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Runder Tisch in Polen bezeichnet die Gesprache am Runden Tisch die in der Ubergangsphase vom kommunistischen Regime zur demokratischen Republik zwischen dem 6 Februar und dem 5 April 1989 in Warschau stattfanden Teilnehmer waren Vertreter der regierenden Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei PVAP der oppositionellen Gewerkschaft Solidarnosc der katholischen Kirche und anderer gesellschaftlichen Gruppen Das erste Treffen am Runden Tisch fand am 6 Februar 1989 statt Original des Runden Tisches im Prasidentenpalast in Warschau Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Die Gesprache 3 Vereinbarungen 4 Weitere Entwicklung 5 Teilnehmer der Hauptgesprache 5 1 Vertreter der Regierungskoalition 5 2 Vertreter der gesellschaftlichen Opposition 5 3 Kirchliche Beobachter 5 4 Pressesprecher 6 Literatur 7 Weblinks 8 FussnotenVorgeschichte BearbeitenDie im Jahre 1988 anwachsende Streikbewegung in der Volksrepublik Polen wurde von der PVAP mit Sorge betrachtet Die bisherige Politik Jaruzelskis die auf den Prinzipien der Konsultation und Kooptation beruhte war gescheitert Dem Regime war bewusst dass man ohne Solidarnosc kein Reformwerk wurde leisten konnen das eine breite gesellschaftliche Basis brauchte Unter Vermittlung von fuhrenden Intellektuellen und der katholischen Kirche kam es am 31 August 1988 zu einem ersten Gesprach zwischen Innenminister Czeslaw Kiszczak und Lech Walesa unter Gleichen Die Verhandlungen traten zunachst auf der Stelle besonders als sich der neue Ministerprasident Mieczyslaw Rakowski auf reine Wirtschaftsreformen konzentrieren wollte Erst nach einer Fernsehdiskussion zwischen Walesa und dem Chef der offiziellen Gewerkschaft OPZZ Alfred Miodowicz die nach mehrheitlicher Auffassung der Zuschauer ersterer klar fur sich entschied war der Parteifuhrung klar dass ohne eine Beteiligung der Solidarnosc neue Reformen in der Bevolkerung nicht durchzusetzen sein wurden 1 Die Gesprache BearbeitenVom 6 Februar bis 5 April 1989 versammelten sich in Warschau Vertreter der kommunistischen Partei und der gesellschaftlichen Opposition zu Gesprachen am Runden Tisch Die Arbeit wurde in drei paritatisch besetzten Arbeitsgruppen Haupttische genannt geleistet Arbeitsgruppe fur politische Reformen Arbeitsgruppe fur Wirtschafts und Sozialpolitik Arbeitsgruppe fur gewerkschaftlichen und politischen Pluralismus Jede Verhandlungsgruppe richtete wiederum Untergruppen und Arbeitsausschusse ein insgesamt arbeiteten uber 400 Experten an Vereinbarungen zur Reform der territorialen Selbstverwaltung der Justiz der Medien und anderer Bereiche 2 Die Verhandlungen am Runden Tisch waren eines der deutlichen Zeichen der Veranderungen in der politischen Landschaft Polens Hier sassen sich Vertreter der Polska Zjednoczona Partia Robotnicza PZPR der oppositionellen Gewerkschaft Solidarnosc der katholischen Kirche sowie anderer gesellschaftlichen Gruppen gegenuber Vorausgegangen waren dem Runden Tisch Verhandlungen zwischen Czeslaw Kiszczak und Lech Walesa sowie deren Abordnungen in Magdalenka bei Warschau 3 Vereinbarungen BearbeitenDie Runder Tisch Gesprache fuhrten zu tiefgreifenden Veranderungen in allen Bereichen des offentlichen Lebens Im politischen Bereich vereinbarte man eine schrittweise Einfuhrung der vollen Volkssouveranitat mit dem dazugehorenden Pluralismus Als Sofortmassnahme wurde am 17 April die Solidarnosc wieder zugelassen Die Anerkennung eines Mehrparteiensystems des Prinzips freier Wahlen und unabhangiger Gerichte waren weitere wichtige Etappen dieses Prozesses Das Besondere an der polnischen Wende ist dass beiden Seiten trotz einer scheinbar unuberbruckbarer Interessenlage ein Kompromiss zwischen einer Reform und Revolution gelungen ist Der britische Historiker Timothy Garton Ash nannte dieses Phanomen eine Refolution 4 Wichtigste Vereinbarungen freie Wahlen zu einer neu geschaffenen zweiten Kammer dem Senat Aufteilung der Sitze im Sejm nach dem Schlussel 65 35 Wiederzulassung der Gewerkschaft Solidarnosc Schaffung eines semi prasidentiellen Regierungssystems Zugang der Opposition zu Massenmedien Weitere Entwicklung BearbeitenAm 4 und 18 Juni 1989 fanden in Polen erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg teilweise freie Parlamentswahlen statt die den Systemwandel noch beschleunigten Die Sitze im Sejm wurden nach dem Schlussel 65 Prozent fur die PVAP und ihre Blockparteien 35 Prozent 161 von 460 Sitzen fur die freie Wahl vergeben wahrend die Wahlen zum Senat unbeschrankt waren 5 Alle der 161 in freier Wahl vergebenen Sitze im Sejm wurden vom Burgerkomitee Solidarnosc der politischen Organisation der Gewerkschaft Solidarnosc gewonnen die auch 99 der 100 moglichen Sitze in dem wiedererrichteten Senat gewann 6 Von den insgesamt 261 Kandidaten des Burgerkomitees Solidarnosc jeweils nur ein Kandidat pro frei vergebenes Mandat wurde nur ein einziger Senatskandidat nicht gewahlt 5 wahrend die PVAP ihre Kandidaten nur mit Hilfe einer kurzfristigen Anderung des Wahlgesetzes durchbrachte Am 19 Juli 1989 erfolgte nur mit knapper Mehrheit die Wahl General Jaruzelskis zum am 7 April 1989 vom Sejm wiedergeschaffenen Amt des Staatsprasidenten 7 Ein von der PVAP gefuhrtes Kabinett unter General Kiszczak erhielt nicht mehr die erforderliche Mehrheit Stattdessen gelang es der Solidarnosc in Zusammenarbeit mit zwei bisherigen Blockparteien am 13 September eine Regierung unter dem katholischen Publizisten Tadeusz Mazowiecki zu bilden 7 Im Oktober 1989 stellte der Finanzminister Leszek Balcerowicz den sogenannten Balcerowicz Plan vor welcher eine schnelle Umwandlung des Wirtschaftssystems in eine funktionierende Marktwirtschaft vorsah 8 Am 29 Dezember 1989 wurde die Verfassung geandert Die Bestimmungen uber die Allianz mit der Sowjetunion und den sozialistischen Staaten und die Fuhrungsrolle der kommunistischen Partei wurden gestrichen und der fruhere Staatsname Rzeczpospolita Polska dt Republik Polen mit dem alten Wappen wiedereingefuhrt Diese Ereignisse leiteten nicht nur den evolutionaren Systemwechsel vom realen Sozialismus zur pluralistischen Demokratie in Polen ein sondern hatten auch eine Vorbildfunktion 5 und trugen massgeblich zum Fall der Berliner Mauer in Deutschland und zum Untergang des Kommunismus in den Staaten Mittel und Osteuropas bei Der eigentliche runde Tisch ist heute im Prasidentenpalast zu sehen Er hat einen Durchmesser von neun Metern und bietet 57 Personen Platz 9 Teilnehmer der Hauptgesprache BearbeitenFolgende Personen nahmen an den Hauptgesprachen teil 10 Vertreter der Regierungskoalition Bearbeiten Tomasz Adamczuk Norbert Aleksiewicz Stanislaw Ciosek Aleksander Gieysztor Wieslaw Gwizdz Marek Holdakowski Jan Janowski Janusz Jarlinski Czeslaw Kiszczak Zenon Komender Jan Karol Kostrzewski Mikolaj Kozakiewicz Bogdan Krolewski Aleksander Kwasniewski Maciej Manicki Harald Matuszewski Leszek Miller Alfred Miodowicz Kazimierz Morawski Jerzy Ozdowski Anna Przeclawska Tadeusz Raczkiewicz Jan Rychlewski Wladyslaw Sila Nowicki Zbigniew Sobotka Romuald Sosnowski Stanislaw Wisniewski Jan Zaciura Edward ZglobickiVertreter der gesellschaftlichen Opposition Bearbeiten Stefan Bratkowski Zbigniew Bujak Wladyslaw Findeisen Wladyslaw Frasyniuk Bronislaw Geremek Mieczyslaw Gil Aleksander Hall Jacek Kuron Wladyslaw Liwak Tadeusz Mazowiecki Jacek Merkel Adam Michnik Alojzy Pietrzyk Edward Radziewicz Henryk Samsonowicz Grazyna Staniszewska Andrzej Stelmachowski Stanislaw Stomma Klemens Szaniawski Jan Jozef Szczepanski Edward Szwajkiewicz Jozef Slisz Witold Trzeciakowski Jerzy Turowicz Lech Walesa Andrzej WielowieyskiKirchliche Beobachter Bearbeiten Bronislaw Dembowski Janusz Narzynski Alojzy OrszulikPressesprecher Bearbeiten Janusz Onyszkiewicz Jerzy UrbanLiteratur BearbeitenAndras Bozoki The roundtable talks of 1989 Central European University Press 2002 Krzysztof Dubinski Magdalenka Transakcja epoki Notatki z poufnych spotkan Kiszczak Walesa Wyd Sylwa Warschau 1990 ISBN 83 85167 06 4 Jon Elster The roundtable talks and the breakdown of communism University of Chicago Press Chicago 1996 Andrzej Garlicki Rycerze Okraglego Stolu Wyd Czytelnik Warschau 2004 ISBN 83 07 02970 8 Philipp Goll Der wundertatige Tisch In Kultur amp Gespenster Nr 16 Sos Fantomes 2015 Postanowienia Okraglego Stolu Wyd NSZZ Solidarnosc Region Warminsko Mazurski Olsztyn 1989 Konstanty Gebert Mebel Wyd Aneks Londyn 1990 ISBN 0 906601 73 8 Minton F Goldman Revolution and change in Central and Eastern Europe M E Sharpe 1997 Peter Raina Droga do Okraglego Stolu Zakulisowe rozmowy przygotowawcze Wyd Von Borowiecky Warschau 1999 ss 371 ISBN 83 87689 09 2 Robert Weiner Change in Eastern Europe Greenwood Publishing Group 1994 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Runder Tisch Polen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Polen Runder Tisch oder Tiananmen Handelsblatt 21 Juli 2009 Tadeusz Mazowiecki uber den Runden Tisch Wir hatten ein Alarmsignal im Kopf Vorsichtig PDF 684 kB Polen Analysen Nr 55 7 Juli 2009 Die Leute vom Runden Tisch Eine Anwesenheitsliste Polityka 15 Oktober 2009 Runder Tisch in Polen Der Anfang vom Ende des Ostblocks DiePresse com 2 April 2009Fussnoten Bearbeiten Year1989 pl Institut fur Nationales Gedenken abgerufen am 3 Juni 2014 Vorlage Cite web temporar Die herbeigeredete Revolution Spiegel Online Andrzej Chwalba Kurze Geschichte der Dritten Republik Polen 1989 bis 2005 Wiesbaden 2010 S 18 Timothy Garton Ash We the people The Revolution of 89 Witnessed in Warsaw Budapest Berlin and Prague London 1999 S 14 a b c Dieter Bingen Vorreiter des Umbruchs im Ostblock Von der Solidarnosc zum Kriegsrecht 1980 1981 Bundeszentrale fur politische Bildung 10 Februar 2009 Andrzej Chwalba Kurze Geschichte der Dritten Republik Polen 1989 bis 2005 Wiesbaden 2010 S 20 a b Andrzej Chwalba Kurze Geschichte der Dritten Republik Polen 1989 bis 2005 Wiesbaden 2010 S 21 23 Andrzej Chwalba Kurze Geschichte der Dritten Republik Polen 1989 bis 2005 Wiesbaden 2010 S 73 Der Runde Tisch hat immer frische Nelken Polskie Radio 6 Febr 2009 WebCite Memento vom 7 Februar 2009 auf WebCite Andrzej Garlicki Rycerze Okraglego Stolu Czytelnik Warszawa 2004 ISBN 83 07 02970 8 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Runder Tisch Polen amp oldid 215868898