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Das Grossherzoglich Badische Gendarmeriekorps bildete von 1829 bis 1918 die Gendarmerie des Grossherzogtums Baden Bis zur Militarkonvention mit dem Konigreich Preussen am 25 November 1870 war es Teil der Badischen Armee danach unterstand es ausschliesslich dem Innenministerium in Karlsruhe wo sich auch der Sitz des Korpskommandos befand Letzter Kommandeur war von 1905 bis Marz 1919 Generalmajor August Anheuser 1846 1933 Baden Eckert Gendarmerie Brigadier Gendarme Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Grundung 1 2 Struktur 1 3 Uniformierung Bewaffnung Ausrustung 1 4 Besoldung um 1884 1 5 Gendarmerieschule ab 1908 2 Umstrukturierung 1918 19 Von der Landespolizeitruppe zur Badischen Gendarmerie 3 Erinnerungskultur 4 Siehe auch 5 Literatur 6 WeblinksGeschichte BearbeitenIm Vergleich zu anderen deutschen Bundesstaaten deren Gendarmerien in der Regel in den 1810er Jahren nach dem Vorbild der franzosischen Gendarmerie imperiale gegrundet worden waren z B Konigreich Preussen und Konigreich Bayern 1812 Konigreich Hannover 1815 Grossherzogtum Oldenburg 1817 erfolgte die Einrichtung des badischen Korps relativ spat Um 1900 existierten als weitere badische Polizeibehorden die so genannte Staatspolizei in den Stadten Mannheim Heidelberg Karlsruhe Pforzheim Rastatt Baden Freiburg im Breisgau und Konstanz Sie unterstand nicht den lokalen Behorden sondern wie die Gendarmerie dem Innenministerium Die Gemeindepolizeien der Klein Stadte und Gemeinden unterstanden hingegen dem ortlichen Burgermeister Grundung Bearbeiten Aufgestellt wurde das Korps durch eine Verfugung Grossherzog Ludwigs vom 1 Dezember 1829 Vorausgegangen war ein grossherzogliches Edikt vom 3 Oktober Die stete Sorgfalt fur eifrige Handhabung der offentlichen Ruhe und Ordnung und Sicherheit im Innern des Landes Baden haben daher bewogen ein eigenes bewaffnetes militarisch organisiertes Corps unter der Bezeichnung Gendarmeriecorps zu errichten und diesem die Erhaltung der offentlichen Ruhe Ordnung und Sicherheit i Innern des Landes Baden vom 1 Dezember 1829 zu ubertragen Quelle zitiert nach Vor 150 Jahren S 23 Am 31 Dezember 1831 erliess Ludwigs Nachfolger Grossherzog Leopold ein Gesetz uber die Gendarmerie in dem u a das Verhaltnis zu den Zivil und Militarbehorden eindeutig geregelt wurde Danach unterstand das Korps in allen dienstlichen Belangen ausschliesslich dem Innenministerium und war keiner anderen zivilen Behorde untergeordnet Obwohl Teil der Armee hatten Militardienststellen keinerlei Befehlsgewalt uber das Korps Allerdings war die Gendarmerie verpflichtet Ersuchen der Justiz und Verwaltungsbehorden umgehend nachzukommen wobei die Verantwortung fur die rein juristische Ausfuhrung der Ersuchen allein bei der anfordernden Behorde lag Ausdrucklich wurde in 20 darauf hingewiesen dass die Zivilbehorden keinerlei Recht besassen die Gendarmen fur Botengange oder andere sachfremde Tatigkeiten zu verwenden Die Gendarmerie Offiziere hatten den Auftrag eine derart missbrauchliche Verwendung zu verhindern Bei einem gemeinsamen Einsatz mit der Armee hatten im Fall desselben Dienstgrades Gendarmerie Offiziere den Oberbefehl Bei einem gemeinsamen Einsatz unter der Fuhrung eines ranghoheren Armee Offiziers sollte dieser die Antrage des Gendarmerie Offiziers berucksichtigen Gendarmen entsprachen vom Dienstgrad dem Korporal der Armee Brigadiers dem der Sergeanten Wachtmeister dem der Wachtmeister bzw Feldwebel der Armee hatten jedoch bei gemeinsamen Einsatzen Vorrang vor diesen Grundsatzlich unterstanden die Gendarmen der Militargerichtsbarkeit Diese Regelung bestand vermutlich mindestens bis 1870 moglicherweise bis zum Ende der Monarchie 1918 Struktur Bearbeiten Die Starke des Korps betrug anfanglich 248 Mann wuchs jedoch bis Ende des Ersten Weltkriegs 1918 auf 560 Gendarmen an Analog zu den 1829 bestehenden sechs Kreisen Badens war es bei seiner Grundung in sechs Divisionen aufgeteilt die wiederum aus mehreren Gendarmerie Brigaden bestanden Eine Gendarmerie Brigade setzte sich wie in Frankreich und anderen deutschen Bundesstaaten in der Regel aus einem Brigadier und vier Gendarmen zusammen Als Teil der badischen Armee unterstand das Korps sowohl dem Kriegsministerium als auch dem Ministerium des Innern siehe unten Gefuhrt wurde es vom Korps Kommandeur einem Major Oberstleutnant Oberst oder General Die Divisionschefs waren vermutlich Hauptleute Eine einschneidende Veranderung in der Korps Struktur ergab sich durch die Militarkonvention Badens mit Preussen 1870 durch die die Selbstandigkeit der badischen Armee endete die in die Preussische Armee integriert wurde Da der militarische Status der Gendarmerie unverandert blieb bildete sie ab diesem Zeitpunkt das einzige badische Militar und unterstand weiterhin dem Grossherzog Diese Regelung entsprach den Verhaltnissen in anderen deutschen Bundesstaaten ohne selbstandiges Militar so z B im Grossherzogtum Oldenburg mit seinem Grossherzoglichen Gendarmeriekorps Spatestens um 1900 war das Korps in vier Distrikte eingeteilt die wiederum in Bezirke unterteilt waren Die Distriktsoffiziere unterstanden dem Korpskommandeur in Karlsruhe Die Bezirke wurden von Oberwachtmeistern gefuhrt Gendarmen und Wachtmeister waren zu diesem Zeitpunkt spatestens jedoch 1914 Hilfsbeamte der Staatsanwaltschaft Voraussetzung fur den Eintritt des Korps war 1829 eine mindestens sechsjahrige Militardienstzeit bei tadelloser Fuhrung sowie Kenntnisse im Lesen Schreiben und Rechnen Das Einstellungsalter lag zwischen 25 und 36 Lebensjahren Uniformierung Bewaffnung Ausrustung Bearbeiten nbsp Baden Eckert Gendarmerie nbsp Gendarmen der Grossherzoglich Badischen Gendarmerie in der Uniformierung von 1847 bis 1863 nbsp Gendarmen der Grossherzoglich Badischen Gendarmerie 1899Die Uniformierung war an die der preussischen Landgendarmerie angelehnt Zu einem grunen Uniformrock der allerdings einen wesentlich dunkleren Farbton so genanntes Russischgrun aufwies als der preussische Gendarmerierock wurden graue Hosen mit blauen Streifen getragen Hinzu kamen schwarze Fussgamaschen und fur die Gendarmen ein Tschako mit weissem Haarbusch fur die Offiziere ein Zweispitz Der Tschako wurde offenbar in den 1840er Jahren durch einen Helm ersetzt 1869 wurde nach preussischem Vorbild die so genannte Pickelhaube eingefuhrt sowie ebenfalls nach preussischem Vorbild blauschwarze Hosen Sowohl auf dem Tschako als auch dem Helm wurde als Hoheitsabzeichen der Badische Greif getragen Zwischen 1863 und 1869 wurde offenbar ein breitkrempiger Hut getragen siehe Uniformtafel Vermutlich spatestens ab 1869 wurde auch eine Schirmmutze eingefuhrt Durch die Uniformierung unterschied sich das Korps eindeutig vom badischen Militar Zwar war der Uniformschnitt offenbar immer identisch doch waren badischen Truppen wie die Preussische Armee grundsatzlich blau uniformiert mit Ausnahme der Dragoner hellblau Die Bewaffnung der Gendarmen bestand anfanglich aus einem Perkussionsgewehr einer Pistole und einem Sabel Der Sabel wurde spater durch einen Yatagan ersetzt dieser wiederum in den 1870er Jahren durch einen Offiziersdegen Die Gewehre wurden in den 1880er Jahren durch Karabiner ersetzt Wie viele der Gendarmen beritten waren ist unbekannt Sicher ist nur dass 1890 eigens eine berittene Abteilung eingerichtet wurde Soweit bekannt war dies eine badische Besonderheit da in anderen deutschen Gendarmerien die Gendarmen entweder zu Fuss oder zu Pferd Dienst versahen jedoch nicht in einer besonderen Formation Wie in anderen deutschen Gendarmerien auch wurde in Baden durch eine Bestimmung vom 26 April 1917 eine feldgraue Uniform eingefuhrt die der Uniformierung der Preussischen Armee entsprach Der Waffenrock und die sogenannte Bluse M 1915 waren feldgrau die Hosen grau Ob und wenn inwieweit diese Regelung jedoch bis Ende des Ersten Weltkriegs umgesetzt wurde ist unbekannt Sie wurde definitiv durch die Grundung der Badischen Republik beendet als 1920 der militarische Status der Gendarmerie abgeschafft wurde und die Gendarmen den Status von Landesbeamten erhielten siehe unten Fur die Ausrustung und Bewaffnung der Gendarmerie war zwar bis zur Militarkonvention von 1870 das badische Kriegsministerium zustandig doch die Abrechnung erfolgte immer uber den Etat des Innenministeriums das auch fur die Verwendung des Korps zustandig war Wahrend der Badischen Revolution bzw der Reichsverfassungskampagne 1848 49 die in Baden bzw in ganz Sudwestdeutschland eine wesentlich grossere demokratische Dynamik aufwies als in anderen Teilen des Deutschen Bundes stand das Gendarmeriekorps zeitweilig kurz vor seiner Auflosung weil es von den Revolutionaren als monarchistisches Herrschaftsinstrument angesehen wurde Zeitweilig kam zumindest regional der Dienst vollig zum Erliegen bzw die Gendarmen verhielten sich auch auf Anweisung des Korpskommandos passiv Nach dem Ende der Revolution wurde das Korps wie auch die Armee selbst mit preussischer Unterstutzung reorganisiert Besoldung um 1884 Bearbeiten Uber die Besoldung der badischen Gendarmerie ist wenig bekannt Aus dem Jahr 1884 ist eine Besoldungsliste mit den Jahresgehaltern erhalten geblieben Oberwachtmeister 1500 Mark Wachtmeister 1 Klasse 1150 M Wachtmeister 2 Klasse 1050 M Gendarm 1 Klasse 950 M Gendarm 2 Klasse 875 M Gendarm 3 Klasse 800 MQuelle 150 Jahre S 39 Gendarmerieschule ab 1908 Bearbeiten Am 1 Oktober 1908 wurde am Sitz des Korpskommandos in Karlsruhe in der Ruppurerstrasse 31 vermutlich nach preussischem Vorbild siehe dort die Gendarmerieschule eingerichtet um die bisher dezentral ausgeubte Beschulung der Gendarmerieanwarter zu zentralisieren Sie hatte bisher in den vier Distrikten Konstanz Freiburg Karlsruhe und Mannheim unter der Leitung von so genannten Lehrwachtmeistern stattgefunden Der so genannte Lehrkurs dauerte dreieinhalb Monate von einer insgesamt sechs Monate umfassenden Ausbildungszeit Erster Schulleiter war Major Stemmermann der auch einige Facher unterrichtete Zivillehrer war der Oberlehrer Fischer der Stadtischen Schule Karlsruhe Fur den Unterricht der Rechtsfacher war ein Grossherzoglicher Staatsanwalt vorgesehen dessen Name jedoch bei der Aufnahme des Schulbetriebs noch nicht feststand Fur die praktische Polizeiausbildung war ein Lehrwachtmeister vorgesehen Umstrukturierung 1918 19 Von der Landespolizeitruppe zur Badischen Gendarmerie BearbeitenIm Zuge der Novemberrevolution 1918 wurde die Gendarmerie kurzfristig aufgelost und in die Landespolizeitruppe umgewandelt Die Gendarmen trugen nun kurzfristig die Bezeichnung Landesschutzmann Wichtigstes Merkmal der Umstrukturierung war die kurzfristige Abschaffung des Militarstatus wodurch der Kombattantenstatus entfiel Im April 1919 wurde die Truppe als Badische Gendarmerie wieder begrundet Chef der Gendarmerie war zu diesem Zeitpunkt der ehemalige Staatsanwalt und nunmehrige Gendarmerie Oberst Hermann Kuenzer als Kommandeur der Badischen Landespolizeitruppe Die militarische Gerichtsbarkeit bestand bis zum 17 August 1920 Ab diesem Zeitpunkt besassen die Offiziere und Gendarmeriebeamten auch das Wahlrecht 1921 wurden die Dienstgradbezeichnungen teilweise geandert Eine einschneidende Veranderung brachte das Polizeigesetz vom Juni 1923 das das Gesetz von 1831 siehe oben ersetzte Das Korpskommando und die Distriktskommandos wurden aufgehoben und in das Innenministerium integriert womit die doppelte Unterstellung der Gendarmen unter militarische und zivile Vorgesetzte entfiel Die Uniformierung entsprach abgesehen von der Anderung des grossherzoglichen Hoheitsabzeichens weitgehend der des alten Korps Erinnerungskultur BearbeitenAnlasslich des 150 Jahrestages der Grundung des Korps fand am 1 Dezember 1979 ein von der Gewerkschaft der Polizei Landesbezirk Baden Wurttemberg ausgerichteter Festakt im Rathaus von Merzhausen statt Siehe auch BearbeitenKoniglich Wurttembergisches LandjagerkorpsLiteratur BearbeitenAugust Steinheuser Geschichte des Grossh erzoglichen Badischen Gendarmerie Corps von der Errichtung im Jahre 1829 bis einschliesslich 1899 Karlsruhe Braun 1899 Die Kampfe in Sudwestdeutschland 1919 1923 Im Auftrag des Reichskriegsministeriums bearbeitet und herausgegeben von der Forschungsanstalt fur Kriegs und Heeresgeschichte Berlin Mittler 1939 Darstellungen aus den Nachkriegskampfen deutscher Truppen und Freikorps Band 5 Gewerkschaft der Polizei Landesbezirk Baden Wurttemberg Hrsg Vor 150 Jahren Grundung der Grossherzoglich Badischen Gendarmerie o O Hilden Verlag Deutsche Polizei o J 1979 Auf Seiten 65 70 ist das Gesetz uber die Gendarmerie vom 31 Dezember 1831 reproduziert Eberhard Laux Der neuzeitliche Staat und seine Verwaltung Beitrage zur Entwicklungsgeschichte seit 1700 Stuttgart 1988 ISBN 3 515 07168 7 Ingo Lohken Polizeiuniformen der Suddeutschen Staaten 1872 1932 Baden Bayern Hessen Wurttemberg Reichslande Friedberg H 1988 ISBN 3 7909 0328 0 Heinrich Ambros Eckert Dietrich Monten Das deutsche Bundesheer Nach dem Uniformwerk aus den Jahren 1835 bis 1843 Dortmund Harenberg 1990 ISBN 3 611 00132 5 Bernd Wirsing Die Geschichte des Gendarmeriekorps und deren Vorlauferorganisationen in Baden Wurttemberg und Bayern 1750 1850 Phil Diss Universitat Konstanz 1991 Maschinenmanuskript Manfred Teufel Die sudwestdeutsche Polizei im Obrigkeits und Volksstaat Daten Fakten Strukturen 1807 1932 Hohenkirchen Obb 1999 ISBN 3 927983 41 1 Bernhard Schreiber Die Sicherheitskrafte in der Republik Baden 1918 1933 Von der Volkswehr zur Einheitspolizei Glottertal 2002 ISBN 3 00 009614 0Weblinks BearbeitenStaatskalender des Grossherzogtums Baden von 1910 Enthalt den Hinweis auf Generalmajor August Anheuser als Korpskommandant seit 1905Gendarmerien des Deutschen Kaiserreichs 1871 1918 Konigreiche nbsp Bayern nbsp Preussen nbsp Sachsen nbsp Wurttemberg Flagge des Deutschen Kaiserreichs nbsp Grossherzogtumer nbsp Baden nbsp Hessen Darmstadt nbsp Mecklenburg Schwerin nbsp Mecklenburg Strelitz nbsp Oldenburg ehemals Landdragonerkorps nbsp Sachsen Weimar EisenachHerzogtumer nbsp Anhalt nbsp Braunschweig nbsp Sachsen Altenburg nbsp Sachsen Coburg und Gotha Herzogtum Gotha nbsp Sachsen MeiningenFurstentumer nbsp Lippe nbsp Reuss alterer Linie nbsp Reuss jungerer Linie nbsp Schaumburg Lippe nbsp Schwarzburg Rudolstadt nbsp Schwarzburg Sondershausen nbsp Waldeck PyrmontStadtrepubliken nbsp Bremen nbsp Hamburg nbsp LubeckReichsland nbsp Elsass Lothringen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Grossherzoglich Badisches Gendarmeriekorps amp oldid 232722713