www.wikidata.de-de.nina.az
Tiefwerder bezeichnet eine Ortslage und einen Werder der Havel im Berliner Bezirk Spandau Wahrend das Dorf Tiefwerder und der benachbarte Sudhafen Spandau zum Ortsteil Spandau gehoren zahlen die umgebenden Wald Wiesen und Wasserflachen des Werders zum Ortsteil Wilhelmstadt Am Faulen See befand sich bis in das 13 Jahrhundert eine fruhslawische Siedlung Das Dorf Tiefwerder entstand 1815 als Kolonistendorf als Nachfahren der Spandauer Kietz Fischer auf den Werder umgesiedelt wurden Ein grosser Teil der historischen Hauser entlang der Dorfstrasse ist erhalten und steht als Gesamtensemble Kolonistensiedlung Tiefwerder unter Denkmalschutz Unter Denkmalschutz steht zudem das Gebaude in der Dorfstrasse 5 aus dem Jahr 1895 in dem seit den 1920er Jahren das Ballhaus Spandau ansassig ist Das Wasserwerk Tiefwerder aus dem Jahr 1914 versorgt sechs Berliner Bezirke mit Trinkwasser Im Suden und Osten grenzt das Landschaftsschutzgebiet Tiefwerder Wiesen an die Ortslage Das von Altarmen der Havel durchzogene Gebiet ist das letzte in Berlin erhaltene naturliche Uberschwemmungs und Hechtlaichgebiet mit grosser Bedeutung fur den Artenschutz Es enthalt Feuchtwiesen Auwaldreste und Rohrichte mit naturlichen Land Wasserubergangen Aufgrund der zahlreichen Wasserlaufe und Siedlungen an den Graben wird Tiefwerder auch als Klein Venedig von Spandau bezeichnet Kleiner Jurgengraben am Ende der DorfstrasseInhaltsverzeichnis 1 Geografie 1 1 Lage und Definition Tiefwerder 1 2 Kartierung als Lebensweltlich orientierter Raum LOR 1 3 Geomorphologie und Naturraum 1 3 1 Eiszeitliche Pragung 1 3 2 Tiefwerder Wiesen 2 Geschichte 2 1 Fruhslawische Siedlung am Faulen See 2 2 Fischerdorf 1816 2 2 1 Umsiedlung der Spandauer Kietzer nach Tiefwerder 2 2 2 Baudenkmaler auf dem Tiefwerder 2 3 Sudhafen und Wasserwerk 2 4 Kleingartenkolonien und Klein Venedig 2 5 DDR Enklave 3 Statistische Daten 3 1 Einwohnerentwicklung 1910 bis 1935 3 2 Wahlverhalten 3 2 1 Reichstagswahlergebnisse 1932 1933 3 2 2 Abgeordnetenhauswahl 2006 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeografie BearbeitenLage und Definition Tiefwerder Bearbeiten Tiefwerder ist ursprunglich ein Flurname Die erste schriftliche Erwahnung findet sich 1674 1675 als aufm Tiefwerder 1 Den Zusatz Tief erhielt die Flurbezeichnung Werder in Abgrenzung zum sudlich anschliessenden Pichelswerder dessen hochgelegene Ostseite einen Auslaufer des Teltowplateaus bildet Der Flurname wurde auf das 1816 gegrundete Dorf ubertragen nbsp Das Gesamtgebiet Tiefwerder liegt zwischen der Havel und der Havelchaussee Unklar ist die nordliche und sudliche Begrenzung Die zu Spandau gehorige Ortslage Tiefwerder umfasst den alten Dorfkern und seine spateren Bebauungen zwischen dem Spandauer Sudhafen der ein durch eine Flussbegradigung entstandener Altarm der Havel ist und dem Kleinen und Grossen Jurgengraben Gelegentlich wird der Sudhafen Spandau der Ortslage hinzugerechnet Reichte die Ortslage nach Norden ursprunglich bis zur Tiefwerderbrucke werden heute oft weiter nordlich liegende Teile bis zum Stresow hinzugerechnet nbsp Die Karte um 1910 zeigt das ehemalige Niederungsgebiet rund um das Dorf Die heute verbliebenen Tiefwerder Wiesen liegen zwischen Tiefwerder und PichelswerderBei der Gesamtbezeichnung Tiefwerder kommen die Niederungsgebiete des Werders hinzu die zu Wilhelmstadt gehoren Dazu zahlen die nordostlich des Dorfes gelegenen und heute aufgeschutteten Freiheitswiesen der Bereich um den Faulen See und die auf der nebenstehenden Karte von 1894 unbezeichnete Insel sudlich des Dorfes zwischen Tiefwerder und Pichelswerder Die Insel bildet heute den letzten noch verbliebenen Uberschwemmungsbereich und das Zentrum des Landschaftsschutzgebiets Tiefwerder Wiesen Der zentrale Wiesenbereich ist durch eine Fussgangerbrucke uber den Kleinen Jurgengraben mit dem Dorf verbunden Kartierung als Lebensweltlich orientierter Raum LOR Bearbeiten Im Jahr 2006 stimmten die planenden Fachverwaltungen des Senats der Bezirke und des Amtes fur Statistik Berlin Brandenburg auf der Grundlage der von der Jugendhilfe bereits definierten Sozialraume sogenannte Lebensweltlich orientierte Raume LOR ab Die LOR wurden am 1 August 2006 per Senatsbeschluss als neue raumliche Grundlage fur Planung Prognose und Beobachtung demografischer und sozialer Entwicklungen in Berlin festgelegt 2 In seiner Kartierung aus dem Jahr 2008 fasst das Amt fur Statistik den Lebensraum Tiefwerder Gebiet 27 in Spandau sehr weit und bezieht uber das Dorf und den Werder hinaus den gesamten nordlichen Bereich bis zum Strassenzug Ruhlebener Strasse Charlottenburger Chaussee in den Lebensraum Tiefwerder mit ein 3 4 Der vorliegende Artikel beschreibt Tiefwerder in der Begrenzung des LOR Systems mit Ausnahme der Nordwestecke zwischen Havel und Ruhlebener Strasse da diese Ecke dem historischen und auch heutigen Gebiet Stresow zuzurechnen ist Die Nordostecke im Bereich Elsgrabenweg Ruhlebener Strasse Teltower Strasse bezieht dieser Artikel entsprechend der LOR Kartierung ein auch wenn sie Teil des historischen Gutsbezirks Grunewald Forst beziehungsweise ab 1914 des Gutsbezirks Heerstrasse im Landkreis Teltow war wahrend Tiefwerder zum Landkreis Osthavelland gehorte Denn dieser Teil des Gutsbezirks kam 1920 bei der Bildung Gross Berlins zu Spandau und gehort heute wie das Niederungsgebiet des Werders verwaltungstechnisch zum Ortsteil Wilhelmstadt Damit beschreibt der Artikel Tiefwerder in folgenden Grenzen Westbegrenzung Havel Nordbegrenzung Strassenzug Schulenburgstrasse Charlottenburger Chaussee Ostbegrenzung S Bahn Wall der Spandauer Vorortbahn weitgehend parallel zur Havelchaussee Sudbegrenzung Niederungsgebiet sudlich des Kleinen Jurgengrabens Im Osten bildet die Spandauer Vorortbahn die Grenze zum Bezirk Charlottenburg Wilmersdorf die Altstadt Spandau liegt rund 1 8 Kilometer nordwestlich Mit der Dorfstrasse gibt es im zentralen Bereich Tiefwerders um den alten Dorfkern lediglich eine Strasse die nur aus nordlicher Richtung erreichbar ist Geomorphologie und Naturraum Bearbeiten Eiszeitliche Pragung Bearbeiten Hauptartikel Landschaftsschutzgebiet Tiefwerder Wiesen Tiefwerder befindet sich im sudlichen Mundungsbereich der Spree in die Havel Die Spreeniederung verlauft im weichselglazialen Berliner Urstromtal das aus machtigen Sanden aufgebaut ist die mehr als 20 Meter Machtigkeit erreichen konnen Die Havel folgt in ihrem Verlauf einer glazialen Rinne und quert das Urstromtal ohne es uber eine langere Strecke zu benutzen Getrennt von der Havelchaussee und dem S Bahn Wall schliesst sich im Osten der Schanzenwald an der gleichfalls zum Talsandbereich der Spreeniederung gehort Der Schanzenwald geht in die Murellenberge uber und bildet mit ihnen das Naturschutzgebiet Murellenschlucht und Schanzenwald Das Hugelgebiet aus Stauch und Endmoranen gehort zur Nordwestkante des Teltowplateaus nbsp Tiefwerder WiesenDie Tiefwerder Wiesen sind das letzte in Berlin erhaltene naturliche Uberschwemmungs und Hechtlaichgebiet mit grosser Bedeutung fur den Artenschutz und enthalten Feuchtwiesen Auwaldreste und Rohrichte mit naturlichen Land Wasserubergangen Ursprunglich umfasste das von Havelaltarmen durchzogene Gebiet auch heute aufgeschuttete Flachen wie die Freiheitswiesen Tiefwerder Wiesen Bearbeiten Die Biotop und Landschaftsfunktion des Landschaftsschutzgebiets Tiefwerder Wiesen auch als Hechtlaichwiesen bezeichnet hangt entscheidend von ihrer Uberschwemmungsdynamik ab Faktoren wie die Reduzierung der Spree Zuflusse in der Lausitz oder die Havelvertiefung fuhrten seit 1990 zu einer Absenkung des Havelwasserspiegels und zu einer dramatischen Verschlechterung dieser Dynamik sodass die Zuganglichkeit der Laichwiesen fur Hechte nur noch in manchen Jahren moglich ist 5 Das endgultige Aus droht der Uberschwemmungsdynamik durch das Verkehrsprojekt Deutsche Einheit 17 VDE Nr 17 das zu einer weiteren Senkung des Wasserstandes fuhren wird Wird das Projekt realisiert will das Land Berlin uber eine Ausgleichsmassnahme die kunstliche Bewasserung der Tiefwerder Wiesen mit Havelwasser durchsetzen und Fischtreppen anlegen lassen 6 Das Land Berlin pruft seit 2007 die Ausweitung des Schutzstatus zum Naturschutzgebiet Hauptartikel Landschaftsschutzgebiet Tiefwerder WiesenGeschichte BearbeitenFruhslawische Siedlung am Faulen See Bearbeiten nbsp Havelaltarm Fauler See fruher Wirchen SeeAuf dem Ostufer des verlandenden Faulen Sees dem Rest eines Havelaltarms bestand bis in die erste Halfte des 13 Jahrhunderts eine fruhslawische Siedlung Archaologische Funde aus dem Jahr 1962 Gefassbruchstucke nach Adriaan von Muller vom Prager Typus deuten auf eine Besiedlung zwischen dem 6 und 8 Jahrhundert hin Gibt man der Datierung 6 Jahrhundert Vorrang ware das Dorf im Zuge der ersten slawischen Siedlungswelle in das Havelland angelegt worden und ware damit alter als die zentrale slawische Siedlungskammer des Spandauer Raums auf der Havelinsel unter dem Burgwall 7 8 Die Siedlung lag auf dem heutigen Gelande des Wasserwerks Tiefwerder Der Faule See hiess bis in das 19 Jahrhundert Wirchen See und Winfried Schich vermutet dass der Seename dem Dorfnamen entlehnt ist Analog zum Dorf Ferch bei Potsdam ware der Name etymologisch aus slawisch verch virch Hohe Erhebung abzuleiten hier bezogen auf die benachbarten Teltowhange 7 9 Noch 1704 verzeichnet das Erbregister Spandau Wirchow als Flurnamen biss hinter Pichelstorff an die Scharpelancke und Wirchow Scharpelancke Scharfe Lanke 10 Wahrscheinlich verbirgt sich auch im Jurgengraben der noch im 19 Jahrhundert als Wurgengraben bezeichnet wurde der gleiche Name 7 Fischerdorf 1816 Bearbeiten Umsiedlung der Spandauer Kietzer nach Tiefwerder Bearbeiten nbsp Denkmalgeschutztes Kolonistenhaus von 1816 in der Dorfstrasse 23 nbsp Fussgangerbrucke uber den Kleinen Jurgengraben in das Dorf TiefwerderNach der Grundung der Mark Brandenburg durch den Askanier Albrecht der Bar im Jahr 1157 und der danach einsetzenden mittelalterlichen Ostsiedlung wurde die slawische Bevolkerung des Spandauer Raums grosstenteils von deutschen Zuwanderern assimiliert Allerdings blieb eine Dienstsiedlung bei der Spandauer Burg mit slawischen Kietzern besetzt Die Wenden uff dem Kytze doselbst vor Spanndow hatten 25 Hauser im Jahr 1375 und besassen ausgedehnte Fischereirechte auf der Havel und der Spree aber keine Burgerrechte 11 Acht Tage im Jahr hatten sie auf der Burg Hofdienst zu leisten Im Zuge des Ausbaus der Zitadelle wurde 1559 der Kietz aufgelassen und die Kietzer wurden auf den Burgwall umgesiedelt Bei der Belagerung Spandaus durch russische Truppen in den Befreiungskriegen liess 1813 der franzosische Divisionsgeneral und Gouverneur Bruny die Vorstadte raumen und niederbrennen darunter die Wohnungen der Nachkommen der Kietzer auf dem Burgwall 12 Die ehemaligen Kietzer mussten erneut umgesiedelt werden und kamen als Kolonisten da von der Stadt Spandau nach Brandenburg nach Tiefwerder 13 Die Abendausgabe des Berliner Tageblatts berichtete am 3 Marz 1916 unter der Uberschrift Hundertjahrfeier in Tiefwerder etwas abweichend Als in den Jahren 1560 bis 1594 durch Rochus zu Lynar das alte Schloss zur Zitadelle ausgebaut wurde mussten die Kietzer ihre bisherige Wohnstatte verlassen und wurden am Pichelsdorfer Wege angesiedelt gegenuber dem Burgwall einer uralten Wendenschanze von diesem durch einen schiffbaren Wasserarm getrennt Auch von diesem neuen Kietz musste jedoch die alte Fischergemeinde weichen als Preussen im Jahre 1816 die Spandauer Festungswerke planmassig erweiterte sie erhielt eine neue Heimstatte auf dem Tiefwerder einer langen schmalen Insel zwischen der Havel und dem Faulen See nordlich des Pichelswerders Nachdem am 2 November 1815 die Retablierung der Fischer hier durch die Ministerien genehmigt war wurden diesen am 25 April 1816 die einzelnen Grundstucke zugewiesen Die Bebauung erfolgte in den Jahren 1818 bis 1820 mit Unterstutzung der Regierung Hundertjahrfeier in Tiefwerder Berliner Tageblatt 3 Marz 1916 14 Als Grundungsjahr des Dorfes gilt 1816 Bis in das 20 Jahrhundert blieb der Haupterwerbszweig der Bewohner fast ausschliesslich die Fischerei In den 2000er Jahren bildet die Fischersozietat Tiefwerder Pichelsdorf eine der einflussreichsten Fischereiorganisationen der Region und wacht im Land Berlin uber 1682 Hektar und im Land Brandenburg uber 3847 ha Fischereigewasser 15 Baudenkmaler auf dem Tiefwerder Bearbeiten nbsp Naturdenkmal Stieleiche am Ende der DorfstrasseFunfzehn Kolonistenhauser an der Dorfstrasse sind erhalten und stehen als Gesamtensemble Kolonistensiedlung Tiefwerder Siedlung und Dorfanlage unter Denkmalschutz 16 Eine Stieleiche Quercus robur am Ende der Dorfstrasse auf der Boschung des Kleinen Jurgengrabens ist als Naturdenkmal ausgewiesen 17 Der rund 200 Jahre alte Baum hat eine Hohe von 15 bis 20 Meter einen Kronendurchmesser von rund 20 Metern und einen Stammumfang von 2 50 bis 3 Meter 18 Denkmalgeschutzt ist ferner das Haus in der Dorfstrasse 5 das um 1895 der Maurermeister Karl Schuler bauen liess 19 und das sich bald als Tanzlokal etablierte und als Ballhaus Spandau Berliner aus allen Ortsteilen anzog Die heutige Diskothek gehort zu den altesten Diskotheken weltweit und wirbt fur sich als die alteste Rockdiskothek Europas die durchgehend am gleichen Platz also ohne einen Umzug besteht In der Zeit des Nationalsozialismus nutzte die NSDAP das Lokal als Tagungs und Veranstaltungsort Weitere Baudenkmaler im Bereich Tiefwerder sind die beiden Mietshauser des Maschinenfabrikanten Wilhelm Beeken in der Teltower Strasse 16 18 aus dem Jahr 1914 20 Ferner ist der wenig erhaltene Rest der Teltower Schanze auch Teltower Bruck Schanze im Eck Havelchaussee Elsgrabenweg denkmalgeschutzt Schanze Graben Hohlschutzraum und Befestigungsanlage 21 Die Schanze wurde zwischen 1855 und 1866 von der Preussischen Militarverwaltung am ehemaligen Elsgraben errichtet und gehorte zur Stresow Befestigung die wie die Havelschanze ein Teil des um die Altstadt Spandau und die Zitadelle angelegten Befestigungsrings war Die militarische Nutzung des Reduitbaus der dem Schanzenwald den Namen gab endete 1903 22 Sudhafen und Wasserwerk Bearbeiten nbsp Sudhafen Spandau Havel SchulenburgbruckeDie Stadt Spandau baute 1908 den Sudhafen am Tiefwerder aus Sie liess dabei zugleich die Havel begradigen sodass zwischen dem Havelaltarm heute als Unterhafen Spandau bezeichnet und dem regulierten Fluss eine hochwasserfreie Insel entstand Die Hafenanlagen auf der Insel wurden im Norden mit einem aufgeschutteten Damm an die Schulenburgbrucke und den Stresow angebunden Eine Hafenbahn verband die Hafenanlagen mit der Berliner Stadtbahn in Ruhleben Umgeschlagen wurden hauptsachlich englische Gaskohle aus Hamburg Walzeisen Baustoffe und Zuckerruben Der Binnenhafen verlor schnell an Bedeutung da er der Konkurrenz des Berliner Westhafens und Spandauer Nordhafens nicht gewachsen war 23 Heute betreibt die Berliner Hafen und Lagerhausgesellschaft BEHALA das 17 Hektar umfassende Hafengelande Durch die Lagerung von flussigen Mineralolprodukten nach dem Zweiten Weltkrieg ist das Gelande stark kontaminiert Seit 1990 baut die BEHALA Hoch und Erdtanks Gebaude und Versiegelungen teilweise zuruck und saniert die beschadigten Flachen 24 Die Sanierung ist nicht nur zum Schutz der Tiefwerder Wiesen erforderlich Der ostliche Grundwasserabstrom des Sudhafens liegt am Rand des Wasserschutzgebiets Tiefwerder engere Wasserschutzzone II 25 und der Forderbrunnen des Wasserwerks nur rund 550 Meter entfernt Das Wasserwerk Tiefwerder befindet sich zwischen dem Havelaltarm Hohler Weg und der Havelchaussee und ging 1914 in Betrieb Bauherr war die Charlottenburger Wasserwerke AG 26 Das Werk der Berliner Wasserbetriebe versorgt heute sechs der zwolf Berliner Bezirke mit Trinkwasser 55 Vertikalbrunnen mit Tiefen von 30 bis 100 Meter fordern im Maximum taglich 100 000 m Wasser 27 Kleingartenkolonien und Klein Venedig Bearbeiten nbsp Siedlung am Grossen JurgengrabenDas ursprungliche Uberschwemmungsgebiet der Tiefwerder Wiesen wurde seit Beginn des 20 Jahrhunderts durch Aufschuttungen und Siedlungsbau immer mehr eingeengt Die Trinkwassergewinnung des Wasserwerks fuhrte ab 1914 zu einer Grundwasserabsenkung sodass sudlich des Dorfes und an einigen Graben Kleingartenkolonien und Wochenendhauser errichtet werden konnten Die nordlich gelegenen Freiheitswiesen wurden nach dem Zweiten Weltkrieg mit Trummerschutt aufgeschuttet Das von Wasserlaufen durchzogene Gebiet sudlich und ostlich des alten Dorfkerns wird auch Klein Venedig 28 genannt Zu diesem Gebiet gehoren neben dem Grossen und Kleinen Jurgengraben auch Teile der Tiefwerder Wiesen und deren Gewasser Hauptgraben und Hohler Weg Bewohner und Erholungssuchende konnen sich hier teilweise nur mit dem Boot fortbewegen Zur Renaturierung der Flachen sprach das Naturschutzamt Spandau 2005 sechzig Pachtern die Kleingartenparzellen auf landeseigenen Flachen des Landschaftsschutzgebiets hielten die Kundigung aus Zwar sind seither die meisten Parzellen geraumt und deren Lauben ruckgebaut allerdings gab das Kammergericht einigen Kleingartnern die gegen die Kundigung geklagt hatten 2008 Recht 29 DDR Enklave Bearbeiten Wie Teile des Eiskellers bildete ein kleiner Teil der Tiefwerder Wiesen eine Enklave der DDR in West Berlin Sie gehorte zum brandenburgischen Ort Seeburg der an Spandau grenzt und heute einen Ortsteil der Gemeinde Dallgow Doberitz bildet Die Briten in deren Sektor sich das Gebiet befand lehnten einen staatshoheitlichen Anspruch der DDR ab erkannten den Status aber insofern an als sie die West Berliner Behorden anwiesen zwar Sicherheit und Ordnung zu gewahrleisten jedoch auf dem Gebiet nicht amtlich tatig zu werden Der unklare Status fand seine stillschweigende Bereinigung in einer Protokollnotiz zu den letzten Gebietsaustauschvereinbarungen 1988 Beide Seiten erklarten seitdem keine Exklaven mehr im jeweils anderen Territorium zu haben 30 Statistische Daten BearbeitenGesonderte Daten zur Einwohnerentwicklung in Tiefwerder liegen nur sehr begrenzt vor Einwohnerentwicklung 1910 bis 1935 Bearbeiten Bis zur Eingemeindung nach Gross Berlin im Jahre 1920 war Tiefwerder eine eigenstandige Landgemeinde im Landkreis Osthavelland und umfasste zu dieser Zeit eine Flache von 30 Hektar Bei der Volkszahlung von 1910 hatte der Ort 854 Einwohner 31 Einwohnerentwicklung in Tiefwerder von 1910 bis 1935 1816 1910 1919 1925 1930 1935 Einwohner Kolonistenfamilien Zahl unbekannt 854 804 835 1 508 818Nach 1935 wurde die Einwohnerzahl Tiefwerders nicht mehr gesondert erhoben 32 Es kann aber als sicher gelten dass die heutige Ortslage die neue Siedlungen an den Freiheitswiesen und im Nordosten einbezieht deutlich mehr Einwohner hat als in den 1930er Jahren Einen Hinweis auf die heutige Bevolkerungszahl bietet der Spandauer Wahl Stimmbezirk 303 der sich mit der Dorfstrasse dem Elsgrabenweg und der Teltower Strasse sowie mit Teilen der Ruhlebener Strasse der Havelchaussee und des Tiefwerderweges fast genau mit dem hier beschriebenen Gebiet deckt In diesem Stimmbezirk gab es 2006 bei der Wahl zum Abgeordnetenhaus von Berlin 972 Wahlberechtigte 33 Wahlverhalten Bearbeiten Reichstagswahlergebnisse 1932 1933 Bearbeiten Dass die NSDAP das Ballhaus Spandau als Tagungs und Veranstaltungsort nutzte siehe oben heisst nicht dass Tiefwerder eine Hochburg des Nationalsozialismus war Bei den Reichstagswahlen im Juli 1932 November 1932 und Marz 1933 blieb der Stimmenanteil der NSDAP in Tiefwerder gemeinsam mit Pichelsdorf und Pichelswerder jeweils deutlich unter dem Spandauer Durchschnitt 27 3 zu 34 9 Spandau gesamt zu 37 4 Deutsches Reich gesamt 27 9 zu 33 2 zu 33 1 38 5 zu 41 6 zu 43 9 Hingegen gewannen SPD und KPD hier jeweils uberdurchschnittlich Bei der Volksabstimmung im November 1933 uber den Austritt aus dem Volkerbund war die Ja Stimmen Quote mit 89 2 die zweitniedrigste der 15 Spandauer Bezirke Am hochsten lag Siemensstadt mit 94 9 der Spandauer Durchschnitt lag bei 91 2 Ja Stimmen 34 Abgeordnetenhauswahl 2006 Bearbeiten Im Vergleich zum gesamten Bezirk Spandau und Gesamt Berlin stimmten die 972 Wahlberechtigten des Stimmbezirks 303 bei der Abgeordnetenhauswahl am 17 September 2006 wie folgt der Stimmbezirk 303 reprasentiert weitgehend Tiefwerder siehe vorstehend 35 Abgeordnetenhauswahl in Berlin 2006 Zweitstimmen in SPD CDU Linke Grune FDP Graue NPD WASG Stimmbezirk 303 35 7 26 8 0 3 9 11 6 9 5 5 0 2 0 2 5 Spandau gesamt 33 4 31 2 0 3 8 0 8 3 8 5 6 4 1 9 2 3Berlin gesamt 30 8 21 3 13 4 13 1 7 6 3 8 2 6 2 9Literatur BearbeitenErnst Friedel Weihnachtsbrauche in Pichelsdorf und Tiefwerder bei Spandau In Brandenburgia 6 1897 98 Wolfgang Ribbe Hrsg Geschichte Berlins Veroffentlichung der Historischen Kommission zu Berlin 1 Band Verlag C H Beck Munchen 1987 ISBN 3 406 31591 7 Landschaftsschutzgebiet Tiefwerder Wiesen In Senatsverwaltung fur Stadtentwicklung Berlin naturlich Berlin Naturschutz und NATURA 2000 Gebiete in Berlin Verlag Natur amp Text Berlin 2007 ISBN 978 3 9810058 3 7 S 114 119 Hans Jurgen Rach Die Dorfer in Berlin Stapp Verlag Berlin 1988 ISBN 978 3 87776 211 0 Kapitel Tiefwerder S 347 348 Norbert Ritter Berliner Wanderbuch I 15 Wanderungen durch das nordliche Berlin Stapp Verlag Berlin 1989 Kapitel Spandau und Tiefwerder S 135 151 ISBN 978 3 87776 027 7 Wolfgang Ribbe Hrsg Slawenburg Landesfestung Industriezentrum Untersuchungen zur Geschichte von Stadt und Bezirk Spandau Colloquium Verlag Berlin 1983 ISBN 3 7678 0593 6 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Tiefwerder Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Commons Sudhafen Spandau Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Landschaftsschutzgebiet Tiefwerder Wiesen Sachdaten mit Kartenlink Senatsverwaltung fur Stadtentwicklung VDE 17 Eine Chance fur die Tiefwerder Wiesen PDF 444 kB Wasser und Schifffahrtsverwaltung des Bundes Wasserstrassen Neubauamt Berlin Pressemitteilung vom 26 Juni 2008 Uwe Gerber Tiefwerder In Der Grunewald im Spiegel der Zeit Eintrag in der Berliner Landesdenkmalliste Kolonistensiedlung Tiefwerder Bootsfahrt auf den Kanalen von Klein VenedigEinzelnachweise Bearbeiten Reinhard E Fischer Die Ortsnamen der Lander Brandenburg und Berlin Band 13 der Brandenburgischen Historischen Studien im Auftrag der Brandenburgischen Historischen Kommission be bra wissenschaft verlag Berlin Brandenburg 2005 S 169 ISBN 3 937233 30 X ISSN 1860 2436 Senatsverwaltung fur Stadtentwicklung Basisdaten Stadtentwicklung Lebensweltlich orientierte Raume LOR in Berlin Planungsgrundlagen Amt fur Statistik Berlin Brandenburg Lebensweltlich orientierte Raume im Regionalen Bezugssystem des Landes Berlin 2008 Schlussel und Namensverzeichnis sowie Karten der Lebensweltlich orientierten Prognoseraume Bezirksregionen und Planungsraume LOR Memento des Originals vom 30 August 2021 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www statistik berlin brandenburg de PDF Potsdam Berlin 2008 Siehe Karte auf S 17 Gebiet 27 Tiefwerder Amt fur Statistik Berlin Brandenburg Adressverzeichnis Lebensweltlich orientierte Raume im Regionalen Bezugssystem des Landes Berlin 2008 Schlussel und Namensverzeichnis sowie Karten der Lebensweltlich orientierten Prognoseraume Bezirksregionen und Planungsraume LOR Memento des Originals vom 4 Marz 2011 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www statistik berlin brandenburg de PDF 340 kB Potsdam Berlin 2008 Zur Einbeziehung der Nordostecke im Bereich Elsgrabenweg Ruhlebener Strasse Teltower Strasse siehe beispielsweise Elsgraben S 12 Zuordnung zur Wilhelmstadt und zu Gebiet 27 Tiefwerder Landschaftsschutzgebiet Tiefwerder Wiesen In Senatsverwaltung siehe Literatur Abgeordnetenhaus Berlin Mitteilung zur Kenntnisnahme Verkehrsprojekt Deutsche Einheit 17 zugig qualifiziert abschliessen Ausbau von Havel und Spree natur und stadtvertraglich gestalten Zwischenbericht 16 Wahlperiode Drucksache 16 2145 19 Februar 2009 daniel buchholz de 1 2 Vorlage Toter Link www daniel buchholz de Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Mai 2019 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis PDF 39 kB a b c Winfried Schich Die Entstehung der mittelalterlichen Stadt Spandau In Slawenburg Landesfestung Industriezentrum Untersuchungen S 90 Eberhard Bohm Die letzten 150 Jahre des hevellischen Alt Spandau In Slawenburg Landesfestung Industriezentrum Untersuchungen S 25 Eberhard Bohm Die Fruhgeschichte des Berliner Raums In Geschichte Berlins S 62 mit Anm 29 S 86 Reinhard E Fischer Die Ortsnamen der Lander Brandenburg und Berlin Band 13 der Brandenburgischen Historischen Studien im Auftrag der Brandenburgischen Historischen Kommission be bra wissenschaft Berlin Brandenburg 2005 S 54 zu Ferch ISBN 3 937233 30 X ISSN 1860 2436 Erbregister des Amtes Spandau aus dem Jahr 1704 Rep 2 1 Dom Reg Amt Sp Fach 4 Nr 2 fol 47 Angabe aus Gerhard Schlimpert Brandenburgisches Namenbuch Teil 3 Die Ortsnamen des Teltow Hermann Bohlaus Nachf Weimar 1972 S 238 Anm 259 S 341 Schlimpert interpretiert Wirchow allerdings als moglicherweise alten Namen des Pichelsdorfer Berges Winfried Schich Die Entstehung der mittelalterlichen Stadt Spandau In Slawenburg Landesfestung Industriezentrum Untersuchungen S 86f 118 Felix Escher Spandau im Schatten der Festung In Slawenburg Landesfestung Industriezentrum Untersuchungen S 169 173 204 Wolfgang Ribbe Spandau im Zeitalter der Industrialisierung In Slawenburg Landesfestung Industriezentrum Untersuchungen S 250 Hundertjahrfeier in Tiefwerder In Berliner Tageblatt 3 Marz 1916 Seite 5 Digital Uni Bib Heidelberg in die Mitte scrollen Fischersozietat Tiefwerder Pichelsdorf Homepage Eintrag 09085538 in der Berliner Landesdenkmalliste Uber die Suchmaske konnen die Hauser auch einzeln aufgerufen werden Verordnung zum Schutz von Naturdenkmalen in Berlin vom 2 Marz 1993 mit Erganzungen Stand August 2002 PDF 734 kB Stadtentwicklung Berlin S 16 Naturdenkmal Nr V 1 B Hainer Weisspflug Berliner Denkmale der Natur Eine topographische und geschichtliche Studie Edition Luisenstadt Berlin 1997 S 193 ISBN 3 89542 096 4 Eintrag 09085536 in der Berliner Landesdenkmalliste Eintrag 09085818 in der Berliner Landesdenkmalliste Eintrag 09012507 in der Berliner Landesdenkmalliste Eintrag 09085596 in der Berliner Landesdenkmalliste Martin Kloffler Festungs Inventar Bundesland Berlin 6 erweiterte und korrigierte Auflage Mai 2008 S 4 ingenieurgeograph de PDF 55 kB Wolfgang Ribbe Spandau im Zeitalter der Industrialisierung In Slawenburg Landesfestung Industriezentrum Untersuchungen S 242 f Sudhafen Spandau Senatsverwaltung Bereich Umwelt Senatsverwaltung Bereich Umwelt Verordnung zur Festsetzung des Wasserschutzgebietes fur das Wasserwerk Tiefwerder Wasserschutzgebietsverordnung Tiefwerder 1 September 1978 PDF 41 kB Wolfgang Ribbe Spandau im Zeitalter der Industrialisierung In Slawenburg Landesfestung Industriezentrum Untersuchungen S 248 Wasserwerk Tiefwerder PDF 128 kB Berliner Wasserbetriebe Tiefwerder und Klein Venedig Interessenverband der Freunde Klein Venedigs Sebastian Eberle Gericht wirft Naturschutzamt Willkur vor In Die Welt 24 Mai 2008 Welt Online Berlin Seeburg City Tiefwerder Wiesen eine Seeburger Exklave in Berlin Uli Schubert Gemeindeverzeichnis Deutschland 1900 Konigreich Preussen Provinz Brandenburg Regierungsbezirk Potsdam Landkreis Osthavelland Aktualisierungsstand 24 Januar 2009 Zahlen zu den Jahren von 1919 bis 1935 aus Michael Erbe Spandau im Zeitalter der Weltkriege In Slawenburg Landesfestung Industriezentrum Untersuchungen Tabelle S 283 Wahlen in Berlin am 17 September 2006 Abgeordnetenhaus Bezirksverordnetenversammlungen Endgultige Stimmbezirksergebnisse PDF 2 5 MB S 8 f 42 Statistisches Landesamt Berliner Statistik Michael Erbe Spandau im Zeitalter der Weltkriege In Slawenburg Landesfestung Industriezentrum Untersuchungen Tabelle S 297 Wahlen in Berlin am 17 September 2006 Abgeordnetenhaus Bezirksverordnetenversammlungen Endgultige Stimmbezirksergebnisse PDF 2 5 MB S 24 f 28 f Statistisches Landesamt Berliner Statistik 52 516388888889 13 2075 Koordinaten 52 30 59 N 13 12 27 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tiefwerder amp oldid 230888046