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Bei dem Herzoglich Oldenburgischen Landdragonerkorps ab 1829 Grossherzoglich handelte es sich um die institutionelle Fortfuhrung des oldenburgischen Polizeidragonerkorps das von 1786 bis 1811 existierte und bei der Besetzung des Herzogtums durch die franzosischen Besatzungsbehorden aufgelost worden war Das Korps wurde zum 1 April 1817 nach dem Muster des Koniglich hannoverschen Landdragonerkorps als Gendarmerie eingerichtet Der franzosische Begriff Gendarmerie wurde offenbar aufgrund der schlechten Erfahrungen aus der Besatzungszeit vermieden Es ist nicht zu verwechseln mit dem Oldenburgischen Dragoner Regiment Nr 19 einer militarischen Einheit Landdragoner des Grossherzoglich Oldenburgischen Landdragonerkorps 1865 mit der in diesem Jahr eingefuhrten so genannten russischen Mutze Blaue Uniform die Hosen mit roten Streifen Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung 2 Territoriale Zustandigkeit Aufgaben und juristischer Stand 3 Struktur 4 Personal 5 Reformen 6 Auflosung bzw Umstrukturierung als Gendarmeriekorps 7 Einsatze 8 Siehe auch 9 Literatur 10 EinzelnachweiseEntstehung BearbeitenWahrend der Besatzungszeit bis 1813 war die Kaiserliche Gendarmerie Gendarmerie imperiale als Staatspolizei tatig Nachdem von 1813 bis 1817 das Herzoglich Oldenburgische Dragonerkorps als militarische Truppe und nebenbei als Staatspolizei fungiert hatte sah sich Herzog Peter Friedrich Ludwig im Rahmen einer allgemeinen Staatsreform gezwungen auch das Polizeiwesen zu reformieren Das Ergebnis war das Dragonerkorps das im Landesteil Oldenburg des Herzogtums als Landespolizei operierte Die Einzelheiten wurden in der Vorschrift uber die Formation und Einrichtung des Land Dragoner Corps vom 14 April 1817 geregelt Territoriale Zustandigkeit Aufgaben und juristischer Stand BearbeitenObwohl grossherzogliche Staatspolizei erstreckte sich die territoriale Zustandigkeit des Korps nicht auf das gesamte Staatsgebiet sondern lediglich auf das oldenburgische Kernland Herzogtum Oldenburg Im Landesteil Birkenfeld war die Gendarmerie des Furstentums Birkenfeld zustandig im Furstentum Lubeck eine eigene wie in Birkenfeld nicht militarisch organisierte Gendarmerie Die Landdragoner gehorten juristisch dem Militarstand an in Friedenszeiten aber dem Collegium dem die Aufrechterhaltung der offentlichen Ordnung und Sicherheit obliegt also nach heutigen Massstaben dem Innenministerium Ihre Aufgabe bestand in der Unterstutzung der Civil Obrigkeiten Sie konnten hierzu von den Stadten und Amtern oder von den Justizbehorden der Kreise oder der ortlichen Polizei angefordert werden In diesem Fall lag die juristische Verantwortung fur ihren Einsatz bei der Behorde die die Dragoner anforderte Der gewohnliche Dienst bestand in der Aufrechterhaltung der offentlichen und augenblicklichen Sicherheit sowie der Anzeige von Vergehungen und Verbrechen die dem Dragoner entweder selbst angezeigt wurde oder die er selbst feststellte Insbesondere waren die Dragoner angehalten Reisende vor Uberfallen zu schutzen und bei Schlagereien einzugreifen Eigene Untersuchungen durfte er nicht anstellen sondern war angehalten verdachtige Sachverhalte zu melden und dann auf Anweisung der Ortspolizeibehorde tatig zu werden Die Patrouillen sollten von den Brigadekommandanten so eingerichtet werden dass Orte bei denen Unordnungen vorfallen konnten standig angeritten wurden Struktur BearbeitenDas Korps bestand aus einem Stab in der Residenz Oldenburg und sieben Gendarmeriebrigaden Der Stab bestand aus einem Rittmeister Hauptmann einem Second Lieutenant Leutnant als Vertreter und einem Wachtmeister fur das Rechnungswesen Eine Gendarmeriebrigade bestand nach franzosischem Vorbild aus einem Korporal vier berittenen und einem unberittenen Dragoner Die Brigadestandorte wurden unterteilt nach Quartierstand Observationsstand und Korrespondenzort Der Quartierstand war Hauptort des jeweiligen Kreises in dem die Brigade regular stationiert war der Observationsstand der Ort an dem sich die Brigade oder Teile davon aus dienstlichen Grunden aufhielten der Korrespondenzort das Dorf oder Haus wo die Patrouillen zusammentrafen um Meldungen zu uberliefern aber keine standige Einquartierung bestand Die Standorte der sieben Brigaden waren bei der Grundung Oldenburg Starke 1 8 Delmenhorst Vechta Cloppenburg Neuenburg Jever und Ovelgonne je 1 3 sowie die Observationsbrigaden Wildeshausen Apen Ellenserdamm und Neuenkirchen mit je zwei Dragonern Personal BearbeitenDas Personal sollte vorzugsweise aus fruherem Militarpersonal rekrutiert werden und mindestens 25 und hochstens 40 Jahre alt sein Vorbedingung war kraftiger Wuchs und starke Gesundheit sowie gute Zeugnisse Die Burgschaft von 300 Reichstalern mussten die Dragoner entweder selbst aufbringen oder durch einen Burgen gewahrleisten bei eigener Burgschaft erhielt der Dragoner auf die Summe Zinsen Die Dienstzeit betrug sechs Jahre Die Besoldung betrug fur einen berittenen Dragoner 25 Reichstaler monatlich einschliesslich Fourage und Montierung Uniformierung das Pferd musste der Dragoner selbst stellen Er konnte es auch gegen Zahlung von drei Reichstalern monatlich auf Vorschuss erhalten Zusatzlich gab es 12 Groten Diaten taglich fur die eigene Verpflegung Die Bezahlung erfolgte monatlich Von dem Gehalt wurden dem Dragoner jedoch betrachtliche Summen fur die Uniformierung und Ausrustung abgezogen Umgekehrt mussten die Gemeinden in denen die Dragoner einquartiert waren grosstenteils deren Unterhalt finanzieren Im Krankheitsfall wurden die Dragoner in der Garnison oder im Militarhospital verpflegt bei Invaliditat erhielten sie eine Pension die auf 20 Dienstjahre berechnet war Der Quartierstand bestand in der Regel aus einem oder zwei angemieteten Hausern in denen sich eine Wachstube eine Stube fur den Korporal und eine Stube fur die Dragoner befinden sollte Observationsbrigaden konnten in einer Stube eingemietet werden die Patrouillen fur die Korrespondenzorte wurden in Wirtshausern einquartiert Der Personalbestand blieb uber Jahrzehnte derselbe und lag zwischen 40 und 50 Mann Reformen BearbeitenKommandeur des Korps war bis zu seiner Verabschiedung 1827 Rittmeister Lehmann der bereits zwischen 1813 und 1817 das Herzogliche Dragonerkorps gefuhrt hatte Neuer Kommandeur wurde der Premierlieutenant Oberleutnant Johann Ludwig Mosle 1794 1877 spater Generalmajor Gesandter und Minister Mosle war bereits Adjutant des Oldenburgischen Infanterieregiments Er sollte das Korps trotz seiner Pensionierung 1857 bis zum 1 Januar 1870 kommandieren als dieses bereits in das Gendarmeriekorps umgewandelt worden war Mosle selbst kolportierte gerne dass er den Posten des Kommandeurs der Landdragoner wohl nur erhalten habe weil er im Geruch stand etwas von Pferden Zureiten und Stalldienst zu verstehen Unter Mosle wurde das Korps starker militarisch strukturiert und ausgebildet Zum Teil waren inzwischen Dragoner eingestellt worden die keinerlei militarische Ausbildung besassen der Pferdebestand Ausrustung und Uniformierung war teilweise schlecht bis miserabel Unklarheit herrschte auch uber die Pflichten Rechte und Zustandigkeiten der Dragoner Mosle leitete daher teilweise personlich die Ausbildung der Dragoner und sorgte innerhalb kurzester Zeit fur einen geeigneten Pferdebestand Wichtiges ausseres Merkmal zum Fortschritt im Korps war der Bau einer eigenen Kaserne Landdragoner Kaserne in der Heiligengeiststrasse in Oldenburg die 1837 bezogen wurde Diese ab 1867 als Gendarmerie Kaserne bezeichnete Unterkunft wurde im Zweiten Weltkrieg auch von der Gestapo benutzt Bis in die 1970er Jahre wurde sie von der niedersachsischen Nachrichtenpolizei Niedersachsen genutzt einer bis 1974 von der Kriminalpolizei unabhangigen Staatsschutzabteilung 1974 wurde die Kaserne abgerissen an ihrer Stelle stand bis 2019 das Finanzamt Oldenburg 1829 erhielt das Korps den Namen Grossherzoglich Oldenburgisches Landdragonerkorps da der Sohn von Peter Friedrich Ludwig Paul Friedrich August seit seinem Amtsantritt den Titel des Grossherzogs fuhrte was sein Vater abgelehnt hatte Seine Regierung war bemuht den Personalbestand und damit die Kosten des Korps zu verringern und andererseits die Dragoner durch eine Neuverteilung auf die Amter starker den Lokalbehorden zur Verfugung zu stellen Die Regierung selbst stand der militarischen Organisation des Korps kritisch gegenuber vor allem wegen der hohen Kosten Aber auch die Doppelstellung der Dragoner unter die Militar und Zivilbehorden wurde als ineffektiv angesehen Uberhaupt wurde eine starkere Kooperation zwischen den unteren Polizeibehorden und den Dragonern gefordert 1830 existierten im Landesteil Oldenburg 106 Kirchspiele mit je einem oder zwei besoldeten Feldhutern Hinzu kamen noch stadtische und Flecken Polizeiunterbedienstete so dass mit gut 118 Polizeiunterbediensteten gerechnet wurde wobei die Amtsboten als quasi Hilfspolizisten noch nicht einberechnet waren Ausserdem sollte jeder Bauernvogt Kirchspielvogt oder Amtshauptmann Schutzen bereithalten die zum Gefangenentransport usw benutzt werden konnten Die Feldhuter sollten die Schutzen als Korporale anfuhren Alle Feldhuter eines Amtes sollten einem Sergeanten des Dragonerkorps unterstellt werden Es war beabsichtigt den Feldhutern auch eine Art militarischer Bekleidung zu stellen Ziel der Regierung war es Lokal und Landespolizei effektiver zur Zusammenarbeit anzuhalten Dazu sollten die Brigaden aufgelost und nur in Oldenburg eine gut 12 Mann starke Truppe als Landesreserve bereitgehalten werden bzw fur Tatigkeiten in der Residenz Diese Vorschlage der Regierung wurden abgelehnt offenbar von Grossherzog Paul Friedrich August personlich Zwar wurde die Starkung der Lokalpolizeien fur wichtig gehalten doch sollte das Korps seinen militarischen Charakter beibehalten da die Gendarmerien der Nachbarstaaten z B das Hannoversche Landdragonerkorps ahnlich strukturiert waren im Kriegsfall beim Ausmarsch der oldenburgischen Truppen kein bewaffnetes Korps im Lande zuruckbleiben wurde und die verbleibenden Rekruten nicht in der Lage sein wurden Ruhe und Sicherheit im Land zu gewahrleisten Die Reformbemuhungen zogen sich bis 1835 hin als dass so genannte Normativ vom 25 April 1835 in Kraft trat Neben formalen Anderungen war die wichtigste Neuregelung dass tatsachlich am Standort Oldenburg ein Reserve Polizeidetachement zur Verfugung der Regierung gebildet wurde das praktisch sofort landesweit eingesetzt werden konnte was insofern auch sinnvoll war als dass Oldenburg ohnehin zentral im Landesteil lag Der militarische Charakter der Truppe wurde ausdrucklich betont gleichzeitig die polizeilichen Aufgaben klarer definiert Die Dragoner waren angehalten den Aufenthalt von fremden Vagabonden Bettler Leute ohne Gewerbe Handwerksburschen Hausirer und Juden welche nicht in die hiesigen Lande eingelassen werden sollen zu unterbinden Weiter sollten sie gegen Wilderer Glucksspieler Diebe bzw Diebesbanden vorgehen und Gefangenentransporte durchfuhren Ausdrucklich wurden sie zur Hilfeleistung bei Branden und Unglucken aller Art angehalten auch zur Leistung von erster Hilfe Ausserdem wurden sie zur Unterstutzung der Zollinspektoren eingesetzt Rohes und mutwilliges Betragen wurde genauso untersagt wie starker Alkoholkonsum vor allem die Teilnahme an Gelagen und Excessen Ausdrucklich wurden die Dragoner ermachtigt in besonderen Fallen zu ihrer Unterstutzung militarische Hilfe anzufordern und sich dazu an den nachsten Militarkommandanten zu wenden Dies galt auch fur die unteren Polizeibehorden wie Kirchspielvogte Bauernvogte und Feldhuter die angehalten waren den Dragonern jede nur mogliche Hilfe zukommen zu lassen und sei durch die Stellung eines Aufgebots wozu die Bauernvogte berechtigt waren Waffengewalt sollte der Dragoner nur im Notfall anwenden das Feuergewehr nur mit der aussersten Vorsicht benutzt werden Durch die Einrichtung einer Strafanstalt in Vechta wurde Anfang der 1840er eine Verstarkung der dortigen Brigade notwendig Ein besonderes polizeiliches Problem stellte vollig unerwartet Brake dar da die Unterweserstadt 1848 49 kurzfristig als Hafen der zukunftigen Reichsflotte eingeplant wurde Zeitweise musste man 70 Mann Militar als eine Art Militarpolizei in der Stadt einquartieren um die Besatzungen der im Hafen liegenden Flotteneinheiten kontrollieren und die Hafenpolizei unterstutzen zu konnen Offenbar wurden 12 Dragoner dort langere Zeit stationiert und das Militar abgezogen Auflosung bzw Umstrukturierung als Gendarmeriekorps BearbeitenDurch die oldenburgisch preussische Militarkonvention von 1867 als Folge des Deutschen Einigungskriegs von 1866 wurde das oldenburgische Kontingent des fruheren Bundesheeres aufgelost und nun im Rahmen des neuen Bundesheeres des Norddeutschen Bundes dem preussischen Konig als Bundesherrn unterstellt Davon war auch das Landdragonerkorps betroffen dass nun in Grossherzoglich Oldenburgisches Gendarmeriekorps umbenannt wurde Die innere Struktur des Korps blieb unverandert und Generalmajor a D Mosle bis 1870 sein Kommandeur Das neue Korps erhielt nun zwar formal einen preussischen Kommandeur unterstand aber generell dem grossherzoglichen Ministerium des Innern Einsatze BearbeitenWahrend der Cholera Epidemie 1831 32 wurden im Herzogtum die Landdragoner und nicht naher spezifizierte Polizeikorporale an der Ostgrenze von Blexen bis Damme eingesetzt um die Einreise von Personen zu verhindern die uber kein Gesundheitszertifikat verfugten Nach Jager war diese Massnahme erfolgreich da es nachweislich keine Choleratoten im Herzogtum gab 1 Siehe auch BearbeitenKoniglich hannoversches Landdragonerkorps K k GendarmerieLiteratur BearbeitenDienstinstruction fur das Landdragoner Corps vom 26 Mai 1835 in Gesetzessammlung fur das Herzogtum Oldenburg Band 8 Oldenburg Johann Heinrich Stalling 1837 S 236 254 Digitalisat Hans Friedl Mosle Johann Ludwig In Hans Friedl u a Hrsg Biographisches Handbuch zur Geschichte des Landes Oldenburg Hrsg im Auftrag der Oldenburgischen Landschaft Isensee Oldenburg 1992 ISBN 3 89442 135 5 S 483 486 Heinrich Lankenau Polizeihauptmann Das Oldenburgische Landdragonerkorps 1817 1867 Oldenburg i O 1928 Ders Das Polizeidragonerkorps des Herzogtums Oldenburg 1786 1811 Die Geschichte des altesten Verbandes der oldenburgischen staatlichen Polizei In Oldenburger Jahrbuch des Vereins fur Altertumskunde und Landesgeschichte Bd 30 Oldenburg i O 1926 S 5 128 Stabs Oberwachtmeister Wintermann Grossherzoglich Oldenburgisches Gendarmerie Korps 1817 1917 Denkschrift zum hundertjahrigen Bestehen des Korps Oldenburg i Gr 1918 Udo Elerd Hrsg Von der Burgerwehr zur Bundeswehr Zur Geschichte der Garnison und des Militars in der Stadt Oldenburg Oldenburg 2006 Helmut Jager Eine Epidemie die nicht stattfand Das Grossherzogtum Oldenburg im Kampf gegen die Cholera 1831 bis 1834 in kulturland oldenburg Zeitschrift der Oldenburgischen Landschaft Nr 192 2 2022 S 21 24 ISSN 1862 9652Einzelnachweise Bearbeiten Jager S 23 Gendarmerien des Deutschen Kaiserreichs 1871 1918 Konigreiche nbsp Bayern nbsp Preussen nbsp Sachsen nbsp Wurttemberg Flagge des Deutschen Kaiserreichs nbsp Grossherzogtumer nbsp Baden nbsp Hessen Darmstadt nbsp Mecklenburg Schwerin nbsp Mecklenburg Strelitz nbsp Oldenburg ehemals Landdragonerkorps nbsp Sachsen Weimar EisenachHerzogtumer nbsp Anhalt nbsp Braunschweig nbsp Sachsen Altenburg nbsp Sachsen Coburg und Gotha Herzogtum Gotha nbsp Sachsen MeiningenFurstentumer nbsp Lippe nbsp Reuss alterer Linie nbsp Reuss jungerer Linie nbsp Schaumburg Lippe nbsp Schwarzburg Rudolstadt nbsp Schwarzburg Sondershausen nbsp Waldeck PyrmontStadtrepubliken nbsp Bremen nbsp Hamburg nbsp LubeckReichsland nbsp Elsass Lothringen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gross herzoglich oldenburgisches Landdragonerkorps amp oldid 235125999