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Die politischen Parteien in Polen bestimmen nach dem Modell der Parteiendemokratie massgeblich die polnische Politik Das gegenwartige und seit 1989 bestehende Parteiensystem befindet sich in stetigem Wandel Neben etablierten und seit Jahrzehnten bestehenden Parteien sind auch haufige Parteineugrundungen und Wechsel der Abgeordneten zwischen den Parteien zu beobachten Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Seit der Wende 2 Rechtliche Rahmenbedingungen 3 Parlamentswahlen 2015 4 Politisches Spektrum 4 1 Politische Linke 4 2 Politische Mitte 4 3 Politische Rechte 5 Siehe auch 6 Literatur 7 WeblinksGeschichte BearbeitenDie ersten Parteien entstanden in Polen bereits 1573 und bestimmten massgeblich die Politik im damals noch aristokratisch gepragten Sejm Nach der Wiedererlangung der polnischen Unabhangigkeit kam es 1918 zur raschen Konsolidierung eines modernen jedoch sehr konfrontativen Parteiensystems das zunachst vor allem vom Mitte Rechts Lager dominiert wurde ab 1926 allerdings unter dem Einfluss der Sanacja stand eines militardiktatorischen Regimes unter der Fuhrung Jozef Pilsudskis und seiner Obristengefolgschaft nbsp Logo der PZPRIn den Jahren zwischen 1944 und 1948 nach der Befreiung aus der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg kampften die polnischen Kommunisten der Polnischen Arbeiterpartei Polska Partia Robotnicza PPR welche durch die Sowjetunion massiv unterstutzt wurden um die Vorherrschaft im Polen der Nachkriegszeit Sie konkurrierten mit den Sozialisten der Polnischen Sozialistischen Partei Polska Partia Socjalistyczna PPS welche von den Staatssicherheitsorganen der polnischen Kommunisten und der Sowjetunion unterwandert wurde um eine kommunistische Machtubernahme zu ermoglichen Neben diesen Parteien gab es zudem die im Volk populare und zentristisch orientierte Polnischen Volkspartei Polskie Stronnictwo Ludowe PSL Daneben existierten noch die beiden ebenfalls links des Spektrums anzutreffenden Splitterparteien Arbeitspartei Stronnictwo Pracy SP und Volkspartei Stronnictwo Ludowe SL Lediglich das kleine liberal demokratische und bis heute existierende Demokratische Bundnis Stronnictwo Demokratyczne SD konnte sich eine gewisse Unabhangigkeit bewahren Die PPR versuchte 1947 uber das System eines Wahlblocks eine einheitliche Wahlliste mit gemeinsamen Kandidaten zu etablieren Zur Teilnahme waren alle Parteien eingeladen Im Laufe der Jahre wurde Josef Stalin einer der entscheidenden Schiedsrichter und mischte sich erheblich in die polnische Innenpolitik ein Der Kommunismus beziehungsweise Stalinismus wurde aufgrund von burgerkriegsahnlichen Zustanden zwischen den politischen Lagern allerdings erst nach 1948 eingefuhrt Im selben Jahr waren die PPR und die PPS einer Zwangsvereinigung unterzogen worden ahnlich der zwischen SPD und KPD zur SED Die PPS erfuhr massive politische Sauberungen und Gegner des neuen Regimes wurden aus Partei sowie Regierungsamtern gedrangt Die neue Partei hiess nun Polnische Vereinigte Arbeiterpartei Polska Zjednoczona Partia Robotnicza PZPR Ihre Fuhrungspersonlichkeiten waren Boleslaw Bierut und Wladyslaw Gomulka Nach 1948 wurde die PZPR zur fuhrenden und die Regierung allein bestimmenden Partei Allerdings gab es wie in der DDR auch Blockparteien die im weiterhin betriebenen Sejm auftraten Die Vereinigte Bauernpartei Zjednoczone Stronnictwo Ludowe ZSL die zuvor genannte SD und kleinere katholische Gruppierungen Seit der Wende Bearbeiten Durch den politischen Systemwechsel 1989 entwickelte sich in Polen ein sehr vielfaltiges Parteienwesen das anfangs auf Grund der noch frischen Strukturen und mangelnder institutioneller Traditionen haufigen Veranderungen unterworfen blieb In dieser Situation versuchten immer wieder ehrgeizige Einzelpersonen mit eigenen Parteien grossere Wahlergruppen hinter sich zu bringen Die Einfuhrung einer Sperrklausel von 5 Prozent fur Parteien sowie 8 Prozent fur Wahlbundnisse 1993 hat dafur gesorgt dass diese Projekte kurzlebig blieben und dass ein grosserer Konzentrationsprozess innerhalb des Parteiensystems eingesetzt hat Folgende lagerbezogene Regierungsphasen lassen sich des Weiteren seit 1989 feststellen 1989 1993 Die turbulente Phase der Solidaritatsregierungen bestehend aus wechselnden Koalitionen unterschiedlicher Nachfolgeparteien der demokratischen Oppositionsbewegung und gepragt von einer starken Parteienfragmentierung haufigen Kabinettsumbildungen sowie einschneidenden Reformen unter dem damaligen Wirtschaftsminister Leszek Balcerowicz 1993 1997 Die lange und erste Phase der postkommunistischen Regierungen beziehungsweise die Ruckkehr ehemaliger sozialistischer Parteikader wie Jozef Oleksy und Wlodzimierz Cimoszewicz sowie der Aufstieg ihrer Nachfolgepartei SLD gleichbedeutend mit dem Wunsch der Wahlerschaft nach mehr staatlichem Protektionismus 1997 2001 Die zweite jedoch kurze Postsolidaritatsregierung unter dem spateren Prasidenten des Europaischen Parlaments Jerzy Buzek sowie der konservativen AWS und somit die vorerst letzte Phase eines geeinten Mitte Rechts Lagers gepragt von erneuten einschneidenden Reformen auf allen Ebenen 2001 2005 Die zweite und als Hochphase anzusehende Regierungszeit der nunmehr zu Sozialdemokraten transformierten postkommunistischen SLD gepragt vom Beitritt Polens zur Europaischen Union unter dem Ministerprasidenten Leszek Miller 2005 2007 Die sowohl vom Auseinanderbrechen des Mitte Rechts Lagers als auch einer Zersplitterung des linken Spektrums herbeigefuhrte und erste kurze Phase der Populistenregierung bestehend aus national konservativer PiS um Jaroslaw Kaczynski nationalistischer LPR und agrarisch linkspopulistischer Samoobrona 2007 2015 Die lange und stabile Phase der liberal konservativen Koalition aus wirtschaftsliberaler PO und agrarisch konservativer PSL unter dem Ministerprasidenten Donald Tusk auf den 2014 nach dessen Wahl zum Prasidenten des Europaischen Rates Ewa Kopacz folgte seit 2015 Die zweite und lange Phase der Populistenregierung bestehend aus der vorwiegend allein regierenden national konservativen PiS bis 2017 unter Ministerprasidentin Beata Szydlo gegenwartig unter Ministerprasident Mateusz Morawiecki sowie gepragt von weitreichenden Reformen im Staatswesen Rechtliche Rahmenbedingungen BearbeitenDie polnische Verfassung von 1997 legt die Ziele und die Grundsatze fest nach denen die Parteien funktionieren und organisiert sind Hervorzuheben ist dabei der Artikel 13 der das Verbot von Parteien bestimmt Verboten ist das Bestehen politischer Parteien und anderer Organisationen die sich in ihren Programmen auf die totalitaren Methoden und Praktiken des Nazismus Faschismus und Kommunismus berufen Verboten ist auch das Bestehen solcher Parteien deren Programm oder Tatigkeit Rassen und Nationalitatenhass Gewalt zum Zweck der Machtubernahme oder Einflussausubung auf die Staatspolitik voraussetzt oder zulasst sowie das Verheimlichen von Strukturen oder Mitgliedschaft vorsieht Um eine Partei zu grunden sind mindestens 1 000 wahlberechtigte Burger notwendig Einzelne Personengruppen wie Richter Staatsanwalte Polizisten Soldaten oder Staatsbeamte durfen nicht Mitglied einer Partei sein Daruber hinaus regelt die Verfassung auch die Parteienfinanzierung Staatliche Zuschusse erhalten demnach nur diejenigen Parteien die mindestens 3 Prozent der Stimmen bei einer Wahl erzielen Eine Wirtschaftstatigkeit der Parteien ist nicht erlaubt Parlamentswahlen 2015 Bearbeiten nbsp Sitzverteilung im Sejm seit 2015Am 25 Oktober 2015 fanden die Parlamentswahlen zur achten Legislaturperiode statt woraus funf Parteien den Einzug in den Sejm das polnische Unterhaus schafften Der national konservativen Partei Recht und Gerechtigkeit Prawo i Sprawiedliwosc PiS gelang es unter Ministerprasidentin Beata Szydlo die absolute Mehrheit im Sejm und Senat zu erreichen was ein Novum in der Dritten Polnischen Republik darstellt Die vorher regierende Koalition aus wirtschaftsliberaler Burgerplattform Platforma Obywatelska PO und agrarisch konservativer Polnischer Volkspartei Polskie Stronnictwo Ludowe PSL wurde nach zwei Legislaturperioden abgewahlt und stellt zusammen nur noch 154 Sitze Das Mitte Links Bundnis Vereinigte Linke Zjednoczona Lewica ZL verfehlte die fur Mehr Parteien Wahlbundnisse geltende Sperrklausel von 8 Prozent Somit ist erstmals seit 1989 keine linke Partei im Parlament vertreten Das Wahlkomitee Kukiz 15 des Rockmusikers Pawel Kukiz und die liberale Partei Nowoczesna des Okonomen Ryszard Petru sind erstmals im Parlament vertreten Das Wahlergebnis wird als Rechtsruck bezeichnet Politisches Spektrum BearbeitenDas fur westeuropaische Parteiensysteme verwendete Rechts Links Schema ist auf die polnische Parteienlandschaft nur bedingt anwendbar Die Einteilung in Linke Mitte und Rechte kann nur als grobe Richtungsanzeige fur das politische Spektrum in Polen dienen das sich vornehmlich an kulturell ideologisch normativen Kriterien orientiert und aus Sicht der soziookonomischen Programmatik der Parteien ein anderes Bild ergeben wurde Eine Verortung nach soziookonomischen Positionen der Parteien zwischen Staatsinterventionismus und freier Marktwirtschaft sowie kulturell ideologisch normativen Haltungen der Parteien zwischen Nationalismus und Kosmopolitismus erscheint plausibler Die Konfliktlinien an denen sich das polnische Parteiensystem seit Grundung der sogenannten Dritten Polnischen Republik orientiert bewegen sich hauptsachlich auf der kulturell ideologisch normativen Achse Erst seit den Parlamentswahlen 2001 spielen soziookonomische Fragen eine grossere Rolle In den 1990er Jahren wurden diese von anderen Themen uberlagert wenngleich sie dennoch eine strukturierende Wirkung entfalteten Zudem ruckten sie wahrend der Wahljahre 2014 Selbstverwaltungswahlen und 2015 Prasidentschaftswahlen und Parlamentswahlen verstarkt wieder in den Vordergrund Fur die Eigenbezeichnung oder verortung der polnischen Parteien sind folgende Konfliktlinien pragend Kommunismus vs Antikommunismus Vergangenheitsbewaltigung Lustration Entkommunisierung etc Laizismus und Sakularismus vs Klerikalismus und Politischer Katholizismus Abtreibung Religionsunterricht in der Schule Konkordat Rolle der Kirche im offentlichen Leben und der Politik etc Weltoffenheit und Kosmopolitismus vs Patriotismus und Nationalismus Umgang mit der Geschichte und polnischer Nationalkultur aussenpolitisches Auftreten Beziehungen zu Deutschland den USA und Russland etc Europaische Integration vs Skepsis gegenuber der Europaischen Union Auftreten innerhalb der Europaischen Union Positionierung in Folge der Fluchtlingskrise etc Staatsinterventionismus vs Freie Marktwirtschaft Wohlfahrtsstaatliche Strukturen Arbeitsrechte Steuerlasten etc Politische Linke Bearbeiten Gegenwartig sind die zwei mit Abstand starksten Gruppierungen der politischen Linken Polens der Bund der Demokratischen Linken Sojusz Lewicy Demokratycznej SLD welcher sich mittlerweile aus seiner postkommunistischen Vergangenheit gelost hat sowie die 2015 gegrundete Partei Gemeinsam Razem Als politisch erfolgreichste Phase der politischen Linken in Polen gilt der Zeitraum zwischen 1993 und 2005 als linke Parteien zwei Parlamentswahlen gewannen und in Koalitionen mit der PSL siehe Abschnitt Die Mitte jeweils von 1993 bis 1997 SLD PSL und 2001 2004 SLD UP PSL die Regierung sowie mit Aleksander Kwasniewski von 1995 bis 2005 den Prasidenten stellten In diesen Zeitraum fallen auch bedeutsame Ereignisse wie das Verabschieden der Verfassung von 1997 und der Beitritt Polens zur EU Innenpolitisch vertritt der SLD sozialdemokratische Ziele aussenpolitisch ist er an einer engen Zusammenarbeit innerhalb der Europaischen Union und der NATO interessiert Er fordert eine sozialvertragliche Durchfuhrung der Transformationsprozesse Im Verhaltnis zur Kirche zeigt sich die Partei strikt laizistisch mit bisweilen antiklerikalen Untertonen wenngleich auch der Bund derjenige war welcher den Religionsunterricht in der Schule einfuhrte Der SLD wurde bereits 1991 als Wahlbundnis aus etwa 30 verschiedenen Gruppierungen gegrundet und insbesondere von der Sozialdemokratie der Republik Polen Socjaldemokracja Rzeczypospolitej Polskiej SdRP als Nachfolgepartei der kommunistischen Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei Polska Zjednoczona Partia Robotnicza PZPR sowie dem Gesamtpolnischen Gewerkschaftsverband Ogolnopolskie Porozumienie Zwiazkow Zawodowych OPZZ dominiert 1999 wurde das Wahlbundnis offiziell in eine Partei umgewandelt 2001 fuhr der SLD mit 41 Prozent der Stimmen seinen bisher grossten Wahlsieg bei den Parlamentswahlen ein Sein damaliger Spitzenkandidat Leszek Miller wurde Ministerprasident einer Koalition mit der sozialdemokratischen Arbeiterunion Unia Pracy UP und der agraischen PSL die allerdings im Marz 2003 aus der Koalition ausschied Kurz nach dem Beitritt zur Europaischen Union im Mai 2004 trat Miller zuruck Sein Nachfolger wurde Marek Belka Durch Korruptionsaffaren vor allem die Rywin Affare schwand die zunachst grosse Zustimmung zur SLD jedoch Daruber hinaus kam es wahrend einer tiefen Vertrauenskrise im Marz 2004 kam es bis 2005 unter der Wortfuhrerschaft des damaligen Parlamentsprasidenten Marek Borowski zu einer kurzzeitigen Spaltung der Partei In der Folge wurde die Partei deutlich abgestraft und verlor bei der Parlamentswahl 2005 annahernd 30 der Wahlerstimmen Ab 2007 war die politische Linke in Polen uber das Wahlbundnis Linke und Demokraten Lewica i Demokraci LiD vertreten Mit ihrem Spitzenkandidaten dem ehemaligen Staatsprasidenten Aleksander Kwasniewski erreichte das Bundnis 13 15 Prozent der Stimmen 2005 erreichten die im Bundnis zusammengeschlossenen Einzelparteien noch insgesamt 17 65 Prozent Die Erwartungen an ein Zusammengehen wurden somit nicht erfullt 2008 loste sich das Bundnis daher wieder auf blieb aber bis zur nachsten Wahl im Herbst 2011 als Fraktion im Sejm vertreten Bei der Parlamentswahl von 2011 gelang der linksliberalen Palikot Bewegung ein uberraschender Einzug in den Sejm wo sie mit 10 2 auf Anhieb drittstarkste Kraft wurde noch vor der SLD Gegrundet von ihrem Vorsitzenden Janusz Palikot einem ehemaligen Abgeordneten der PO welcher deren linken Flugel zugerechnet wurde vertritt sie Positionen eines deutlichen Antiklerikalismus des Sozial Liberalismus einer neuorientierten Sozialdemokratie und eines starken Progressivismus Die Partei verlor jedoch mit ihrer sakularen und stark polarisierenden Rhetorik zusehends an Zustimmung sodass sie 2015 zusammen mit der SLD sowie mehreren kleineren Parteien des linken Spektrums zur Wahl fur den Sejm eine gemeinsame Liste aufstellte die Vereinigte Linke Zjednoczona Lewica ZL Mit 7 6 verpasste die ZL durch die fur Wahlbundnisse geltende Sperrklausel von 8 Prozent knapp den Einzug in den Sejm womit erstmals seit Beginn der Dritten Republik keine linke Partei im Parlament vertreten ist Einen Achtungserfolg konnte hingegen die erst ein halbes Jahr zuvor gegrundete Partei Razem verbuchen indem sie 3 6 erreichte Programmatisch orientiert sie sich am demokratischen Sozialismus und Progressivismus und versucht sich dabei von den etablierten Parteien abzugrenzen Politische Mitte Bearbeiten In der politischen Mitte der Parteienlandschaft stehen zum einen liberale bzw liberal konservative Parteien wie gegenwartig die Partei Moderne Nowoczesna N und die Burgerplattform Platforma Obywatelska PO zum anderen die gemassigte agrarische Polnische Volkspartei Polskie Stronnictwo Ludowe PSL Letztere zahlt zu den altesten unter den derzeit aktiven Parteien in Polen und ist die einzige welche ununterbrochen im Sejm der Dritten Republik vertreten ist Wahrend sie in den 90er Jahren eher als Partei der linken Mitte gesehen wurde gilt sie seit den 2000ern als zentristisch gemassigt konservativ und als mit allen ubrigen Parteien Koalitionsfahig die extremen ausgenommen Ihr Hauptanliegen liegt hierbei im Vertreten der Landbevolkerung und des landwirtschaftlichen Sektors Die heutige PSL versteht sich in der Tradition der gleichnamigen polnischen Bauernpartei die bereits vom 19 Jahrhundert und bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs existierte Das zentristische liberale und christdemokratische Spektrum in Polen erlangte bereits zur Zeit der Wende eine grosse politische Bedeutung Nach den Vereinbarungen am Runden Tisch und den ersten teilweise freien Wahlen in Juni 1989 gelang es dem Burgerkomitee Solidarnosc Komitet Obywatelski Solidarnosc KOS welches das gesamte sehr heterogene Spektrum der Gewerkschaft Solidarnosc umfasste den Ministerprasidenten zu stellen Dies war zunachst Tadeusz Mazowiecki dem anschliessend Jan Krzysztof Bielecki folgte wobei beide den christdemokratischen liberalen Stromungen zuzuordnen sind Daruber hinaus spielte der liberale Okonom Leszek Balcerowicz in seiner Doppelfunktion als Vizepremier und Finanzminister eine herausragende Rolle bei dem Ubergang zur Marktwirtschaft Die bereits wahrend des s g Kontrakt Sejms zutage getretenen ideologischen Differenzen innerhalb der Solidarnosc sowie den oppositionellen Gruppierungen insgesamt fuhrten bei den ersten vollig freien Wahlen im Herbst des Jahres 1991 zu einer sehr starken Zersplitterung der Parteienlandschaft Durch das Fehlen einer Sperrklausel gelang es 29 Parteien in den Sejm einzuziehen 11 davon mit nur einem Sitz Dementsprechend schwierig gestaltete sich die Regierungsbildung Nach drei gescheiterten Versuchen wurden nach knapp zwei Jahren 1993 Neuwahlen ausgerufen Die zuvor erfolgte Veranderung des Wahlrechts wurde jedoch von den Post Solidarnosc Gruppierungen deutlich unterschatzt vor allem die eingefuhrte Sperrklausel von 5 sodass alle von ihnen mit Ausnahme der Demokratischen Union Unia Demokratyczna UD den Einzug in den Sejm verfehlen und die postkommunistischen SLD und PSL die Regierung bildeten Nicht zuletzt durch diese politische Niederlage gelang es sich sowohl der politischen Mitte als auch der Rechten siehe Abschnitt Die Rechte zu konsolidieren Die UD welche aus den Wahlen von 1991 mit 12 3 Prozent noch als starkste Partei hervorging und mit Hanna Suchocka als Ministerprasident den letzten Versuch unternahm vor den Neuwahlen eine Regierung zu bilden ging 1990 aus der Burgerbewegung Demokratische Aktion Ruch Obywatelski Akcja Demokratyczna ROAD hervor Diese bundelte zunachst jenen Teil des liberalen Spektrums der Solidarnosc welcher Mazowieckis Politik des Dicken Strichs sowie 1990 seine Prasidentschaftskandidatur gegen Lech Walesa massgeblich unterstutzte Einige bekannte Personlichkeiten innerhalb der UD waren daruber hinaus Bronislaw Geremek Jacek Kuron Adam Michnik und Wladyslaw Frasyniuk Ideelle Grundlagen bildeten dabei marktwirtschaftliche Balcerowicz Plan pro westliche Europaische Integration und kosmopolitische Haltungen Dennoch gab es Parteiintern verschiedene Stromungen vor allem die sozial bzw linksliberale einerseits sowie die christlich liberale andererseits 1994 schloss sich die UD mit dem Liberal Demokratischen Kongress Kongres Liberalno Demokratyczny KLD um Donald Tusk und Janusz Lewandowski zur Freiheitsunion Unia Wolnosci UW zusammen Damit verbreiterte sich die programmatische Basis und reichte nun von einem der Sozialdemokratie nahen sozial liberalen bis hin zu einem den Konservativen nahestehenden liberal konservativen Flugel und konnte insgesamt als zentristisch betrachtet werden nbsp Logo der POMit einem klaren EU freundlichen Liberalismus als verbindendes Element loste 1995 Balcerowicz Mazowciecki als Parteivorsitzenden der UW ab und erzielte bei der Parlamentswahl 1997 mit uber 13 Prozent das beste Ergebnis ihrer Geschichte was ihr die Regierungsbildung mit der konservativen Wahlaktion Solidaritat Akcja Wyborcza Solidarnosc AWS ermoglichte Obwohl mit dem Nato Beitritt 1999 ein grosser aussen und sicherheitspolitischer Erfolg gelang gestaltete sich die Koalitionsregierung als schwierig Der s g zweite Balcerowicz Plan als wichtiges wirtschaftliches Reformprogramm scheiterte am Widerstand der AWS Geremek ubernahm 2000 die Parteifuhrung Vor den Wahlen 2001 kann es zur Spaltung Ehemalige Parteiganger der KLD wie bspw Tusk gegrundeten gemeinsam mit Teilen der AWS die Burgerplattform Platforma Obywatelska PO Diese behielt ihren wirtschaftlichen Liberalismus und die starke proeuropaische Haltung bei ruckte aber insbesondere zu Beginn ihres Bestehens gesellschaftlich in eine deutlich konservativere Richtung als die UW Vor diesem Hintergrund verschob sich letztere in den folgenden Jahren weiter nach links auf den Linksliberalismus zu Wahrend die UW den Einzug in den Sejm bei den Wahlen 2001 sowie 2005 nach ihrer Umbenennung in Demokratische Partei Partia Demokratyczna oder Demokraci PD verfehlte gelang es der PO weite Teile deren Wahlerschaft zu ubernehmen und sich als grosste Oppositionskraft zunachst gegenuber der SLD dann der PiS zu etablierten Bei den vorgezogenen Parlamentswahlen von 2007 erhielt die PD uber das Wahlbundnis LiD siehe Abschnitt Die Linke wieder mehrere Sitze bevor sie 2011 ganz ausschied Die PO zog mit einem Rekordergebnis von 41 1 Prozent als starkste Kraft in den Sejm ein Sie bildete bis zur letzten Wahl 2015 unter Ministerprasident Donald Tusk spater Ewa Kopacz mit ihrem Koalitionspartner der PSL die Regierung und stellte von 2010 bis 2015 mit Bronislaw Komorowski den Prasidenten 2015 busste die PO erheblich an Stimmen ein fiel wieder mit 24 Prozent wieder auf das Ergebnis von 2005 zuruck und damit ist damit wieder starkste Partei der Opposition Neu im Parlament ist seit der letzten Wahl die Partei Moderne mit ihrem Vorsitzenden Ryszard Petru welche 7 6 erringen konnte Inhaltlich vertritt sie sowohl gesellschaftlichen als auch wirtschaftlichen Liberalismus und wird teilweise mit der UW bzw PD verglichen Politische Rechte Bearbeiten Wie auf dem linken gab es auch auf dem rechten Flugel der polnischen Politik den Versuch die bereits 1990 zersplitterten christlich demokratischen konservativen und nationalistischen Krafte zu einer schlagkraftigen Partei zu bundeln Nachdem die ab 1996 aus zahlreichen Gruppierungen entstandene Wahlaktion Solidaritat Akcja Wyborcza Solidarnosc AWS 1997 mit 33 8 Prozent die Parlamentswahlen mit grossem Vorsprung vor dem SLD mit nur 27 1 Prozent gewinnen konnte ubernahm Jerzy Buzek zuerst in einer Koalition mit der UW spater in einer Minderheitsregierung die Regierungsverantwortung Bereits kurz nach der Wahl kam es jedoch zu Erosionserscheinungen weshalb die Partei sukzessive zersplitterte 2001 erreichte die ubrig gebliebene Rumpfpartei in einem Wahlbundnis mit der rechts katholischen Bewegung fur den Wiederaufbau Polens Ruch Odbudowy Polski ROP nur noch 5 6 Prozent der Stimmen und zog nicht mehr in den Sejm ein Erfolgreicher waren hingegen die aus ihr hervorgegangenen Parteien die um die Fuhrung der Rechten kampften Die beiden derzeit starksten Parteien Polens sind die nationalkonservative Partei Recht und Gerechtigkeit Prawo i Sprawiedliwosc PiS und die liberal konservative Burgerplattform Platforma Obywatelska PO Doch wahrend letztere mit der Zeit wieder deutlich in die Mitte des politischen Spektrums geruckt ist etablierte sich die PiS als klar wichtigste Gruppierung der politischen RechtenIm Jahr 2005 gewann PiS sowohl mit ihrem Kandidaten Lech Kaczynski die Prasidentschaftswahlen als auch 2005 mit 27 Prozent der Stimmen unerwartet die Wahlen zum Sejm Premier wurde Kazimierz Marcinkiewicz der jedoch im Juli 2006 seinen Posten zugunsten von Parteichef Jaroslaw Kaczynski dem Zwillingsbruder des regierenden Prasidenten raumen musste Kaczynskis Koalition mit der nationalistischen Liga Polnischer Familien Liga Polskich Rodzin LPR und der als links populistisch einzustufenden Selbstverteidigung Samoobrona RP zerbrach jedoch so dass im Oktober 2007 Neuwahlen notig wurden bei denen die PiS zwar rund funf Prozentpunkte hinzugewann jedoch hinter die PO zuruckfiel Beide vorherigen Koalitionspartner scheiterten an der Funf Prozent Hurde und sind seitdem in der politischen Bedeutungslosigkeit versunken In den folgenden 8 Jahren blieb die PiS in der Opposition und hatte zwischenzeitlich interne Streitigkeiten und Abspaltungen zu verkraften Im Juli 2014 gelang es dem konservativen Spektrum schliesslich sich zu konsolidieren So unterzeichnete Kaczynski mit dem Parteivorsitzenden der zuvor von PiS abgespaltenen Partei Solidarisches Polen Solidarna Polska SP Zbigniew Ziobro sowie Jaroslaw Gowin dem ehemaligen Justizminister der PO und Parteichef der wirtschaftsliberalen wertkonservativen Partei Polen Zusammen Vereinigte Rechte Polska Razem Zjednoczona Prawica PRZP eine Ubereinkunft welche vorsah dass alle drei Parteien als eine gemeinsame Gruppierung bei den nachsten Wahlen antreten sowie auch einen gemeinsamen Prasidentschaftskandidaten vorschlagen Mit dem im Zuge der Abhoraffare 2014 schwindenden Zustimmungswerte der PO jedoch vor allem nach deren verlorenen Prasidentschaftswahlen 2015 gegen die nationalkonservative Koalition aus PiS SP und PRZP die gemeinsam unter dem Namen Vereinigte Rechte Zjednoczona Prawica ZP auftritt gewann das Bundnis an Zustimmung sodass es ihr gelang die Parlamentswahlen 2015 mit 37 76 zu gewinnen was fur die absolute Mehrheit der Sitze im Sejm ausreichte Inhaltlich propagiert die ZP katholisch konservative Werte wie die traditionelle Familie den Ruhetag Sonntag stellt sich gegen die Gleichstellung Homosexueller Gender Mainstreaming In vitro Fertilisation und Sterbehilfe Wirtschaftspolitisch vertritt das Bundnis wohlfahrtsstaatliche und interventionistische Ansatze In der Aussen und Migrationspolitik steht sie den USA sowie den ubrigen Visegrad Staaten nahe ist EU skeptisch wenngleich nicht austrittswillig und lehnt insbesondere die EU Fluchtlingsquoten ab Neben der derzeit regierenden Vereinigten Rechten gibt es drei weitere erwahnenswerte politische Gruppierungen die entweder im Sejm oder im Europaparlament vertreten sind Zum einen das Wahlkomitee Kukiz 15 K 15 des Rockmusikers Pawel Kukiz Es entstand in Folge des uberraschend hohen Zuspruchs von 21 welcher Kukiz dritter bei den vorangegangenen Prasidentschaftswahlen 2015 werden liess Obwohl Kukiz die Wahllisten seines Komitees bewusst Personen aus allen politischen Lagern offen stellte zogen vor allem konservative liberale bzw libertare UPR KNP Republikaner und nationalistische Kandidaten RN in den Sejm ein Trotz des Fehlens einer festgelegten Ideologie soll sich die Kukiz Bewegung ihrem Grunder zufolge gegen den Parteienstaat das System und fur mehr direkte Demokratie und das Mehrheitswahlrecht einsetzen Eine mehr oder weniger starke grundsatzliche EU Skepsis ist ebenfalls festzustellen Uber die Wahlliste Kukiz zogen auch Mitglieder der katholisch nationalistischen Nationalen Bewegung Ruch Narodowy RN wie bspw deren Parteichef Robert Winnicki in den Sejm ein Anfang 2016 erfolgte aber das offizielle Ende der Zusammenarbeit zwischen den Nationalisten und Kukiz Die seit Dezember 2014 als Partei bestehende rechtsextreme Bewegung sieht sich in der Tradition des in der Zwischenkriegszeit in Polen einflussreichen nationalistischen Lagers Nationale Demokratie Narodowa Demokracja Endecja um Roman Dmowski Des Weiteren existiert mit der Partei Freiheit Wolnosc Kurzel KORWiN gefuhrt von Janusz Korwin Mikke eine weitere Partei innerhalb des rechten Spektrums die gesellschaftlichen Konservatismus Ablehnung der gleichgeschlechtlichen Ehe der Abtreibung und Sterbehilfe Wiedereinfuhrung der Todesstrafe und freier Waffenbesitz mit wirtschaftspolitisch libertarer Politik Minimalstaat und Laissez faire Okonomie und einer radikalen EU Skepsis verbindet Bei dem Parlamentswahlen 2015 scheiterte sie mit 4 8 knapp an der 5 Hurde ist aber mit zwei Abgeordneten im EU Parlament vertreten Siehe auch BearbeitenListe der politischen Parteien in PolenLiteratur BearbeitenDieter Bingen Polen Wie ein labiles Parteiensystem zu einer Stabilisierung der Demokratie beitragt In Ellen Bos Dieter Segert Hrsg Osteuropaische Demokratien als Trendsetter Parteien und Parteiensysteme nach dem Ende des Ubergangjahrzehnts Opladen 2008 S 77 90 Florian Grotz Politische Institutionen und post sozialistische Parteiensysteme in Ostmitteleuropa Polen Ungarn Tschechien und die Slowakei im Vergleich Opladen 2000 Michael Hollander Konfliktlinien und Konfiguration der Parteiensysteme in Ostmitteleuropa 1988 2002 Norderstedt 2003 Christoph Kotowski Populismus in Polen Ein parteiubergreifendes Phanomen 2 Auflage Hamburg 2014 ISBN 978 3 95684 228 3 Csilla Machos Desintegration und Umstrukturierung Parteiensysteme in Ostmitteleuropa seit den Parlamentswahlen 1997 98 In Sudost Europa 50 7 9 2001 S 403 440 Anna Niewiadomska Frieling Politische Parteien Polens nach 1989 Berlin 2006 Karsten Schmitz Wahlsysteme und Parteiensysteme in Osteuropa Analyse des Einflusses der Wahlsysteme auf die Parteiensysteme Osteuropas im Transformationsprozess Saarbrucken 2008 Tom Thieme Wandel der Parteiensysteme in den Landern Ostmitteleuropas Stabilitat und Effektivitat durch Konzentrationseffekte In Zeitschrift fur Parlamentsfragen 39 4 2008 S 795 809 Konstanty Adam Wojtaszczyk Das Parteiensystem in Polen In Das politische System Polens 2001 S 105 112 Klaus Ziemer Die politische Ordnung In Dieter Bingen Krzysztof Ruchniewicz Landerbericht Polen Bonn 2009 S 147 191 Klaus Ziemer Claudia Yvette Matthes Das politische System Polens In Wolfgang Ismayr Hrsg Die politischen Systeme Osteuropas im Vergleich Opladen 2004 Klaus Ziemer Parlament Parteien Wahlen In Jochen Franzke Hrsg Das moderne Polen Staat und Gesellschaft im Wandel Berlin 2003 S 24 45 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Political parties in Poland Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Liste der registrierten politischen Parteien in Polen Memento vom 3 April 2009 im Internet Archive Panstwowa Komisja Wyborcza 2009 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Politische Parteien in Polen amp oldid 237285751