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Die Evangelischen Wochen in den Jahren 1935 1936 und 1937 waren Hohepunkte des geistlichen Lebens der Bekennenden Kirche in der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland Sie entwickelten sich aus den Akademikertagungen der Deutschen Christlichen Studentenvereinigung DCSV und wurden 1938 von der Geheimen Staatspolizei Gestapo unter Berufung auf den 1 der Verordnung des Reichsprasidenten zum Schutz von Volk und Staat vom 28 Februar 1933 im Interesse der offentlichen Ruhe und Ordnung sowie des religiosen Friedens im Einverstandnis mit dem Reichskirchenminister verboten Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung und Zielsetzung 2 Die Evangelischen Wochen 1935 1937 2 1 1935 2 2 1936 2 3 1937 3 Verbot und Nachwirkungen 4 Ertrag der Evangelischen Wochen 5 Quellen 6 Literatur 7 EinzelnachweiseEntstehung und Zielsetzung BearbeitenIm Zusammenwirken zwischen der vorlaufigen Leitung der Bekennenden Kirche und der Leitung des Altfreunde Verbandes der DCSV wurde 1935 eine Beratende Kammer fur Akademiker Arbeit gebildet bei der die entscheidenden Anregungen von Eberhard Muller kamen Als Mitglieder gehorten dieser Kammer an Paul Humburg als Dezernent der Vorlaufigen Kirchenleitung der Deutschen Evangelischen Kirche DEK Reinold von Thadden als Vorsitzender Studentenpfarrer Otto Fricke Frankfurt am Main Hans Thimme Bad Oeynhausen Prases Franz Irmer Berlin Oberkirchenrat Wilhelm Pressel Stuttgart Landgerichtsrat Meyer Berlin Justizministerium Emil Sorensen Dresden Eberhard Muller als Schriftfuhrer Rechtsanwalt Eberhard Fiedler Berlin Kurt Fror Nurnberg 1 Daraus entwickelte sich der Reichsausschuss der Evangelischen Wochen um der Kirche durch volksmissionarische Arbeit unter den Gebildeten zu dienen Durch die Pflege des zentralen missionarischen Anliegens wollen die Evangelischen Wochen vor allem das geistliche Leben der Bekennenden Gemeinden starken Diesem Ziel dienen die moglichst jahrlich stattfindende Deutsche Evangelische Woche sowie kleinere in den einzelnen Provinzen Stadten und Landkreisen stattfindende Veranstaltungen ahnlichen Charakters 2 Den Vorsitz ubernahm der rheinische Prases Paul Humburg sein Stellvertreter wurde Reinold von Thadden Eberhard Muller der Generalsekretar der DCSV stellte sich als geschaftsfuhrender Generalsekretar dem Reichsausschuss zur Verfugung In einer Zeit in der die antichristliche Propaganda des Nationalsozialismus immer starker zu spuren war und Verwirrung und Unsicherheit sich ausbreiteten sollte auf den Evangelischen Wochen das evangelische Zeugnis in biblisch reformatorischer Klarheit und erwecklicher Kraft dem Menschen der Gegenwart mit seinen konkreten Fragen angeboten werden 3 Vielversprechend war von Anfang an die gegenseitige Durchdringung evangelistisch biblizistischer und reformatorisch gepragter Frommigkeit bei den Mannern die als Vortragende wahrend der Evangelischen Wochen auftraten Dabei konnten in der kirchlichen Offentlichkeit die Anstosse der Luther Renaissance 4 und der dialektischen Theologie fruchtbar werden die einen theologischen Klimawandel hervorgerufen hatten in Verbindung mit dem lebendigen Erbe eines neuen Biblizismus wie er von Martin Kahler ausgegangen war Man war von dem Bewusstsein durchdrungen den durch den Kirchenkampf angefochtenen Menschen neue und verstehbare Antworten auf ihre Fragen zu geben wie sie in dieser Klarheit und Ausfuhrlichkeit innerhalb der normalen Sonntagsverkundigung nicht moglich waren 5 Dabei zielte man besonders auf die Gebildeten So hiess es in einem Rundschreiben des Reichsausschusses vom 14 Januar 1936 Diese Veranstaltungen sind keine Unternehmen mit kulturpolitischer Zielsetzung sondern wollen die christliche Botschaft in Lehre und Verkundigung in die Welt der Gebildeten tragen um in ihr das Verantwortungsbewusstsein fur die Kirche wachzurufen 6 Die Evangelischen Wochen 1935 1937 Bearbeiten1935 Bearbeiten Den Auftakt bildete die erste Deutsche Evangelische Woche in Hannover vom 26 bis 30 August 1935 die einen glanzenden Verlauf nahm und uberraschend stark besucht war Man war sich bewusst dass man auf Widerspruch der Deutschen Christen stossen wurde Doch verlief die grossangelegte Propaganda fur die Woche durch Tagungsprogramme die auch den kirchlichen Zeitschriften beigelegt wurden ohne besondere Zwischenfalle Auch stiess man nicht auf eine offizielle Missfallenskundgebung seitens der nationalsozialistischen Regierung Die Stadthalle von Hannover wurde freilich nicht zur Verfugung gestellt so dass die Tagung in der Marktkirche und in der Neustadter Kirche abgehalten wurde Es fanden sich 4000 Teilnehmer aus ganz Deutschland ein Die funf Themen Die Predigt des Wortes Gottes Das Bekenntnis von der Kirche Die Bezeugung Gottes in der Kirche Die christliche Botschaft im Leben des Volkes Der Mensch vor Gott wurden durch Theophil Wurm Paul Humburg Karl Koch Otto Riethmuller Simon Schoffel Hanns Lilje August Marahrens Willem Adolf Visser t Hooft Karl Immanuel Immer Hans Dannenbaum Ernst Verwiebe Hans Asmussen Martin Haug Friedrich Meinzolt Martin Niemoller Walter Kunneth Heinrich Rendtorff und Reinold von Thadden abgehandelt 7 1936 Bearbeiten Die zweite Evangelische Woche fand vom 1 5 Januar 1936 in der Hamburger St Petri Kirche statt Mit den aktuellen Vortragsthemen wandte man sich auch hier vorwiegend an die gebildeten Glieder der Kirche Man referierte u a uber Die naturliche Gebundenheit des Menschen Karl Stoevesandt Bremen uber Vererbung Krankheit und Schuld Werner Villinger Bethel um sich gegen den rassisch bedingten primitiven Biologismus der nationalsozialistischen Weltanschauung deutlich abzugrenzen Theologische Grundsatzreferate uber brennende Probleme wie Die biblische Lehre von der Erbsunde Paul Althaus Erlangen Die Bindung des einzelnen an Staat und Kirche Franz Irmer Berlin Kirche und Volk in der Missionserfahrung der Gegenwart Walter Freytag Hamburg Die Moglichkeit christlicher Erziehung Hans Asmussen Bad Oeynhausen Christus und die junge Generation Manfred Muller Stuttgart Der Anteil der Kirche an dem Werk der Erziehung Friedrich Delekat Dresden Der Angriff der Christusbotschaft Martin Niemoller Berlin Recht und Amt der Laien in der Kirche Reinold von Thadden kamen hinzu Fast gleichzeitig wurde in der Leipziger Thomaskirche eine Evangelische Woche fur Sachsen mit einem ahnlichen Programm durchgefuhrt Es folgten Evangelische Wochen in Essen Breslau Stettin Konigsberg und Danzig Hier stellten sich auch noch Paul Humburg Karl Heim Helmuth Schreiner Hanns Lilje u a als Referenten zur Verfugung 8 In Leipzig wurden bis 2000 Teilnehmer gezahlt Der Eroffnungsgottesdienst den Hans Meiser hielt war uberfullt In Breslau wuchs die Teilnehmerzahl von 1000 Dauergasten abends bis auf 3000 In Stettin betrug die feste Teilnehmerzahl 650 die Bibelarbeit wurde meist von 700 bis 800 Teilnehmern besucht der Nachmittags und Abendbesuch stieg bis zu 2000 Die Evangelische Woche fand in ganz Pommern ein unerwartetes Echo In Konigsberg wurden bis 2000 Besucher gezahlt Hierbei wurden einige grundsatzliche Linien neu herausgestellt Die Singearbeit soll gut vorbereitet werden Gemeinsame lockere Veranstaltungen sind anzustreben in der Form eines Ausfluges der Besichtigung einer Anstalt oder als geselliges Beisammensein Dringlich ist ein einheitliches Gesamtthema fur die Evangelische Woche die Stoffauswahl muss eingeschrankt werden Der Dreiklang der Tagung Verkundigung Zeugnis Lehre muss gut herausgearbeitet und jeder Redner auf seinen Typus festgelegt werden Der Gesamtcharakter der Vortrage muss sich darin zeigen dass die Verkundigung auf Gegenwartsfragen bezogen ist sie darf niemals ohne ein angriffiges Element sein muss also eine hohere Einheit von Apologetik und Evangelisation darstellen 9 In einem undatierten Bericht vom Herbst 1936 heisst es In zwei Bezirken arbeiten seit einigen Wochen hauptamtliche Sekretare der Evangelischen Woche In mehreren Stadten sind Evangelische Abendwochen in Vorbereitung die vor allem berufstatige Menschen erfassen wollen Die finanziellen Zuschusse fliessen aus den Mitgliedsbeitragen des Vereins zur Forderung der Deutschen Evangelischen Wochen Wir haben im Laufe des ersten Jahres insgesamt 1 1 Mill Programme verbreitet davon wurden uber 100 000 in adressierten Umschlagen versandt 2 Der Dienst der Evangelischen Wochen hatte auch weiterhin ein erstaunliches Echo und schien fur einige Zeit ungefahrdet In Wien veranstaltete die Evangelisch theologische Fakultat eine Evangelische Woche der sich sogar der Rundfunk mit der Ubertragung eines Vortrages zur Verfugung stellte Die grosse Reichsveranstaltung der Deutschen Evangelischen Woche vom 24 29 Juli 1936 in Stuttgart bildete einen Hohepunkt 10 Fast 3600 Teilnehmer aus ganz Deutschland hatten sich eingefunden Gaste kamen aus Osterreich England und den nordischen Staaten Grusse und Wunsche auslandischer Kirchenfuhrer z B von dem schwedischen Erzbischof Eidem den englischen Erzbischofen von Canterbury und York dem Lordbischof von Chichester bewiesen eine okumenische Verbundenheit mit der bedrangten evangelischen Christenheit in Deutschland Die Stifts und Hospitalkirche waren immer voll oft ubervoll und manchmal wurde eine Ubertragung nach der Leonhardskirche erforderlich 11 Als Leitgedanke stand uber der Tagung das Thema Der Gott der Wahrheit Die Eroffnungsgottesdienste hielten Theophil Wurm und Karl Koch Die tagliche Bibelarbeit hatten Friedrich von Bodelschwingh und Paul Humburg ubernommen Es sprachen u a Karl Hartenstein Basel Walter Freytag Hamburg die Professoren Helmuth Schreiner Rostock Julius Schniewind Kiel Otto Procksch Erlangen Adolf Koberle Basel Wilhelm Vischer Basel Jakob Kroeker Wernigerode Udo Smidt Wilhelm Busch Essen Hanns Lilje Berlin Julius Schieder Nurnberg u a Die Woche war so aufgebaut dass morgens biblische und theologische Vortrage stattfanden nachmittags Berichte aus den Gemeinden erfolgten und abends Gemeindevortrage in einer Art offentlicher Kundgebung geboten wurden Evangelische Wochen fanden im Jahre 1936 u a auch in Rostock Frankfurt am Main in Essen Siegen Flensburg 12 und Berlin 13 statt Dabei tauchen die Namen folgender Referenten auf Wolfgang Trillhaas Hans Asmussen Eduard Putz Furth Wilhelm Brandt Bethel Martin Porksen Breklum Wilhelm Halfmann Kiel Volkmar Herntrich Bethel Heinrich Rendtorff Stettin Wolfgang Staemmler Magdeburg Otto Dibelius Walter Kunneth Thomas Breit Munchen Hans Joachim Iwand Konigsberg Keysser Neuendettelsau Georg Merz Bethel D Knak Berlin Sorensen Dresden Hans Bardtke Borsdorf Albrecht Oepke Leipzig Helmut Kern Nurnberg 14 Martin Haug Stuttgart 1937 Bearbeiten Anfang des Jahres 1937 traten die Gegenkrafte auf den Plan Die erste Probe davon bekam der Reichsausschuss der Evangelischen Woche im Januar 1937 mit dem Verbot der Evangelischen Woche in Erfurt und Bremen zu verspuren Die Geheime Staatspolizei berief sich auf 1 der Verordnung des Reichsprasidenten vom 28 Februar 1933 zum Schutze von Volk und Staat im Interesse der offentlichen Ruhe und Ordnung sowie des religiosen Friedens und handelte dabei im Einverstandnis mit dem Reichskirchenminister Das Verbot wurde von dem Staatssekretar Hermann Muhs im Reichskirchenministerium veranlasst und galt nicht einzelnen Rednern sondern war gegen die Arbeit der Evangelischen Wochen insgesamt gerichtet 15 Doch konnten im gleichen Monat Januar noch die Evangelischen Wochen in Nurnberg Dortmund Magdeburg Schneidemuhl Frankfurt am Main Heidelberg Kreuznach und Tubingen durchgefuhrt werden 16 Erstaunlicherweise konnten auch noch Ende Marz Anfang April zwei eindrucksvolle Evangelische Wochen in Kassel mit 12 000 Besuchern und in Darmstadt stattfinden Auf beiden Vortragsreihen sprach der Generalsekretar des Weltkirchenrates Visser t Hooft Genf wobei es besonders in Darmstadt recht dramatisch zuging 17 Die Evangelische Woche vom 31 Marz bis 4 April in Darmstadt war zunachst genehmigt worden Doch dann sollten die Vortrage verboten werden die Bibelstunden blieben erlaubt Der Vorbereitungsausschuss der Evangelischen Woche beschloss das Verbot nicht zu befolgen 18 Die Gemeinde sollte nach den Bibelstunden aufgefordert werden in der Kirche zu bleiben um die Vortrage anzuhoren Da sich unter den Rednern auch der Generalsekretar des Weltkirchenrates Dr Visser t Hooft befand fuhlte sich die Staatspolizeileitung gehemmt Am zweiten Tage versuchte die Gestapo die Redner am Betreten der Kirche zu hindern Doch gelang es diesen teilweise durch die Fenster in die Kirche zu gelangen Am dritten Tag griff die Gestapo hart ein P Wilhelm Busch wurde nach seinem Vortrag verhaftet und aus der Stadt verwiesen Da er dieser Aufforderung nicht nachkam wurde er mit anderen leitenden Pfarrern festgehalten Schliesslich wurde die Pauluskirche polizeilich gesperrt Die Verhafteten wurden Ende der Woche wieder freigelassen Auch Bischof Wurm wurde am Abhalten des Sonntagsgottesdienstes gehindert doch konnte er im Saal der Stadtmission zu Darmstadt noch predigen Pfarrer Wintermann predigte in der Schlosskirche Von seiner nachtraglichen Verhaftung sah man ab weil der Schlosshof voller Menschen war Einen letzten Nachhall bildete die dritte Deutsche Evangelische Woche vom 27 Juli bis 1 August 1937 in Dresden Auch sie wurde kurzfristig verboten Interessanterweise geschah das durch den Reichsstatthalter und Gauleiter von Sachsen Mutschmann der sich hier gegen den Willen der Gestapo durchzusetzen wusste Die letzte grosse Deutsche Evangelische Woche fand aber doch statt Mit Hilfe der Deutschen Reichsbahn bei der ohne Angabe des Zwecks Sonderzuge nach Gorlitz bestellt waren wurde sie in diese schlesische Stadt umgelegt Die Teilnehmer waren bei ihrer Ankunft im Tagungsburo in Dresden davon verstandigt worden Etwa 1000 Personen benutzten den Sonderzug am ersten und dritten Tag Fur den zweiten und vierten Tag erhielten die 1000 Dauerteilnehmer im Zug personliche Einladungen in Dresdner Familien zu bruderlichen Gesprachen uber die gehorten Vortrage So wurde es moglich in ungefahr 70 Gruppen ungestort zusammenzukommen Am funften und letzten Tag vereinigten sich die 1000 Teilnehmer auf einer Sonderfahrt die auf einem Elbdampfer nach der Sachsischen Schweiz stattfand Trotz aller Hindernisse wurde das angekundigte Generalthema Jesus Christus Heiland und Herr durchgefuhrt Auch hier waren bekannte und bewahrte Redner gerufen worden wie Reinold von Thadden Gunter Dehn Franz Lau Heinrich Vogel Hermann Barth Wilhelm Busch Hugo Hahn Julius Schniewind August Knorr Hans Asmussen Hanns Lilje Kurt Dietrich Schmidt W A Visser t Hooft und Missionar Bernhard Schiele 19 Verbot und Nachwirkungen Bearbeiten1938 erfolgte das staatspolitische Verbot der Evangelischen Wochen nachdem bereits in der zweiten Halfte des Jahres 1937 sich die Schwierigkeiten so vermehrt hatten dass die Evangelischen Wochen in den bescheidenen Rahmen lokaler Veranstaltungen herabgedruckt worden waren Man behalf sich zuletzt mit Evangelischen Tagen wie z B in Dessau und Chemnitz und mit wenigen Referenten bis auch diese Moglichkeiten im Zuge der staatlichen Entkonfessionalisierung des offentlichen Lebens unterdruckt wurden 20 Nach einem Jahr klugen Abwartens hat dann die Wurttembergische Landeskirche im Jahre 1939 die Evangelischen Tage wieder aufgenommen Mehrere Tubinger Theologieprofessoren stellten sich zur Verfugung In dichter Folge fanden die Tage in Freudenstadt Calw Reutlingen Tuttlingen Ebingen Ulm Heidenheim Goppingen Nurtingen Esslingen Bad Cannstatt Backnang Schwabisch Hall Heilbronn statt Erreicht wurden durchschnittlich 1000 und mehr Teilnehmer In Stuttgart nannte man sie Kirchliche Tage der Stille und Besinnung die in der stets gefullten Stiftskirche in gewissen Abstanden durchgefuhrt und nach Ausbruch des Krieges fortgesetzt wurden Die Evangelischen Wochen blieben unvergessen Als nach 1945 der Schrecken des Nationalsozialismus vorbei war wurden seit 1947 wieder Evangelische Wochen veranstaltet zuerst 1947 in Flensburg 21 dann 1948 in Frankfurt am Main 22 und 1949 in Hannover 23 Diese Evangelischen Wochen mit stark missionarischem Geprage bildeten das Grundmuster des Deutschen Evangelischen Kirchentages der dann in den funfziger Jahren eine nie geahnte Wirkung in der Offentlichkeit erreichte Gewiss haben bei der Entstehung des Kirchentages auch personliche Uberlegungen und Plane des ersten Prasidenten Reinold von Thadden eine wesentliche Rolle gespielt Dennoch ist nicht von der Hand zu weisen dass die Evangelische Woche wahrend der Zeit des Kirchenkampfes die wichtigste Vorlauferin des Kirchentages darstellt Der Generalsekretar der Deutschen Evangelischen Woche in der Zeit zwischen 1935 und 1938 Eberhard Muller wurde Direktor der ersten Evangelischen Akademie in Deutschland die in Bad Boll gegrundet wurde und mit ihrem modernen Arbeitsstil bahnbrechend wirkte Auch in diese Arbeit munden Strome aus der DCSV aus der Apologetischen Centrale und aus der Volksmission wie sie bereits die Evangelischen Wochen pragten 24 Nicht von ungefahr stammt die Mehrzahl der verantwortlichen Mitarbeiter sowohl in den Evangelischen Akademien als auch beim Kirchentag aus diesen Arbeitsbereichen Ertrag der Evangelischen Wochen BearbeitenUnd der Ertrag dieser Wochen Dazu bemerkt Eberhard Muller in einem undatierten Rundschreiben Die bisherige Arbeit der Evangelischen Wochen beweist dass hier ein richtiger Weg eingeschritten wird Nicht nur die im Vergleich zu fruheren Zeiten geradezu erstaunliche Teilnehmerzahl dieser Wochen Hannover 4000 Hamburg 2000 Essen 1600 sondern auch die Art der Zusammensetzung der Teilnehmer beweist dass hier weite z T der Kirche ziemlich entfremdete Kreise erfasst werden Vor allem konnen wir eine erstaunlich grosse Beteiligung unserer gebildeten Mannerwelt beobachten Es will in heutiger Zeit schon etwas bedeuten wenn sich Menschen unaufgefordert zur Mitarbeit melden Wir hatten bisher nie Mangel an Mitarbeitern da wo einmal deutlich geworden war was wir wollen Wir haben aber auch nie Mangel an Aufgaben die zu bewaltigen sind denn das Ziel das uns gesteckt ist die Mitwirkung am Bau lebendiger und denkender christlicher Gemeinden ist so ungeheuer weit dass es niemals vollig erreicht werden kann Die Evangelischen Wochen richten sich aber keinesfalls nur an Akademiker und der Akademiker will heute nicht als Akademiker sondern als Glied der Kirche angesprochen sein und ausserdem gibt es sehr viele Nichtakademiker die an den unserer Kirche aufgegebenen Denkfragen sehr viel mehr mitzuarbeiten in der Lage sind als selbst Angehorige der sogenannten geistig wissenschaftlichen Berufe Die Evangelische Woche richtet sich also an einen Ausschnitt der Kirche Sie sind kein allgemeines Evangelisationsunternehmen Trotzdem bieten sie nicht akademische Vorlesungen sondern dienen der Klarung der grossen unserer Kirche aufgegebenen Glaubens und Lebensfragen Ein Neubau der Kirche kann nur so geschehen dass die Kirche aufgebaut wird auf den tragenden Kreis eines Gemeindekerns 25 Quellen BearbeitenEberhard Muller Hrsg Wahrheit und Wirklichkeit der Kirche Vortrage und geistliche Reden gehalten auf der Deutschen Evangelischen Woche 26 bis 30 August 1935 in Hannover Berlin Furche 1935 Eberhard Muller Lebendige Gemeinde Ein Wort zu den Zielen der Evangelischen Woche in Das evangelische Hamburg Halbmonatsschrift fur Niederdeutsches Luthertum Nr 1 Januar 1936 S 14 ff Eberhard Muller Die Hamburger Evangelische Woche in Die Furche Evangelische Zweimonatsschrift fur das geistige Leben der Gegenwart XXII 1936 189 190 Hanns Lilje Der Ruf der Kirche Vortrag auf der Evangelischen Woche in Breslau am 26 Marz 1936 in Bekennende Kirche Heft 43 1936 S 3 18 Hanns Lilje Der Gott der Wahrheit Deutsche Evangelische Woche 1936 in Die Furche Evangelische Zweimonatsschrift fur das geistige Leben der Gegenwart XXII 1936 478 479 Eberhard Muller Hrsg Der Gott der Wahrheit Das Wort der Kirche bezeugt auf der Deutschen Ev Woche in Stuttgart 1936 Berlin Furche 1936 Eberhard Muller Hrsg Der Heiland Ein Buch von Jesus dem Grund des Glaubens dem Fursten des Lebens und dem Herrn der Welt Berlin Furche 1938 Gorlitzer Vortrage 1937 Zeitschrift Junge Kirche Jahrgange 1936 1938 im Register unter Evangelische Woche Literatur BearbeitenTheodor Brandt Evangelische Wochen in Evangelisches Kirchenlexikon 1958 Bd I Sp 1209 Friedrich Zipfel Kirchenkampf in Deutschland 1933 1945 Religionsverfolgung und Selbstbehauptung der Kirchen in der nationalsozialistischen Zeit Berlin de Gruyter amp Co 1965 Jurgen Henkys Bibelarbeit Der Umgang mit der Heiligen Schrift in den evangelischen Jugendverbanden nach dem Ersten Weltkrieg Hamburg Furche 1966 Erich Beyreuther Kirche in Bewegung Geschichte der Evangelisation und Volksmission Berlin Christlicher Zeitschriftenverlag 1968 Werner Humburg Arno Pagel Hrsg Es geschah in Barmen und Stuttgart 1936 Die Knospenfrevelpredigt von Paul Humburg und ihre Folgen Eine Dokumentation aus der Zeit des Kirchenkampfes Francke Marburg 1985 ISBN 3 88224 421 6 darin Deutsche Evangelische Woche Stuttgart S 33 ff Hannelore Braun Gertraud Grunzinger Hrsg Personenlexikon zum deutschen Protestantismus 1919 1949 Gottingen Vandenhoeck amp Ruprecht 2006 Einzelnachweise Bearbeiten Kurt Fror Protest gegen Willkur Evangelische Arbeitsgemeinschaft fur Kirchliche Zeitgeschichte Munchen abgerufen am 21 Juni 2018 a b Akten der Evang Akademie Bad Boll unnummeriert Aus den Satzungen fur den Reichsausschuss der Deutschen Evang Wochen Jurgen Henkys Bibelarbeit 1966 S 215 Luther Renaissance Zitiert nach Karl Holl Gesammelte Aufsatze zur Kirchengeschichte Band 1 Luther Tubingen 1921 S 1 90 S 1 Forschungsstelle fur Kirchliche Zeitgeschichte abgerufen am 21 Juni 2018 Theodor Brandt Evangelische Wochen in Evangelisches Kirchenlexikon 1958 Bd I Sp 1209 Akten Bad Boll Rundschreiben des Reichsausschusses vom 14 1 1936 Vgl Eberhard Muller Hrsg Wahrheit und Wirklichkeit der Kirche Berlin 1935 Vgl Zeitschrift Junge Kirche Jahrgange 1936 1938 im Register unter Evangelische Woche Aus einer Niederschrift uber die Mitarbeiterbesprechung der Evangelischen Wochen am 25 4 1936 in Berlin Akten Bad Boll Deutsche Evangelische Woche Stuttgart in Werner Humburg Arno Pagel Hrsg Es geschah in Barmen und Stuttgart 1936 1985 S 33 ff Junge Kirche 1936 S 776 Zur weltanschaulichen Lage Kundgebungen gegen die nationalsozialistische Weltanschauung Bericht uber die Evangelischen Wochen von Siegen Flensburg und Berlin Der Beauftragte des Fuhrers fur die Uberwachung der gesamten geistigen und weltanschaulichen Erziehung der NSDAP vom 4 Dezember 1936 Online auf geschichte bk sh de abgerufen am 21 Juni 2018 Gestapo Bericht uber die Berliner Tagung abgedruckt bei Friedrich Zipfel Kirchenkampf in Deutschland 1933 1945 1965 S 373 375 Helmut Kern Spott auf die Gestapo Landeskirchliches Archiv Nurnberg KKE Nr 33 Forschungsstelle fur Kirchliche Zeitgeschichte abgerufen am 21 Juni 2018 Einzelheiten dazu in einem Protokoll zur Frage der Verbote der Evang Wochen undatiert Akten von Bad Boll Der Nurnberger Evangelischen Woche gingen lebhafte Auseinandersetzungen mit Bischof D Meiser uber die Teilnahme Reinold von Thadden Trieglaffs als Redner voraus In einer Korrespondenz mit Pfr Helmut Kern dem Leiter des Amtes fur Gemeindedienst der bayerischen Landeskirche entwickelte Dr Eberhard Muller dabei folgende Grundsatze 1 die Evang Woche hat immer wieder versucht Manner die sich vielleicht im kirchenpolitischen Handeln auseinandergelebt haben zu bruderlichem gemeinschaftlichem Dienst zusammenzufuhren Es kann niemals Aufgabe der Evang Woche sein Kirchenleitungen daruber zu belehren wie sie diese oder jene kirchliche Entscheidung zu treffen haben 2 Es kann bei jedem Redner vorkommen dass er plotzlich missliebig wird Setzen wir solche Leute dann vom Programm ab so wird der Gegner dadurch eher sicher und angriffslustig als das Gegenteil Korrespondenz vom 8 16 und 17 Dezember 1936 Akten Bad Boll Evangelische Woche Stadtlexikon Darmstadt abgerufen am 21 Juni 2018 Die Leitung der Evangelischen Woche konnte sich an das Verbot der Woche nicht gebunden wissen Sie wusste sich vor Gott verpflichtet die Verkundigung in dem vorgesehenen Sinne durchzufuhren Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen Nunmehr erhielten die fur die Vortrage in Aussicht genommenen auswartigen Redner ein Rede und Aufenthaltsverbot fur das Land Hessen Auf die Bedingung dass nur hessische Redner sprechen durften konnte sich die Leitung der Wochen nicht festlegen Sie musste es den in Aussicht genommenen Rednern anheimstellen ob sie sich vor Gott verpflichtet fuhlten trotz des Verbotes das Evangelium zu verkundigen und den ihnen angetragenen Dienst an der Gemeinde Gottes auszurichten Aus einem undatierten Bericht Akten Bad Boll Eberhard Muller Hrsg Der Heiland Berlin 1938 Gorlitzer Vortrage 1937 Geh Staatspolizei Staatspolizeistelle fur den Reg Bezirk Potsdam an die Herren Landrate pp Betr Evangelische Wochen Zu der Frage der Evangelischen Wochen hat der Herr Reichsminister und Preussischer Minister fur die Kirchlichen Angelegenheiten wie folgt Stellung genommen Da die Veranstaltungen von Evangelischen Wochen durch den Reichsausschuss der Evangelischen Woche in Berlin sich in der letzten Zeit haufen bitte ich gegen alle derartigen Veranstaltungen zur Aufrechterhaltung des kirchlichen und religiosen Friedens kunftig wie folgt vorzugehen 1 Jede Evangelische Woche wird verboten 2 Eingriffe in Gottesdienste sind auf alle Falle zu vermeiden 3 Alle Personen die als Redner oder Prediger dem betreffenden Tagungsort zureisen werden durch ein Aufenthaltsverbot fur diesen Bezirk ferngehalten Uber die Durchfuhrung dieser Massnahmen und ihrer Auswirkungen ersuche ich um Bericht datiert vom 28 1 1937 Der um Vermittlung angegangene Reichskirchenausschuss antwortet unter dem 3 2 1937 an die Reichsgeschaftsstelle Deutsche Evangelische Woche Die Rednerliste weist vorwiegend Namen der Dahlemer Richtung der Bekennenden Kirche auf wir bitten den allgemeinkirchlichen Charakter dieser Veranstaltungen auch nach aussen hervortreten zu lassen In der Erwartung dass diesem Wunsche entsprochen wird sind wir bereit uns auch kunftig fur die freie Durchfuhrung der Evangelischen Wochen einzusetzen Fur eine Mitteilung Ihrer Stellungnahme waren wir dankbar Vor dem Verbot des Reichsausschusses der Evangelischen Woche konnte ein Teil des Vermogens von mehreren zehntausend Mark gerettet werden Dr Eberhard Muller nunmehr Studentenpfarrer in Tubingen konnte damit eine Organisation Gesellschaft zur Forderung christlicher Erkenntnis im Jahre 1933 mit Pralat Schlatter als Vorsitzenden fur Wurttemberg aufziehen Vgl dazu Das evangelische Deutschland Kirchl Rundschau fur das Gesamtgebiet der Deutschen Evangelischen Kirche XII XIV Jg Berlin 1935 1937 Ferner Deutsches Pfarrerblatt Bundesblatt der deutschen evangelischen Pfarrervereine 40 und 41 Jg Essen 1936 1937 Ferner Junge Kirche Hrsg Lilje Sohlmann 3 6 Jg Gottingen 1935 1938 Die in der Evangelischen Akademie Bad Boll vorhandenen Handakten sind noch nicht archivmassig bearbeitet Vgl dazu die Diplomarbeit zur Ersten Staatsprufung fur das Lehramt an Volksschulen vorgelegt von cand paed Karin Grosse am 31 1 1966 in Flensburg unter dem Titel Die evangelische Woche von 1935 1937 ein historischer und theologischer Bericht Evangelische Wochen Flensburg Arbeitsgruppe Die Bekennende Kirche in Schleswig Holstein 2016 abgerufen am 21 Juni 2018 Kirchen Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland 28 Januar 2016 auf Lebendiges Museum Online abgerufen am 21 Juni 2018 Im Juli 1949 kam es in Hannover zu einer Neuauflage der Evangelischen Woche Auf der Abschlusskundgebung einigten sich die 5000 Anwesenden darauf sie kunftig als Deutscher Evangelischer Kirchentag fortzusetzen Die Botschaft 26 1967 vom 25 Juni Deshalb gilt die Evangelische Woche 1949 in der Zahlung zugleich als 1 Deutscher Evangelischer Kirchentag Vgl dazu Rudiger Runge Christian Krause Hrsg Zeitansage 40 Jahre Deutscher Evangelischer Kirchentag Stuttgart Kreuz 1989 S 215 Vgl Artikel Evangelische Akademie in RGG 3 und Evang Kirchenlexikon Vgl Akten von Bad Boll dazu auch Eberhard Muller Lebendige Gemeinde Ein Wort zu den Zielen der Evangelischen Woche in Das evangelische Hamburg Halbmonatsschrift fur Niederdeutsches Luthertum Nr 1 Januar 1936 S 14 ff Normdaten Veranstaltung GND 5268013 7 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Evangelische Wochen amp oldid 213225147