www.wikidata.de-de.nina.az
Boleslaw Bierut 18 April 1892 in Rury Brigidkowskie 12 Marz 1956 in Moskau war ein polnischer kommunistischer Politiker Er war von 1947 bis 1952 Staatsprasident der Volksrepublik Polen und von 1948 bis 1956 Generalsekretar der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei PZPR Seine am Vorbild der stalinistischen Sowjetunion orientierte Herrschaft gilt als repressivste Periode in der Nachkriegsgeschichte Polens Boleslaw Bierut 1950 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Zweiter Weltkrieg 1 2 Prasident der VR Polen und Generalsekretar 2 Bierut Dekrete 3 Personenkult 3 1 Musik 3 2 Philatelie 4 Sonstiges 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenBierut wurde 1892 als Sohn eines Lehrers in eine bauerlich gepragte Familie im heute zu Lublin gehorenden Dorf Rury Brigidkowskie geboren das damals zum vom Russischen Kaiserreich seit 1867 annektierten Teil Polens dem sogenannten Weichselland zahlte 1905 wurde er der Schule verwiesen weil er an einem Schulerstreik teilgenommen hatte der sich gegen die Einfuhrung des Russischen als alleiniger Unterrichtssprache richtete Seine Ausbildung setzte er anschliessend an einer kaufmannisch orientierten Abendschule fort und verdiente seinen Lebensunterhalt unter anderem als Schriftsetzer 1 Mit zwanzig Jahren trat er der Splitterpartei PPS Lewica bei die spater in der Kommunistischen Partei Polens aufging 1927 wurde er Mitglied des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Polens In der Zwischenzeit ubte er mehrere Funktionen im linksgerichteten Konsumverein aus und weilte 1925 bis 1926 und 1928 bis 1930 in Moskau wo er die Parteihochschule fur kommunistische Kader besuchte In dieser Zeit wurde er als Agent des sowjetischen Geheimdienstes GPU angeworben 2 In den Jahren 1930 bis 1932 war er als Funktionar der Kommunistischen Internationale in Bulgarien der Tschechoslowakei und Osterreich tatig 1933 wurde er in Polen zu einer siebenjahrigen Haftstrafe verurteilt die er im Gefangnis von Rawicz verbusste 1938 wurde er jedoch begnadigt und entlassen Der Gefangnisaufenthalt rettete ihm das Leben denn er entging dadurch den stalinistischen Sauberungen zwischen 1936 und 1938 bei denen ein Grossteil der Mitglieder der Kommunistischen Partei Polens etwa 30 000 Mitglieder bei einer Bevolkerung von damals 35 Millionen soweit sie in die Sowjetunion emigriert waren liquidiert wurde 3 Bis Kriegsbeginn 1939 arbeitete er als Buroangestellter in einer Warschauer Konsumgenossenschaft Zweiter Weltkrieg Bearbeiten Um sich dem Dienst in der polnischen Armee zu entziehen floh Bierut aus Warschau nach Ostpolen das nach dem 17 September 1939 von der Roten Armee okkupiert wurde Von dort begab er sich nach Kiew wo er 1940 in die Kommunistische Allunions Partei Bolschewiki die spater in KPdSU umbenannt wurde eintrat 1941 zog er nach Minsk und arbeitete dort wahrend der Zeit der deutschen Okkupation beinahe zwei Jahre in der Stadtverwaltung um seine Agententatigkeit fur den sowjetischen Geheimdienst NKWD zu tarnen Auf Stalins Befehl begab er sich 1943 ins deutsch besetzte Warschau und ubernahm im Untergrund bald wichtige Funktionen im Zentralkomitee und Generalsekretariat der neu entstehenden Polnischen Arbeiterpartei 4 Ab Dezember 1944 war er Vorsitzender des Landesnationalrates KRN der gelenkt von Moskau die kommunistische Machtubernahme in Polen vorbereiten sollte Offiziell war Bierut parteilos doch war er geheimes Mitglied des Politburos der kommunistischen Arbeiterpartei 4 Im Juli 1945 gehorte er als KRN Vorsitzender der polnischen Delegation bei der Potsdamer Konferenz an neben dem in Moskau geschulten Ministerprasidenten Edward Osobka Morawski Aussenminister Wincenty Rzymowski und Landwirtschaftsminister Stanislaw Mikolajczyk der bis 1944 Ministerprasident der polnischen Exilregierung in London gewesen war Prasident der VR Polen und Generalsekretar Bearbeiten nbsp Bieruts Mausoleum auf dem Militarfriedhof PowazkiBierut wurde 1947 vom Sejm zum Staatsprasidenten gewahlt Unterstutzt vom sowjetischen Auslandsgeheimdienst gewann er den Machtkampf gegen den Parteivorsitzenden Wladyslaw Gomulka der 1948 wegen rechtsnationalistischer Abweichung aus der Partei ausgeschlossen und inhaftiert wurde Bierut nahm seinen Platz an der Spitze der PZPR ein Um ihn entstand ein Personenkult nach dem Vorbild des sowjetischen Kults um die Person Stalins Gleichzeitig liess er den allgemeinen Terror gegen tatsachliche oder vermeintliche politische Gegner verscharfen Das ganze Land wurde von einem Netz von Spitzeln der Geheimpolizei UB uberzogen die Dossiers uber rund 5 2 Millionen Burger anlegten Mehrere Hunderttausend Menschen wurden Opfer politischer Repressionen Hunderte von Todesurteilen wurden vollstreckt die von der Partei kontrollierte Justiz initiierte und organisierte nach sowjetischem Vorbild Schauprozesse bei denen rund 85 000 Menschen zu Zwangsarbeit verurteilt wurden Folterung und Mordanschlage gehorten zum Alltag des UB Bierut liess die Kollektivierung der Landwirtschaft einleiten und fuhrte einen Kampf gegen die katholische Kirche 5 1952 wurde mit der offiziellen Umbenennung der Republik Polen in Volksrepublik das Prasidentenamt abgeschafft Bierut ersetzte Jozef Cyrankiewicz als Vorsitzenden des Ministerrates 1954 gab er das Amt des Regierungschefs wieder an Cyrankiewicz ab Im Februar 1956 fuhr Bierut nach Moskau um an den Beratungen des XX Parteitags der KPdSU teilzunehmen Nach der Lekture von Nikita Chruschtschows Geheimrede Uber den Personenkult und seine Folgen mit der Kritik an Stalins Verbrechen erlitt er einen Herzanfall und verstarb zweieinhalb Wochen spater in Moskau 6 Er erhielt ein Staatsbegrabnis und ein Mausoleum auf dem Powazki Militarfriedhof in Warschau Schon bald nach seinem Tod verbreitete sich in Polen das Gerucht er sei ermordet worden weil die neue sowjetische Staats und Parteifuhrung unter Chruschtschow seinen stalinistischen Kurs abgelehnt habe Nach Auskunft seines Sohnes starb Bierut an Nierenversagen 7 Bierut Dekrete Bearbeiten Hauptartikel Bierut Dekrete Die nach ihm von den deutschen Vertriebenenverbanden so genannten Bierut Dekrete 8 stellten ahnlich wie die Benes Dekrete in der ehemaligen Tschechoslowakei die nach der Potsdamer Berliner Konferenz der drei grossen Siegermachte 1945 vertraglich zum Recht erhobenen Umsiedlungen Vertreibungen und Enteignungen der deutschen Bevolkerung in Ostpreussen Schlesien Pommern und Ost Brandenburg unter Straffreiheit Personenkult BearbeitenUm Bierut wurde ab 1947 ein Personenkult stalinistischen Vorbilds betrieben Zum Beispiel wurden 1950 und 1946 drei Dorfer nach ihm benannt Boleslawowo Bierutowice und Bierutowo Ausserdem trug das Schiff MS Boleslaw Bierut seinen Namen Mehrere Betriebe und offentliche Einrichtungen waren auch nach Bierut benannt so die Breslauer Universitat 1952 1989 Palast der Jugend in Kattowitz 1951 1990 sowie das Stahlwerk in Czestochowa 1952 1989 und die Fabryka Samochodow Ciezarowych in Lublin Die vielen Denkmaler die in der Bierut Ara aufgestellt wurden sind nach der Wende 1989 in das Museum des Sozrealismus in Kozlowka gebracht worden Noch heute existiert in der weissrussischen Hauptstadt Minsk eine nach ihm benannte Strasse 9 Musik Bearbeiten Das 1952 entstandene Lied Piesn o Bierucie Lied uber Bierut bzw Towarzysz Genosse reprasentiert den Personenkult um Bierut in der Musik 10 Philatelie Bearbeiten nbsp Gorlitzer Abkommen Wilhelm Pieck und Boleslaw Bierut reichen sich uber der Oder Neisse Grenze die Hande Briefmarke der DDR von 1951Boleslaw Bierut war auf vielen Briefmarken der Volksrepublik Polen prasent Briefmarke vom 22 Juli 1946 dem 2 Jahrestag des PKWN Manifests Nennwert 3 Zloty Auflage 159 000 StuckEine Briefmarke in zehn Farben die millionenfach gedruckt wurde aus den Jahren 1948 1949 Nennwerte 2 3 5 6 10 15 18 30 und 35 Zloty Briefmarke vom 22 Juli 1949 dem 5 Jahrestag des PKWN Manifests Nennwert 15 ZlotyBriefmarke vom 25 Februar 1950 Nennwert 15 Zloty Stahlstich Eine Serie von Briefmarken mit den Nennwerten von 5 10 15 20 30 40 und 50 Zloty IV X 1950 Stichtiefdruck Briefmarke vom 22 Juli 1951 dem 7 Jahrestag der Verkundung des PKWN Manifests Nennwerte 45 60 und 90 Groszy Gedenkserie zum 60 Geburtstag vom 18 April 1952 Briefmarke zum Internationalen Kindertag vom 1 Juni 1952 Bierut unter Kindern Nennwert 45 Zloty 15 Groszy Briefumschlage mit der Briefmarke von 1949 15 Zloty und 1952 45 Groszy Postkarten vom 18 September 1950 10 Zloty 1 Februar 1951 30 Groszy der Text des Maifeiertagsgrusses 22 Juli 1951 30 Groszy die Aufschrift 7 Jahre Volksrepublik Polen 22 Oktober 1951 30 Groszy Auch die Deutsche Post der DDR gab am 22 April 1951 zwei Briefmarken heraus Bierut und Wilhelm Pieck geben sich vor der Oder Neisse Grenze die Hand Nennwert 24 und 50 Pfennig Sonstiges BearbeitenAm 17 Juni 2021 besuchte die neu gegrundete Polnische Arbeiterpartei das Mausoleum Bieruts und entzundete Grabkerzen als Gedenken an ihn 11 Am gleichen Tag wurde das Mausoleum selbst von Mitgliedern der PPR gesaubert 12 Literatur BearbeitenCzeslaw Kozlowski Namiestnik Stalina Warschau 1993 Izabella Main President of Poland or Stalin s most faithful Pupil The Cult of Boleslaw Bierut in Stalinist Poland in Balazs Apor unter anderem Hrsg The Leader Cult in Communist Dictatorships Stalin and the Eastern Bloc Palgrave New York 2004 ISBN 978 1 403 93443 7 S 179 193 Anne Applebaum Der Eiserne Vorhang Die Unterdruckung Osteuropas 1944 1956 Originaltitel Iron Curtain The Crushing of Eastern Europe 1944 1956 2012 ubersetzt von Martin Richter Siedler Munchen 2013 ISBN 3 8275 0030 3 Boleslaw Bierut in Internationales Biographisches Archiv 20 1956 vom 7 Mai 1956 im Munzinger Archiv Artikelanfang frei abrufbar Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Boleslaw Bierut Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Boleslaw Bierut im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Zeitungsartikel uber Boleslaw Bierut in den Historischen Pressearchiven der ZBW Boleslaw Bierut Politiker Kurzbiografie auf rbbEinzelnachweise Bearbeiten Miroslaw Glinski Boleslaw Bierut Nicht mehr online verfugbar In BIULETYN INFORMACJI PUBLICZNEJ 11 Juli 2008 archiviert vom Original am 18 Mai 2014 abgerufen am 5 Juli 2018 polnisch Piotr Gontarczyk Polska Partia Robotnicza Droga do wladzy 1941 1944 Warschau 2006 S 311 Andrzej Paczkowski Polen der Erbfeind in Das Schwarzbuch des Kommunismus Red Ch Ronsac Munchen Zurich 1998 S 400 401 a b Slownik biograficzny Europy Srodkowo Wschodniej XX wieku Warschau 2004 S 111 Andrzej Paczkowski Polen der Erbfeind in Das Schwarzbuch des Kommunismus Red Ch Ronsac Munchen Zurich 1998 S 418 421 Die Wahrheit uber den Genossen Stalin Seine Rede erschuttert die Welt Im Februar 1956 rechnet Nikita Chruschtschow vor dem XX Parteitag der KPdSU mit den monstrosen Verbrechen des Vorgangers ab Seine eigene Beteiligung an Stalins Terror bleibt im Dunkeln 16 Februar 2006 abgerufen am 5 Juli 2018 Tajemnicza smierc b prezydenta Polski Syn przerwal milczenie Abgerufen am 5 Juli 2018 polnisch Brigitte Jager Dabek Polen eine Nachbarschaftskunde fur Deutsche Links Berlin 2006 ISBN 3 86153 407 X S 118 Bierut Strasse Minsk Belarus Abgerufen am 16 Mai 2021 de US Piosenka o Bierucie Biblioteka Polskiej Piosenki Abgerufen am 13 November 2021 polnisch PPR pali znicze na grobie Prezydenta Boleslawa Bieruta Abgerufen am 1 August 2021 polnisch PPR czysci grob Prezydenta Boleslawa Bieruta Abgerufen am 1 August 2021 polnisch Ministerprasidenten der Volksrepublik Polen 1952 1989 Boleslaw Bierut Jozef Cyrankiewicz Piotr Jaroszewicz Edward Babiuch Jozef Pinkowski Wojciech Jaruzelski Zbigniew Messner Mieczyslaw Rakowski Czeslaw KiszczakParteichefs der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei Boleslaw Bierut Edward Ochab Wladyslaw Gomulka Edward Gierek Stanislaw Kania Wojciech Jaruzelski Mieczyslaw Rakowski Normdaten Person GND 118851500 lobid OGND AKS LCCN n88018609 VIAF 47559141 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Bierut BoleslawKURZBESCHREIBUNG polnischer kommunistischer Politiker und spater Staatsprasident der Volksrepublik PolenGEBURTSDATUM 18 April 1892GEBURTSORT Rury Brigidkowskie Russisches KaiserreichSTERBEDATUM 12 Marz 1956STERBEORT Moskau UdSSR Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Boleslaw Bierut amp oldid 233830855