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Die Konvention von Westminster war ein Garantievertrag zwischen Friedrich II Konig in Preussen und Georg II von Grossbritannien und Hannover An seinem Zustandekommen hatte der wenige Monate zuvor geschlossene wenn auch nie ratifizierte britisch russische Vertrag von Sankt Petersburg 1755 bedeutenden Anteil Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Hintergrund 3 Folgen 4 Belege 5 LiteraturInhalt BearbeitenIn dem von General Hans Karl von Winterfeldt verhandelten und am 16 Januar 1756 abgeschlossenen Abkommen verpflichteten sich die beiden Vertragsparteien sich einem Ein und Durchmarsch der Truppen anderer Staaten durch das Kurfurstentum Hannover zu widersetzen und den Frieden in Deutschland aufrechtzuerhalten Hintergrund BearbeitenSeit 1714 der englische Konigsthron an das Haus Hannover gefallen war erwiesen sich dessen deutsche Stammlande bei einer Auseinandersetzung Grossbritanniens mit einer europaischen Grossmacht als geopolitische Achillesferse Britanniens Herrscher mussten stets furchten dass im Falle eines europaischen Krieges Hannover von Feinden besetzt und als Faustpfand bei spateren Verhandlungen eingesetzt werden konnte Da die britische Regierung seit der Militardiktatur Oliver Cromwells die eigene Armee bewusst klein hielt dafur aber umso mehr in den Aufbau und Unterhalt einer starken Kriegsflotte investierte benotigte sie fur den Schutz der hannoverschen Stammlande ihrer Herrscher einen Verbundeten Dieser sollte als Festlandsdegen den Bestand Hannovers wahren Die kurhannoversche Armee war mit knapp 30 000 Mann 1755 fur diese Aufgabe zu klein und hatte dem Angriff einer europaischen Grossmacht Frankreich Osterreich Russland seit 1763 endgultig auch Preussen nicht uber langere Zeit Stand halten konnen 1754 war es zwischen Grossbritannien und seinem traditionellen Gegner Frankreich erneut zum Konflikt gekommen Noch beschrankte er sich auf Kampfe in Ubersee um den Kolonialbesitz in Indien und Nordamerika Grossbritannien furchtete jedoch ein Uberspringen des Krieges auf Europa und versuchte Hannover vor Frankreich oder dessen bisherigen Verbundeten Preussen zu schutzen Dazu hatte es bereits mit Russland sondiert und war mit diesem Ende September 1755 in Sankt Petersburg zu einem Vertrag gekommen Das Abkommen war klar gegen Preussen gerichtet obwohl dieses im Vertrag ungenannt blieb Obwohl das angedachte Bundnis letztlich nicht zum Tragen kam wurde taten die britisch russischen Verhandlungen doch ihre Wirkung Denn sobald Preussen davon erfuhr zeigte es sich bereit mit Grossbritannien zu kollaborieren da es ein Zusammengehen des expansionsfreudigen Zarenreichs mit dem revanchelusternen Habsburgerreich furchtete Friedrich II unterschatze ganz offenkundig das Risiko uber seine Annaherung an Grossbritannien seinen Partner Frankreich zu verprellen Die Bourbonenmonarchie war seit 1741 auf 15 Jahre mit Preussen verbundet und hatte sich 1748 dem ein Jahr zuvor zwischen Preussen und Schweden ausgehandelten anti russischen Bundnis angeschlossen Tripelallianz Seit der Eroberung und Behauptung Schlesiens wahrend der ersten beiden Schlesischen Kriege war Osterreich Preussens Hauptgegner Zugleich war die Habsburgermonarchie traditionell mit Frankreich verfeindet das in Grossbritannien seinen zweiten Erzrivalen hatte Der Preussenkonig wahnte sich nach dem Abschluss der Konvention von Westminster quasi als Scharnier oder Eckstein diverser Bundnisabschlusse vor allen Feinden sicher Formal war jetzt Preussen gleichzeitig mit Frankreich und Grossbritannien verbundet wobei letzteres seit dem Petersburger Vertrag vermeintlich Russland kontrollierte Osterreich stand in den Augen des Hohenzollernherrschers nun allein da Habsburgs Allianz mit Grossbritannien war 1755 zerbrochen nachdem Wien sich geweigert hatte auf englischen Wunsch hin seine Truppen in den Osterreichischen Niederlanden zu verstarken Russland war seit 1746 mit Osterreich verbundet schien aber neutralisiert als ihm dank des Sankt Petersburger Vertrags britische Subsidienzahlungen winkten Gleichzeitig galt eine Allianz der Habsburger mit den Bourbonen allgemein als nahezu undenkbar Ohne die Unterstutzung Russlands aber so Friedrichs II Kalkul wurde Osterreich nicht gegen Preussen vorgehen Friedrich glaubte so den russischen Baren an die englische Kette gelegt zu haben und meinte die Kriegsgefahr ware beseitigt weil ohne die Unterstutzung Russlands auch Osterreich keinen Krieg wagen wurde 1 Umgekehrt hoffte vermutlich auch die britische Regierung uber das Bundnis mit Preussen seinen Gegner Frankreich neutralisiert zu haben da Bourbonen und die Hohenzollern furs erste immer noch miteinander verbundet waren Bei einem Einmarsch Frankreichs in Hannover ware es ausserdem nicht unvorstellbar gewesen dass Osterreich die Gelegenheit genutzt hatte um gegen den Erzrivalen vorzugehen der ihm wahrend des Osterreichischen Erbfolgekrieges lange schwer zugesetzt und so dem Verlust Schlesiens an Preussen Vorschub geleistet hatte Folgen BearbeitenDie Planspiele Friedrichs und auch Grossbritanniens erwiesen sich rasch als Trugschluss da sich Frankreich dupiert sah und nach anfanglichem Zogern auf die osterreichischen Annaherungsversuche einging Russlands Zarin Elisabeth war uber Englands Doppelspiel emport und trat am 22 Januar 1757 dem franzosisch osterreichischen Bundnis bei Die Westminster Konvention leitete somit das Renversement des alliances ein und begunstigte den Ausbruch des Siebenjahrigen Krieges der Preussen an den Rand des finanziellen und existentiellen Ruins fuhren sollte Kurhannover konnte wahrend des Krieges nur unter Muhen gegen die Franzosen gehalten werden Schon Ende 1757 wurde es erstmals von franzosischen Truppen besetzt als die britisch hannoversche Observationsarmee in der Schlacht bei Hastenbeck 26 Juli 1757 eine empfindliche Niederlage eingesteckt hatte und der damalige Befehlshaber der Duke of Cumberland zum Abschluss der Konvention von Kloster Zeven gezwungen worden war Einen Monat vorher waren die Preussen in der Schlacht bei Kolin 18 Juni 1757 vernichtend geschlagen worden so dass Friedrich II zunachst ausserstande war Hannover vertragsgemass zu entsetzen Nachdem das Kriegsgluck auf dem westdeutschen Kriegsschauplatz wie anderswo wiederholt wechselte konnte Kurhannover erst nach der von Herzog Ferdinand von Braunschweig siegreich gefuhrten Schlacht bei Wilhelmsthal 24 Juni 1762 endgultig von den Franzosen befreit werden Belege Bearbeiten Olaf Groehler Die Kriege Friedrichs II 2 Auflage Deutscher Militarverlag Berlin 1968 S 74 Literatur BearbeitenChristopher Duffy Friedrich der Grosse Ein Soldatenleben Weltbild Buchverlag Munchen 1996 ISBN 3 89350 558 X Katja Frehland Wildeboer Treue Freunde Das Bundnis in Europa 1714 1914 Studien zur internationalen Geschichte 25 Munchen 2010 Marian Fussel Der Siebenjahrige Krieg Ein Weltkrieg im 18 Jahrhundert C H Beck Munchen 2010 ISBN 978 3 406 60695 3 Heinz Schilling Hofe und Allianzen Deutschland 1648 1763 Siedler Verlag Munchen 1998 ISBN 3 442 75523 9 Karl W Schweizer England Prussia and the Seven Years War Studies in Alliance Policies and Diplomacy Studies in British History 14 Lewiston 1989 Wolfram Pyta Von der Entente Cordiale zur Aufkundigung der Bundnispartnerschaft Die preussisch britischen Allianzbeziehungen im Siebenjahrigen Krieg 1758 1762 in Forschungen zur brandenburgischen und preussischen Geschichte Neue Folge 10 2000 S 1 48 Vertrage des Siebenjahrigen Krieges Sankt Petersburg 30 09 1755 Renversement des alliances Westminster 16 01 1756 Versailles 01 05 1756 Versailles 01 05 1757 Versailles 30 12 1758 Schwerin 01 04 1757 Kloster Zeven 08 10 09 1757 Ribnitz 07 04 1762 Sankt Petersburg 05 05 1762 Preussisch russischer Allianzvertrag 30 06 1762 Hamburg 22 05 1762 Fontainebleau 03 11 1762 Paris 10 02 1763 Hubertusburg 15 02 1763 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Konvention von Westminster amp oldid 237059125