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Das Koniglich Bayerische Gendarmeriekorps war seit 1812 als Gendarmerietruppe mit polizeilichen Aufgaben im Konigreich Bayern betraut Als Bayerisches Gendarmeriekorps bestand es nach dem Sturz der Monarchie in Bayern 1918 noch bis 1935 im Freistaat Bayern weiter Siegelmarke Koniglich Bayerische Gendarmerie Kompagnie von Oberbayern Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Vorlaufer 1 2 Das Korps von 1812 bis 1863 1 3 Die Reformen von 1863 und 1867 68 2 Von 1814 bis 1912 im Dienst getotete Gendarmen 3 Erster Weltkrieg 4 Weimarer Republik 5 Gliederung 6 Dienstgrade 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Quellen 10 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenVorlaufer Bearbeiten Bereits seit Mitte des 18 Jahrhunderts gab es erste Bemuhungen im Kurfurstentum Bayern um den Aufbau einer Polizeitruppe zur Aufrechterhaltung von Ordnung und Sicherheit So versahen unter Kurfurst Karl Theodor Teile der Kavallerie unter der Bezeichnung Militarischer Kordon polizeiliche Aufgaben 1 1805 wurden bayernweit landgerichtlich organisierte Polizeiwachen errichtet deren Angehorigen einheitlich uniformiert und Polizeikordon genannt wurden Durch eine konigliche Verordnung von 1809 wurden diese dem Innenministerium unterstellt die Disziplinaraufsicht ubten aber weiterhin die Landrichter aus als nachsthohere Dienststelle wurden Generalkreiskommissariate errichtet Durch diese Massnahmen konnte die allgemeine Sicherheit jedoch nicht verbessert werden was auf Personalmangel zuruckzufuhren war Das Korps von 1812 bis 1863 Bearbeiten nbsp Koniglich bayerischer Gendarm zu Pferd um 1840 Mitglied der Gendarmeriekompanie in der Haupt und Residenzstadt Munchen Grune Uniform schwarzer Tschako In der Konstitution von 1808 wurde die Errichtung einer Gensd armerie festgelegt 2 Aufgrund der prekaren Finanzlage des Konigreiches verzogerte sich ihr Aufbau der 1808 begann und am 11 Oktober 1812 mit der Einigung des Innen Kriegs und Finanzministeriums und dem Erlass eines Ediktes durch Konig Maximilian I abgeschlossen wurde Vorbild war wie bei der praktisch zeitgleich gegrundeten preussischen Landgendarmerie die franzosische Gendarmerie imperiale Sitze des in Legionen geteilten Korps waren ursprunglich die Stadte Munchen Augsburg und Regensburg 1815 wurde die Legion in Augsburg nach Nurnberg verlegt Jede Legion bestand aus vier Kompanien jede Kompanie aus mehreren Brigaden zu Pferd und zu Fuss 3 Die Gendarmerie stellte das 1 Korps der Armee 1 war aber aufgrund des grossen Einflusses von Maximilian von Montgelas bis zu dessen Entlassung 1817 nicht dem Kriegsministerium sondern dem Geheimen Ministerialburo fur Gendarmerie Gegenstande unterstellt 1817 wurden dem Kriegsministerium zusatzlich zu den Personalangelegenheiten und dem Disziplinarrecht die Aufgaben der Fuhrung und Finanzierung der Gendarmerie ubergeben Die Kosten fur die Gendarmerie wurden ab diesem Zeitpunkt aus dem Militaretat entnommen Davor waren die Mittel von den Kreis und Rentamtern aufgebracht worden Die Legionen wurden 1822 aufgelost die Kompanien wurden direkt dem Gendarmeriekorpskommando unterstellt und die Zahl der Kompanien den acht Kreisen Bayerns angepasst Eine zusatzliche neunte Kompanie wurde 1824 in der Landeshauptstadt Munchen aufgestellt und die dort stehende Polizeiwache aufgelost 3 1826 wurde eine Zollschutzwache aufgestellt die direkt dem Gendarmeriekorpskommando unterstellt war 1837 wurde die Zollschutzwache wie in allen anderen Zollvereinsstaaten auch in eine Zivilbehorde umgewandelt 1838 entfiel die bisher ubliche Nummerierung der Kompanien die Kompanien erhielten die Namen der neuen Kreise Die Reformen von 1863 und 1867 68 Bearbeiten Erst 1863 erhielt der bisher in Korporalsachtung stehende Gemeine die Bezeichnung Gendarme Entsprechend wurden die Unteroffiziere hoher gestuft die Feldwebel nun als Oberbrigadier bezeichnet erhielten das der Junkerachtung entspreche Portepee sowie mit Einschrankungen die Ausrustung und Uniform der Gendarmerieoffiziere Am 1 April 1867 wurden in Oberbayern der Pfalz der Oberpfalz und Mittelfranken Gendarmerieschulen errichtet die aber bereits 1868 auf zwei in Munchen und Speyer reduziert wurden Vermutlich handelte es sich um die ersten Polizeischulen Deutschlands uberhaupt da Preussen erst 1899 zwei Gendarmerieschulen in Einbeck und Wohlau einrichtete Ein entscheidender Einschnitt im Verhaltnis der Gendarmerie zum Militar und den Zivilbehorden erfolgte durch die Heeresreform 1868 Bayern war damit offenbar der letzte deutsche Staat in dem die Gendarmerie im taglichen Dienstbetrieb dem Innenministerium und den nachgeordneten Zivilbehorden unterstellt wurde wahrend z B die Sachsische Gendarmerie seit ihrer Grundung 1809 nie Teil des Militars gewesen war und in Oldenburg oder Mecklenburg Schwerin Mischformen existierten Am 24 Juli 1868 verfugte Konig Ludwig II die Neuorganisation der Gendarmerie diesseits des Rheins mit Ausnahme Munchens Ab diesem Zeitpunkt oblag den Bezirksamtern und nicht mehr den Offizieren die Dienstaufsicht diese waren jedoch noch fur die Erziehung und den Dienstunterricht zustandig Nunmehr war die Gendarmerie auch nicht mehr Teil der Koniglich Bayerischen Armee blieb jedoch militarisch organisiert Sie unterstand der Militarstrafgerichtsbarkeit in personeller und disziplinarischer Hinsicht weiterhin dem Kriegsministerium in allen anderen dienstlichen Belangen dem Innenministerium Die Kompanieeinteilung wurde beibehalten An jedem Bezirksamt befand sich eine Gendarmeriestation die von einem Oberbrigadier gefuhrt wurde der gleichzeitig der Brigade des Bezirks vorgesetzt war Die Kompanien wurden entweder durch einen Hauptmann oder Major kommandiert In Munchen war jedem Stadtbezirk eine Brigade zugeteilt Wahrend des Deutsch Franzosischen Krieges wurden aus der Gendarmerie zwei Feldgendarmerieabteilungen a 67 Mann aufgestellt und den beiden bayerischen Armeekorps zugeteilt Eine dritte Abteilung mit 40 Mann diente bei der General Etappen Inspektion Kriegsverluste sind offenbar nicht eingetreten Am 1 April 1872 traten Veranderungen in der Dienstgrad und Dienststellenbezeichnungen ein Korps bzw Kompanie Kommandant zu Chef Oberbrigadier I Klasse zu Oberwachtmeister Oberbrigadier II Klasse zu Wachtmeister Brigadier zu Sergeant Die Stationskommandanten und Gendarmen behielten ihre Bezeichnungen und ihren Rang als Unteroffiziere bei Durch allerhochste Verordnung vom 6 September 1873 wurde auch die Uniformierung entscheidend verandert indem wie in den anderen deutschen Gendarmerien mit Ausnahme Sachsens und Mecklenburg Strelitz der preussische Helm Pickelhaube eingefuhrt wurde Der Waffenrock blieb dunkelgrun Die Hosenfarbe war schwarz Als Bewaffnung wurde ein Karabiner vom Typ Werder eingefuhrt 1895 wurden probeweise Fahrrader eingefuhrt 1896 fur radfahrende Beamte ein Revolver statt des Sabels im selben Jahr auch die Genehmigung fur alle Gendarmen in gebirgigen Gegenden Schneeschuhe Ski zu tragen ebenfalls 1896 eine Bluse ausser in Munchen 1901 Gendarmerie Revolver M 99 sowie ein grauer Mantel nach Art der Armeemantel Eine wesentliche Veranderung trat 1898 in Munchen ein indem die dortige Kompanie am 1 Oktober 1898 aufgelost und durch eine Konigliche Schutzmannschaft wie in Berlin und Dresden ersetzt wurde 4 Sie erhielt eine blaue Uniform Das am 1 Januar 1909 in Kraft getretene Beamtengesetz hatte auch Auswirkungen auf die Gendarmerie Die Gendarmen waren nun Staatsbeamte unterstanden allerdings disziplinarisch immer noch dem Kriegsministerium Die Kompanien wurden in Abteilungen umbenannt und deren Chefs als Abteilungs Kommandeure bezeichnet Die Brigade wurde durch den Bezirk ersetzt Von 1814 bis 1912 im Dienst getotete Gendarmen BearbeitenBis 1912 wurden in Ausubung des Dienstes 32 Gendarmen getotet davon durch Schusswaffen 15 davon zwei im Jahr 1900 durch den Rauber Mathias Kneissl durch Messerstiche 12 erschlagen 2 nbsp Bayrische Pickelhaube noch bis 1935 in GebrauchErster Weltkrieg BearbeitenUber die Verwendung im Ersten Weltkrieg ist nichts naheres bekannt Offensichtlich wurde auch die bayerische Feldgendarmerie durch Gendarmen aufgestellt und vor allem durch leichte Kavallerie in Bayern Chevauleger verstarkt Mit Ende des Ersten Weltkriegs und der Novemberrevolution wurde 1918 die Bezeichnung Koniglich gestrichen Weimarer Republik BearbeitenBei der Auflosung der Bayerischen Armee 1919 wurde das jetzt als Bayerisches Gendarmeriekorps bezeichnete Korps in eine zivile Einrichtung umgewandelt deren oberste Dienstbehorde allein das Bayerische Innenministerium war 5 Die blau weisse bayerische Landeskokarde am Helm wurde durch eine schwarz weiss rote Reichskokarde ersetzt 6 Das Polizeibeamtengesetz von 1928 brachte dann eine engere Anbindung der Gendarmerie an die ubrigen uniformierten bayerischen Polizeikrafte Schutzpolizei in den Grossstadten Munchen sowie Nurnberg Furth und Bayerische Landespolizei und den Ubergang zum Dienstverhaltnis als Probe und Lebenszeitbeamter Wahrend die Polizei blaue Uniformen trug behielten die Gendarmen ihre grune Uniformierung auch nach 1928 bei 7 Eine Besonderheit der bayerischen Gendarmerie und Polizei war die Weiterverwendung der 1896 eingefuhrten letzten Form der Pickelhaube weit uber das Ende der Monarchie hinaus und wahrend der gesamten Zeit der Weimarer Republik noch bis 1935 Dagegen wurden praktisch alle nichtbayerischen Polizeiformationen in Deutschland ab 1919 mit Tschakos ausgestattet 6 Gliederung BearbeitenDas Gendarmeriekorps sollte ursprunglich neben den Dienstposten fur die Stabe und Offiziere 1 332 Infanteristen und 348 Kavalleristen umfassen Als Zentralkommando wurde in Munchen ein Gendarmerie Korps Kommando unter Fuhrung eines Generals errichtet dem drei Legionen mit je einer Eskadron Kavallerie und vier Kompanien Infanterie unterstanden Die Eskadronen und Kompanien unterteilten sich wieder in einzelne Brigaden Fur den Inn Isar und Salzachkreis war die I Legion in Munchen fur den Iller Oberdonau und Rezatkreis die II Legion in Augsburg und fur den Main Regen und Unterdonaukreis die III Legion in Regensburg zustandig Die Legionen wurden bereits 1822 aufgelost die Zahl der Kompanien den acht Kreisen Bayerns angepasst und die Kompanien nun direkt dem Gendarmerie Korps Kommando in Munchen unterstellt Kompanie zustandig fur den Isarkreis spater Oberbayern Neubezeichnungen ab 1838 Kompanie zustandig fur den Unterdonaukreis spater Niederbayern Kompanie zustandig fur den Regenkreis spater Oberpfalz und Regensburg Kompanie zustandig fur den Oberdonaukreis spater Schwaben und Neuburg Kompanie zustandig fur den Rezatkreis spater Mittelfranken Kompanie zustandig fur den Obermainkreis spater Oberfranken Kompanie zustandig fur den Untermainkreis spater Unterfranken und Aschaffenburg Kompanie zustandig fur den Rheinkreis spater Pfalz 1824 erfolgte die Bildung der Gendarmerie Kompanie der Haupt und Residenzstadt Munchen Die dortige Kompanie wurde am 1 Oktober 1898 aufgelost und durch eine Konigliche Schutzmannschaft ersetzt 8 Ansonsten blieb die Gliederung bis 1909 in Kraft als die Kompanien in Abteilungen umbenannt und deren Chefs als Abteilungs Kommandeure bezeichnet wurden Dienstgrade BearbeitenDienstgrade der Mannschaften und Wachtmeister bis 1863 9 1863 9 1872 1873 10 1909 10 Pendant in der Armee Oberbrigadier Oberwachtmeister Oberwachtmeister Stabsoberwachtmeister Offiziers Adspirant 1 Classe Portepee Fahnrich Oberbrigadier nur Feldgend Eskadronen 1 Wachtmeister Feldgend Eskadronen Feldwebel Fuss Kompanien Brigadier 1 Klasse im Dienstbetrieb Wachtmeister genannt Wachtmeister Wachtmeister Oberwachtmeister Feldwebel Inf Erster Wachtmeister Kav Wachtmeister ab 1872 Vizewachtmeister Wachtmeister Vizefeldwebel Vizewachtmeister in bay Armee eingefuhrt 1872 Brigadier Brigadier 2 Classe Sergeant Sergeant Sergeant Sergent Zweiter Wachtmeister Sergeant ab 1872 Stations Commandant nur Fuss Kompanien Dienststellung kein Dienstgrad Stationskommandant Stationskommandant Stationskommandant entfallen keine EntsprechungGemeiner Gendarme sic Gendarm Gendarm Gendarm Corporal CorporalSiehe auch BearbeitenBayerische Landespolizei Koniglich hannoversches Landdragonerkorps K k GendarmerieLiteratur BearbeitenOberst Fritz Beck Geschichte des Grossherzoglich Hessischen Gendarmeriekorps 1763 1905 H Hohmann Darmstadt 1905 Hugo Schroder Das Kgl Bayer Gendarmerie Korps 1812 1912 Kastner und Callwey Munchen 1912 Heinrich Ambros Eckert Dietrich Monten Das deutsche Bundesheer Nach dem Uniformwerk aus den Jahren 1835 bis 1843 bearbeitet durch Georg Ortenburg Harenberg Verlag Dortmund 1990 ISBN 3 611 00132 5 Bernd Wirsing Die Geschichte der Gendarmeriekorps und deren Vorlauferorganisationen in Baden Wurttemberg und Bayern 1750 1850 Universitat Konstanz 1991 Dissertation Anton Gleissner Die Koniglich Bayerische Gendarmerie 1812 1919 Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte Nr 176 C H Beck Munchen 2021 ISBN 978 3 406 10791 7 Quellen BearbeitenArtikel des Bayerischen HauptstaatsarchivsEinzelnachweise Bearbeiten a b Tobias Friedrich Kroeger Zwischen eigenstaatlicher Souveranitat und napoleonischem Imperialismus Das bayerische Offizierskorps 1799 1815 S 167 Konstitution von 1808 a b Richard Bauer Handbuch der bayerischen Amter Gemeinden und Gerichte 1799 1980 C H Beck 1983 ISBN 978 3 406 09669 3 S 50 ff google com abgerufen am 5 April 2023 Richard Bauer Handbuch der bayerischen Amter Gemeinden und Gerichte 1799 1980 S 50 Richard Bauer Handbuch der bayerischen Amter Gemeinden und Gerichte 1799 1980 S 51 a b Bayerischer Gendarmeriehelm Nicht ohne meine Pickelhaube Begutachtung aus Kunst und Krempel BR Fernsehen 24 Mai 2014 Peter Seewald Benedikt XVI Ein Leben Droemer Munchen 2020 ISBN 978 3 426 27692 1 S 30 Michael Farin Polizeireport Munchen 1799 1999 Munchen belleville 1999 S 12 ff a b Bayerischer Kurier Meldung vom 21 Februar 1863 a b Ingo Lohken Polizei Uniformen der Suddeutschen Staaten 1872 1932 Baden Bayern Hessen Wurttemberg Reichslande Podzun Pallas Friedberg H 1988 ISBN 3 7909 0328 0 S 40 117 Gendarmerien des Deutschen Kaiserreichs 1871 1918 Konigreiche nbsp Bayern nbsp Preussen nbsp Sachsen nbsp Wurttemberg Flagge des Deutschen Kaiserreichs nbsp Grossherzogtumer nbsp Baden nbsp Hessen Darmstadt nbsp Mecklenburg Schwerin nbsp Mecklenburg Strelitz nbsp Oldenburg ehemals Landdragonerkorps nbsp Sachsen Weimar EisenachHerzogtumer nbsp Anhalt nbsp Braunschweig nbsp Sachsen Altenburg nbsp Sachsen Coburg und Gotha Herzogtum Gotha nbsp Sachsen MeiningenFurstentumer nbsp Lippe nbsp Reuss alterer Linie nbsp Reuss jungerer Linie nbsp Schaumburg Lippe nbsp Schwarzburg Rudolstadt nbsp Schwarzburg Sondershausen nbsp Waldeck PyrmontStadtrepubliken nbsp Bremen nbsp Hamburg nbsp LubeckReichsland nbsp Elsass Lothringen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Koniglich Bayerisches Gendarmeriekorps amp oldid 232916892