dass eine Seite einen Vorteil errungen hatte Besonders in Grossbritannien wurde dieses Ergebnis verhalten aufgenommen Das Parlament hatte drei Millionen Pfund fur den Krieg bewilligt die fast vollstandig fur die Kampfe um Gibraltar ausgegeben worden waren 29 Hinzu kamen die Kosten fur die Entsendung der Flotte Admiral Hosiers in die Karibik deren einziges Resultat der Tod von Tausenden von Seeleuten und drei Admiralen gewesen war Gerade dieses Desaster sorgte fur massive Kritik an der Regierung Walpoles 30 Doch Walpole sah die Zukunft Grossbritanniens in einer strikten Neutralitatspolitik sodass fur ihn die verhinderte Eskalation des Konfliktes bereits einen Erfolg darstellte Auch im wenige Jahre spater ausgebrochenen Polnischen Thronfolgekrieg 1733 1735 38 behielt er diese Politik bei auch wenn er das Land dabei in die aussenpolitische Isolation fuhrte Doch die Streitpunkte zwischen Spanien und Grossbritannien waren nicht beseitigt worden daher war es nur eine Frage der Zeit bis es aus fast den gleichen Grunden nur zehn Jahre nach dem Vertrag von Sevilla zu einem neuen Krieg zwischen beiden Staaten kam Dieser Krieg der War of Jenkins Ear war diesmal von der englischen Offentlichkeit gefordert worden und fuhrte bald zum Sturz Walpoles 31 Zu den grossten Kritikern der Politik und Kriegfuhrung der Regierung avancierte Vizeadmiral Edward Vernon Er hatte selbst in den Flotten gedient die in die Ostsee und zur Unterstutzung Gibraltars entsandt worden waren Nun nutzte er sein Mandat im englischen Parlament um offentlichkeitswirksam die miserable Organisation der Karibik Expedition und den Tod Admiral Hosiers und seiner Seeleute anzuprangern Er wurde 1738 39 zu einem der massgeblichen Befurworter einer Konfrontationspolitik gegenuber Spanien und kommandierte bald darauf ein Geschwader von sechs Schiffen das in die Karibik entsandt wurde Es gelang ihm die Scharte Hosiers auszuwetzen indem er am 23 November 1739 Portobelo eroberte vor dem zwolf Jahre zuvor so viele Landsleute gestorben waren 32 Auch in der britischen Offentlichkeit war das Desaster der ersten Karibik Expedition noch prasent und umso freudiger wurde Vernons Triumph aufgenommen Der Dichter Richard Glover 1712 1785 schrieb daraufhin die Ballade Admiral Hosier s Ghost in der es darum ging dass Vernon der Geist Hosiers erschien ihm zu dem Erfolg gratulierte und darum bat die Reputation der Gestorbenen im Heimatland offentlich wiederherzustellen damit sie nunmehr Ruhe finden konnten Auch dies war eine deutliche Spitze gegen die vorherige Politik Walpoles der Hosier im Sinne der Deeskalation verboten hatte Portobelo anzugreifen 33 Nachweise BearbeitenWeblinks Bearbeiten Tagebuch eines britischen Soldaten aus der Belagerung Gibraltars 1727 englisch aus J W Fortescue History of the British Army Bd 6 London 1910 Richard Glover Admiral Hosier s Ghost auf www traditionalmusic co uk Stand 18 Marz 2011 Literatur Bearbeiten Heinz Duchhardt Balance of Power und Pentarchie Internationale Beziehungen 1700 1785 Schoningh Paderborn 1997 Handbuch der Geschichte der internationalen Beziehungen Band 4 ISBN 3 506 73724 4 Max Immich Geschichte des europaischen Staatensystems von 1660 bis 1789 Band 2 Munchen Berlin 1905 William G F Jackson The Rock of the Gibraltarians A History of Gibraltar Fairleigh Dickinson University Press Rutherford 1987 ISBN 0 8386 3237 8 Alfred T Mahan Der Einfluss der Seemacht auf die Geschichte Koehlers Verlagsgesellschaft Herford 1967 dt Ausg des 1890 erstmals im engl Original erschienenen Werkes David Marley Wars of the Americas A Chronology of Armed Conflict in the New World 1492 to the Present ABC Clio Santa Barbara 1999 ISBN 0 87436 837 5 N A M Rodger The Command of the Ocean A Naval History of Britain 1649 1815 Band 2 Allen Lane London 2004 ISBN 0 7139 9411 8 Einzelnachweise Bearbeiten Heinz Duchhardt Balance of Power und Pentarchie Internationale Beziehungen 1700 1785 Paderborn Munchen 1997 S 166 Grundsatzlich zu Spanien in diesem Zeitalter vgl Heinz Duchhardt Balance of Power und Pentarchie Internationale Beziehungen 1700 1785 Paderborn Munchen 1997 S 166 172 Heinz Duchhardt Balance of Power und Pentarchie Internationale Beziehungen 1700 1785 Paderborn Munchen 1997 S 272 a b Max Immich Geschichte des europaischen Staatensystems von 1660 bis 1789 Munchen Berlin 1905 S 262 Heinz Duchhardt Balance of Power und Pentarchie Internationale Beziehungen 1700 1785 Paderborn Munchen 1997 S 267 269 Heinz Duchhardt Balance of Power und Pentarchie Internationale Beziehungen 1700 1785 Paderborn Munchen 1997 S 267 273 Max Immich Geschichte des europaischen Staatensystems von 1660 bis 1789 Munchen Berlin 1905 S 260f Charles Arnold Baker The Companion to British History London 1996 S 560 Heinz Duchhardt Balance of Power und Pentarchie Internationale Beziehungen 1700 1785 Paderborn Munchen 1997 S 275f Franz Dominc Haberlin Vollstandiger Entwurf einer Politischen Historie des XVIII Jahrhunderts Teil 1 Hannover 1748 S 447 Heinz Duchhardt Balance of Power und Pentarchie Internationale Beziehungen 1700 1785 Paderborn Munchen 1997 S 274 278 Zu den genauen britischen Vertragsverstossen vgl William G F Jackson The Rock of the Gibraltarians A History of Gibraltar Rutherford 1987 S 124 127 a b David Marley Wars of the Americas A Chronology of Armed Conflict in the New World 1492 to the Present Santa Barbara 1999 S 375 N A M Rodger The Command of the Sea A Naval History of Britain 1649 1815 Band 2 London 2004 S 232 St Loe Edward in John Knox Laughton Dictionary of National Biography Bd 50 1885 1900 S 172 Charles Phillips Alan Axelrod Encyclopedia of Wars Band 1 New York 2005 S 91 William G F Jackson The Rock of the Gibraltarians A History of Gibraltar Rutherford 1987 S 124 William G F Jackson The Rock of the Gibraltarians A History of Gibraltar Rutherford 1987 S 127f William G F Jackson The Rock of the Gibraltarians A History of Gibraltar Rutherford 1987 S 128 Fur eine detailliertere Abhandlung der Belagerung vgl William G F Jackson The Rock of the Gibraltarians A History of Gibraltar Rutherford 1987 S 129 132 William G F Jackson The Rock of the Gibraltarians A History of Gibraltar Rutherford 1987 S 129 William G F Jackson The Rock of the Gibraltarians A History of Gibraltar Rutherford 1987 S 132 Max Immich Geschichte des europaischen Staatensystems von 1660 bis 1789 Munchen Berlin 1905 S 263 Heinz Duchhardt Balance of Power und Pentarchie Internationale Beziehungen 1700 1785 Paderborn Munchen 1997 S 278f Max Immich Geschichte des europaischen Staatensystems von 1660 bis 1789 Munchen Berlin 1905 S 264 Heinz Duchhardt Balance of Power und Pentarchie Internationale Beziehungen 1700 1785 Paderborn Munchen 1997 S 279 Heinz Duchhardt Balance of Power und Pentarchie Internationale Beziehungen 1700 1785 Paderborn Munchen 1997 S 276f Max Immich Geschichte des europaischen Staatensystems von 1660 bis 1789 Munchen Berlin 1905 S 265 Heinz Duchhardt Balance of Power und Pentarchie Internationale Beziehungen 1700 1785 Paderborn Munchen 1997 S 281f William G F Jackson The Rock of the Gibraltarians A History of Gibraltar Rutherford 1987 S 127 Alfred T Mahan Der Einfluss der Seemacht auf die Geschichte Herford 1967 S 98 Zur Politik Walpoles im Einzelnen vgl Jeremy Black Walpole in Power Stroud 2001 David Marley Wars of the Americas A Chronology of Armed Conflict in the New World 1492 to the Present Santa Barbara 1999 S 383 Vgl Richard Glover Admiral Hosier s Ghost Auf www traditionalmusic co uk Stand 18 Marz 2011 nbsp Dieser Artikel wurde am 13 April 2011 in dieser Version in die Liste der exzellenten Artikel aufgenommen Normdaten Sachbegriff GND 7756028 0 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia 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