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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Degen Begriffsklarung aufgefuhrt Der Begriff Degen kann im Deutschen eine Reihe von unterschiedlichen Klingenwaffen bezeichnen je nach historischem Kontext Gemeinsam ist allen als Degen bezeichneten Waffen dass sie vorwiegend auf den Stich ausgelegt sind im Gegensatz zu dem auf Hieb oder Schnitt ausgelegten Sabel oder Pallasch bzw Messer Aus Wendelin Boeheim Handbuch der Waffenkunde Seemann Leipzig 1890 Inhaltsverzeichnis 1 Begriff 2 Etymologie 3 Sportdegen 4 Offiziersdegen 5 Galanterie und Beamtendegen 6 Trauerdegen 7 Historisches Fechten 8 Entwicklung 9 Siehe auch 10 Literatur 11 Weblinks 12 EinzelnachweiseBegriff BearbeitenDegen kann bedeuten Sportdegen die Waffe des modernen Degenfechtens franzosisch epee Schwert eine dreikantige elastische Stichwaffe Fechtdegen Raufdegen Stossdegen demgegenuber Haudegen auf Hieb ausgelegt Fechtwaffen des 18 und 19 Jahrhunderts u a im Akademischen Fechten Offiziersdegen Uniformdegen Galadegen Paradedegen Galanteriedegen Kavaliersdegen usw Bestandteil der vollstandigen Garderobe von Offizieren und Adligen im 18 19 und Anfang des 20 Jahrhunderts englisch smallsword franzosisch epee de cour im 16 Jahrhundert und 17 Jahrhundert allgemein ein Synonym von Schwert Rapier im 14 bis 17 Jahrhundert ein DolchEtymologie BearbeitenDas deutsche Wort Degen tritt erst gegen 1400 auf also im Fruhneuhochdeutschen und bezeichnete zunachst einen Dolch genauer einen Stichdolch oder Rondelldolch erst im Laufe der Zeit nahm es die Bedeutung schmales Schwert an Das Wort ist offenbar eine Entlehnung vom altfranzosischen Wort dague erstmals 1229 belegt das aus mittellateinisch dagua im 12 Jahrhundert in England und Schottland hervorging 1 Seine weitere Herleitung ist ungewiss Einer 1901 von Hugo Schuchardt aufgestellten Hypothese zufolge soll es auf ein vulgarlateinisches daca ensis gladius spatha dakisches Messer zuruckgehen 2 gegen einen lateinischen bzw romanischen Ursprung spricht indes dass provenzalisch italienisch und spanisch daga nicht vor dem 14 Jahrhundert belegt sind und ihrerseits wohl aus dem Franzosischen entlehnt sind Sehr viel fruher und haufiger erscheint daga auch dagua und ahnlich seit dem 12 Jahrhundert in verschiedenen mittellateinischen Handschriften aus England Schottland und Wales dieses Wort das englisch dagger ergab ferner niederlandisch dagge sowie danisch schwedisch und norwegisch daggert Dolch bzw Kurzschwert und wohl mit afrz dague identisch ist konnte letztlich keltischen Ursprungs sein allerdings ist es bis heute nicht gelungen ein entsprechendes Etymon in alteren keltischen Quellen ausfindig zu machen 3 Nicht zu verwechseln ist Degen im Sinne von Stichwaffe mit dem homonymen also gleichlautenden aber etymologisch nicht verwandten deutschen Wort Degen mit der Bedeutung Held Krieger Allerdings haben sich die beiden Worter mit ihren verschiedenen Bedeutungen im Ausdruck Haudegen vermischt der eigentlich eine Hiebwaffe bezeichnete also eben einen Hau Degen heute aber im Sinne von kampferprobter alter Mann gebraucht wird zumeist scherzhaft 4 Sportdegen Bearbeiten nbsp Sportdegen mit franzosischem GriffDer Sportdegen ist eine Stichwaffe mit einer langen schmalen dreikantigen elastischen und geraden Klinge Das Degenfechten ist heute eine Disziplin des Sportfechtens Hierbei kann anders als in den anderen Waffengattungen Florett Sabel der ganze Korper getroffen werden Auch gelten die besonderen Regeln Konventionen zum Angriffsrecht nicht weshalb der Degen als unkonventionelle Waffe bezeichnet wird Die Waffe mit Griff ist bis zu 110 cm lang Die Klingenlange ist einheitlich 90 cm Hinzu kommen Griff und Glocke die maximal 20 cm einnehmen Die gesamte Waffe wiegt hochstens 770 g Die Klinge besteht bei vom Internationalen Fechtverband FIE zugelassenen Klingen aus Maraging Stahl Das Degenkabel ist wie das Florettkabel dreiadrig Die dritte Ader dient beim Degen der Isolation der Glocke beim Florett als Abnahmekontakt an der E Weste Offiziersdegen BearbeitenDer Degen war auch Rangwaffe fur Offiziere und Kavalleristen sowie eine als Seitenwehr bezeichnete d h an der Seite getragene blanke Waffe mit langer gerader schmaler ein oder zweischneidiger Klinge welche es vorherrschend als Stichwaffe Stoss Degen aber auch als Hiebwaffe Haudegen Pallasch gab Formen waren u a der deutsche Infanterieoffizier Degen der Kavallerie Degen bei den Kurassieren der Pallasch bzw der Stichdegen letzterer nur fur Offiziere als leichte Interimswaffe Bis ins fruhe 20 Jahrhundert hinein gehorten Degen oder Sabel in den meisten Heeren zur Dienst und Ausgehuniform der Offiziere mitunter auch der hoheren Unteroffiziere Noch heute wird er von Offizieren und teils auch Unteroffizieren zur Parade oder bei besonderen Zeremonien angelegt USA Grossbritannien Im 17 und 18 Jahrhundert wurde die Offiziersseitenwaffe auch zur Bestrafung von Unteroffizieren und Kadetten verwendet Dabei wurden die Delinquenten von einem Offizier mit der flachen Seite des Degens auf den Rucken geschlagen bzw gefuchtelt Die entsprechend Bestraften standen laut Militarrecht also unter der Fuchtel abgeleitet von Fuchtel der breiten Klinge eines Raufdegens Das Fuchteln galt als eine mildere Form der Bestrafung denn einfache Mannschaften durften von ihren Unteroffizieren mit dem Stock geprugelt oder von einem Militargericht zum Staupen oder gar Spiessrutenlaufen verurteilt werden 5 Galanterie und Beamtendegen BearbeitenDer Galanterie Degen gehorte zum Anzug des Hofadels des Diplomatencorps von hoheren Beamten und bald eines jeden Gebildeten unabhangig von seiner adeligen oder burgerlichen Herkunft Degen und Scheide wurden an einem uber die Schulter gehangten Koppel bzw Bandelier getragen daneben waren spater Unterschnallkoppel verbreitet Seit dem 19 Jahrhundert werden Degen und Scheide haufig durch einen lederverstarkten Schlitz in der linken Rocktasche etwa der Ausgehuniform oder durch eine spezielle Schlaufe des Staatsfracks gesteckt 6 Trauerdegen BearbeitenDer Trauerdegen war bei Hoftrauer anzulegen spater wurde das Tragen auch bei Ziviltrauer popular Die Ausfuhrung war bewusst schlicht gehalten und suchte die bei Blankwaffen sonst ubliche Lichtreflexion moglichst zu unterbinden Griff und Gefass Parierstange Bugel waren aus angelaufenem und darum kaum reflektierendem Eisen der Griff mitunter mit schwarzem Krepp umwickelt Die Scheide war aus schwarzem Leder Trauerdegen werden heute noch von den Reitendienern in Hamburg getragen 7 Historisches Fechten Bearbeiten nbsp Diverse Degen 8 im Meyers von 1905 6 Auflage Bis zum Ende des 19 Jahrhunderts wurden Degen in den oberen Gesellschaftsschichten als Waffe zur Austragung von Duellen verwendet Das Duell unter Offizieren wurde mit der bei ihrer Truppe ublichen Waffe ausgefuhrt diese waren ublicherweise Degen die ein messingenes Stichblatt eine Parierstange und einen Bugel hatten Unter Zivilisten wurde das Duell ebenfalls mit dem Degen ausgetragen Eine Sonderform des Degens die das verdeckte Tragen als Gehstock ermoglichte war der sogenannte Stockdegen Seit Anfang des 19 Jahrhunderts wurden Degen nur noch von den Offizieren und der schweren Kavallerie gefuhrt der sogenannte Pallasch Auch heute noch gibt es in verschiedenen Armeen an Militarakademien und zu Ausgehuniformen entsprechende Degen Das zur Uniform gehorende Degengehenk wird Portepee genannt Mensuren auf Hieb wurden und werden bis heute unter Studenten mit Glockenschlagern ausgefuhrt d h solchen Fechtwaffen an denen die Hand durch eine Glocke eine Parierstange und einen Bugel gedeckt war oder mit Korbschlagern d h solchen Fechtwaffen die einen metallenen Korb statt der Glocke hatten Der akademische Schlager ist keine Duellwaffe Studentische Duelle wurden bis zur Abschaffung des studentischen Duellwesens nach dem Zweiten Weltkrieg mit akademischem Sabel ausgetragen Entwicklung Bearbeiten nbsp Ehrendegen der Schleswig Holsteiner fur Major v der Tann Hauptartikel Schwert und Rapier Sowohl Degen als auch Schwert waren zunachst Waffen auf Stoss und Hieb dagegen kam in Spanien mit dem Toledo ein Degen mit nur zum Stoss dienender langer dunner auch wohl drei und vierkantiger Klinge auf Dieser hatte einen kunstvoll gearbeiteten Griff und Stichblatt Handschutz Parierstange Querstuck zwischen Griff und Klinge und Bugel Seit dem 16 Jahrhundert wurde der Degen von der Kavallerie und der Infanterie getragen Die Waffe unterschied sich durch die lange schmale Klinge und ihrer geraden Form von der gekrummten Form des Sabels Auch die Jager zu Pferde trugen den Stichdegen Der Pallasch von 1854 Klinge 1 m der Kurassiere in der Preussischen Armee galt als ein Degen Modell Diesem wurde 1889 der Kavalleriedegen fur die ubrigen Reiterregimenter nachgebildet ebenso der Infanterie Offiziersdegen der seit 1889 bei allen Fusstruppen ausschliesslich Fussartillerie getragen wurde Artillerieoffiziere trugen den Artillerie Offiziersabel berittene Feldartilleristen Trainsoldaten etc trugen den Artilleriesabel Die fruhere Bewaffnung der Infanterieoffiziere bestand aus dem Infanteriedegen bei den Fusilieren aus dem Fusilierdegen Der Infanteriedegen hatte ein Korbgefass aus einem vom Stichblatt aus Bronze zum Knauf fuhrenden Bugel Weil das Stichblatt beim Fusilierdegen fehlte und auch die Spitze der Klinge nicht in deren Mittellinie lag wurde er allerdings auch als Fusiliersabel bezeichnet Beide Degenarten wurden erst in einer Lederscheide mit Beschlagen und spater beim Heer des Deutschen Kaiserreichs in einer Stahlscheide getragen Die Kurassieroffiziere trugen den Degen nur zum Uberrock Der Marinedegen war dem Infanterie Offiziersdegen ahnlich hatte jedoch ein anderes Korbgefass mit Griff aus Elfenbein und wurde in einer Lederscheide mit Metallbeschlag gefuhrt Das zum Umschnallen der Degen oder Sabel dienende Koppel bestand aus Leib Trage und Schleppriemen von weissem oder schwarzem Leder bei Offizieren war das Leder mit goldener oder silberner Tresse belegt oder lackiert Siehe auch Bearbeiten nbsp Portal Waffen Ubersicht zu Wikipedia Inhalten zum Thema Waffen Bajonett Dolch Portepee Schweizerdegen Schwert Studentische FechtwaffeLiteratur BearbeitenEmil Beck Fechten Florett Degen Sabel Falken Niedernhausen im Taunus 1989 ISBN 3 8068 0449 4 Emil Beck Hrsg Berndt Barth Autor Fechttraining Meyer und Meyer Aachen 2004 ISBN 978 3 89899 116 2 Wendelin Boeheim Handbuch der Waffenkunde Das Waffenwesen in seiner historischen Entwickelung vom Beginn des Mittelalters bis zum Ende des 18 Jahrhunderts E A Seemann Leipzig 1890 ISBN 3 8262 0212 0 Textarchiv Internet Archive Erstauflage bis 2016 mehrfach nachgedruckt Gerhard Seifert Einfuhrung in die Blankwaffenkunde bezogen auf d europ blanken Trutzwaffen Selbstverlag Haiger 1981 DNB 880624213 OCLC 831996498 Fachworter der Blankwaffenkunde Online PDF 2 0 MB Memento vom 13 Januar 2012 im Internet Archive Ausgabe enthalt Fachworter der Blankwaffenkunde Eduard Wagner Hieb und Stichwaffen 3 Auflage Artia Prag 1985 OCLC 64655089 Masaniello Parise Das Fechten mit Degen und Sabel Einzige ermachtigte Ubersetzung von C Arturo Gazzera Jacob Erckrath de Bary Bibliothek Ernst Band 70 2 Auflage Gloeckner Leipzig 1930 DNB 1123585830 OCLC 604216027 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Degen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Degen Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Blankwaffen Musterbuch der Waffenfabrik Carl Eickhorn Solingen von 1901 Weiterleitung Fachworter der Blankwaffenkunde von Gerhard Seifert PDF 2 MB Heinrich Muller Galanteriedegen In RDK Labor 2015 URL lt https www rdklabor de w oldid 92318 gt 9 Februar 2021 Paul Post Degen Degengehange In Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte Band III 1954 S 1218 1230 in RDK Labor URL lt https www rdklabor de w oldid 92981 gt 10 Februar 2021 Einzelnachweise Bearbeiten Friedrich Kluge Alfred Gotze Etymologisches Worterbuch der deutschen Sprache 20 Auflage Hrsg von Walther Mitzka De Gruyter Berlin New York 1967 Neudruck 21 unveranderte Auflage ebenda 1975 ISBN 3 11 005709 3 S 125 Hugo Schuchardt Sichel und Sage Sichel und Dolch Teil II in Globus Illustrierte Zeitschrift fur Lander und Volkerkunde Band 80 1901 S 205 209 Eintrag zu dague subst fem im Tresor de la Langue Francaise informatise TLFi eingesehen am 7 Juni 2020 Degen1 und Degen2 im Digitalen Worterbuch der Deutschen Sprache DWDS dortige Etymologie wortgleich mit Wolfgang Pfeifer Etymologisches Worterbuch des Deutschen 2 Auflage Akademie Verlag Berlin 1993 Adelung Grammatisch kritisches Worterbuch der Hochdeutschen Mundart Band 2 Leipzig 1796 S 336 337 Pierer s Universal Lexikon Band 4 Altenburg 1858 S 797 Pierer s Universal Lexikon Band 17 Altenburg 1863 S 767 768 Abb 1 2 12 Neue preussische Degen 3 4 Degen Philipps II von Spanien 5 Degen Friedrichs des Grossen 6 Deutscher Degen des Herzogs Friedrich Heinrich von Nassau 7 Degen Napoleons 8 Klinge der Colada del Cid mit Gefass aus dem 16 Jahrhundert 9 Toledodegen 10 11 Alte preussische Degen In der Mitte Schild mit Degenbrecher Normdaten Sachbegriff GND 4148999 8 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Degen amp oldid 237243667