www.wikidata.de-de.nina.az
Die Parochialkirche im Kirchenkreis Berlin Stadtmitte ist eine Kirche der Evangelischen Kirchengemeinde St Petri St Marien im Berliner Ortsteil Mitte Das ab 1695 erbaute Gebaude ist die alteste Kirche der reformierten Gemeinde Berlins Parochialkirche mit Turm 2017 Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Vorgeschichte 3 Planungen von Johann Arnold Nering 4 Realisierung von Martin Grunberg 5 Orgeln 6 Der Turmbau und die Singuhr 7 Veranderungen des 19 Jahrhunderts 8 Kirchengebaude zwischen 1944 und dem Ende der DDR 9 Umfassende Erneuerung seit 1990 9 1 Haupthaus und Ausstattung 9 2 Wiederaufbau von Kirchturm und Glockenspiel 2016 10 Kirchhof und Gruft 11 Siehe auch 12 Literatur 13 Weblinks 14 Weitere Quellen 15 EinzelnachweiseLage Bearbeiten nbsp Parochialkirche 2011 noch ohne neue Spitze nbsp Lage der Parochialkirche nbsp Gedenktafel fur das Hospital am Haus Waisenstrasse 28 in Berlin MitteDie Kirche samt dem dazugehorigen Kirchhof befindet sich zwischen der Klosterstrasse der Parochialstrasse und der Waisenstrasse direkt hinter der alten Stadtmauer Berlins die an dieser Stelle zu Teilen erhalten ist Auf dem Kirchengelande liegt der historische Kirchhof mit einer Reihe alter Grabkreuze und tafeln Dahinter begrenzt das dreigeschossige Gemeindehaus der ehemaligen Evangelischen Georgen Parochialgemeinde die Flache Im Jahr 1968 hatte sich die bis dahin eigenstandige Parochial mit der Georgengemeinde zusammengeschlossen die schliesslich 2003 durch Fusion in der Mariengemeinde aufging Hinzu kommt ein Barockbau der bereits 1708 gebaut wurde und als Gemeindehaus und Hospital diente in den spaten 1990er Jahren jedoch einen Teil der Theologischen Fakultat der Humboldt Universitat aufnahm Vorgeschichte Bearbeiten nbsp Colln gelb gefarbt und Berlin rot gefarbt auf einem Stadtplan von 1688Die Parochialkirche ist das erste Berliner Gotteshaus das eigens fur die Anhanger der reformierten Kirche gebaut wurde Die reformierte Gemeinde in Berlin und Colln war entstanden nachdem der brandenburgische Kurfurst Johann Sigismund 1613 zum Calvinismus ubergetreten war Sie nutzte seit 1632 die lutherische Domkirche im damaligen Colln sowie den dazugehorigen Begrabnisplatz und bat 1694 den Kurfursten Friedrich III den spateren Konig Friedrich I von Preussen um die Einwilligung in einen eigenen Kirchenbau in Berlin Zu diesem Zweck erwarben die Geheimen Rate Eberhard von Danckelmann Georg von Berchem und Joachim Scultetus von Unfried 1638 1705 im Auftrag der Kirchengemeinde das Grundstuck zwischen der Klosterstrasse und der Waisengasse auf dem das Anwesen des ehemaligen kurfurstlichen Alchimisten Chemikers und Glasmachers Johannes Kunckel stand Der Kurfurst bestatigte den Kauf und genehmigte den Bau der Kirche fur die Personalgemeinde ohne zugehorige Parochie also ohne eigenes Gemeindegebiet die aus den Anhangern der reformierten Kirche der Domgemeinde hervorging Zu den Gemeindemitgliedern des ersten Jahrhunderts gehorten von Beginn an wichtige Vertreter der Berliner Politik und Kultur wie die Minister Johann Kasimir Kolbe von Wartenberg und Samuel von Cocceji der Baumeister Johann Boumann der Porzellanhersteller Wilhelm Caspar Wegely sowie der Gelehrte Wilhelm von Humboldt Ihren aktuellen Namen tragt die vormalige Neue Reformierte Stadt und Pfarrkirche seit der Bildung der Kirche der Altpreussischen Union 1817 Planungen von Johann Arnold Nering Bearbeiten nbsp Entwurf von Johann Arnold NeringDie Planungen fur den ersten Bau der Parochialkirche lieferte im Jahr 1694 der Baumeister Johann Arnold Nering den Friedrich III am 18 Juni des Jahres mit dem Bau beauftragt hatte Ihm unterstand als Kurfurstlich Brandenburgischem Oberbaumeister das gesamte Bauwesen der Mark Brandenburg Die Wahl dieses Mannes als Baumeister der Kirche machte die Bedeutung des Bauvorhabens besonders deutlich Nerings Arbeiten darunter etwa die Schlosskapelle Kopenick zeichneten sich stark durch niederlandische und italienische Einflusse aus Sein Entwurf fur die Parochialkirche gilt als eines der reifsten Werke des Architekten er verband beide Stilrichtungen Als Hauptinspiration dienten offensichtlich die Nieuwe Kerk in Den Haag von Pieter Noorwits 1649 1656 und die Kirche Santa Maria della Consolazione in Todi ab 1508 Wie diese Kirchen stellte auch sein Bauvorhaben einen einfach strukturierten Hauptraum mit vier geraumigen Konchen dar die kreuzartig angeordnet sein sollten Davor war ein Portikus mit einem von Saulen getragenen Giebel vorgesehen der eine Eingangshalle enthielt Als Dachkonstruktion plante Nering kupferbedeckte Kuppeln die uber einer hohen Attika aufsetzen und in deren Zentrum sich der dreietagige und saulenbestuckte Turm der Kirche erhebt Die Aussenfassade erhielt durch korinthische Saulen eine schone Struktur ausserdem waren Gesimse sowie eine vasenbekronte Attika vorgesehen Die konkav geschwungenen Wandteile zwischen den Saulen sollten Rundbogenfenster erhalten Eine Empore im Innenraum war nicht vorgesehen damit die Predigten im Zentrum des Gebaudes stattfinden konnten Am 15 August des Jahres 1695 legte Friedrich III den Grundstein fur das Kirchengebaude der gemeinsam mit einem Kupferstich des Grundrisses einer Bibel und einem Katechismus versenkt wurde Baumeister Nering starb bereits im gleichen Jahr am 21 Oktober 1695 Realisierung von Martin Grunberg Bearbeiten nbsp Entwurf von Martin GrunbergDie Bauarbeiten an der Parochialkirche wurden an Nerings Nachfolger Martin Grunberg ubergeben Dieser versuchte den Bau mit einem geringeren Budget durchzufuhren als die Planungen es vorsahen und entwarf einen neuen Plan der auf dem bereits vorhandenen Fundament aufbaute und entsprechend den gleichen Grundriss hatte Grunberg verkleinerte den Gesamtbau indem er die Flache reduzierte aber bei dem Grundaufbau der Vierkonchenhalle blieb Die Kuppelgewolbe wurden abgesenkt und die Dacher durch Walmdacher ersetzt die Wande verloren ihre konkaven Formen und wurden geglattet Auch die Attika und die Gesimse entfielen und die korinthischen Saulen wurden durch einfachere Strebepfeiler zur Stabilisierung ersetzt Der Grundentwurf des Turmes blieb auch bei Grunberg bestehen er setzte ihn jedoch auf eine Vorhalle die den Portikus Nerings ersetzte statt ins Zentrum des Gebaudes Anders als Nering geplant hatte baute Grunberg eine Empore in den Hauptraum ein Die erneute Grundsteinlegung an der auch das Kurfurstenpaar teilnahm war 1695 mit grossem zeremoniellen Aufwand Am 27 September 1698 sturzte das fast vollendete Dachgewolbe in sich zusammen Nach einer notwendigen Umplanung an der auch der Architekt Andreas Schluter beteiligt war und dem weiteren Aufbau konnte das Kirchengebaude schliesslich am 8 Juli 1703 eingeweiht werden Auch hieran nahm das preussische Herrscherpaar inzwischen mit koniglichen Wurden ausgestattet teil 1705 war der Bau mit Ausnahme des Turmes abgeschlossen er erreichte gerade die Hohe des Daches und bestand nur aus dem ersten Geschoss eine Turmspitze war nicht vorhanden Das endgultig von Grunberg erbaute Gebaude ist ein Barockbau mit hellem Putz Die Fassade wird durch hohe Rundbogenfenster aufgelockert und ein hohes Portal bildet den Eingang ebenfalls mit einem Rundbogen als oberem Abschluss das von zwei machtigen Pilastern flankiert wird Weitere Schmuckelemente und Fenster verschiedener Form fanden sich vor allem am Turm der Kirche sowie im Bereich des Daches 1705 entstand eine Kanzel nach Entwurfen von Georg Gottfried Weyhenmeyer Orgeln Bearbeiten nbsp Stich der Parochialkirche von 1715Im Jahr 1732 wurde ein Positiv von Joachim Wagner in die Kirche eingebaut das spater fur 35 Reichstaler an das Berliner Armen und Waisenhaus verkauft wurde Wohl 1733 erfolgte die Einweihung der neuen Orgel die auch ein Werk Wagners war Die 34 Register mit 1660 Pfeifen verteilten sich auf zwei Manuale und Pedal Der Preis betrug 3061 Reichstaler Namhafte Organisten und Komponisten beurteilten den Klang dieser Orgel als ausgezeichnet In Zeitabstanden von etwa 30 Jahren gab es Umbauten mit Anpassungen an den jeweiligen Zeitgeschmack Im Jahr 1819 disponierte der Berliner Orgelbauer Buchholz das Instrument im Sinne der romantischen Asthetik um Die Orgel hatte nun 38 Register Im Jahr 1903 nahm Orgelbauer Sauer Frankfurt Oder einen weiteren grossen Umbau vor nachdem die Orgel auf 45 Register auf drei Manualen und Pedal angewachsen war Orgelmusik der Hochromantik wie die von Max Reger Charles Marie Widor und anderen konnte nun authentisch zu Gehor gebracht werden Im Jahr 1931 schlug Orgelbauer Walcker aus Ludwigsburg vor eine Chororgel hinter dem Altar zu installieren Ihre Verwirklichung und der erneute Umbau der Hauptorgel erfolgten durch Orgelbau Sauer deren Inhaber Oscar Walcker war Uber das Klangbild konnte man sich nur schwer einigen orientierte sich aber schliesslich wieder am originalen Konzept Joachim Wagners Im Kriegsjahr 1944 wurden beide Orgeln zerstort Der Turmbau und die Singuhr BearbeitenIm Jahr 1713 schenkte Konig Friedrich I der Parochialkirche ein Carillon Glockenspiel das zwischen Dezember 1700 und 1704 von Johann Jacobi gegossen worden und fur den Berliner Munzturm bestimmt gewesen war Von dessen ursprunglich 37 Glocken deren Tonfolge vermutlich mit einem Bourdon tiefen es0 begann und sich unter der damals ublichen Auslassung der beiden nachsten Halbtone von fis0 bis f4 fortsetzte fehlten inzwischen aber zwei 1 Nach dem Zusammensturz des Munzturms sollte dieses Carillon einen neuen Platz finden Um es einbauen zu konnen erteilte der Konig Jean de Bodt den Auftrag den nicht vollendeten Turm von Martin Grunberg zu vollenden und mit einer eigenen Etage fur das Glockenspiel zu bestucken Jean de Bodt nutzte dafur seinen nicht verwirklichten Entwurf fur den Neubau der Domkirche aus den Jahren um 1706 2 Den Bau fuhrte allerdings Philipp Gerlach aus den Friedrich Wilhelm I beauftragte Abweichend von dem Entwurf in dem de Bodt eine Bekronung des Turmes mit einem Polygon vorgesehen hatte setzte Gerlach eine schlanke obeliskartige Turmspitze auf ansonsten ubernahm er die Plane weitestgehend Das Glockengeschoss ist offen und von vier Ecksaulen umstanden die in der Literatur sowohl mit der romischen Baukunst von Carlo Rainaldi an Sant Agnese in Agone in Rom als auch mit britischer Baukunst von Christopher Wren am Turm von St Vedast in London in Verbindung gebracht werden Geschmuckt wurde der Turm mit Steinbildhauerarbeiten von Johann Georg Glume Johann Gottfried Weyhenmayer und Johann Conrad Koch unter anderem vier Lowen Diese befanden sich unter der Turmspitze und schienen sie zu tragen Am 24 April 1714 war der Bau des Turmes abgeschlossen danach wurde das Glockenspiel eingebaut das 1715 erstmals erklang Die von Philipp Gerlach entworfene Garnisonkirche in Potsdam wurde von 1730 bis 1735 ebenfalls auf Anordnung Konig Friedrich Wilhelms I von Preussen errichtet und hat grosse Ahnlichkeit mit der Berliner Parochialkirche Wegen des leicht unsauberen Klanges wurde ein neues Glockenspiel beim Glockengiesser Jan Albert de Grave in Auftrag gegeben Er fertigte es 1714 bis 1717 aus 37 Bronze Glocken von denen die grossten aus dem Erstguss von Jacobi stammten Eine komplizierte von einem im Turm eingebauten Uhrwerk gesteuerte Mechanik trieb das Glockenspiel an Die Glockenmelodien waren sehr variabel 3 und ertonten stundlich Das Brullen der Lowen schloss jedes Spiel ab Zu den verschiedenen kirchlichen Feiertagen wurden die Melodien 14 bis 15 mal im Jahr gewechselt Das Glockenspiel erhielt in der Berliner Bevolkerung die Bezeichnung Singuhr und wurde bald europaweit bekannt Anfang der 1930er Jahre gab es sogar Rundfunkubertragungen des Glockenspiels 4 vor allem mit dem Organisten Wilhelm Bender Weil das komplette Turmoberteil im Zweiten Weltkrieg zerstort wurde sind die originalen Lowen vermutlich fur immer verloren Die Glocken wurden nach Kriegsbeginn in ein Reservelager in Hamburg gebracht sie wurden aber nicht eingeschmolzen 5 nbsp Kirche 1881 nbsp Garnison kirche in Potsdam 1827 nbsp Glocken spieler am Klavier von Ewald Thiel 1913Veranderungen des 19 Jahrhunderts BearbeitenIm 19 Jahrhundert wurden in der Kirche einige kleinere Umbauten vorgenommen vor allem am Innenraum Die von Grunberg eingebaute Empore wurde 1837 1838 durch eine neue ersetzt Diese wurde gemeinsam mit den Einbauten im Bereich der Sakristei 1884 1885 von Gustav Knoblauch und Hermann Wex 6 wieder entfernt um den ursprunglich von Nering gewunschten Raumeindruck herzustellen Die Nord und die Sudostseite erhielten kleine Anbauten die die Sakristei und einen Unterrichtsraum aufnehmen sollten Die zentrale Kanzel wurde spater an den Sudostpfeiler verlegt und eine neue Empore fur die Orgel entstand im Westbereich auf Eisenstutzen Das Deckengewolbe und die Wande bekamen eine ornamentale Malerei und die barocken Steinelemente wurden herausgenommen Die Fenster wurden durch Sandstein gegliedert Das Glas wurde farbig und die Chorfenster durch Grisaillemalerei verziert Kirchengebaude zwischen 1944 und dem Ende der DDR Bearbeiten nbsp Kirchenruine im Trummerfeld Berlins 1947 nbsp Eisenkreuz im Innenraum der Kirche geschaffen 1961 vom Kunstschmied und Metallbildhauer Fritz Kuhn Hohe 11 MeterBei einem alliierten Luftangriff fielen am 29 Mai 1944 Brandbomben auf die Kirche wobei sie mitsamt der Innenausstattung bis auf die Umfassungsmauern ausbrannte und die oberen Teile des Turms mit dem Glockenspiel in das Kirchenschiff sturzten Im Jahr 1946 erhielt der Turmstumpf ein Notdach und der uber der Vorhalle liegende erhalten gebliebene Turmsaal konnte als Gottesdienstraum eingerichtet werden In der DDR Zeit uberspannte die Kirche seit 1950 1951 ein dem ursprunglichen Zustand entsprechendes Schieferdach 7 Fritz Kuhn fertigte 1961 aus gefundenen Schrottteilen der Kirche ein Eisenkreuz das im Altarraum aufgehangt wurde Am 20 August 1961 eine Woche nach dem Bau der Berliner Mauer fand in der Kirche der letzte Gottesdienst statt Danach diente das Gebaude anfangs fur Ausstellungen und Konzerte ab 1970 als Lager fur Mobel Anlasslich der Aufwertung des Altstadtbereichs zur 750 Jahr Feier Berlins erhielt das Gebaude 1988 ein mithilfe eines der Kirchenbauprogramme in der DDR finanziertes neues Dach 8 Umfassende Erneuerung seit 1990 BearbeitenHaupthaus und Ausstattung Bearbeiten Mit der Wiedervereinigung der Stadt begann ein intensiver Sanierungs und Restaurierungsprozess im historischen Berliner Stadtkern wozu ab 1991 auch die schrittweise Wiederherstellung der Parochialkirche gehorte Die Arbeiten an der Vorhalle und am Turmstumpf wurden 2001 und am Kirchenschiff 2004 abgeschlossen Auf der Attika der Vorhalle konnte die einzige noch erhaltene originale Flammenvase zusammen mit funf Kopien aufgestellt werden Der Hauptraum der Kirche wurde im Rahmen der Arbeiten so weit wiederhergestellt dass er unbedenklich genutzt werden kann Der denkmalpflegerische Plan der Architekten Kuehn und Malvezzi 9 lehnte eine Rekonstruktion der Innenraumfassung ab und beliess einen ruinosen Zustand sodass die Wande unverputzt als Rohbau stehen und die Decke zum Dachstuhl offen ist 10 In die Fenster des Kirchenraums wurde mundgeblasenes Glas eingebaut und im Inneren das Schrottkreuz aus der Werkstatt des Kunstschmieds Fritz Kuhn in der Ostkonche postiert Der Vorraum ist ebenfalls weitestgehend leer An den Wanden hangen als Epitaphien die Grabsteine der fruheren Gemeindemitglieder Georg von Berchem Friedrich Ludwig Hermann Muzell und August Ludwig Carl Graul Eine einfache Treppe fuhrt in das Obergeschoss Neben seltenen Gottesdiensten zu besonderen Anlassen dient der Kirchenraum vor allem als Ausstellungsraum fur Kunstprojekte sowie fur andere Veranstaltungen Fur den weiteren Aufbau und die mogliche Rekonstruktion werden Spenden gesammelt Im Jahr 2022 wurde in der Kirche u a die Exposition Die grossen Meister der Renaissance Weltberuhmte Kunstwerke in Berlin installiert 11 nbsp Blick in den zunachst karg und ruinos belassenen Innenraum 2005 nbsp Blick zur Apsis mit Kreuzinstallation nbsp Blick von der Apsis zum Eingang nbsp Blick in den offenen Dachstuhl der VierungWiederaufbau von Kirchturm und Glockenspiel 2016 Bearbeiten nbsp Kirchturm mit dem Glockenspiel 2017Fur den angestrebten Wiederaufbau der kriegszerstorten Turmspitze und des Glockenspieles initiierte der Verein Denk mal an Berlin im Sommer 2008 eine Spendensammlung Die Baukosten fur die Rekonstruktion des Kirchturms wurden inklusive der Wiederherstellung des Glockenspiels auf 3 5 Millionen Euro veranschlagt Im Sommer des Jahres 2014 bewilligte die Lottostiftung einen Betrag von zwei Millionen Euro der zusammen mit einer Privatspende des Unternehmers Hans Wall in Hohe von 420 000 Euro den Beginn fur den Turmwiederaufbau ab Februar 2015 sicherte Die Plane fur einen neuen Turm in Konturen des ursprunglichen erstellte der Architekt Jochen Langeheinecke aus Werneuchen Der Turm hat oberhalb einer Glockenstube und eines Raumes fur den Glockenspieler Carilloneur eine holzerne Spitze erhalten und ist mit grauem Kupferblech verkleidet worden Im August 2015 erhielt die Glockengiesserei Eijsbouts den Auftrag und am 22 Februar 2016 wurden die Glocken gestimmt Das Richtfest fur die neue Kirchturmspitze und das Carillon fand am 1 Juli 2016 statt 12 Anlasslich der Einweihung am 23 Oktober 2016 gab der Carilloneur Wilhelm Ritter aus Kassel ein Konzert 13 Das neue Glockenspiel Carillon besteht nun aus 52 Glocken und wird elektro pneumatisch angetrieben Das Gesamtgewicht wird mit 8 600 kg angegeben dabei wiegt die grosste Glocke 1 490 kg die kleinste 8 kg Ihre Stimmung geht von d1 e1 bis fis5 14 Zwei Glocken aus dem alten de Graveschen Glockenspiel blieben unversehrt Als Gelaut fur Gottesdienste wurden sie in einem eigenen Holzglockenstuhl im Glockenstubengeschoss aufgehangt Die kleinere Glocke wird taglich um 9 12 und 18 Uhr zum Gebet gelautet 15 Zu den gleichen Zeiten ertont auch das Carillon zusatzlich jedoch um 15 Uhr 14 source source Konzert zur Einweihung des Glockenspiels am 23 Oktober 2016 Ausschnitt nbsp Neues Glockenspiel Carillon der Parochialkirche nbsp Wiederaufbau der Turmspitze Zustand Ende Oktober 2016Kirchhof und Gruft Bearbeiten nbsp ParochialkirchhofDer Kirchhof gehort zu den altesten erhaltenen kirchlichen Friedhofen Berlins Wie die Kirche wurde auch er von Konig Friedrich I und seiner Gemahlin Sophie Charlotte 1705 eingeweiht Er war der erste Kirchhof einer reformierten Gemeinde in Berlin die bis dahin ihre Verstorbenen auf dem Begrabnisplatz der Domkirche beerdigte Ab 1706 sind die ersten Beerdigungen auf dem Parochialkirchhof belegt Neben dem raumlich sehr begrenzten Begrabnisfeld wurden sogenannte Seitengewolbe eingerichtet Trotz der kleinen Flache sind 5338 Beerdigungen auf dem Feld und 247 in den Gewolben dokumentiert Zu den bekanntesten Personen des 18 und 19 Jahrhunderts die hier begraben wurden gehoren der Theologe und Gelehrte Daniel Ernst Jablonski 1660 1741 der Kammerturke Friedrich Aly ca 1666 1716 die konigliche Erzieherin Auguste Henriette Bock 1762 1845 16 sowie der Grunder der ersten Berliner Porzellanmanufaktur Wilhelm Caspar Wegely 1854 wurde der Friedhoff offiziell geschlossen danach fanden nur noch vereinzelte Begrabnisse statt Die letzten hier beerdigten Personen waren zwei Kriegstote aus dem Jahr 1945 Im Jahr 1888 wurde die heutige Parochialstrasse verbreitert nachdem 1862 die Parochialkirch Gasse in sie einbezogen worden war Dabei wurde ein Teil der Grabflachen geraumt und uberbaut einige der Leichname kamen in die Gemeinschaftsgruft des Kirchhofs nbsp Epitaph an der KirchhofswandAuf dem Kirchhof fallen vor allem die erhaltenen eisernen Kreuze und Grabsteine aus dem 19 Jahrhundert ins Auge Die ruckwartige Mauer ist zudem mit Epitaphien aus dem fruhen 18 Jahrhundert bestuckt Zwei grossere Mausoleen deren Ruckwand auch an die Mauer reichen sind ebenfalls erhalten Eines davon ist keiner Familie mehr zuzuordnen und wird deshalb schlicht Mausoleum II genannt Das andere ist das barocke Erbbegraebnis des Director Brink aus dem 17 Jahrhundert das durch einen Kapellenbau aus dem 19 Jahrhundert im spatklassizistischen Stil erweitert wurde und einzigartig in Berlin ist Besonders auffallige Graber sind ausserdem die Grabdenkmaler Ankersheim und Pistor sowie das Tisch Grabmal Bock das von August Stuler entworfen wurde Eine Engelsfigur schmuckt zudem ein grosseres Gemeinschaftsgrab im Zentrum des kleinen Kirchhofs Grossere Umgestaltungen des Kirchhofs gab es um 1936 vor allem im direkten Bereich um die Kirche und das Gemeindehaus Mit der Zerstorung der Kirche 1944 wurde auch der Kirchhof in Mitleidenschaft gezogen und die Restaurierung erfolgte nur sehr schleppend Erst 1988 begann eine Restaurierung der Kirche und ab 1999 wurde der Kirchhof gesichert Hierzu wurden Mittel des Denkmal Sonderprogramms Dach Fach 1999 2000 herangezogen Von 2001 bis 2003 erfolgte eine Konservierung und Restaurierung der Mausoleen sowie eine Wiederherstellung der historischen Wege und Vegetationsstrukturen aus Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin Der Innenraum des Mausoleums II wurde von 2001 bis 2005 konserviert und restauriert Die Gruft beherbergt 147 Sarge Die 25 noch erhaltenen Holzturen zu den Grabkammern wurden bereits bei der Errichtung der Kirche am Ende des 17 Jahrhunderts eingebaut und bilden somit den grossten Bestand an originalen barocken Grabkammerturen in Europa 17 Die ausgedehnte Gruftanlage weist aufgrund eines durchdachten Beluftungssystems gute mumifizierende Eigenschaften auf Die Bestattungen aus dem 18 und 19 Jahrhundert haben die Zeiten nicht unbeschadet uberdauert Die meisten Veranderungen und Storungen durch Menschenhand stammen aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg Trotzdem stellen die Mumien ein einmaliges Ensemble dar Von Oktober 2000 bis Januar 2001 wurde durch Spezialisten mehrerer Fachgebiete eine Bestandsaufnahme durchgefuhrt In den 110 geoffneten Sargen verschlossene Sarge wurden nicht untersucht fanden sich 87 Mumien oder die gestorten Reste davon verteilt auf 69 Sarge In einigen Sargen befanden sich also mehrere Individuen die jedoch erst spater dort hineingelegt wurden Die Inhalte von 32 Sargen enthielten Streuknochen Lediglich neun Sarge waren knochenfrei 52 Individuen waren anscheinend komplett 35 Bestattete waren zerstort worden 25 Toten wurde in jungeren Zeiten der Kopf abgetrennt Der Grade der Mumifizierung waren bei den Individuen unterschiedlich und wiesen einen Zusammenhang zu der Jahreszeit auf in der die Bestattung stattfand Der uberwiegende Anteil 42 Bestattete ist nur teilweise mumifiziert 32 waren gut mumifiziert und 13 waren komplett skelettiert Die organischen Gewebe waren je nach Grad der Mumifizierung verschieden gefarbt und wiesen ein Spektrum von gelblich bis dunkelbraun auf Bei neun Individuen fanden sich parzielle purpurne Verfarbungen deren Ursache nicht geklart werden konnte 18 19 20 Siehe auch BearbeitenListe der Kulturdenkmale in Berlin Mitte Alt Berlin Kirchenbauprogramme in der DDRLiteratur Bearbeiten nbsp Berliner Sonderbriefmarke von 1962Sibylle Badstubner Groger Die Parochialkirche in Berlin Grosse Baudenkmaler Heft 525 Deutscher Kunstverlag Munchen und Berlin 1998 Christian Hammer Peter Teicher Die Parochialkirche zu Berlin Deutscher Kunstverlag Berlin Munchen 2009 ISBN 978 3 422 02199 0 Klaus Hammer Historische Friedhofe amp Grabmaler in Berlin Stattbuch Verlag Berlin 1994 ISBN 3 922778 32 1 Benno Klink Bearb Geschichte der Parochialkirche zu Berlin Gemeindekirchenrat der Evangelischen Georgen Parochialgemeinde Berlin Berlin 1992 Eugen Thiele Das Glockenspiel der Parochialkirche zu Berlin Gedenkschrift zum zweihundertjahrigen Jubilaum des Glockenspieles nebst einem Anhange uber das Glockengelaut Verlag Bruxenstein Berlin 1915 Nachdruck in Neue Tone fur das alte Berlin die Parochialkirche und ihr Glockenspiel Neuauflage der Gedenkschrift von 1915 mit neuem Anhang Berlin 2012 Hans Jurgen Mende Kurt Wernicke Berliner Bezirkslexikon Mitte Edition Luisenstadt Berlin 2001 ISBN 3 89542 111 1 Landesdenkmalamt Berlin Jorg Haspel Hrsg Parochialkirche in Berlin Beitrage zur Denkmalpflege in Berlin Band 44 Michael Imhof Verlag ISBN 978 3 7319 0238 6 21 Margarete Schilling Hrsg Eugen Thiele Briefe und Aufzeichnungen des Carilloneurs der Garnisonkirche Potsdam und der Parochialkirche in Berlin Apolda 1999 Andreas Kitschke Die Parochialkirche im Klosterviertel Berlin Kunstverlag Josef Fink Lindenberg im Allgau 1 Auflage 2023 ISBN 978 3 95976 422 3 22 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Parochialkirche Sammlung von Bildern und Videos Eintrage in der Berliner Landesdenkmalliste Parochialkirche Parochialkirchhof Parochialkirche Berlin In archINFORM Projektseite zu Wiederaufbau des Turmes mit Bildern zum Baufortschritt Kathrin Chod Herbert Schwenk Hainer Weisspflug Parochialkirche In Hans Jurgen Mende Kurt Wernicke Hrsg Berliner Bezirkslexikon Mitte Luisenstadtischer Bildungsverein Haude und Spener Edition Luisenstadt Berlin 2003 ISBN 3 89542 111 1 luise berlin de Stand 7 Oktober 2009 Weitere Quellen BearbeitenAusstellungstafeln auf dem Parochialfriedhof in Berlin Mitte Franziska Arndt Klaus Bechstein Sigrid Fundheller Daniel Krebs Regina Steindl Wolf Mankiewicz in 300 Jahre Parochialkirche Beitrage zur Geschichte Ev Kirchgemeinde Marien Berlin 2003 Einzelnachweise Bearbeiten Parochial Abgerufen am 7 Dezember 2022 Berlin Dom Entwurf Aufriss der ruckwartigen Fassade Architekturzeichnung in der Deutschen Digitalen Bibliothek Kirchenmusiker im Dritten Reich Wilhelm Bender Snippet auf books google de abgerufen am 12 Marz 2014 Glockenspiel In parochialkirchturm de abgerufen am 23 Juli 2019 Klaus Schulte Zum Schicksal denkmalwerter deutscher Kirchenglocken Ablieferung ab 1940 Vernichtung Ruckfuhrung Verluste nach 1945 Memento vom 1 Oktober 2016 im Internet Archive Knoblauch amp Wex Gustav Knoblauch und Hermann Wex Parochialkirche Berlin Mitte In Architekturmuseum TU Berlin Abgerufen am 21 April 2020 Gotz Eckardt Hrsg Schicksale deutscher Baudenkmale im zweiten Weltkrieg Eine Dokumentation der Schaden und Totalverluste auf dem Gebiet der Deutschen Demokratischen Republik Band 1 Berlin Hauptstadt der DDR Bezirke Rostock Schwerin Neubrandenburg Potsdam Frankfurt Oder Cottbus Magdeburg Henschel Berlin 1980 S 12 Manfred Stolpe Die Evangelischen Kirchen in der DDR und der Wiederaufbau des Doms Vortrag des Ministerprasidenten beim 3 Dom Kolloquium in Berlin am 4 Februar 2000 archivierter Weblink abgerufen am 7 November 2023 Verrohter Barock Kuehn Malvezzi Architekten gewinnen Wettbewerb zur Berliner Parochialkirche In BauNetz 18 Dezember 2015 Gunnar Schupelius So traurig sieht die Kirche mit dem neuen Turm von innen aus In Berliner Zeitung 4 Juli 2016 Die grossen Meister der Renaissance In tip berlin de abgerufen am 8 Dezember 2022 72 Jahre nach dem Einsturz Die Berliner Parochialkirche hat wieder einen Turm In bz berlin de Abgerufen am 1 Juli 2016 Neues Glockenspiel erklingt an Berliner Parochialkirche Quelle Archiviert vom Original am 31 Oktober 2016 abgerufen am 23 Oktober 2016 a b Parochialkirche Deutsche Glockenspielvereinigung e V glockenspieler de abgerufen am 8 Dezember 2022 Berlin Mitte Das Mittagslauten der ev Parochialkirche in der Glockenstube Abgerufen am 18 Februar 2021 Denkmal der Frau Henriette Auguste Bock auf dem Parochial Kirchhofe zu Berlin In Zeitschrift fur Bauwesen Nr 5 1851 Sp 146 zlb de Atlas Tafel 24 In der Gruft der Parochialkirche in Mitte In Berliner Zeitung vom 8 Marz 2016 Bettina Jungklaus Die Mumien in der Gruft der Parochialkirche Ergebnisse der anthropologischen Untersuchung In Bernhard Hansel Berthold Riese Georg Pfeffer Herbert Ullrich Heidi Peter Rocher Annette Lewerentz Hrsg Mitteilungen der Berliner Gesellschaft fur Anthropologie Ethnologie und Urgeschichte Band 23 Verlag Marie Leidorf 2002 ISSN 0178 7896 S 31 39 Bettina Jungklaus Andreas Strobl Blandine Wittkopp Zur kulturhistorischen Bedeutung der Sarge in der Parochialkirche Berlin Mitte In Archaologie in Berlin und Brandenburg 2001 Konrad Theiss Verlag 2002 ISBN 978 3 8062 1784 1 S 33 38 Bettina Jungklaus Daniel Krebs Andreas Strobl Blandine Wittkopp Die Gruft unter der Parochialkirche in Berlin Mitte In Ohlsdorf Zeitschrift fur Trauerkultur Band IV 2009 Nr 107 2009 S 15 22 stadtentwicklung berlin de Memento vom 1 Oktober 2016 im Internet Archive Weitere Informationen auf der Website des Verlags 52 516944444444 13 413055555556 Koordinaten 52 31 1 N 13 24 47 O nbsp Dieser Artikel wurde am 21 Dezember 2005 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Kirchen im Kirchenkreis Berlin Stadtmitte Advent Zachaus Kirchengemeinde Adventkirche und Zachaus Ladenkirche Kirchengemeinde am Weinberg Golgathakirche Sophienkirche St Elisabeth St Johannes Evangelist und Zionskirche Auferstehungs Kirchengemeinde Auferstehungskirche Bartholomausgemeinde St Bartholomaus Kirche Kirchengemeinde Boxhagen Stralau Offenbarungskirche Dorfkirche Stralau und Zwinglikirche Domkirchenkollegium Berliner Dom Kirchengemeinde Galilaa Samariter Galilaakirche und Samariterkirche Jesus Christus Kirchengemeinde Christus Kirche Kirchengemeinde Heilig Kreuz Passion Heilig Kreuz Kirche und Passionskirche Heilige Geist Kirchengemeinde Heilige Geist Kirche Immanuelgemeinde Immanuelkirche Kirchengemeinde in der Friedrichstadt Franzosische Friedrichstadtkirche Jerusalemkirche und St Lukas Kirche Kirchengemeinde Kreuzberg Emmauskirche Melanchthonkirche Olbergkirche St Jacobi Kirche St Thomas Kirche Konvent an der Reformationskirche Reformationskirche Martha Kirchengemeinde Marthakirche Pfingstgemeinde Pfingstkirche Kirchengemeinde Prenzlauer Berg Nord Eliaskirche Gethsemanekirche Paul Gerhardt Kirche und Segenskirche Evangelische Kirchengemeinde St Markus ohne Kirche Evangelische Kirchengemeinde St Petri St Marien Marienkirche und Parochialkirche Evangelische Tabor Gemeinde Taborkirche Evangelische Kirchengemeinde Tiergarten Erloserkirche Heilandskirche Johanniskirche und Kaiser Friedrich Gedachtniskirche Fluchtlingskirche St Simeon Kirche Normdaten Geografikum GND 4527519 1 lobid OGND AKS LCCN n95021662 VIAF 145577242 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Parochialkirche Berlin amp oldid 238901701