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Der Sadebaum Juniperus sabina auch Stink Wacholder Gift Wacholder Sevibaum Sevenbaum Sabenbaum Sefistrauch oder Sebenstrauch genannt ist eine Pflanzenart aus der Gattung Wacholder Juniperus Er spielte fruher eine wichtige Rolle in der Volksmedizin SadebaumSadebaum Juniperus sabina IllustrationSystematikOrdnung Koniferen Coniferales Familie Zypressengewachse Cupressaceae Unterfamilie CupressoideaeGattung Wacholder Juniperus Sektion SabinaArt SadebaumWissenschaftlicher NameJuniperus sabinaL Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Wirtspflanze 3 Vorkommen 4 Gefahrdung und Schutzmassnahmen 5 Systematik 6 Giftstoffe 7 Heilkunde 8 Quellen 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseBeschreibung BearbeitenDer Sadebaum ist ein Strauch der meist Wuchshohen von nur 1 bis 2 selten 5 Meter erreicht Er wachst selten ganz aufrecht und meist mehr oder weniger kriechend Die Borke an alteren Pflanzen ist rotlich braun Die Aste weisen einen runden oder leicht kantigen Querschnitt auf Es gibt zwei unterschiedliche Blattformen In der Jugend bildet er wirtelig angeordnete 4 bis 5 Millimeter lange nadelformige spitze Blatter aus die oben blaulich sind Im Alter treten zusatzlich kreuz gegenstandig angeordnete schuppenformige Blatter auf die eiformig und 1 bis 4 mm lang sind Sie riechen beim Zerreiben unangenehm und haben eine Lebensdauer von 2 bis 3 Jahren Es treten sowohl einhausige monozische als auch zweihausig diozische getrenntgeschlechtige Individuen auf Die Blutezeit liegt von Marz bis Mai Die beerenformigen Zapfen sind ei bis kugelformig 5 bis 7 Millimeter gross Sie reifen im Herbst im gleichen Jahr der Befruchtung oder im nachsten Fruhling und sind dann schwarzblau bereift In jedem Zapfen sitzen ein bis drei eiformige und gefurchte Samen Die Chromosomenzahl der Art ist 2n 22 1 Wirtspflanze BearbeitenDer Stink Wacholder ist einer der Hauptwirte fur den Birnengitterrost Gymnosporangium sabinae der Schaden an Birnbaumen hervorruft Er wurde deswegen fruher gebietsweise flachig beseitigt 2 Vorkommen BearbeitenDer Sadebaum kommt mit vier Varietaten in Europa in einer Vielzahl von Staaten beginnend mit Spaniens Sierra Nevada uber die Pyrenaen die Alpen die Gebirge der Balkanhalbinsel und weitere Mittelgebirge bis zur Halbinsel Krim vor Einen weiteren Verbreitungsschwerpunkt kennt man im Kaukasus Ein kleines Vorkommen gibt es im algerischen Djurdjura Gebirge 3 Das ostliche Verbreitungsareal findet man in Zentralasien vor Im Einzelnen sind dies sudliche Regionen Sibiriens in Russland weiters Kasachstan Kirgisistan Tadschikistan das westliche China und die nordliche Mongolei In den Alpen befinden sich Vorkommen in Sudtirol in den osterreichischen Bundeslandern Karnten und Tirol in den Schweizer Kantonen Wallis und Graubunden mit dem Unterengadin sowie in Bayern in den Berchtesgadener Alpen und den Ammergauer Alpen Durch seine Verwendung in der Volksmedizin wurde sein Vorkommen weit uber sein naturliches Verbreitungsgebiet erweitert Der Sadebaum ist lichtbedurftig und besiedelt flachgrundige felsige oft basenreiche Boden Er kommt in Felsritzen Felshangen Trocken und Steppenrasen und in lichten Kiefern und Larchenwaldern bis in Hohenlagen zwischen 1400 und 2300 Metern 4 vor In den Allgauer Alpen steigt er an der Schneck Ostwand in Bayern bis zu 2100 m Meereshohe auf 5 Er kommt vor in Gesellschaften der Klasse Pulsatillo Pinetea 1 Die okologischen Zeigerwerte nach Landolt et al 2010 sind in der Schweiz Feuchtezahl F 1 trocken Lichtzahl L 4 hell Reaktionszahl R 3 schwach sauer bis neutral Temperaturzahl T 3 montan Nahrstoffzahl N 2 nahrstoffarm Kontinentalitatszahl K 5 kontinental 6 Gefahrdung und Schutzmassnahmen BearbeitenDer Sadebaum wird von der Weltnaturschutzunion IUCN zwar in der Roten Liste gefahrdeter Arten gefuhrt jedoch als nicht gefahrdet Least Concern bezeichnet Diese Entscheidung wurde damit begrundet dass es sich um eine der am weitesten verbreiteten Koniferen Arten der Welt handelt und dass sie in nicht ernsthaft gefahrdeten Habitaten vorkomme Der Bestand sei stabil und die Art in vielen Schutzgebieten vertreten 7 In der Roten Liste der Schweiz 8 wird der Sadebaum Juniperus sabina als nicht gefahrdet LC beurteilt Die deutschen Vorkommen werden als gefahrdet 3 beurteilt 9 Mit der Fauna Flora Habitat Richtlinie Nr 92 43 EWG in der aktualisierten Fassung vom 1 Januar 2007 FFH RL 10 Anhang 1 der Europaischen Union werden Schutzgebietausweisungen fur folgende Lebensraumtypen in denen Wacholder vorkommen also auch fur den Sadebaum gefordert Mediterrane Kustendunen mit Wacholderarten Juniperus spp die Inschutzstellung dieser Lebensraume wird als prioritar durchzufuhren gefordert Baumformige Hartlaubgebusche Matorrals mit Wacholderarten Juniperus spp Endemische Walder mit Wacholderarten Juniperus spp die Inschutzstellung dieser Lebensraume wird als prioritare Angelegenheit angesehen nbsp Sadebaum Juniperus sabina in der Sierra Nevada in Spanien nbsp Sadebaum Juniperus sabina im Parc national von Queyras Frankreich Systematik BearbeitenDer Sadebaum wurde 1753 von Carl von Linne in Species Plantarum erstveroffentlicht 11 Es werden funf Varietaten unterschieden Juniperus sabina L var sabina der Arttypus hat eine sehr weite Verbreitung von Nordafrika uber Europa und Asien bis zu den Kusten am Pazifik in Afrika im algerischen Tellatlas in Europa von Spanien uber Frankreich Schweiz Osterreich Deutschland in Russland bei Wolgograd in Kroatien dem fruheren Jugoslawien Bulgarien in der Ukraine auf der Krim Italien und Griechenland in Asien uber die Turkei den Iran die Kaukasstaaten mit Armenien Aserbaidschan Georgien und die russischen Teilstaaten Tschetschenien Inguschetien Kabardino Balkarien und Nordossetien ferner in Zentralasien mit Kasachstan und Kirgisistan in China mit den Teilstaaten Nei Monggol Ningxia Qinghai Shaanxi Sichuan und Xinjiang 12 Juniperus sabina var arenaria E H Wilson Farjon in der Mongolei und den nordlich gelegenen chinesischen Provinzen Gansu Qinghai und Shaanxi sowie dem chinesischen Autonomen Gebiet Nei Monggol 13 Juniperus sabina var balkanensis R P Adams amp Tashev Diese Varietat wurde 2016 erstbeschrieben Sie kommt von Sudosteuropa bis zur westlichen Turkei vor 14 Juniperus sabina var davurica Pall Farjon im sudlichen und sudostlichen sibirischen Russland mit der Region Transbaikalien der Oblast Amur und der Region Primorje weiters in den nordostlichen Provinzen Heilongjiang und Nei Monggol der China sowie der nordlichen Mongolei 15 Sie soll auch in Osterreich in den Alpen vorkommen 14 Juniperus sabina var mongolensis R P Adams in der Mongolei 16 Giftstoffe Bearbeiten nbsp Sabinol nbsp 1R 5R SabinenDer Sadebaum ist in allen Teilen giftig Verantwortlicher Hauptwirkstoff ist das atherische Sadebaumol Im Vergleich zum Ol des Gemeinen Wacholders Juniperus communis enthalt es weit mehr Ester hat einen hoheren Acetylgehalt und ist rechtsdrehend Das resultiert daraus dass das Ol des Gemeinen Wacholders hauptsachlich a Pinen Camphen Cadinene Junipene Borneole und Isoborneol Terpineol Juniperol und Junipercampher enthalt das Sadebaumol hingegen zwar vor allem ebenfalls aus a Pinen und Cadinen aber auch bis zu 50 Prozent aus Sabinen 35 Sabinylacetat sowie unverestertem Sabinol bzw Thujol und Diacetyl besteht 17 Es greift beim Menschen die Magenschleimhaut an verursacht Blutandrang in den Nieren und damit Hamaturie Auch andere innere Organe werden angegriffen Bei Frauen kann das Ol Menorrhagie auslosen und zu Fehlgeburten fuhren Daher wurden die Fruchte auch gezielt zur Abtreibung genutzt 18 19 Auch als Mittel gegen Wurmer fand der Sadebaum Anwendung 20 Schon wenige Tropfen des atherischen Ols sind fur den Menschen todlich bereits durch Einreiben sind Vergiftungen moglich In der Vergangenheit sind immer wieder Wacholderbeeren die mit Sadebaumbeeren verunreinigt waren zum Aromatisieren von Gin verwendet worden Zumindest in Spanien werden Wacholderbeeren deswegen staatlich untersucht 17 Heilkunde BearbeitenIn der Antike und im Mittelalter fand der Sadebaum unter anderem lateinisch Sabina genannt als Heilpflanze Anwendung bei Gelbsucht Kopfschmerzen Karbunkeln und Vergiftungen durch Mutterkorn 21 Adam Lonitzer empfahl in seinem Krauterbuch Sevenbaumwasser als Mittel gegen den Wurm der Finger Panaritium 22 Quellen BearbeitenRuprecht Dull Herfried Kutzelnigg Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Lander Die haufigsten mitteleuropaischen Arten im Portrat 7 korrigierte und erweiterte Auflage Quelle amp Meyer Wiebelsheim 2011 ISBN 978 3 494 01424 1 Lutz Roth Max Daunderer Kurt Kormann Giftpflanzen Pflanzengifte Vorkommen Wirkung Therapie allergische und phototoxische Reaktionen Mit Sonderteil uber Gifttiere 6 uberarbeitete Auflage Sonderausgabe Nikol Hamburg 2012 ISBN 978 3 86820 009 6 Robert P Adams Andrea E Schwarzbach Sanko Nguyen Julie A Morris J Q Liu Geographic Variation in Juniperus sabina L J sabina var arenaria E H Wilson Farjon J sabina var davurica Pall Farjon and J sabina var mongolensis R P Adams In Phytologia Band 89 Nr 2 2007 S 153 166 juniperus org PDF 300 kB Juniperus sabina Systematik und Beschreibung In The Gymnosperm Database Abgerufen am 31 Dezember 2010 englisch Juniperus sabina im Germplasm Resources Information Network GRIN USDA ARS National Genetic Resources Program National Germplasm Resources Laboratory Beltsville Maryland Abgerufen am 13 Juni 2010 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Sadebaum Album mit Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Sadebaum Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Sadebaum FloraWeb de Sadebaum In BiolFlor der Datenbank biologisch okologischer Merkmale der Flora von Deutschland Steckbrief und Verbreitungskarte fur Bayern In Botanischer Informationsknoten Bayerns Thomas Meyer Datenblatt mit Bestimmungsschlussel und Fotos bei Flora de Flora von Deutschland alter Name der Webseite Blumen in Schwaben Einzelnachweise Bearbeiten a b Erich Oberdorfer Pflanzensoziologische Exkursionsflora fur Deutschland und angrenzende Gebiete 8 Auflage Stuttgart Verlag Eugen Ulmer 2001 S 97 ISBN 3 8001 3131 5 K J Lang Gymnosporangium sabinae Nicht mehr online verfugbar TU Munchen 7 November 2006 ehemals im Original abgerufen am 20 November 2008 1 2 Vorlage Toter Link www forst wzw tum de Seite nicht mehr abrufbar Suche in Webarchiven P Quezel S Santa Nouvelle flore de l Algerie et des regions desertiques meridionales Tome I Centre National de la Recherches Scientifique Paris 1962 S 36 38 PDF Datei Memento vom 19 Februar 2015 im Internet Archive Juniperus sabina In The Gymnosperm Database Abgerufen am 31 Dezember 2010 englisch Erhard Dorr Wolfgang Lippert Flora des Allgaus und seiner Umgebung Band 1 IHW Eching 2001 ISBN 3 930167 50 6 S 113 Juniperus sabinaL In Info Flora dem nationalen Daten und Informationszentrum der Schweizer Flora Abgerufen am 23 Marz 2021 Juniperus sabina in der Roten Liste gefahrdeter Arten der IUCN 2013 Eingestellt von A Farjon 2011 Abgerufen am 17 Juli 2020 C Bornand S Eggenberg A Gygax P Juillerat M Jutzi A Mohl S Rometsch L Sager H Santiago Rote Liste Gefasspflanzen Gefahrdete Arten der Schweiz Umwelt Vollzug Nr 1621 Bundesamt fur Umwelt Info Flora 2016 admin ch Sadebaum FloraWeb de Richtlinie 92 43 EWG des Rates vom 21 Mai 1992 zur Erhaltung der naturlichen Lebensraume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen in der konsolidierten Fassung vom 1 Januar 2007 abgerufen am 27 Mai 2011 S 17 19 23 Carl von Linne Species Plantarum Band 2 Lars Salvius Stockholm 1753 S 1039 Digitalisat http vorlage digitalisat test 1 3Dhttp 3A 2F 2Fwww biodiversitylibrary org 2Fopenurl 3Fpid 3Dtitle 3A669 26volume 3D2 26issue 3D 26spage 3D1039 26date 3D1753 GB 3D IA 3D MDZ 3D 0A SZ 3D doppelseitig 3D LT 3D PUR 3D Juniperus sabina var sabina im Germplasm Resources Information Network GRIN USDA ARS National Genetic Resources Program National Germplasm Resources Laboratory Beltsville Maryland Abgerufen am 13 Juni 2010 Juniperus sabina var arenaria im Germplasm Resources Information Network GRIN USDA ARS National Genetic Resources Program National Germplasm Resources Laboratory Beltsville Maryland Abgerufen am 13 Juni 2010 a b Juniperus In Plants of the World Online Bereitgestellt durch die Royal Botanic Gardens Kew abgerufen am 29 Marz 2019 Juniperus sabina var davurica im Germplasm Resources Information Network GRIN USDA ARS National Genetic Resources Program National Germplasm Resources Laboratory Beltsville Maryland Abgerufen am 13 Juni 2010 Robert P Adams Andrea E Schwarzbach A New Variety of Juniperus sabina from Mongolia J sabina var mongolensis In Phytologia Band 88 Nr 2 2006 S 179 185 englisch juniperus org PDF 8 kB a b R Casares Eurotox Symposium Hazards Eurotox held in Brussels on 3 6 June 1964 The chronic toxicity of naturally occurring substances In Food and Cosmetics Toxicology Band 2 1964 Juniperus sabina S 680 doi 10 1016 S0015 6264 64 80419 3 englisch Andre Patoir u a Etude experimentale compartive de quelques abortifs Apiol Rue Sabine Armoise In Gynec et Obstetr Band 39 1939 S 201 209 Vagn Jorgensen Brondegaard Der Sadebaum als Abortivum In Sudhoffs Archiv fur Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften Band 48 Nr 4 1964 S 331 351 JSTOR 20775123 auch in V J Brondegaard Ethnobotanik Pflanzen im Brauchtum in der Geschichte und Volksmedizin Berlin 1985 S 190 216 Gundolf Keil Randnotizen zum Stockholmer Arzneibuch In Studia neophilologica Band 44 Nr 2 1972 S 238 262 hier S 242 Hans Zotter Antike Medizin Die medizinische Sammelhandschrift Cod Vindobonensis 93 in lateinischer und deutscher Sprache Akademische Druck u Verlagsanstalt Graz 1980 Interpretationes ad codices Band 2 2 verbesserte Auflage ebenda 1986 ISBN 3 201 01310 2 S 152 155 Gundolf Keil Randnotizen zum Stockholmer Arzneibuch In Studia neophilologica A Journal of Germanic and Romance Philology Band 44 Nr 2 1972 S 238 262 hier S 242 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sadebaum amp oldid 238307316