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Das Grossherzoglich Hessische Gendarmeriekorps war von 1822 bis 1918 die Gendarmerie des Grossherzogtums Hessen Im Gegensatz z B zur bayerischen und preussischen Gendarmerie basierte es nicht auf dem Vorbild der franzosischen Gendarmerie imperiale sondern auf dem bereits 1763 gegrundeten Polizei Husarenkorps und dessen Nachfolgern den Landdragoner bzw Landschutzenkorps 1905 besass das Korps eine Personalstarke gut 250 Beamten Gendarmen des Grossherzoglich Hessischen Gendarmeriekorps 1902 Dunkelgruner Waffenrock dunkelblaue Beinkleider im Sommer grau Inhaltsverzeichnis 1 Vorlaufer Landhusaren Landdragoner und Landschutzen 2 Das Gendarmerie 1822 bis 1918 3 Auflosung bzw Umbenennung 4 Literatur 5 EinzelnachweiseVorlaufer Landhusaren Landdragoner und Landschutzen BearbeitenUberlegungen zur Grundung einer landgraflichen Landespolizei in Form einer Landhusaren Kompanie entstanden 1758 1762 schlug die Regierung in Giessen Landgraf Ludwig VIII vor eine Kompanie Garde de Dragons gegen Deserteure Marketender und so genanntes Gesindel einzusetzen Am 8 Juni 1763 wurden die ersten beiden Offiziere ernannt was spater als Grundungsdatum der Gendarmerie angenommen wurde Der Schutz vor Raubern und Diebsgesindel war offenbar aufgrund des Endes des Siebenjahrigen Krieges notwendig geworden als die Landgrafschaft von entlassenen Soldaten bzw Trossangehorigen verschiedener Heere durchzogen wurde Obwohl das Husarenkorps militarisch organisiert war unterstand es nicht den Militarbehorden sondern der furstlichen Regierung und wurde auch nicht fur militarische Zwecke eingesetzt Insofern unterschied sich das Husarenkorps deutlich von der spateren franzosischen Gendarmerie und ihren deutschen Kopien Finanziert wurde das Korps durch die Husarenkasse Die Korpsstarke betrug bei der Grundung 2 Offiziere 2 Wachtmeister 8 Korporale und 52 Husaren nbsp Hessische Polizeihusaren 1763 bis 1804die auf 10 Stationen verteilt waren Die Uniform war hellgrun mit gelber Schnurung die Bewaffnung bestand aus einem Sabel einem Karabiner und einer Pistole 1764 erschien eine Instruktion in denen die Aufgaben der Offiziere Unteroffiziere und Husaren detailliert beschrieben wurden 7 In dem patroulliren haben die Unter Officiers alle Verdachtige Personen so ihnen aufstossen oder von welchen sie Nachricht bekommen mochten genau zu examiniren Jedoch Niemandt ohnbescheiden und grob zu begegnen und zu behandeln sondern diejenige so sie Verdachtig finden sogleich an den ersten und nachsten Beamten oder Unterbeamten zu bringen welcher wegen solcher des weiters nothig untersuchen und Veranstalten wird Vornehmlich ist auf alles Zigeuner Volk und anderer dergleichen Gesindel zu attendieren dass solches sogleich eingezogen nicht weniger die herumstreichenden Landbettler aus den Furstlich Hessen Darmstadtischen Landten Verdranget werden wesswegen von letzteren dessgleichen die Zigeunersweiber und Kinder und andere Vagabunden wann man sie zum erstenmahl betroffen werden deren Namen notirt und damit die Zucht und Stockhauser nicht unnotig angefullt und die Kosten vermehrt werden sogleich weg und aus dem Land gewiesen in mehrmaligem Betretungsfall aber gleichmassig eingezogen werden Konnen Instruktion vom 6 Dezember 1764 1 Eine weitere Aufgabe der Husaren waren Geleite zum Schutz der Kaufleute vor Uberfallen die durch Geleitgelder finanziert wurden Das Lebendige oder Hohe Geleit wurde allerdings durch das Militar gestellt dem die Husaren lediglich zur Unterstutzung beigegeben waren Von besonderer Bedeutung war vor allem das Frankfurter Messgeleit fur Kaufleute die die Frankfurter Messe besuchten Weiterhin waren die Husaren angewiesen energisch gegen Werber fur auslandischen Militardienst vorzugehen die landgraflichen Werber dagegen zu unterstutzen nbsp Hessische Landdragoner zu Pferd und zu Fuss 1804Aufgrund der politischen Umstrukturierungen wurde durch eine Verfugung vom 17 Februar 1804 das Landdragonerkorps aufgestellt das im Gegensatz zu den Husaren den Militarbehorden unterstand Es bestand aus dem Stab 1 Kommandierender Ober Offizier 1 Quartiermeister 1 Trompeter Division Starkenburg 1 Wachtmeister 5 Korporale 30 Dragoner Division Hessen Desgleichen Division Westfalen Desgleichen Jede Division sollte aus 5 Brigaden in Starke von 1 Korporal und 6 Dragonern bestehen was mehr oder weniger einer franzosischen Gendarmeriebrigade entsprach die sich aus vier bis sechs Gendarmen zusammensetzte eine Formation die spater in den meisten deutschen Gendarmerien die kleinste taktische Einheit bildete Eine Ausnahme bildete die preussische Gendarmeriebrigade die gut 300 Mann umfasste und von einem Oberst kommandiert wurde Die Uniformierung war analog zum Regiment Chevauleger grun mit ponceaurot die Kasquets Raupenhelme besassen einen Ross Schweif und Federbusch Bei der Einstellung wurden gediente Kavalleristen bevorzugt Zu den ublichen Aufgaben der Dragoner kam hinzu dass sie gegen ein Entgelt Postwagen begleiten durften Das Hohe Geleit wurde 1804 aufgehoben 1806 wurde die Landgrafschaft durch franzosische Truppen besetzt und Landgraf Ludwig gezwungen dem Rheinbund beizutreten 1811 erfolgte eine Umstrukturierung des Korps indem dem den Dragonern eine Abteilung Landschutzen in Starke von 94 Mann zugeteilt wurde das Korps erhielt daher nun den Namen Landdragoner und Landschutzenkorps Die Uniform der Landschutzen entsprach bis auf die Kopfbedeckung Tschako statt Raupenhelm der der Landdragoner Wahrend der Hep Hep Krawalle 1819 wurde die Gendarmerie offenbar nicht eingesetzt Zu eigentlichen Zusammenstossen kam es nicht wohl hauptsachlich weil die Regierung die Gemeinden fur allen an judischem Besitz angerichteten Schaden wenn die Tater nicht ermittelt werden konnten haftbar gemacht hat 2 Das Gendarmerie 1822 bis 1918 Bearbeiten nbsp Grossherzoglich Hessische Gendarmen zu Pferd und zu Fuss um 1840Die Umwandlung des Landdragonerkorps am 12 Oktober 1822 in eine Gendarmerie war rein formaler Art die Reiter wurden jetzt wie in anderen deutschen Staaten auch als Gendarmen zu Pferd die ehemaligen Landschutzen als Gendarmen zu Fuss bezeichnet Aufgrund von diversen schweren Auseinandersetzungen mit Straftatern zur Nachtzeit wurde 1829 verfugt dass Nachtpatrouillen nur noch zu zweit durchgefuhrt werden durften eine Regelung die 1905 immer noch bestand 1838 wurden die bisherigen Feuersteingewehre durch eine Perkussions Doppelflinte ersetzt die so Beck mehr der Eigenart des Gendarmeriedienstes entsprach Starkeverhaltnisse des Korps 1839 Kommandeur 1 Divisionskommandanten 3 Subalternoffiziere 2 Rechner 1 Fourier 1 Gendarmen zu Pferde 80 Mann Gendarmen zu Fuss 217 MannGesamtstarke 305 Mann Einteilung Korpsstab 4 Mann Division Starkenburg 74 Mann Division Oberhessen 103 Mann Division Rheinhessen 57 Mann 1848 49 wurden der Waffenrock anstelle des Kolletts eingefuhrt und der Tschako durch einen Helm vermutlich den Raupenhelm der Chevaulegers ersetzt 1855 wurde in Darmstadt eine Stadtgendarmerie mit einem Brigadier und 16 Fussgendarmen eingerichtet Die Starke des Korps wurde dementsprechend angehoben Mit Kabinettsorder vom 7 Marz 1862 wurde die Gendarmerie formal in Gendarmeriekorps umbenannt was jedoch keine organisatorischen oder formalen Anderungen zur Folge hatte Am 8 Januar 1863 feierte das Korps den 100 Jahrestag seiner Grundung Im Deutschen Krieg 1866 kampfte das Grossherzogtum und damit sein Militarkontingent auf suddeutscher Seite Die Gendarmerie stellte daher 24 Mann zur Feldgendarmerie ab und erhielt dafur Ersatz von der hessischen Division Als das Grossherzogtum durch preussische Truppen besetzt wurde blieb die Gendarmerie im Dienst unterstand aber nun in Absprache mit der grossherzoglichen Regierung dem preussischen Gendarmerie Hauptmann Eltester Eltester hinterliess in Hessen Darmstadt offenbar keinen guten Eindruck da er es an Anmassungen und Qualereien aller Art nicht fehlen liess so Beck 3 Durch die hessisch preussische Militarkonvention vom 7 April 1867 traten die hessischen Truppen geschlossen als Division in die Preussische Armee ein 1869 wurde vereinbart dass Hessen Darmstadt im Mobilmachungsfall 25 Mann fur die Feldgendarmerie stellen sollte 13 Gendarmen sowie 12 Kavalleristen aus den beiden Dragoner Regimentern Fur diesen Dienst sollten sie preussische Uniformen tragen die in den Kammern der hessischen Dragoner bereit gelegt wurden Dementsprechend wurde im Deutsch Franzosischen Krieg verfahren Nach einer erneuten Militarkonvention mit Preussen vom 13 Juni 1871 wurde die hessische Division als Grossherzoglich Hessische 25 Division Teil des XI Armeekorps Fur den Status der Gendarmerie war von Bedeutung dass die neue Militarkonvention nicht auf sie angewendet wurde sondern die Rechte des Grossherzogs unangetastet blieben d h der Korpskommandeur unterstand unmittelbar ihm und nicht preussischen Militarbehorden des XI Armeekorps Trotzdem behielt das Korps seinen militarischen Charakter bei Die Uniformierung wurde an die der preussischen Gendarmerie angelehnt Sowohl die Offiziere wie auch die Mannschaften der Gendarmerie wurden in Absprache mit dem Preussischen Kriegsministerium aus der hessischen Division entnommen Die Einzelheiten wurden in einer besonderen Vereinbarung vom 25 Marz 1872 geregelt Zum 1 Januar 1876 wurde die Gendarmeriebrigade Darmstadt aufgelost und eine Schutzmannschaft wie vorher in Berlin und spater in Munchen gegrundet die dem Grossherzoglichen Polizeiamt Darmstadt direkt unterstellt war 1879 erfolgte eine Regelung bezuglich einer einheitlichen Uniformierung des Korps Die theoretisch einheitliche Uniform wies aufgrund der Anfertigung durch verschiedene Distriktsschneider in Schnitt und Machart teilweise erhebliche Abweichungen auf Ab diesem Zeitpunkt wurden die Uniformen zentral von einem Militarschneider in Darmstadt angefertigt der von der Verwaltung des Gendarmeriekorps kontrolliert wurde Am 23 Mai 1879 wurde ein neues Dienstreglement auf Probe eingefuhrt dass am 23 Mai 1880 endgultig eingefuhrt wurde Die militarischen Dienstverhaltnisse oblagen jetzt der Generaladjutantur des Grossherzogs Nach preussischem Vorbild wurde die Bezeichnung Division durch Distrikt und die Dienstgrade der Brigadiers in Wachtmeister und Oberwachtmeister umgewandelt 1895 wurden die Fussgendarmen mit dem Armeerevolver M 84 bewaffnet der mit Ausnahme vom Innendienst bei allen dienstlichen Angelegenheiten getragen werden sollte Allein d h ohne Sabel war der Revolver bei Hausdurchsuchungen Gefangenentransporten und Veranstaltungen aller Art zu tragen Das Gewehr und der Revolver sollten gemeinsam getragen werden bei der Verfolgung von Wilddieben und entwichenen Haftlingen sowie bei inneren Unruhen 1897 98 versuchten die Landstande des Grossherzogtums Hessen den Charakter der Gendarmerie grundlegend zu verandern und in ein ziviles d h nur der Staatsbehorde unterstelltes Sicherheitsdienst Korps umzuwandeln da der militarische Charakter der Gendarmerie nicht mehr zeitgemass sei Der Versuch scheiterte 4 Allerdings wurde das neue Beamtengesetz von 1897 nun auch auf die Gendarmerie angewandt die nun nicht mehr als Beamte auf Widerruf galten sondern die Rechte und Pflichten der ubrigen Beamtenschaft erhielten Beamte in besonders kostspieligen Wohnorten wie Darmstadt oder Mainz erhielten erstmals Lokalzulagen 1901 wurde in einer Vereinbarung zwischen dem Preussischen Kriegsministerium und dem Grossherzoglich Hessischen Ministerium des Innern unter anderem geregelt dass bei einer Mobilmachung der hessischen Truppen das Korps zur Erganzung der Feldgendarmerie 1 Wachtmeister und 12 Gendarmen zu Pferde stellen sollte Gemass einer Dienstordnung vom 14 Dezember 1904 wurden die Gendarmen zu Hilfsbeamten der Staatsanwaltschaft ernannt Das Unterstellungsverhaltnis unter die Kreisamter bezuglich des Polizeidienstes und die Unterstellung unter die militarischen Vorgesetzten in militarischer Hinsicht blieb davon unberuhrt Auflosung bzw Umbenennung BearbeitenIm Zuge der Novemberrevolution 1918 dankte Grossherzog Ernst Ludwig ab und das Grossherzogtum wurde in den Volksstaat Hessen umgewandelt In einer Note vom 22 Juni 1920 der sogenannten Boulogner Note verboten die Alliierten die Beibehaltung der Sicherheitspolizei und auch des Gendarmeriekorps Die Gendarmerie wurde daraufhin in veranderter Form als Teil der allgemeinen Polizei dem Innenministerium unterstellt 5 Literatur BearbeitenFritz Beck Geschichte des Grossherzoglich Hessischen Gendarmeriekorps 1763 1905 H Hohmann Darmstadt 1905 Heinrich Ambros Eckert Dietrich Monten Das deutsche Bundesheer Nach dem Uniformwerk aus den Jahren 1835 bis 1843 bearbeitet durch Georg Ortenburg Harenberg Dortmund 1990 ISBN 3 611 00132 5 Dienstvorschrift fur die hessische Landesgendarmerie vom 25 Juni 1926 In der Fassung des Nachtrags vom 13 5 1927 Darmstadt Staatsverlag 1927 Einzelnachweise Bearbeiten zitiert nach Fritz Beck Geschichte des Grossherzoglich Hessischen Gendarmeriekorps 1763 1905 H Hohmann Darmstadt 1905 S 12 Fritz Beck Geschichte des Grossherzoglich Hessischen Gendarmeriekorps 1763 1905 H Hohmann Darmstadt 1905 S 52 Fritz Beck Geschichte des Grossherzoglich Hessischen Gendarmeriekorps 1763 1905 H Hohmann Darmstadt 1905 S 93 Fritz Beck Geschichte des Grossherzoglich Hessischen Gendarmeriekorps 1763 1905 H Hohmann Darmstadt 1905 S 112 Polizei HessenGendarmerien des Deutschen Kaiserreichs 1871 1918 Konigreiche nbsp Bayern nbsp Preussen nbsp Sachsen nbsp Wurttemberg Flagge des Deutschen Kaiserreichs nbsp Grossherzogtumer nbsp Baden nbsp Hessen Darmstadt nbsp Mecklenburg Schwerin nbsp Mecklenburg Strelitz nbsp Oldenburg ehemals Landdragonerkorps nbsp Sachsen Weimar EisenachHerzogtumer nbsp Anhalt nbsp Braunschweig nbsp Sachsen Altenburg nbsp Sachsen Coburg und Gotha Herzogtum Gotha nbsp Sachsen MeiningenFurstentumer nbsp Lippe nbsp Reuss alterer Linie nbsp Reuss jungerer Linie nbsp Schaumburg Lippe nbsp Schwarzburg Rudolstadt nbsp Schwarzburg Sondershausen nbsp Waldeck PyrmontStadtrepubliken nbsp Bremen nbsp Hamburg nbsp 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