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Der Leechwald ist ein Stadtwald in der steirischen Landeshauptstadt Graz Das Areal befand sich in der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts in adligem Besitz und wurde zunachst als Parkanlage gestaltet Heute erstreckt sich das Waldgebiet uber drei Stadtbezirke und bildet zusammen mit dem Hilmteich ein beliebtes Naherholungsgebiet sowie eine bedeutende okologische Ausgleichsflache Waldrand am Hilmteich Inhaltsverzeichnis 1 Lage und Umgebung 2 Flora und Fauna 3 Geschichte 4 Freizeitangebot 5 Literatur und Karten 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLage und Umgebung Bearbeiten nbsp Hilmteich und Leechwald rechts im Hintergrund Schockl und Platte Ansichtskarte von ca 1913Der Leechwald erstreckt sich auf einem weit ins Grazer Becken hineinreichenden Auslaufer des Oststeirischen Riedellandes Ein Grossteil des Waldes liegt im Stadtbezirk Mariatrost kleinere Flachenanteile verteilen sich auf Geidorf und Ries Der vom Stadtzentrum in Richtung Nordosten ziehende Riedel an dessen sudliches Ende sich das Gelande des LKH Universitatsklinikums schmiegt wird von den beliebten Wohngegenden Mariatroster Tal nordwestlich und Stiftingtal sudostlich begrenzt Am westlichen Hangfuss gleichbedeutend mit dem Waldrand liegt der aus einer Lehmgrube hervorgegangene Hilmteich der mit Strassenbahnlinie 1 erreichbar ist Der Leechwald im engeren Sinn besteht auf einer Lange von etwa 2 km und erreicht in der Breite eine Ausdehnung von 200 bis maximal 600 m Sein nordliches Ende erreicht er beim Durchbruch des Mariatroster Baches bei Kroisbach Die Seehohe betragt in diesem Bereich zwischen 380 und 480 m u A Von der Villa Hahnhof in der die zentrale Versuchstieranlage des Klinikums untergebracht ist setzt sich das Waldgebiet als mehr oder weniger schmaler Streifen entlang des Roseggerweges fort Die Waldflachen bis zur Basilika Mariatrost und daruber hinaus werden zeitweise auch noch als Leechwald bezeichnet Flora und Fauna BearbeitenDie Standortbedingungen im Leechwald werden geologisch vom Tertiar der Grazer Bucht bestimmt Im grossten Teil finden sich pleistozane Schotter in 3 bis 4 m Tiefe mit daruber liegenden Lehmen In den tieferen Bereichen kommen alluviale Sedimente vor in hoher gelegenen Bereichen etwa entlang des Roseggerweges ist der lehmige oder mergelige Tertiarboden teilweise ausgelaugt und von Belvedereschottern und Sanden uberdeckt Mangels bedeutsamer Quellen ist die Bodenfeuchtigkeit von Niederschlagen und der Bodenbeschaffenheit abhangig 1 Die naturliche Vegetation am Standort des Leechwaldes bildet ein kolliner Laubmischwald mit Rotbuche und Eichen der mit der Zeit durch Fohren erganzt wurde Mit der Parkanlage im 19 Jahrhundert erfuhr dieses Erscheinungsbild vor allem durch die Pflanzung zahlreicher exotischer Koniferenarten eine starke Veranderung Dazu gehoren Kusten Douglasie Alcocks Fichte Kaukasus Fichte Sitka Fichte Weymouth Kiefer Abendlandischer Lebensbaum Hiba Lebensbaum Japanischer Lebensbaum Riesen Lebensbaum Sadebaum Hinoki Scheinzypresse Lawsons Scheinzypresse Nootka Scheinzypresse Sawara Scheinzypresse Kanadische Hemlocktanne Nordmann Tanne Sibirische Tanne und Weiss Tanne Unter den mehr oder weniger heimischen Nadelholzern befinden sich allen voran Gemeine Fichte Waldkiefer und Osterreichische Schwarzkiefer sowie Europaische Eibe Larche und Gemeiner Wacholder 2 3 Zu den vorkommenden Laubholzern zahlen Bergahorn Feldahorn Weiss Birke Hainbuche Stieleiche Schwarz Erle Gemeine Esche Edelkastanie Fleischrote Rosskastanie Winterlinde Zitterpappel Robinie Tulpenbaum Feld Ulme Vogelbeere und Vogel Kirsche 4 Zwischen 1964 und 1975 konnten im Leechwald und dem anschliessenden Waldgebiet am Roseggerweg 820 verschiedene Pilzarten gezahlt werden Ein Zusammenhang dieser Vielfalt mit den auslandischen Baumpflanzungen wurde dabei zumindest fur moglich gehalten Als besonders bemerkenswerte Funde nannte der Studienautor unter anderem Austern Seitling Zierlicher Dachpilz Gallertfleischiger Faltling Gemeiner Klapperschwamm Gruner Knollenblatterpilz Grauer Scheidenstreifling Mausgrauer Scheidling Gemeiner Strubbelkopfrohrling Winterrubling und Stachelschuppiger Wulstling 1 Durch seine Lage im urbanen Raum und die mit der okologisch kleinraumigen Strukturiertheit einhergehende Lebensraumvielfalt ist der Leechwald ein wichtiger Ruhe und Ruckzugsort verschiedener Tierarten Alt und Totholzelemente werden vielfach belassen um Insekten und Kleintieren ein Habitat zu bieten Bis 2000 konnten im Waldgebiet 40 verschiedene Vogelarten nachgewiesen werden Darunter befinden sich Amsel Mistel und Singdrossel Bergfink Gartenbaumlaufer Gimpel Sommer und Wintergoldhahnchen Eichelhaher Waldkauz Kernbeisser Rabenkrahe Kuckuck Monchsgrasmucke sowie alle funf heimischen Spechtarten Blut Bunt Grau Grun und Schwarzspecht 5 Die Zahl der zumindest zeitweise im Leechwald lebenden Tierarten wurde ohne Einzeller auf etwa 5000 geschatzt 6 Geschichte BearbeitenDer Name Leechwald leitet sich vom mittelhochdeutschen le ab was ubersetzt Hugel grab bedeutet Denselben Ursprung haben die Bezeichnungen der Leechkirche und der Leechgasse 7 Wie aus den Karten der Josephinischen Landesaufnahme hervorgeht bestand der Wald bereits 1787 8 Das Areal gelangte in den 1860er Jahren in den Besitz von Graf Heinrich von Attems Petzenstein der es von einem bauerlichen Fohrenwald zu einer mondanen Parkanlage umgestalten liess Mit dem anfanglichen Zuruckschneiden des Nadelwaldes wurde die Entwicklung eines Eichenhains gefordert der durch Pflanzung von angeblich 36 000 Jungbaumen 2400 verschiedener Arten erganzt wurde Die Pflanzen darunter vor allem Koniferen siehe oben bezog Attems vornehmlich aus Muskau 9 nbsp Die Leechwald Villa Detail 2012 Nach Bau einer Zufahrtsstrasse wurde 1869 mitten im Wald eine Villa errichtet die fortan als Domizil der Familie Attems diente Rund um das Wohnhaus befand sich ein grosser Rosengarten dessen Hauptblutezeit in den 1890er Jahren vermutet wurde Der geplante Umbau zu einer Lungenheilstatte scheiterte an einer nicht erteilten Bewilligung 2 heute dient die Villa als Gastehaus der Technischen Universitat Anfang des 20 Jahrhunderts kaufte der Wiener Bauunternehmer Alfred Wunsch den umliegenden Wald in der Hoffnung ihn roden und die Grundstucke mit Villen bebauen zu konnen Als auch dieses Vorhaben nicht bewilligt wurde bot er das damals noch in der Gemeinde Folling spater Maria Trost gelegene Areal 1905 der Stadtgemeinde Graz zum Kauf an Weil Wunsch den Grund bereits hatte parzellieren lassen gestalteten sich die Kaufverhandlungen als schwierig Schliesslich erwarb die Grazer Gemeindesparkasse das 9 ha umfassende Grundstuck 1907 fur den Preis von 400 000 Kronen aus ihrem Reservefonds Fur eine symbolische Pacht wurde es in die Obhut der Stadt ubergeben die bereits seit 1868 im Besitz des angrenzenden Hilmteichs war Noch im selben Jahr konnte der neue Stadtwald eroffnet und somit der Bevolkerung ubergeben werden 10 11 Wenngleich das mit der Offnung einhergehende Menschengewimmel anfangs durchaus kritisch gesehen wurde 9 entwickelte sich der Leechwald zu einem der bedeutendsten Naherholungsraume der Stadt Nicht zuletzt deswegen reagieren Anrainer und Besucher immer wieder empfindlich auf Schlagerungen Solche erfolgten insbesondere 1974 als Verjungungsmassnahme 12 und 1996 als Teil eines Sanierungsprogramms in Folge grosser Schneemengen 13 Wie erst drei Jahre spater bekannt wurde lehnte die Stadt 1997 und 1998 ein Angebot der Osterreichischen Wohnbaugenossenschaft OWG ab drei Waldparzellen im Bereich Lindenhof zum Nulltarif zu ubernehmen Laut Recherchen der Kleinen Zeitung waren fur die 6570 m grosse Flache lediglich Baumsanierungskosten in Hohe von 60 000 Schilling angefallen Nach Rodung durch den neuen Privateigentumer gab der fur die Liegenschaftsverwaltung zustandige Stadtrat Siegfried Nagl 2001 an von der Causa nichts gewusst zu haben 14 Vizeburgermeister Franz Hasiba erklarte 1974 den Wald unbedingt erhalten zu wollen Der Leechwald muss und das ist meine feste Absicht nicht nur uns und unseren Zeitgenossen als das wunderschone Erholungsgebiet erhalten bleiben das er heute ist sondern auch unseren Kindern die vielleicht noch starker als wir auf solche grunen Inseln angewiesen sein werden 12 Freizeitangebot Bearbeiten nbsp Waldschule Graz nbsp Mahnmal fur behinderte NS OpferWahrend anfangs eine Buschenschank die Leute in den Leechwald lockte entwickelte sich das Freizeitangebot seither standig weiter Vor allem Spazierganger und Laufer schatzen das Gelande Neben einer beschilderten Laufstrecke und Kontrollposten fur den Orientierungslauf fuhrt ein beliebter Wanderweg vom Hilmteich nach Mariatrost der auch einen Abschnitt des steirischen Mariazeller Weges darstellt Daneben besteht ein 2000 von der Berg und Naturwacht in Zusammenarbeit mit dem Institut fur Naturschutz und Landschaftsokologie und der stadtischen Liegenschaftsverwaltung angelegter Waldlehrpfad 10 Ein seit 2007 bestehender Hochseilgarten umfasst eine Flache von 8000 m und bietet vier Parcours unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade 15 16 Ebenso im Leechwald befinden sich die Waldschule Graz 17 und der Tierschutzverein Kleine Wildtiere in grosser Not Die bereits 1888 eroffnete Hilmwarte tragt heute ein Wetterradar und ist nicht mehr frei zuganglich Eine Besonderheit ist der Menschenrechtsweg der entlang der Zufahrtsstrasse zu Villa und Hilmwarte sowie dem Begrenzungszaun zum LKH fuhrt und alle 30 Artikel der Allgemeinen Erklarung der Menschenrechte auf Tafeln wiedergibt Passend zu Artikel 10 Jeder Mensch hat ein angeborenes Recht auf Leben wurde 2011 im Auftrag der Lebenshilfe Steiermark vom Kunstler Sigi Faschingbauer ein Mahnmal entworfen Es besteht aus einer Stele mit einem Gedicht und mehreren gebogenen Metallstaben und soll an die Verfolgung und Vernichtung von Menschen mit Behinderung wahrend des Nationalsozialismus erinnern 18 Folgend der letzte der vier Gedichtverse SagtBluhen wieder BlumenWo einstEure Korper verbranntenSingen wieder VogelWo eure Worte verstummtenBlickt die ErdeMit euren AugenAuf unsAuf unsere WortstromeTonlosNicht bitterLiteratur und Karten BearbeitenRichard Segwitz Der Grazer Leechwald und das anschliessende Waldgebiet bis Mariatrost ein Fundgebiet fur den Pilzfreund In Mitteilungen der Abteilung fur Botanik am Museum Joanneum Jg 48 Heft 7 Graz 1976 S 47 68 zobodat at PDF Thomas Friess Melitta Fuchs Peter Kock Sigrun Ossegger amp Peter Bedenk Waldlehrpfad Leechwald Abteilung Liegenschaftsverwaltung der Stadtgemeinde Graz amp Berg und Naturwacht Steiermark Hrsg Graz 2000 73 S Stadtplan Graz 1 15 000 Freytag amp Berndt Wien 2017 ISBN 978 3850841146 Osterreichische Karte 1 50 000 Blatt 4229 UTM Bundesamt fur Eich und Vermessungswesen Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Leechwald Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Waldschule Graz Leechwald Laufstrecke Orienteering Park LeechwaldEinzelnachweise Bearbeiten a b Richard Segwitz Der Grazer Leechwald und das anschliessende Waldgebiet bis Mariatrost ein Fundgebiet fur den Pilzfreund In Mitteilungen der Abteilung fur Botanik am Museum Joanneum Jg 48 Heft 7 Graz 1976 S 47 68 zobodat at PDF abgerufen am 11 Oktober 2019 a b Karl Hauszer Die Koniferen im Leechwald In Tagespost Ausgabe vom 1 Janner 1928 S 27 Josef Eggler In Graz und Umgebung gepflanzte Nadelholzer In Mitteilungen des Naturwissenschaftlichen Vereines fur Steiermark Band 75 Graz 1937 S 17 30 zobodat at PDF abgerufen am 11 Oktober 2019 Abteilung Liegenschaftsverwaltung der Stadtgemeinde Graz amp Berg und Naturwacht Steiermark Hrsg Waldlehrpfad Leechwald Graz 2000 S 24 ff Waldlehrpfad Leechwald S 22 23 Waldlehrpfad Leechwald S 11 Karl Albrecht Kubinzky Graz das liegt am Hilmerteich In BIG Die offiziellen Seiten der Stadt Graz Ausgabe vom Mai 2010 S 10 11 Online PDF abgerufen am 11 Oktober 2019 Digitaler Atlas der Steiermark Basiskarten amp Bilder Land Steiermark abgerufen am 11 Oktober 2019 a b Der Leechwald In Grazer Volksblatt Ausgabe vom 11 August 1907 S 6 a b Waldlehrpfad Leechwald S 4 6 60 Jahre Leechwald In Kleine Zeitung Ausgabe vom 1 Marz 1967 S 6 a b Franz Hasiba Der Leechwald wird gepflegt und verjungt In Kleine Zeitung Ausgabe vom 2 April 1974 S 17 Rainer Seebacher Tote Baume lassen Wald alt aussehen In Kleine Zeitung Ausgabe vom 18 Mai 1997 S 28 29 Bernd Hecke Stadt wollte Leechwald nicht einmal geschenkt In Kleine Zeitung Ausgabe vom 18 Marz 2001 S 28 Bernd Hecke Stadt pflanzt Kletterpark in den Leechwald In Kleine Zeitung Ausgabe vom 30 Marz 2007 S 28 29 Konstantin Tzivanopoulos Ein Drahtseilakt mit Hindernissen In Kleine Zeitung Ausgabe vom 11 November 2007 S 36 37 Alexandra Maria Wurm Okosystem Wald als ausserschulischer Lernort Das Lernen und Lehren im Wald und die Relevanz der Waldschule im stadtischen Bereich Diplomarbeit am Institut fur Biologie der Universitat Graz 2019 S 71 Online PDF abgerufen am 11 Oktober 2019 Ursula Venemann Denkmal im Leechwald In Es war nicht immer so Leben mit Behinderung in der Steiermark zwischen Vernichtung und Selbstbestimmung 1938 bis heute Clio Graz 2014 ISBN 978 3 902542 40 3 S 127 129 47 084866 15 463614 Koordinaten 47 5 5 5 N 15 27 49 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Leechwald amp oldid 237653262