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Die Nachrichtenpolizei Niedersachsen war eine Sparte der Polizei Niedersachsen die ab 1952 bis zu ihrer Integration in die Kriminalpolizei 1974 bestand Sie war fur Staatsschutzdelikte und politisch motivierte Kriminalitat in Niedersachsen zustandig Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung 2 Aufgaben 2 1 Karteien 3 Gliederung und Personal 4 Tatigkeiten 5 Auflosung und Integration 6 Literatur 7 EinzelnachweiseEntstehung BearbeitenDie Polizei Niedersachsen die sich durch Inkrafttreten des Polizeigesetzes von 1951 gebildet hatte bestand aus den Sparten Schutzpolizei mit Wasserschutzpolizei und Bereitschaftspolizei als uniformierter Polizei und Kriminalpolizei als ziviler Polizei mit der Weiblichen Kriminalpolizei Als weitere Sparte kam 1952 durch Runderlass 1 des niedersachsischen Innenministeriums die Nachrichtenpolizei Niedersachsen hinzu Aufgebaut wurde sie von Fritz Tobias der als Referent in der Polizeiabteilung des niedersachsischen Innenministeriums arbeitete 2 Ihre Grundung knupfte inhaltlich an den Polizeibrief der alliierten Militargouverneure von 1949 zur Uberwachung umsturzlerischer Tatigkeiten an Zuvor waren seit 1945 der deutschen Polizei politisch polizeiliche Aufgaben in der Britischen Besatzungszone von der britischen Militarregierung strikt verboten worden was auf den Erfahrungen aus der Zeit des Nationalsozialismus beruhte Aufgaben BearbeitenZu den polizeilichen Aufgaben der Nachrichtenpolizei gehorte die Strafverfolgung insbesondere bei den einschlagigen Strafbestimmungen zu Hochverrat Gefahrdung des demokratischen Rechtsstaates und Landesverrat sowie bei sonstigen politisch motivierten Straftaten Eine weitere Aufgabe war die Gefahrenabwehr und die Beobachtung im Zusammenhang mit verfassungsfeindlichen Organisationen und Bestrebungen politischem Vereins und Versammlungswesen politischen Druckerzeugnissen und Veroffentlichungen Teilnahme an verbotenen Vereinigungen Sicherung lebenswichtiger Anlagen vor Sabotage legalem und illegalem Grenzverkehr Pass und Ausweisangelegenheiten Waffen Munitions und Sprengstoffangelegenheiten Beleidigung von Personen im politischen Leben BegleitschutzKarteien Bearbeiten Laut dem Errichtungserlass des niedersachsischen Innenministeriums vom 12 Marz 1952 hatte die Nachrichtenpolizei folgende Karteien zu fuhren Personen Organisationen Kraftfahrzeuge von links und rechtsradikalen Organisationen Angehorige links und rechtsradikaler Organisationen gefluchtete Volkspolizisten Besitz und Lagerung von Waffen Munition Sprengstoff lebenswichtige Anlagen GrenzgangerGliederung und Personal BearbeitenBei jedem Polizeiabschnitt in Niedersachsen wurde als unterste Organisationsebene der Nachrichtenpolizei eine Nachrichtenstelle eingerichtet im Zonengrenzgebiet waren es Nachrichtennebenstellen Insgesamt entstanden in den 6 Regierungsbezirken Aurich Hannover Hildesheim Luneburg Osnabruck Stade und 2 Verwaltungsbezirken Braunschweig Oldenburg 76 Dienststellen der Nachrichtenpolizei 3 Im Laufe der Zeit kam es zu einer Konzentrierung und Verringerung der Organisationseinheiten Parallel dazu aber organisatorisch getrennt bestanden landesweit 67 Dienststellen der Kriminalpolizei 4 1954 bekam die Nachrichtenpolizei durch einen Erlass des niedersachsischen Innenministeriums eine Zentralstelle die als Abteilung D an das Landeskriminalpolizeiamt Niedersachsen angegliedert wurde Zu den Aufgaben der Zentralstelle gehorten unter anderem Begleitschutz Sicherungs Observations und Schulungsmassnahmen sowie die Zusammenarbeit mit Bundesbehorden wie dem Generalbundesanwalt und dem Bundeskriminalamt Laut dem Errichtungsanlass des Innenministeriums von 1952 kamen als Mitarbeiter nur besonders befahigte Polizeivollzugsbeamte der uniformierten Polizei und der Kriminalpolizei in Frage die eine personliche Neigung fur diese Tatigkeit hatten Sie sollten charakterlich gefestigt und politisch zuverlassig im Sinne einer republikanischen demokratischen und sozialen Staatsauffassung sein Da die Beamten laut Erlass grundsatzlich Beamte der Kriminalpolizei sein sollten wurden die zunachst abgeordneten uniformierten Polizeibeamten beschleunigt in die Kriminalpolizei ubernommen Im Dienst wurde Zivilkleidung getragen Die Beamten der Nachrichtenpolizei hatten hoheitliche Befugnisse und waren Hilfsbeamte der Staatsanwaltschaft Sie waren Geheimnistrager sowie Waffentrager Tatigkeiten BearbeitenIn den 1950er Jahren war die Nachrichtenpolizei massgeblich an der Beschaffung von Beweismitteln im Parteiverbotsverfahren gegen die Sozialistische Reichspartei SRP und die Kommunistische Partei Deutschlands KPD beteiligt was 1952 beziehungsweise 1956 zu deren Verbot durch das Bundesverfassungsgericht fuhrte Am Tag des KPD Verbots am 17 August 1956 verhaftete die Nachrichtenpolizei in Hannover den KPD Funktionar Heinz Zscherpe 5 Dies geschah trotz seiner Immunitat als Abgeordneter des niedersachsischen Landtags Wegen der Verhaftung leitete die Staatsanwaltschaft Hannover ein Ermittlungsverfahren gegen mehrere Beamte wegen Missachtung der Abgeordnetenimmunitat ein 6 Die Nachrichtenpolizei wirkte an polizeilichen Massnahmen gegen hunderte von der Bundesregierung verbotene Organisationen mit verfassungswidrigem Charakter mit In den 1960er Jahren lag ein Arbeitsschwerpunkt in der Bekampfung des Landesverrats Zwischen 1960 und 1968 wurden in diesem Bereich rund 3000 Ermittlungsverfahren bearbeitet die hauptsachlich auf Anbahnungen der Hauptverwaltung Aufklarung aus der DDR beruhten Ein standiges Tatigkeitsfeld war die Berichterstattung uber extreme politische Bestrebungen die polizeiintern und extern fur den Niedersachsischen Verfassungsschutz erfolgte Anfang der 1970er Jahre wurden landesweit im Schnitt jahrlich rund 9000 Berichte verfasst Inhaltlich befassten sie sich unter anderem mit verfassungsfeindlichen Bestrebungen gewalttatigen Demonstrationen und terroristischen Aktionen Auflosung und Integration Bearbeiten1971 wurde offenkundig dass es seit Anfang der 1960er Jahre in Niedersachsen eine starke Zunahme der Kriminalitat und einen Wandel bei den Kriminalitatsformen gab Das niedersachsische Innenministerium sah sich zu einer Anderung der kriminalpolizeilichen Organisation gezwungen 1972 rief das Ministerium eine Kommission ein die ein Umorganisierungsmodell entwarf das 1974 in Kraft trat 4 Dabei wurde die Organisation der Nachrichtenpolizei einschliesslich ihres Personals in die ebenfalls umorganisierte Kriminalpolizei integriert Bei den landesweit neu entstandenen Kriminalpolizeiinspektionen bearbeitete das 7 Kommissariat die politisch motivierte Kriminalitat Die Bezeichnung Nachrichtenpolizei wandelte sich allmahlich in den Begriff polizeilicher Staatsschutz Literatur BearbeitenHans Joachim Butte Die Nachrichtenpolizei des Landes Niedersachsen Vortrag zum 18 Delegiertentag der GdP Niedersachsen vom 8 10 Juni 1971 in Gottingen Stadthalle Hrsg Verlag Deutsche Polizeiliteratur Hilden ohne Jahr S 39 53 7 Einzelnachweise Bearbeiten Runderlass des Niedersachsischen Ministeriums des Inneren vom 12 Marz 1952 Hersch Fischler Neues zur Reichstagsbrandkontroverse In Dieter Deiseroth Hrsg Der Reichstagsbrand und der Prozess vor dem Reichsgericht Tischler Berlin 2006 S 115 Runderlass des Niedersachsischen Ministeriums des Inneren vom 4 Juli 1952 a b Joachim Hans Reisacher Organisation und Zustandigkeiten der Landeskriminalpolizei Niedersachsen in Niedersachsen und seine Polizei Hrsg Niedersachsisches Innenministerium Juli 1979 KP Verbot Treffpunkt Arbeitsamt In Der Spiegel Nr 35 1956 S 12 13 online 29 August 1956 Der Spiegel berichtete In Der Spiegel Nr 42 1956 S 66 online 17 Oktober 1956 Nachtrag zum KP Verbot Die Schrift Landes Delegiertentag Niedersachsen in Gottingen Gewerkschaft der Polizei mit dem Vortragstext befindet sich im Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich Ebert Stiftung im Bestand GdP Landesbezirk Niedersachsen Der Bestand ist noch nicht erschlossen die Festschrift in die er aufgenommen wurde kann dort eingesehen werden Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Nachrichtenpolizei Niedersachsen amp oldid 220090400