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Konrad von Urach auch Kuno um 1180 1 30 September 1227 vielleicht in Bari stammte aus der Familie der Grafen von Urach und war Zisterzienserabt Kardinalbischof und Kardinallegat in Frankreich und Deutschland Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Herkunft und Werdegang 1 2 Kirchliche Laufbahn 1 3 Legat in Frankreich 1 4 Legat in Deutschland 1 5 Lebensende 2 Einzelnachweise 3 Literatur 4 Siehe auch 5 WeblinksLeben Bearbeiten nbsp Kardinal Konrad von Urach Darstellung aus dem Jahr 1798 in einer Adelschronik Herkunft und Werdegang Bearbeiten Uber das Geburtsjahr Konrads von Urach ist nichts bekannt seine Eltern Graf Egino IV und die Zahringerin Agnes hatten aber wohl vor 1181 geheiratet Fur Konrad der einen Zahringernamen trug war die geistliche Laufbahn vorgesehen und er wurde wahrscheinlich vor 1189 als Domkanoniker an der Lutticher Kathedralkirche aufgenommen wo Konrads Grossonkel Rudolf der Bruder des Zahringerherzogs Berthold IV 1186 Bischof war 1167 1191 Die Domschule vermittelte dem Jungen eine solide Ausbildung Die Annahme Konrad sei 1195 bereits Dekan des Domstifts geworden 2 wird heute allerdings angezweifelt und durfte eine Verwechslung sein 3 Im Jahr 1198 verbrachte er zusammen mit seinem Bruder Berthold als Burge fur seinen Onkel Berthold V von Zahringen eine mehrmonatige Geiselhaft in Koln aus der sich die Neffen der Chronik des Burchard von Ursberg zufolge selbst freikaufen mussten nachdem Berthold V seine von den Kolnern unterstutzte Thronkandidatur gegen Philipp von Schwaben zuruckgezogen hatte Beide Bruder wurden anschliessend Zisterziensermonche 4 Kirchliche Laufbahn Bearbeiten Konrad trat 1199 in die Abtei Villers ein Ab 1208 oder 1209 ist er in diesem Tochterkloster von Clairvaux als Abt nachweisbar 1213 oder 1214 wechselte Konrad nach Clairvaux wo er zum Klosterleiter gewahlt worden war Als Abt der Primarabtei mit den meisten Tochterklostern und Nachfolger des beruhmten Bernhard von Clairvaux 1090 1153 noch mehr dann ab 1217 als Abt von Citeaux und oberster Reprasentant des Zisterzienserordens bestimmte er wesentlich Organisation und Politik dieser weit verzweigten europaischen Monchsgemeinschaft Er leitete die Generalkapitel von 1217 und 1218 bei denen es unter anderem um die Beteiligung der Monche an der Ketzerbekampfung in Sudfrankreich ging Albigenser Auf seine Initiative soll der tagliche Gesang des Salve Regina in allen Klostern des Ordens vorgeschrieben worden sein 5 Anfang 1219 wurde er nach erfolgreichen Verhandlungen zwischen Zisterzienserorden und Papsttum von Papst Honorius III 1216 1227 zum Kardinalbischof von Porto und Santa Rufina kreiert und geweiht Als Kardinal blieb Konrad seinem Orden verbunden forderte aber auch die Dominikaner die Frauenseelsorge und die Grundung des Magdalenerinnenordens 6 In den Jahren 1219 1223 1224 und 1226 1227 hielt sich Konrad an der Kurie auf dazwischen fuhrten ihn Amtsgeschafte als papstlicher Legat nach Frankreich 1220 1223 Spanien 5 und Deutschland 1224 1226 wo er sich im Auftrag des Papstes in der Kreuzzugwerbung betatigte Verhandlungen fuhrte kirchliche Rechtsfragen entschied und Konflikte schlichtete Legat in Frankreich Bearbeiten Die dreieinhalbjahrige Legatentatigkeit Konrads in Sudfrankreich fiel in eine politisch schwierige Phase des Albigenserkreuzzugs in der die raimundinischen Grafen von Toulouse nach dem Tod des Kreuzzugsfuhrers Simon de Montfort 25 Juni 1218 vor Toulouse grosse Teile ihres fruheren Einflussbereichs zuruckgewinnen und die Kreuzfahrerbarone weitgehend aus dem Languedoc vertreiben konnten Schon bei seiner Ankunft im Fruhjahr 1220 wurde Konrad in Bezier von einer aufgebrachten Menge unter Drohungen und Schlagen aus jener Stadt vertrieben deren Bevolkerung elf Jahre zuvor vom Kreuzfahrerheer unter dem Befehl des Zisterzienserabtes Arnold Amalrich zu Tausenden ermordet worden war 7 Konrad hielt sich zeitweise in Carcassonne beim Vizegrafen Amauri de Montfort auf dem altesten Sohn und Erben Simons und bemuhte sich um Koordinierung der Aktivitaten der kirchentreuen Parteiganger Ohne Erfolg versuchte er die Unterstutzung des franzosischen Konigs Philipp II August 1223 fur eine Wiederaufnahme des Kreuzzugs gegen den exkommunizierten Grafen Raimund VI 1222 und dessen Sohn Raimund VII zu gewinnen Das letzte grossere militarische Unternehmen der Kreuzritter die Belagerung von Castelnaudary brach Amauri im Februar 1221 unter dem Eindruck des Todes seines jungeren Bruders Guy ab der im Spatherbst 1220 vor den Mauern der Stadt gefallen war Gleichfalls erfolglos blieben die Planungen Konrads zum Aufbau eines am zisterziensischen Monchsideal ausgerichteten Kreuzritterordens Miliz Jesu Christi nach dem Vorbild der Templer der die Kampfe im Namen der Kirche weiterfuhren konnte 7 Insgesamt ist die Quellenbasis fur diese Phase des Albigenserkreuzzugs luckenhaft was die Rekonstruktion der Tatigkeiten Konrads schwierig macht 8 Konrad scheint mit den Diozesanbischofen des Legationsgebietes fast immer in gutem Einvernehmen gestanden zu haben 9 Er nahm vereinzelt auch an militarischen Aktionen teil 10 und soll nach dem Bericht des Caesarius von Heisterbach fur den Lynchmord an einem Ketzerfuhrer verantwortlich sein 11 Als Graf Raimund VII im Herbst 1222 nach dem Tod seines Vaters Bereitschaft zeigte sich der Kirche und der franzosischen Krone gegen Ruckgabe seiner Lander zu unterwerfen anderte Papst Honorius III den bis dahin konfrontativen kirchlichen Kurs und favorisierte nun einen Friedensschluss zwischen den Hausern Montfort und Toulouse Einem erhaltenen Reskript zufolge liess der Papst seinem Legaten zu diesem Zeitpunkt ausdrucklich freie Hand fur sehr weit reichende Entscheidungen 12 In dieser Lage gelang Konrad von Urach der sich seit Sommer 1222 allerdings selbst kaum noch im eigentlichen Krisengebiet aufhielt 13 die Vermittlung eines kurzzeitigen Waffenstillstands im Sommer 1223 7 nach dessen Scheitern er sich zuruck nach Rom begab und im April 1224 nach Paris reiste um die Aussohnung zwischen dem Papst und dem neuen franzosischen Konig Ludwig VIII zu betreiben 2 Diese misslang aber zunachst und das Bundnis kam erst unter Konrads Nachfolger zustande dem im Februar 1225 zum Frankreichlegaten ernannten italienischen Kardinal Romano di Sant Angelo Legat in Deutschland Bearbeiten Von Paris reiste Konrad im Sommer 1224 uber Luttich 14 nach Koln weiter wo er mit Erzbischof Engelbert 1216 1225 zusammentraf dem Reichsverweser und inoffiziellen Vormund des minderjahrigen staufischen Konigs Heinrich 1220 1235 2 Im November 1224 begleitete Konrad den Konig und die Erzbischofe Engelbert von Koln und Siegfried II von Mainz zu Verhandlungen mit dem franzosischen Konig nach Toul wo es ihm Gesandtenberichten zufolge im Einvernehmen mit Engelbert gelang eine von Ludwig VIII betriebene Eheschliessung Konig Heinrichs mit einer franzosischen Prinzessin zu verhindern 15 Gerade seine Legationstatigkeit in Deutschland deren offizieller Zweck in der Vorbereitung des kaiserlichen Kreuzzugs ins Heilige Land bestand 16 macht das Netzwerk aus familiaren politischen und kirchlichen Beziehungen deutlich in dem sich Konrad bewegte Der geografische Raum seiner Einflussnahme erstreckte sich dabei vom Niederrhein und Lothringen bis nach Sudwestdeutschland von Bayern bis nach Sachsen Im Sommer 1224 die Familienpolitik der Grafen von Urach betreffend kam es zu einem Vertrag zwischen Kaiser Friedrich II und der Strassburger Kirche u a wegen eines ehemals zahringischen Kirchenlehens in Offenburg der Vertrag war von Konrad vermittelt worden Etwas spater einigten sich wahrscheinlich ebenfalls auf Vermittlung Konrads Konig Heinrich und Graf Egino V 1236 37 wohl in Speyer hinsichtlich des Zahringererbes der Vertrag wurde schliesslich aus Verehrung fur den Kardinalbischof Konrad von Kaiser Friedrich II am 8 Juli 1226 bestatigt und der wegen der Erbstreitigkeiten in Opposition stehende Egino in Gnaden aufgenommen Auch an den Verhandlungen in den Jahren 1224 und 1225 uber die Freilassung des Konigs Waldemar II von Danemark mit dem er uber eine Verwandte seiner Mutter verschwagert war war Konrad beteiligt Am 8 Januar 1225 urkundete der Kardinallegat in Schaffhausen fur das Kloster St Georgen im Schwarzwald das im Jahr zuvor abgebrannt war Im Herbst 1225 traf sich Konrad in Sachsen mit seinem Vater Egino um Familienangelegenheiten zu besprechen Die verbleibende Zeit seiner Legatenmission war uberschattet vom unerwarteten Tod Engelberts von Koln der am 7 November 1225 bei Gevelsberg von mit dem Haus Berg konkurrierenden Rittern ermordet wurde Konrad belegte den mutmasslichen Haupttater Friedrich von Isenberg auf einer Synode in Mainz mit dem Kirchenbann leitete die Beisetzung des Ermordeten unter grosser offentlicher Beteiligung im Kolner Dom und setzte sich entschieden fur eine strenge Verfolgung der Morder des Reichsgubernators ein den er wiederholt als Martyrer charakterisierte 17 Sie fuhrte schliesslich zur Hinrichtung Friedrichs ein Jahr darauf im November 1226 in Koln obwohl dieser zuvor in Rom gewesen war und beim Papst die Losung von der kirchlichen Verurteilung erwirkt hatte 18 Konrad befand sich zu diesem Zeitpunkt allerdings schon wieder in Italien Bei den diversen Verhandlungen nicht nur in Deutschland halfen Konrad die weitraumigen verwandtschaftlichen Beziehungen der Grafen von Urach uber die Zahringerin Agnes mit den zahringischen Seitenlinien der Markgrafen von Baden der Markgrafen von Hachberg und der Herzoge von Teck der auch Bischof Berthold von Strassburg angehorte mit den Herzogen von Namur den Wittelsbachern den Grafen von Holland Dagsburg und Geldern dem Erzbischof Engelbert von Koln mit den Staufern und den franzosischen Konigen aus der Linie der Kapetinger in Frankreich zudem mit den Adelsgeschlechtern von Chatillon und Montfort In der Mehrzahl der Falle in denen Konrad politische Auseinandersetzungen geschlichtet hat war er mit einer oder mit beiden Parteien verwandt 19 Lebensende Bearbeiten Im Fruhjahr 1226 war Konrads zweite Legation beendet er kehrte nach Italien zuruck schaltete sich in die Verhandlungen mit dem lombardischen Stadtebund ein 1226 27 und unterstutzte die Kreuzzugsvorbereitungen des Kaisers 1227 nahm er an der Papstwahl teil aus der Gregor IX Ugolino Segni hervorging Dabei soll er der Vita zufolge selbst ein aussichtsreicher Kandidat fur den Papstthron gewesen sein die Wahl aber aus Bescheidenheit abgelehnt haben 16 Ernsthafte Wahlchancen durfte er in der Realitat nicht besessen haben vielmehr vermutet sein Biograph Konrad konnte eine massgebliche Rolle bei der Organisation der Papstwahl gespielt haben und deswegen in den Chroniken genannt sein Konrad von Urach sollte danach vermutlich als papstlicher Legat Kaiser Friedrich II auf dessen geplanten Kreuzzug begleiten starb aber auf der Reise am 30 September 1227 moglicherweise bereits am Sammlungsort der Kreuzfahrer in Bari Falko Neininger bezweifelt dies und halt eine bereits erfolgte Einschiffung in Brindisi fur moglich 20 Michael Buhlmann halt auch fur denkbar dass Konrad dem Kaiser vorausgereist und im Heiligen Land verstorben sein konnte Jedenfalls wurde seine Leiche nach Clairvaux uberfuhrt und dort bestattet 5 wie auch ein Schreiben von Konrads Bruder Graf Egino V von Urach und Freiburg aus dem Jahr 1228 belegt Vom Zisterzienserorden wird Konrad von Urach als im Rufe der Heiligkeit stehender Wundertater sanctitate et miraculis clarus verehrt sein ordensinterner Gedenktag ist der 30 September 5 Einzelnachweise Bearbeiten nbsp Barocke Statue des Konrad von Urach an einem Seitenaltar der Pfarrkirche St Martin in Messkirch Vgl Neininger S 74 a b c Vgl Hans Jurgen Rieckenberg Konrad Kuno von Urach In Neue Deutsche Biographie 12 1979 S 551 Vgl Neininger S 73f Burchard zufolge ging der Entschluss der beiden Bruder zum Klostereintritt auf ein in der Geiselhaft abgelegtes Gelubde zuruck im Falle ihrer Rettung Monche zu werden vgl Neininger S 78 a b c d URACH O Cist Konrad von In Salvador Miranda The Cardinals of the Holy Roman Church Website der Florida International University englisch abgerufen am 20 Januar 2014 Hans Martin Schaller Rezension zu Falko Neininger In Deutsches Archiv fur Erforschung des Mittelalters 1996 S 288 a b c Jorg Oberste Der Kreuzzug gegen die Albigenser Ketzerei und Machtpolitik im Mittelalter Darmstadt 2003 S 158 161 Vgl Neininger S 184 Vgl Neininger S 169 Vgl Neininger S 191f Vgl Neininger S 228 Vgl Neininger S 198 Vgl Neininger S 179 Vgl Neininger S 231 Vgl Neininger S 235f a b Vgl Michael Ott Conrad of Urach In Catholic Encyclopedia Bd 4 1908 Vgl Neininger S 244 247 dgl Ulrich Andermann Die Verschworung gegen Engelbert I von Koln am 7 November 1225 und ihre Folgen Versuch einer rechtsgeschichtlichen Rekonstruktion und Bewertung In Ritter Burgen und Intrigen Aufruhr 1225 Das Mittelalter an Rhein und Ruhr Ausstellungskatalog hrsg vom LWL Museum fur Archaologie Westfalisches Landesmuseum Herne Verlag Philipp von Zabern Mainz 2010 S 40f So in Anlehnung an Wolfgang Kleist Der Tod des Erzbischofs Engelbert von Koln Eine kritische Studie In Zeitschrift fur vaterlandische Geschichte und Altertumskunde 75 1917 S 182 249 neuerdings bestatigt von Ulrich Andermann Die Verschworung gegen Engelbert I von Koln S 44 u Anm 56 Neininger S 76 Vgl Neininger S 276f Literatur BearbeitenFalko Neininger Konrad von Urach 1227 Zahringer Zisterzienser Kardinallegat Quellen und Forschungen aus dem Gebiet der Geschichte Neue Folge Heft 17 Paderborn 1994 ISBN 3 506 73267 6 Digitalisat http vorlage digitalisat test 1 3Dhttp 3A 2F 2Fnbn resolving de 2Furn 3Anbn 3Ade 3Abvb 3A12 bsb00045294 4 GB 3D IA 3D MDZ 3D 0A SZ 3D doppelseitig 3D LT 3D PUR 3D Rezension von Hans Martin Schaller online auf digizeitschriften de Hermann Watzl Zur Ikonographie des seligen Konrad von Urach in Sancta Crux 44 1983 S 97 99 Hans Jurgen Rieckenberg Konrad Kuno von Urach In Neue Deutsche Biographie NDB Band 12 Duncker amp Humblot Berlin 1980 ISBN 3 428 00193 1 S 551 Digitalisat Sigmund von Riezler Konrad von Urach In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 16 Duncker amp Humblot Leipzig 1882 S 605 608 Johannes Madey Konrad von Urach In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 4 Bautz Herzberg 1992 ISBN 3 88309 038 7 Sp 440 441 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Michael Ott Conrad of Urach In Catholic Encyclopedia Robert Appleton Company New York 1913 Siehe auch BearbeitenListe der Bischofe von Porto Santa RufinaWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Konrad von Urach Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Michael Buhlmann Konrad von Urach in der Biographia Cisterciensis Version vom 8 November 2017VorgangerAmtNachfolgerCencio SavelliKardinalbischof von Porto 1219 1227Romano BonaventuraNormdaten Person GND 119169657 lobid OGND AKS LCCN n94082569 VIAF 31230342 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Konrad von UrachKURZBESCHREIBUNG Zisterzienserabt Kardinalbischof und Kardinallegat in Frankreich und DeutschlandGEBURTSDATUM um 1180STERBEDATUM 30 September 1227STERBEORT unsicher Bari Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Konrad von Urach amp oldid 239243551